Sonntag, 25. Dezember 2016

Das macht Sinn - eine Datenbank zu Plus-Energie-Gebäuden

Häuser sind nicht primär dazu da, um Energie zu erzeugen. Doch sie können es, und sie leisten damit einen wichtigen Beitrag an den effizienten, sparsamen Umgang mit Ressourcen – ganz im Sinne der Energiestrategie 2050. Plusenergie-Gebäude (PEG) produzieren sogar mehr Strom, als sie benötigen. Der energie-cluster.ch bietet ein umfassendes Angebot rund um das Thema PEG. Im Zentrum steht die PEG-Datenbank, in der mittlerweile über 130 Gebäude mit allen relevanten Kenndaten als Referenzbeispiele registriert sind.

Ein Gebäude oder ein Areal, das über das Jahr gerechnet, mehr Energie für Betriebsenergie wie Heizung, Warmwasser, Lüftung und Haushaltsstrom, produziert, ist ein Plusenergie- Gebäude respektive Plusenergie-Areal. Bei der Energieerzeugung steht die Photovoltaik (PV) im Fokus. Die «Überschüsse» können ins Netz eingespeist oder vor Ort, beispielsweise für Elektrofahrzeuge, verwendet werden. Der energie-cluster.ch ist seit Jahren an der Förderung, Entwicklung und an der Verbreitung der Plusenergie-Idee aktiv und führend beteiligt. Mit Kursen weist er auf die Chancen und Potenziale hin, in Innovationsgruppen führt er Protagonisten zusammen, welche das Erreichen des Plus ermöglichen und den Weg zu ihm immer weiter optimieren.  

Der Ansatz ist pragmatisch: Ökonomisches und ökologisches Optimum. Es sollen keine technoiden Hochleistungs-«Maschinen» entstehen, Plusenergie soll für eine Architektur stehen, in der Ästhetik, Komfort und Energiemanagement im Einklang sind. Durch Nutzung der vorhandenen Gebäudeinfrastruktur wird nur das ersetzt, was wirklich notwendig ist. Somit ergeben sich viele Wege und Methoden, ein PEG zu erreichen. Der energie-cluster.ch hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Übersicht auf die bereits realisierten PEG zu bieten. 

In seiner Datenbank sind aktuell über 125 Gebäude aus der ganzen Schweiz registriert. Sie bietet diverse Suchkriterien an: Gebäudetyp, Gebäudezustand (Sanierung/Neubau/Ersatzneubau) und Energiestandards (energystandard, Minergie-Varianten). Weitere Suchkriterien betreffen den Wärmehaushalt. Die Bauten werden mit einer kurzen Erläuterung, Kenndaten und Fotos vorgestellt, gefolgt von Adressangaben der beteiligten Firmen und graphisch aufbereiteten Planungs- und Messdaten. So ist es den Besucherinnen und Besuchern der Datenbank möglich, sich ein Bild zu machen, Vergleiche zwischen den verschiedenen Konzepten anzustellen und über direkte Kontakte weitere Details zu erfahren zu Gebäuden, Architekten und Handwerkern in Ihrer Nähe.

In der PEG-Datenbank des energie-cluster.ch findet sich auch Siedlung der Allgemeinen Baugenossenschaft Zürich (ABZ) an der Balberstrasse in Zürich-Wollishofen, die eben mit dem 1. Norman Foster Solar Award 2016 ausgezeichnet wurde. Fünf Ersatzneubauten bieten Raum für 68 Wohnungen und verschiedene Gemeinschafts- und Nebenräume. Die Siedlung in Holzbauweise wurde eigentlich mit einem Nullenergiekonzept realisiert; die Stromerzeugung mit PV-Modulen, die fast unsichtbar in die Satteldächer integriert sind, sollte bei der Bilanzierung dem Bedarf entsprechen. In der PEG-Datenbank des energie-cluster.ch sind die Messdaten von Januar 2016 - Juli 2016 eingetragen – und sie ergeben in dieser Zeitperiode ein Plus von umgerechnet 69'151 kWh/a. Mit diesem Solarstromüberschuss könnten alle 39 Fahrzeuge der Siedlung sowie weitere 10 Fahrzeuge jährlich rund 12’000 km CO2-frei fahren! 

Quelle:  energie-cluster.ch

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Freitag, 23. Dezember 2016

Investitionskosten sinken weiterhin

Bei der Frage nach einer möglichst kostenoptimalen Transformation des Energiesystems spielen die Investitionskosten der verschiedenen Energietechnologien eine wichtige Rolle. Dazu veröffentlichte die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) eine Metaanalyse. Sie vergleicht die in 15 Studien angegebenen Investitionskosten für insgesamt 11 Energietechnologien, darunter Off- und Onshore-Windenergie, Photovoltaik und Solarthermie. Zusätzlich stellt sie Aussagen zu den Investitionskosten von Speichertechnologien und Wärmepumpen dar.

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„Die Metaanalyse zeigt, dass für Windenergie und Photovoltaik trotz der bereits erzielten Kostenreduktionen mit weiter sinkenden spezifischen Kosten gerechnet wird. Eine weitere gute Nachricht für die Energiewende ist, dass auch bei Speichertechnologien von teilweise drastisch sinkenden Investitionskosten ausgegangen werden kann“, fasst Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, zentrale Ergebnisse der Metaanalyse zusammen.

Die Debatte um die Investitionskosten der Energiewende dreht sich derzeit vor allem um den Aufwand zur Systemintegration von fluktuierendem Wind- und Sonnenstrom, aber ebenso um die Frage, wie auch die Versorgung mit Wärme und Kraftstoffen auf Erneuerbare Energie umgestellt werden kann. Vor diesem Hintergrund hat die AEE das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) mit der neuen Metaanalyse beauftragt. Die 22-seitige Analyse zeigt Trends für die Entwicklung der Investitionskosten auf und macht gleichzeitig die teilweise sehr unterschiedlichen Aussagen von Studien sowohl zu den aktuellen Werten als auch zu den Kostensenkungspotenzialen der verschiedenen Technologien transparent.  

Da die Investitionen in Erneuerbare Energien durch Lernkurven- und Skaleneffekte günstiger werden, schließt sich die Kostenschere zwischen konventionellen und erneuerbaren Stromerzeugungstechnologien zunehmend. Daher spielen Windenergie an Land und Photovoltaik in den Zukunftsszenarien aller untersuchten Studien eine tragende Rolle für die deutsche Energieversorgung.

Bei der Photovoltaik fällt auf, dass die in den vergangenen Jahren erzielte Kostendegression von vielen Wissenschaftlern in der Vergangenheit unterschätzt wurde. Selbst Studien aus dem Jahr 2012 rechneten für die Folgejahre noch mit deutlich höheren Kosten als dann tatsächlich eintrafen. Der signifikante Kostenrückgang spiegelt sich erst in aktuelleren Studien wider. Für das Jahr 2050 nehmen die meisten Wissenschaftler eine weitere Reduktion der Investitionskosten um mindestens die Hälfte an. In mehreren Studien sinken die Werte im Betrachtungszeitraum sogar um etwa zwei Drittel. 

Quelle:  Agentur für Erneuerbare Energien Deutschland

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Mittwoch, 21. Dezember 2016

Swisspower Stadtwerke investieren in EE in Italien

Die Swisspower Renewables AG, eine von elf Swisspower Stadtwerken gehaltene Beteiligungsgesellschaft, investiert in Wasser-, Wind- und Solarenergie in Italien. Insgesamt übernimmt sie 21 Wasserkraftwerke, drei Windfarmen und drei photovoltaische Anlagen. Ihr Energiepark in Deutschland und Italien wächst damit um über einen Drittel. Mit einer Jahresproduktion von rund 640 Gigawattstunden gehört Swisspower Renewables neu zu den grössten Schweizer Produzenten von erneuerbarer Energie (EE) im Ausland. Sie leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung mit sauberer Energie und zur Energiewende.

Die von Swisspower Renewables übernommenen 21 Wasserkraftwerke befinden sich alle in Norditalien, in den Regionen Piemont, Lombardei, Veneto und Emilia Romagna. 16 der Anlagen sind in Betrieb, 2 stehen kurz vor der Inbetriebnahme und 3 sind gegenwärtig in Bau. Die 3 Windfarmen ver- fügen zusammen über 18 Turbinen und liegen in den Regionen Kampanien und Basilicata. Die 3 kleinen Solaranlagen befinden sich im Veneto sowie in Apulien und Kalabrien. Die zusammen 27 Anlagen waren bisher im Besitz der vier italienischen Unternehmen Sorgent.e, Solfin, Ambra Verde 3 und Lithos. Ebenfalls zum Kaufpaket gehören 8 Entwicklungsprojekte für Wasserkraftwerke. Es handelt sich um eine der bisher grössten Transaktionen der letzten Jahre in Italien im Bereich Wasserkraft. 

Einer der grössten CH-Produzenten von Erneuerbaren im Ausland
Die installierte Kapazität der erworbenen Anlagen beläuft sich auf zusammen rund 73 Megawatt. Die zu erwartende jährliche Energieproduktion beträgt ca. 200 Gigawattstunden. Die Gesamt- produktionskapazität von Swisspower Renewables steigt damit auf rund 640 Gigawattstunden pro Jahr. Über grössere Produktionskapazitäten für erneuerbare Energie im Ausland verfügen nur noch EOS, BKW und Axpo. Im Bereich Wasserkraft engagieren sich hauptsächlich BKW und Swisspower Renewables – nach deren Akquisition in Italien beide etwa gleich stark. 

Weitere Ausbauschritte in Prüfung
Swisspower Renewables verfügte bisher über mehrere Onshore-Windparks in Deutschland und ver- schiedene Wasserkraftwerke in Norditalien. Mit der aktuellen Akquisition in Italien erreicht das Unter- nehmen das bei der Gründung 2011 gesetzte strategische Ziel an Produktionskapazität. „Wir beab- sichtigen ein weiteres Wachstum und prüfen zurzeit konkrete Projekte“, sagt Felix Meier, CEO von Swisspower Renewables. 

Beitrag zur Energiewende
Mit der Produktion von erneuerbarer Energie leistet Swisspower Renewables einen Beitrag zum Masterplan 2050 der Swisspower Stadtwerke für die langfristige Versorgung der Schweiz mit er- neuerbarer Energie und damit zur Energiewende. Die Produktionskapazität von Swisspower Renewables entspricht neu dem Verbrauch von über 100’000 durchschnittlichen Schweizer Haus- halten. Swisspower treibt den Ausbau der Produktionskapazität an erneuerbarer Energie schwerge- wichtig im Ausland voran, weil in der Schweiz preislich gleichwertige Opportunitäten weitgehend fehlen. 

Aktionäre von Swisspower Renewables AG sind
Services Industriels de Genève IBAarau AG Stadtwerk Winterthur StWZ Energie AG ewb Natur Energie AG Energie Thun AG Regio Energie Solothurn Regionalwerke Holding AG Baden Technische Betriebe Weinfelden AG SH POWER Technische Betriebe Kreuzlingen 

Quelle: Swisspower

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Dienstag, 20. Dezember 2016

Neue Materialien für preiswerten Solarstrom

Zusammen mit einem internationalen Team von Wissenschaftlern haben Jülicher Photovoltaik-Forscher neuartige organische Solarzellen mit gesteigerter Energieausbeute entwickelt. Diese nutzen Materialien aus speziellen Molekülen, die eine Reihe von Vorteilen bieten: Sie absorbieren Licht besser, sind stabiler und kostengünstiger herzustellen als die bisher verwendeten Werkstoffe. Die Ergebnisse ihrer Forschung veröffentlichten die Wissenschaftler nun in zwei Artikeln in den Fachzeitschriften 'Nature Materials' und 'Energy and Environmental Science'. 
 
Organische Solarzellen basieren auf einem ähnlichen Prinzip wie herkömmliche Siliziumsolarzellen: Photonen, also Lichtteilchen, werden in geeigneten Materialien absorbiert. Es entstehen Ladungsträger, die zu den Elektroden der Solarzelle transportiert werden und so eine elektrische Spannung erzeugen. Allerdings nutzen organische Solarzellen keine herkömmlichen Halbleiterkristalle, sondern spezielle Kohlenwasserstoffverbindungen, also Kunststoffe. Von der Leistung her sind diese Plastiksolarzellen ihrem Vorgänger aus Silizium noch unterlegen, doch sie haben stattdessen eine Reihe von Vorteilen. Da sowohl Materialien als auch Herstellungsverfahren sehr preisgünstig sind, lassen sich mit ihnen die Kosten für eine umweltfreundliche und nachhaltige Energieerzeugung stark reduzieren. Die hauchdünnen Plastikschichten, die Elektronen freisetzen und aufnehmen, können flexibel sein und eröffnen eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten und Anwendungen: etwa transparente Solarmodule in Fensterflächen oder in Kleidung integrierte Stromerzeuger, wie Ladegeräte für Handys.

Die in organischen Solarmodulen verwendeten leitfähigen Moleküle können Photonen sehr gut aufnehmen – deshalb genügen schon Schichtdicken von etwa 100 Nanometern. Um jedoch einen Stromfluss zu gewährleisten, müssen die durch das Licht freigesetzten Elektronen auch aus dem Material extrahiert werden. Dazu wird es angereichert mit sogenannten Fullerenen: hohle, in sich geschlossene Moleküle aus 60 oder 70 Kohlenstoffatomen in der Form eines mikroskopischen Fußballs, die als sogenannte Elektronenakzeptoren fungieren. Allerdings sind diese Kohlenstofffußbälle nur schlecht in der Lage, sichtbares Licht aufzunehmen – offensichtlich ein entscheidender Nachteil für Solarzellen. Auch sind die Fulleren-haltigen Materialien vergleichsweise energieintensiv in der Herstellung und nicht sehr stabil. Deshalb suchen Forscher nach Alternativen: Moleküle mit der elektrischen Leitfähigkeit von Fullerenen, doch ohne deren Schwachpunkte.

Stabiler, billiger, effizienter

Die Photovoltaikforscherin Dr. Derya Baran vom Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung und dem Imperial College London ist die Erstautorin von zwei Studien, in denen ein internationales Team von Wissenschaftlern neue Materialen für organische Solarzellen vorstellt – ohne Fullerene. Mit ihnen lassen sich Effizienz und Stabilität der Zellen steigern, bei gleichzeitiger Senkung der Herstellungskosten. 

Die in Nature Materials veröffentlichte Studie präsentiert ein neues Solarzellenmaterial aus drei verschiedenen Molekülen. Die komplexe Dreifachmischung aus einem Polymer und zwei kleinen Molekülen als Elektronenakzeptoren übertrifft in ihrer Leistung Mischungen mit nur einer Art von Akzeptormolekül. Darüber hinaus erlauben die verwendeten Moleküle die Nutzung von stabileren Polymeren, die außerdem einfach zu produzieren sind. Das senkt die Herstellungskosten. Der Wirkungsgrad von Solarzellen aus dem neuen Material übertrifft mit 7,7 Prozent den von Fullerene-haltigen Zellen mit dem gleichen Polymer bei weitem und lässt sich bei Verwendung von komplexeren Polymeren auf bis zu 11 Prozent steigern.

Die in der Fachzeitschrift Energy and Environmental Science veröffentlichte Studie beschäftigt sich mit einem anderen Schwerpunkt der Photovoltaikforschung: Einer der wichtigsten Qualitätsfaktoren von Solarzellen ist die Energieausbeute pro Photon. Auch bei geringer Photonenenergie – also bei langwelligem, wie rotem oder infrarotem, Licht – muss noch Strom fließen. In Fulleren-haltigen organischen Solarzellen ist dieses "Preis-Leistungs-Verhältnis" zwischen Photonenenergie und erzeugter Spannung – verglichen mit den konventionellen Silizium-Solarzellen – recht hoch. Die Forscher konnten zeigen, dass auch hier alternative Fulleren-freie Materialien Abhilfe schaffen. Die Fulleren-freien Schichten zeigen weitaus weniger Verluste: Sie können einen großen Teil des Lichtspektrums zur Energieerzeugung nutzen.

Gefördert durch die Helmholtz-Gemeinschaft

Dr. Barans Forschung in Jülich und London wurde durch das internationale Postdoktoranden-Programm der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren finanziert. Das Programm ermöglicht es jungen Nachwuchskräften mit herausragenden wissenschaftlichen Promotionen sich in ihrem Forschungsgebiet zu etablieren und ihre wissenschaftlichen Kompetenzen gezielt auszubauen.
Solarzellen mit und ohne FullereneVergleich des Aufbaus von Polymer:Fulleren und Fulleren-freien organischen Solarzellen, sowie die dazugehörigen Strom-Spannungs Kennlinien. Die neuen Akzptormoleküle (rechts) erlauben deutlich höhere Leerlaufspannungen als die traditionellen Fulleren-basierten Solarzellen.

Sonntag, 18. Dezember 2016

Genossenschaftlich für den eigenen Strom sorgen

Angesichts sinkender Vergütungen sind neue Modelle gefragt, um den Ausbau der Photovoltaik und damit die Energiewende weiter voranzubringen. Der gemeinschaftliche Selbstbau von PV-Anlagen ist eine neue Möglichkeit mit einem  Potenzial von jährlich 25‘000 neuen Anlagen. Der VESE lanciert deshalb zusammen mit der Energiewendegenossenschaft Spiez eine schweizweite Initiative zur Gründung von neuen Selbstbaugenossenschaften.

Auch herkömmliche Wohnbaugenossenschaften
(im Bild die PV-Anlage der FGZ im Züricher
Friesenberg) verwirklichen zunehmend Solaranlagen -
Foto: Guntram Rehsche
Überträgt man das Modell der Energiewende- Genossenschaft EWG Speiz auf die ganze Schweiz,  könnten pro Jahr bis zu 25‘000 PV-Anlagen im gemeinschaftlichen Selbstbau realisiert werden. Es handelt sich dabei in erster Linie um Anlagen, die sonst kaum oder gar nicht gebaut würden. Angesichts dieses riesigen Potenzials hat sich der Verband der unabhängigen Energieerzeuger VESE mit der EWG zusammengeschlossen. Dies mit dem Ziel, die Gründung neuer Selbstbaugenossenschaften schweizweit tatkräftig zu fördern. Die Unterstützung beinhaltet die Mithilfe bei der Gründung von Selbstbaugenossenschaften, die gemeinschaftliche Ausbildung und Qualifizierung von lokalen Planern und Bauleitern, die Abgabe eines Handbuchs und die Förderung des Erfahrungsaustauschs zwischen den regionalen Trägern. In jedem Fall soll die Initiative von regionalen Initianten getragen werden. Die lokale Verankerung ist ein wichtiger Pfeiler der Selbstbauidee. Der VESE fordert Interessenten auf, sich für weiterführende Informationen beim Verband zu melden.


Die Idee funktioniert

Die EWG in Spiez besteht seit 2014. Seither hat sie bereits über 110 PV-Anlagen im gemeinschaftlichen Selbstbau realisiert. Jede Woche kommen neue dazu. Das Prinzip hinter der Genossenschaft ist einfach: Interessierte Eigentümer von geeigneten Dachflächen treten der Genossenschaft bei. Zusammen mit Spezialisten der Genossenschaft planen sie ihre Anlage. Die Genossenschaft kauft das Material zum Selbstkostenpreis ein. Die Montage der Anlage erfolgt gemeinschaftlich durch die Mitglieder der Genossenschaft. Sie werden von erfahrenen Bauleitern der Genossenschaft angeleitet. Die elektrischen Arbeiten und die Baustellensicherung werden bei lokalen Handwerkern eingekauft. 

Jeder Genossenschafter arbeitet eine definierte Anzahl Stunden auf seiner und auf anderen Baustellen, damit in der Summe die anfallende Arbeit geleistet werden kann. Insgesamt investiert ein Teilnehmer etwa 6 bis 10 Arbeitstage und erhält dafür eine professionelle Anlage zum halben Preis einer schlüsselfertigen Anlage. Das gemeinsame Arbeiten macht zudem Spass. Daraus ergeben sich viele neue Kontakte und die Befriedigung, im wahrsten Sinne des Wortes Hand in Hand an der Energiezukunft der Schweiz zu bauen. Man lernt nebenbei auch ganz konkret, wie die neue Photovoltaikanlage funktioniert.


Aufgefrischte Schweizer Tradition

Durch die Förderung des Selbstbaus von PV-Anlagen kann die Idee der klassischen Solargenossenschaften weiter getragen werden: Während die klassischen Genossenschaften grosse PV-Anlagen gemeinschaftlich finanzieren und betreiben, werden beim Selbstbau als Resultat einer gemeinschaftlichen und unentgeltlichen Arbeitsleistung meist kleinere private Anlagen gebaut. In idealer Weise verbindet sich so die althergebrachte und sehr erfolgreiche Schweizer Tradition der (Selbsthilfe-) Genossenschaften, wie man sie aus dem Detailhandel, der Banken- und Versicherungswelt oder auch der Landwirtschaft kennt, mit der neuen Welt der Shared Economy. Der VESE sieht im Selbstbau eine grosse Chance seinem Ziel – der erneuerbaren Energie in Bürgerhand – zusätzlichen Schwung zu verleihen. 

Bei Rückfragen oder für weitergehende Informationen:
Diego Fischer, Projektleiter Selbstbau VESE, 077 466 86 26, diego.fischer@vese.ch
Syril Eberhart, Geschäftsleiter EWG, 079 675 21 57, syril@e-wende.ch

Zum Verband unabhängier Energieerzeuger (VESE): (www.vese.ch):Der VESE ist der Verband der unabhängigen Energieerzeuger, und vertritt die Interessenten von Betreibern von Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Elektrizität ohne eigenes Verteilnetz. Der VESE setzt sich eine für eine Eneergiewende mit möglichst vielen Anlagen in Bürgerhand. Der VESE versteht sich als kooperativer Vermittler zwischen Bürgern, welche die Energiewende aus eigener Kraft vorantreiben, und Elektrizitätswerken, welche die Energiezukunft nachhaltig gestalten möchten. Der VESE ist eine Fachgruppe der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES. 
Zur Energiewendegenossenschaft (EWG): (www.e-wende.ch)
Die Energiewendegenossenschaft in Spiez ist die erste Schweizer Selbstbaugenossenschaft für PV-Anlagen. Seit ihrer Gründung 2014 hat die EWG bereits mehr als 110 Anlagen, mit einer Gesamtleistung von 1650 kWp, realisiert. Die Genossenschaft zählt 120 Mitglieder. 8 Planer und Bauleiter begleiten die einzelnen Projekte von A bis Z. 

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Donnerstag, 15. Dezember 2016

Schon wieder: Kosten des Atomausstiegs steigen erneut

Das Ende der Atomkraft dürfte in der Schweiz mehr Kosten verursachen, als bisher bekannt. Eine Studie des Bundes beziffert die Gesamtkosten auf rund 23 Milliarden Franken.

Auch das kostet: AKW Gösgen
unter Polizeischutz anlässlich Grossdemo (Bild:
Guntram Rehsche)
Stilllegung der Schweizer AKW und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle dürften teurer werden als bisher angenommen. Der Stilllegungsfonds und der Entsorgungsfonds (Stenfo) beziffern die Gesamtkosten auf 22,8 Milliarden Franken. Die Zahl entstammt der Kostenstudie 2016 von Swissnuclear im Auftrag der Kommission der beiden Fonds. Sie fällt um zehn Prozent höher aus als noch bei der letzten Einschätzung im Jahr 2011, wie Stenfo am Donnerstag mitteilte. Damals wurde der mit dem Ausstieg verbundene Betrag auf 20,7 Milliarden Franken geschätzt. Die jüngste Studie wird nun von unabhängigen Experten überprüft, was rund ein Jahr in Anspruch nimmt. Damit die Finanzierung der Stilllegung und Entsorgung nach der Ausserbetriebnahme der AKW gesichert ist, bestehen zwei Fonds. Die Stilllegungs- und Entsorgungskosten werden alle fünf Jahre neu berechnet. Auf dieser Grundlage werden Jahresbeiträge für die AKW-Betreiber festgelegt. Bereits bei der letzten Erhebung 2011 war der Gesamtbetrag für den Atomausstieg im Vergleich zu 2006 um über drei Milliarden Franken höher eingeschätzt worden. Laut der Mitteilung basiert die jüngste Studie erstmals auf einer neu definierten Kostengliederung. Diese schliesse auch Zuschläge für Prognoseungenauigkeiten sowie Chancen und Gefahren mit ein. «Dadurch können die Stilllegungs- und Entsorgungskosten genauer berechnet, transparenter dargestellt und effektiver überprüft werden als in der Kostenstudie 2011.»

Die Stilllegung der fünf AKW und des Zentralen Zwischenlagers in Würenlingen (Zwilag) wird neu mit rund 3,6 Milliarden Franken veranschlagt. Mit dem Geld werden etwa die Vorbereitung für die Stilllegung, Einschluss, Unterhalt und Bewachung der Anlage, die Dekontamination oder Demontage und die Zerkleinerung der aktivierten und kontaminierten Teile sowie die Dekontamination des Geländes berappt. Dazu kommen Kosten für Überwachung, Versicherung und Verwaltung. Ende 2015 betrug das Kapital im Stilllegungsfonds knapp zwei Milliarden Franken. Die noch ausstehenden Mittel werden durch Fondsbeiträge der Kernkraftwerkbetreiber und durch Kapitalerträge des Fonds bereitgestellt.

Den Löwenanteil am Gesamtbetrag von 22,8 Milliarden Franken macht der Aufwand für die Entsorgung aus. Dafür müssen etwa ein zentrales Zwischenlager, Behandlungsanlagen, geologische Tiefenlager, eine Verpackungsanlage und ein Nasslager des Kernkraftwerks Gösgen realisiert werden. Zusammen mit Forschung, Transport und Wiederaufbereitung kostet das gemäss der aktuellen Schätzung 19,2 Milliarden Franken - ein Anstieg von über drei Milliarden Franken im Vergleich zu 2011. Solange die AKW laufen, bezahlen die Betreiber die Entsorgungskosten direkt. Bis 2015 waren dies 5,5 Milliarden Franken. Bis zur Ausserbetriebnahme aller Kernkraftwerke werden es 7,5 Milliarden Franken sein. Der Entsorgungsfonds deckt die verbleibenden 10,5 Milliarden Franken ab, nicht eingerechnet sind 1,2 Milliarden Franken, welche der Bund beisteuert. Ende 2015 befanden sich im Entsorgungsfonds 4,2 Milliarden Franken.

Quelle: Diverse Agenturen

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Mittwoch, 14. Dezember 2016

Weltweite PV-Installationen nahe 300 Gigawatt

Die global installierte Photovoltaik-Leistung wird von 225 Gigawatt (2015) in diesem Jahr voraussichtlich auf 294,69 GW wachsen, berichtet das Marktforschungs-Unternehmen GlobalData (London, UK). Laut seinem jüngsten Bericht bleibt China der weltgrößte PV-Markt. In einer ausführlicheren Studie kommt Mercom zum Schluss, dass die Entwicklung in verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich verläuft - die Studien hat jetzt das Solar-Portal solarserver.de zusammengefasst.
 
In China wurden letztes Jahr neue Photovoltaik-Anlagen mit 15,13 GW installiert, und die installierte Gesamtleistung wuchs bis Ende 2015 auf 43,48 GW. Laut GlobalData hat sich Chinas installierte PV-Leistung seit 2011 verdreizehnfacht.  „Im ersten Quartal 2016 baute China 7,14 GW Photovoltaik-Leistung zu, davon 6,17 GW in Form von Großkraftwerken und 970 MW als dezentrale Anlagen“, berichtet Ankit Mathur von GlobalData. Chinas Fünfjahresplan setzt bis 2020 ein Photovoltaik-Ausbauziel von 150–200 GW an, wobei sich der Fokus von der reinen Größe weg hin zu Qualität und Effizienz verlagert. Angestrebt wird außerdem ein Erneuerbaren-Anteil am Energieverbrauch von rund 15 % bis 2020 und von 20 % bis 2030. 


Die Mercom Capital Group (Austin, Texas, USA) geht davon aus, dass dieses Jahr weltweit Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 76 Gigawatt installiert werden. Für 2017 liegt die Prognose bei 70 GW. „Die globale PV-Nachfrage wird über den meisten Prognosen liegen, da in China mehr installiert wird als je zuvor“, sagte Raj Prabhu, Geschäftsführer und Mitbegründer der Mercom Capital Group.
 
„Die Rekord-Installationszahlen in China und der anschließende Rückgang führten zu einem Überangebot und dann zu einem Preiseinbruch bei Photovoltaik-Modulen. Dieser trägt dazu bei, dass die Modulnachfrage bis ins Jahr 2017 hinein wieder steigt.Die Nachfrageprognose für 2017 hat sich daher wieder verbessert. In China wird wegen der niedrigen Modulpreise voraussichtlich wieder mehr zugebaut, bevor die Einspeisevergütung erneut gekürzt wird. Dieses Anziehen des Marktes hat die Modulpreise wieder etwas stabilisiert. Ähnliche Entwicklungen aufgrund der besseren Wirtschaftlichkeit von Projekten erwarten die Marktforscher auch in anderen Märkten.


Nach einem Photovoltaik-Zubau von 15,1 Gigawatt im Jahr 2015 übertraf China im ersten Halbjahr 2016 bereits sein Zubauziel von 18,1 GW, indem Anlagen mit rund 22 GW errichtet wurden. Am 30.06.2016 endete die Frist für die alte Einspeisevergütung. Danach ging die Nachfrage zurück, die Solarmodulpreise sanken, und es gab ein Überangebot. Die Spotmarktpreise sanken seit Jahresbeginn um rund 30 Prozent, seit Juni um rund 21 Prozent. Die nationale chinesische Energiebehörde erwägt, das Solar-Ausbauziel für 2020 um 27 % zu senken (von 150 auf 110 Gigawatt).


Mercoms Prognose des diesjährigen US-Solarmarkts liegt nach wie vor bei rund 13 GW. Die Aktivität in diesem Markt ist deutlicher zurückgegangen als erwartet, nachdem im Dezember 2015 die Verlängerung der ITC-Förderung bekannt wurde. Viele Großprojekte wurden auf 2017 verschoben, da es keine Deadline für das Förderprogramm gibt. Der US-Markt wächst 2016 voraussichtlich um 78 % gegenüber dem Vorjahr. Treiber sind nach wie vor Großprojekte. Hier wird die Pipeline auf über 30 GW geschätzt. Strombezugsvereinbarungen (PPAs) werden mit immer niedrigeren Preisen abgeschlossen, und die Modulpreise sinken aufgrund des Überangebots in China, was die Aktivität in den USA vermutlich umso mehr ankurbeln wird, als die Renditen der Projekte sich verbessern. All dies könnte zu einem starken Jahr 2017 für den US-Markt führen. Die Wahl von Donald Trump führt zu der Frage, inwieweit sich dies auf den Markt auswirkt. Während der „U.S. Clean Power Plan” von Präsident Obama dem neuen Präsidenten wohl zum Opfer fallen wird, gehen die Marktforscher davon aus, dass die ITC-Verlängerung wahrscheinlich erhalten bleibt. Ein Grund ist, dass der Solar-Sektor mehr als 200.000 US-Bürger beschäftigt. 

Japan und Indien sind in diesem Jahr nach China und den USA die größten Photovoltaik-Märkte. Indien könnte 2017 sogar auf Platz drei aufrücken, da dort sehr viele Projekte in der Pipeline sind.  Japan wird dieses Jahr voraussichtlich 10,5 Gigawatt Photovoltaik-Leistung zubauen. Experten rechnen im April 2017 mit einer deutlichen Kürzung der Einspeisevergütung. Gleichzeitig werden umgekehrte Auktionen und weitere Regelungen erwartet, da Japan, um Fördermittel zu sparen, auf solche Modelle umstellen will. Indien wird dieses Jahr rund 4 GW installieren, 2017 sogar doppelt so viel. Der indische Solar-Markt wird vorwiegend von Auktionen beherrscht; Hier sind 20 GW in der Pipeline.


Der europäische Markt schrumpft weiter: Großbritannien, Deutschland und Frankreich installieren 2016 voraussichtlich jeweils mehr als ein Gigawatt, nächstes Jahr wird dies wohl nur noch in Frankreich und Deutschland der Fall sein. Australien installiert den Prognosen zufolge 2016 und 2017 jeweils ein Gigawatt PV-Leistung. Andere Solar-Märkte, die es zu beobachten gilt, sind Lateinamerika (v. a. Mexiko, Chile und Brasilien), der Mittlere Osten und Nordafrika (MENA), Südafrika und Saudi-Arabien.

Montag, 12. Dezember 2016

Wieviel Kohle spart ein Solarmodul?



Quelle:  Prof. Dr. Volker Quaschning | Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin 2016

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Laut Bundesrat hat Schweiz hohe PV-Kompetenz

Der Bundesrat hat am 9. Dezember 2016 den Bericht „ Photovoltaikforschung und -innovation in der Schweiz – aktuelle Entwicklungen und Fördermassnahmen des Bundes“ gutgeheissen. Der Bundesrat ist überzeugt, dass die Schweiz sowohl in der Forschung als auch in der Industrie über eine hohe Kompetenz im Bereich Photovoltaik verfügt. Der Bericht erfüllt das Postulat 10.3080 «Photovoltaik-Forschung. Stärkung und Abstimmung auf Industriebedürfnisse» des ehemaligen Nationalrats Max Chopard-Acklin. 

Das Anliegen des Postulats aus dem Jahr 2010 war, die Schweizer Forschung im Bereich der Photovoltaik zu stärken und die Weiterentwicklung der Photovoltaik zu beschleunigen. Als Folge des Reaktorunglücks von Fukushima im März 2011 wurde die schweizerische Energiepolitik neu ausgerichtet. So hat das Parlament Ende September 2016 das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 verabschiedet. Weiter wurde im Jahr 2013 ein nationales Kompetenzzentrum für Photovoltaik am Centre Suisse d'Electronique et de Microtechnique (CSEM) in Neuchâtel aufgebaut. Damit ist heute eine Vielzahl der im Postulat angesprochenen Massnahmen bereits umgesetzt oder aufgegleist. Der vorliegende Bericht dokumentiert, wie die Umsetzung in der Praxis erfolgt.

Wichtigste Erkenntnisse des Berichts

  • Durch rasant wachsende Märkte sind Kosten und Preise im Photovoltaikmarkt stark gesunken.
  • Trotz des globalen Wettbewerbs und der starken Exportausrichtung bleibt die Photovoltaikindustrie in der Schweiz gut aufgestellt. In verschiedenen Teilbereichen der Photovoltaikforschung und -industrie sind Schweizer Akteure international führend.
  • Die gute Ausgangslage der Schweizer Photovoltaikindustrie ist auf die grossen Anstrengungen in den letzten Jahrzehnten in Forschung und Entwicklung zurückzuführen, namentlich bei der industriellen Umsetzung von Innovationen sowie der Förderung durch die öffentliche Hand.
  • Die Mittel für die Photovoltaikforschung haben sich von rund 17 Millionen Franken im Jahr 2009 auf rund 33 Millionen Franken im Jahr 2014 erhöht.
  • In den kommenden Jahren braucht es ausreichend Fördergeld, um die Lücke zwischen Grundlagen- und industrienaher Forschung zu schliessen. Neben der Förderung von produktnaher Forschung und Pilotprojekten sind diese für den Kompetenzaufbau und -erhalt sowie für mittel- und langfristige Technologieinnovationen entscheidend.
  • Innovationen entstehen speziell auch im Bereich neuer Photovoltaikprodukte zur Gebäudeintegration. 
  • Eine zentrale Rolle in der Innovationslandschaft spielt das seit 2013 existierende nationale Photovoltaikkompetenzzentrum des CSEM.
  • Insgesamt ist die Vernetzung zwischen Hochschulen und Industrie in der Schweiz stark ausgeprägt.

Adresse für Rückfragen
Marianne Zünd, Leiterin Medien und Politik BFE
+41 58 462 56 75, marianne.zuend@bfe.admin.ch

Herausgeber
Der Bundesrat
https://www.admin.ch/gov/de/start.html

Generalsekretariat UVEK
https://www.uvek.admin.ch/uvek/de/home.html

Bundesamt für Energie
http://www.bfe.admin.ch

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Samstag, 10. Dezember 2016

Südamerika: Beste Voraussetzungen für 100 % Erneuerbare

Viele Entwicklungs- und Schwellenländer setzen beim Ausbau ihrer Stromversorgung inzwischen auf erneuerbare Energien. Nun zeigt eine aktuelle Studie auf, dass diese Option für ganz Südamerika die deutlich günstigere Lösung ist. Stromspeicher sind dazu kaum erforderlich.

Winderzeugung in Brasilien - bereits im Gange, aber noch
längst nicht ausgeschöpft (Bild: Martin Enkelmann)
Südamerika kann seine Stromversorgung bis 2030 vollständig auf erneuerbare Energien umstellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Lappeenranta University of Technology (LUT) in Fnnland sowie von VTT Technical Research Centre of Finland Ltd. Der Kontinent würde dabei sogar deutlich günstiger fahren als mit konventionellen Kraftwerken. Insgesamt müsste die installierte regenerative Kraftwerksleistung bis 2030 dafür auf knapp 700 Gigawatt (GW, 1 GW = 1.000 Megawatt) ausgebaut werden. Davon entfallen 415 GW auf die Solarenergie, 114 GW auf Staudämme, 69 GW auf die Windenergie, 39 GW auf Laufwasserkraftwerke sowie 21 GW auf Biogas- und Biomasse-Kraftwerke. Die Kosten eines solchen regenerativen Energiesystems würden zwischen 4,7 und 6,2 Eurocent je Kilowattstunde (kWh) liegen. Demgegenüber sind andere Optionen um 75 bis 150 Prozent teurer, wie die Studienautoren ermitteln. Eine alternative, nicht vollständig erneuerbare Stromversorgung beinhaltet auch die Optionen der Atomenergie sowie der Abspaltung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage). 

Südamerika kann dabei auch von seinen geographischen Gegebenheiten profitieren, die gute Bedingungen für die Wind- und Solarenergie bieten. Hinzu kommen hohe Wasserkraft-Kapazitäten, die als virtuelle Batterien dienen können, indem sie Wasser bei hoher Wind- und Solareinspeisung stauen. Dadurch reduziert Südamerika seinen Bedarf an Power-to-Gas-Technologien, was die Kosten der regenerativen Stromerzeugung um schätzungsweise 13 Milliarden Euro senkt. Die Gaserzeugung durch Strom würde dennoch das Erdgas in den Industrieprozessen ersetzen. 

„Südamerika hat mit Patagonia einen der weltbesten Windstandorte, mit der Atacama-Wüste einen der besten Solarstandorte, nutzt bereits in großem Umfang die Wasserkraft und hat ein signifikantes, nachhaltiges Biomasse-Potenzial und damit eine einmalige Ressourcenbasis für die erneuerbare Energien. Aus diesen Gründen ist Südamerika einer der günstigsten Orte weltweit für den Umstieg auf ein hundertprozentig regeneratives System“, erläutert LUT-Professor Christian Breyer.

Quelle: solarbranche.de

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Mittwoch, 7. Dezember 2016

Jetzt wird die Innovation realisiert

Die IBC realisiert gemeinsam mit ihren Partnern - unter anderen preisgekrönten Jungunternehmern - das weltweit erste Solar-Faltdach über einer Kläranlage. Zukunftsorientiert wird die geplante Photovoltaik-Anlage dort Strom produzie- ren, wo er gebraucht wird. Dieses Projekt leistet einen wichtigen und wegweisenden Beitrag zur Nutzung von erneuerbarer Energien.

Am 6. Dezember 2016 fand der Spatenstich für das Solarkraftwerk HORIZON auf dem Gelände der Abwasser-Reinigungs-Anlage ARA Chur statt. Als Bauherrin hat die IBC gemeinsam mit dem Grüscher Jungunternehmen dhp technology und Vertretern der Stadt Chur den Startschuss für das weltweit erste Solar- Faltdach über den Becken einer Kläranlage gegeben. Unterstützt wird dieses zukunftsweisende Projekt vom Bundesamt für Energie und von der Stiftung für Innovation, Entwicklung und Forschung Graubünden. Das Jungunternehmen dhp technology hatte im Sommer den Nachhaltigkeitspreis Prix Eco gewonnen (siehe Solarmedia 5. Juni 2016).

HORIZON ist ein bewegliches Leichtbausystem basierend auf Seilbahntechnologie, dass die doppelte Nutzung der überdachten Fläche ermöglicht. So können die Klärbecken, die aus be- trieblichen Gründen jederzeit von oben zugänglich sein müssen, für die Produktion von Solar- energie genutzt werden. Die Überdachung der Becken reduziert gleichzeitig die Algenbildung und somit den Wartungsaufwand der ARA Chur. 

Nach der Inbetriebnahme des Kraftwerks im 1. Semester 2017 übernimmt die IBC die Betriebsverantwortung und liefert den Solarstrom direkt an die ARA Chur. Die produzierte erneuerbare Energie wird direkt vor Ort verwendet, weshalb weder Investitionen in Netzverstärkungen noch eine kostendeckende Einspeisevergütung durch den Bund notwendig sind. Mit einer jährlichen Stromproduktion von 660'000 kWh können rund 20% des Strombedarfes der ARA Chur mit umweltfreundlicher Solarenergie abgedeckt werden.
Unter ibc-chur.ch können alle Interessierten den Baufortschritt des weltweit ersten Solar-Falt- dachs mitverfolgen.

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Montag, 5. Dezember 2016

Sonnenschein war nur von kurzer Dauer


Der Solaraktienindex PPVX ist letzte Woche um 2,4% auf 923 Punkte gesunken, der NYSE Arca Oil um 2,4% gestiegen. Seit Jahresanfang 2016 liegt der PPVX mit -39,8% währungsbereinigt rund 57 Prozentpunkte hinter dem Erdölaktienindex (+17,2%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind BCPG (+5%), SPCG (+1%) und Thai Solar Energy (0%). Die grössten Gewinner der Woche warenMeyer Burger Technology AG (+15%) undCapital Stage AG(+4%), die grössten Verlierer Daqo New Energy (-9%) und  JA Solar(-8%). Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 20,4 Mrd. Euro. Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+228%) rund 57 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +171%). 

Vergrössern mit Klick auf Grafik oder Tabelle !

Der Solaraktienindex PPVX erscheint abwechslungsweise auf Solarmedia und in den Zwischenwochen auf  Vorsorgemedia!

Quelle: Öko-Invest-Verlag, Wien, oeko-invest@teleweb.at

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Samstag, 3. Dezember 2016

Fachverband Swissolar ist nicht zufrieden

Bis Herbst 2017 sinken die Vergütungssätze für Photovoltaik gemäss Beschluss des Bundesrats um bis zu 28% (siehe Solarmedia vom 2.12.16). Swissolar betrachtet diesen Schritt als problematisch, weil die Absenkung deutlich stärker ist als die zu erwartende Preisreduktion im gleichen Zeitraum. Im Gegenzug verlangt der Verband ein KEV-Kontingent für Photovoltaik im nächsten Jahr -  hier die Stellungnahme im Ganzen:

Die am Freitag vom Bundesrat beschlossene Revision der Energieverordnung ist für die Betreiber von Solaranlagen von grosser Bedeutung. Die Vergütungssätze der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) für Photovoltaik werden 2017 in zwei Schritten um 10 bis 28% gesenkt. Dies basiert auf unrealistischen Annahmen zur Kostensenkung bei Solarmodulen und berücksichtigt nicht die verschiedenen Faktoren, welche die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen beeinträchtigen. Erwähnt seien unter anderem die sinkenden Rückliefertarife der Elektrizitätswerke (EW) für nicht selbst gebrauchten Strom sowie die weiterhin massiv überteuerten von EW erhobenen Gebühren für Stromzähler. Ebenfalls fragwürdig ist die zugrunde gelegte Annahme eines Eigenverbrauchs von durchschnittlich 40%, die bei Anlagen auf Einfamilienhäusern und landwirtschaftlichen Anlagen kaum erreichbar ist. Im Gegenzug braucht es jetzt ein KEV-Kontingent für 2017, um ein Stop&Go vor der Energiestrategie 2050 zu verhindern.

Auch die Einmalvergütung wird in zwei Schritten abgesenkt. Unverständlich ist insbesondere die überproportionale Absenkung bei dachintegrierten Anlagen – für eine typische 10 kW-Anlage auf einem Einfamilienhaus beträgt sie 22%. Diese Alternative zur KEV ist zurzeit der wichtigste Anreiz für Investoren und damit essentiell für den Fortbestand des Photovoltaik-Markts bis zur Einführung der Energiestrategie 2050, voraussichtlich Anfang 2018.

Allerdings erlaubt diese Tarifsenkung, die knappen Fördermittel für zusätzliche Projekte zur Verfügung zu stellen. Swissolar verlangt deshalb die Bereitstellung eines KEV-Kontingents für Photovoltaikanlagen in der Höhe von 100 Megawatt für 2017. So kann einerseits ein Stop&Go vor der Einführung der Energiestrategie 2050 (voraussichtlich 2018) verhindert werden, andererseits kann ein massgeblicher Beitrag zum Abbau der KEV-Warteliste mit über 35‘000 Photovoltaikprojekten geleistet werden.

Quelle: swissolar.ch

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Freitag, 2. Dezember 2016

Vergütungen des Bundes sinken erneut

Der Bundesrat senkt im nächsten Jahr in zwei Schritten  die Vergütungssätze für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) für Photovoltaik-Anlagen und Kleinwasserkraftwerke. 

Der Photovoltaik-Vergütungssatz wird in zwei Schritten per 1. April und per 1. Oktober 2017 um bis zu 28 Prozent gesenkt und liegt ab dann für angebaute und freistehende Anlagen einheitlich bei 13,7 Rappen und für integrierte Anlagen bei 15,8 Rappen. Die Ansätze der Einmalvergütung (EIV) für kleine Photovoltaikanlagen werden per 1. April 2017 und per 1. April 2018 gesenkt. Für Kleinwasserkraftwerke gelten ab 1. Januar 2017 um bis zu 18% tiefere Grundvergütungen und ein bis zu 50% tieferer Wasserbau-Bonus. Diese und weitere Änderungen hat der Bundesrat am 2. Dezember 2016 in einer Revision der Energieverordnung festgelegt, die per 1. Januar 2017 in Kraft tritt. 

Aufgrund der periodischen Überprüfung der Berechnung der Gestehungskosten sowie der Vergütungssätze der KEV durch das UVEK passt der Bundesrat die Vergütungssätze nötigenfalls den neuen Verhältnissen an. Er berücksichtigt dabei verschiedene Aspekte, wie z.B. die Entwicklung der Technologien, ihre langfristige Wirtschaftlichkeit und die Bedingungen des Kapitalmarkts. 2016 wurden die Vergütungssätze aller Technologien überprüft. Anpassungsbedarf ergab sich bei den KEV-Vergütungssätzen für Photovoltaik und Kleinwasserkraft sowie der EIV für kleine Photovoltaik-Anlagen.

Die Einmalvergütung für Photovoltaik-Anlagen bis zu einer Leistung von 30 kW wird per 1. April 2017 und 1. April 2018 in zwei Schritten abgesenkt. Für angebaute und freistehende Anlagen bleibt der Grundbeitrag unverändert, der Leistungsbeitrag wird in den zwei Schritten um insgesamt 100 Franken/kW abgesenkt. Für integrierte Anlagen sinkt der Grundbeitrag um 200 Franken und der Leistungsbeitrag in zwei Schritten um insgesamt 150 Franken/kW.
Die neuen KEV-Vergütungssätze und Einmalvergütungen gelten für Anlagen, die nach Inkrafttreten der Verordnungsrevision in Betrieb gehen.

Ab 1. Januar 2017 sinkt die Grundvergütung für Kleinwasserkraftwerke je nach Leistungsklasse um 4 bis 18% und der Wasserbau-Bonus um 14 bis 50%. Die neuen Vergütungssätze gelten für Anlagen, die nach Inkrafttreten dieser Verordnungsrevision in Betrieb genommen werden. Nicht betroffen sind Betreiber von Anlagen, die ab dem 1. Januar 2017 in Betrieb gehen, jedoch schon vorher einen positiven Bescheid erhalten und die vollständige erste Projektfortschrittsmeldung eingereicht haben.
Weitere Änderungen, die vom Bundesrat im Rahmen dieser Revision beschlossen wurden, betreffen allgemeine Vollzugsfragen, Präzisierungen zur KEV sowie Anpassungen der Stromversorgungsverordnung.

Zur vorliegenden Revision wurde vom 9. Mai bis 26. August 2016 eine Vernehmlassung durchgeführt. Die Mehrheit der insgesamt 80 eingegangenen Stellungnahmen begrüsst die Anpassungen. Teilweise kritisiert wurden die Überprüfung der Gestehungskosten und die Anpassung der Vergütungssätze. Die Ergebnisse der Vernehmlassung werden in einem Bericht publiziert.

Adresse für Rückfragen
Marianne Zünd, Leiterin Kommunikation BFE
+41 58 462 56 75, +41 79 763 86 11
marianne.zuend@bfe.admin.ch

Herausgeber
Der Bundesrat
https://www.admin.ch/gov/de/start.html

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Montag, 28. November 2016

Nach Stromtagung war am Sonntag die Welt wieder in Ordnung

Ende vergangener Woche fand in Zürich der Kongress Stromtagung Schweiz statt, veranstaltet von der HSG St.Gallen. Die Ausführungen zum Stand der Branche liessen schon befürchten, was sich nach dem Abstimmungswochenende zur Atom-Ausstiegsinitiative (AAI) zur unumstösslichen Tatsache mauserte - es bewegt sich wenig im Schweizer Elektrizitätswesen.

Franco Gola vom deutschen Energieversorger E.ON
präsentierte die Grundlagen des erfolgreichen Einstiegs
ins Solargeschäft, u.a. mit einer Überwachungs-App.
Das ist mitnichten die Feststellung des Beobachters (oder vielleicht auch), sondern vielmehr eines der Referenten, des deutschen Eon-Vertreters Franco Gola. Dieser trat allerdings erst zum Schluss der Veranstaltung an, als die Zuhörer (-innen waren kaum vorhanden), mit ihrer Aufmerksamkeit wohl längst im Wochenende weilten. Aber es hatte es in sich, was der Mann aus Baden-Württemberg sagte. Eigentlich könne er nicht viele Unterschiede ausmachen zwischen deutschen und schweizerischen Verhältnissen - ausser dass hierzulande wohl alles noch einige Jahre brauche. Dortzulande, in deutschen Landen jedenfalls, herrscht Chaos in der Stromwirtschaft, «der Markt wurde über den Haufen geworfen». Wenn auch erste zaghafte Ausbrüche aus diesem zu verzeichnen seien. So gibt es bei E.on, einem der vier Grossen Deutschlands, das zarte Pflänzchen einer Solarabteilung. Diese hat Gola aufgebaut - und er realisiert unterdessen monatlich Dutzende von - man glaubt es kaum - Solaranlagen.

Deutschland hat es diesbezüglich besser, also auch die Solarbranche, weil bereits ein Förderprogramm für Speichersysteme aufgegleist ist. Und damit kann Eon ein wirklich innovatives Produkt anbieten, eine umfassende Solaranlage quasi von der Wiege bis zur Bahre. Und das hat offenbar Erfolg, obwohl es sich wirtschaftlich vielleicht noch gar nicht so rechne. Aber für Eon rechnet es sich wohl - zumindest hat das Unternehmen, das ähnlich wie die anderen Grossen in den vergangenen Jahren riesige Verluste und Abschreiber verzeichnete, jetzt wieder eine Perspektive.

Die hingegen haben die Schweizer EVU's (Elektrizitäts-Versorgungs-Unternehmen) weniger. Zumindest wenn man den Aussagen der Tagungsreferenten glauben schenken mochte - mit Ausnahmen natürlich. Sie sind alten Geschäftsmodellen verhaftet, was deutlich wurde an den Ausführungen des (nach eigenem Bekunden branchenfremden) neuen Verwaltungsratspräsidenten der Axpo, Thomas Sieber. Als Lösung der Branchenprobleme kam er wiederholt auf die Forderung zu sprechen, dass endlich die Wasserzinsen anzupassen seien. Ein Vorschlag, den mangels anderer auch weitere Tagungsreferenten dankbar aufnahmen. Dass allerdings Axpo-intern ein Gerangel eingesetzt hat über die künftige Strategie (wie aus wohlunterrichteter Quelle zu vernehmen), sagte Sieber nicht.

Und auch sonst nicht viel mehr als - man verzeihe - tote Hose. Mit der gewichtigen Ausnahme des Basler Chefs der Industriellen Werke (IWB), David Thiel (auf dem Bild im Halbdunkel während Power-Point-Präsentation). Ein Schelm wer Böses denkt, wenn man deren Wirken mit der Abstimmung vom Wochenende vergleicht - waren doch die beiden Basel die einzigen deutschschweizer Kantone, die dem Atomausstieg zustimmten. In Basel haben sie nämlich das neue Energiesystem zum Teil bereits, welches Thiel auf fünf «Gamechangern» gründen sieht.  Diese sind die 3D Dezentralisierung, Digitalisierung und Dekarbonisierung sowie Komplexität und Regulierung. Kai Hufendiek, Professor an der Stuttgarter Technik-Universität machte aufmerksam auf die Parallelität des Verkehrssektors mit der Strombranche. Auch im Verkehr habe es den Wechsel von der öffentlichen Massenversorgung (Eisenbahn) zur Individualversorgung (PW) gegeben - und jetzt schlage das Pendel zurück, ohne dass deswegen das Standbein Individualverkehr völlig wegbrechen müsse. Aber anpassen müsse es sich schon, die deutsche Automobilindustrie tut sich mit dem Übergang zum E-Auto ja schwer genug.

Zum Generaltenor der Veranstaltung passte, dass der Vertreter des Bundes, BfE-Chefökonom Matthias Gysler, eine in seinen Worten visionslose Analyse des Gesamtsystems lieferte. Zudem drohte er den Solaranlagenbetreibern, dass sie bei Eigenverbrauch des erzeugten Stroms nicht um eine Netzabgabe herumkommen werden. Was möglicherweise im Sinne der EVU ist, aber den Tod vieler Projekte bedeuten könnte. Lichtblick von seiner Seite, aber auch unverhohlener Hieb auf die Branche: Am meisten Innovation sieht Gysler bei den Stadtwerken und nicht etwa bei den Grossen (siehe Basel).

Und vielleicht auch Ironie der Geschichte, dass am gleichen Tag vonseiten des einzigen noch namhaften Schweizer Solarunternehmens, von Meyer Burger, Kunde kam vom abrupten Führungswechsel angesichts drängender Finanzierungsprobleme. Die vielleicht auch daher rühren, dass ein Unternehmen wie MB in der Schweiz nie so richtig Fuss fassen konnte - denn wer wollte seitens der EVU schon eine Solaranlage? 

So könnte sich denn dereinst der Sieg im Abstimmungskampf um die Atomausstiegs-Initiative als Pyrrhussieg erweisen.  Die Stromversorger haben es offenbar einfach noch nicht geschnallt, was in der Branche abgeht und dass sie vielleicht schon mit mehr als einem Bein am Abgrund stehen. Gegenbeweis gern gesehen! Oder wie formulierte es doch der deutsche Gastredner so schön: «Man muss mitgehen mit der Zeit, sonst muss man gehen mit der Zeit

©  Text und Bild Guntram Rehsche - Solarmedia

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Sonntag, 27. November 2016

Energiestrategie 2050 ist minimaler Konsens

Volk und Stände haben die Atomausstiegsinitiative mehrheitlich abgelehnt. Damit ist nicht der Ausstieg an sich in Frage gestellt, aber das Konzept einer auf 45 Jahre beschränkten Laufzeit. Was es jetzt braucht, ist ein alternatives Modell, wie sich der Ausstieg aus der Kernenergie und der gleichzeitige Aufbau eines neuen Energiesystems zielstrebig erreichen lassen. Mit der Energiestrategie 2050 liegt eine breiter getragene und machbare Lösung auf dem Tisch, wie dies auch die Gegner der Ausstiegsinitiative im Abstimmungskampf immer betonten. Die Stellungnahme der Dachorganisation der Wirtschaft für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz:

Die Schweizer Bevölkerung hat entschieden. Sie sagt Nein zu einem Atomausstieg mit maximalen Laufzeiten von 45 Jahren. Die unmittelbar bevorstehende Ausserbetriebnahme der drei kleinen Kernkraftwerke im 2017 war für eine Mehrheit der Bevölkerung zu ambitiös. Der Weg in die Energiezukunft führt damit über die Energiestrategie 2050, die eine breite Unterstützung geniesst. Die AEE Suisse ist überzeugt, dass die von Bundesrat und Parlament gutgeheissene Energiestrategie auch in der bevorstehenden Volksabstimmung eine Mehrheit finden wird und als minimaler Konsens die weiteren Schritte bestimmen wird. Die Energiestrategie 2050 beinhaltet ein ausgewogenes erstes Massnahmenpaket, das die Schweiz schrittweise in eine verantwortliche Energiezukunft auf Basis der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz führen wird. Damit erfährt jene Energiepolitik und -praxis eine politische Fortschreibung, die von vielen Unternehmen, Privaten und Institutionen schon seit vielen Jahren umgesetzt wird.

Bundesrat und eine grosse Mehrheit des Parlamentes stehen hinter dieser Energiestrategie. Eine starke Minderheit der Schweizer Bevölkerung wünscht sich zudem eine verbindlichere Regelung des Atomausstiegs. Mit der Energiestrategie 2050 liegt ein Grund-Konzept auf dem Tisch, das aber eine abschliessende Regelung des Ausstiegs offen lässt. Es liegt in der Verantwortung der Politik, das Resultat dieser Volksabstimmung bei der Weiterentwicklung der Energiestrategie passend zu berücksichtigen. Die Vorgaben sind klar: soll der Atomausstieg bei plötzlichen Abschaltungen wegen Sicherheitsmängeln geordnet erfolgen, muss in den nächsten Jahren wesentlich stärker in den Ausbau eines neuen, intelligenten und wirtschaftlich tragbaren Energiesystems investiert werden. Die Wirtschaft der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz ist bereit, diese Herausforderung anzunehmen. Was sie braucht, ist ein verbindlicher Fahrplan und damit verlässlichen Rahmenbedingungen für die nötige Planungs- und Investitionssicherheit, wie Gianni Operto, Präsident der AEE Suisse betont. «Es gibt viel zu tun. Die Aufgaben sind gross aber machbar. Wichtig ist, dass jetzt alle konstruktiven Kräfte zusammenrücken».


Quelle: AEE Suisse

Donnerstag, 24. November 2016

Beitrag der Solarwärme zur Energiewende wird unterschätzt

Mit der Sonne lässt sich nicht nur Strom, sondern auch Wärme produzieren. Beide Anwendungsformen sind von zentraler Bedeutung für unsere zukünftige Energieversorgung – aber auch für einen baldigen Atomausstieg. Mit Solarwärme lässt sich unter anderem der verschwenderische Einsatz von Strom für Elektroheizungen ersetzen.

Auch im alpinen Raum ist Versorung mit Solarwärme gut
möglich - das Bild zeigt Beispiel aus Bergün -
Foto: Guntram Rehsche
Die Hälfte unseres Energieverbrauchs und 40% unseres CO2-Ausstosses werden durch den Wärmeverbrauch verursacht. Sowohl der Atomausstieg als auch der gemäss Pariser Klimavertrag notwendige Verzicht auf fossile Energien gelingen nur, wenn in diesem Bereich entschlossen gehandelt wird. Einerseits mit Verbrauchssenkungen durch Gebäudesanierungen, andererseits durch den Ersatz nichterneuerbarer Energien. Mit Solarenergie kann ein grosser Teil des verbleibenden Wärmebedarfs gedeckt werden, sei es direkt über Sonnenkollektoren oder indirekt über Wärmepumpen, die mit Solarstrom betrieben werden. Relevant ist dies auch für den Atomausstieg, rund 10% des Winter-Strombedarfs wird durch Elektroheizungen verursacht. 

An der 5. Tagung Solarwärme Schweiz, organisiert von Swissolar, suissetec und dem Bundesamt für Energie (BFE), stand diese Form der Solarenergienutzung heute im Rampenlicht. Nationalrat und UREK-Präsident Stefan Müller-Altermatt zeigte auf, dass es bei der Energiestrategie 2050 keineswegs nur um Strom geht. Der Luzerner Regierungsrat Robert Küng erläuterte die besondere Verantwortung der Kantone beim Umbau der Energieversorgung in den Gebäuden. Sein Kanton geht mit der Umsetzung der Mustervorschriften MuKEn 2014 in kantonales Recht vorbildlich voran.  

Auf besonderes Interesse stiess der Bericht des Vertreters des Bundesamtes für Energie über eine Stichprobenkontrolle bei über 1100 solarthermischen Anlagen in 13 Kantonen. Das Ergebnis ist erfreulich, weil über 99% der Anlagen funktionstüchtig waren und somit das Hauptziel der kantonalen Förderung – die Einsparung von CO2 – erreicht wurde. Einzelne  Mängel geben wichtige Anhaltspunkte für die Sensibilisierung und Weiterbildung der Swissolar-Mitglieder.
 
Weitere Referate beschäftigten sich mit neuen Anwendungsmöglichkeiten für Sonnenkollektoren. Die Analysen nach einem Betriebsjahr bei einer Anlage zur solaren Regeneration von Erdsonden zeigen sehr erfreuliche Resultate – angesichts der steigenden Dichte von Sonden eine wichtige Erkenntnis. Bisher noch wenig verbreitet sind Sonnenkollektoren an Fassaden, die hohe Wintererträge aufweisen und ästhetisch überzeugen, wie die vorgestellten Beispiele zeigten. Solarwärme in Wärmeverbünden ist in Dänemark gang und gäbe, nicht aber in der Schweiz. Eine Potenzialstudie für den Kanton St. Gallen wurde vorgestellt. 

Erwähnenswert auch das Projekt der Wohnbaugenossenschaft im Zürcherischen Mettmenstetten, das unter www.maettmi50plus.ch dokumentiert ist. Es setzt auf ein nachaltiges Energiekonzept, indem es Erdsonden mit einbezieht. Dabei verfügt jedes der drei Häuser über eine eigene, aber identische Energieversorgung. PV-Module und Solarabsorber erfüllen je eine Doppelfunktion, als Dachhaut und Energieerzeuger. Die erzeugte Wärme wird ins Erdreich zurückgeführt.

In seinem Schlusswort griff Nationalrat und Swissolar-Präsident Roger Nordmann die laufenden energiepolitischen Kontroversen auf: „Für eine Vollversorgung der Schweiz mit erneuerbaren Energien kommen wir um Wärme und Strom von der Sonne nicht herum. Mit der Energiestrategie 2050 schaffen wir die notwendigen Rahmenbedingungen für den Umstieg. Die Atomausstiegsinitiative ist eine sinnvolle Ergänzung dazu, indem sie verbindliche Abschaltdaten für unsere Altreaktoren festlegt und so den Umbau auf Erneuerbare zeitlich klarer regelt.“
 
Die Referate der Tagung sind nach der Veranstaltung zu finden unter www.swissolar.ch/sw2016
 
Twitter: #SWTagung16