Solarstrom ist schon heute Sozialstrom – erschwinglich für jedermann
und für jede Frau, ob arm oder reich. Solaranlagen sind bereits ein
globaler Megatrend. Die Anschaffung lohnt sich finanziell und erst recht
für die Umwelt und für das Klima. Ein Kommentar des deutschen Energiepublizisten Franz Alt.
Solaranlagen werden ständig preiswerter und sie sind komplett
steuerfrei. Energetisch sind sie heute wesentlich effizienter als noch
vor 15 Jahren. Man kann bis zu 80 Prozent Stromkosten sparen. Und morgen
noch mehr. Das gilt für alle Menschen in allen Ländern der Welt – vor
allem für die Armen. Die glücklichsten Solarstrombetreiber habe ich in armen Ländern wie
Indien, Bangladesch oder Somalia und Mali erleben dürfen. Im Kongo
erzählte mir ein Elektriker, der arbeitslos war und nach Europa fliehen
wollte: „Ich habe jetzt einige Solarzellen auf meiner Hütte. Nun kommen
die jungen Leute meines Dorfes, um bei mir ihre Handys und Laptops
aufzuladen. Dadurch habe auch ich einen Job und ein Einkommen und ich
denke nicht mehr daran, nach Europa zu fliehen. Welch ein Glück, dass
ich über Solarstrom in meiner Heimat bleiben kann“. Welch eine Chance
für eine bessere Welt, in der kein Kind mehr verhungern und niemand mehr
fliehen muss.
In Abu Dhabi konnte eine Gruppe deutscher Klima-Journalisten soeben
erfahren wie die arabischen Länder, die mit klimaschädlichem Öl reich
wurden, allmählich auf Solarenergie und den Export von solarem
Wasserstoff umsteigen und damit – zumindest längerfristig – auch einen
Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten. In Abu Dhabi wurde Ende 2023
die größte Solaranlage der Welt eingeweiht. Auf einer Fläche von 21
Quadratkilometern wurden ca. vier Millionen Solarmodule installiert.
Nach Angaben der Betreiber können sie 160.000 Haushalte mit Strom
versorgen und 2,4 Millionen Tonnen CO2 vermeiden. Die Module drehen sich
mit der Sonne und werden mit Hilfe von Robotern von Sand und
Wüstenstaub frei gehalten. Bis 2030 soll die Anlage noch einmal
vervierfacht werden und dann 14 Gigawatt Strom erzeugen. Das entspricht
mehr als zehn Atomkraftwerken.
Die Solarenergie hat weltweit ihren Kipppunkt erreicht: Wir werden eine völlig neue Vorstellung über den Sinn unseres Daseins
entwickeln, wenn wir uns einlassen auf diese neue Energiedimension: Wir
sind auf diesem Planeten, um mitzuarbeiten an der Bewahrung der
Schöpfung. Damit auch unsere Kinder und Enkel und deren Kinder und Enkel
hier ein schönes, gutes und glückliches Leben führen können. Welch eine
Vision! Wir brauchen unsere alte Sonne für eine neue und bessere Welt.
Mit der Sonne ein Leben voller Wonne. Aus dem Schein der Sonne kann ein
neues Sein der Menschen werden.
Das Kraftwerk daheim: Es gibt sonnenreichere Länder als Deutschland. Doch auch hierzulande
kann – zumindest theoretisch – etwa hundert Mal mehr grüner Strom
gewonnen werden als wir zurzeit verbrauchen. Sonne und Windkraft werden
auch immer mehr genutzt. 2023 wurden in Deutschland 14,1 Gigawatt
Photovoltaik zugebaut, fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Nach dem
Willen der Bundesregierung soll das erst der Anfang, besser gesagt der
Neuanfang, des Solarbooms sein, der zwischen 2012 und 2023 von den
Vorgängerregierungen sträflich vernachlässigt wurde. Ein am 34.
Jahrestag von Tschernobyl (26. April 2024), im Bundestag verabschiedetes
„Solarpaket“ soll den weiteren Solarboom beflügeln. Zum Erreichen der
Klimaziele braucht Deutschland jetzt: Mehr Speicher, neue
Stromleitungen, große Wärmepumpen und andere Stahlwerke sowie
Begeisterung für Energie in Bürgerhand und endlich wirklich einen Abbau
der bürokratischen Bremsklötze.
Mini-Kraftwerke gibt es schon für ein paar hundert Euro. Für
Verbraucherinnen und Verbraucher eine echte Ersparnis. Dein Dach oder
Dein Balkon verdient künftig Geld oder spart zumindest Geld. Was Sie
selbst fast kostenlos ernten, müssen sie künftig nicht vom alten
Stromversorger kaufen. Dieses Geschäft soll durch Abbau einiger
bürokratischer Hürden künftig einfacher werden. So soll es nicht mehr
zwingend einen digitalen Stromzähler brauchen. Der alte Stromzähler kann
stattdessen rückwärts laufen. Das geht jetzt sogar im
überbürokratisierten Deutschland. Künftig sollen auch mehr Solaranlagen
auf Mehrfamilienhäusern installiert werden, damit eine
„gemeinschaftliche Gebäudeversorgung“ möglich wird. Der Sonnenstrom kann
anteilig genutzt werden.
Landefläche für die Sonne: Je größer das Dach, desto mehr Landefläche für die Sonne. Auch Dächer
von Werkshallen und Supermärkten sollen künftig mehr als bisher genutzt
werden. Aldi will 120 neue Supermärkte komplett klimaneutral und mit
dem umweltfreundlichen Baumaterial Holz bauen. Die Einspeise-Vergütungen
für Solarstrom werden attraktiver. Landwirte sollen dafür gewonnen
werden, sich ein zweites Einkommen über die Sonne zu sichern, indem sie
fünf Meter über ihren Äckern Solaranlagen installieren. Landwirte werden
Energiewirte über Biogasanlagen und über Agri-Photovoltaik. Auch
Windräder sollen schneller als bisher genehmigt werden. Kanzler Scholz:
„Statt acht Jahre sind auch acht Monate Genehmigungszeit möglich“. Das
„Solarpaket“ ist ein Meilenstein für die Energiewende in Deutschland.
Die jetzt begonnene solare Weltrevolution kann die erste globale
wirklich friedliche Revolution aller Zeiten sein. Die großen
Revolutionen der Weltgeschichte waren alle voller Gewalt und Brutalität.
Die russische Revolution 1918 kostete etwa acht Millionen Menschen das
Leben, die chinesische Revolution von 1949 bis zur kommunistischen
Kulturrevolution in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts forderte
mehr als 60 Millionen Tote und die französische Revolution im Jahr 1789
und die Schreckensherrschaft der Jakobiner danach bis zu 300.000
Menschenleben. Ganz zu schweigen von den seelischen Schäden dieser
Gewaltorgien. Und die industrielle Revolution hat uns durch die
fossil-atomare Energiewirtschaft die Klimakrise beschert. Unsere Welt
ist deshalb heute voll von Krisen, Kriegen und Konflikten um Energie.
Jahrzehnte lang war Deutschland vom russischen Gas abhängig, was dazu
führte, dass wir Putins Kriege mitfinanzierten. Diese Abhängigkeit
bereuen heute viele.
Eine Frage der Vernunft: Eigentlich müsste Klimaschutz eine rationale Angelegenheit sein.
Schließlich leben wir in einer Zeit extremer Wetterkatastrophen, haben
im Februar Meeresoberflächentemperaturen wie im Juli und erleben von
Jahr zu Jahr mehr Hitzetote. Es ist ökonomisch, ökologisch, ethisch und
gesundheitlich nur vernünftig, das Klima, das unsere Lebensgrundlage
ist, zu schützen. Aber trotzdem wird der Ausbau fossiler Infrastrukturen
durch Flüssiggas-Terminals, die noch 50 Jahre das Klima belasten, auch
im Jahr 2024 in Deutschland weiter vorangetrieben. Sind wir noch zu
retten? Vielleicht!
Die knallharten finanziellen Interessen der fossilen Lobbyisten
scheinen noch immer wichtiger als die Zukunft unserer Kinder und Enkel.
Die Klimakrise stellt das Generationen-Versprechen in Frage, dass die
Zukunft besser sei als die Vergangenheit. Noch immer macht uns die
Klimakrise nicht rationaler, sondern irrationaler. Wenn wir endlich mehr
Rationalität lernen wollen, müssen wir mutiger, konsequenter und
rascher als bisher den Einstieg ins solare Zeitalter wagen. Das ist gar
kein Hexenwerk, sondern schlicht eine Frage der Vernunft.