Montag, 29. März 2021

Die Zeit ist reif für das neue CO2-Gesetz

Die Zeit ist reif für dieses familienfreundliche CO2-Gesetz. Das Gesetz kommt anfangs Juni zur Abstimmung und ist gemäss Bundesrätin Sommaruga Chance für Klima und Wirtschaft. Das Zeitalter der fossilen Energien geht dem Ende entgegen, die Zukunft gehört den Erneuerbaren.  


Medienkonferenz am Montagvormittag in Bern
für ein «familienfreundliches CO2-Gesetz» (Screenshot Solarmedia)
 
Schon fast 15% aller Neuwagen sind gemäss der Bundesrätin an der heutigen Medienkonferenz zur Lancierung des Abstimmungskampfes Stecker-Fahrzeuge (!). Die Entwicklung der E-Mobilität sei also auf gutem Weg und das Gesetz schaffe attraktive Rahmenbedingungen für die Gesamtwirtschaft mit wirksamen Massnahmen zum Klimaschutz. Interessant etwa auch im Verkehrsbereich, dass elektrische ÖV-Busse unterstützt werden sollen – wie ebenso die Hausbesitzer mit der Fortführung der Gebäudemassnahmen. Es profitiert damit das heimische Gewerbe. 
 
Anreize entstehen mit der Flugticketabgabe, denn es lohnt, sich Klimafreundlich zu verhalten, auch die Vermieter und MieterInnen, deren Gebäude bereits zu 40% nicht fossil geheizt werden. Die Flugticketabgabe zahlen nur 10% Vielflieger*innen. Alle Massnahmen resultieren in einer Minderung CO2-Ausstoss. Breiter Rückhalt für das Gesetz kommt auch aus der Wirtschaft, ebenso mit einer Ausnahme sind die politischen Parteien und die Umweltverbände sowie Städte- und Gemeindeverband dabei. Mit anderen Worten: Die Zeit ist reif für das Gesetz!

Das sind dessen Chancen:

1. Schweiz ist hart von Klimawandel betroffen und profitiert damit auch von getroffenen Massnahmen

2. Aufträge für KMU entstehen, ebenso wie viele neue Arbeitsplätze

3. Fair und Sozial ist das Gesetz auch, weil jeder gleichviel zurückerhält, auch Kinder – woraus die Familienfreundlichkeit der Vorlage folge

4. Es reduziert Abhängigkeit von ausländischen Konzernen, mehr von 8Mrd. CHF bleiben an Wertschöpfung in der Schweiz.

 

Auch aus Sicht der Kantone ist das CO-Gesetz die richtige Antwort auf die offenen Fragen im Klimaschutz, wie einer Meldung der Nachrichtenagentur SDA zu entnehmen ist. Die Kantone hätten hier in den vergangenen Jahren bereits vieles geleistet, liess sich ENDK-Präsident Cavigelli zitieren. Das revidierte Gesetz bringe zusätzliche Planungssicherheit und Investitionsanreize. Mario Cavigelli, Präsident der Konferenz kantonaler Energiedirektoren (ENDK), betonte, das CO-Gesetz sei auch eine Chance für innovative Unternehmen und Forschungsinstitutionen. Entsprechende Massnahmen lösten wichtige Impulse aus und stärkten so deren Wettbewerbsfähigkeit. Das CO-Gesetz wird auch vom Städteverband sowie dem Gemeindeverband und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) unterstützt. Berrggebiete sind zudem stärker betroffen vom Klimawandel. Da Pendlerdistanzen kleiner als im Mittelland sind, stimmt auch das Argument nicht, sie müssten überdurchschnittliche Kosten tragen.

Von wegen Kosten: Bundesrätin Sommaruga ergänzte, ein Durchschnittshaushalt werde mit einer Zusatzbelastung von 100 CHF gegen Ende der 20er Jahre betroffen - auch wenn es natürlich Abweichungen von dieser Höhe gebe. Das Gesetz fixiert Ziele für 2030 und schafft Planungssicherheit - natürlich wird es Folgeschritte brauchen, aber über die stimmten wir nicht jetzt ab. Die erhobenen Beiträge sind klassische Lenkungsabgaben - und keine Subventionen, da über die Hälfte zurückerstattet wird und das restliche Geld geht auch nicht in allg. Bundesmittel fliesse, sondern zweckgebunden für Klimaschutz verwendet werde.

 

Copyright: Guntram Rehsche Solarmedia

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Samstag, 27. März 2021

Solaraktien kurzfristig hinter Erdölaktien


Der PPVX fiel letzte Woche um 1,3% auf 3.847 Punkte, der NYSE Arca Oil stieg um 2,8%. Der PPVX liegt mit -5,4% seit Jahresanfang 2021 währungsbereinigt rund 41 Prozentpunkte hinter dem Erdölaktienindex NYSE Arca Oil (+35,8%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind GCL Poly Energy Holding (+67%), SunPower (+28%) und Daqo New Energy (+23%). Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 113,8 Mrd. Euro. Die grössten Gewinner der Woche waren First Solar (+7%) und SunPower (+3%), die grössten Verlierer Renesola Ltd. (-18%) und United Renewable Energy (-13%). Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+1.268%) rund 1.162 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +106%).

 


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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu


Quelle: oeko-invest.net

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Freitag, 26. März 2021

Es gibt grosse Schweizer Solarstrom-Produzenten

In der Öffentlichkeit eher unbekannt, haben sich in den letzten Jahren neben den wenigen verbliebenen  Modulproduzenten hierzulande auch einige Stromproduktionsfirmen etabliert, die in grossem Stil Solarstrom erzeugen - allerdings  bislang nicht in der Schweiz. Mit aventron und Edisun Power haben deren zwei jetzt ihre Geschäftszahlen für 2020 veröffentlicht.

aventron AG, mit Sitz in Münchenstein, Schweiz, ist Produzentin von Strom aus erneuerbaren Energien im Mehrheitsbesitz der drei Schweizer Energieversorger Primeo Energie, Energie Wasser Bern und Stadtwerk Winterthur. Die Gesellschaft akquiriert und betreibt Kraftwerke in den Bereichen Wasser-, Sonne- und Windkraft in der Schweiz und in ausgewählten Ländern Europas. Das Unternehmen plant mittelfristig ein diversifiziertes und ausgewogenes Portfolio an erneuerbaren Energien mit einer installierten Gesamtleistung von 1000 Megawatt aufzubauen und somit ein führender Betreiber von dezentralen Kraftwerken in der Schweiz und Europa zu werden. Die Titel der Gesellschaft werden an der OTC-X der BEKB gehandelt (ISIN CH0023777235).

aventron produzierte im Jahr 2020 1'054 Gigawattstunden erneuerbaren Strom und erwirtschaftete damit einen Nettoerlös von 103,7 (Vorjahr 102,5) Millionen Franken. Die infolge der COVID-19-Pandemie bedingte Nachfragereduktion sowie aussergewöhnliche Wetterbedingungen in Norwegen drückten auf die Marktpreise und damit auf den Umsatz der Gruppe. Gleichzeitig hat aventron neue Kraftwerke in Betrieb genommen. So trug das 50 Megawatt Solarkraft Bargas in Spanien, welches im Juni 2020 an das Netz angeschlossen wurde, erstmals mit 2 Millionen Franken zum Umsatz bei. 

2020 war für Edisun Power aus finanzieller Sicht ein Übergangsjahr, in welchem die Umsetzung der 206 MW grossen Pipeline in Portugal startete und die erste Anlage Ende Jahr ans Netz angeschlossen werden konnte. Die Covid-19 Krise führte vor allem im ersten Halbjahr zu historisch tiefen Strompreisen, was sich entsprechend negativ auf das Ergebnis auswirkte. Hingegen konnten Wertberichtigungen auf PV-Anlagen im Umfang von CHF 0.56 Mio. aufgelöst werden, so dass insgesamt ein Reingewinn von CHF 3.29 Mio. resultierte. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung die Ausschüttung einer unveränderten Dividende von CHF 1.10 pro Aktie aus Kapitaleinlagereserven vor.

Während die Wetterbedingungen in Mitteleuropa ausgezeichnet waren, produzierten die Anlagen im grössten Markt Spanien 5% weniger als im Vorjahr. Insgesamt resultierte mit 47'570 MWh eine um 4% tiefere Stromproduktion als 2019. Der Volumeneffekt (-2%), tiefere Strompreise (-7%) und die Abschwächung des Eurokurses (-4%) hatten einen Rückgang des Stromertrags um 13% auf CHF 11.74 Mio. (2019: CHF 13.55 Mio.) zur Folge.

Der Umsatz der Gruppe verringerte sich um 13% auf CHF 12.37 Mio. (2019: CHF 14.26 Mio.). Darin eingeschlossen sind Erträge aus dem Projektentwicklungsgeschäft sowie die Ertragsausfallentschädigung für eine durch einen Brand der Immobilie beschädigte Dachanlage in Höhe von insgesamt CHF 0.62 Mio. In Lokalwährung betrug die Umsatzreduktion 10%.

Quellen: www.aventron.com  Edisunpower

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Donnerstag, 25. März 2021

Video-Star zu Klima

Der Klimawandel ist ein ernstes Problem. Aber was heißt das für uns? Wie schnell und wie radikal müssen wir handeln? Was kann der Einzelne beitragen? Was nicht? Und welche technischen Innovationen gibt es, die dabei helfen könnten, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft und andere Bereiche unseres Lebens künftig möglichst klimaneutral zu gestalten? Mai Thi Nguyen Kim (@maiLab) und Caroline Wiemann begeben sich auf die Suche nach den aktuell besten Lösungen für unser Klimaproblem. 

Quelle: Buff.ly

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Mittwoch, 24. März 2021

Nicht nur neue Website

EnergieSchweiz, das Programm des Bundesamts für Energie für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, startet in eine neue Dekade. Zu diesem Anlass gibt es eine neue Programmstrategie, eine neue, benutzerfreundliche Website und ein frisches Erscheinungsbild.

www.energieschweiz.ch ist die wichtigste Publikationsplattform von EnergieSchweiz. Sie enthält Informationen und Beratungsangebote für Privatpersonen, Unternehmen und die öffentliche Hand auf ihrem Weg zu einem effizienten und nachhaltigen Umgang mit Energie. Die neue Website führt die Nutzerinnen und Nutzer intuitiv durch die verschiedenen Themen. Dank der neuen Technologie «Headless CMS» können andere Systeme einfach angebunden werden und die Inhalte flexibel gestaltet werden.

Das neue Erscheinungsbild ist reduziert, einheitlich und
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stringent. Es transportiert die EnergieSchweiz-Markenwerte Neutralität, Vertrauen, Professionalität und Relevanz. Die visuelle Umsetzung orientiert sich an den «Leitprinzipien» persönlich, innovativ, dynamisch und nachhaltig.

Mit der Programmstrategie für die neue Dekade 2021–2030 kann das Programm EnergieSchweiz flexibler geführt werden und sich so besser an die höhere Dynamik im Energiemarkt anpassen. Die Inhalte werden fokussiert und die bisherigen Schwerpunkte durch drei prioritäre Handlungsfelder ersetzt:

  • Gebäudeeffizienz und erneuerbare Energien für private Haushalte
    (vgl. Kapitel 3 in der Programmstrategie)
  • Mobilität von privaten Haushalten und Unternehmen
    (vgl. Kapitel 4 in der Programmstrategie)
  • Anlagen und Prozesse in Industrie und Dienstleistungen
    (vgl. Kapitel 5 in der Programmstrategie)

Diese drei Bereiche sind verantwortlich für 74 Prozent des Endenergieverbrauchs der Schweiz. Für Massnahmen in diesen drei Handlungsfeldern sollen mindestens drei Viertel des Gesamtbudgets von EnergieSchweiz eingesetzt werden. Im Jahr 2021 liegt das Gesamtbudget bei 43.5 Millionen Franken.

Neben den prioritären Handlungsfeldern gibt es weitere Handlungsfelder und Querschnittsthemen. Dazu gehören unter anderem die Bereiche Netze und Speicher, Aus- und Weiterbildung, Städte und Gemeinden, Kommunikation, Zusammenarbeit mit dem Klimaprogramm des BAFU und die Digitalisierung. 

Quelle: admin.ch

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Dienstag, 23. März 2021

Ein Drittel der Haushalte entscheiden sich für EE

Die jüngste Marktumfrage, die der Verein für umweltgerechte Energie VUE im Auftrag des Bundesamts für Energie BFE durchgeführt hat, zeigt: Mehr als ein Drittel aller Schweizer Haushalte bestellt bewusst Strom aus erneuerbaren Quellen.

Bild aus dem Toggenburg: Nicht nur
eigene Solaranlage, auch
Versorgungsunternehmen liefert
Solarstrom! By Guntram Rehsche

57.2 Terawattstunden (TWh) Strom wurden in der Schweiz 2019 verbraucht. Davon stammten drei Viertel, oder 42.7 TWh aus erneuerbaren Quellen. Rund 1.8 Millionen Haushalte, das sind mehr als ein Drittel aller Schweizer Haushalte, haben sich im Jahr 2019 bewusst für erneuerbaren Strom entschieden. Dazu kommen rund 80’000 Unternehmen und öffentliche Institutionen, die aktiv Stromprodukte aus erneuerbaren Energien (EE) bestellen. Insgesamt wurden 2019 auf diese Weise 16.741 TWh erneuerbarer Strom bewusst bestellt.

Kleinere Stromkunden mit einem Verbrauch von weniger als 100’000 Kilowattstunden pro Jahr, sind im heute nur teilgeöffneten Strommarkt an ihren Energieversorger gebunden. Immer mehr Energieversorger bieten ihren gebundenen Kunden in der Grundversorgung ein Standard-Stromprodukt (Default) aus 100% erneuerbaren Energien an.

Diese Green-Default-Angebote werden in der Marktumfrage des VUE aber nur dann erfasst, wenn die gebundenen Kundinnen und Kunden keine Opting-out Möglichkeit haben, also nicht auf ein (teilweise) nicht erneuerbares Produkt wechseln können. 2019 hatten 27 Energieversorger Green-Default-Produkte ohne Opting-out-Möglichkeit im Angebot. Die gelieferte Strommenge dieser Green-Default-Produkte ohne Opting-out lag 2019 bei 7.591 TWh.

Viele der oben erwähnten 1.8 Millionen Haushalte entscheiden sich statt für das Green-Default-Produkt für ein anders zusammengestelltes erneuerbares Stromprodukt. Meist, zu 66%, sind das Mixprodukte aus unterschiedlichen erneuerbaren Energiequellen (Wasser, Sonne, Wind, Biomasse). 32% waren reine Wasserkraftprodukt und rund 2% reine Solar-, Wind- oder Biomasse-Produkte, wobei hier der Solarstrom den grössten Anteil hat.

Der Anteil der KundInnen, die ein 100% erneuerbares Standard-Stromprodukt erhalten und damit zufrieden sind, hat in den vergangenen Jahren laufend zugenommen. Diese Zunahme war möglich, weil immer mehr Energieversorger einen solchen Green-Default anbieten. Abgenommen hat hingegen die Zahl der KundInnen, die ein anderes gründes Strom-Produkt bestellen. Dies zeigt, dass sich viele KundInnen zwar ein erneuerbares Produkt wünschen, dessen Qualität aber eine kleinere Rolle spielt und sie sich auch nicht darum kümmern möchten.

Somit liegt die Qualität der Schweizer Liefermixes zu einem grossen Teil in der Hand der Energieversorger selbst. Denn sie stellen die Green-Default-Angebote der gebundenen KundInnen zusammen . Bei den Haushalten zeigt sich dies sehr deutlich:  2019 wurden knapp 85%des Stromverbrauchs der Schweizer Haushalte mit erneuerbaren Strom-Produkten gedeckt (mit oder ohne Wahlmöglichkeit). Potenzial gibt es aber noch bei den Betrieben. Diese beziehen erst  etwas über 20% des Stroms in Form von erneuerbaren Produkten.

Die Marktumfrage erfasst neben den Stromprodukten auch den Absatz von Biogasprodukten und Erdgasprodukten mit Biogasanteil im Jahr 2019. Der Schlussbericht «Der Markt für erneuerbare Energieprodukte 2019» ist auf der Webseite des VUE verfügbar.

Quelle: energeiaplus.com Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

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Sonntag, 21. März 2021

100% Solar Wind Batterie - die Vision des Tony Seba

 

Der Amerikaner Tony Seba ist einer der Vordenker des Gedankens der 100%-Versorgung mit Erneuerbaren Energien. Schon vor zehn Jahren prophezeite er den Siegeszug des E-Autos. Für 2030 sieht er nun den Siegeszug der Erneurbaren mit Sonne und Wind inkl. der immer billigeren Batterien als Speicher für den unregelmässig anfallenden Strom voraus. Ein solches Energiesystem sei dann 70% billiger als alle anderen. «Solar Wind und Batterien» ist der neue Slogan! Wobei das Speichern für ein bis vier Tage problemlos möglich, Solarstrom aber im Überfluss zu produzieren ist. Video in Englisch!


This presentation forms part of the Joint Declaration recently published by the Global 100% RE Strategy Group. Sign the declaration here: https://global100restrategygroup.org

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Mittwoch, 17. März 2021

Es gibt keine Renaissance

Seit Jahren geistert in den Medien die Renaissance der Atomkraft herum, mit neuen modularen kleinen Atomreaktoren (SMR). Insbesondere das medial hochgepushte Buch von Bill Gates zur Bekämpfung des Klimawandels stellt die Atomenergie als Lösung für das Klimaproblem in den Mittelpunkt und darin neue kleine modulare Kernreaktoren - von Hans-Josef Fell.


Offensichtlich ist es der Versuch von Bill Gates, seine massiven Fehlinvestitionen in seine Atomfirma Terra Power noch irgendwie zu retten. Gates behauptet wie viele andere Atombefürworter, dass neue Reaktorkonzepte, kostengünstig Strom erzeugen könnten, schnell zu bauen seien und gleichzeitig die Sicherheits- und Atommüllprobleme lösen würden. Doch wissenschaftlich belastbare Belege konnte bisher niemand aus der Atomszene für solche Behauptungen vorlegen, geschweige denn ein realisiertes kommerzielles Projekt dazu. Außer vielen Konzepten auf dem Papier gibt es dazu nichts Greifbares. Die einzigen, bisher verwirklichten kleinen Reaktoren sind allerhöchsten Forschungs- oder Demonstrationsprojekte und erzeugen – wenn überhaupt – sehr teuer Strom. Das vielgepriesene Atomschiff KLT-40s in Russland (siehe Bild) erzeugt Strom zu Preisen jenseits von Gut und Böse titelte der MDR im letzten September.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, gibt es erstmals zwei umfassende wissenschaftliche Untersuchungen zu den in der Atomkraftunterstützerszene stetigen Behauptungen zu neuen Reaktorkonzepten.

„In absehbarer Zeit können möglicherweise zur Verfügung stehende Atom-Technologien weder die Altlasten der Atomenergie-Nutzung beseitigen noch die jetzt anstehenden Zukunftsfragen des Klimawandels beantworten“. Das ist das zentrale Fazit von Wolfram König, Präsident des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) zu einem Einsatz von Transmutation als Atommüllentsorgung in neuen Reaktorkonzepten.

Wolfram König weiter zu SMRs: „Wir müssen konstatieren: Keine der diskutierten Technologien ist derzeit am Markt verfügbar. Es ist auch nicht absehbar, ob sie es künftig sein werden. Gleichzeitig werden sie verbunden mit Versprechen, die oftmals stark denen ähneln, die bereits mit der ersten Generation von Reaktoren in den 1950ern und 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gemacht worden waren.“

Die vielen Behauptungen der Atomkraftlobby und auch von Bill Gates, wonach es in absehbarer Zeit mit neuen Reaktorkonzepten wirtschaftliche Lösungen zu den Fragen Atommüllentsorgung und schnellem Ausbau kleiner modularer Reaktoren gäbe, entpuppen sich also bei einem genauen wissenschaftlich fundiertem Blick als das, was die Atomlobby schon immer gut konnte: Propaganda für die eigene Atomsache ohne substanzielle Basis.

Dass die Atomlobby auf solche Luftschlösser setzt ist klar. Die wesentlich billigere Konkurrenz der Erneuerbaren Energien sitzt ihr im Nacken und sie muss fürchten, dass sie im kommenden Jahrzehnt völlig in der energiepolitischen Bedeutungslosigkeit versinken wird. Alleine in den USA werden in diesem Jahr 5 Atomblöcke abgeschaltet, weil die Konkurrenz der Erneuerbaren Energien billiger und verlässlicher Strom erzeugen.

Seit über 20 Jahren wird von der Atomlobby aber immer wieder eine Renaissance der Atomenergie herbeigeredet. Dass es diese auch heute nicht gibt, hat erst der jüngste Nuclear Statusbericht von Micheal Schneider klar aufgezeigt. Seit vielen Jahren werden in der Welt mehr Atomreaktoren abgeschaltet als neue zugebaut. So deckte die Atomkraft 2019 nur noch rund 10 Prozent des globalen Strombedarfs. 1996 war der Anteil am höchsten und lag bei 17,5 Prozent.

Die Atomenergie kann also keinen Beitrag zum Klimaschutz liefern, dagegen sind die Probleme der Atomkraft weiterhin nicht beherrschbar.

  • So gibt es weltweit kein funktionierendes Endlager, obwohl seit über 70 Jahren an Endlagern geforscht und entwickelt wird. Die Probleme sind einfach zu groß.
  • Der Uranbergbau schafft immer größere Umweltprobleme, wie radioaktiv verseuchte Giftmüllseen oder einen immensen Wasserverbrauch sowie massive Menschenrechtsverletzungen.
  • Die nukleare Aufrüstung nimmt massiv zu, die Atomreaktoren liefern das Waffenmaterial dafür.
  • Die Gefahren eines SuperGAUs wie in Tschernobyl oder Fukushima schweben weiter über allen Atomreaktoren, insbesondere weil sie nicht ausreichend gegen Terrorangriffe geschützt sind.

Dass die Argumente der Atomenergie-Befürworter*innen trotz alle offensichtlichen und höchst bedrohlichen Probleme auch in der deutschen Politik weiterhin gehört werden, zeigen auch die Worte vom amtierenden CDU-Parteichef Armin Laschet vom Dezember 2019: “Wenn das CO₂ und das Weltklima das größte Problem sind, um das wir uns kümmern müssen, war die Reihenfolge zumindest falsch.” Die Ansicht, dass der Atomausstieg dem Klimaschutz zuwiderläuft ist leider auch heute noch weit verbreitet. Dabei gibt es für die Zukunft unserer Energieversorgung keine kosteneffiziente und umweltverträgliche Alternative zu den Erneuerbaren.

Es bleibt nur der Weg des schnellen disruptiven Ausbaus der Erneuerbaren Energien und der wird leichter, wenn Medien und öffentliche Debatte endlich aufhören die Propaganda-Argumente der Atomwirtschaft aufzugreifen und statt dessen mit den wissenschaftlich klar belegten Analysen die Bevölkerung aufklären: Die Atomenergie hat keine Zukunft, ist kein Beitrag zum Klimaschutz und muss endlich umfassend abgeschafft werden, damit die durch sie verursachten Probleme wenigstens nicht immer noch größer werden.

Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) hatte die beiden Untersuchungen in Auftrag gegeben:

Quelle: Hans-Josef Fell 2021Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG

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Mittwoch, 10. März 2021

Zwitscher doch mal !


Solarmedia twittert (zwitschert) auch. Schon mehr als 6000 Tweets auf der Plattform Twitter, dies als ein Hinweis in eigener Sache. Derzeit viele Info rund um das zehnjährige Jubiläum zum AKW-Super-GAU im japanischen Fukushima.

Twitter lohnt schon nur wegen Solarmedia - unter www.twitter.com/rehsche immer direkter Zugriff möglich - oder hier auf der Solarmedia-Site in der linken Spalte mit dem Twitter-Botton (auch erreichbar mit der Twitter-App - siehe Screenshot oben). Und so geht es:

-  Um nur einen Einblick zu erhalten oder auch die jeweils tagesaktuellen  Tweets von Solarmedia einzusehen, einfach den Twitter-Botton links (blau unterlegt) anklicken. M.a.W. Stets aktuell ist auch der Twitterdienst mit regelmässigem Energie- / Nachhaltigkeits- und Vorsorgegezwitscher präsent. Schauen Sie / schau mal rein unter twitter.com/rehsche – Lesen ist ohne Anmeldung möglich!

-   Um dauernd mit Twitter verbunden zu sein, muss ein eigener Twitter-Account eröffnet werden - so kann Jede*r zwitschern. 

Dienstag, 9. März 2021

Anschluss-Technik

Der Verband unabhängiger Energieerzeuger VESE ist der Ansicht, dass Leistungstarife für die Energiewende kontraproduktiv sind. Zudem hält der Verband fest, dass Peak-Shaving beim momentanen Ausbaustand und -tempo noch für lange nicht notwendig werden wird.

Leistungstarife bremsen die Energiewende: Grundsätzlich muss man bei Leistungstarifen zwischen einer anschlussleistungsabhängigen Grundgebühr – wie beispielsweise in Italien – und der 15-Minuten-Spitze innerhalb eines Monats unterscheiden.  Eine anschlussleistungsabhängige Grundgebühr wird dadurch begründet, dass die Netzkapazitäten vorgehalten werden müssen. Das ist in Teilen nachvollziehbar, wenn jemand eine über den herkömmlichen Gebrauch grössere Anschlussleistung benötigt. Im Bereich der Privathaushalte mittelt sich aber die bezogene Leistung schon innerhalb eines Strassenzuges meistens ein.
 

Die 15-Minuten-Regel kam durch die thermische Belastung der Netze zustande und ist in der Industrie anzutreffen. Bei Privathaushalten ist dies nicht sinnvoll. Denn dass alle Nachbarn in denselben 15 Minuten maximal Strom beziehen und damit das Stromversorgungsnetz überlasten, ist extrem unwahrscheinlich. 

Für VESE sprechen weitere Punkte gegen Leistungstarife:

  • Wichtig für die Energiewende sind Effizienz und Stromsparen. Diese Notwendigkeit ist unabhängig von der Produktionsart der Energie, denn jede Produktion ist eine Belastung der Umwelt. Deshalb werden die Netztarife auf den Arbeitspreis umgelegt. Dadurch wird der Strom pro kWh etwas teurer und damit der Anreiz zum Energiesparen grösser. Durch Leistungstarife steigen aber die Fixkosten und sinken die Energiepreise, dies vermindert den Anreiz zum Energiesparen.
  • Durch Leistungstarife werden ZEVs schwieriger zu kalkulieren, denn schon eine kurze Stromspitze wird allenfalls dazu führen, dass sich der Bezug massiv verteuert.
  • Leistungstarife fördern die Tendenz zu Heimbatterien (um Spitzen zu brechen) - diese Batterien sind ökologisch, energetisch und volkswirtschaftlich nicht unbedingt wünschenswert.
  • Falls es doch zu Leistungsspitzen kommt – mit denen Leistungstarife begründet werden – werden besser lokale Quartierbatterien als Puffer eingesetzt, welche zudem die übergeordneten Netze entlasten können.


Peak Shaving aktuell kein Thema: Mit Peak-Shaving bezeichnet man das Abregeln von PV-Anlagen-Produktionsspitzen. Dies ist beim jetzigen PV-Anteil im Netz nicht notwendig, höchstens in Einzelfällen (z.B. abgelegene, schlecht angebundene PV-Anlage). Eine generelle Peak-Shaving-Pflicht ist nicht zielführend, es gibt bereits unsinnige Beispiele: Die vollflächige Ausrüstung aller neuen PV-Anlagen mit Fernabschaltung, wie es seit Anfang 2020 im Netzgebiet von Primeo obligatorisch ist, führt zu hohen Zusatzkosten (gemäss Ausspeiseprinzip sind dies Netzkosten), welche die Energiewende unnötig verteuern.
 

Erst bei einem massiven PV-Ausbau wird Peak-Shaving wichtig. Dann müsste man im Sommer wohl «abregeln», was aber technisch kein Problem darstellen würde. Die Energie der Module würde einfach nicht abgenommen. Man müsste so keine «Überschüsse» speichern, da sie gar nicht entstehen. Bei einem wirklich grossen Stromangebot im Sommer ist auch denkbar, dass neue Dienstleistungen oder Speichermöglichkeiten – wie die Wasserstoffproduktion – als Innovation aus dem Markt heraus entstehen.
 

Bevor also bei der Photovoltaik Peak-Shaving gefordert wird, muss sich zuerst zeigen, dass effektiv ein Problem besteht. Zweitens muss klar sein, dass nicht andere Massnahmen zum Ziel führen, wie zum Beispiel Regeltransformatoren, Demand Side Management, Quartierbatterien auf NE 7 oder die Abregelung konventioneller Kraftwerke. Denn jede kWh Strom, welche aus PV oder anderen Erneuerbaren kommt, spart rund 0.3 Liter Öläquivalente ein. VESE spricht sich für eine massive Beschleunigung des PV-Ausbaus aus, denn ansonsten kann der für die Energiewende mit neuen Wärmepumpen und der Elektromobilität benötigte Strom in der Schweiz nicht produziert werden.

Netzgebühren sind ein wichtiges Thema, welches vertieft betrachtet werden muss. Denn diese werden in Zukunft weiter steigen. Auslöser ist aber nicht die Energiewende, ein Beispiel: Alleine durch Smartmeter, die vor allem für eine allfällige Liberalisierung eingeführt werden sollen, entstehen Kosten von rund 1.6 Rp / kWh. Zum Vergleich: Die Energiewende wird aktuell mit einem Netzzuschlag von 2.3 Rp / kWh gefördert.

Die gesamte Stellungnahme kann hier heruntergeladen werden: https://www.vese.ch/wp-content/uploads/2021.02.22_Stellungnahme-Leistungstarife-und-Peak-Shaving.pdf

Quelle: www.vese.ch

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Samstag, 6. März 2021

Energiewende: Yes, we can

Kann die Schweiz ihre Kohlendioxid-Emissionen wie geplant bis im Jahr 2050 auf null senken? Forschende des Paul Scherrer Instituts PSI haben in einer Studie untersucht, welche Massnahmen dafür notwendig wären und wie viel das pro Kopf kosten könnte.

Will die Schweiz das Null-Emissions-Ziel bis 2050 erreichen, bedarf es grosser Anstrengungen, ist Evangelos Panos überzeugt.
(Foto: Paul Scherrer Institut/Mahir Dzambegovic)
Elektromobilität wird bei der Energiewende eine wichtige Rolle spielen, wissen die Studienautoren Evangelos Panos (links) und Tom Kober.
(Foto: Paul Scherrer Institut/Mahir Dzambegovic)

Der Schweizer Bundesrat hat im August 2019 ein ehrgeiziges Ziel zur Begrenzung des Klimawandels beschlossen: Ab dem Jahr 2050 soll die Schweiz unter dem Strich keine Treibhausgasemissionen mehr ausstossen. Damit entspricht die Schweiz dem international vereinbarten Ziel, die globale Klimaerwärmung auf maximal 1,5 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Welche Möglichkeiten zur Erreichung dieses Zieles im Energiesektor bestehen, lotet nun eine Studie des Paul Scherrer Instituts aus, die im Rahmen der Joint Activity «Scenarios and Modelling» der 8 Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) durchgeführt wurde.

 «Das Ziel, im Jahr 2050 Netto-Null-Kohlendioxid-Emissionen zu erreichen, erfordert einschneidende Transformationen bei der Bereitstellung und dem Verbrauch von Energie in beinahe allen Bereichen», fasst Tom Kober, Leiter der PSI-Forschungsgruppe Energiewirtschaft und einer der Hauptautoren der Studie, zusammen.

Bei ihren Analysen berücksichtigten die Forscher energiebedingte Kohlendioxid-Emissionen sowie Kohlendioxid-Emissionen aus industriellen Prozessen. Diese Emissionen stellen heute etwa 80 % des gesamten Schweizer Treibhausgasinventars dar. Nicht in die Berechnungen flossen ein: Emissionen aus dem internationalen Luftverkehr, der Landwirtschaft – mit Ausnahme der Emissionen aus der Kraftstoffverbrennung –, der Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft sowie Abfall – ausser Emissionen aus der Abfallverbrennung. Auch waren die Emissionen im Ausland, die im Zusammenhang mit dem Güterkonsum in der Schweiz stehen, nicht Gegenstand der Untersuchung.

Strom aus Photovoltaik muss sich mindestens jedes Jahrzehnt verdoppeln

Zentrale Schlussfolgerungen der Studie sind: Die installierte Kapazität von Photovoltaikanlagen muss sich mindestens jedes Jahrzehnt bis 2050 verdoppeln, sodass sich Photovoltaikanlagen mit 26 Terawattstunden Produktion im Jahr 2050 neben der Wasserkraft (circa 38 Terawattstunden im Jahr 2050) zur zweitgrössten Technologiegruppe entwickeln. Weiterhin tragen Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung sowie Windkraftwerke, Wasserstoff-Brennstoffzellen und Stromimporte dazu bei, die Stromnachfrage zu decken. Im Hauptszenario zur Erreichung des Netto-Null-Emissionsziels steigt insgesamt die Stromerzeugung aus Kraftwerken und Speicheranlagen in der Schweiz gegenüber dem gegenwärtigen Niveau um etwa ein Fünftel auf 83 Terawattstunden im Jahr 2050 an. Die Studie unterstellt, dass die Schweizer Kernkraftwerke bis zum Jahr 2045 ausser Betrieb genommen werden. Die private Autoflotte müsste bis 2050 grösstenteils auf elektrischen Antrieben basieren. Bis 2030 müsste demnach jede dritte Neuzulassung ein vollständig elektrisch betriebenes Auto sein. Zusätzlich müsste der Einsatz von Wärmepumpen im Dienstleistungs- und Wohnbereich deutlich beschleunigt werden, sodass bis 2050 fast drei Viertel des Heizungs-und Warmwasserbedarfs dadurch gedeckt werden. Gleichzeitig wäre es notwendig, deutliche Energieeinsparungen durch beschleunigte Renovierungen von Wohngebäuden zu erzielen.

Will die Schweiz das Netto-Null-Emissionsziel erreichen, muss mit einem deutlichen Anstieg des Stromverbrauchs gerechnet werden. So könnte im Jahr 2050 der Stromverbrauch um 20 Terawattstunden über dem heutigen Niveau liegen. Ein wesentlicher Treiber für dieses Wachstum ist die Verwendung von Strom für den Antrieb von Autos, Bussen und Lastkraftwagen, entweder direkt über batterieelektrische Fahrzeuge oder indirekt über Wasserstoff oder sogenannte E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe, die unter anderem mittels Strom aus Wasserstoff und Kohlendioxid (CO2) hergestellt werden. In den stationären Sektoren wird Strom zunehmend durch die vermehrt eingesetzten Wärmepumpen verbraucht werden. Dieser erhöhte Stromverbrauch kann allerdings kompensiert werden, wenn die notwendigen Effizienzgewinne bei Heizung und Warmwasserbereitstellung erreicht werden. Dann könnten die stationären Sektoren einen nahezu gleichbleibenden Stromverbrauch erzielen.

Neben elektrischer Energie werden weitere Energieformen eine Rolle spielen. So bieten beispielsweise der Fern- und Güterverkehr sowie die energieintensive Industrie Perspektiven für neue Wasserstoffanwendungen. Um den dafür benötigten Wasserstoff emissionsarm oder -frei zu produzieren, wäre eine erhebliche Menge an nachhaltig erzeugtem Strom (9 Terawattstunden in 2050) notwendig.

Ohne CO2-Abscheidung wird es wohl nicht gehen

«Wenn die Schweiz das Null-Emissions-Ziel bis 2050 erreichen will, dann müssen die CO2-Emissionen in Zukunft im Durchschnitt jedes Jahr um eine bis anderthalb Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr verringert werden», sagt Evangelos Panos, Hauptautor der Studie. «Veränderungen der CO2-Emissionen in dieser Grössenordnung haben wir im Zeitraum 1950 bis 1980 gesehen – allerdings in die umgekehrte Richtung – damals haben sie massiv zugenommen.» Um die Emissionsminderung kostengünstig umzusetzen, sollte deshalb auch der Einsatz von Technologien mit der sogenannten CO2-Abscheidung in Betracht gezogen werden. So könne man sogar in Teilbereichen auf eine negative Bilanz beim CO2-Ausstoss kommen. Das sei beispielsweise dann der Fall, wenn man Biomasse als Energieträger nutze und bei der Energiegewinnung entstehendes CO2 nicht emittiere, sondern abfange und unterirdisch speichere. Falls das in der Schweiz nicht möglich sei – beispielsweise aufgrund der Ablehnung durch die Bevölkerung oder aufgrund begrenzter CO2 Speicherstätten –, könne die internationale Vernetzung und die Speicherung im Ausland einen Ausweg bieten. Insgesamt gehen die Forschenden in ihrer Studie für das Jahr 2050 von knapp 9 Millionen Tonnen CO2 aus, die in der Schweiz abgetrennt würden.

«Mehr als zwei Drittel der für das Netto-Null-Emissionsziel notwendigen Emissionsreduktionen sind mit Technologien erreichbar, die bereits kommerziell verfügbar sind oder sich in der Demonstrationsphase befinden», resümiert Panos. Das dekarbonisierte Energiesystem der Zukunft sei erreichbar, erfordere aber kohlenstofffreie Energieträger, zum Beispiel entsprechend erzeugten Strom, Biokraftstoffe und E-Fuels, Zugang zur entsprechenden Transport- und Verteilungsinfrastruktur sowie die Möglichkeit, saubere Brennstoffe und Elektrizität zu importieren.

Kosten sind schwer abschätzbar

In puncto Kosten geben sich die Energiesystemforscher zurückhaltend. «Die Kosten sind sehr schwer abschätzbar, weil dabei enorm viele Komponenten eine Rolle spielen», so Kober. In dem in der Studie angenommenen Netto-Null-Hauptszenario würden sich für den Zeitraum bis 2050 die durchschnittlichen diskontierten Mehrkosten des Klimaschutzszenarios gegenüber dem Referenzszenario mit moderatem Klimaschutz (-40 % CO2-Emissionen im Jahr 2050 gegenüber 1990) in der Schweiz auf etwa 330 CHF pro Person und Jahr (Basis: 2010) belaufen. Betrachtet man alle untersuchten Szenarien, so sieht man eine Bandbreite der durchschnittlichen Kosten zwischen 200 und 860 CHF pro Jahr und Kopf, was letztendlich unterschiedliche Entwicklungen der Energietechnologien, der Ressourcenverfügbarkeit, der Marktintegration, bei der Akzeptanz von Technologien und bei den Präferenzen zur Versorgungssicherheit widerspiegelt. Der Verlauf der Kosten zeigt vor allem eine langfristige Zunahme, sodass vergleichsweise hohe Kosten auch nach 2050 zu erwarten sind.

Die Studie stützt sich auf die Berechnungen mit dem Schweizer TIMES Energiesystemmodell (STEM) des PSI, welches das gesamte Energiesystem der Schweiz mit den verschiedenen Wechselwirkungen zwischen den Technologien und Sektoren abbildet. STEM verbindet einen langfristigen Zeithorizont mit einer hohen unterjährigen zeitlichen Auflösung und berechnet für verschiedene zukünftige Rahmenannahmen die kostenminimalen Konfigurationen des Energiesystems und der Erreichung verschiedener energie- und klimapolitischer Ziele. Das Modell wurde im Rahmen des Forschungsprojektes massgeblich weiterentwickelt, vor allem hinsichtlich der Optionen zur Erreichung von Netto-Null-CO2-Emissionsszenarien. Das Modell wird zur Berechnung von Szenarien eingesetzt, die keinesfalls als Vorhersagen zu verstehen sind, sondern vielmehr Einblicke in die vielfältigen Wechselwirkungen im Energiesystem geben und somit einen Beitrag zur Entscheidungsunterstützung in Politik, Industrie und der Gesellschaft leisten. Konkret wurden in dieser Studie drei Hauptszenarien untersucht, welche neben dem Referenzszenario ein Netto-Null-CO2-Emissionsminderungsszenario umfasst und ein Szenario, welches die Ziele der Schweizer Energiestrategie 2050 unterstellt, ohne explizit ein CO2-Minderungsziel vorzugeben. Zudem wurden sieben verschiedene Varianten der Hauptszenarien analysiert, wie zum Beispiel eine Variante mit hohem technologischen Innovationspotenzial und eine Variante zur Verringerung der Energieimportabhängigkeit.

An der Zusammenarbeit im Rahmen der SCCER Joint Activity Scenarios and Modelling sind neben dem PSI folgende Institutionen beteiligt: Empa, EPFL, ETH Zürich, Hochschule Luzern, Universität Basel, Universität Genf und WSL. Finanziert wurde die Studie durch Innosuisse – Swiss Innovation Agency.

Text: Paul Scherrer Institut

In der NZZ am Sonntag erschien am 7.März ein Text zur Studie - siehe >>> hier

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Donnerstag, 4. März 2021

Sekem strebt nach 100%

100 Prozent erneuerbare Energien, das ist kein Langzeitziel mehr für SEKEM (einem ägyptischen Nachhaltigkeits-Projekt), sondern soll innerhalb von zwei Jahren erreicht werden. Dazu konzentrieren sich alle SEKEM-Institutionen im ersten Halbjahr 2021 auf die Umsetzung dieses ambitionierten Vorhabens - eine Übersicht zu allen laufenden Bemühungen. 

„Unsere Energie ausschließlich aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen, muss in SEKEM so bald wie möglich Realität werden, denn nur so können wir unserem Visionsziel 2057, 100 Prozent erneuerbare Energien für ganz Ägypten näherkommen“, erklärt SEKEM-Geschäftsführer Helmy Abouleish. „Wir wollen in SEKEM Modelle liefern, anhand derer zunächst unsere Nachbarn und Bauern und später viele Institutionen im ganzen Land überzeugt werden, dass erneuerbare Energien nicht nur die einzige Zukunftsoption für unsere Umwelt sind, sondern auch kosteneffizienter.“

Grüner Strom für SEKEM und die Umgebung: In der Vision 2057 hat sich SEKEM 18 Ziele gesetzt mit denen die Initiative zu einem nachhaltigen Wandel Ägyptens in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft beitragen will. Jedes Halbjahr steht ein Visionsziel im Fokus, Anfang 2021 also die erneuerbaren Energien. Zunächst wurden Ziele gesetzt: Bis Ende des Jahres sollen die Heliopolis Universität und das größte SEKEM-Unternehmen iSiS Organic nur noch mit erneuerbarem Strom arbeiten. 2022 folgen dann das SEKEM-Pharmaunternehmen Atos sowie die Firmen NatureTex und Lotus. Soweit die Planung. Parallel läuft der Genehmigungsprozess mit der Regierung. Denn in Ägypten dürfen erneuerbare Energien nur mit offizieller Erlaubnis an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden – und dabei ist es bisher nur erlaubt, 60 Prozent des eigenen Bedarfs aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.

Und wie sieht nun die konkrete Umsetzung aus? SEKEM nutzt dazu das eigene Unternehmen EcoEnergy, das die Lizenz hat, Konzepte zu kreieren, umzusetzen und erneuerbare Energien mit dem öffentlichen Stromnetz zu verbinden. Die Firma verkauft dann den grünen Strom an die SEKEM-Einrichtungen. So könnte EcoEnergy auf längere Sicht auch die umliegenden 13 Dörfer mit erneuerbarer Energie versorgen. Ziel ist es, dass dieser Strom preisgleich mit dem konventionellen ist, im besten Fall sogar günstiger.

 

Das erste Elektroauto auf der SEKEM-Farm: Ein BMW i3 mit einer
Reichweite von 280 Kilometern fährt täglich von der SEKEM
Mutterfarm in das am Stadtrand von Kairo gelegene Head Office.

Ein weiterer Schritt in Richtung 100 Prozent erneuerbare Energien ist die E-Mobilität. Mit dem grünen Strom können auch Elektrofahrzeuge in SEKEM Einzug erhalten. Das ist zwar kein leichtes Unterfangen, denn die Zulassung war in Ägypten lange nicht möglich und ist anhaltend aufwendig, aber SEKEM findet, dass sich der Aufwand lohnt. So fährt bereits ein BMW i3 mit einer Reichweite von 280 Kilometern täglich von der SEKEM Mutterfarm in das am Stadtrand von Kairo gelegene Head Office. 2021 sollen weitere farmeigenen SEKEM-Fahrzeuge auf Elektromotoren umgesattelt werden.

Wind und Sonne nutzen: Auch auf der neuen SEKEM-Wüstenfarm in Wahat El-Bahareyya tut sich viel in Bezug auf das Zukunftsziel. Hier ist die Umstellung wesentlich einfacher, denn die Farm ist nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Einer 100-prozentigen Umstellung steht also nicht viel im Wege. Bereits jetzt laufen viele der Bewässerungsanlagen ausschließlich über Solar-Energie. Allerdings nur dann, wenn die Sonne auch da ist. Um auch nachts Strom für die Gebäude zu haben, braucht es weitere Energiequellen, als Alternative zu Batterien. In der Wüste bietet sich neben der Sonne auch der Wind zur Energiegewinnung an. Dazu forscht SEKEM nun an einem Test-Windpark. Außerdem gibt es eine erste Maschine, die Wasserstoff herstellen kann, was ein weiterer Treibstoff für die Nacht sein könnte.

Auszubildende aus dem SEKEM-Berufsbildungszentrum installierten und warten
die Solaranlagen und Studierende der Heliopolis Universität beteiligen sich an den Forschungen.

Ganz nach SEKEM-Art werden alle Maßnahmen und Projekte stets aus den verschiedenen Dimensionen betrachtet und entsprechend begleitet. So installieren und warten beispielsweise Auszubildende aus dem SEKEM-Berufsbildungszentrum die Anlagen in Wahat und Studierende der Heliopolis Universität beteiligen sich an den Forschungen. Das unterstützt die heranwachsenden Fachkräfte in ihrer praktischen und angewandten Lehre und schafft zunehmend breiteres Bewusstsein.

„Es ist spannend zu beobachten, wie immer mehr unserer Nachbarn in der Wüste auf Solar-Energie umsteigen, denn hier ist die Stromgewinnung über die erneuerbare Quelle schon jetzt günstiger als die Nutzung von Diesel“, berichtet Helmy Abouleish. „Wir sehen hier wirklich viel Potential und sind sehr zuversichtlich, dass wir etliche Beiträge zu einer flächendeckenden grünen Energiegewinnung in Ägypten bis 2057 leisten können.“

Quelle:  sekem.com

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Mittwoch, 3. März 2021

CH: Rekordhoher Zubau

Swissolar, der Schweizerische Fachverband für Sonnenenergie, geht im Jahr 2020 von einem neuen Rekordzubau bei Photovoltaikanlagen aus. Gegenüber dem Vorjahr lag das Wachstum bei mindestens 30 Prozent. Doch zur Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele der Schweiz muss der Zubau in den nächsten Jahren um den Faktor 4 gesteigert werden. Um dies zu erreichen, braucht es Anpassungen bei der Förderung, die Pflicht zur Eigenstromnutzung bei Neubauten und raumplanerische Vereinfachungen für Freiflächenanlagen, insbesondere auf Infrastrukturen.

Die Solarfassade an der «Winter und Sports World
Wallisellen» liefert unter anderem Strom für das Eisfeld

Die offizielle Statistik für den Solarenergie-Zubau im Jahr 2020 wird im Juli 2021 vorliegen. Dennoch ist schon jetzt klar, dass die Schweiz 2020 einen neuen Rekordzubau bei der Photovoltaikzubau verzeichnen kann. Swissolar geht aufgrund von bereits verfügbaren Zahlen davon aus, dass in der Schweiz im vergangenen Jahr Solarstromanlagen mit einer Leistung von 430-460 Megawatt (MW) neu installiert wurden (1). Dies entspricht einem Wachstum von 30-39 Prozent gegenüber 2019. Die Anmeldezahlen bei der Zertifizierungs- und Förderstelle Pronovo lassen darauf schliessen, dass das Wachstum nicht nur bei kleinen Anlagen, sondern auch bei solchen über 100 kW Leistung stattfand.

Kurze Wartefristen und Nebeneffekte der Pandemie: Für das starke Marktwachstum ist insbesondere die Verkürzung der Wartefrist bei der Einmalvergütung verantwortlich. Diese konnte auf wenige Monate reduziert werden. Die 2019 stärker ins Zentrum gerückte Klimakrise hat zudem vermutlich bei einigen Bauvorhaben eine Solar-Integration vorangetrieben. Auch die Pandemie hatte wohl einen Einfluss auf den Solarzubau: Der Wunsch nach Autarkie nahm zu, viele fanden Zeit, um lange gehegte Ideen zu realisieren und finanziell stand mangels anderer Ausgabemöglichkeiten mehr Kapital zur Verfügung. Ob diese Effekte im laufenden Jahr weiterhin wirksam sind, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.

Im ehemaligen Steinbruch Calinis in Felsberg
produziert seit Sommer 2020 die grösste
Freiflächenanlage Graubündens Strom
 
Der Rekordzubau darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Zubau noch massiv gesteigert werden muss. Pro Kopf entspricht der Zubau 2020 lediglich einer neu installierten Fläche von 0.25-0.27 Quadratmetern. «Um den wegfallenden Atomstrom zu ersetzen und den zusätzlichen Strombedarf für die Elektrifizierung des Verkehrs und der Heizungen zu decken, muss der jährliche Zubau in den nächsten Jahren auf etwa 1500 MW gesteigert werden – also auf das nahezu Vierfache des letzten Jahres» sagt Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger. Dies sehen auch die kürzlich veröffentlichten Energieperspektiven 2050+ des BfE vor. Zur Erreichung dieses Ziels braucht es aus Sicht der Schweizer Solarbranche folgende politische Massnahmen:

a) Stärkere Förderung von Anlagen ohne Eigenverbrauch: Zahllose Dächer von Ställen, Lagerhäusern und ähnlichen Gebäuden werden heute nicht mit Solaranlagen ausgestattet, da der Strom nicht an Ort und Stelle verbraucht werden kann. Ähnliches gilt für Parkplatzüberdachungen, Lärmschutzwände und weitere Infrastrukturen. Mit der Überweisung der parlamentarischen Initiative 19.443 von Nationalrat Girod hat das Parlament die Möglichkeit in der Hand, Anreize für solche Anlagen zu schaffen.

b) Rasche Umsetzung der Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn 2014) in allen Kantonen und damit verbunden die Pflicht zur Eigenstromerzeugung bei Neubauten. In einem weiteren Schritt ist eine Verpflichtung zur Nutzung bestehender Dach- und Fassadenflächen zu prüfen.

c) Abbau von Hürden bei der Erstellung von Freiflächenanlagen: Eine kürzlich veröffentlichte Studie der ZHAW zeigt auf, dass Solaranlagen ausserhalb von Gebäuden nur mit Schwierigkeiten eine Baubewilligung erhalten. Davon betroffen sind sinnvolle Nutzungen wie Parkplatzüberdachungen, Systeme zum Schutz empfindlicher landwirtschaftlicher Kulturen anstelle von Folientunnels (Agri-Photovoltaik) oder alpine Anlagen im Umfeld von Skigebieten.

Zum Schluss ein Hinweis auf die andere Anwendungsform der Solarenergie: Der Zubau von Sonnenkollektoren zur Wärmeerzeugung musste nach Einschätzung von Swissolar eine weitere Reduktion von rund 20 Prozent hinnehmen. Dies ist sehr bedauerlich, denn diese Technologie muss einen wesentlichen Beitrag zur zukünftigen fossilfreien Wärmeversorgung leisten, wie die Studie «Machbar und zahlbar. Wärme 2050» der Wärmeinitiative Schweiz zeigt. Demnach können rund 10 Prozent des heutigen Wärmebedarfs mittels Sonnenkollektoren gedeckt werden. Aus Sicht von Swissolar braucht es eine Förderung von Bund und Kantonen für Solarthermieanlagen, die den sommerlichen Wärmebedarf von Nahwärmenetzen decken (wie in diesem aktuellen Beispiel), für Anlagen zur Produktion industrieller Prozesswärme sowie für die thermische Regeneration von Erdsonden. Dies sind drei der wichtigsten zukünftigen Anwendungsfelder dieser Technologie.

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(1) Diese Zahl stützt sich einerseits auf Befragungen von Branchenvertretern, andererseits auf den Gesuchseingang bei der Zertifizierungs- und Förderstelle Pronovo. Diese Gesuche umfassten 2020 17‘304 Anlagen mit einer Leistung von 373 MW. Hinzu kommt eine nicht bekannte Zahl von Gesuchen aus früheren Jahren, die 2020 einen positiven Förderbescheid erhielten und dann realisiert wurden.

Text und Bild: swissolar.ch 

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