Das neue Solarjahr beginnt wie das alte endete, mit einem Paukenschlag: Demnach schickt sich mit der chinesischen LDK eines der grössten Unternehmen der Branche an, das kleine aber feine deutsche Solarunternehmen Sunways zu übernehmen. Wie das 2005 im Südosten Chinas gegründete Unternehmen zum Jahreswechsel mitteilte, sollen zunächst ein Drittel der Aktien übernommen werden. Danach wolle LDK den übrigen Sunways-Aktionären deren Unternehmensanteile für gebotene 1,90 Euro je Aktie abkaufen. Am Freitag lag der Schlusskurs der Sunways-Papiere noch bei 1,54 .
Gemäss dem Umweltportal klimaretterinfo.org stand der Wechselrichter-Produzent Sunways vor Jahresfrist blendend da. Dann allerdings folgte das Streichkonzert der deutschen Regierung: Sunways schrieb allein im dritten Quartal knapp 9 Millionen Euro. Die Sunways-Konzernleitung machte deutlich, was der Schritt besagt: "Im Zusammenhang mit dem Einstieg der LDK Solar Germany Holding GmbH wurde zudem eine Aufhebungsvereinbarung ... über bestehenden Langzeitliefervertrag für Wafer abgeschlossen". Zu gut deutsch: Ab sofort hat LDK Solar das Sagen.
Damit setzt sich in schnellem Tempo fort, was sich im Laufe des vergangenen Jahres abzeichnete, nämlich die gehörigen Schwierigkeiten der europäischen und amerikanischen Solarunternehmen, auf den Weltmärkten zu bestehen – so wie zu Ende 2011 zu beobachten bei Solar Millenium und der Berliner Firma Solon. Zuvor waren schon US-Firmen pleite gegangen und die norwegische REC, einer der grössten Waferproduzenten weltweit, steckt in akuten Schwierigkeiten. Keine Hellseherei also, wenn ein weiterer gehöriger Umbruch in der Branche vorausgesagt wird.
Der Hintergrund: Jetzt kommt die grosse Preisschlacht, respektive sie setzt sich fort. Denn die Preisreduktionen bei Solarmodulen und die eingeleitete Absenkung der Preise für solare Kilowattstunden (Reduzierung um die Hälfte innerhalb dreier Jahre) werden anhalten. So heftig, dass die vom deutschen Solarmagazin Photon (das nie um Provokationen verlegen ist) vorhergesagte Konkurrenzfähigkeit des Solarstroms in nicht allzu ferner Zukunft eintreffen dürfte. Wohl gemerkt im Vergleich zur derzeit billigsten neuen Energiequelle, den neu erstellten Kohlekraftwerken. Photon prophezeit für das Jahr 2016 Kilowattstundenpreise um die 6 Cent - gleich wie bei Kohle.
2012 wird Jahr der Grossanlagen – so wie gerade noch vor Jahresschluss das erste 100-Megawattprojekt abgeschlossen und ans Netz angeschlossen wurde (siehe Solarmedia vom 29. Dezember 2011), wird es mit Siebenmeilenstiefeln weitergehen. Bereits sind in den USA Solaranlagen mit einer Kapazität von jeweils 550 Megawatt im Bau. Und dass das ganz reale Projekte mit guten wirtschaftlichen Aussichten darstellen, belegt, das noch im Dezember bekannt gewordene Engagement von Warren Buffett in eben diesen (siehe Solarmedia vom 7. Dezember 2011). Hätte es eines Beweises bedurft für den Aufstieg der Branche, so lieferte ihn ausgerechnet der Hersteller elektronischer Massenprodukte Foxconn: Der taiwanesische Elektronikriese wird bald auch Zellen und Module produzieren. Für andere Produzenten wird es damit enger. Foxconn ist ein harter neuer Wettbewerber.
Übrigens: Von zehn Solartrends hatte Solarmedia anfangs 2011 geschrieben (siehe «Willkommen im Solarjahrzehnt» vom 5. Januar 2011). Die Trends haben sich allesamt im laufenden Jahr zumindest verstärkt, wenn nicht gar bestätigt. So hiess es damals unter anderem:
- Die Netzparität wird erreicht - und das schon bald
- Neue Märkte erlangen ungeahnte Bedeutung
- Solarthermie hat wieder Fahrt aufgenommen
- Atomstrom ist der grosse Konkurrent
Abstriche sind allenfalls bei der These vom Atomstrom als grossen Konkurrenten zu machen. Noch ist der atomare Wahn zwar nicht übertrumpft, aber Fukushima hat zweifellos eine Trendwende eingeleitet. Sie wurde in den vergangenen Tagen noch unterstrichen durch das Ende eines anderen Technikwahns. In Deutschland wurden endgültig die Träume beerdigt von der superschnellen Magnetschwebebahn, dem Transrapid. Das dürfte ein Menetekel sein für die nach wie vor weit von der Realisierbarkeit entfernte Kernfusion (siehe Zeit vom 30. Dezember 2012). Denn herkömmliche Züge auf Rädern fahren unterdessen schneller als der Transrapid – und die Erneuerbaren werden billiger und viel schneller Strom produzieren als die Kernfusion.
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