Montag, 16. Juni 2025

SES: Schub für sichere Energieversorgung

Der Bundesrat hat letzte Woche das Strommarktabkommen mit der EU präsentiert. Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) befürwortet das Stromabkommen. Es stellt einen wichtigen Baustein für die ökologische Energiewende in der Schweiz dar. Die institutionelle Teilnahme der Schweiz am europäischen Strombinnenmarkt und die Diversifizierung des hiesigen Strommarkts unterstützen den Aufbau einer nachhaltigen, widerstandsfähigen und kostengünstigen Stromversorgung in der Schweiz. Das SES-Medien-Communiqué im Wortlaut.

Das Stromabkommen wird den Ausbau der Erneuerbaren hierzulande voranbringen. Im Abkommen ist festgehalten, dass der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien erhöht werden soll. Auch die Förderung bleibt mit dem Abkommen möglich. Die Schweiz muss aufholen; die meisten EU-Staaten haben die erneuerbaren Energien bisher stärker und schneller ausgebaut. Die institutionelle Teilnahme der Schweiz am europäischen Strombinnenmarkt stellt Stromimporte sicher und stabilisiert die Netze in der Schweiz. Die Öffnung des Schweizer Strommarkts ermöglicht Schweizer Haushalten und kleinen Unternehmen, ihr Stromversorgungsunternehmen selber zu wählen und von ökologischerem Strom und günstigeren Preisen zu profitieren.

Léonore Hälg, Strommarktexpertin bei der SES, stellt fest: «Das Strommarktabkommen bietet für die Schweiz klare Vorteile. Wir können Geld sparen, erhöhen unsere Stromversorgungsqualität und reduzieren den Bedarf an klimaschädlichen Reservekapazitäten. So können wir unsere Kräfte bündeln: für eine nachhaltige Energiewende.»

Stabile Versorgung ohne Bedarf für teure fossile und nukleare Kraftwerke: Die Schweiz mit ihren über 40 grenzüberschreitenden Stromübertragungsleitungen ist heute bereits technisch mit den Nachbarstaaten verbunden. Mit dem Stromabkommen wird die Schweiz auch institutionell ein vollwertiges Mitglied im europäischen Strombinnenmarkt und kann dadurch jederzeit diskriminierungsfrei Strom importieren und exportieren. Die Schweiz kann damit von Produktionskapazitäten im benachbarten Ausland profitieren und die eigene erneuerbare Produktion noch gewinnbringender einsetzen. Damit steigt die Stabilität der Stromversorgung im In- und Ausland. 


Léonore Hälg resümiert:
«Die Schweizer Stärken sind Wasserkraft und Sonnenenergie. Sie passen ideal zum benachbarten Ausland, wo viel mehr Windanlagen und auch Reservekapazitäten bereitstehen. Damit können wir uns eigene teure Experimente mit neuen fossilen oder gar nuklearen Kraftwerken sparen. So wird zusätzlich Kapital für Investitionen in die Stromeffizienz und in den Erneuerbaren-Ausbau freigesetzt.»

Stromversorgung wird robuster und günstiger: Dank der Einbindung der Schweiz in den europäischen Strombinnenmarkt werden sich die ungeplanten Stromtransporte durch die Schweiz verringern. Diese führen heute zu Instabilitäten im Netz, die mit flexibel einsetzbaren Kraftwerken ausgeglichen werden müssen. In der Schweiz sind das meistens Wasserkraftwerke. Im Verbund mit der EU wird es weniger solcher Regelleistung brauchen und die Wasserkraft kann stattdessen zum Schwankungsausgleich der heimischen Solar- und Windstromproduktion genutzt werden. Das spart Kosten und stärkt die Netzstabilität und Versorgungssicherheit in der Schweiz. Léonore Hälg sagt: «Die verstärkte Zusammenarbeit mit Europa macht das Stromnetz und die Stromversorgung überall widerstandsfähiger und senkt den Bedarf an Stromspeichern, Netzstabilisierungsmassnahmen und Reservekapazitäten. Die Energiewende wird im Verbund nicht nur günstiger, sondern auch robuster.»

 

Schub für die Energiewende ohne Risiko für die Grundversorgung: Mit der Öffnung des Strommarkts können Haushalte und KMU ihre Energieversorgungsunternehmen selber wählen und so mitentscheiden, woher ihr Strom stammt und wie er produziert wird. Energieversorgungsunternehmen können wiederum Modelle mit dynamischen Stromtarifen anbieten und so Anreize setzen, den Strom dann zu verbrauchen, wenn viel Solar- und Windstrom ins Netz fliesst. Damit sinkt der Bedarf an Netzausbauten und Speichern. 


Léonore Hälg meint dazu:
«Ein vielfältigerer Strommarkt bietet die Chance für alle, an der Energiewende teilzuhaben und sie voranzutreiben. Private Gemeinschaften und Kleinproduzentinnen können ihren eigenen erneuerbaren Strom einfacher weiterverkaufen – sofern sie das denn wollen. Konsumenten, die an stabilen Strompreisen interessiert sind, bleiben einfach in der Grundversorgung.»

Quelle: SES

^^^ Nach oben

Sonntag, 15. Juni 2025

Der Sonntag ist solar

Es gibt das und jenes - und gegensätzlicher könnten sie kaum sein. Die Rede ist von der Atom- und der Solarenergie. Erste tritt wieder vermehrt ins öffentliche Rampenlicht. Meiner Meinung nach aber nicht, weil sie eine Renaissance erlebt, sondern weil sich ihre Gefährlichkeit einmal mehr und umso mehr zeigt anhand der Kriegshandlungen allenthalben.

 

Es genügt eigentlich schon, dass in den vergangenen dreieinhalb Jahren die Atomkraftwerke in der Ukraine Kriegsziel waren, Schäden erlitten und möglicherweise nur mit Glück einer Katastrophe entgingen. Doch jetzt sind es auch die Atomanlagen in Iran, die aufgrund der israelischen Angriffe zusätzlich in den Vordergrund rücken und gemäss Internationalen Atomenergie Organisation klar Mensch wie Umwelt bedrohen. 

 

Daraus wiederum lässt sich ableiten, dass neben den vielen anderen Problemen, die mit der Atomtechnologie verbunden sind, diese eben auch wegen der Kriegsgefahren abzulehnen ist. Und dass eine solche Kriegsgefahr besteht, wird jeder einsehen, dass diese auch hier in der Schweiz relevant ist -  denn plötzlich reden wir auch sonst wieder von Kriegsgefahren. Also gelten sie auch für unsere Atomanlagen. 

 

Anders die Solartechnologie. Sie hat in den vergangenen Jahren nicht nur weltweit, sondern auch in der Schweiz einen unglaublichen Siegeszug angetreten. Sondern sie unterliegt ständigen technischen Fortschritten, die unmittelbar ersichtlich werden in denn vielen neuen Anlagen. Auch das wieder ganz im Gegensatz zu Atomanlagen, bei denen man zwar ständig von neuen Technologien entspricht, die sich aber noch kaum je in der Praxis bewährt haben. Daraus lässt sich nur schliessen, die Zukunft ist solar und eben nicht atomar. Dabei werden in Iran an diesem Wochenende Angriffe auf Häfen und Infrastrukturen geflogen, die nahe eines AKW liegen.

 
Neben dieser spezifischen Einsicht waren in der ablaufenden Woche bezüglich der Solartechnologie verschiedene andere relevant, etwa dass Solar-Anwendungen zunehmend in der Landwirtschaft mit Erfolg zum Einsatz gelangen und dann den Ertrag der landwirtschaftlichen Produktion sogar steigern, bei gleichzeitiger Ausweitung der ertragreichen Solartechnologien. Siehe dazu die in der rechten Blogspalte verlinkten Berichte. Na dann, noch einen schönen Sonn-Tag!

C: Solarmedia / Guntram Rehsche

^^^ Nach oben

Freitag, 13. Juni 2025

Grüne Chinesische Solarmauer in der Kubuqi-Wüste

Im Mai 2023 besuchte ich eines der größten Solar- und Begrünungsprojekte der Welt in der zur Gobi gehörenden Kubuqi-Wüste in China und berichtete ausführlich darüber. Seit meinem damaligen Bericht hat sich dort vieles weiterentwickelt – und zwar unglaublich viel Positives für den globalen Klimaschutz. Klimaschutz kann nur mit einer verbundenen Doppelstrategie gelingen:

  • a) der Umstellung aller emittierenden Sektoren auf Nullemissionen, also dem Ende der fossilen Wirtschaft, und
  • b) dem parallelen Aufbau starker Kohlenstoffsenken, die CO₂ dauerhaft aus der Atmosphäre entfernen.

Beides wird in der Kubuqi-Wüste mit beeindruckender Geschwindigkeit vorangetrieben. Von Hans-Josef Fell.

Die Chinesische Solarmauer soll Peking bis 2030 überwiegend mit Solarstrom versorgen

© NASA / Bau einer großen Solarmauer in China. Baufortschritt der Anlage im Dezember 2024. Eine Flut neu installierter Solarmodule verändert die Kubuqi-Wüste in der Inneren Mongolei. | Landsat 8 > OLI | Landsat 9 > OLI-2

In Anlehnung an die Große Chinesische Mauer spricht man inzwischen von der „Grünen Chinesischen Solarmauer“. Dort entsteht eines der weltweit größten Solarstromgebiete, das dazu beitragen soll, die schädliche Nutzung fossiler Energien im Großraum Peking – mit seinen 22 Millionen Einwohnern und großen Industriekomplexen – bis 2030 weitgehend zu beenden.

Als ich im Mai 2023 die Anlage besuchte und unzählige Solarmodule bis zum weit entfernten Horizont sah, war sie mit 2,2 Gigawatt (GW) Leistung bereits eine der größten der Welt. Bis Dezember 2024 war die Leistung auf 5,4 GW angewachsen – mehr als das Doppelte. Das angestrebte Ausbauziel liegt jedoch bei 100 GW bis 2030. Dann wird sich die grüne Chinesische Solarmauer mit einer Breite von 5 km über eine Länge von 400 km in der Kubuqi-Wüste erstrecken. Erzeugt werden sollen dann 180 Milliarden kWh Solarstrom – mehr als der aktuelle Strombedarf Pekings.

Die Grüne Chinesische Mauer begrünt die Wüste

Unter und in der Nähe der Solaranlagen wird die Begrünung der Wüste weiter vorangetrieben. Dadurch entstehen starke Kohlenstoffsenken, die Biodiversität kehrt zurück, und neuer Lebensraum für Menschen wird geschaffen. China hat seit Jahrzehnten viele Aufforstungs- und Begrünungsprogramme auf ehemaligem Ackerland, in Flussauen und vor allem auch in den Städten initiiert. Die Wüstenbegrünungen sind dabei die größte Herausforderung, aber besonders erfolgreich. In der Wüste unterstützt die Kombination mit den riesigen PV-Anlagen die Pflanzentwicklung, da diese den Wüstenboden beschatten und so bessere Feuchtigkeitsbedingungen schaffen.

Seit 1990 hat sich die gesamte Waldfläche in China durch die zahlreichen Aufforstungsprogramme etwa verdoppelt, während sie in fast allen anderen Ländern der Erde zurückging.  In der Kubuqi-Wüste hat sich die Waldfläche seit 1999 von 0,8 % auf inzwischen 35 % der Fläche vergrößert. Mittlerweile finden rund 100.000 Menschen in der Kubuqi wieder einen Lebensraum, ebenso wie eine sich schnell ausbreitende Tier- und Pflanzenwelt. Doch das ist nicht der einzige Erfolg: Seit die Begrünung in der Gobi wieder intensiviert wurde, sind in Peking und anderen Städten die oft verheerenden Sandstürme deutlich weniger heftig und weniger häufig geworden.

Diese grüne Mauer aus Solaranlagen und Wüstenbegrünung in der Kubuqi-Wüste ist wohl das größte und ambitionierteste ökologische Projekt der Menschheit unserer Zeit. Sven Tetzlaf, ein Solarpionier aus Deutschland, lebt seit zwei Jahrzehnten in China. Er hat 2023 gemeinsam mit mir die Kubuqi bereist.
 

Sehen Sie hier sein beeindruckendes, gerade veröffentlichtes Video dazu, das viele erstaunliche Erkenntnisse liefert. In Europa wird dieses für uns wichtige Projekt kaum wahrgenommen, obwohl es sich positiv auf den globalen Klimaschutz auswirkt – und somit auch für uns Europäer klimaschützend ist.

Die beeindruckenden Zahlen zur Entwicklung der Solartechnik, die Sven Tetzlaf in diesem Video aus dem hervorragenden Verlinden-Report zitiert, basieren auf den ursprünglichen Arbeiten der Lappeenranta-Universität in Finnland (LUT) in Zusammenarbeit mit der Energy Watch Group unter der Leitung von Dr. Christian Breyer.

Grüne Mauer in Afrika leider nicht erfolgreich: Wie bedeutsam der große Erfolg der Grünen Chinesischen Solarmauer ist, zeigt im Gegensatz dazu das ähnlich ambitionierte, aber wenig erfolgreiche Projekt der Großen Grünen Mauer in der Sahelzone in Afrika. Obwohl es gerade auch mit viel Geld aus den wohlhabenden westlichen Ländern unterstützt wird, ist dieses 2007 von der Afrikanischen Union ausgerufene Prestigeprojekt bisher leider nicht wirklich erfolgreich.

Bis 2030 sollten auf 100 Millionen Hektar – einer Fläche fast dreimal so groß wie Deutschland – Land wiederhergestellt werden, das durch Abholzung, Überweidung oder Wüstenbildung geschädigt wurde. Dadurch sollten klimaschädliches Kohlendioxid gebunden und Millionen grüner Arbeitsplätze geschaffen werden. Von den 100 Millionen Hektar innerhalb der geplanten Baumzone wurden laut einem UN-Zwischenbericht bis 2020 gerade einmal 4 Millionen Hektar aufgewertet. Davon wurden nur knapp 670.000 Hektar aufgeforstet – also weniger als ein Prozent des Ziels.

Möglicherweise liegt der Unterschied im Erfolg darin, dass in der Kubuqi-Wüste die Wüstenbegrünung mit einer ökonomischen Entwicklung – nämlich der solaren Energiegewinnung – verknüpft wurde, wodurch sich ein finanziell selbsttragfähiges Projekt entwickelte. In Afrika hingegen wurde wohl zu sehr auf die Geberseite der westlichen Welt gesetzt, wo durch schlechte Organisation und allgegenwärtige Korruption viel Geld buchstäblich in den Sand gesetzt wird. Zudem fehlen große, ökonomisch tragfähige Begleitaktivitäten, wie etwa die Solarstromerzeugung.

Die Welt sollte aus dem großen Erfolg der Grünen Chinesischen Solarmauer in China lernen, wie man es besser machen kann, um auch in vielen anderen Ländern ähnliche Projekte zu realisieren. Dies würde dem globalen Klimaschutz, der Bekämpfung von Fluchtursachen, dem Aufbau von mehr Biodiversität und der Ablösung der fossilen Energieerzeugung einen erheblichen Schub geben.

Source

Hans-Josef Fell 2025 | Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG | Bild: NASA| | Landsat 8 > OLI | Landsat 9 > OLI-2

^^^ Nach oben

Donnerstag, 12. Juni 2025

Aufgeholt bei PV-Strom - aber lange nicht genug

Die Schweiz befindet sich bei der Stromproduktion aus Solar- und Windenergie im europäischen Vergleich weiterhin auf einem hinteren Rang. Das zeigt eine aktuelle Studie der Schweizerischen Energie-Stiftung. Zwar wurde im Jahr 2024 in der Schweiz erneut ein neuer Rekord bei der Solar- und Windstromproduktion erreicht. Doch das reichte noch nicht aus, um zu den Spitzenländern Europas aufzuschliessen. Denn auch im europäischen Umland schreitet die Energiewende merklich voran. 

Die Schweizerische Energie-Stiftung berechnet jedes Jahr die Solar- und Windstromproduktion pro Einwohner:in der Schweiz und der 27 EU-Mitgliedstaaten. Im Jahr 2024 landete die Schweiz in dieser Rangliste auf Platz 22 (siehe Tabelle 2 in der beiliegenden Studie). Nur Malta, Slowenien, Rumänien, Tschechien, Lettland und die Slowakei schnitten schlechter ab. Die Spitzenreiter Schweden und Dänemark produzieren pro Kopf sechsmal mehr Strom aus Solar- und Windenergie als die Schweiz. Schweden führt die Rangliste dank seiner mit Abstand höchsten Windstromproduktion an. Bei der Pro-Kopf-Solarstromproduktion liegen die Niederlande vor Spanien an der Spitze. Im Vergleich mit acht umliegenden Ländern (siehe Grafik) landet die Schweiz wie im Vorjahr auf dem vorletzten Platz, direkt vor Tschechien. 

Knapp 11 Prozent des inländischen Stromverbrauchs werden hierzulande aus Sonne und Wind erzeugt. In Dänemark liegt dieser Anteil bereits bei über 76 Prozent. Der Trend zeigt, dass eine beträchtliche Anzahl Länder ihren Anteil aus Solar- und Windenergie am Stromverbrauch innerhalb von nur fünf Jahren um 20 Prozentpunkte und mehr steigern konnte. Die Schweiz verharrt mit einer Zunahme von 7.2 Prozentpunkten auch hier im hinteren Teil des Feldes.

Schweiz holt auf und hat noch Potenzial: Bei der Solarenergie konnte die Schweiz im europäischen Vergleich zwei Plätze gutmachen, wird aber weiterhin deutlich von nördlich gelegenen EU-Staaten übertroffen, obwohl dort die für die Stromgewinnung relevante Sonneneinstrahlung deutlich geringer ist. Die an der Spitze liegenden Niederlande produzieren pro Person fast doppelt so viel Solarstrom wie die Schweiz. Auch Österreich, Luxemburg und Deutschland übertreffen die Schweiz in ihrer Solarstromproduktion deutlich.


Als Binnenländer verfügen Österreich und Luxemburg über ähnliche Voraussetzungen bezüglich der natürlichen Ressourcen, der Topologie und der verfügbaren Flächen wie die Schweiz. Dass sie bei der Stromproduktion aus Sonnen- und Windkraft dennoch mehr als doppelt so viel erzeugen, zeigt das grosse noch brachliegende Potenzial in unserem Land. Vor allem der Ausbau der Windkraft stagniert bisher noch weitgehend.

Vollständig erneuerbare Stromversorgung als Ziel: Der Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion in der Schweiz und in Europa wird in Zukunft weiter intensiviert. Die Stimmbevölkerung hat vor einem Jahr das Stromgesetz mit grosser Mehrheit angenommen und sich damit klare Ziele für eine vollständig erneuerbare Stromversorgung gesetzt. Die entsprechenden politischen Instrumente sind vor Kurzem in Kraft getreten oder werden es Anfang 2026. Ihre Wirkung wird sich erst in den kommenden Jahren entfalten und in der Vergleichsstudie niederschlagen.

 

Versorgungssicherheit durch Austausch mit Europa: Neben dem grossen Potenzial für den weiteren Ausbau der Solar- und Windenergie in der Schweiz zeigt die Studie, dass der Stromaustausch mit den Nachbarländern einen wichtigen Baustein für die Schweizer Energiewende darstellt. Der Anteil von Solar- und Windstrom an den Importen nimmt kontinuierlich zu.

Gleichzeitig diversifizieren sich die Technologien und Standorte der Stromproduktion. Das erhöht die Resilienz des gesamten europäischen Stromnetzes, zu dem auch die Schweiz mit über 40 grenzüberschreitenden Übertragungsnetzen gehört. Schliesslich liefern Windenergieanlagen im europäischen Umland wertvollen Winterstrom auch für die Schweiz. Für unser Land ist es deshalb zentral, weiterhin am europäischen Stromhandel und -austausch teilnehmen zu können. Das Stromabkommen mit der EU, das in Kürze präsentiert wird, bildet die Grundlage dafür.

Beilage:

In der Kurzstudie hat die SES die Pro-Kopf-Produktion von Sonnen- und Windenergie in der Schweiz und den 27 Staaten der Europäischen Union im Jahr 2024 verglichen.

Quelle: Schweizerische Enegie-Stiftung

^^^ Nach oben

Mittwoch, 11. Juni 2025

D: Bereits eine Million Steckersolargeräte

In Deutschland sind immer mehr Steckersolargeräte (sog. „Balkonkraftwerke“) in Betrieb. Noch im Juni dürfte bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) die Marke von einer Million registrierten Steckersolargeräten erreicht werden. Das ergab eine aktuelle Schätzung des Bundesverbandes Solarwirtschaft auf Basis von BNetzA-Daten. Der Verband geht davon aus, dass die Millionen-Marke inzwischen überschritten wurde, da zahlreiche Nachmeldungen erfahrungsgemäß erst mit einigen Wochen Zeitverzug bei der BNetzA eingehen.

Seltener in der Schweiz, aber teils prägnant
wie hier in Zürich bei Bucheggplatz (hier aber
eine Gesamtanlage ohne individuelle Steckerlösung)
Bild: Guntram Rehsche
Ein Ende des Solarbooms auf Balkonien ist nicht in Sicht: Laut einer repräsentativen YouGov-Bevölkerungs-Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft von Ende 2024 planen in diesem Jahr acht Prozent der Befragten die Anschaffung eines Steckersolargerätes. Weitere neun Prozent können sich dies zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen. Allein zwischen Jahresbeginn und Ende April 2025 wurden rund 135.000 neue Geräte in Betrieb genommen – ein Plus von 36 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Leistung der in diesem Zeitraum neu installierten „Balkonkraftwerke“ stieg sogar um rund 75%.

Steckersolargeräte sind vor allem für Mieter:innen und Wohnungseigentümer:innen in Mehrfamilienhäusern eine sinnvolle und niederschwellige Möglichkeit, einen Teil ihres Strombedarfs kostengünstig selbst zu decken und damit ihre Stromrechnung spürbar zu entlasten. Die Investition in ein Steckersolargerät amortisiert sich in der Regel schon innerhalb weniger Jahre. Die Bundesregierung hatte in den letzten Jahren die Nutzung von Steckersolargeräten deutlich vereinfacht, unter anderem mittels einer Erlaubnispflicht durch Vermieter und Wohnungseigentümer.

Verbraucher-Hinweise: Steckersolargeräte unterscheiden sich von klassischen Photovoltaikanlagen insbesondere dadurch, dass die Leistung der Solarmodule und die Anschlussleistung des Wechselrichters (AC-Leistung) so begrenzt ist, dass eine Gefährdung der vorhandenen Elektroinstallation und damit ihrer Betreiber praktisch auszuschließen ist. Die Modulleistung eines Steckersolargeräts darf in Deutschland maximal 2.000 Watt und die Anschlussleistung nach VDE-Normenentwurf maximal 800 Watt Wechselstromleistung betragen. Eine Registrierung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur ist innerhalb eines Monats Pflicht. Nur Geräte ohne Batteriespeicher gelten als Steckersolargeräte. Systeme mit Speicher müssen hingegen zurzeit noch von einer Elektrofachkraft installiert und zusätzlich auch beim Netzbetreiber angemeldet werden.

Sonntag, 8. Juni 2025

Die Sonne am Sonntag

Wenig beachtet und trotzdem nicht unerheblich in einem weitgehend als kindisch zu bezeichnenden Machtkampf zwischen dem mutmasslich reichsten Menschen Elon Musk und dem mächtigsten - Donald Trump: Die Energie-Frage - fossil oder erneuerbar!

Bisher wird der Eindruck erweckt, es gehe um Steuern, Einsparungen, und natürlich das riesengrosse Ego der zwei Protagonisten. Aber es geht auch um Fragen rund um die erneuerbaren Energien: Elon Mask war immer schon ein Verfechter der Solarenergie, griff unter anderem auch einem Cousin unter die Arme, der sich als Solar Unternehmer versuchen wollte, der aber mitsamt seinem Dachsolarprojekt weitgehend in der Versenkung verschwunden ist. Nicht verschwunden ist hingegen die Frage, inwieweit die USA noch jenes Booster-Programm weiterverfolgen, das Joe Biden initiierte und das bei erneuerbaren Energien, insbesondere der Solar-und der Wind-Energie, einen grossen Schub für die USA brachte.

Heute ist Sonntag und ich will künftig an Sonntagen jeweils die Sonne Revue passieren lassen, eben passend zu diesem Tag. In der vergangenen Woche sorgte unter anderem für Aufsehen, dass für einmal die Sonne nur begrenzt schien und es viel regnete, ganz im Gegensatz zum abgelaufenen Mai, der eine hohe Sonneneinstrahlung bescherte und entsprechend auch hohe Werte an Solar-Stromerträgen. Das führt unter anderem dazu, dass sich die Tage häufen, an denen die Strompreise Solarbedingt in den Keller rasseln. Das mag fürs erste Ja erfreulich aussehen, ist aber für ein tragfähiges Stromsystem nicht zuträglich.

Ohne hier schon eine Lösung präsentieren zu können, gilt es in naher Zukunft neue Markt-Regulierungen zu finden, die unter anderem den billigen Strom auch für die kleinen Konsument*innen zugänglich machen, die ihn aber auch einzulagern vermögen in erweiterten Speicher-Gegebenheiten, so dass sich aus diesen billigen Stromphasen effektive Geschäftsmöglichkeiten ergeben.

Bemerkenswert in der abgelaufenen Woche war auch, dass die NZZ nach ihrem vorherigen Schwenk zu Gunsten der Atomenergie detailliert aufzeigte, dass die Geschichte mit der künstlichen Intelligenz K.I. und den Rechenzentren den Atomkraftwerken wohl kaum den erhofften Aufschwung bringen wird.

Für Aufsehen sorgt im übrigen gerade heute die Mitteilung in der Sonntagszeitung, dass der enorme Zubau von erneuerbaren Energien eben doch zu Verringerung des Ausstosses von CO2 führen kann, was bisher von den Energiewende-Skeptikern durchs Band bestritten wurde (siehe China).
 
C: Solarmedia / Guntram Rehsche

^^^ Nach oben