Montag, 31. Januar 2022

PV-Anlagen: In Bergen oder im Mittelland?


Das Bundesamt für Energie (BFE) wird immer wieder gefragt, ob man Photovoltaik-(PV)-Anlagen nicht besser in den Bergen über dem Nebelmeer bauen sollte. Eine Frage, die gerade in diesem grautrüben Januar 2022 natürlich sehr berechtigt ist. Energeiaplus hat bei den Solarexpertinnen und -experten des BFE nachgefragt.

Hochalpine Photovoltaik-Anlagen können pro installiertem Kilowatt an Leistung und je nach Standort und Ausrichtung im Winterhalbjahr mehr Strom erzeugen als vergleichbare Anlagen im Flachland. Dies weil die Einstrahlungsverhältnisse besser sind (dünnere Atmosphäre, weniger Nebel) und aufgrund des sogenannten Albedo-Effekts des Schnees (Reflexion des Sonnenlichts). Trotz der Verluste, die durch Schneebedeckung entstehen können, ist die Stromproduktion dieser Anlagen in den Wintermonaten um mindestens 50% höher als im Flachland und bis zu 50% ihrer Jahresproduktion fällt im Winter an. Noch mehr Informationen dazu gibt es übrigens in diesem interessanten Artikel aus dem Bulletin SEV/VSE: Wintersonne für die Versor­gungs­sicher­heit – Bulletin DE.

Allerdings: Die sonstigen Standortbedingungen für alpine Solaranlagen sind in der Regel weniger gut als im Flachland. So ist die nötige Infrastruktur wie Stromnetze und Strassen nur punktuell vorhanden, was zu hohen Erschliessungskosten führen und so den Strom aus solchen Anlagen deutlich verteuern kann. So kosteten die bisher installierten Photovoltaik-Anlagen im Gebirge wie die Pilotprojekte auf der Muttsee-Staumauer oder die schwimmende Photovoltaik-Anlage auf dem Lac de Toules ein Vielfaches einer vergleichbaren Anlage im Mittelland. Der Winterstrom aus solchen Anlagen kann also trotz besserer Einstrahlung pro Kilowattstunde teurer sein als aus einer Anlage im Mittelland. Was für diese zwei Beispiele gilt, kann zwar nicht verallgemeinert werden. Dennoch ist es sicher ratsam, bei Investitionsentscheiden in alpine PV-Anlagen jeweils die zusätzlich erreichbare Winterstromproduktion den zusätzlichen Kosten gegenüberzustellen.

Insbesondere bei freistehenden Photovoltaik-Anlagen im alpinen Raum müssen ausserdem auch die Anliegen des Natur-, Landschafts- und Heimatschutzes berücksichtigt werden. Die Erfahrungen beim Ausbau von Windenergie- und Wasserkraftanlagen zeigen, dass die Abwägung zwischen dem Schutz von Natur und Umwelt und der Energienutzung zu langwierigen Bewilligungs- und Gerichtsverfahren führen kann. Die ZHAW hat übrigens kürzlich eine Studie über die Anliegen der Bevölkerung an Photovoltaik-Freiflächenanlagen in alpinen Wintersportgebieten publiziert.

Das BFE erarbeitet bis Ende 2022 einen Bericht, der eine Gesamtsicht des ausschöpfbaren Potenzials alpiner Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen und Infrastruktur unter Berücksichtigung der oben erwähnten Themen enthalten wird. Dieser Bericht wird in Erfüllung des Postulats 20.4561 «Wasserkraftwerke und Stauseen für die Fotovoltaik-Produktion nutzen» erstellt. Einen weiteren Bericht zum Thema «Solarstrom im Winter» hat der Bundesrat schon im letzten Juni verabschiedet.

Marianne Zünd, Leiterin Medien und Politik Bundesamt für Energie

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Samstag, 29. Januar 2022

Solaraktienindex PPVX weiter im Abwind

Der PPVX fiel letzte Woche um 4,4% auf 2.946 Punkte, der NYSE Arca Oil stieg um 4,7%. Der PPVX liegt seit Jahresanfang 2022 mit -19,3% währungsbereinigt rund 37 Prozentpunkte hinter dem Erdölaktienindex NYSE Arca Oil (+17,5%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind BCPG(-0,8%) Xinte Energy(-1,2%) und Xinyi Solar Holdings (-6,1%). Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 101,9 Mrd. Euro. Die Gewinner der Woche waren ReNew Energy Global(+6%) und Sino-American Silicon Products (+2%), die VerliererDaqo New Energy(-11%) und Sunnova Energy Int (-10%). Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+947%) rund 760 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +187%).Der Gewichtungsfaktor von Sunnova Energy Int. wurde von 5 auf 4 reduziert.

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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu

 Quelle: oeko-invest.net

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Mittwoch, 26. Januar 2022

Diese 11 Punkte braucht's für die solare Revolution

Die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ist dringlich. Elektrizität wird dabei zur Schlüsselressource und der Ausstieg aus der Atomenergie erfordert neue Lösungen. «Solarenergie wird in der Schweiz Strom in grossen Mengen liefern – erneuerbar, zeitnah und kostengünstig. Damit diese Umstellung gelingt, müssen wir jedoch mehr und schneller zubauen.» sagt Jürg Grossen, Präsident von Swissolar. 2050 soll Photovoltaik 45 TWh Strom liefern, also 15-mal mehr als heute. Was es braucht, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat Swissolar in einem 11-Punkte-Programm zusammengefasst, hier die entsprechende Medienmitteilung.

Am 27. Januar 2022 beginnt die Energiekommission des Ständerates die Beratungen zum Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien (Mantelerlass). Die in der bundesrätlichen Botschaft zu diesem Gesetz vorgesehenen Zielwerte für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien sind aus Sicht von Swissolar zu tief angesetzt, um einerseits die Versorgungssicherheit und andererseits das Netto-Null-Ziel 2050 zu erreichen. Statt 39 Terawattstunden (TWh) Produktion im Jahr 2050 sollten 50 TWh anvisiert werden, wovon 45 TWh aus Photovoltaikanlagen stammen. Dieser Wert entspricht weniger als der Hälfte des Solarpotenzials in der Schweiz.

Wie dieses Ziel erreicht werden kann, beschreibt das heute von Swissolar veröffentlichte 11-Punkte-Programm. Im direkten Bezug zum Mantelerlass steht die Forderung nach einer Erhöhung des Netzzuschlags um 0.5 Rappen pro Kilowattstunde sowie eine einheitlich geregelte Abnahmevergütung, die sich nach dem Marktpreis richtet, aber gleichzeitig eine Untergrenze aufweist.

Ebenfalls in diesem Gesetz zu berücksichtigen sind die Anträge für eine optimale Integration der Photovoltaik in die Stromnetze. Mit lokalen Energiegemeinschaften, wie sie es bereits in anderen europäischen Ländern gibt, würden Anreize zum Bau von PV-Anlagen mit lokalem Eigenverbrauch gesetzt – ohne zusätzliche Fördergelder und ohne Notwendigkeit teurer Netzausbauten.

Zudem sind Tarifanreize zur Regelung der Flexibilitäten am Netzanschlusspunkt zu schaffen, um Überlastungen zu vermeiden. Eine entscheidende Rolle wird dabei die boomende Elektromobilität spielen: Die verfügbare Tagesspeicherkapazität in Elektroautos wird grösser sein als die heutige Tagesproduktion aller Schweizer Atomkraftwerke. Die jederzeit flexible zu- und wegschaltbare Leistung wird dabei bis zehnmal grösser sein als jene der heutigen AKW. Um dieses Potenzial zu nutzen, sind die technischen Standards und politischen Rahmenbedingungen rasch anzupassen.

Die weiteren vorgeschlagenen Massnahmen betreffen die Raumplanung (Vereinfachung der Bewilligungspraxis, auch für Freiflächenanlagen), die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, die Beteiligung der Schweiz am Wiederaufbau einer europäischen Solarindustrie sowie den Abbau von unnötigen Zusatzkosten und administrativen Hemmnissen.

Die Kantone werden ebenfalls angesprochen: Bereits 18 Kantone haben eine Eigenstrompflicht bei Neubauten eingeführt, was einen starken Anreiz für die Erstellung von Photovoltaikanlagen schafft. Auf den Dach- und Fassadenflächen bestehender Bauten könnte mehr Strom produziert werden (ca. 66 TWh) als die Schweiz zurzeit verbraucht. Swissolar schlägt deshalb vor, in sämtlichen Kantonen eine Pflicht zur Nutzung aller geeigneten Flächen auf Neubauten und Sanierungen einzuführen.

> Zum 11-Punkte-Programm der Schweizer Solarbranche inkl. Q & A

> 11-Punkte-Programm als PDF 

> Präsentation als PDF
 

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Dienstag, 25. Januar 2022

Solar-Sprint macht Atom und Fossile überflüssig

Die Schweiz braucht keine Atomkraft und fossilen Energien, um ihre Energieversorgung sicherzustellen und den Klimawandel einzudämmen. Sondern einen deutlich schnelleren Ausbau der Photovoltaik. Das zeigt eine neue Studie im Auftrag von Greenpeace Schweiz. Die Umweltorganisation fordert darum vom Parlament einen Solar-Sprint.
 
Auf Website von www.greenpeace.ch unterschreiben!

In den nächsten Tagen diskutiert die Umweltkommission des Ständerates die Revision des Energie- und des Stromversorgungsgesetzes. Damit kann die kleine Kammer – noch vor dem neu aufgegleisten CO2-Gesetz – die Weichen für mehr Klimaschutz und eine verbesserte Stromversorgungssicherheit stellen. Greenpeace Schweiz fordert darum, dass im Energiegesetz das Ausbauziel für die Produktion von Elektrizität aus erneuerbaren Energien, ausser Wasserkraft, deutlich höher sein muss als vom Bundesrat vorgeschlagen. Konkret sollen mit dem Solar-Sprint bis 2035 mindestens 38 TWh statt der vorgesehenen 17 TWh aus neuen erneuerbaren Energien – vornehmlich Photovoltaik – stammen, wie es im Papier von Greenpeace heisst.

«Die Schweiz muss einen Solar-Sprint hinlegen. Ein stark beschleunigter Ausbau der Photovoltaik ist der Schlüssel für eine sichere und klimaverträgliche Energieversorgung. Hier haben wir enormen Nachholbedarf», sagt Georg Klingler, Energie- und Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz. Mit einer verstärkten Nutzung der Sonne könnten die hohen CO2-Emissionen aus Verkehr, Gebäude und Industrie auf netto null gesenkt werden. Dafür brauche es weder neue Gaskraftwerke noch verlängerte Laufzeiten für die bestehenden Atomkraftwerke und schon gar keinen Ausbau der Atomenergie.

Netto null bis 2035 dank Solar-Sprint: Wie die Schweiz konkret ihren Teil zur Lösung der Klimakrise beitragen und die Stromversorgungssicherheit gewährleisten kann, zeigt das neue Gesamtenergieszenario für die Schweiz von Greenpeace Schweiz, das auf Basis des neuesten Wissensstandes des Weltklimarats IPCC erarbeitet wurde. In diesem hält die Schweiz das CO2-Budget ein, das ihr ab 2020 noch zur Verfügung steht, um ihren Beitrag an eine maximale globale Erwärmung von 1,5 Grad zu leisten. Zudem werden die Atomrisiken minimiert, das letzte Atomkraftwerk der Schweiz wird im Jahr 2029 vom Netz genommen. Die Versorgungssicherheit sei zu jeder Zeit gewährleistet, verspricht Greenpeace.

Damit all diese Ziele erreicht werden können, muss mit dem Solar-Sprint bereits bis 2025 der Ausbau der Photovoltaik massiv beschleunigt werden. Im Endausbau wird die Photovoltaik gemäss dem Greenpeace-Szenario mehr zur Energieversorgung beitragen als die Wasserkraft. So lasse sich bis 2030 die CO2-Emissionen des gesamten Energiesystems der Schweiz um 60% und bis 2035 um 90% im Vergleich zu 1990 senken, ohne dabei die Biodiversität zu gefährden, schreibt Greepeace. Die verbleibenden CO2-Emissionen könnten durch die Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre ausgeglichen werden, damit 2035 netto null CO2-Emissionen resultieren.

Mit Wasserkraft und Photovoltaik gegen Blackout: Mit dem in der Studie angestrebten Strommix wird die Stromversorgung besser gegen allfällig Blackouts abgesichert als heute. Das werde durch die Analysen zur Stromnetzstabilität und die realitätsgetreue Modellierung der Stromversorgungssituation unterstrichen. Dabei werde auch deutlich: Je schneller der Ausbau der Photovoltaik erfolge, desto früher könnten die seit Jahren auftretenden Stromversorgungsdefizite im Winter reduziert werden. «Die derzeitige Stromknappheit im Winter ist darauf zurückzuführen, dass die Schweiz bislang den Ausbau der erneuerbaren Energien verschlafen hat», sagt Klingler. Bei einem Vollausbau der Photovoltaik im Jahr 2050 besteht kein Winterdefizit mehr. Stattdessen entstehen massive Stromproduktionsüberschüsse im Sommer, die für die Herstellung von Wasserstoff und synthetischen Brenn- oder Treibstoffen gebraucht werden. Damit können schwer elektrifizierbare Anwendungen in der Industrie und im Verkehr mit klimafreundlicher Energie versorgt werden. «Die durch den Solarausbau anfallenden Sommerüberschüsse tragen ganz entscheidend dazu bei, dass die Dekarbonisierung gelingen kann», sagt Klingler.

Greenpeace Schweiz geht von zusätzlichen Investitionen von rund 105 Milliarden Franken bis 2050 für eine atom- und CO2-freie Schweizer Energieversorgung aus. Diese Investitionen schafften hierzulande Arbeitsplätze und Wertschöpfung, so Greenpeace. Die Studie rechnet bis 2030 mit rund 30’000 neuen Arbeitsplätzen im Cleantech-Bereich. Der Umbau der Energieversorgung werde zudem dazu führen, dass Geld, welches heute für den Import von Erdöl und Erdgas in Länder wie Libyen, Kasachstan, Nigeria oder Russland abfliesst, in Zukunft in der Schweiz investiert würden.

Weitere Informationen
– Dossier zur Medienkonferenz vom 25. Januar 2022
– Die Studie «Versorgungssicherheit und Klimaschutz. Wie die Schweiz mit einem raschen Ausbau der Photovoltaik eine sichere und klimaverträgliche Energieversorgung gewährleisten kann» ist auf www.greenpeace.ch/energieversorgung zu finden.

Quelle:  SSES
 

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Montag, 24. Januar 2022

Bund schläft nicht betreffs Energiepolitik

Energieskeptiker*innen möchte immer wieder glauben machen, der Bund verfolge nicht nur falsche energiepolitische Ziele mit der Energiestrategie 2050. Sondern der Vorwurf lautet häufig auch auf Untätigkeit - und ist mit dem Ausbau der Erneuerbaren auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Immerhin läuft doch so einiges - und in den vergangenen Tagen wurden viele Massnahmen vorgestellt, abgesehen von mehreren Auftritten von Bundesrätin und Energieministerin Simonetta Sommaruga in der Öffentlichkeit (siehe Solarmedia vom 17.Januar 2022). Hier eine (verkürzte) Zusammenstellung der Massnahmen.

BFE - Schweiz startet Bildungsoffensive gegen Fachkräftemangel in der Gebäudebranche: Der Gebäudesektor der Schweiz kann und soll massgeblich zur Senkung der CO2-Emmissionen beitragen. Dazu müssen hunderttausende fossile Heizungen durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt, eine grosse Anzahl an Gebäuden energetisch saniert, intelligente Steuerungssysteme installiert und auch die Stromversorgung der Gebäude vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Doch schon heute fehlen in der Gebäudebranche Fachkräfte und immer weniger Auszubildende entscheiden sich für eine Lehre im Gebäudebereich. Mit der «Bildungsoffensive Gebäude» will die Gebäude- und Bildungsbranche nun Gegensteuer geben. Sie will in den kommenden Jahren die Attraktivität der Berufe in der Bau- und Immobilienbranche verbessern und einem breiten Publikum bekannt machen. Unterstützt wird die Branche dabei von EnergieSchweiz. Am heutigen Startanlass bekennen sich Bundesrätin Simonetta Sommaruga sowie prominente Vertreterinnen und Vertreter der Gebäudebranche und des Bundes zu den Zielen der «Bildungsoffensive Gebäude». Der Anlass wird ab 16:00 Uhr per Live-Stream übertragen. 

Schneller Stromsparen mit ProKilowatt: Projekte erhalten Förderentscheid bereits nach 4 Wochen

2021 wurden bei ProKilowatt fleissig neue Fördergesuche eingereicht: Insgesamt 79 neue Stromsparprojekte in Unternehmen sowie 13 neue Programme haben 2021 eine Förderzusage bekommen. Mehr dazu gibt es in der Medienmitteilung des Bundesamts für Energie BFE. Damit können zukünftig pro Jahr rund 90 Gigawattstunden zusätzlich an Strom eingespart werden. Das ist so viel, wie 16’000 Haushalte pro Jahr verbrauchen!

Den Förderzuschlag von ProKilowatt erhalten jeweils diejenigen Projekte und Programme, welche die Förderbedingungen erfüllen und pro beantragtem Förderfranken am meisten Strom einsparen. Bei den Projekten fliessen die Förderbeiträge direkt an das Unternehmen, das die Massnahme umsetzt. Bei den Programmen werden die Fördermittel des BFE von einem „Dritten“, dem sogenannten Programmträger (z.B. Branchenverband, Ingenieurbüro oder Elektrizitätsversorgungsunternehmen), an die teilnehmenden Unternehmen ausbezahlt.

Von ProKilowatt gefördert werden unwirtschaftliche Stromsparmassnahmen, die ohne den Förderbeitrag nicht realisiert würden. Beispiele für förderbare Massnahmen sind Energieoptimierungen von Lüftungs-, Kälte- oder Pumpenanalgen oder von elektrischen Antrieben. Aber auch die energetische Sanierung von Innenbeleuchtungsanlagen wird von ProKilowatt unterstützt. Damit dank der Unterstützung von ProKilowatt auch weiterhin möglichst viel Strom eingespart wird, kommt bei den Gesuchen für Projekte seit der im November 2021 gestarteten Ausschreibung 2022 eine beschleunigte und komplett digitalisierte Gesuchabwicklung zum Einsatz. Das Wichtigste dazu in Kürze:

  • Gesuche für Projekte können neu zu einem beliebigen Zeitpunkt eingereicht werden. Die Gesuche können also eingereicht werden, sobald sie vollständig ausgearbeitet sind. Ein Beispiel: Plant ein Unternehmen die energetische Optimierung einer Lüftungsanlage, kann es das entsprechende Gesuch an ProKilowatt sofort einreichen. Direkt nach der Gesucheingabe wird das Gesuch geprüft. In den Vorjahren wurde jeweils nur drei Mal jährlich für alle bis dann eingegangenen Anträge ein Prüfverfahren durchgeführt.
  • Die Gesuchseinreichung erfolgt komplett webbasiert. Die Antragsbestätigung muss nicht mehr von Hand unterschrieben und per Post nachgereicht werden.
  • Die Wartefrist auf den Förderentscheid wird von 4 Monaten auf 4 Wochen verkürzt. Wenn ein Antrag vollständig und bedingungskonform im Webtool übermittelt wird, erhält der Gesuchsteller bereits vier Wochen nach der Eingabe den Förderbescheid. Damit kann schon vier Wochen nach der Gesuchübermittlung mit der Projektumsetzung begonnen werden.
  • Quelle: energeiaplus.com

BFE - Wettbewerbliche Ausschreibungen zum Stromsparen: Insgesamt 40 Millionen Franken für neue Projekte und Programme im 2021: Im vergangenen Jahr schliesslich wurden zum zwölften Mal Wettbewerbliche Ausschreibungen zum Stromsparen im Industrie- und Dienstleistungsbereich und in den Haushalten durchgeführt. Die Förderentscheide für die letzte der insgesamt drei durchgeführten Ausschreibungsrunden für Projekte 2021 fielen Ende November 2021. Ebenfalls im November 2021 wurden die Wettbewerblichen Ausschreibungen 2022 gestartet, die ein deutlich schnelleres und vereinfachtes Gesuchabwicklungsverfahren für Projekte bieten. 

Donnerstag, 20. Januar 2022

Lange erwartet: Klarheit zu Plug-and-Play

Einstecken und schon fliesst der Strom – So einfach soll eine Plug&Play-Solaranlage installiert werden können. Doch ist das wirklich so simpel? Und welche Bewilligungen sind für solche Anlagen notwendig? Eine behördliche Anleitung.


Das Bundesamt für Energie (BFE) beantwortet jedes Jahr hunderte von Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern. Auf energeiaplus greifen wir unter dem Stichwort «Liebes BFE…» einige davon auf. Herr D. wollte wissen, welche Bewilligungen nötig sind, um eine Plug&Play-Solaranlage zu installieren und worauf er beim Kauf achten muss.

Ein zentrales Merkmal einer Plug&Play-Solaranlage ist, dass sie keine aufwändige Installation benötigt. Das Einrichten ist so simpel, dass man die Montage selbst übernehmen kann. Man kann die Solarzellen selbst an einer Balkonbrüstung montieren, ohne einen Techniker aufzubieten. Für Mieterinnen und Mieter ist das eine Möglichkeit, selbst Solarstrom zu produzieren. Wer mehr Platz zur Verfügung hat, könnte sich für ein Energiemöbel interessieren: Gartentische oder Gartenhäuschen mit integrierten Solarmodulen, die man ebenfalls selbst aufstellen kann.

Neben der einfachen Installation ist für Plug&Play-Solaranlagen aber vor allem typisch, dass sie zuhause einfach an eine Steckdose angeschlossen werden können – wie der Name (plug) schon sagt. Wir sind es gewohnt, dass Strom zuhause nur in eine Richtung fliesst und zwar in unsere eingesteckten Geräte hinein. Elektrizität kann jedoch in beide Richtungen fliessen. Plug&Play-Solaranlagen speisen die gewonnene Energie direkt in den Stromkreislauf  ein und versorgen damit Geräte, die im trauten Heim im Einsatz stehen.

Die Stromproduktionsleistung einer Plug&Play-Anlage darf 600 Watt nicht überschreiten. Bei einer höheren Leistung könnten die elektrischen Leitungen des Gebäudes überlastet werden. Das würde eine latente Brandgefahr darstellen. Mit der begrenzten Anlageleistung kommen zwar keine riesigen Strommengen zusammen. Doch immerhin: In einem vier-Personen-Haushalt können, abhängig vom Verbrauch, etwa 10 Prozent des Strombedarfs über eine Plug&Play-Anlage abgedeckt werden. Strom, der nicht gebraucht wird, fliesst via Zähler ins allgemeine Stromnetz. Da in der Schweiz Solaranlagen erst ab einer Produktionskapazität von 2000 Watt Anspruch auf Fördermassnahmen haben, stellt der Bund keine Gelder für diese Mini-Solaranlagen bereit. Dafür ist die Anschaffung einer Plug&Play-Anlage erschwinglich: Ab 600 Franken ist man dabei.

Worauf muss ich beim Kauf achten? Bei der Auswahl einer Plug&Play-Anlage sollte man ein Modell wählen, das den eigenen Bedürfnissen und Sonnenverhältnissen am besten entspricht. Der Verkäufer muss ausserdem zwingend eine sogenannte Konformitätserklärung ausstellen. Diese garantiert, dass die Anlage den Normen der relevanten Verordnungen entspricht. Das Bundesamt für Energie hat eine Übersicht von Anbietern von Solarmodulen für Mieterinnen und Mieter in einer Excel-Tabelle zusammengestellt, die als erste Orientierung dienen kann. Unter dem Register «Mini-Solaranlagen» findet man gute Anbieter von Plug&Play-Solaranlagen. Auch ein Merkblatt von EnergieSchweiz zu Solarstrom für Mieterinnen und Mieter bietet einen hilfreichen Einstieg in das Thema. 

 

Bewilligungen und Meldepflicht: Normalerweise ist für die Installation einer Plug&Play-Anlage nur eine Meldepflicht nötig: Man sollte seinen Stromnetzbetreiber darüber informieren, dass man die Installation einer Plug&Play-Anlage plant. Für Mieterinnen und Mieter ist es ebenfalls ratsam, der Hausverwaltung vor der Installation Bescheid zu sagen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich auch bei seiner Gemeindeverwaltung oder der kantonalen Energiefachstelle nach den lokalen Vorschriften erkundigen. So kann man vor der Anschaffung einer Anlage sichergehen, dass auch kantonales und kommunales Recht eingehalten wird.

Wer sich näher für Plug&Play-Solaranlagen interessiert, für den haben wir weiterführende Links zusammengetragen. Sind Sie Mieterin oder Mieter und/oder verfügen über kein eigenes Dach oder keine eigene Fassade, können Sie auf www.energieschweiz.ch/mieterinnen-solar noch weitere Möglichkeiten finden, wie auch Sie Solarenergie beziehen und fördern können. Weitere Informationen zu Plug&Play-Solaranlagen finden Sie auf den Webseiten von Swissolar, dem ESTI und Energie-Umwelt.

Lisa Brombach, Medien & Politik, BFE

Quelle: energeiaplus.com

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Mittwoch, 19. Januar 2022

Es geht eben doch - mit Solar und ohne Atom

Das war überfällig - endlich äussert sich die Solarbranche laut vernehmlich zur Solarstrategie innerhalb der Energiestrategie 2050, der das Schweizer Volk vor nunmehr bald fünf Jahren zugestimmt hat. Überfällig sind die Äusserungen, weil die Atomturbo diverser Herkunft  derzeit meinen, wieder mit Rückenwind zu segeln (u.a. EU-bedingt - notabene von einer Europäischen Union, die sonst des Teufels ist).  

Noah Heynen: «Das sind die drei Säulen des
Helion-Modells»
Doch der Reihe nach!  Das Nachrichtenmagazin 10vor10 hat am Montagabend in einem längeren Beitrag konkret aufgezeigt, wie die beschlossene und doch immer wieder umstrittene Energiestrategie der Schweiz dank der Solarenergie bis ins Jahr 2050 realisiert werden kann > hier geht es zum Videobeitrag. Bemerkenswert war dabei, dass der unterdessen grösste Schweizer Solarinstallateur öffentlich Stellung bezieht und zeigt: Es geht! Aus Sicht von Helion eben wie folgt:

  1. Ein massiver Ausbau der Solaranlagen ist unerlässlich. Dafür bieten Hausdächer wie -fassaden, aber auch Infrastrukturanlagen aller Art längst genügend Möglichkeiten, um selbst im Winter den nötigen Strom zu erzeugen. Schon heute steht im übrigen ausser Zweifel, dass rein rechnerisch die so erzeugte Strommenge ausreicht, um auch einen gesteigerten Bedarf zu decken.
  2. Ohne Speicherung verschiedener Art geht es natürlich nicht, da allen sonnenklar (!) ist, dass die Sonne nicht immer scheint. Aber im Gegensatz zu den Energiewende-Skeptiker*innen gilt eben, dass auch im Speicherbereich längst viele Möglichkeiten entweder schon vorhanden oder in viel versprechender Entwicklung sind. 
  3. Eine besondere Rolle kommt gemäss Helion künftig dem Park der Elektro-Autos zu. Deren Batterien können nämlich in eine nationales Netz eingebunden werden und damit als weitere Speichermöglichkeit von Strom in Funktion treten. Verschiedene Automarken haben ihre Batterien bereits so aufgerüstet. An vorderster Front war dabei die japanische Unternehmung Nissan, deren Modelle schon seit Jahren an der Berner Fachhochschule Burgdorf in Erprobung stehen. Andere Firmen ziehen derzeit nach.

Natürlich ist ein solches Vorgehen noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Der St.Galler Energie-System-Theoretiker Rolf Wüstenhagen äussert sich gemäss 10vor10 grundsätzlich zustimmend. Skeptischer ist Patrick Dümmler von Avenir Suisse. Dessen Bedenken beziehen sich vor allem auf die Kosten und nicht die grundsätzliche Realisierbarkeit. Er sieht im Stromausstausch mit der EU eher den Heilsweg, bleibt Argumente für dessen Realisierbarkeit angesichts der herrschenden Eiszeit zwischen Brüssel und Bern aber schuldig. 

Die Stossrichtung der solaren Revolution hierzulande ist mit dem Vorschlag von Helion zweifellos einen Schritt weiter und konkreter. Die Realisierung wird sich über die nächsten 30 Jahre erstrecken. Nicht umsonst trägt die Energiestrategie ja den Zusatz 2050 im Titel. 

Nochmals der Hinweis auf den >>> Videobeitrag

Montag, 17. Januar 2022

Energieministerin live

Im Energiebereich stehen in diesem Jahr zentrale Weichenstellungen an. Deshalb lässt es sich Simonetta Sommaruga nicht nehmen, trotz der Corona-bedingten Absage des Stromkongresses 2022 das Wort an die Branche zu richten. In ihrer Video-Ansprache thematisiert die Energieministerin…

… das Rekordjahr 2021:

«Die globalen Investitionen in erneuerbaren Strom erreichten im letzten Jahr erneut einen Rekordwert. Der Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz boomt. 2020 war ein Rekordjahr, und das haben wir 2021 wahrscheinlich noch übertroffen. Beim Zubau pro Kopf zählt die Schweiz mittlerweile zu den führenden Ländern in Europa. Und auch Gebäudesanierungen und der Heizungsersatz sind im Trend.»

… die Versorgungssicherheit:

«Ganz oben steht die Versorgungssicherheit. Hier müssen wir der Bevölkerung aufzeigen, woher in Zukunft der Strom kommt. Ein wichtiger Schritt ist die Vorlage des Bundesrats zur Stärkung der Versorgungssicherheit mit erneuerbaren Energien, der Mantelerlass. […] Das Gesetz liegt seit einem halben Jahr vor, jetzt zähle ich darauf, dass das Parlament vorwärts macht.»

… den runden Tisch Wasserkraft:

«Bund, Kantone, Naturschutzverbände und Strombranche haben eine wichtige Vorleistung erbracht. […] Wir können 2 Terawattstunden Speicherwasserkraft bis 2040 zubauen. Strom, den wir brauchen, gerade im Winter. Deshalb sollte das Parlament jetzt die Mittel für diese Projekte rasch beschliessen.»

… die Netzstabilität:

«Mit dem Nein zum Rahmenabkommen sind die Dinge sicher nicht einfacher geworden, auf politischer und auf technischer Ebene. Alle Akteure sind aber an der Arbeit. Die Swissgrid hat letzte Woche die Verhandlungen für die Südgrenze erfolgreich abschliessen können. Das stärkt die Netzsicherheit.»

… die Zusammenarbeit mit der EU:

«Die Schweiz hat im Dezember [2021] mit sechs EU-Ländern, darunter auch unsere Nachbarstaaten, eine gemeinsame Erklärung zur Vorsorge vom Stromkrisen unterzeichnet. Wir wollen eng zusammenarbeiten und uns gegenseitig unterstützen, ohne jemanden auszuschliessen.»

… lange Verfahren für den Bau von neuen Anlagen:

«Ich lege dem Bundesrat schon bald eine Vorlage vor, mit der wir die Bewilligungsverfahren für grosse Wasserkraft- und Windanlagen beschleunigen.»

… Investitionen in den Energiebereich:

«Sicherheit kostet. Das ist im Energiebereich nicht anders als sonst wo. Im Energiebereich ist das Geld aber gut investiert. Heute sind wir sehr stark vom Ausland abhängig. Das können wir ändern. Dafür braucht es jetzt aber kräftige Investitionen im Strombereich.»

… die Rolle der Branche:

«Vieles läuft. Und dort, wo es Verbesserungen braucht, arbeiten wir an den Lösungen. Sicher ist: Vorwärts geht es nur gemeinsam. […] Ich danke Ihnen sehr für ihre Arbeit und ihren enormen Einsatz. Die Schweiz hängt wörtlich an ihnen und an ihrem Netz.»

Quelle: VSE / strom.ch

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Freitag, 14. Januar 2022

Wirtschaftlichkeit und Versorgungs-Sicherheit der CH-Atomwirtschaft

NZZ vom 14.1.22
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So also sieht sie aus: Die Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit der Atomwirtschaft in der Schweiz, die unlängst wieder heftig beschworen wurde - doch nun das: Allein das bestehende AKW Leibstadt hat im vergangenen Jahr den Eignern eine halbe Milliarde Franken Verlust beschwert. Details sind noch nicht bekannt, doch die Neue Zürcher Zeitung hat die Angelegenheit in ihrer Freitagsausgabe öffentlich gemacht (wegen Bezahlschranke nicht direkt zugreifbar). 


Was haben sie in den letzten Wochen und Monaten nicht wieder die Vorteile der atomaren Stromversorgung auch für die Schweiz beschworen. Allen voran die relativ neue Jugendorganisation  Energie Club Schweiz, die sich einerseits als politisch verstanden wissen will, andererseits aber einen unabhängigen Expertenrat für sich reklamiert, der  aus allesamt atomnahen Kreisen stammt, wie diese Aufstellung gemäss eigener Website zeigt:

  • Dipl. Ing. ETHZ, MBA Hans Achermann, ehem. Direktor Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg (EGL) und ehem. Geschäftsleiter Kernkraftwerk Leibstadt.
  • Dr. phil. nat. Irene Aegerter, Physikerin, ehem. Vize-Direktorin Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), ehem. Mitglied KSA, Präsidentin Fachausschuss Strahlenschutz und Entsorgung.
  • Prof. em. Dr. phil. Heinz Gutscher, Sozialpsychologe, ehem. Präsident Akademien Schweiz, ehem. Präsident ProClim und ehem. Mitglied Eidg. Energieforschungskommission CORE.
  • Dr. rer. pol. Eduard Kiener, dipl. Masching. ETH, ehem. Direktor Bundesamt für Energie (BFE).
  • Lic. jur. Beat Moser, ehem. Geschäftsführer Swisselectric, ehem. Präsident Forum Mobil.
  • Lic. rer. pol. Urs Näf, ehemals zuständig für Bereich Energie und Umwelt bei economiesuisse, ehem. Head of Government Affairs General Electric Switzerland, Fachbereichsleiter Industrie der Wirtschaftlichen Landesversorgung (Miliz)
  • Dr. Sc. nat. Bruno Pellaud, Physiker, ehem. stv. Generaldirektor Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), ehem. Präsident Nuklearforum.
  • Lic. rer. pol. Markus Saurer, Industrieökonom und Publizist, Gründungs- und Vorstandsmitglied CCN, ehem. Vizedirektor im Sekretariat der Wettbewerbskommission.
  • Prof. em. ZHDK Martin Schlumpf, Autor für Energie- und Klimapolitik CCN, Daten-Kolumnist beim Nebelspalter.
  • Dr. Sc. nat, ETHZ, Hans-Jörg Schötzau, Physiker, ehem. Leiter Netze, Axpo, ehem. Vize-Präsident Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom).

Der Energie Club hiesse also besser Atom Club - oder noch besser atomare Senioren-Vereinigung, denn all die ehemaligen Funktionen beziehen sich fast ausschliesslich auf atomare Lobbytätigkeit - und mitnichten Unabhängigkeit. Es kommt aber noch beser: Präsidentin ist mit Vanessa Meury eine umtriebige SVP-Jungpolitikerin aus dem Kanton Solothurn, die gerne und heftig austeilt (und einen sehr jungen Vorstand repräsentiert). Unlängst also teilte Meury (wie früher auch schon) sowohl gegen den Autor dieser Zeilen wie auch die SRG-Medien aus - die sich erlaubten, einen Experten ohne einschlägigen Universitätsabschluss (Mycle Schneider) zusammen mit einem der Atomorganisation Nuklearia nahen  zur Zukunft der nach wie vor umstrittensten Energieform zu befragen (siehe > hier). Dazu muss man wissen, dass dieser Nuklearia-Mann (Lucas Aebi war zuvor bei economiesuisse und dem Verband Schweizerischer Kantonalbanken tätig. Er hat in Zürich Recht und in London Politikwissenschaften studiert) ebenso wie Meury (ihres Zeichens Immobilienverwalterin im zarten Alter von Mitte 20) auch über keinen einschlägigen Abschluss verfügen.


Sei's drum. Was also Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit bei der Atomwirtschaft heisst, zeigen die jüngsten Vorkommnisse rund um das neueste Schweizer Atomkraftwerk (AKW) Leibstadt, das mit der Inbetriebnahme im Jahre 1984 allerdings auch schon in die Jahre gekommen ist. Leibstadt nun stand 2021  während eines halben Jahres still, konnte also die als sicher geglaubten zehn Prozent des Landes-Stromverbrauchs während dieser Zeit nicht abdecken. Zur Erinnerung: den Erneuerbaren Energien wird jeweils ihre Wetterfühligkeit vorgeworfen - also dass sie gelegentlich während Tagen ausfallen resp. keine Strom produzieren (Windflauten, Nebel und natürlich die in der Nacht fehlende Lichtquelle).


Also ist es um die Versorgungssicherheit der Atomkraft doch nicht zum besten bestellt. Zumal gilt: WENN eine (dann sehr gewichtige) Quelle ausfällt (was immer wieder vorkommt - im Jahr zuvor war es in ähnlichen Ausmass das Uralt-Kernkraftwerk Beznau), DANN gleich richtig. Will heissen, mit riesig viel fehlendem Strom. Die unerfreuliche Situation hat bedeutsame Folgen für die Wirtschaftlichkeit: Eine gute halbe Milliarde Franken müssen nämlich die Eigner (vor allem das grösste Elektrizitäts-Unternehmen der Schweiz, die Axpo - was deren Unlust an neuen AKW erklären mag) von Leibstadt nun aufbringen, um den Ausfall des letzten Jahres auszugleichen. Wie die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 14.Januar schreibt, rühren die Verluste einerseits aus den nötigen Wartungs- und Reparaturschäden. Andrerseits und in grösserem Ausmass von 200 bis 300 Millionen Franken aus der Tatsache, dass Leibstadt den fehlenden nicht selbst produzierten Strom auf dem Spotmarkt zu weit höheren Preisen einkaufen musste, als sie ihn gemäss ihren langfristig abgeschlossenen Lieferverträgen weiterverkaufen konnte. 


Fazit des Falles Leibstadt und zu erinnern für die sicher nicht abreissenden Auseinandersetzungen um die Frage, ob die Schweiz nun doch wieder neue AKW bauen solle: Solche kämen für die Abfederung des Klimawandels nicht nur zu spät, sie sind nicht nur gefährlich, wie das Atomanlagen halt sind (bezüglich Terroranschlägen und Endlagerung). Sie sind auch bezüglich Versorgung länst nicht so sicher, wie ihre Apologeten das gern glauben machen - und wirtschaftlich sind sie schon gar nicht. Denn neben Flops wie jetzt in Leibstadt treten ja die ins unermessliche gestiegenen Kosten für die Erstellung, wie sämtliche (wenige) Bauprojekte in Europa (Finnland, Frankreich, England) belegen. 

Mittwoch, 12. Januar 2022

5 gute Gründe gegen AKW - Klima zum Trotz

Zu Neujahr gingen drei deutsche Atomkraftwerke endgültig vom Netz, Brokdorf, Gundremmingen und Grohnde. Eigentlich ein Grund zum Feiern: Der deutsche Atomausstieg ist beschlossene Sache, und er geht voran. Doch der Beschlussentwurf der EU-Kommission, Investitionen in Erdgas und Atomkraft künftig als nachhaltig einzustufen, bringt das Thema europaweit wieder ins Gespräch. Kann Atomenergie tatsächlich nachhaltig sein? Die Antwort lautet gemäss dem Atom-Experten von Greenpeace Deutschland, Heinz Smital, ohne Einschränkung nein! Es ist ein politischer Skandal, dass eine Risikotechnologie, die in der Vergangenheit bereits unglaubliches Leid über unzählige Menschen gebracht hat, mit der Rettung unseres Klimas in Verbindung gebracht wird. Das sind seine fünf Gründe:

  1. Im Kampf gegen die Klimakrise spielen Atomkraftwerke keine Rolle

    Keine Energie ist gefährlicher und teurer als Atomenergie. Ihr Beitrag zur weltweiten Energiegewinnung ist mit zwei bis drei Prozent äußerst gering und könnte kurzfristig bis 2035 auch nicht mehr relevant erhöht werden. Selbst in Ländern wie den USA und Frankreich, die stark auf Atomenergie setzen, ist Atomenergie ein Auslaufmodell: Die Anlagen überschreiten ihre geplante Laufzeit, und es gibt kaum Neubauten.


  2. Atomkraft ist alles andere als eine zuverlässige Energiequelle

    Schon vor Jahren abgeschaltete Kraftwerke wie Brunsbüttel und Krümmel waren über lange Zeit nicht am Netz, weil es Brände oder andere Pannen gab. Frankreich musste in der Vergangenheit Energie aus Deutschland beziehen, weil viele seiner Atomkraftwerke keinen Strom lieferten, auch ganz aktuell kämpft das Nachbarland mit etlichen Ausfällen. Die vermeintlichen Stromlücken bei Erneuerbaren Energien sind dagegen ein Mythos: Man darf bei der regenerativen Energie nicht in einzelnen Kraftwerken denken. Es geht vielmehr um ein dezentrales, gut ausgebautes Netz mit präzisen Windprognosen und bestmöglichen Berechnungen über den Energieertrag. Um das zu schaffen, muss allerdings die Energiewende vorangetrieben werden; sie ist alternativlos, damit wir die deutschen und europäischen Klimaziele erreichen: Jeder Euro, der jetzt in Atomkraft fließt, fehlt.

  3. Neue Technologien machen Atomkraft weder sauberer noch sicherer


    Kleinere Atomreaktoren, sogenannte “small module reactors” (SMR) werden manchmal als Fortschritt in der Atomtechnologie verkauft, da sie angeblich geringere Risiken bergen. Will man jedoch die gleiche Menge Energie erzeugen, summieren sich – durch die wesentliche größere Anzahl von Kraftwerken – auch die Gefahren. Bei einer Kernspaltung entsteht unabhängig vom Reaktorkonzept Strahlung und radioaktiver Abfall, das lässt sich auch mit kleineren Reaktoren nicht wegdiskutieren. Also ist auch diese Form der Energieerzeugung zu gefährlich; wirtschaftlich ist es weit günstiger auf Erneuerbare zu setzen.


  4. Die Frage nach sicheren Endlagern ist nicht gelöst

    Auch nach siebzig Jahren zivil genutzter Atomkraft weiß niemand, was mit dem strahlenden Müll letztlich passieren soll. Brennstäbe, die mehr als eine Million Jahre für Menschen und Tiere gesundheitsgefährdend bleiben, müssten hunderte von Metern unter der Erde lagern, aber bislang gibt es kein einziges fertiges Endlager weltweit!


  5. Das Risiko ist zu groß

    Man mag es angesichts der Zerstörung kaum glauben, aber Tschernobyl und Fukushima waren keineswegs die schlimmsten Atomkatastrophen, die denkbar sind. Trotzdem sind dabei Gebiete über Generationen unbewohnbar geworden. Zudem wird die Gefahr eines gezielten terroristischen Angriffs auf Atomanlagen unterschätzt. Gerade die überalterten europäischen AKW entsprechen vielerorts nicht mehr höchsten Sicherheitsstandards.

     

    Quelle: Greenpeace Deutschland

     

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Freitag, 7. Januar 2022

Energiewende: Stand der Dinge in Deutschland

Ein Rückgang der Erneuerbaren Energien im Strommix und ein deutlicher Anstieg der Emissionen stehen in Kontrast zu den jüngst angehobenen Klimazielen für 2030. Für eine Kehrtwende muss die Bundesregierung schnell ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg bringen. 

Im Jahr 2021 sind die Treibhausgasemissionen in Deutschland deutlich angestiegen. Mit einem Plus von rund 33 Millionen Tonnen CO₂ beziehungsweise 4,5 Prozent gegenüber 2020 droht die Bundesrepublik den Anschluss an ihr 2030-Klimaziel zu verlieren. Zugleich wird mit 38 Prozent Emissionsminderungen gegenüber 1990 das 2020-Ziel von -40 Prozent wieder verfehlt. Haupttreiber für den Emissionsanstieg auf 772 Millionen Tonnen CO₂ waren die wirtschaftliche Teilerholung nach dem Pandemiejahr 2020, eine höhere Kohleverstromung bedingt durch stark gestiegene Gaspreise, ein Rückgang der Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien sowie eine kühlere Witterung. Das zeigt die Jahresauswertung von Agora Energiewende, in der der Thinktank die wichtigsten Entwicklungen der Energiewende in Deutschland im Jahr 2021 vorstellt.

 

Die Umsetzungslücke zu den Klimazielen ist größer denn je: Die Agora-Analyse für 2021 bestätigt, dass die 2020 erreichten Emissionsminderungen überwiegend auf Einmaleffekte in Folge der Pandemie zurückzuführen waren. „Einerseits ist 2021 das Jahr, in dem sich Deutschland die ambitioniertesten Klimaziele seiner Geschichte gesetzt hat. Andererseits wächst die Umsetzungslücke weiter, die die neue Bundesregierung jetzt dringend mit wirksamen Klimaschutzmaßnahmen schließen muss“, sagt Simon Müller, Direktor Deutschland bei Agora Energiewende. „Insbesondere beim Klimaschutz im Gebäudebereich und bei den Erneuerbaren Energien gibt es großen Aufholbedarf.“

Das Klimaschutzgesetz gibt Minderungsziele für die Bereiche Energiewirtschaft, Gebäude, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft vor. Laut Agora-Analyse verfehlt der Gebäudesektor nach 2020 nun auch 2021 das gesetzlich festgelegte Klimaziel, diesmal um 12 Millionen Tonnen CO₂. Hinzu kommt eine knappe Zielverfehlung im Verkehrssektor, obwohl die Mobilität der Deutschen coronabedingt noch immer eingeschränkt war. Die Emissionen der Industrie lagen auf dem Zielpfad, weil die Produktion auch 2021 noch etwas gedämpft war. „Die wirtschaftliche Erholung des vergangenen Jahres war nicht grün. Angesichts des fortgesetzten Konjunkturaufschwungs ist ein weiterer Emissionsanstieg 2022 bereits absehbar. Nur ein schnell wirksames und umfassendes Sofortprogramm der neuen Bundesregierung kann verhindern, dass die Schere zwischen Klimazielen und Klimamaßnahmen noch weiter aufgeht“, sagt Müller.

Einbruch bei Ökostromproduktion, Comeback der Kohle: Während die Stromproduktion aus Windkraftanlagen 2021 der Agora-Analyse zufolge den größten Einbruch aller Zeiten verzeichnete, erzielte die Kohleverstromung einen Rekordzuwachs. Insgesamt lieferten Erneuerbare Energien 40,5 Prozent an der gesamten Stromerzeugung im Vergleich zu 43,6 Prozent 2020. Ihr Anteil am Stromverbrauch, also abzüglich des Exportüberschusses, lag 2021 nur noch bei 42,3 Prozent – im Vorjahr hatten sie dank Sondereffekten noch den Höchstwert von 45,6 Prozent erreicht. Die Kohle erhöhte ihren Anteil an der Stromerzeugung dagegen bedingt durch hohe Gaspreise um knapp ein Fünftel auf 27,8 Prozent – nach großen Verlusten im Jahr 2020.

Der schrumpfende Ökostromanteil im Jahr 2021 hatte vor allem zwei Gründe: Einerseits erholte sich der Stromverbrauch gegenüber 2020 wieder und stieg von 548 auf 560 Terawattstunden. Andererseits konnte dieser Anstieg aufgrund ungünstigerer Wetterbedingungen, wie schwächeren Winterstürmen zu Jahresbeginn, nicht von den Erneuerbaren abgedeckt werden. „Der starke Rückgang bei den Erneuerbaren Energien zeigt die Versäumnisse der Energiepolitik der letzten Jahre auf. Um den Ökostrom-Anteil bis 2030 wie im Koalitionsvertrag vorgesehen nahezu zu verdoppeln, braucht es nun einen massiven und schnellen Ausbau von Wind- und Solaranlagen“, sagt Simon Müller. Den Rekordambitionen bei den Klimazielen steht ein Zubau von Erneuerbaren-Energien-Anlagen 2021 von nur 6,7 Gigawatt auf insgesamt 137 Gigawatt gegenüber. Solaranlagen machten drei Viertel des Zuwachses aus, der Rest waren neue Windenergieanlagen an Land. Windenergieanlagen auf See wurden 2021 keine angeschlossen. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Eine Ausbauoffensive für Solarenergie kann schon ab 2022 dazu beitragen, die Ökostromlücke zu schließen“, ergänzt Müller.

Große Preissprünge an den Energiemärkten: 2021 war außerdem das Jahr der fossilen Energiepreisrallye mit großen Preissprüngen an den Märkten: Im Jahresverlauf verelffachte sich der Preis von fossilem Gas zwischenzeitlich – von anfangs 20 Euro je Megawattstunde auf über 220 Euro. Infolgedessen wurden Steinkohlekraftwerke verstärkt eingesetzt. Der Mehreinsatz von Kohlekraftwerken erhöhte den CO₂-Ausstoß sowie die Nachfrage an CO₂-Zertifikaten im Europäischen Emissionshandel, wodurch auch der CO₂-Preis im Jahresmittel von 24,8 Euro je Tonne CO₂ auf 53,6 Euro anstieg; Ende des Jahres lag er bei rund 80 Euro je Tonne.

Im Tagesdurchschnitt stieg der Börsenstrompreis im Jahresverlauf zeitweise um mehr als das Siebenfache, von anfänglich 50 Euro auf über 430 Euro je Megawattstunde. Stromkund:innen bekamen diese starken Preisanstiege an der Börse im vergangenen Jahr bisher nur vereinzelt zu spüren. Durchschnittlich waren für Strom 32,2 Cent je Kilowattstunde fällig – ein Plus von 3,9 Prozent im Vergleich zu 31,0 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2020. Ursächlich hierfür war in erster Linie das Ende der Mehrwertsteuersenkung; gleichzeitig wirkte die Absenkung der EEG-Umlage dämpfend. „Die Preisausschläge bei den Energiepreisen werden ab 2022 auch bei den Haushalten stark spürbar werden. Kurzfristig braucht es daher sozialpolitische Maßnahmen für einkommensschwache Haushalte, um steigende Strom- und Gasrechnungen abzufedern. Um langfristig günstige Energiepreise zu sichern, lautet die Lösung: Erneuerbare ausbauen. Nur so werden grüne Technologien wettbewerbsfähig und der Industriestandort Deutschland fit für die Klimaneutralität“, so Müller. Die Energiepreise werden die öffentliche Debatte auch dieses Jahr prägen. „Das Energiepreisniveau 2022 wird vor allem von der Entwicklung des Erdgaspreises abhängen, da dieser die Preise für Strom und Wärme vorgibt“, sagt Agora-Experte Müller. Ausschlaggebend sind die Wetterbedingungen zu Jahresbeginn, die Verfügbarkeit von Gas-Import-Kapazitäten sowie die geopolitische Lage.

2022 wird entscheidend für das Erreichen der 2030-Klimaziele: In diesem Jahr muss die neue Bundesregierung das im Koalitionsvertrag angekündigte Klimaschutz-Sofortprogramm abschließen. Mit der Vollendung des Atomausstiegs 2022 und dem laufenden Kohleausstieg, muss das Sofortprogramm eine neue Dynamik für das Erreichen der 2030-Klimaziele schaffen. „2022 gilt es, endlich genug Flächen für Windkraft zu sichern, die Photovoltaik zu entfesseln, und die Netze für Klimaneutralität zu planen. Die Industrie braucht einen belastbaren Investitionsrahmen. Gebäudesanierungen und die soziale Wärmewende gibt es nur mit klaren Vorgaben und ausreichenden Fördermitteln“, sagt Müller. Auf europäischer Ebene wird die Implementierung des Fit-for-55-Pakets der Europäischen Kommission im Vordergrund stehen, bei der die neue Bundesregierung die Chance hat, auf eine ambitionierte Umsetzung hinzuwirken. „2022 muss das Jahr der Klimamaßnahmen werden, wenn die Bundesregierung es mit dem Bekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel ernst meint“, sagt Müller.

Die Studie „Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2021“ steht unter www.agora-energiewende.de zum kostenfreien Download bereit. Sie umfasst 70 Seiten sowie zahlreiche Abbildungen, die ebenfalls zum separaten Download in gängigen Formaten angeboten werden.

 

Für redaktionelle Rückfragen:
Dr. Jahel Mielke, Leiterin Kommunikation, Agora Energiewende
E: jahel.mielke@agora-energiewende.de
M: +49 151 27 65 61 96                              

 

Über Agora Energiewende
Agora Energiewende erarbeitet wissenschaftlich fundierte und politisch umsetzbare Wege, damit die Energiewende gelingt – in Deutschland, Europa und im Rest der Welt. Die Organisation agiert unabhängig von wirtschaftlichen und parteipolitischen Interessen und ist ausschließlich dem Klimaschutz verpflichtet.

 

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Donnerstag, 6. Januar 2022

Die Gewinner des Watt d’Or 2022: Formula2050



Zum 15. Mal verleiht das Bundesamt für Energie den Watt d’Or. Das Motto dieses Jahr: Formula2050, die Erfolgsformel für die Energiezukunft der Schweiz. Drei Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen haben ihre persönliche Formula2050 schon gefunden. Heute abend dürfen sie dafür den Watt d’Or 2022 entgegennehmen. Auf energeiaplus.com/wattdor2022 oder auf www.wattdor.ch können Sie die Preisverleihung ab kurz vor 16.30 Uhr mitverfolgen. Energeiaplus stellt hier die ausgezeichneten Projekte vor:

 

Kategorie Energietechnologien: Lastmanagement der SBB

Es ist nur ein kleines Zeitfenster, das es aber in sich hat bei den SBB: Alle Züge fahren im Taktfahrplanbetrieb fast gleichzeitig los, was zu einem kurzzeitigen, aber starken Hochschnellen des Energieverbrauchs führt. Mit einer innovativen, von der SBB selbst entwickelten Lastmanagementsoftware können diese Spitzen gebrochen werden. Ganz einfach indem Zug- und Weichenheizungen kurz und gezielt abgeschaltet werden. Ein smarter Weg, um den Stromverbrauch zu flexibilisieren und so viel Geld für den Bau von immer mehr Strominfrastrukturanlagen zu sparen.

 

Kategorie Erneuerbare Energien: Pflanzenkohle der Verora AG

Mit der Herstellung von Humuskompost ist die Zuger Verora AG schon seit Jahrzehnten erfolgreich. Seit 2012 kann sie nun auch holzreiches Grüngut, das schlecht vergärt, verwenden. Sie stellt damit neben qualitativ hochwertigen Holzschnitzeln auch Pflanzenkohle her. Die dazu nötige Pyrolyse-Anlage hat das Team der Verora AG vom Prototypen der Pyreg GmbH zur zuverlässig funktionierenden Produktionsanlage weiterentwickelt. Die Pflanzenkohle ermöglicht die langfristige Speicherung von CO2 und gehört damit zu den Negativemissionstechnologien, die für die klimaneutrale Energiezukunft eine wichtige Rolle spielen.

 

Kategorie Gebäude und Raum: Klimaneutrales Gebäude der schaerraum ag

Die Aussicht des Wohn- und Gewerbegebäudes am Vierwaldstättersee ist einmalig. Mindestens so einmalig ist das mehrstöckige Holzgebäude selber. Das Prinzip des Erbauers: Der Faktor Null. Gemeint ist damit, Ressourcen so effizient wie möglich einzusetzen. Dabei hilft das von der schaerraum ag entwickelte modulare Planungsprinzip «RaumRaster»: In ein «Skelett» aus Holz, das auf einem Betonsockel steht, können flexibel kombinierbare Module eingesetzt werde. So kann sehr rasch gebaut werden und   aus einem Baum möglichst viel Haus entstehen.  Effizienz wird auch beim Energieverbrauch konsequent umgesetzt mit Erdsonden, Solarpanels auf dem Dach und einem ausgeklügelten Heizungs-, Kühlungs- und Lüftungssystem, dem «Kachelofen 2.0», entwickelt vom letztjährigen Watt d’Or Gewinner Beat Kegel. So produziert das Haus 50 Prozent mehr Energie als es verbraucht und bietet Wohnraum zu günstigen Mietpreisen.

 

Fabien Lüthi (Videos) und Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

 

Quelle: energeiaplus.com (mit Video zu den Preisträgern)

 

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Mittwoch, 5. Januar 2022

Neue Regulierungen für den CH-Energiebereich

Am 1. Januar 2022 sind einige Verordnungs- und Gesetzesänderungen in Kraft getreten. Energeiaplus gibt die Übersicht - hier eine relevante Auswahl.

 

Verordnungen

Die Revision der Energieverordnung (EnV) bringt rechtliche Präzisierungen zur Wasserkraft und zu den Zielvereinbarungen für die Rückerstattung des Netzzuschlags. Und bei den Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch (ZEV) wurde die Abrechnung der Kosten für das Anlagen-Contracting vereinfacht. Die Änderungen an der Energieeffizienzverordnung (EnEV) bringen Anpassungen an EU-Verordnungen, sowie Korrekturen und Präzisierungen in den Anhängen der Verordnung.

 

Mit der Revision der Energieförderungsverordnung (EnFV) wird der Grundbeitrag der Einmalvergütung für Photovoltaikanlagen und der Leistungsbeitrag für Anlagen ab 10 kW gesenkt. Neu wird der Referenz-Marktpreis für Biomasse, Kleinwasserkraft und Windenergie auf Basis des monatlichen Durchschnitts berechnet. Anpassungen gibt es ausserdem bei der Förderung der Kleinwasserkraft, bei den energetischen Mindestanforderungen für Kehrrichtverbrennungsanlagen und bei der Dokumentation von Holzkraftwerken.

 

Dank der neuen Version der Verordnung über den Herkunftsnachweis und die Stromkennzeichnung (HKSV) können Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von weniger als 100 kW einfacher registriert werden. Anlagen, die weniger als 2 kW Leistung haben, können weiterhin nicht registriert werden. Detaillierte Informationen zu diesem Revisionspaket finden sich in der  Medienmitteilung vom 24. November 2021.

 

Die revidierte CO2-Verordnung betrifft die Emissionsvorschriften für Personenwagen, Lieferwagen und leichte Sattelschlepper. Ebenfalls von der Revision betroffen sind Autoimporteure: Wenn sie die CO2-Zielwerte verfehlen, müssen sie neu auch für die klimaschädlichsten Fahrzeuge in ihrer Flotte Sanktionen zahlen. Mehr Informationen dazu gibt es in der Medienmitteilung vom 24. November 2021.

 

Gesetze

Mit dem revidierten Kernenergiehaftpflichtgesetz und der revidierten Kernenergiehaftpflichtverordnung setzt die Schweiz die revidierten Kernenergiehaftpflichtübereinkommen von Paris und Brüssel in ihrer Gesetzgebung um. Dies bringt unter anderem eine internationale Harmonisierung der Opferentschädigung im Falle eines schweren Nuklearunfalls. Eine ausführliche Zusammenfassung der Änderungen finden Sie in der  Medienmitteilung vom 25. August 2021.

 

Ausblick

Der Bundesrat wird voraussichtlich im Juli 2022 ein weiteres Revisionspaket in Kraft setzen. Dieses beinhaltet die Revisionen der Energieeffizienzverordnung (EnEV), der Niederspannungs-Installationsverordnung (NIV) und der Raumplanungsverordnung (RPV). Die Vernehmlassung dazu wird am 25. Januar 2022 abgeschlossen. Ausführliche Informationen zu diesen Revisionen gibt es in der  Medienmitteilung vom 11. Oktober 2021.

 

Quelle:  energeiaplus.com  Lisa Brombach, Medien & Politik, BFE

 

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