Donnerstag, 27. Februar 2020

Grossanlagen treiben den internationalen Markt

Der weltweite Photovoltaikmarkt legt 2020 mit einem erwarteten Wachstum von 14 Prozent auf 142 Gigawatt (GW) neu installierte Leistung zu. Diese Prognose veröffentlichte IHS Markit im Januar 2020. Demnach sollen Ende 2020 bereits 43 Staaten über eine installierte PV-Leistung von mehr als einem GW verfügen. 

Schwimmende Solaranlagen:
Einer der grossen Markttrends
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Markttreiber sind dabei die Photovoltaik (PV) Power Plants, also Großanlagen mit mehr als einem Megawatt (MW) Leistung. Aber nicht nur bei der Anlagengröße – auch bei den aktuellen Technologien gibt es klare Trends. Viele der neuen Solarparks werden mit Nachführanlagen – auch Trackingsysteme genannt – ausgerüstet, die dem Lauf der Sonne folgen und damit den Ertrag zusätzlich erhöhen. Auch Floating PV Anlagen, die auf Wasserflächen installiert werden, nehmen weltweit und mittlerweile auch in Europa zu. Diese und weitere Themen werden ausführlich auf der Intersolar Europe 2020, der weltweit führenden Fachmesse für die Solarwirtschaft, präsentiert. Die Intersolar Europe ist Teil von The smarter E Europe, Europas größter energiewirtschaftlicher Plattform und findet vom 17. bis 19. Juni 2020 auf der Messe München statt.

PV Power Plants mit Stromerzeugungskosten von unter 2,5 bis 5 Cent pro Kilowattstunde sind inzwischen fast immer hoch wettbewerbsfähig gegenüber konventionellen Kraftwerken. Auch in Europa entstehen deshalb immer mehr subventionsfreie Anlagen, die häufig über langfristige Direktlieferverträge, sogenannte Power-Purchase-Agreements (PPA) finanziert werden. Vorreiter ist Spanien: Hier entstehen derzeit Solarparks, wie das 300 Megawatt Talayuela Solar Project in der Extremadura, die in Kombination mit PPA realisiert werden. 

Zudem werden große Solarparks mit Nachführsystemen (Trackern) ausgerüstet, die den Sonnenertrag weiter erhöhen, da sich die PV Module damit automatisch nach dem jeweiligen Sonnenstand ausrichten. Vor allem einachsige Tracker sind beliebt. Sie legten laut IHS Markit 2018 mit einem Anlagenvolumen von über 20 GW um mehr als 40 Prozent zu. IHS Markit prognostiziert, dass innerhalb der kommenden fünf Jahre ein Drittel aller Photovoltaik-Freiflächenanlagen weltweit mit Trackern installiert werden. Die USA bleibt das Land mit der größten Nachfrage nach PV-Trackern und wird in den nächsten fünf Jahren mehr als 40 Prozent des globalen Tracker-Marktes ausmachen. Es wird aber erwartet, dass die Nachfrage in Europa, im Nahen Osten und in Afrika (EMEA) am stärksten wachsen wird.

Dem weltweiten Trend folgend, sind auch in Europa schwimmende Solarstromanlagen, die vor allem auf ungenutzten Gewässern wie Stau- und Baggerseen errichtet werden, auf dem Vormarsch. Aktuell noch als Nischentechnologie angesehen, bieten die Floating PV Anlagen großes Potential. In den Niederlanden entsteht aktuell auf einem künstlichen Gewässer ein 24,7 Megawatt (MW) Solarpark, der auf einer schwimmenden Unterkonstruktion ruht. Im Oktober 2019 ging in Südfrankreich die mit 17 MW bisher größte schwimmende Photovoltaikanlage Europas in Betrieb. Sie umfasst 47 Hektar und befindet sich auf dem See eines stillgelegten Steinbruchs. Weltweit waren Ende 2019 schätzungsweise Floating PV Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2 Gigawatt (GW) installiert. Laut der Weltbank besteht allein in Europa ein Potenzial von 204 GW Leistung, wenn 10 Prozent der künstlich angelegten Süßwasserflächen wie stillgelegte Braunkohlegruben genutzt werden.

Floating PV Anlagen bieten viele Vorteile: Zuallererst können ungenutzte Wasserflächen für die Energiewende genutzt werden. Zusätzlich kann die zunehmende Installation von Floating PV Anlagen auch zur Entspannung der teilweise hitzigen Debatte über die Landnutzung in EU-Mitgliedsstaaten beitragen. Die momentanen Mehrkosten schwimmender PV-Anlagen im Vergleich zu Freiflächenanlagen gleicher Größe zahlen sich durch das große Flächenpotential, die höhere Ertragsleistung durch die zusätzliche Wasserkühlung und die vergleichsweise einfache Installation aus.

Bildquelle: © Solar Promotion GmbH

Quelle und weitere Informationen unter: 

Mittwoch, 26. Februar 2020

Energieforschungs-Programm für Schweiz

Der Bundesrat hat am Mittwoch die Botschaft zum neuen Energieforschungsprogramm SWEET (Swiss Energy Research for the Energy Transition) zuhanden des Parlaments verabschiedet. Das Programm soll über 12 Jahre, von 2021 bis 2032, laufen. 

Gefördert werden damit ausschliesslich wettbewerblich ausgeschriebene Konsortialprojekte, die zentrale Forschungsthemen der Energiestrategie 2050 bearbeiten. Mit der Vorlage will der Bundesrat eine nahtlose Nachfolge für die Swiss Competence Centers in Energy Research (SCCER) schaffen, die zwischen 2013 bis Ende 2020 über die BFI-Botschaft (Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation) unterstützt wurden. Mit dem langfristig ausgelegten und themenorientierten Forschungsprogramm SWEET sollen die in den SCCER aufgebauten Kompetenzen und Kapazitäten an den Hochschulen für die zentralen Forschungsthemen der Energie- und Klimastrategie der Schweiz genutzt werden.

Schwerpunkt von SWEET ist die anwendungsorientierte Forschung und die Demonstration der erzielten Ergebnisse. Die Ausschreibungen sind auf sechs Themen ausgerichtet:
1.      Energieeffizienz und die damit verbundene Vermeidung von Treibhausgasemissionen
2.      Erneuerbare Energien
3.      Energiespeicherung
4.      Netze
5.    Nicht-technische Forschung, wie sozioökonomische oder soziopsychologische Forschung
6.      Sicherheit von kritischen Energieinfrastrukturen

Die Programmleitung von SWEET liegt beim Bundesamt für Energie (BFE). Die Vergabe der Konsortialprojekte erfolgt über regelmässige Ausschreibungen zu prioritären Forschungsthemen. Das BFE legt diese Themen, die auf die Umsetzung der Energie- und Klimastrategie der Schweiz zielen, unter Einbezug der Eidgenössischen Energieforschungskommission (CORE) fest. Auf die Ausschreibungen können sich Konsortien bewerben (Konsortialprojekte), die sich je nach Fragestellung aus unterschiedlichen Hochschultypen, nicht gewinnorientierten Forschungseinrichtungen, Privatwirtschaft und öffentlicher Hand (Gemeinde, Städte, bundesnahe Betriebe) zusammensetzen. Die Evaluation der Anträge erfolgt durch Fachpanels mit Expertinnen und Experten aus dem ausgeschriebenen Fachgebiet sowie von betroffenen Bundesstellen. Das BFE stellt ein jährliches Monitoring und Reporting der unterstützten Projekte und des Förderprogramms sicher.

SWEET ergänzt die bestehenden Forschungsförderungsinstrumente des Bundes, beispielsweise die Ressortforschung und die Pilot- und Demonstrationsprojekte des BFE, EnergieSchweiz oder die Projektförderung durch Innosuisse. Diese können dank der SWEET-Plattform optimal koordiniert werden. Da das BFE in den Steuerorganen der Forschungsprogramme der Internationalen Energieagentur (IEA) und der Steuerungsgruppe des Strategic Energy Technology Plans der EU (SET-Plan) eingebunden ist, ist auch die internationale Vernetzung von SWEET sichergestellt.

In den zwölf Jahren zwischen 2021 bis 2032 wird SWEET rollend Ausschreibungen für Konsortialprojekte mit einer Laufzeit von durchschnittlich sieben Jahren durchführen. Der Bundesrat beantragt dafür einen Verpflichtungskredit von 136,4 Millionen. Dazu kommen 11,9 Millionen Aufwand für Personal und Vollzug. Insgesamt betragen die Kosten damit 148,3 Millionen Franken. Der Bundesrat hat davon bereits eine erste Tranche in Höhe von 94,9 Millionen Franken per Bundesbeschluss freigegeben. Damit sollen die Konsortialprojekte aus den Ausschreibungen in der Periode von 2021 bis 2024 finanziert werden. Die Freigabe der restlichen 41,5 Millionen des Verpflichtungskredits für Ausschreibungen in der Periode von 2025 bis 2028 wird der Bundesrat bis spätestens Ende Juni 2024 beantragen. Kompensiert werden diese Kosten in den BFI-Botschaften. Die BFI-Botschaft 2021 – 2024, die der Bundesrat ebenfalls verabschiedet hat, hält fest, dass die SCCER per Ende 2020 abgeschlossen werden und hierfür keine weitere Finanzierung über die BFI-Botschaft erfolgen wird. Stattdessen verweist die BFI-Botschaft auf SWEET, das im Rahmen der Ressortforschung des Bundes unter Leitung des BFE und in Koordination mit den anderen Forschungsförderungsinstrumenten des Bundes durchgeführt werden soll. Bei diesem Vorhaben wurde auf eine Vernehmlassung verzichtet und stattdessen eine direkte Konsultation der Betroffenen durchgeführt. Diese haben ihre Zustimmung zu SWEET schriftlich bekräftigt.

Adresse für Rückfragen
Marianne Zünd, Leiterin Kommunikation BFE, +41 58 462 56 75, marianne.zuend@bfe.admin.ch


Quelle: Herausgeber
Der Bundesrat
https://www.admin.ch/gov/de/start.html 

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Montag, 24. Februar 2020

Wider solare Ignoranz

Anstelle eines Leads eine Vorbemerkung: Die ganze Welt investiert in Solaranlagen, das jährliche Investitionsvolumen beträgt über 100 Mrd. $, selbst nördlicher als die Schweiz gelegene Staaten sind dieser bei PV-Installationen weit voraus (Niederlande, Dänemark, Belgien und natürlich Deutschland). Ja spinnen die denn alle?

Fassade des Lausanner-ETH-Gebäudes.
Genau in den Fassaden liegt u.a. die
Zukunft der Photovoltaik.
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Die Argumente des so genannten C-C-Netzwerks etwa sind sachlich in vielerlei Hinsicht falsch. Zuerst einmal, weil die ökonomische Seite interessanterweise in den Ausführungen gar nicht vorkommt. Aber: Offenbar hat die Ökonomie bereits entschieden – zugunsten der Solarenergie, deshalb bleibt sie wohl unerwähnt. Bester Beleg sind die Investitionen von Warren Buffet in Grossanlagen, aber auch die immer häufigeren förderfreien in Europa.

Doch nun zu den anderen, energetischen Argumenten: Häufig überschüssiger Strom ist demnach wertlos – nur: bis jetzt gibt es in der Schweiz überhaupt keinen überschüssigen Strom – und das wird auch noch auf lange Zeit hinaus so sein – mindestens bis zu einem Solarstromanteil von 10-20% (heute 3%) an der gesamten Stromerzeugung. Also noch viel Luft für den Ausbau von Solaranlagen. 

Stauseen sind gemäss der solar ignoranten Haltung auf natürliche Zuflüsse angewiesen und können keinen überschüssigen Strom speichern. Und Pumpspeicherwerke sind nicht für die langfristig saisonale Speicherung ausgelegt, sondern für den kurzfristigen Ausgleich im Netz. Jedoch: Auch Speichern ist aktuell kein Problem, dieses wird gelöst sein, bevor neue AKW gebaut sind. Und da sind wir beim interessantesten Punkt: Wiedermal müssen AKW als Alternativen herhalten – doch diese neuen Wunderwerke gibt es bislang nirgends im rein kommerziellen Betrieb. Für sie gilt das absolute Todschlagargument: Zu teuer, zu spät – und immer noch zu gefährlich und den Beweis der verschwindenden Abfälle schuldig. Der konkrete Gegenbeweis steht aus. 

Schliesslich zur CO2-Intensität in Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Diese sind für AKW 12g, PV-Anlagen 50g und Importstrom 443g. EMPA-Untersuchung kommt zu ganz anderen Resultaten – wenn aber im Rahmen der Sektorenkoppelung fossile Energien in den Bereichen Verkehr und Wärme durch Solarstrom ersetzt werden (und damit extrem viel CO2 eingespart wird), fällt das CO2 aus neuen Solaranlagen nicht ins Gewicht für die Gesamtbelastung.

Der Studien gibt es ja viele – verweisen sei u.a. auf jene des Instituts für Solare Energieforschung ISE, das eineindeutig festhält: Klimaschutzziele sind durch Energiewende erreichbar.

Samstag, 22. Februar 2020

Klimaschutzziele durch Energiewende erreichbar

Die Studie »WEGE ZU EINEM KLIMANEUTRALEN ENERGIESYSTEM – Die deutsche Energiewende im Kontext gesellschaftlicher Verhaltensweisen« des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE untersucht Entwicklungspfade des deutschen Energiesystems, die zu einer Reduktion der energiebedingten CO₂-Emissionen zwischen 95 und 100 Prozent bis 2050 führen. 

Das Erreichen dieser Klimaschutzziele in der Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien ist demnach aus technischer und systemischer Sicht machbar. Gesellschaftliches Verhalten erweist sich dabei allerdings als ein maßgeblicher Faktor für den Weg, den die Energiewende durchläuft, und für die Kosten des Systemumbaus.

Für die Studie betrachteten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen den Verlauf, die technische Machbarkeit und die Kosten der Energiewende im Kontext verschiedener Entwicklungen gesellschaftlicher Verhaltensweisen und Einstellungen. Dafür berechneten sie vier Haupt-Szenarien: das Szenario Beharrung (starke Widerstände gegen den Einsatz neuer Techniken im Privatbereich), das Szenario Inakzeptanz (starker Widerstand gegen den Ausbau großer Infrastrukturen) und das Szenario Suffizienz (gesellschaftliche Verhaltensänderungen senken den Energieverbrauch deutlich) – diese verglichen sie mit einem Szenario, bei dem die Zielerreichung weder gefördert noch erschwert wird (Szenario Referenz). Für die Simulation und Optimierung der Szenarien wurde das am Fraunhofer ISE entwickelte Energiesystemmodell REMod (Regenerative Energien Modell) eingesetzt.



»Die stundenscharfe Betrachtung für die nächsten 30 Jahre zeigt, dass trotz eines sehr hohen Anteils fluktuierender erneuerbarer Energien für die Strombereitstellung in jeder Stunde und in allen Verbrauchssektoren eine sichere Versorgung erreicht werden kann«, erklärt Prof. Dr. Hans-Martin Henning, Institutsleiter des Fraunhofer ISE und einer der Autoren der Studie. Zugleich zeigen die Ergebnisse, dass auf Basis erneuerbarer Energien hergestellter Strom zur wichtigsten Primärenergie wird und dass aufgrund der Sektorenkopplung mit einem stark steigenden Strombedarf zu rechnen ist – die Ergebnisse reichen vom 2- bis 2,5-fachen des heutigen Wertes. Die installierte Leistung von Wind- und Photovoltaikanlagen muss dafür um einen Faktor vier bis sieben im Vergleich zur heute installierten Gesamtleistung ansteigen.

Aufwand und Kosten zur Erreichung der deutschen Klimaschutzziele hängen maßgeblich von den Rahmenbedingungen ab, die von Verhalten und Einstellungen der Gesellschaft geprägt werden. So ist bei einem sparsameren Umgang mit Energie (Szenario Suffizienz) die notwendige Anzahl an Anlagen zur Wandlung, Speicherung, Verteilung und Nutzung von Energie substanziell niedriger als bei der weiteren Nutzung von Verbrennungstechniken für Wärmeversorgung und Mobilität (Szenario Beharrung), die zu deutlich höheren Ausbauraten für erneuerbare Energien und größeren Importmengen synthetischer chemischer Energieträger führt. Dies verteuert zugleich den Umbau des Energiesystems erheblich. Der Widerstand gegen Windenergieanlagen und Netzausbau im Szenario Inakzeptanz lässt sich teilweise durch einen modifizierten Ausbaupfad mit einem stärkeren Zuwachs an PV-Anlagen und einer größeren Kapazität an Batteriespeichern kompensieren. 

Die Nettomehraufwendungen der untersuchten Szenarien über die nächsten dreißig Jahre im Vergleich mit einem Business-as-usual-Szenario liegen zwischen 440 Mrd. Euro für das Szenario Suffizienz und 2330 Mrd. Euro für das Szenario Beharrung. Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands 2019 entspricht dies Werten von 0,4 Prozent (Szenario Suffizienz) über rund 1,5 Prozent (Szenarien Referenz und Inakzeptanz) bis hin zu rund 2 Prozent (Szenario Beharrung). Der Großteil der Mehraufwendungen (je nach Szenario zwischen 63 und 75 Prozent) fällt dabei für Investitionen an, so dass nach Abschluss des Systemumbaus im Jahr 2050 diese Kosten erheblich sinken. Eine wesentliche Voraussetzung für ein kostengünstiges Erreichen der Klimaschutzziele ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Markteinführung sämtlicher Technologien zur Wandlung, Speicherung, Verteilung, Nutzung und zur Systemintegration erneuerbarer Energien. 

»Trotz der Berücksichtigung der Importmöglichkeit erneuerbaren Stroms und erneuerbar hergestellter stofflicher Energieträger in unseren Untersuchungen erweist sich auch der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur sowie die Nutzung von thermischen und elektrischen Speichern in Deutschland im Kontext der Entwicklung des Gesamtsystems als sinnvoll«, so Studienautor Dr. Christoph Kost, Gruppenleiter Energiesysteme und Energiewirtschaft am Fraunhofer ISE. 

Szenarien für eine vollständige Reduktion der CO₂-Emissionen: Ergänzend wurden zwei Szenarien betrachtet, die eine Reduktion der energiebedingten CO₂-Emissionen um 100 Prozent bis 2050 bezogen auf den Wert von 1990 vorsehen: Das Szenario Referenz100 übernimmt die wesentlichen Trends aus dem Szenario Referenz und verstärkt sie, um die verbliebenen fossilen Energieträger zu verdrängen. Die Nettomehraufwendungen liegen hier in ähnlicher Größenordnung wie für das Szenario Beharrung.

Das Szenario Suffizienz2035 übernimmt die Annahmen zum Verbrauchsrückgang des Szenarios Suffizienz, sieht aber eine vollständige Reduktion der CO₂-Emissionen bereits bis 2035 vor. Die Nettomehraufwendungen liegen mit 3330 Mrd. Euro mehr als doppelt so hoch als im Szenario Referenz und deuten darauf hin, dass eine vollständige Reduktion energiebedingter CO₂- Emissionen bis 2035 auch aus Kostensicht sehr aufwändig ist. Größter Kostenblock in diesem Szenario ist die große Importmenge synthetischer Energieträger, die auf dem Weg bis 2050 notwendig ist, um alle Nachfragesektoren frühzeitig vollständig klimaneutral zu versorgen.

Die Modellergebnisse ermöglichen es, die zeitliche Entwicklung von CO2-Vermeidungskosten über die nächsten drei Jahrzehnte zu errechnen – also Kosten, die auf die Emission von CO2 erhoben werden müssten, um die Mehraufwendungen der Klimaschutzszenarien gegenüber einer Business-as-usual-Entwicklung zu kompensieren. Für das Referenz-Szenario liegen die CO2-Vermeidungskosten im Mittel bei rund 150 €/t CO2 und steigen von rund 50 €/t im Zeitraum 2021-2030 über 142 €/t in den Jahren 2031-2040 auf knapp über 180 €/t im Zeitraum 2041-2050 an. Die mittleren Werte über den Gesamtzeitraum liegen beim Suffizienz-Szenario mit 50 €/t CO2 deutlich niedriger und mit mehr als 230 €/t beim Festhalten an heute verwendeten Techniken (Szenario Beharrung) am höchsten.

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Montag, 17. Februar 2020

3/4 des Haushaltstroms stammt von Erneuerbaren

2018 stammte der Strom aus Schweizer Steckdosen zu rund 74% (2017: 68%) aus erneuerbaren Energien: Zu 66% aus Grosswasserkraft und zu rund 8% aus Photovoltaik, Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse. 17% stammten aus Kernenergie und knapp 3% aus Abfällen und fossilen Energieträgern. Für 6% des gelieferten Stroms sind Herkunft und Zusammensetzung nicht überprüfbar (2017: 16%). Dies zeigen die Daten zur Stromkennzeichnung 2018.

Die Daten zum Schweizer Strom-Liefermix (Strommix ab Steckdose, siehe unten) werden jährlich erhoben und auf www.stromkennzeichnung.ch im Stromkennzeichnungs-Cockpit veröffentlicht. Die zu Wochenbeginn publizierten Daten geben Aufschluss über die Stromlieferungen 2018. Für die Stromkennzeichnung gilt zum ersten Mal die Pflicht zur Volldeklaration. Dies bedeutet, dass Strom unbekannter Herkunft, so genannter Graustrom, nur noch in Ausnahmefällen und bis zum Lieferjahr 2020 zulässig ist. Da in den meisten Nachbarländern keine Herkunftsnachweise für Strom aus konventionellen Kraftwerken ausgestellt werden, hat die Schweiz so genannte Ersatznachweise eingeführt. So kann erstmals Kohlestrom aus dem Ausland als solcher deklariert werden und muss nicht mehr unter Graustrom zusammengefasst werden. Dies ist ein wesentlicher Schritt zu mehr Transparenz bei den Stromlieferungen.
  • 66% des im Jahr 2018 gelieferten Stroms wurden in Grosswasserkraftwerken produziert (2017: 60.5%). Die gelieferte Wasserkraft wurde zu 76% (2017: 80%) in der Schweiz produziert.
  • 17.3% (2017: 15.1%) des gelieferten Stroms wurden in Kernkraftwerken produziert. Dies ist tiefer als der Anteil der Kernenergie am Schweizer Produktionsmix (36%). Die gelieferte Kernenergie stammte mit 99.8% (2017: 93.6%) fast ausschliesslich aus der Schweiz.
  • 6.3% (2017: 16.1%) des gelieferten Stroms stammten aus nicht überprüfbaren Energieträgern. Mit der Einführung der Volldeklaration seit Januar 2018 sind nicht überprüfbare Energieträger nicht mehr zulässig mit Ausnahme von mehrjährigen Lieferverträgen, die vor dem 1. November 2017 abgeschlossen wurden (für sie gilt eine Übergangsfrist bis zum Lieferjahr 2020). Wie erwartet hat der Anteil der nicht überprüfbaren Energieträger durch die Volldeklaration abgenommen. Stromintensive Unternehmen beschaffen neu so genannte Ersatznachweise für Strom aus fossilen und nuklearen Quellen aus europäischen Kraftwerken, für welche keine regulären Herkunftsnachweise ausgestellt werden (siehe oben).
  • Der Anteil neuer erneuerbarer Energieträger (Sonne, Wind, Biomasse und Kleinwasserkraft) nimmt weiter zu, von 7.2% (2017) auf 7.85% im Jahr 2018. Davon wurden rund 91% in der Schweiz produziert und knapp drei Viertel durch das Einspeisevergütungssystem (KEV) gefördert.
  • In geringen Mengen stammte der 2018 gelieferte Strom aus Abfällen (0,95%) und fossilen Energieträgern (1.7%), wobei letztere vor allem über die Ersatznachweise importiert wurden.
In der Schweiz wird Strom zu 55.4% aus Wasserkraft, zu 36.1% aus Kernkraft, zu 2.8% aus fossilen und knapp 6% aus erneuerbaren Energien produziert (= Schweizer Produktionsmix 2018). An die Schweizer Steckdosen wird aber nicht nur Strom aus Schweizer Produktion geliefert: Es herrscht ein reger Handel mit dem Ausland, bei dem Strom exportiert und importiert wird. Deshalb stimmt der Schweizer Produktionsmix nicht mit der durchschnittlichen Zusammensetzung des gelieferten Stroms (= Schweizer Liefermix) überein.

Um über den Liefermix jedes Stromversorgers Transparenz zu schaffen und den Konsument/innen so einen informierten Entscheid für ein bestimmtes Stromprodukt zu ermöglichen, sind die schweizerischen Stromversorgungsunternehmen seit 2005 gesetzlich verpflichtet, Herkunft und Zusammensetzung des gelieferten Stroms offenzulegen. Die Deklaration erfolgt jeweils rückwirkend, basierend auf den Daten des vorangegangenen Kalenderjahres. Seit 2006 müssen diese Zahlen allen Kundinnen und Kunden mit den Stromrechnungen bekanntgegeben werden. Seit 2013 werden die Daten zusätzlich auf der Internet-Plattform www.stromkennzeichnung.ch veröffentlicht.

Adresse für Rückfragen
Marianne Zünd, Leiterin Medien + Politik BFE, 058 462 56 75, marianne.zuend@bfe.admin.ch


Herausgeber
Bundesamt für Energie
http://www.bfe.admin.ch

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Mittwoch, 12. Februar 2020

Schritte zur Ausweitung des CH-Solarmarkts

Die Energiekommission des Nationalrats hat am Dienstag einen wichtigen Entscheid kommuniziert, der den Ausbau grosser Solarstromanlagen auf Scheunen und Gewerbedächern merklich voranbringen kann. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES fordert die Schwesterkommission des Ständerats auf, diesem Entscheid zuzustimmen.
 
Die parlamentarische UREK-N stützt den Willen des Bundesrats, für grosse Solaranlagen ein wettbewerbliches Ausschreibemodell einzuführen. Mit der Kommissionsinitiative 20.401 soll das Parlament ein Modell aufgleisen, das grosse Solarstromanlagen wirtschaftlich attraktiv macht. Die SES hat schon im November 2019 im Rahmen einer Studie auf die Vorteile solcher Modelle hingewiesen und begrüsst das Anliegen. «Dieser Schritt ist überfällig», sagt SES-Geschäftsleiter Nils Epprecht dazu. «Dieses Instrument hat sich europaweit durchgesetzt und trägt dazu bei, dass der Ausbau der günstigsten aller neuer Stromproduktionstechnologien voranschreitet.»

 

Die SES fordert die Schwesterkommission des Ständerats auf, diesem Entscheid zuzustimmen. Bei der Umsetzung ist unbedingt darauf zu achten, dass die bestehenden Einmalvergütungen nicht beschnitten werden. Auch zwei weitere Entscheide der UREK-N stärken den Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz. Mit der Überweisung der Motion 19.3742 von Ständerat Damian Müller würde in Zukunft eine kurzfristige Verschuldung des Netzzuschlagsfonds zugelassen. Zudem hat die Kommission die Motion 19.3750 von Ständerat Olivier Français überwiesen, dank welcher der Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Immobilien des Bundes deutlich gesteigert werden könnte. Die SES empfiehlt dem Nationalrat, diesen Anträgen der Kommission zu folgen. 

Sonntag, 9. Februar 2020

Und munter geht es voran mit den Solaraktien



Der PPVX stieg letzte Woche um 5,3% auf 1.559, der NYSE Arca Oil um 0,4%. Der PPVX liegt mit +11,6% seit Jahresanfang 2020 währungsbereinigt rund 22 Prozentpunkte vor dem Erdölaktienindex NYSE Arca Oil (-10,5%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind Enphase Energy (+46%), SunRun (+37%) und Panda Green Energy Group (+37%). Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 47,4 Mrd. Euro. Die grössten Gewinner der Woche waren Enphase Energy (+21%) und JinkoSolar Holding (+16%), die grössten Verlierer Thai Solar Energy (-8%) und Motech Industries (-4%). Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+484%) rund 345 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +139%). Der Gewichtungsfaktor von Enphase Energy wurde Anfang Februar 2020 von 4 auf 5 erhöht.

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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu

Quelle: oeko-invest.net 

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Samstag, 8. Februar 2020

Neue Variante für die Stromspeicherung

Der Verzicht auf Kernkraftwerke und der Ausbau von Solar- und Windenergie führen dazu, dass die Stromproduktion volatiler wird. Damit Strom dann zur Verfügung steht, wenn er gebraucht wird, braucht es neue Speichersysteme. So die Synthese des NFP-70-Verbundprojekts "Stromspeicherung über adiabatische Druckluftspeicherung".

Druckluftspeicher decken einen Leistungs- und Kapazitätsbereich ab, der dem von Pumpspeichern ähnelt, bieten aber im Vergleich einige Vorteile.
Eine vielversprechende Technologie ist die adiabatische Druckluftspeicherung. Sie nutzt überschüssigen Strom aus Solar- und Windanlagen, um Umgebungsluft zu komprimieren und diese in einem unterirdischen Hohlraum zu speichern. Bei Bedarf wird die komprimierte Luft wieder expandiert; sie treibt dabei eine Turbine an und erzeugt wieder Strom. Da die bei der Komprimierung entstandene Wärme genutzt wird, beträgt die Effizienz 65 bis 75 Prozent; das ist ein ähnlicher Wert wie jener, den Pumpspeicher erreichen. Auch die Umweltverträglichkeit von Druckluftspeichern ist, gemessen am Treibhausgaspotenzial und an Schäden an Ökosystemen, vergleichbar mit jener von Pumpspeichern.

Druckluftspeicher sind technisch machbar. Wichtige Komponenten wie Turbomaschinen und Wärmespeicher sind entweder bereits auf dem Markt erhältlich oder wurden in einer Pilotanlage erprobt. Der Bau von Hohlräumen ist zudem durch die Erfahrungen im Tunnel- und Kavernenbau ausgereift. Adiabatische Druckluftspeicher sind also eine effiziente, umweltverträgliche und technisch machbare Speicherlösung. Wegen der hohen Kapitalkosten sowie der unklaren wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen ist allerdings ungewiss, ob sie wirtschaftlich sein können.

 

Empfehlungen

Bezüglich adiabatischer Druckluftspeicherung liegen die Fakten auf dem Tisch: Die Technologie ist umweltverträglich, effizient und sicher. Um ihr zum Durchbruch zu verhelfen, braucht es aber weitere Massnahmen, vor allem seitens der Politik, der Energieversorger und der Verbände:
  • Die Politik muss klare wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen schaffen – und eine "Energiespeicherstrategie 2050" ausarbeiten.
  • Verbände müssen aktiver und koordiniert vorgehen, um Politik, Wirtschaft und Bevölkerung über Energiespeicher zu informieren. Zudem sollten sie von der Politik klare wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen für Energiespeicher fordern.
  • Energieversorger sollen von der Politik klare wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen verlangen – und die Forschung und Entwicklung neuer Speichertechnologien unterstützen.
  • Die Bevölkerung muss besser über Energiespeicher informiert werden. Die Informationskampagne soll die gesellschaftliche Akzeptanz von Energiespeichern erhöhen.

Mittwoch, 5. Februar 2020

Dank Erneuerbaren CO2-Ausstoss deutlich runter

Der Stromsektor der Europäischen Union EU emittierte im vergangenen Jahr zwölf Prozent weniger CO2 als 2018. Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromproduktion stieg EU-weit auf einen Rekordwert von 35 Prozent. Das zeigt eine Analyse von aktuellen Stromdaten durch Agora Energiewende und Sandbag.


Die Treibhausgasemissionen der Kraftwerke in der Europäischen Union sind im vergangenen Jahr so stark zurückgegangen wie nie zuvor seit 1990. Sie sanken um 120 Millionen Tonnen CO2 im Vergleich zu 2018, das entspricht einem Rückgang um 12 Prozent. Der Grund dafür ist ein Einbruch der Stromerzeugung von Stein- und Braunkohlekraftwerken: Sie verminderte sich EU-weit um beinahe ein Viertel und erreichte ein Rekordtief. Dazu kam es, weil der Preis für den Ausstoß von Treibhaugasen im Jahr 2019 auf rund 25 Euro je Tonne CO2 stieg, wodurch CO2-intensiver Kohlestrom teurer als Strom aus Erdgas, Atomstrom und Erneuerbaren Energien wurde. Der wegfallende Kohlestrom wurde je zur Hälfte durch Strom aus Gaskraftwerken und Strom aus Erneuerbaren Energien ersetzt. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung wuchs EU-weit im Jahr 2019 auf 34,6 Prozent, er lag damit um 1,8 Prozentpunkte höher als im Jahr 2018. Windkraft- und Solarstromanlagen lieferten damit erstmals mehr Strom als Kohlekraftwerke. Das zeigt der Jahresrückblick 2019 auf das EU-Stromsystem, den Agora Energiewende jetzt gemeinsam mit dem britischen Think Tank Sandbag vorgestellt hat.
 
Zu beobachten war der Rückgang der Kohleverstromung in allen EU-Ländern, in denen Kohlekraftwerke betrieben werden. Insgesamt sank die Menge an Kohlestrom um 24 Prozent beziehungsweise 150 Terawattstunden. Dabei brach die Stromerzeugung von Steinkohlekraftwerken im Vergleich zu 2018 europaweit um 32 Prozent ein, die Braunkohleverstromung nahm um 16 Prozent ab. Auf Deutschland, Spanien, die Niederlande, das Vereinigte Königreich und Italien zusammen entfielen zusammen 80 Prozent des Rückgangs in der Steinkohleverstromung. Bei der Braunkohle sind fast zwei Drittel des Rückgangs allein auf Deutschland und Polen zurückzuführen. Kernkraftwerke verzeichneten einen leichten Rückgang um 1 Prozent. Gaskraftwerke waren die einzigen konventionellen Stromerzeuger, bei denen die Stromproduktion anstieg und zwar um 12 Prozent. „Europa legt weltweit eine einzigartige Geschwindigkeit bei der Ablösung von Kohlestrom durch Wind- und Solarenergie an den Tag. Das hat dazu geführt, dass die CO2-Emissionen des Stromsektors im letzten Jahr so schnell wie nie zuvor gesunken sind", sagt Dave Jones, Analyst für den europäischen Stromsektor bei Sandbag.

Die Stromproduktion von Windkraft- und Solaranlagen wuchs um 64 Terawattstunden gegenüber 2018 und übertraf mit insgesamt 569 Terawattstunden erstmals die Mengen an Kohlestrom um gut 100 Terawattstunden. Auch aufgrund eines guten Windjahres lieferten Windkraftanlagen 14 Prozent mehr Strom als im Vorjahr. Die Solarstromproduktion nahm um 7 Prozent zu. Infolgedessen stieg der Anteil von Solar- und Windstrom am Strommix in allen EU-Mitgliedsstaaten mit Ausnahme von Tschechien. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft ging hingegen aufgrund von anhaltender Trockenheit um gut sechs Prozent zurück. Die Trockenheit machte besonders im Juli auch Kernkraftwerken zu schaffen, die ihre Kühlung über Flusswasser bewerkstelligen. Niedrigere Flusspegel behinderten gleichzeitig die Kohlelieferungen an Kraftwerke auf dem Wasserweg.

Bei der Windkraft kamen EU-weit Anlagen mit einer Leistung von 16,8 Gigawatt hinzu – der Zubau gegenüber 2018 wuchs damit um 5,1 Gigawatt. Bei der Photovoltaik war sogar eine Verdoppelung des Zubaus von 8,2 Gigawatt im Jahr 2018 auf 16,7 Gigawatt im vergangenen Jahr zu verzeichnen. „Trotz der positiven Entwicklung muss das Zubautempo noch weiter beschleunigt werden“, sagt Matthias Buck, Leiter Europäische Energiepolitik bei Agora Energiewende.  Denn bis 2030 soll ein knapp ein Drittel der Gesamtenergie in der EU aus Erneuerbaren Energien stammen, hierfür ist ein Wachstum von 97 Terawattstunden Strom jährlich bis 2030 nötig – also 33 Terawattstunden mehr als 2019.
 
„Den Rückgang der Treibhausgasemissionen in der EU im vergangenen Jahr verdanken wir größtenteils dem CO2-Preis, der 2019 wieder ein Niveau erreicht hat, bei dem die klimaschädlichen Energieträger vom Markt verdrängt werden“, sagt Buck. „Damit wir dauerhaft Klimaschutz sehen, ist es wichtig, dass der Preis für CO2 das aktuelle Niveau mindestens hält.“ Über den Zertifikatshandel legt die EU die Menge an Treibhausgasemissionen fest, die in der Energie- und Industriewirtschaft sowie im innereuropäischen Flugverkehr ausgestoßen werden dürfen. Allerdings werden aktuell etwa 300 Millionen Zertifikate pro Jahr mehr ausgegeben, als verbraucht. „Damit der Emissionshandels weiterhin zum Klimaschutz beiträgt und Investitionssignale für Erneuerbare Energien sendet, sollte die EU die Menge der jährlich ausgegebenen Zertifikate stärker als bislang vorgesehen verringern. Das sollte ein Kernelement der Debatte um eine Erhöhung der europäischen Klimaschutzziele für 2030 werden“, sagt Buck.
 
Die Länder mit dem ambitioniertesten Zubau von Windkraft- und Solaranlagen verzeichneten den stärksten Abfall der Börsenstrompreise – allen voran das Vereinigte Königreich, Irland und Spanien. „Bei der Entwicklung der Börsenstrompreise sehen wir, dass die Länder, die Erneuerbare Energien ausbauen, unabhängiger von Importen, fossilen Rohstoffpreisen und natürlich dem CO2-Preis sind“, sagt Buck.

Für 2020 halten Agora Energiewende und Sandbag eine weiterhin positive Entwicklung für möglich. „Der Abwärtstrend beim Kohlestrom wird anhalten. 21 europäische Mitgliedstaaten und das Vereinigte Königreich haben inzwischen Kohleausstiegspläne verabschiedet oder aber gar keine Kohlekraftwerke im inländischen Strommix, in zwei weiteren Ländern wird der Kohleausstieg diskutiert. Gesellschaftliche Forderungen nach schnelleren Fortschritten beim Klimaschutz haben das Jahr 2019 geprägt, dieses Jahr wird Europa seine Klimaschutzziele für 2030 erhöhen“, sagt Buck. „Zeitgleich sinken die Preise für Erneuerbare Energien immer weiter und bei richtiger Rahmensetzung wird der CO2-Preis weiterhin auf einem substantiellen Niveau bleiben. Das postfossile Zeitalter kommt also, darauf müssen die sich EU-Mitgliedstaaten jetzt einstellen.“

„Europa hat die wichtige Aufgabe weltweit ein Vorbild zu werden, wie der Abschied von Kohle schnell und vollständig realisiert werden kann. Für einen vollständigen europäischen Kohleausstieg fehlen noch die Ausstiegspläne der Braunkohleländer Polen, Tschechien, Rumänien und Bulgarien. Braunkohlekraftwerke sind inzwischen vom Vermögenswert zur Belastung geworden, seitdem die niedrigeren Strompreise und die höheren CO2-Preise im Jahr 2019 ihre Wirtschaftlichkeit zunichte gemacht haben“, sagt Dave Jones von Sandbag.

Die Studie „The European Power Sector in 2019” steht unter www.agora-energiewende.de/en zum Download bereit. Sie umfasst 48 Seiten und enthält zahlreiche Grafiken und Tabellen. Die Grafiken stehen zur freien Verwendung in verschiedenen Dateiformaten und www.agora-energiewende.de/en zur Verfügung.

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Montag, 3. Februar 2020

Jetzt ist es amtlich: Energiestrategie ist bis 2050 umsetzbar !

Seit 2013 haben Forschende von verschiedenen Hochschulen im Rahmen zweier Nationaler Forschungsprogramme wissenschaftliche Grundlagen im Hinblick auf die Umsetzung der Energiestrategie 2050 erarbeitet. Nun sind das NFP 70 «Energiewende» und das NFP 71 «Steuerung des Energieverbrauchs» abgeschlossen. Aus über 100 Projekten liegen die Resultate vor. Rolf Schmitz, Leiter Energieforschung beim Bundesamt für Energie erklärt, welche Erkenntnisse daraus zentral sind.
  • Rolf Schmitz, welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erkenntnisse aus den beiden Nationalen Forschungsprogrammen 70 und 71?
    Jedes der abgeschlossenen Projekte trägt seinen Teil zur Zielerreichung der Energiestrategie bei. Zentral ist für mich aber die Erkenntnis, dass die Energiestrategie bis 2050 umsetzbar ist, und das sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht, als auch sozialverträglich. Nun stehen wir vor der Herausforderung, das generierte Wissen weiterzutragen und umzusetzen. Letztlich sollen ja Kilowattstunden eingespart oder zusätzlich erneuerbar produziert werden. Aus meiner Sicht ist es darum ermutigend, dass bei einer Umfrage im Rahmen des NFP 71, an welcher sich 61 der 120 Praxispartner beteiligt haben, 30 den Wissensgewinn als wichtigen Output der Zusammenarbeit mit den Hochschulen sehen. Aber auch die Entwicklung von Produkten, Modellen und Verfahren wurde 15 Mal als spezifischer Nutzen aufgeführt. Für rund einen Viertel ist zudem der Kontakt zu den Wissenschaftlern ausschlaggebend. Das ist ja dann der Nährboden für weitere Zusammenarbeiten.
  • Andreas Balthasar, Verantwortlicher des NFP71, erklärte gegenüber den Medien, die Energiewende sei primär eine gesellschaftliche Herausforderung. Es gehe darum, die Akzeptanz zu erhöhen, wofür Wissensdefizite abgebaut werden müssten. Was muss nun geschehen, damit die vielen Erkenntnisse aus den NFPs die gewünschten Adressaten erreichen?
    Technisch ist heute bereits vieles machbar, die dazu nötigen Technologien sind vorhanden. Die Umsetzung stösst aber verschiedentlich an die unterschiedlichsten Grenzen. So glauben immer noch rund 20 Prozent der Bevölkerung, dass der Klimawandel nicht stattfindet. Es braucht daher weiterhin eine neutrale Wissensvermittlung, die zielgruppengerecht aufbereitet werden muss. Eine der Empfehlungen der NFP adressiert genau diese Problematik. Eine andere Empfehlung zeigt in die gleiche Richtung: Die Bevölkerung soll bei Infrastrukturprojekten früh aktiv einbezogen werden. So lässt sich beispielsweise die Akzeptanz für den Ausbau der erneuerbaren Energie deutlich erhöhen.
    Andere Hemmnisse betreffen die Gesetzgebung. Mit einer gezielten und effektiven Regulierung kann die Energieeffizienz gefördert und der Ausbau erneuerbarer Energie stark vorangetrieben werden. Aber auch schnellere Bewilligungsverfahren oder geeignete Finanzierungsmodelle können diese Entwicklung beschleunigen. Viele Projekte scheitern aber letztlich an unserem Verhalten. Interessant diesbezüglich ist das Projekt «Energiesparpotenziale in Haushalten von älteren Menschen», das in Zusammenarbeit mit dem Hauseigentümerverband durchgeführt wurde. Bei Seniorinnen und Senioren haben sich die bisherigen finanziellen Anreize für die Umsetzung von energetischen Sanierungen als unzureichend erwiesen. Die Studie empfiehlt unter anderem, neben neuen, innovativen Anpassungen der Rahmenbedingungen für die Finanzierung von Sanierungsmassnahmen auch wertorientierte Ansätze anzusprechen. So kann beispielsweise der Umzug in eine moderne, altersgerechte Wohnung dem Wunsch entgegenkommen, so lange wie möglich selbstständig zu wohnen. Dieser Schritt kann zudem eine «Befreiung» von einem Zuviel an Dingen bedeuten.
  • Welche Rolle kann das Bundesamt für Energie (BFE) beim Wissenstransfer spielen?
    Gerade bei der neutralen Wissensvermittlung kommt dem BFE eine wichtige Rolle zu und es nimmt diese unter anderem im Rahmen des Programms EnergieSchweiz auch wahr. Ich bin zuversichtlich, dass die gewonnenen Erkenntnisse rasch in das grosse Informations-, Beratungs- und Bildungsangebot von EnergieSchweiz einfliessen werden. Im Übrigen hat das BFE den Ball schon frühzeitig aufgenommen: am 30. Januar hat an der Universität Basel bereits die vierte Jahresveranstaltung stattgefunden, die wir zusammen mit unserem eigenen Forschungsprogramm zur Sozio-Ökonomie, dem Energieforschungsprogramm der Stadt Zürich und dem NFP 71 durchführen.
  • Die NFPs 70 und 71 sind abgeschlossen. Braucht es eine Fortsetzung?
    Die beiden NFP sind nun abgeschlossen und auch die Swiss Competence Centers in Energy Research (SCCER) laufen Ende Jahr aus. Damit fallen zwei wichtige Förderinstrumente des Bundes weg. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und das BFE haben daher bereits 2018 der Eidgenössischen Energieforschungskommission CORE den Auftrag erteilt, die Gültigkeit des Aktionsplans für eine koordinierte Energieforschung Schweiz, der den SCCER zugrunde liegt, zu prüfen. Die CORE kommt zum Schluss, dass auch nach 2020 wesentliche Forschungsanstrengungen nötig sein werden, um die Zielsetzungen der Energiestrategie 2050 zu erreichen. Sie empfiehlt, ein flexibles Förderinstrument mit langfristiger Forschungsförderung zu etablieren, das periodisch inter- und transdisziplinäre thematische Ausschreibungen durchführt. Dieses Förderinstrument soll langfristige Forschungsförderung über flexible Konsortialprojekte ermöglichen.
Das BFE hat mit SWEET, – Swiss Energy research for the Energy Transition – ein solches Förderinstrument entwickelt und plant, dieses auf Anfang 2021 umzusetzen. Damit können die über die SCCER aufgebauten Kapazitäten für die Energiestrategie genutzt und die aus den NFP gewonnen Erkenntnisse weiterverwendet werden.

Interview: Sabine Hirsbrunner, Kommunikation BFE

Quelle: energeiaplus.com

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Sonntag, 2. Februar 2020

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© Text und Bild: GuntramRehsche / Solarmedia

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