Sonntag, 18. Dezember 2016

Genossenschaftlich für den eigenen Strom sorgen

Angesichts sinkender Vergütungen sind neue Modelle gefragt, um den Ausbau der Photovoltaik und damit die Energiewende weiter voranzubringen. Der gemeinschaftliche Selbstbau von PV-Anlagen ist eine neue Möglichkeit mit einem  Potenzial von jährlich 25‘000 neuen Anlagen. Der VESE lanciert deshalb zusammen mit der Energiewendegenossenschaft Spiez eine schweizweite Initiative zur Gründung von neuen Selbstbaugenossenschaften.

Auch herkömmliche Wohnbaugenossenschaften
(im Bild die PV-Anlage der FGZ im Züricher
Friesenberg) verwirklichen zunehmend Solaranlagen -
Foto: Guntram Rehsche
Überträgt man das Modell der Energiewende- Genossenschaft EWG Speiz auf die ganze Schweiz,  könnten pro Jahr bis zu 25‘000 PV-Anlagen im gemeinschaftlichen Selbstbau realisiert werden. Es handelt sich dabei in erster Linie um Anlagen, die sonst kaum oder gar nicht gebaut würden. Angesichts dieses riesigen Potenzials hat sich der Verband der unabhängigen Energieerzeuger VESE mit der EWG zusammengeschlossen. Dies mit dem Ziel, die Gründung neuer Selbstbaugenossenschaften schweizweit tatkräftig zu fördern. Die Unterstützung beinhaltet die Mithilfe bei der Gründung von Selbstbaugenossenschaften, die gemeinschaftliche Ausbildung und Qualifizierung von lokalen Planern und Bauleitern, die Abgabe eines Handbuchs und die Förderung des Erfahrungsaustauschs zwischen den regionalen Trägern. In jedem Fall soll die Initiative von regionalen Initianten getragen werden. Die lokale Verankerung ist ein wichtiger Pfeiler der Selbstbauidee. Der VESE fordert Interessenten auf, sich für weiterführende Informationen beim Verband zu melden.


Die Idee funktioniert

Die EWG in Spiez besteht seit 2014. Seither hat sie bereits über 110 PV-Anlagen im gemeinschaftlichen Selbstbau realisiert. Jede Woche kommen neue dazu. Das Prinzip hinter der Genossenschaft ist einfach: Interessierte Eigentümer von geeigneten Dachflächen treten der Genossenschaft bei. Zusammen mit Spezialisten der Genossenschaft planen sie ihre Anlage. Die Genossenschaft kauft das Material zum Selbstkostenpreis ein. Die Montage der Anlage erfolgt gemeinschaftlich durch die Mitglieder der Genossenschaft. Sie werden von erfahrenen Bauleitern der Genossenschaft angeleitet. Die elektrischen Arbeiten und die Baustellensicherung werden bei lokalen Handwerkern eingekauft. 

Jeder Genossenschafter arbeitet eine definierte Anzahl Stunden auf seiner und auf anderen Baustellen, damit in der Summe die anfallende Arbeit geleistet werden kann. Insgesamt investiert ein Teilnehmer etwa 6 bis 10 Arbeitstage und erhält dafür eine professionelle Anlage zum halben Preis einer schlüsselfertigen Anlage. Das gemeinsame Arbeiten macht zudem Spass. Daraus ergeben sich viele neue Kontakte und die Befriedigung, im wahrsten Sinne des Wortes Hand in Hand an der Energiezukunft der Schweiz zu bauen. Man lernt nebenbei auch ganz konkret, wie die neue Photovoltaikanlage funktioniert.


Aufgefrischte Schweizer Tradition

Durch die Förderung des Selbstbaus von PV-Anlagen kann die Idee der klassischen Solargenossenschaften weiter getragen werden: Während die klassischen Genossenschaften grosse PV-Anlagen gemeinschaftlich finanzieren und betreiben, werden beim Selbstbau als Resultat einer gemeinschaftlichen und unentgeltlichen Arbeitsleistung meist kleinere private Anlagen gebaut. In idealer Weise verbindet sich so die althergebrachte und sehr erfolgreiche Schweizer Tradition der (Selbsthilfe-) Genossenschaften, wie man sie aus dem Detailhandel, der Banken- und Versicherungswelt oder auch der Landwirtschaft kennt, mit der neuen Welt der Shared Economy. Der VESE sieht im Selbstbau eine grosse Chance seinem Ziel – der erneuerbaren Energie in Bürgerhand – zusätzlichen Schwung zu verleihen. 

Bei Rückfragen oder für weitergehende Informationen:
Diego Fischer, Projektleiter Selbstbau VESE, 077 466 86 26, diego.fischer@vese.ch
Syril Eberhart, Geschäftsleiter EWG, 079 675 21 57, syril@e-wende.ch

Zum Verband unabhängier Energieerzeuger (VESE): (www.vese.ch):Der VESE ist der Verband der unabhängigen Energieerzeuger, und vertritt die Interessenten von Betreibern von Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Elektrizität ohne eigenes Verteilnetz. Der VESE setzt sich eine für eine Eneergiewende mit möglichst vielen Anlagen in Bürgerhand. Der VESE versteht sich als kooperativer Vermittler zwischen Bürgern, welche die Energiewende aus eigener Kraft vorantreiben, und Elektrizitätswerken, welche die Energiezukunft nachhaltig gestalten möchten. Der VESE ist eine Fachgruppe der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES. 
Zur Energiewendegenossenschaft (EWG): (www.e-wende.ch)
Die Energiewendegenossenschaft in Spiez ist die erste Schweizer Selbstbaugenossenschaft für PV-Anlagen. Seit ihrer Gründung 2014 hat die EWG bereits mehr als 110 Anlagen, mit einer Gesamtleistung von 1650 kWp, realisiert. Die Genossenschaft zählt 120 Mitglieder. 8 Planer und Bauleiter begleiten die einzelnen Projekte von A bis Z. 

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