Der
Bundesrat hat letzte Woche das Strommarktabkommen mit der EU präsentiert. Die
Schweizerische Energie-Stiftung (SES) befürwortet das Stromabkommen. Es stellt
einen wichtigen Baustein für die ökologische Energiewende in der
Schweiz dar. Die institutionelle Teilnahme der Schweiz am europäischen
Strombinnenmarkt und die Diversifizierung des hiesigen Strommarkts
unterstützen den Aufbau einer nachhaltigen, widerstandsfähigen und
kostengünstigen Stromversorgung in der Schweiz. Das SES-Medien-Communiqué im Wortlaut.
Das Stromabkommen wird den Ausbau der Erneuerbaren
hierzulande voranbringen. Im Abkommen ist festgehalten, dass der Anteil
an Strom aus erneuerbaren Energien erhöht werden soll. Auch die
Förderung bleibt mit dem Abkommen möglich. Die Schweiz muss aufholen;
die meisten EU-Staaten haben die erneuerbaren Energien bisher stärker
und schneller ausgebaut. Die institutionelle Teilnahme der Schweiz am
europäischen Strombinnenmarkt stellt Stromimporte sicher und
stabilisiert die Netze in der Schweiz. Die Öffnung des Schweizer
Strommarkts ermöglicht Schweizer Haushalten und kleinen Unternehmen, ihr
Stromversorgungsunternehmen selber zu wählen und von ökologischerem
Strom und günstigeren Preisen zu profitieren.
Léonore Hälg, Strommarktexpertin bei der SES,
stellt fest: «Das Strommarktabkommen bietet für die Schweiz klare
Vorteile. Wir können Geld sparen, erhöhen unsere
Stromversorgungsqualität und reduzieren den Bedarf an klimaschädlichen
Reservekapazitäten. So können wir unsere Kräfte bündeln: für eine
nachhaltige Energiewende.»
Stabile Versorgung ohne Bedarf für teure fossile und nukleare Kraftwerke: Die
Schweiz mit ihren über 40 grenzüberschreitenden
Stromübertragungsleitungen ist heute bereits technisch mit den
Nachbarstaaten verbunden. Mit dem Stromabkommen wird die Schweiz auch
institutionell ein vollwertiges Mitglied im europäischen
Strombinnenmarkt und kann dadurch jederzeit diskriminierungsfrei Strom
importieren und exportieren. Die Schweiz kann damit von
Produktionskapazitäten im benachbarten Ausland profitieren und die
eigene erneuerbare Produktion noch gewinnbringender einsetzen. Damit
steigt die Stabilität der Stromversorgung im In- und Ausland.
Léonore Hälg resümiert: «Die Schweizer Stärken sind
Wasserkraft und Sonnenenergie. Sie passen ideal zum benachbarten
Ausland, wo viel mehr Windanlagen und auch Reservekapazitäten
bereitstehen. Damit können wir uns eigene teure Experimente mit neuen
fossilen oder gar nuklearen Kraftwerken sparen. So wird zusätzlich
Kapital für Investitionen in die Stromeffizienz und in den
Erneuerbaren-Ausbau freigesetzt.»
Stromversorgung wird robuster und günstiger: Dank der Einbindung der Schweiz in den europäischen Strombinnenmarkt werden sich die ungeplanten Stromtransporte durch die Schweiz verringern. Diese führen heute zu Instabilitäten im Netz, die mit flexibel einsetzbaren Kraftwerken ausgeglichen werden müssen. In der Schweiz sind das meistens Wasserkraftwerke. Im Verbund mit der EU wird es weniger solcher Regelleistung brauchen und die Wasserkraft kann stattdessen zum Schwankungsausgleich der heimischen Solar- und Windstromproduktion genutzt werden. Das spart Kosten und stärkt die Netzstabilität und Versorgungssicherheit in der Schweiz. Léonore Hälg sagt: «Die verstärkte Zusammenarbeit mit Europa macht das Stromnetz und die Stromversorgung überall widerstandsfähiger und senkt den Bedarf an Stromspeichern, Netzstabilisierungsmassnahmen und Reservekapazitäten. Die Energiewende wird im Verbund nicht nur günstiger, sondern auch robuster.»
Schub für die Energiewende ohne Risiko für die Grundversorgung: Mit
der Öffnung des Strommarkts können Haushalte und KMU ihre
Energieversorgungsunternehmen selber wählen und so mitentscheiden, woher
ihr Strom stammt und wie er produziert wird.
Energieversorgungsunternehmen können wiederum Modelle mit dynamischen
Stromtarifen anbieten und so Anreize setzen, den Strom dann zu
verbrauchen, wenn viel Solar- und Windstrom ins Netz fliesst. Damit
sinkt der Bedarf an Netzausbauten und Speichern.
Léonore Hälg meint dazu: «Ein vielfältigerer
Strommarkt bietet die Chance für alle, an der Energiewende teilzuhaben
und sie voranzutreiben. Private Gemeinschaften und Kleinproduzentinnen
können ihren eigenen erneuerbaren Strom einfacher weiterverkaufen –
sofern sie das denn wollen. Konsumenten, die an stabilen Strompreisen
interessiert sind, bleiben einfach in der Grundversorgung.»
Quelle: SES