Der Blog Solarmedia widmet sich der Solarenergie und der neuen solaren Weltwirtschaft ... gehört zu «Media for Sustainability» des Ökonomen und Journalisten Guntram Rehsche (siehe auch http://guntram-rehsche.blogspot.ch) ... Beiträge zeitlich geordnet, Stichwort- / Labelsuche in linker Spalte ...
Vier Fachhochschulen lancieren eine neue Plattform zu Projekten
alpiner Solaranlagen. Die Plattform bietet einen umfassenden Überblick
über den aktuellen Stand aller geplanten, verworfenen und realisierten
alpinen Solaranlagen in der Schweiz. Ziel ist es, Transparenz zu
schaffen und den Fortschritt dieser für die Energiewende wichtigen
Projekte öffentlich zugänglich zu machen.
Die Plattform alpine-pv.ch ist ein Gemeinschaftsprojekt der
Hochschulen Berner Fachhochschule BFH, Ostschweizer Fachhochschule OST,
Scuola Universitaria Professionale della Svizzera Italiana SUPSI und
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Sie bietet
aktuelle Informationen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu alpinen
Photovoltaikanlagen sowie alpinen Forschungs- und Pilotanlagen und
fördert die Vernetzung von Forschung und Praxis im Bereich der
Photovoltaik. Die Zusammenarbeit ermöglicht es, wissenschaftliche
Erkenntnisse und praktische Erfahrungen effizient zu teilen und in die
laufenden Projekte einfliessen zu lassen.
«Alpine Solaranlagen sind ein kleiner, aber feiner Baustein der Energiewende in der Schweiz.»
Christof BucherLeiter Labor für Photovoltaiksysteme, Berner Fachhochschule
Neben detaillierten Informationen zu den Fortschritten der
einzelnen Projekte ist alpine-pv.ch aber insbesondere ein Know-how Hub
für alpine Photovoltaikanlagen. Auf Basis einer engen Zusammenarbeit und
geführten Interviews mit den Projektverantwortlichen identifizieren die
Fachhochschulen technische Herausforderungen und erarbeiten dazu
Lösungen. Im Gegensatz zu klassischen Forschungsprojekten, bei denen
erst nach Projektabschluss erste Resultate vorgelegt werden, soll die
Plattform alpine-pv.ch unmittelbar nach Erkenntnisgewinn die Ergebnisse
in der Form von Fachartikeln aufführen. So wird sichergestellt, dass die
einzelnen Projektverantwortlichen maximal von dem gemeinsamen Wissen
profitieren können.
Durch diese Initiative leisten die beteiligten Hochschulen einen
bedeutenden Beitrag zur Energiewende und zur Umsetzung der neuen
Energiegesetzgebung in der Schweiz. Die Bündelung von Wissen und
Ressourcen trägt dazu bei, die Effizienz und Wirksamkeit der alpinen
Solaranlagenprojekte zu maximieren und die Schweiz auf ihrem Weg zu
einer nachhaltigen Energiezukunft zu unterstützen.
Die Plattform zeigt beispielsweise, dass alle geplanten Anlagen einen
jährlichen Energieertrag von 939 GWh hätten, mit 563 GWh über die
Hälfte davon sich in einer aktiven Planungsphase befindet und nur gerade
373 GWh zurückgezogen oder abgelehnt wurden.
Weltweit erster APR-1000-Reaktor soll in Tschechien gebaut werden.
Die Zusage an die koreanische KHNP wurde aufgrund unrealistischer
Preisschätzungen getroffen.
Anfang des Jahres gab die tschechische Regierung bekannt, statt wie
bis dahin geplant einen, nunmehr bis zu vier Reaktorblöcke errichten zu
wollen. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, war das Argument für diese
Ausweitung damals, dass man einen Preisnachlass von 25 Prozent erzielen
könne. Nun wurde die Katze aus dem Sack gelassen und das Ergebnis der
Ausschreibung bekanntgegeben: die Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP)
soll zuerst 2 Reaktoren in Dukovany, später 2 in Temelín bauen. Bis
März 2025 soll der genaue Vertrag ausgehandelt werden und die
Dukovany-Reaktoren bis 2036 errichtet sein.
Die Kosten pro Reaktor sollen 200 Mrd. Kronen, umgerechnet ca. 8 Mrd.
Euro, betragen – dabei handelt es sich aber nur um einen Schätzwert der
tschechischen Regierung. Die KHNP sprach in ihrer Presseaussendung
bereits von 220 Mrd. CZK.
„Die Kostenschätzung sowie der Zeitplan der tschechischen Regierung
wird nicht annähernd einzuhalten sein“, erläutert Anna Weinbauer,
stellvertretende Obfrau von atomstopp_atomkraftfrei leben! „Bei
aktuellen AKW-Baustellen in Finnland und Frankreich explodieren die
Baukosten auf 11 bis 19 Mrd. Euro und Bauzeiten auf rund 18 Jahren.
Außerdem wurde weltweit noch kein APR-1000-Reaktor gebaut und die
Koreaner haben keine Erfahrung mit dem Bau von Reaktoren in Europa und
den höheren Sicherheitsbestimmungen.
Die Debatte um ein Wiederbeleben der Solarindustrie und den Aufbau
einer heimischen Speicherindustrie ist in vollem Gange. Heute liefert
China über 90 Prozent aller Solarmodule in die Welt und auch nach
Europa. Der Grund ist klar: Ab 2012 haben die Regierungen unter
Kanzlerin Merkel in Deutschland der einst starken Solarindustrie mit
verschiedenen EEG-Änderungen die Grundlage und damit verbundenen den
Zusammenbruch des Heimatmarktes entzogen. Die damaligen EU-Zölle auf
Solarmodule aus China wirkten nicht zum Schutz der deutschen Produktion,
sondern gaben der deutschen Solarindustrie den Rest.
China hingegen setzte auf ein funktionierendes EEG für den
Binnenmarkt und eroberte so die globale Technologieführerschaft in der
Photovoltaik, sowie bei Batterien und Elektromobilität.
Wie
aber soll dann eine Wiederbelebung der Solarindustrie und der Aufbau
anderer Clean Tech Industrien in Deutschland und der EU gelingen? Das
Entscheidende ist Innovationsförderung mit starker Unterstützung von
F&E sowie gezielter Start-Up-Unterstützung solcher Innovationen. Die
Wiederbelebung der deutschen und europäischen Solarindustrie und
anderer Clean Tech Industrien erfordert einerseits Sicherheit beim
Absatz heimischer Produkte und andererseits eine wettbewerbsfähige
heimische Wertschöpfungskette. Auf
der Intersolar in München haben Prof. Dr. Eicke Weber und ich eine Idee
zu einem europäischen Label für heimische Produktion vorgestellt.
Solche starken Innovationen mit dem Potential des Ausbaus einer
Industrie gibt es sehr wohl auch in Deutschland. Genau diese brauchen
jetzt gezielte Unterstützung bei der Markteinführung aus Politik und
Gesellschaft. Genau hier liegt die Herausforderung: Im Vergleich zum nahezu
autarken China ist die europäische Solarindustrie bisweilen von
Zulieferern abhängig – ein Problem, dem sich nur mit technologischen
Neuerungen und intelligenten Herstellungsverfahren begegnen lässt. Und
speziell hier hat sich auch auf der Intersolar 2024 gezeigt: Für die
deutsche Solarindustrie gibt es sehr wohl noch Anlass zum Optimismus.
Hier einige bedeutende jüngere Innovationen:Die Verbindung von PV und Solarthermie in einem Modul - Sogenannte PVT (Photovoltaisch-Thermische) Hybridmodule erzeugen Strom und Wärme gleichzeitig, kombiniert in einem Modul. Diese bieten eine Möglichkeit, die fossil-freie Strom- und
Wärmeerzeugung gleichzeitig voranzutreiben und eröffnen zudem eine
Chance für Europa, sich in der Solarbranche wieder zu behaupten. Anders
als bei herkömmlichen PV-Modulen kombinieren die PVT-Module Solarzellen,
die Licht in Elektrizität umwandeln, mit thermischen Kollektoren, die
Wärme aus der eingestrahlten Sonnenenergie und zusätzlich sogar aus der
Umgebungstemperatur gewinnen. Durch diese Verbindung wird die Gesamteffizienz des Solarmoduls
deutlich gesteigert – teilweise um den vierfachen Wert gegenüber einem
einfachen PV-Modul.
Bekanntermaßen sinkt der Wirkungsgrad der Stromerzeugung der PV mit
steigender Temperatur. Im PVT-Modul entzieht der Kollektor den
Solarzellen die Wärme, womit sich die Stromausbeute deutlich erhöht. Die
Wärme aus dem Kollektor dient mit dem erzeugten Solarstrom in
Wärmepumpen für Heizung, Warmwasserbereitung oder Prozesswärme in der
Industrie. Die PVT-Module können auch zur passiven und aktiven Kühlung
von Gebäuden oder Lagerhäusern genutzt werden.
PVT galt bis vor Kurzem als unrentabel. Anders als reine PV waren
PVT-Module sehr zeit- und kostenaufwändig in der Herstellung; die
Produktionsprozesse galten als nicht bzw. schwer automatisierbar.
Deshalb hat PVT es bislang nie in die Massenproduktion geschafft. Die
Kosten für ein PVT-Modul lagen weit über den Preisen für herkömmliche
PV-Module; die Anfangsinvestitionen waren unattraktiv verglichen mit
einer getrennten PV- und Solarthermie-Lösung.
Ein Umstand, der sich in naher Zukunft ändern wird: Bei meinem Besuch
auf der Intersolar habe ich Gespräche mit PVT-Herstellern geführt,
darunter auch mit Dr. Wilhelm Stein, dem CEO von Sunmaxx PVT. Der Ansatz
seines Unternehmens könnte die Wende für die PVT-Auslegung bedeuten:
Sunmaxx verbindet Solartechnologien mit dem Know-how und Ressourcen der
Automobilindustrie, um PVT-Module automatisiert und kosteneffizient
herstellen zu können. Das sächsische Unternehmen betreibt die derzeit
weltgrößte PVT-Produktion ihrer Art mit einem jährlichen Volumen von 50
MW, skalierbar auf die fünffache Produktionsmenge. Laut Herrn Dr. Stein
soll dies zügig umgesetzt werden.
Hochtemperatur-Wärmespeicher: Viele Industrieprozesse benötigen Hochtemperaturen, teils jenseits
von 1000 °C. Bisher wird diese Hitze vor allem durch das Verbrennen von
klimaschädlichem Erdgas erzeugt. Viele warten auf Wasserstoff und auf
ein großes Wasserstoffnetz, dessen Effizienz in der gesamten
Prozesskette jedoch sehr niedrig und damit teuer sein wird. Eine sofort
verfügbare Alternative sind Hochtemperaturspeicher, wie beispielsweise
die von Kraftblock.
Mit Überschussstrom aus Solar- und Windenergie kann Hitze erzeugt
werden, die in den Hochtemperaturspeichern über Wochen gespeichert
werden kann. Diese Speicher liefern Heißluft, Thermalöl, Dampf oder
Wasser auf jedem Temperaturniveau zwischen 50°C und 1.300°C. Sobald die
Industrieprozesse Hitze in diesen Formen benötigen, steht sie aus den
Speichern zur Verfügung.
Mit diesen Hochtemperaturspeichern können viele Industrieanwendungen
sofort mit besonders günstigem Strom aus überschüssigem Wind und
Solarstrom emissionsfrei betrieben werden. Große PVT-Anlagen auf dem
eigenen Betriebsgelände – in Verbindung mit Hochtemperaturspeichern –
können große Mengen an Hochtemperatur für die Industrieprozesswärme
liefern – unabhängig von Energieeinkäufen und großen Netzen für Erdgas,
Wasserstoff und teuren Überlandstromleitungen. Dies ist besonders
effektiv, wenn in der Nähe der PVT-Anlage zusätzlich Wind-, Biogas- oder
Wasserkraft zur winterlichen Versorgung verfügbar sind. Ein langes
Warten, bis die großen und teuren Wasserstoffnetze gebaut sind, ist für
solche Industriebetriebe somit nicht mehr nötig. Hochtemperaturspeicher sind eine starke Innovation für den Aufbau
einer heimischen Produktion, unabhängig von chinesischer Fertigung.
Solche Kombinationen könnten mit einem Mix aus Erneuerbaren Energien,
Batterien, Hochtemperaturspeichern und hocheffizienten PVT-Modulen –
alles aus europäischer Industrieproduktion – eine schnelle und
kostengünstige Energieversorgung schaffen; dezentral für Quartiere,
Nahwärmesysteme bis hin zur Industrie, von der Stahlerzeugung bis zur
Glasindustrie.Solche Innovationen eröffnen der europäischen Clean-Tech-Industrie
große Chancen im Wettlauf mit der chinesischen Herstellung. Entscheidend
wird sein, dass Energiekunden in der Industrie und den Kommunen diese
Chancen ergreifen und umsetzen. Wenn gleichzeitig die Politik
unterstützend den Markthochlauf fördert, dann hat die europäische
Industrie wieder eine echte Chance, der Dominanz der chinesischen
Marktführerschaft etwas Nennenswertes entgegenzusetzen. Die Förderung
von Innovationen ist immer besser und erfolgversprechender als Zölle,
Marktabschottung und Handelskriege, die am Ende auch dem Klimaschutz
schaden.
Jährlich
neu installierte Leistung von Photovoltaikanlagen in der Schweiz.
Datenquelle: Statistik Sonnenenergie 2023 sowie Schätzung Swissolar für
2024.
Gemäss der am 11. Juli vom BFE veröffentlichten «Statistik Sonnenenergie»
für das Jahr 2023 ist der Photovoltaik-Ausbau in der Schweiz gegenüber
dem Vorjahr um 51 Prozent auf 1641 Megawatt angestiegen. Es handelt sich
um das vierte Jahr in Folge mit einem Marktwachstum von über 40
Prozent. Insgesamt waren per Ende 2023 in der Schweiz Solarpanels mit
einer Leistung von 6.4 Gigawatt installiert, die im Jahresverlauf über
8 Prozent des Schweizer Strombedarfs abdeckten. Diese Produktion
entspricht etwa 80% der Jahresproduktion beider Reaktoren des AKW
Beznau. Im laufenden Jahr wird Solarenergie erstmals über 10 % des
Jahresbedarfs und somit mehr als das AKW Beznau liefern. Gemäss dem
neuen Stromgesetz muss diese Menge in den nächsten 10 Jahren fast
verfünffacht werden. Damit dies möglich wird, müssen die neuen
Instrumente des Gesetzes in den Verordnungen sinnvoll umgesetzt werden.
Bereits seit 2020 ist der Schweizer Photovoltaik-Markt mit jährlichen
Zuwächsen von über 40 Prozent auf steilem Wachstumskurs. Der Trend wurde
im Jahr 2022 durch die Energiemangellage verstärkt, was zu einem
Wachstum von 58 Prozent führte. Auch im vergangenen Jahr wurden die
Prognosen überschritten. Wachstum in fast allen Marktsegmenten
Die neu installierte Photovoltaik-Leistung stieg gegenüber 2022 um 51 %
auf den neuen Rekordwert von 1641 Megawatt (MW). Pro Kopf entspricht
der Ausbau im letzten Jahr etwa einer Fläche von 0.9 Quadratmetern. Die
gesamte installierte Leistung lag zum Jahresende bei 6375 MW. Die
Jahresproduktion lag bei 4624 Gigawattstunden (GWh), was in etwa dem
Jahresverbrauch von 1.4 Millionen 4-Personen-Haushalten oder 80 Prozent
der Jahresproduktion beider Reaktoren des AKW Beznau entspricht. Der
Anteil der Solarstromproduktion am Stromverbrauch der Schweiz lag 2023
bei 8.25 % (2022: 6.76 %). Im laufenden Jahr wird Solarenergie erstmals
über 10 % des Jahresbedarfs liefern. «Der Solarausbau liefert derzeit
jedes Jahr 2 bis 3 Prozent mehr an den Schweizer Strombedarf. Damit wird
Solarstrom neben der Wasserkraft zur zweiten tragenden Säule unserer
Stromversorgung. Bis 2050 kann Solarstrom trotz steigendem Verbrauch 50 %
des Jahresbedarfs decken» sagt Swissolar-Geschäftsführer Matthias
Egli. Ein gegenüber dem Vorjahr verstärktes Wachstum liess
sich in fast allen Grössenkategorien und Anwendungsbereichen
feststellen. Besonders markant war der Zuwachs in den Bereichen
Industrie und Gewerbe (+65 %) sowie Mehrfamilienhäuser (+59 %). Es
wurden rund 58'000 neue Anlagen mit einer Durchschnittsleistung von 28.2
Kilowatt (12 % mehr als im Vorjahr, entspricht rund 140 m2)
installiert. «Der Trend zu grösseren Anlagen ist sehr positiv. Dächer
werden vermehrt vollständig genutzt, damit sinkt der Preis pro
produzierte Kilowattstunde weiter» kommentiert David Stickelberger,
Leiter Markt und Politik von Swissolar.
Die Anzahl neu installierter Batteriespeicher stieg gegenüber dem
Vorjahr um 73 %. Die durchschnittliche Speicherkapazität lag bei 14.1
Kilowattstunden. 42 % der neuen Photovoltaikanlagen auf
Einfamilienhäusern wurden mit Batteriespeichern kombiniert. Solche
werden vermehrt auch in Mehrfamilienhäusern und Gewerbebauten
installiert. Die gesamthaft installierte Speicherkapazität lag per
Jahresende bei 607'000 Kilowattstunden (kWh) – damit könnten 65'000
4-Personen-Haushalte einen Tag lang mit Strom versorgt werden. Mit dem
neuen Stromgesetz dürfte der Einsatz von Batteriespeichern dank der
Befreiung von der Netznutzungsgebühr ab nächstem Jahr weiter an
Attraktivität gewinnen.
Ein weltweiter Boom
Weltweit wurden im vergangenen Jahr 447 Gigawatt (GW)
Photovoltaik-Leistung installiert, 87 % mehr als im Vorjahr. Wichtigster
Wachstumstreiber war China (+167 %), im Rest der Welt lag das Wachstum
bei 35 %. Letztes Jahr wurden 1631 TWh Solarstrom produziert, was der
Stromproduktion von 200 AKW von der Grösse Gösgens entspricht. Der
Anteil am weltweiten Stromverbrauch lag bei 5.5 %. Gemessen an der pro
Kopf installierten Photovoltaik-Leistung liegt die Schweiz mit 711 Watt
weltweit an 9. Stelle.
Solarthermie-Verkaufszahlen stabilisiert
Bei den Kollektoranlagen zur Nutzung der Solarwärme wurde nach Jahren
des Rückgangs eine Stabilisierung der Verkaufszahlen verzeichnet (-2 %
gegenüber Vorjahr). Bei den Einfamilienhäusern konnte sogar ein Zuwachs
um 17 % verzeichnet werden.
Verlässliche Rahmenbedingungen dank Stromgesetz
Mit dem Ja zum Stromgesetz vom 9. Juni wurde ein ehrgeiziges Ausbauziel
für die erneuerbaren Energien definiert und entsprechende neue
Instrumente dafür geschaffen. Dazu gehören etwa die lokalen
Elektrizitätsgemeinschaften (LEG), die den Verbrauch des Solarstroms im
Quartier fördern, die Befreiung der Batteriespeicher vom Netzentgelt
sowie die einheitlich geregelte Abnahmevergütung für ans Netz
abgegebenen Strom. Der Erfolg dieser Instrumente hängt jedoch stark von
der konkreten Ausgestaltung der Verordnungen ab, die erst im November
bekannt sein werden. Gegenüber der Vernehmlassung braucht es dabei klare
Verbesserungen: Die LEG brauchen einen höheren Rabatt auf das
Netzentgelt und die minimale Abnahmevergütung muss im Hinblick auf
sinkende Strompreise mehr Planungssicherheit für Investoren schaffen.
Zudem müssen die Netzbetreiber mittels langjähriger Abnahmeverträge für
einheimischen Strom aus neuen erneuerbaren Energien stärker in die
Pflicht genommen werden.
Alpine Grossanlagen: Noch nicht in der Statistik
Abgesehen von kleineren Projekten an Staumauern sind grosse alpine
Solarprojekte erst in der Planungsphase. Seit kurzem sind zwei Projekte
rechtskräftig bewilligt (SedrunSolar, Vorab), weitere dürften in Kürze
folgen. Für den gemäss «Solarexpress» erforderlichen Netzanschluss von
10 % der geplanten Leistung bis 2025 ist die Zeit für viele Projekte zu
knapp bemessen, weshalb Swissolar eine Verlängerung befürwortet.
Ausserdem müssen auch die Bewilligungsverfahren für Stromleitungen
beschleunigt werden.
Fachkräftebedarf: Neue Berufslehren als wichtiger Schritt
Für das laufende Jahr rechnet Swissolar mit einem Photovoltaik-Ausbau
von rund 1800 MW (+10 %). Gebremst wird das Wachstum unter anderem durch
die Unsicherheit bezüglich der neuen politischen Rahmenbedingungen,
durch die wieder sinkenden Strompreise und durch den weiterhin hohen
Fachkräftebedarf. Zum richtigen Zeitpunkt kommen deshalb die neuen
Berufslehren Solarinstallateur:in EFZ und Solarmonteur:in EBA, die im
August 2024 erstmals starten.
Wenn die Energiewende gelingen soll, werden Speicher
gebraucht. Darüber besteht weitgehende Einigkeit, doch die Frage ist,
wieviel Speicherkapazitäten brauchen wir und welche zusätzlichen
Reservekraftwerke sind notwendig. Die Diskussionen laufen derzeit heiss und die Entwicklung vollzieht sich in Eilesschritten. Eine exklusive Übersicht von Solarmedia, wohin die Reise geht.
Kaum zu glauben, aber was die Schweizer AMAG-Gruppe schon vor einiger Zeit mit dem grössten Solar-Installateur hierzulande (Helion) vollführte, ist jetzt erst in Deutschland passiert: Die Autohäuser der Dello Firmengruppe bieten dort zu den Fahrzeugen
ab sofort auch Solaranlagen an. Dies gemeinsam mit dem Solarunternehmen
powernovo GmbH, das zur DELLO GRUPPE gehört und einen Komplettservice
liefert: Solaranlage, Stromspeicher und Wallbox für E-Autos (siehe auch hier >>>) - abgesehen davon ist die Marktpräsenz dieser einelenen Elemente in Deutschland schon wesentlich höher.
Was will uns das sagen? Es wächst zusammen, was in der Logik der Solarwirtschaft eben zusammen gehört! In der nicht allzu fernen Zukunft wird die individuelle Mobilität vorwiegend elektrisch sein (sowohl in Deutschland wie in der Schweiz und auch in ganz Europa) und der benötigte Strom dezentral produziert (auch Mieter*innen profitieren zunehmend). Das führt zu tief(er)en Mobilitätskosten und zur Überlegenheit des E-Mobils gegenüber den Verbrenner-Fahrzeugen.
Hinzu kommt eine Sektorenkoppelung, was wiederum bedeutet, dass die verschiedenen Stromanwendungen zusammenwachsen. Der in einer PV-Anlage produzierte Strom kann sowohl für die erwähnte Mobilität genutzt werden, wie auch für den Betrieb einer Wärmepumpe, die auf effiziente Art und Weise für Gebäudewärme sorgt. Und der Clou am Ganzen: Mit Hilfe von Batterie(n) wird die Versorgungssicherheit gewährleistet - und diese Batterie kann auch die Autobatterie sein, sobald die Personenwagen resp. deren Technik den Stromfluss in beide Richtungen gewährleisten (was sich erst jetzt durchzusetzen beginnt und was bislang nur Nissan bot). Vereinfacht erklärt: Strom fliesst in die Autobatterie, damit diese über die nötige Power verfügt - fliesst aber auch ins Gebäude zurück, wenn dort Energie benötigt wird und die Solaranlage ausser Dienst steht (wie naheliegenderweise in der Nacht). Der Fachbegriff für diesen Vorgang heisst bidirektionales Laden.
Eine solche Lösung bedarf ausgeklügelter Steuerungsmechanismen - genau die sind derzeit auf allen Ebenen in Entwicklung: Denn die so genannte „Dunkelflaute“ ist eine Art Schreckgespenst. Mit einem neuen Tool
des deutsch-norwegischen Speicheranbieters Eco Stor lässt sich beispielsweise genau
ermitteln, welche Speicherkapazitäten und wieviele Reservekraftwerke
benötigt werden, um auch in Phasen mit wenig Photovoltaik und
Windkraft auf der sicheren Seite zu sein (siehe dazu etwa hier >>>).
Die deutsche Wochenzeitschrift «Der Spiegel» bringt die sich damit bietende Chance auf
den Punkt: Warum es künftig auch nachts Solarstrom gibt, nichts weniger
als das! Und für wahr, wer sich das Angebot der aktuellen Münchner
Solarmesse Ende Juni genauer ansah, erkannte, dass es dieses Jahr in der
Solarwirtschaft vor allem ums Speichern geht. Die Aussagen überschlagen
sich mitunter, denn in Kombination mit dynamischen Stromtarifen wird es
künftig offenbar möglich, dass jeder erstens Stromproduzent wird, und
zweitens die Marktmechanismen so nutzen kann, dass er profitiert von
diesem Solarmarkt. Zusammen gefasst: bei viel Solarstrom wird
gespeichert und bei wenig Solarstrom und hohen Preisen wird der
gespeicherte Strom aus der eigenen Batterie wieder ins Netz eingespeist.
Es zeigt sich übrigens auch in den
Medien, insbesondere in den sozialen Medien, welches Thema bei den Erneuerbaren derzeit der absolute Renner ist: eindeutig die Batterie,
der Speicher, die Möglichkeit, den Solarstrom von Zeiten des
Sonnenscheins rüber zu retten in die viel gescholtene Solarflaute. Das
werden einige nicht gerne hören, die die Solarwirtschaft und die
PV-Erzeugung stets gescholten haben, aber es wird ganz offensichtlich
immer einfacher und immer kostengünstiger, diesen Solarstrom effektiv zu
speichern und gewinnbringend später weiter zu verkaufen. Das bedingt
die erwähnten dynamischen Stromtarife und dann wohl oder übel eine
Liberalisierung der Märkte.
Auf den Punkt gebracht und nochmals den Spiegel zitiert zu dem, was uns in der Solarwirtschaft nun erwartet: Es ist Solarstrom, den es jetzt auch in der Nacht gibt, denn nach dem Siegeszug der erneuerbaren Energien bahnt sich gerade, von der
Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, die nächste Energierevolution an:
Solarstrom gibt es bald auch nachts, Windstrom bei Windstille (siehe hier >>>).
Copyright: Text und Bild: Guntram Rehsche, Solarmedia