Montag, 31. Dezember 2018

Solar - unverzichtbar !

Das abgelaufene Jahr mag nach der internationalen Klimakonferenz und dem Scheitern der Schweizer CO2-Gesetzgebung ein betrübliches Bild abgeben. Dennoch bin ich versucht zu kalauern: Noch ist Polen nicht verloren.... Und auch Solarmedia nicht, unter einer Bedingung – siehe weiter unten....

Der Ertrag von PV-Anlagen hat 2018 neue
Rekorde erbracht - wie bei dieser am Fuss des
Züricher Üetlibergs (Bild: Guntram Rehsche)
Bei den andauernden Klimaverhandlungen ist das letzte Wort längst nicht gesprochen und auch das hiesige Parlament wird  im kommenden Jahr wieder über der Klimafrage brüten. Wobei die Stossrichtung unvermindert klar ist: Wenn es schon Kompensationen des CO2-Ausstosses sein sollen, dann doch bitte im Inland. Und insbesondere auch endlich eine Belastung des Flugverkehrs, der heutzutage ja dreifach profitiert von Befreiung von Mehrwert-, Kerosin- und Umsatzsteuer - und damit ein eigentlicher Subventionshai ist – obwohl das in der Öffentlichkeit noch nicht angekommen ist.

Doch ist jetzt nicht der Moment, die ganze energiepolitische Diskussion aufzurollen – aber das Versprechen abzugeben, dass Solarmedia und der zugehörige Twitter-Account auch im kommenden Jahr mit hunderten (!) Beiträgen präsent sein wird. Denn nach wie vor gilt: Ohne Zubau an Erneuerbaren Energien, hierzulande in erster Linie von Photovoltaik, wird die Energiestrategie ihre Ziele bei weitem verfehlen. Mit dem forcierten Zubau hingegen entsteht ein Fundament, an dessen Ende eine 100-Prozent-Versorgung mit Erneuerbaren Energien und eine Reduktion des CO2-Ausstosses auf Null stehen soll. In diesem Sinne gilt:

Nach hoffentlich schönen Festtagen wünscht Solarmedia EIN GUTES NEUES JAHR! Womit? Natürlich mit viel Sonnenschein und Freude in allen solaren Belangen (hierzulande Fortschritte bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 - zu weltweiten Erfolgen siehe P.S. ganz am Schluss des Textes)!

Wem es danach steht, in dieser Hinsicht gleich EIN ZEICHEN ZU SETZEN, der bedenke doch meine solaren Medien, die ansonsten völlig ohne Unterstützung auskommen und ein ganzes liebes Jahr lang täglich mit dem Blog Solarmedia und Twitter (einsehbar auch ohne Anmeldung, einfach mal anklicken und reinschauen in meinen über 2300 Tweets) präsent sind.

Vielen Dank - und beste Grüsse
Guntram Rehsche - Autor Solarmedia

UNTERSTÜTZUNG MIT 20 CHF (oder beliebig.... - Sponsorenbeiträge mit Vermerk auf Website ab 200 CHF) auf Konto: Zürcher Kantonalbank / Guntram Rehsche / IBAN CH46 0070 0111 3009 63007

P.S. noch ein erstaunlicher Hinweis aus der Welt der Solarmedien in Englisch: Renewables wins 2018 1 World's 5th largest economy, California, unveils most ambitious climate goal ever: Carbon neutral by 2045 2 India ups massive 2022 renewables target by 28% 3 1,000GW of wind and solar power installed 4 In 2nd half of 2018 alone solar costs fall 14%, wind 6%

Samstag, 29. Dezember 2018

2019: Keine klare Tendenz für Modulpreise

Wer sich mit Herstellern aktuell über Modulpreise für 2019 unterhalten möchte, zum Beispiel um verbindliche Angebote abgeben zu können, wird enttäuscht, schreibt Martin Schachinger, Geschäftsleiter von pvxchange.  Seine Ausführungen gelten in erster Linie für den deutschen Markt - was dort geschieht, hat aber immer auch Einfluss auf den schweizerischen.

Noch niemand weiß, wo die Reise hingeht, daher möchte sich auch keiner so richtig festlegen – die Planungssicherheit tendiert also immer noch gegen Null. Scheinbar reicht den Anbietern die Rücknahme der kurzfristigen Einschnitte bei der Einspeisevergütung im mittleren Anlagensegment durch die deutsche Bundesregierung noch nicht, um ihre Kapazitäten oder Liefermengen kurzfristig zu erhöhen. Die erhöhte EEG-Absenkung in Deutschland kommt jetzt schrittweise von Februar bis April 2019, nicht mehr einmalig und schon im Januar. Der Markt hat sich dadurch aber kaum beruhigt. Auch versprechen die Prognosen zu Märkten wie Asien und Südamerika eine weiterhin hohe weltweite Nachfrage und lokale Engpässe, so dass die Produzenten auf stagnierende bis leicht steigende Preise spekulieren. Die großen asiatischen Hersteller vertrösten ihre Kunden mit dem Versprechen, ihre Zell- und Modulpreise spätestens nach Chinesisch-Neujahr, also im Februar 2019, anzupassen.
Ein Blick auf das sich dem Ende entgegen neigende Jahr zeigt, dass die Modulpreise bereits eine sehr dynamische Entwicklung hinter sich haben. 2018 war geprägt von einem heftigen Preisverfall, der einerseits durch die Mitte des Jahres angekündigten Kürzungen von Förderprogrammen in China ausgelöst wurde – die im Übrigen dann doch nicht so dramatisch ausfielen, wie zunächst angenommen – und andererseits durch den Wegfall des Mindestimportpreises (MIP) noch beschleunigt wurde. Nach insgesamt 5 Jahren der Marktregulierung, mit der man seitens der EU-Kommission glaubte, einem durch Voruntersuchungen belegten Preisdumping durch chinesische Hersteller begegnen und die heimische Solarindustrie retten zu können, war der Spuk im September 2018 endlich vorbei. Der Erfolg dieser Maßnahmen war allerdings mäßig – kaum ein lokaler Hersteller ist uns erhalten geblieben und die Marktmacht chinesischer Anbieter ist immer noch allgegenwärtig.
Anfang Oktober war der Boden dann erreicht – die Modulpreise fielen nicht weiter, sondern stabilisierten sich schlagartig. Die Nachfrage in Europa war nach der Sommerpause allgemein angestiegen, so dass die Verfügbarkeit bestimmter Modultypen schon wieder drohte, knapp zu werden. Die ganze Situation verschärfte sich mit der plötzlichen Ankündigung der deutschen Bundesregierung, die Einspeisevergütung für PV-Dachanlagen zwischen 40 und 750 kWp schon ab Januar 2019 um 20 Prozent auf das Niveau von Freiflächenanlagen absenken zu wollen - wegen angeblicher Überförderung. Die dadurch entstehende große Aufregung im Markt legte sich etwas, nachdem die Kürzungen schließlich in abgemilderter Form beschlossen wurden. Insgesamt steuert Deutschland im 4. Quartal auf sehr ordentliche Zubauzahlen für Neuanlagen hin, wie man sie sich eigentlich immer wünschen würde, beziehungsweise bräuchte, um die selbstgesteckten Klimaziele der Regierung auch nur annähernd zu erreichen.
Währenddessen wurde auf der zwischen dem 2. und 14.12.2018 stattgefundenen 24. UN-Klimakonferenz wieder nur heiße Luft verbreitet und halbgare Versprechungen gemacht, anstatt endlich klare Signale in Richtung eines schnelleren Ausbaus der Erneuerbaren Energien zu setzen. Deutschland hat kürzlich sogar den Negativpreis „Fossil des Tages“ für Versäumnisse in der Klimapolitik verliehen bekommen – die einstige Vorreiterrolle für den weltweiten Klimaschutz scheint mit der Aufgabe der bisher propagierten Klimaziele für 2020 endgültig aufgegeben worden zu sein. Offenbar zieht es die Bundesregierung vor, durch eine deutliche Absenkung der Vergütungshöhen bei fast allen Technologien einen weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien eher einzubremsen und auf der anderen Seite noch nicht einmal eine klare Linie beim Kohleausstieg zu zeigen. Wie damit eine schnelle Wende geschafft werden soll, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.
Wie entwickelt sich nun aber der Photovoltaikmarkt im Jahr 2019? Viele Tier-1-Produkte sind aktuell gar nicht oder nicht mehr in ausreichender Menge verfügbar, um kurzfristig noch größere Projekte damit ausstatten zu können. Deren Hersteller sind nach eigenen Worten ausverkauft bis in den März oder April hinein. Im Spotmarkt sind zwar noch Mengen im einstelligen Megawatt-Bereich verfügbar, bei der Markenwahl darf der Kunde jedoch nicht besonders wählerisch sein. Alles hängt nun von der zukünftigen Entwicklung in Regionen wie Asien oder Südamerika ab. Bleibt dort die Nachfrage ungebrochen hoch – für China wird für 2019 ja schon wieder ein Zubau von 50 Gigawatt oder mehr prognostiziert – werden die Zell- und Modulpreise wohl tatsächlich längerfristig stagnieren. In Europa ist wieder mit einem eher moderaten Wachstum zu rechnen, obwohl einige Staaten durchaus ambitionierte Ziele für die nächsten Jahre vorgeben und neue Ausschreibungsmodelle ankündigen.
Von einem förderungsunabhängigen Marktwachstum sind wir leider noch etwas entfernt, solange die rechtlichen Weichenstellungen für die unkomplizierte Errichtung von Anlagen mit Stromabnahme­verträgen (Power Purchase Agreement, PPA) noch fehlen. Noch sind es Leuchtturmprojekte - Photovoltaikanlagen, die ohne staatliche Förderung oder EEG auskommen. Deren Errichter sind auf weiter sinkende Modulpreise angewiesen, welche sich aktuell aber noch nicht abzeichnen. Für 2019 erwarte ich keinen größeren Preisrutsch mehr, allerdings auch keine steigenden Preise. Polykristalline Zellen werden in den kommenden Monaten wohl schleichend durch Mono-PERC und weitere hocheffiziente Technologien ersetzt, so dass gegebenenfalls bei der Unterkonstruktion und den Montagekosten einige Einsparungen möglich sind. Eine Renaissance von Dünnschichtmodulen steht wohl noch aus. Dennoch gibt es über First Solar hinaus noch deutlich mehr Hersteller und Kapazitäten, als man vordergründig vielleicht wahrhaben möchte. Gerade im Gebäudeintegrationsbereich (siehe auch Photogalerie in Spalte links, ganz oben) dürften in naher Zukunft noch einige interessante Produkte vorgestellt werden – es bleibt also spannend!

Der Autor Martin Schachinger ist Geschäftführer von pvexchange und  schreibt jeden Monat einen persönlichen Marktkommentar, der in Fachzeitschriften wie zum Beispiel dem pv magazine oder der photovoltaik, sowie auf Online-Plattformen wie dem Solarserver oder EUWID Energie veröffentlicht wird. 

Quelle: pvxchange.com

Mittwoch, 26. Dezember 2018

Projekt zum Verlieben

Auch in der Schweiz findet das deutsche Alternativ-TV immer wieder Aufsehen erregende Projekte - wie dieses aus Wetzikon (ZH) (ein «schönes» Haus mit hohem Grad an Versorgung mit eigenem Sonnenstrom):



Quelle: Leben mit der Energiewende

Montag, 24. Dezember 2018

Astronaut Gerst: Nachricht an EnkelInnen

Der ESA-Astronaut Alexander Gerst hat während seiner Mission "Horizonte" im Jahr 2018 eine Nachricht in deutscher Sprache an seine zukünftigen Enkelkinder aus dem Observatorium "Cupola" der Internationalen Raumstation abgegeben. Obwohl diese Nachricht an seine Nachkommen gerichtet ist, gilt sie für uns alle. Jeder sollte zum Schutz und zur Verbesserung dieses Planeten beitragen, den wir Zuhause nennen.



Quelle:   European Space Agency, ESA | International Space Station – Commander of Expedition 57 – Alexander Gerst – 25 November 2018 – 400 km above the Earth's surface | Follow Alexander and review his #Horizons mission on social media via http://bit.ly/AlexanderGerstESA and on http://bit.ly/HorizonsBlogESA

Quelle:  http://www.sonnenseite.com/de/

Freitag, 21. Dezember 2018

Aua AKW: Das wird teuer

Eine Oxford-Studie kommt zum Schluss, dass die Kostenrisiken für die Lagerung des Schweizer Atommülls erheblich unterschätzt werden. Für die Schweizerische Energie-Stiftung SES ist klar: Damit die Steuerzahlenden künftig nicht Gefahr laufen diese Kosten zu tragen, sind höhere Sicherheitsmargen für den Entsorgungsfonds nötig.

Die Betreiber von Atomkraftwerken zahlen jährlich Beiträge in den vom Bund kontrollierten Entsorgungsfonds, aus dem dereinst die Kosten für das geologische Tiefenlager beglichen werden sollen. Es gilt das Verursacherprinzip. Offen ist, wie hoch diese Beiträge ausfallen müssen, damit in den kommenden Jahrzehnten nicht Bund und Steuerzahlende diese Kosten schultern müssen. Vor diesem Hintergrund hat die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) bei Oxford Global Projects eine unabhängige Einschätzung der Kosten- und Terminüberschreitungsrisiken in Auftrag gegeben. Das auf Megaprojekte fokussierte Beratungsunternehmen hat dafür Erfahrungswerte aus Projekten mit vergleichbaren Dimensionen analysiert (Lagerung radioaktiver Abfälle, Atomkraftwerke, Untertagebau).

Grosse Differenz zum Vorschlag aus dem UVEK
: Die Studie zeigt auf: Soll das Risiko einer Kostenüberschreitung bei maximal 20 Prozent liegen, ist eine Sicherheitsmarge von 202% nötig. Das UVEK des Bundes hingegen schlägt derzeit in der Revision der massgeblichen Stilllegungs- und Entsorgungsfondsverordnung (SEFV) für dasselbe Risiko einer Kostenüberschreitung nur Zuschläge im Umfang von rund 50% vor. Das führt zu Gesamtkosten von CHF 12,38 Mrd, die vom Entsorgungsfonds abgedeckt werden müssen. Mit der von der Studie empfohlenen Sicherheitsmarge ergäben sich Kosten von CHF 24.85 Mrd. – also rund doppelt so viel. Würde dieser Empfehlung Folge geleistet, müssten die Beiträge der AKW-Betreiber klar angehoben werden.

Verordnungsrevision geht in die falsche Richtung: In der laufenden SEFV-Revision schlägt das UVEK vor, den bisherigen sogenannten «Sicherheitszuschlag» für den Entsorgungsfonds von heute 30% zu streichen und stattdessen eine Normenstufe tiefer durch verschiedene Zuschläge zu ersetzen. Die Studienresultate bestätigen die SES nun in ihrer bereits früher vorgetragenen Kritik: Dieser Vorschlag zielt in die falsche Richtung. Der Sicherheitszuschlag ist in der Verordnung zu erhalten und zu erhöhen. Ansonsten drohen künftige Generationen die Differenz zu den zu tief angesetzten Entsorgungskosten übernehmen zu müssen.

Die Studie von Oxford Global Projects

Kostenstudie 2016
Die Kostenstudie 2016 (KS16) ist die aktuelle Basis für die Bemessung der Beiträge in die Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (STENFO) für die nach der Ausserbetriebnahme anfallenden Kosten der Schweizer AKW. Die KS16 wurde im Dezember 2016 publiziert. Die SES warnte im Mai 2017 nach einer ersten Überprüfung vor einem hohen Risiko für Bund und Steuerzahlende, dereinst Geld nachschiessen zu müssen. Die STENFO-Verwaltungskommission veröffentlichte ihrerseits im Dezember 2017 einen zusammenfassenden Überprüfungsbericht und setzte darauf basierend die Höhe der Stilllegungs- und Entsorgungskosten fest, welche das UVEK im April 2018 nun definitiv verfügt hat.

Revision Stilllegungs- und Entsorgungsfondsverordnung
Ende November 2018 hat der Bundesrat die Vernehmlassung zur Revision der Stilllegungs- und Entsorgungsfondsverordnung (SEFV) eröffnet, in welcher der Sicherheitszuschlag und weitere finanzielle Vorgaben geregelt sind. Davon abgeleitet wird die definitive Höhe der Beiträge, welche jedes einzelne Schweizer AKW jährlich in die Fonds einzuzahlen hat. Die Vernehmlassung läuft bis am 18. März 2019.

Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung SES

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Es geht eben doch voran in Deutschland

Deutschland verzeichnet den geringsten Energieverbrauch seit Anfang der 1970er Jahre - Die Erneuerbaren erreichten 2018 einen Anteil von 14 Prozent am Primärenergieverbrauch - Und der CO2-Ausstoß ging auch zurück.





© Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. | Erneuerbare werden drittwichtigster Energieträger Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2018 gesamt 12.900 PJ oder 440,2 Mio. t SKE Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern) - Vergrössern mit Klick auf Grafik !
Der Energieverbrauch in Deutschland ist 2018 deutlich zurückgegangen. Nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen sank der Verbrauch gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent auf 12.900 Petajoule (PJ) beziehungsweise 440,2 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Damit liegt der Energieverbrauch in Deutschland auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1970er Jahre. Da die Verbrauchsrückgänge alle fossilen Energieträger betreffen, Zuwächse dagegen nur bei den erneuerbaren Energien zu verzeichnen sind, geht die AG Energiebilanzen von einem Rückgang bei den energiebedingten CO2-Emissionen in einer Größenordnung von reichlich 6 Prozent aus.

Für den geringeren Energieverbrauch in Deutschland macht die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen vor allem die gestiegenen Preise, die milde Witterung sowie Verbesserungen bei der Energieeffizienz verantwortlich. Die verbrauchssteigernde Wirkung der Faktoren Konjunktur und Bevölkerungszuwachs traten dagegen 2018 in den Hintergrund. Ohne den verbrauchssenkenden Einfluss der milden Witterung hätte der Verbrauch um knapp 4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres gelegen.

Der Verbrauch von Mineralöl verringerte sich im abgelaufenen Jahr insgesamt um5,6 Prozent. Den stärksten Rückgang verzeichnete der Absatz von Heizöl. Beim Otto- und beim Dieselkraftstoff kam es nur zu leichten Rückgängen, beim Flugkraftstoff dagegen zu einer Absatzsteigerung.

Der Erdgasverbrauch war 2018 in Deutschland ebenfalls rückläufig und verminderte sich insgesamt um 7,3 Prozent. Nachdem die kalte Witterung im 1. Quartal für einen deutlichen Verbrauchsanstieg gesorgt hatte, kam es im Jahresverlauf durch höhere Temperaturen zu Verbrauchsrückgängen im Raumwärmemarkt. Einfluss auf den Verbrauchsrückgang im Gesamtjahr hatten zudem der weitere Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie die Preisentwicklung.

Der Verbrauch an Steinkohle ging 2018 in Deutschland um 11,2 Prozent zurück. Mit mehr als16 Prozent verminderte sich der Einsatz von Steinkohle für die Strom- und Wärmeerzeugung in Kraftwerken besonders stark. Zum Rückgang trugen sowohl die Zunahme der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen sowie der Anstieg der Brennstoffkosten, insbesondere der CO2-Preise, bei. Der Verbrauch von Koks und Kokskohle in der deutschen Stahlindustrie lag unter dem Niveau des Vorjahres.

Der Verbrauch von Braunkohle sank 2018 zum sechsten Mal in Folge. 2018 lag der Rückgangbei 1,9 Prozent, da die Stromerzeugung aus Braunkohle ebenfalls zurückging. Bis 2020 wird sich der Einsatz von Braunkohle zur Stromerzeugung infolge der Überführung von Anlagenin die Sicherheitsbereitschaft insgesamt um 13 Prozent gegenüber 2015 vermindern.

Bei der Kernenergie kam es im Vergleich zum Vorjahr zu einer leichten Abnahme der Stromproduktion um 0,3 Prozent. Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch 2018 insgesamt um 2,1 Prozent. Bei der Windkraft gab es ein Plus von 7 Prozent. Die Solarenergieverzeichnete ein Plus von 16 Prozent. Die Biomasse verharrte auf dem Vorjahresniveau und bei der Wasserkraft kam es zu einem Minus von 16 Prozent.

Die Anteile der verschiedenen Energieträger am nationalen Energiemix haben sich 2018 gegenüber dem Vorjahr weiter verschoben: Bei den fossilen Energien kam es in Summe zu einem Rückgang, so dass die deutsche Energieversorgung ihre Kohlenstoffintensität weiterverringern konnte. Kennzeichnend bleibt aber ein breiter Energiemix. Knapp 58 Prozent des inländischen Energieverbrauchs entfallen auf Öl und Gas. Stein- und Braunkohle deckten zusammen etwas mehr als ein Fünftel des Verbrauchs. Die Erneuerbaren steigern ihren Beitrag auf 14 Prozent.

Montag, 17. Dezember 2018

Europa 100% erneuerbar

Eine neue wissenschaftliche Studie modelliert die vollständige Energiewende in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr in Europa: Im Rahmen der Klimadiskussionen der COP24, der jährlichen Konferenz der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC), wurde vergangene Woche ein neuer Bericht veröffentlicht, der die Machbarkeit einer europäischen Energiewende basierend auf 100% Erneuerbaren Quellen aufzeigt.

Die Studie zeigt, dass die Wende hin zu 100% Erneuerbaren Energien mit dem heutigen, konventionellen fossil-nuklearen System wirtschaftlich konkurrenzfähig wäre und die Treibhausgasemissionen noch vor 2050 auf Null reduzieren würde. Noch deutlicher wird der finanzielle Vorteil einer Energiewende unter Berücksichtigung des prognostizierten Beschäftigungswachstums, sowie indirekter wirtschaftlicher Vorteile, welche beispielsweise für Gesundheit, Sicherheit und die Umwelt geschaffen werden, jedoch in der Studie nicht einbezogen wurden.
Die von der LUT University und der Energy Watch Group durchgeführte wissenschaftliche Modellierungsstudie ist die erste ihrer Art, die eine vollständige Energiewende in Europa in den Bereichen Strom, Wärme, Verkehr und Entsalzung bis 2050 simuliert. Die Veröffentlichung der Studie erfolgte nach etwa viereinhalb Jahren Forschung und Analyse von Datenerfassungen und technischen und finanziellen Modellierungen durch 14 Wissenschaftler. „Der Bericht bestätigt, dass eine Wende hin zu 100% Erneuerbaren Energien in allen Sektoren möglich und nicht teurer ist als das heutige Energiesystem”, sagte Hans-Josef Fell, ehemaliger Abgeordneter des Deutschen Bundestages und Präsident der Energy Watch Group, während der COP24-Pressekonferenz. „Es wird gezeigt, dass Europa auf ein emissionsfreies Energiesystem umstellen kann. Deshalb können und sollten die europäischen Politiker viel mehr für den Klimaschutz tun als derzeit anvisiert.“
Einige Schlüsselerkenntnisse der Studie:
• Die Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien erfordert eine Massenelektrifizierung in allen Energiesektoren. Die gesamte Stromerzeugung wird das Vier- bis Fünffache der Stromerzeugung von 2015 ausmachen. Dadurch wird der Stromverbrauch im Jahr 2050 mehr als 85% des Primärenergiebedarfs betragen. Gleichzeitig wird der Verbrauch fossiler Energierohstoffe und Kernkraft in allen Sektoren vollständig eingestellt.
• Die Stromerzeugung im 100% Erneuerbare-Energien-System wird aus folgendem Mix an Energiequellen bestehen: Solarenergie (62%), Windkraft (32%), Wasserkraft (4%), Bioenergie (2%) und Geothermie (<1 font="">
Wind- und Solarenergie machen bis 2050 94% der gesamten Stromversorgung aus. Etwa 85% der Erneuerbaren Energien werden aus dezentraler lokaler und regionaler Erzeugung stammen.
• 100% Erneuerbare Energien sind nicht teurer: Die Energiekosten für ein vollständig nachhaltiges Energiesystem in Europa bleiben stabil und liegen 2050 bei 50-60 €/MWh.
• Die jährlichen Treibhausgasemissionen in Europa sinken durch die Umstellung in allen Sektoren kontinuierlich von rund 4.200 Mio. t CO2-Äq. im Jahr 2015 auf Null bis 2050.
• Ein zu 100% erneuerbares Stromsystem wird 3 bis 3,5 Millionen Menschen beschäftigen. Die rund 800.000 Arbeitsplätze im europäischen Steinkohlebergbau aus dem Jahr 2015 werden bis 2050 komplett eingestellt. Diese werden durch mehr als 1,5 Millionen neue Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbare-Energien-Branche überkompensiert.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die aktuellen Ziele des Pariser Klimaabkommens beschleunigt werden können und sollten”, sagte Dr. Christian Breyer, Professor für Solarwirtschaft an der finnischen Universität LUT. “Eine Wende hin zu 100% sauberen, Erneuerbaren Energien ist sehr realistisch – schon jetzt, mit den heute verfügbaren Technologien.“
Die Studie schließt mit politischen Empfehlungen zur raschen Einführung Erneuerbarer Energien und emissionsfreier Technologien. Zu den wichtigsten in dem Bericht festgelegten Maßnahmen zählen die Förderung von Sektorenkopplung, privaten Investitionen, Steuervergünstigungen und rechtlichen Privilegien bei gleichzeitiger Einstellung von Subventionen für Kohle und fossile Brennstoffe. Mit der Umsetzung starker politischer Rahmenbedingungen, so der Bericht, ist eine Wende hin zu 100% Erneuerbaren Energien bereits vor 2050 möglich.
Die Schlüsselerkenntnisse (auf Englisch) finden Sie hier. Die komplette Studie (auf Englisch) finden Sie hier. Eine zusammenfassende Präsentation zu den Ergebnissen der Studie (auf Englisch) finden Sie hier. Eine ausführliche Präsentation zu den Ergebnissen der Studie (auf Englisch) finden Sie hier.
Über die Studie: Die Simulation der Energiewende in Europa ist Teil der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Stiftung Mercator mitfinanzierten Studie „Globales Energiesystem mit 100% Erneuerbaren Energien“, welche Anfang 2019 abgeschlossen sein wird. Modernste Modellierungen, entwickelt von der LUT University, berechnen einen kostenoptimalen Mix von Technologien auf Grundlage lokal verfügbarer erneuerbarer Energiequellen. Dabei wird ein kosteneffizienter Übergang hin zu einer erneuerbaren Energieversorgung für die ganze Welt, aufgeteilt in 145 Regionen, mit stündlicher Auflösung für ein gesamtes Referenzjahr ermittelt. Das Szenario der globalen Energiewende wird in fünfjährigen Zeiträumen von 2015 bis 2050 durchgeführt. Die Ergebnisse werden in neun große Weltregionen zusammengefasst: Europa, Eurasien, MENA, Südsahara-Afrika, SAARC, Nordostasien, Südostasien, Nordamerika und Südamerika.
Über die Energy Watch Group: Die Energy Watch Group (EWG) ist ein unabhängiges, gemeinnütziges, überparteiliches globales Netzwerk von Wissenschaftler*innen und Parlamentarier*innen. Die EWG erstellt Forschungen und veröffentlicht unabhängige Studien und Analysen über die globale Energieentwicklung. Ziel der EWG ist es, der Energiepolitik objektive Informationen zu verschaffen.
Über die LUT University: Die finnische LUT University ist auf Technologie und Wirtschaft spezialisiert. Die Stärken der LUT University sind die Bereiche Energie, Forstindustrie und Metallcluster, Elektrotechnik, Wirtschaft und Expertise in Zusammenarbeit mit Russland. Bei 900 Mitarbeitern an der Universität studieren in den verschiedenen Studiengängen rund 5.000 Studenten und 500 Doktoranden. LUT ist die größte Energieforschungs- und Bildungsorganisation in Finnland. Die LUT School of Energy Systems beschäftigt über 300 Fachkräfte, die unter der Leitung von 30 Professoren in Forschung und Lehre im Bereich Energie arbeiten. Weitere Informationen finden Sie unter www.lut.fi.

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Einfach zu wenig Solar

Die Mehrheit der Schweizer Privathaushalte bezieht den Strom beim lokalen Energieversorger. Die Untersuchung der Standardstromprodukte von 125 Schweizer Energieversorgern zeigt, dass der Anteil des Solarstroms nicht entsprechend der Produktion steigt und damit die Ziele der Energiewende gefährdet werden.

Schweizer Haushalte sind durch die ausbleibende Liberalisierung bei ihrem jeweiligen Energieversorger gefangen und beziehen mehrheitlich das lokale Standardprodukt. Die Stromherkunft dieses bedeutenden Absatzkanal ist also wichtig. Deshalb hat myNewEnergy die Zusammensetzung der Standardprodukte von 125 der grössten Schweizer Energieversorgern untersucht, womit rund 80% der Privatkunden abgedeckt werden.

Zusammensetzung nur auf den ersten Blick positiv: In den letzten Jahren hat sich die Qualität des Stroms stark verändert. Viele Anbieter haben fast vollständig erneuerbare Standardprodukte auf Wasserbasis eingeführt und sind bei den verkauften Produkten aus Kernenergie und Graustrom ausgestiegen. Der Wasserstrom stammt allerdings mehrheitlich aus jahrzehntealten Wasserkraftwerken. Standardprodukte mit erhöhtem Anteil an neuem Solar- oder Windstrom sind gibt es praktisch keine. Die produzierte Kernkraft wird für den Privatkunden ausgeblendet und mehrheitlich günstiger an Firmen und Grossabnehmer verkauft. So wird leider die Realität nicht abgebildet und sowohl der sehr langsame Ausstieg aus der Kernenergie verschleiert, wie auch der Aufbau der dringend nötigen neuen Solar- und Windkraftwerke zu wenig unterstützt.

Solarstrom wichtigster Pfeiler für die Umstellung: Die Energiestrategie und die aktuellen Ausbauraten zeigen, dass Solarstrom essentiell für die Umstellung der Stromversorgung ist. Wind- und Geothermieprojekte sind grossteils blockiert, während  Solartechnik mittlerweile konkurrenzfähig ist, immer noch günstiger wird und breit von der Bevölkerung befürwortet wird. Der schnelle Ausbau von Photovoltaik ist also nicht nur der günstigste Weg, sondern unsere einzige Chance die Atomkraftwerke ohne negative Klimafolgen abstellen zu können.

Dieser Ausbau wird derzeit vor allem von Privatpersonen und Eigentümergemeinschaften finanziert, die den überschüssigen Strom in die Netze einspeisen, aber dafür immer weniger Geld erhalten. Denn solange die Solarprodukte in der Nische bleiben und zu wenig Solarstrom verkauft wird, sind die Preise unter Druck. Auch die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) trägt wenig zur Lösung bei, da sie demnächst ausläuft und sowieso gedeckelt ist.

Solaranteil steigt zu langsam: Wie die  Analyse zeigt, steigt der Anteil des PV Stroms in den Standardprodukten zu langsam, um mit der realen Produktion und den nötigen Ausbauraten für das Abschalten der Atomkraftwerke mitzuhalten. Nur rund 60 der untersuchten 125 Stromversorger mischen für 2019 aktiv Solarstrom in die Produkte. Um den Wandel voranzutreiben, wäre es nötig, dass der Standard Schritt für Schritt an die zunehmende PV-Produktion angepasst wird und damit der Ausbau attraktiver wird. Georg Meier von Energiezukunft Schweiz stimmt zu und meint. "Solarstrom lässt sich zudem einfach und günstig direkt bei den Produzenten beschaffen, z.B. via Ökostrombörse.ch und kann damit direkt gefördert werden."

Die Energieversorger spielen also mit der Zusammensetzung der Standardprodukte eine wichtige Rolle in der Gestaltung unserer Stromzukunft und sollten aktiver werden. Verbraucher, die nicht auf die Umstellung ihres Stromversorgers auf Solarstrom warten wollen, können jederzeit handeln. 

Den umfassenden Stromprodukte Vergleich für 2019 findet man auf www.mynewenergy.ch.

Montag, 10. Dezember 2018

AEE plädiert für integrales Marktmodell

Die Schweiz hat Ja gesagt zur Energiestrategie 2050 und Ja gesagt zum Pariser Klimaabkommen. Die Ziele sind damit vorgegeben, die auch für die Wirtschaftsakteure massgebend sein müssen. Woran es fehlt, ist eine passende Ordnung für den Strom- und Energiemarkt, die sich konsequent an diesen Eckpunkten der Klima- und Energiepolitik ausrichtet. Die AEE SUISSE hat deshalb auf der Grundlage zweier wissenschaftlicher Studien Grundsätze für ein umfassendes Marktmodell entwickelt, das die grossen Herausforderungen in der Energie- und Klimapolitik aus integraler Sicht angeht und berücksichtigt.
Die bevorstehende Revision des Stromversorgungsgesetzes, die derzeit in der Vernehmlassung ist, schliesst ein neues Marktmodell ein. Die aktuell diskutierten Lösungsvorschläge greifen allesamt zu kurz, weil sie einseitig nur die Versorgungssicherheit adressieren und den Auftrag der Schweizer Bevölkerung zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 ungenügend berücksichtigen. Eine neue Ordnung für den Strom- und Energiemarkt hat sich aber genau an dieser Energiestrategie und am Pariser Klimaabkommen zu orientieren. Darin enthalten sind klare Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Förderung der Energieeffizienz und die Reduktion der Treibhausgasemissionen. Vor diesem Hintergrund hat die Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz AEE SUISSE eine doppelte Studie beim Zentrum für Energie und Umwelt der ZHAW in Auftrag gegeben, die aus einer ökonomischen Sicht im Rahmen dieser politischen Vorgaben Eckpunkte für ein integrales Marktmodell entwickelt.

Verbindlicher Ausbaupfad, marktnahe Investitionsbeiträge, einheitlicher CO2 -Preis: Das von der AEE SUISSE vorgelegte integrale Marktmodell sichert eine erfolgreiche Umsetzung der Energiestrategie 2050 über die Zeit des 1. Massnahmenpaketes hinaus. Es beinhaltet u.a. einen verbindlichen Ausbaupfad für erneuerbare Energien, gesteuert und angetrieben über die richtigen Preissignale für die Marktakteure und einen unbürokratischen effizienten Bewilligungsprozess. Um die Ziele gemäss Ausbaupfad zu erreichen, sind gegebenenfalls Preisstützungsmassnahmen nötig, welche sich unterschiedlich ausgestalten lassen: als Einspeiseprämie mit Direktvermarktung, als investitionsbezogene Einmalvergütung oder im Rahmen von Ausschreibungen. Der Ausbau erneuerbarer Energien und damit die Nutzung heimischer Ressourcen, aber auch die Nutzung der Vorteile einer engen internationalen Zusammenarbeit erhöhen die Versorgungssicherheit.
Zur Reduktion der CO2-Emission können in erster Linie der Gebäude- und Verkehrssektor beitragen. Erneuerbare Wärme und die Elektrifizierung liefern die Hebel dazu. Gerade im Gebäudesektor schlummert dank marktreifer und günstiger Technologien ein enormes Potenzial zur Reduktion des Energieverbrauchs und damit der klimaschädigenden Emissionen. Das zentrale Instrument zur Verminderung der Treibhausgase ist auch aus ökonomischer Sicht die CO2-Abgabe, die aber als einheitlicher Abgabesatz, der die Emissionen in allen Sektoren erfasst, konzipiert sein muss. Ausnahmen sind nur noch für Gross-Emittenten möglich, wenn diese in einem internationalen Emissionshandelssystem einer Emissionsmengen-Obergrenze unterliegen. Heute liegt die Schweiz, weil sie den Verkehr immer noch komplett von der CO2-Abgabenregulierung ausklammert, bei einem bescheidenen Wert von nur gerade 30 Prozent aller CO2-Emissionen, die in der lenkenden CO2-Abgabe berücksichtigt werden.

Energie- und Klimapolitik gehören zusammen: Die Studien der ZHAW beschreiben die Problematik der aktuell weitestgehend getrennten Energie- und Klimapolitik. Allein nur schon eine substanzielle Erhöhung des CO2- Emissionspreises würde beispielsweise die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien auch ohne zusätzliche Preisstützungsmassnahmen deutlich konkurrenzfähiger machen. Gianni Operto, Präsident AEE SUISSE: «Ein wirksames Marktmodell nützt deshalb die verstärkenden Effekte der Integration von Energie- und Klimapolitik. Förderliche Rahmenbedingungen, die die Internalisierung externer Kosten, effiziente Bewilligungsverfahren und gezielte Investitionsbeihilfen und Lenkungsmassnahmen gleichermassen einschliessen, sind der Schlüssel zum Erfolg.»

Sonntag, 9. Dezember 2018

Smogbekämpfung würde Solarstrom fördern

Würde China den Smog vehement bekämpfen, könnte das Land die Produktion von Solarstrom massiv erhöhen. Das zeigen Modellrechnungen von ETH-Forscherinnen und -Forschern.

In Peking ist die Luft oft sehr schlecht. Die Stadt versinkt unter einem braunen Deckel aus Abgasen aus der Industrie, von Autos und Kohlenfeuerungen, die besonders viel schädlichen Feinstaub, Russ, Schwefeldioxid und Stickoxide in die Luft pusten. Die dreckige Luft schadet der Gesundheit der Menschen massiv. Gemäss der WHO sterben pro Jahr allein in China rund 1,6 Millionen Menschen verfrüht an den Folgen der Luftverschmutzung, weltweit sind es über sieben Millionen. Die Opfer erleiden Hirnschläge, Herzinfarkte oder Lungenkrankheiten.

China hat deswegen und um den CO2-Ausstoss einzudämmen, damit begonnen, aggressive Massnahmen gegen die Luftverschmutzung einzuführen. So hat der Staat unter anderem massiv in die Produktion von emissionsfreiem Solarstrom investiert und plant, Photovoltaikanlagen in Zukunft noch stärker auszubauen. Nur: Im Moment ist die Luftverschmutzung in China immer noch gross, und der Smog schadet nicht nur der Gesundheit, sondern verringert auch die Sonneneinstrahlung, die den Boden erreicht. Dies wiederum schmälert die Stromproduktion der installierten Photovoltaikanlagen erheblich.

Stromwirtschaft profitiert von sauberer Luft: Von einer sauberen Luft würde deshalb die Solarenergieindustrie stark profitieren, wie die Klimaforscherin Mercè Labordena und ihre Kollegen von der Gruppe für Klimaschutz und -anpassung der ETH Zürich in einer Studie aufzeigen, die soeben in der Fachzeitschrift Plos One erschien.


Die Forschenden rechneten aus, dass China im Jahr 2040 mit den heutigen und bis dahin neu gebauten Photovoltaikanlagen 85 bis 158 Terawattstunden pro Jahr zusätzlichen Strom bereitstellen kann. Dies unter der Voraussetzung, dass es gelingt, die Emissionen aus allen Sektoren – Energie, Verkehr, Industrie, Haushaltungen – ganz zu eliminieren. Die Mehrproduktion wäre somit um mindestens einen Drittel grösser als der heutige Strombedarf der Schweiz und brächte der chinesischen Stromwirtschaft bis zu 10,1 Milliarden US-Dollar aus der Solarstromerzeugung mehr ein.

Dem Modell zufolge würde sich die Sonneneinstrahlung aufgrund strenger Luftreinhaltemassnahmen im landesweiten Durchschnitt um 11 Prozent verstärken. Dadurch würden die Solarzellen einen Zehntel mehr Elektrizität erzeugen. Allerdings ist das Steigerungspotenzial nicht in allen Landesteilen gleich hoch. So würde die Einstrahlung in Peking nur um 8 Prozent steigen, in den zentralchinesischen Provinzen wie Chongqing jedoch um 26 Prozent.



Modellierte Zunahme der Sonneneinstrahlung (gelb: 30%, hellblau: 0%), falls die Emissionen aller Sektoren ganz reduziert werden können. (aus: Labordena et al, 2018, Plos One)



Lage und Kapazität der heutigen Photovoltaikanlagen, die mit dem Stromnetz verbunden sind. (aus Labordena et al, 2018, Plos One)



Gute Botschaft für Investoren: Weiter berechneten Labordena und ihre Kollegen die Kosten für die Einführung von Best-Practice-Emissionsnormen in allen Wirtschaftssektoren. Die Forschenden stellten fest, dass die Einnahmen aus der gesteigerten Photovoltaikerzeugung 13 bis 17 Prozent der Kosten für strenge Luftreinhaltemassnahmen, mit denen das Null-Emissionen-Ziel erreicht werden soll, decken könnten. «Unsere Zahlen könnten gute Nachrichten für Investoren sein», so die Forscherin weiter. Wäre die die Luft sauber, würden sich ihre Investitionen rascher bezahlt machen. Dadurch könnten mehr Mittel frei werden für den weiteren Ausbau der Photovoltaik, sagt sie. Von strengen Luftreinhaltemassnahmen würden in naher Zukunft Investoren an der Ostküste am meisten profitieren. Dort wächst derzeit auch die Zahl von Photovoltaikanlagen am schnellsten.

Gelingt es den Behörden, die Luftverschmutzung in den Ballungszentren an der Ostküste wirksam einzudämmen, würde sich deshalb nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung bessern, folgert Labordena. Die Luftreinhaltung beschleunigt auch den Übergang hin zu erneuerbaren Energien und den Kampf gegen die globale Klimaerwärmung.

Labordena M, Neubauer D, Folini D, Patt A, Lilliestam J. Blue skies over China: The effect of pollution-control on solar power generation and revenues. Plos One, November 21, 2018, doi: 10.1371/journal.pone.0207028.

Quelle: ETH-Z