Mittwoch, 29. Mai 2019

SES: Weiterhin schlechte Noten für die Schweiz

Die Schweiz schneidet im europaweiten Vergleich schlecht ab was die Solar- und Windstromproduktion angeht. Während der Ausbau der Photovoltaik zaghaft voranschreitet, stagniert die Windstromproduktion auf tiefem Niveau. Der Gesamtanteil der neuen erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bleibt kaum nennenswert. Um die Energiewende in der Schweiz voranzubringen, ist eine gezielte Förderung notwendig.
Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) hat den Ausbau von Sonnen- und Windenergie der Schweiz im europäischen Vergleich untersucht. Hierzu wurde die jährliche Sonnen- und Windstromproduktion pro Kopf in der Schweiz und den 28 Staaten der Europäischen Union verglichen. Die Analyse zeigt, dass die Schweiz weit abgeschlagen auf Rang 25 landet. Nur gerade 250 kWh Strom pro EinwohnerIn werden hierzulande durch die neuen regenerativen Energieträger erzeugt. Im Vergleich mit den neun umliegenden Ländern (siehe Grafik) landet die Schweiz gar auf dem letzten Platz.
Dänemark und Deutschland führen: Windpionier Dänemark führt zum wiederholten Mal das Erneuerbaren-Ranking an. Jährlich produziert Dänemark über 2‘500 kWh Photovoltaik- und Windstrom pro Kopf – rund 10-mal mehr als die Schweiz. Während diese Energiequellen knapp die Hälfte des Strombedarfs Dänemarks decken, erreichen Wind- und Sonnenstrom in der Schweiz gerade mal 3.7%. Auf dem zweiten Platz folgt Deutschland, welches in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt hat. Das vermeintliche Pionierland Schweiz liegt knapp vor Ungarn, Slowenien, der Slowakei und Lettland. Die Projektverantwortliche Tonja Iten kritisiert: «Das ist bedenklich für ein Land, das sich gerne mit seiner fortschrittlichen Strompolitik und –Erzeugung brüstet.»

Sonnenenergie mit grossem Potential – schlechte Investitionsbedingungen: Die Analyse fokussiert bewusst auf die beiden Technologien, welche das grösste Ausbaupotential besitzen. Wie das Bundesamt für Energie kürzlich publizierte, könnten in der Schweiz allein auf Hausdächern und -fassaden jährlich 67 TWh Strom erzeugt werden, was den Landesstromverbrauch von rund 60 TWh deutlich übersteigt. Zudem haben Photovoltaik- wie auch Windenergieanlagen in den letzten Jahren einen rasanten Preiszerfall erlebt.

Das vorhandene Potential kontrastiert mit der Deckelpolitik der Schweiz, welche insbesondere die Photovoltaik trifft. Zwar wurde mit der Energiestrategie 2050 der Netzzuschlag im letzten Jahr auf 2.3 Rp./kWh erhöht. Doch ist die Förderung zeitlich befristet, die Netzzuschlagmittel werden ineffizient verteilt und viele Projekte bleiben durch die rigorose Wartelistenpolitik blockiert. Entsprechend lange muss auf eine Einmalvergütung gewartet werden. Auf eine Einspeisevergütung haben neue Projekte gar keine Chance mehr. Am heutigen Strommarkt können sich neue Kraftwerke nicht refinanzieren, sie sind daher auf eine Mindestvergütung und Investitionssicherheit angewiesen. Ein zielführendes Strommarktdesign muss entsprechend eingerichtet werden.

EU treibt Energiewende und Klimaschutz voran: Im Gegensatz zur Schweiz setzen die meisten EU-Staaten zielführende Förderinstrumente für die erneuerbaren Energien ein. Durch gesetzlich garantierte Minimalvergütungen schützen sie neue Kraftwerke vor Preisschwankungen. Mit einer aktiven Energiepolitik will die EU ihre ambitionierten Energiewende- und Klimaziele erreichen.

Die Schweiz täte gut daran, diesen Bemühungen zu folgen. Der Stromsektor gewinnt auch in der Schweiz an Bedeutung. «Ein Ausbau der Erneuerbaren, um den wegfallenden Atomstrom sowie die zu substituierenden fossilen Energieträger zu ersetzen, ist dringend nötig», kommentiert Tonja Iten die Situation. «Nur so können die Energiewende umgesetzt und die Klimaziele erreicht werden».

» Download Grafik «Ländervergleich 2018» (pdf)
» Download Kurzstudie «Ländervergleich 2018» (pdf)

Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung

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Mittwoch, 22. Mai 2019

Wasserstoff für die Energie-Zukunft ?

Im Pariser Klimaabkommen beschloss die Weltgemeinschaft, dass die weltweite Wirtschaft zwischen 2050 und 2100 treibhausgasneutral werden soll. Um die ambitionierten Ziele erreichen zu können, ist über den reinen Ausbau der erneuerbaren Energien hinaus eine grundlegende Transformation des Energiesystems notwendig. Neben der Sektorenkopplung gewinnt die Weiterentwicklung von Speicherlösungen signifikant an Bedeutung. 


Wasserelektrolyse-Messzelle (Nachbau) aus
transparentem Kunststoff zur Visualisierung
der segmentierten Endplatten
mit Kanalstrukturen (paralleles Flowfield).
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Welche Rolle Wasserstoff als Energieträger der Zukunft spielen kann, diskutieren Institute der Fraunhofer-Allianz Energie gemeinsam mit Partnern aus der Industrie am 20. Mai 2019 auf den Berliner Energietagen. In Anbetracht der Zielsetzung, die Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren sowie die globale Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, gibt es keine Alternative zur globalen Energiewende, die mit allen zur Verfügung stehenden Kräften aus Forschung, Wirtschaft und Politik weiter vorangetrieben werden muss. In der EU etwa sollen bis 2050 die jährlichen Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 80 Prozent bis hin zur Klimaneutralität sinken. Vergleichbare Ziele werden rund um den Globus verfolgt: so will zum Beispiel auch Japan seine Emissionen bis 2050 um 80 Prozent vermindern. 

Erneuerbare Energien gewinnen daher in der Energieversorgung an Bedeutung. Die Tatsache, dass diese Technologien wetterabhängig sind und die Energieerzeugung damit weniger planbar ist, generiert jedoch gänzlich neue Implikationen für das Gesamtsystem. Statt einer abrufbaren Erzeugung, die den Lasten folgt, steht Energie nun volatil zur Verfügung und muss räumlich und zeitlich in Einklang mit dem Bedarf der Verbraucher gebracht werden. 

Wasserstoff hat Potenzial als Bindeglied der Sektorenkopplung: Ein Lösungsansatz ist die Kopplung der bisher getrennten Sektoren Wärme, Verkehr und Industrieprozesse. Wo immer es möglich ist, ist eine direkte Stromnutzung für Sektoren, die heute klassischerweise nicht mit elektrischer Energie versorgt werden, der vorteilhafteste Weg. Dies ist in der Wandlung am effizientesten und verspricht minimale Verluste. Klassische Beispiele, die in diesem Zusammenhang häufig angeführt werden, sind die Nutzung von Wärmepumpen oder der Ausbau der Elektromobilität auf Basis von Batteriesystemen im Individualverkehr.


Allerdings gibt es viele Anwendungen, bei denen eine direkte Stromnutzung nicht möglich ist. Wasserstoff als chemischer Energieträger, der mittels Elektrolyse aus erneuerbarem Strom hergestellt wird, stellt eine vielversprechende Möglichkeit dar, erneuerbare Energien zu speichern und in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen zu nutzen. Durch das Erdgasnetz besteht bereits eine geeignete Infrastruktur mit hoher Speicherkapazität. Zudem lässt sich Wasserstoff nahezu verlustfrei langfristig lagern und einfach transportieren: Strom, der im Herbst beispielsweise durch Windkraft im Norden generiert wird, kann mittels Wasserstoffspeicherung Monate später im Süden Verbrauchern zur Verfügung gestellt werden. An Stellen, an denen heute begrenzte Netzkapazitäten den Ausbau der erneuerbaren Energien hemmen, kann Wasserstoff folglich in Zukunft eine mögliche Lösung sein.

»Die elektrolytische Herstellung von Wasserstoff aus erneuerbarem Strom wird zu einer Schlüsseltechnologie«, betont Prof. Dr. Hans-Martin Henning, Sprecher der Fraunhofer-Allianz Energie und Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. »Einerseits können damit große Mengen ansonsten nicht nutzbaren erneuerbaren Stroms einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Andererseits kann Wasserstoff in verschiedensten Anwendungsfeldern als Endenergie genutzt werden oder weiter konvertiert werden in chemische, synthetische Energieträger und Chemierohstoffe«.

Im Kontext der Sektorenkopplung kann die Wasserstoffelektrolyse somit als Bindeglied zwischen dem Direktstrommarkt und den Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie fungieren. Wasserstoff bietet die Möglichkeit, in KWK-Anlagen rückverstromt zu werden. Er kann die Mobilität klimafreundlicher machen, indem Busse, Züge und Autos mittels Brennstoffzellen auch auf langen Strecken nahezu emissionsfrei fahren. In der Industrie können beispielsweise Prozesse in Raffinerien oder der Stahlerzeugung emissionsfrei betrieben werden – die Potenziale sind vielfältig.

Materialien:

Quelle: Fraunhofer Allianz Energie
 
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Dienstag, 21. Mai 2019

Wenn die Politik streikt

An einer Veranstaltung der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) am Montagabend in Zürich trafen Klimastreikende, ein Vertreter Gletscher-Initiative und Politiker von CVP, FDP und SP aufeinander. Sie diskutierten über die Umsetzung einer vollständigen Dekarbonisierung der Schweiz - und kamen zu sehr unterschiedlichen Schlüssen.


Im Anschluss an die Jahresversammlung der Schweizerische Energie-Stiftung fand im Volkshaus Zürich die Veranstaltung «Wenn die Politik streikt. Was es braucht, damit das Klima nicht überhitzt» statt. Über 100 Personen verfolgten die Referate von Dominik Siegrist, Co-Präsident Gletscher-Initiative, mit dem Titel «Mit welchen Mitteln will die Initiative ihre Ziele erreichen?» sowie der Klimastreik-ExponentInnen Janina Johner und Jonathan Daum zum Thema «Klimastreik. Was erwartet die junge Bewegung von den Politikerinnen und Politikern?».
 

Die ReferentInnen betonten, dass die Erwartungen an die Politik bisher enttäuscht wurden. Die Politik muss jetzt handeln und konkrete Massnahmen beschliessen. Siegrist erklärt, dass die Gletscher-Initiative mit dem klaren Ziel netto Null Treibhausgasemissionen bis 2050 in der Verfassung Druck machen will. Gemäss Siegrist ist die Sammelphase gut gestartet, es seien innert einer Woche rund 8’000 Unterschriften zusammen gekommen. «Das Sammeln geht ganz leicht, alle unterschreiben», stellt er erfreut fest.

«Gletscher-Initiative setzt am richtigen Punkt an»: Für die Klimastreikenden ist die Gletscher-Initiative zu wenig ambitioniert, sie fordern dasselbe schon bis 2030. Gemäss Jonathan Daum setzt die Initiative aber am richtigen Punkt an: «Nicht nur auf der Strasse, auch an der Urne soll es möglich sein, für eine lebenswerte Zukunft einzustehen.» Janina Johner erinnert die anwesenden Politiker und das Publikum an die drei zentralen Forderungen der Klimastreikbewegung: Die Ausrufung des Klimanotstandes, Klimaneutralität bis 2030 ohne Kompensationstechnologien und Klimagerechtigkeit. «Die Klimakrise soll nicht auf dem Buckel der schwächsten Glieder unserer Gesellschaft gelöst werden – diese können nämlich nichts für die Krise, in der wir uns befinden.»

In der anschliessenden Podiumsdiskussion lockte die Moderatorin Anja Burri, Redaktorin bei der NZZ am Sonntag, die Politiker aus der Reserve. Der Luzerner FDP-Nationalrat Peter Schilliger gab sich überzeugt, dass die Schweiz als hochtechnologisiertes Land voranschreiten soll. «Wir brauchen eine adäquate Klimapolitik, die zur Schweiz passt.» Darauf angesprochen, dass die Schweiz nur einen sehr kleinen Teil der weltweiten Treibhausgasemissionen verursache, erwiderte SP-Nationalrat und SES-Stiftungsratspräsident Beat Jans: «Die Schweiz ist der wichtigste Vermögensverwalter der Welt. Hier ist ihre Wirkung sehr gross und hier muss die Schweiz vorangehen.»

Der Walliser CVP-Ständerat Beat Rieder stellte sich auf den Standpunkt, dass die Schweiz mit machbaren Massnahmen die Umsetzung des Klimaabkommens von Paris vorantreiben soll. «Wir reduzieren den CO2-Ausstoss bis 2030 um 50%. Mehr ist unrealistisch.» 


Ob sie glauben, dass die Gletscher-Initiative umgesetzt werden könne, fragt Anja Burri am Schluss. Peter Schilliger ist überzeugt, dass es ohne einen technologischen Quantensprung nicht möglich ist. Beat Jans dagegen gibt sich zuversichtlich und meint, das liege nur am politischen Willen. Die Schweiz könne auch viel profitieren, wenn sie sich endlich bewegen würde. Zum Beispiel solle der Überschuss in der Bundesrechnung für ein Solarenergieprogramm verwendet werden. Beat Rieder vergleicht mit der Alpeninitiative. Diese sei nicht voll umgesetzt, habe aber trotzdem viel erreicht. Jonathan Daum wird bei dieser Frage energisch: «Die Frage ist nicht, ob wir die Gletscher-Initiative umsetzen können. Die Frage ist nur wie. Es muss möglich sein.»

Die Wissenschaft und die Staatengemeinschaft sind sich einig: Um die Erwärmung auf 1.5 Grad Celsius zu begrenzen, müssen wir das Zeitalter der fossilen Energieträger hinter uns lassen. Die Politik zögert die Umsetzung jedoch hinaus. Die SES unterstützt deshalb die Gletscher-Initiative. Die Initiative soll die Beschlüsse des auch von der Schweiz ratifizierten Pariser Klimaabkommens in der Verfassung verankern.

Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung

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Freitag, 17. Mai 2019

Revolutionär kombiniert

Der spanische Energie- und Technologiekonzern Acciona hat den Turm einer Windkraftanlage mit organischen Solarzellen aus Karbon ausgerüstet. Die Firma verspricht sich von der Technologie eine spürbare Kostensenkung - wie einer Meldung der Solarplattform solarserver.de zu entnehmen ist.

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Wie Acciona demnach mitteilte, sind 120 Module organischer Solarzellen auf einer Anlage des Windparks Breña im südspanischen Albacete installiert worden. Sie sind auf acht verschiedene Höhenniveaus verteilt, nach Südosten und Südwesten ausgerichtet und nehmen etwa 50 Meter der Grundfläche des Turms ein, der eine Nabenhöhe von 80 Metern hat. Die Turbine stammt aus dem Hause des Gemeinschaftsunternehmens Nordex-Acciona. Die flexiblen Bahnen basieren nicht auf Silizium sondern auf Karbon. Die Module des Turms verfügen über eine Spitzenleistung von 9,36 Kilowatt (kWp), sind  einen Millimeter dick und haben jeweils eine Fläche von 5.986 mal 308 Millimeter.


Neben der strukturellen Flexibilität der Zellen, die auf sehr unterschiedliche Oberflächen angepasst werden könnten, zählten auch niedrigere Wartungskosten, eine einfache Logistik und das vollständige Recycling der verwendeten Materialien zu den Vorteilen. „Die Technologie weist die höchsten Fortschritte auf, wenn es um die Verbesserung der Effizienz geht“, erklärt Belén Linares, die bei Acciona für Energieinnovation verantwortlich ist. Die Zellen seien günstig zu produzieren und könnten die Kosten von Solarenergie weiter spürbar senken. Mit Hilfe der Sonnenenergie soll die Windkraftanlage bei Stillstand möglichst keinen Strom mehr aus dem Netz beziehen müssen, der für die Aufrechterhaltung interner Systeme notwendig ist. Die Firma will alle Daten über Produktion und Degradation des Materials sammeln und auswerten.

Mittwoch, 15. Mai 2019

Zuversichtliche Branche an Münchner Messe

Das sind die Stichworte zur europaweit grössten Solarmesse: Solarenergie auf Wachstumskurs / Geschäftsklimaindex der Solarbranche auf Höchststand / Solar-, Speicher- und E-Mobilitätsmessen starten in München / Umfrage: Schon jeder zweite Eigenheimbesitzer will Solarstrom vom Hausdach, jeder vierte eine eigene E-Tankstelle / Branche erwartet Heraufsetzung von Solarenergie-Ausbauzielen / Bereits vier Millionen Solaranlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung in Deutschland in Betrieb.
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Vor den am Mittwoch beginnenden Solarfachmessen von The Smarter E Europe in München mit über 1.300 Ausstellern blickt der BSW – Bundesverband Solarwirtschaft optimistisch in die Zukunft. „Wachsende Märkte, neue Technologien und ein deutlich gestiegenes Klimaschutzbewusstsein bringen starke Zuversicht in die Branche“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW. „Das Geschäftsklima ist auf ein Allzeithoch geklettert, Umsätze und Beschäftigungszahlen steigen. Für dieses Jahr rechnen wir mit zweistelligen prozentualen Zuwachsraten.“ 
Dass der Anteil der Solarenergie im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor in den kommenden Jahren stark wachsen wird, gilt als klimapolitische Notwendigkeit. Körnig: „Wir erwarten eine baldige gesetzliche Fixierung deutlich höherer Ausbauziele und die Beseitigung überkommener Marktbarrieren. Solaranlagen zählen zu den wichtigsten Klimaschutz-Technologien. Die Photovoltaik steht bereits in ersten Marktsegmenten auf der Schwelle zur Unabhängigkeit von staatlicher Förderung. Bei der Errichtung neuer Kraftwerkskapazitäten ist Photovoltaik bei Akzeptanz, Ausbaugeschwindigkeit und Preis-Leistungs-Verhältnis inzwischen unschlagbar.“ 
Jeder zweite Eigenheimbesitzer in Deutschland will Solarstrom vom Hausdach, schon jeder vierte eine eigene  E-Tankstelle. Das ergab eine aktuelle repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft.
Die Solarbranche hat in den vergangenen Jahren erfolgreich neue Geschäftsbereiche erschlossen. Das zeigt sich auch an der Ausrichtung der unter dem Dach The Smarter E Europe vereinten Fachmessen Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive und EM-Power. Sie decken das gesamte Spektrum solarer Geschäftsmodelle ab, von der Solarstromerzeugung über die Speicherung bis zur intelligenten Nutzung für Mobilität und Gebäudeversorgung. „Auch die Angebote zum Management, zum Zusammenspiel und zur Flexibilisierung verschiedener Energieerzeuger und Energieabnehmer werden immer intelligenter und zahlreicher“, so Körnig. 
Die Photovoltaik- und Speichertechnik ist günstig und lässt sich flexibel und bedarfsgerecht einsetzen – für die Stromversorgung zu Hause, in Industrie und Gewerbe ebenso wie für das Laden von Elektrofahrzeugen. „Moderne Gebäude sind Solargebäude: Auf dem Dach haben sie eine Solaranlage, in ihrem Keller steht ein Solarspeicher und vor der Tür belädt eine Solar-Tankstelle das Auto mit selbsterzeugtem Strom“, so Körnig. In Deutschland sind bereits vier Million Solaranlagen zur Strom- oder Wärmeerzeugung und über 130.000 Solarstromstromspeicher im Betrieb.
Hintergrund zur Messe The smarter E Europe
Die Innovationsplattform The smarter E Europe vereint vier Fachmessen – Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power sowie deren Konferenzen, die sich intensiv mit den Themen einer neuen Energiewelt auseinandersetzen. The smarter E Europe ist damit Europas größte energiewirtschaftliche Plattform. Vom 15. bis 17.5.2019 werden rund 50.000 Besucher erwartet.

Montag, 13. Mai 2019

Immer aktuell: Versuch's doch mal mit Twitter

Auch Solarmedia ist auf Twitter vertreten - und das Lesen der dortigen aktuellen Kurzmeldungen benötigt nicht mal eine Anmeldung. Das Beispiel im Bild bezieht sich auf den aktuellen Fortschritt in der Solartechnologie, gefolgt von vielen weiteren aktuellen Kurzmeldungen der vergangenen Tage (meist auch mit weiterführendem Link). Einfach auf den Twitter-Button der Solarmedia-Site drücken (Spalte links oben) oder direkt hier: www.twitter.com/rehsche

Sonntag, 5. Mai 2019

Wogen gehen hoch, dabei wäre es so einfach.

Die energiepolitische Diskussion hat im Laufe der Auseinandersetzungen ums Klima wieder an Brisanz gewonnen. Und wie das Amen in der Kirche tauchen erneut Forderungen auf nach dem Bau neuer AKW, um den CO2-Ausstoss zu mindern. Vergessen geht dabei: Niemand weiss, wie das konkret zu bewerkstelligen ist. Dabei steht die Alternative mit den Erneuerbaren Energien bereit.

Auch regionenmässig
geschieht Erstaunliches,
wie der Autor dieser Zeilen
auf einer Ferienreise
erkunden konnte: In Sizilien
wurde schon viel gemacht
und soll noch viel mehr
geschehen – davon  die Bilder
Jürg Rohrer ist einer der jüngeren Schweizer Energiewissenschafter, die sich rund um die Erneuerbaren langsam aber sicher in den Vordergrund schieben. Der Professor für ebendiese von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat sich in den letzten Jahren mit Ertragsmessungen für kombinierte PV-Module (inkl. Wärmeerzeugung) einen Namen gemacht (siehe Solarmedia 1.März 2015). Nun verallgemeinert er seine Erkenntnisse und hält in einem Beitrag für die Zeitschrift «Erneuerbare Energien» (Nr.2 April 2019) klipp und klar fest: «Nachhaltige Energie ist im Überfluss vorhanden.» Sie ist gemäss Rohrer der mit Abstand schnellste, kostengünstigste und vor allem sicherste Weg zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Energiepolitik. Zuvorderst steht dabei die Solarenergie, gefolgt von der Windenergie, der Biomasse und der Wasserkraft. Und das entsprechende Potential sei erst zu einem Bruchteil genutzt – liege mithin also praktisch immer noch brach und wäre problemlos erschliessbar.

So könnte gemäss Rohrer auch ein wesentlich grösserer Strombedarf als heute mit heimischen Erneuerbaren gedeckt werden. Finanziell ginge das auf, da wir bis anhin jährlich weit über zehn Milliarden ins Ausland zahlen, um Energieträger wie Erdöl und Gas überhaupt erst ins Land zu holen. Mit der bereits erschlossenen und genutzten Wasserkraft, die heute schon zu drei Fünfteln den hiesigen Strombedarf deckt, liesse sich dessen vollständige Versorgung also mit heimischen erneuerbaren Energien bewältigen – und ein Mehr an Strom anderen Anwendungen wie der E-Mobilität zukommen. Eine Absage erteilt Roher dem Hoffen auf freiwillige Verhaltensänderungen. Wenn überhaupt wirkten sie viel zu langsam. Nicht weit liegt der Vergleich mit dem Verkehr, der sich eben teilweise auch nur mit Verboten und Vorschriften regeln lasse (Beispiele: Gurtentragpflicht, Halteverbot bei Rotlicht etc.). Niemand darf sich schliesslich freikaufen im Bestreben, das Klima zu schützen – daraus ergäbe sich jene Investitionssicherheit, aufgrund derer die Wirtschaft sicherlich mitziehen würde bei klimaschützenden Massnahmen.

Doch wie steht es aktuell um die technische Realisierbarkeit dieses schnellen Weges zu 100%-Erneuerbar? Mit Blick auf die Meldungen der jüngsten Zeit muss man anerkennen: auf jeden Fall viel besser als mit der Realisierbarkeit im Bereich der Atomtechnologie. Mal abgesehen davon, dass letztere in den vergangenen Jahren nur immer teurer wurde (Kostenüberschreitungen bei den einzigen beiden Neubau-Projekten in Europa um jeweils das Dreifache). Vielmehr stehen AKW der dritten und vierten Generation nicht einfach so bereit, sind technisch weiterhin unausgereift – und politisch letztlich auch nicht willkommen (ausser bei einigen weisshaarigen älteren sowie vorzeitig gealterten Männern.

Die Technologien der Erneuerbaren zeigen hingegen in vielerlei Hinsicht gerade in jüngster Zeit wiederum bedeutende Innovationen, die auch schon an der Schwelle zur Umsetzung stehen. So werden Windkraftanlagen immer grösser und leistungsfähiger – sie sind vor allem zu See zunehmend im Einsatz und versorgen hunderttausende zusätzliche Haushalte. Beispiel gefällig aus jüngerer Zeit: Der Windkraftanlagen-Hersteller Siemens Gamesa hat die Bauarbeiten inklusive der Installation und Inbetriebnahme der 60 Offshore Turbinen vom Typ SWT-6.0-154 Direct Drive mit einer Leistung von 6 MW je Anlage in einer Rekordzeit von nur fünf Monaten zwischen Juni und Oktober 2018 durchgeführt. Der Arkona Windpark verfügt über eine Gesamtleistung von 385 MW und wird rund 400.000 deutsche Haushalte mit Strom versorgen. Der Windpark liegt in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone in der Ostsee, 35 Kilometer nordöstlich der Insel Rügen. (Quelle: iwr.de).

Die Solartechnologie erzielt demgegenüber vielerorten lauter kleine, aber bedeutsame Fortschritte. Sie zeigen, dass die Spitze der Fahnenstange der technologischen Entwicklung noch längst nicht erreicht ist. So schien die Dünnschichttechnologie lange in ein Nischendasein abzugleiten, plötzlich ist sie wieder da: Die Hoffnung ruht auf einer Silizium- oder Dünnschichtzelle, die mit einer zweiten, über ihr liegenden Solarzelle verschaltet werden, siehe Neue Zürcher Zeitung Und die herkömmliche und marktbeherrschede Siliziumtechnologie mausert sich gerade, auch dank den technischen Fortschritten bei Meyer Burgers Produktionsanlagen, zu bislang nicht für möglich gehaltenen Leistungsgraden. Zudem zeigt sich unterdessen, dass Module in der Regel deutlich länger als die früher veranschlagten 20 Jahre gute Erträge liefern  -  die Tessiner Versuchsanlage arbeitet unterdessen mit bald 40 Jahre alten PV-Zellen. Ganz allgemein gilt: Auf Schweizer Dächern und Fassaden könnten 67 Terawattstunden Solarstrom erzeugt werden. Das sind 40-mal mehr, als heutige Photovoltaikanlagen erzeugen. Das potenzielle Angebot übersteigt den Stromverbrauch deutlich, siehe hier.

Noch dies: auch mit der Speichertechnologie geht es unterdessen in Riesenschritten vorwärts. Batterien werden immer ausgereifter und billiger und dienen der Kurz- und Mittelfristspeicherung. Insbesondere Power-to-Gas-Anlagen sind derweil so weit fortgeschritten, dass sie die Langfristspeicherung in Griffweite rücken lassen – und jene 1000 Lastwagen, die künftig für Migros und Coop wasserstoffbetrieben über hiesige Strassen rollen sollen, lassen das Potential im Verkehrsbereich erahnen (neben chinesischen Städten geht es in Riesenschritten auch anderswo voran, etwa in Vietnam). Und riesige Batterie-Speicher kommen für die Balance zum Einsatz: In den letzten Jahren entstanden Batterie-Stromspeicher mit mehreren Gigawatt Leitung. Sie sind flexibler als herkömmliche Kraftwerke, müssen sich aber erst auf dem Markt durchsetzen.

Will also heissen: Weder ist Atomtechnologie in der Lage, die Energiebedürfnisse zu decken – noch ist sie auf der Höhe der Zeit, wenn man sie mit der erreichten Kosteneffizienz und technologischen Reife der Erneuerbaren vergleicht. Besonders gute Voraussetzungen hat dabei die Schweiz: eine Solarforschung auf Weltklasse-Niveau, viele gute Praktiker (und wenige Praktikerinnen), hervorragende Speichervoraussetzungen dank der bereits erstellten Infrastruktur und nicht zuletzt gute Solarerträge.