Sonntag, 30. April 2017

IEA sieht Zubau bei 75 GW

Für den weltweiten Photovoltaik-Zubau im Jahr 2016 kommt eine weitere Marktzahl ins Spiel. Die Photovoltaik-Abteilung der Internationalen Energieagentur (IEA PVPS) kommt auf einen Wert von gut 75.000 Megawatt (MW) oder 75 Gigawatt (GW). Andere Institute gehen von einem größeren Marktvolumen aus, so das Energienachrichtenportal solarbranche.de.

Solaranlage auf öffentlichem Gebäude auf
Rarotonga (Cook Islands) - Bild Guntram Rehsche
Im Jahr 2016 wurden laut IEA PVPS weltweit Photovoltaik(PV)-Anlagen mit einer Leistung von bis zu 75.400 Megawatt (MW) installiert und an das Netz angeschlossen. Das US-Marktforschungsinstitut GTM Research hatte Mitte April einen Wert von rund 78.000 MW veröffentlicht. Vom globalen Zubau von bis zu 75.400 MW entfallen 74.400 MW auf die 25 Länder, die der IEA PVPS direkt berichten, weitere geschätzte 1.000 MW entfallen auf nicht berichtende Länder, die überwiegend in Afrika und Lateinamerika zu finden sind. Damit ist der globale PV-Markt im Jahr 2016 nach den Zahlen der IEA um 50 Prozent gewachsen (IEA 2015: 50.655 MW). 

Den größten Zubau verzeichnet das vierte Jahr in Folge China. Im Reicht der Mitte hat sich das Marktwachstum 2016 nochmals mehr als verdoppelt auf 34.500 MW (2015: 15.150 MW). Damit vereint China fast die Hälfte des weltweiten Marktwachstums auf sich. Außerhalb Chinas ist der globale PV-Markt um 5.000 MW auf rd. 40.000 MW (2015: rd. 35.000 MW) gewachsen. 

Hinter dem Reich der Mitte folgen 2016 die USA mit einem Zubau von 14.700 MW (2015: 7.300 MW). Diese beiden Märkte, insbesondere China, können damit den Rückgang in zwei bedeutenden Märkten auffangen. In Japan sinkt der PV-Zubau auf 8.600 MW (2015: 10.800 MW). Auch der europäische Markt geht nach einem leichten Anstieg in 2015 auf etwa 8.000 MW im Jahr 2016 erneut zurück auf etwa 6.000 MW. Der größte europäische Markt war UK mit einem Zubau von etwa 2.000 MW (2015: 3.510 MW), gefolgt von Deutschland mit 1.500 MW (2015: 1.450 MW). An vierter Stelle im globalen Länder-Ranking folgt hinter Japan Indien mit einem Zubau von 4.000 MW (2015: 2.000 MW).

Im Boomjahr 2016 hat die weltweit installierte PV-Leistung nunmehr die Schwelle von 300.000 MW überschritten. Die zum Jahresende global installierte PV-Leistung beläuft sich nach den Zahlen des IEA PVPS inklusive der Schätzwerte auf etwa 303.100 MW. Die meisten Solaranlagen stehen demnach in China (78.100 MW), gefolgt von Japan (42.800 MW), Deutschland (41.200 MW) und den USA (40.300 MW). Mit einigem Abstand folgen Italien (19.300 MW), UK (11.600 MW), Indien (9.000 MW) und Frankreich (7.100 MW). 

Donnerstag, 27. April 2017

Firmen für Energiestrategie

Mit ABB Schweiz gewinnt die Wirtschaftsallianz «Schweizer Wirtschaft für die ES2050» weiter an Unterstützung. Zudem traten dem Komitee in den letzten Wochen weitere grosse Unternehmen der Schweizer Wirtschaft bei – so unter anderem Coop, AXA Winterthur, IKEA, BKW und Landis + Gyr.

ABB Schweiz macht sich stark für die Abstimmung zum Energiegesetz am 21. Mai 2017. «ABB unterstützt die Energiestrategie 2050. Sie ist technisch machbar», erklärt Remo Lütolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei ABB Schweiz, «Und mit unseren Innovationen können wir zur erfolgreichen Umsetzung beitragen – für eine nachhaltigere Energieversorgung, grössere Energieeffizienz und industrielle Produktivität.»

In den letzten Wochen sind weitere Unterstützer aus verschiedenen Branchen dem Komitee «Schweizer Wirtschaft für die ES 2050» beigetreten. Als weiteren Vertreter der Maschinen – Elektro- und Metallindustrie engagiert sich auch Stahl Gerlafingen AG im Wirtschaftskomitee für die Energiestrategie. ABB Schweiz, Landis + Gyr und Stahl Gerlafingen AG sind alle Mitglied bei Swissmem. Auch der Detailhandel steht hinter der Energiestrategie, so unterstützt die Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz (IG DHS) die Energiestrategie mit einer Ja-Parole und die Detailhändler Coop und IKEA engagieren sich aktiv im Wirtschaftskomitee. Zudem hat mit Antimo Perretta, CEO der AXA Winterthur, die Versicherungsbranche einen prominenten Vertreter im Komitee. Und mit der BKW ist eines der drei grossen Schweizer Energieversorgungsunternehmen mit dabei. Damit vereint die Wirtschaftsallianz inzwischen weit über 100 grosse und kleine Unternehmen der Schweizer Wirtschaft, sowie namhafte Schweizer Branchenverbände.


Quelle: Schweizer Wirtschaft für die Energiestrategie

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Das bringt die Energiestrategie

Was bringt die Energiestrategie 2050 für die Solarenergie? Zweifellos ist die Vorlage des neuen Energiegesetzes ein politischer Kompromis. Aber gerade auch für die Solarenergie - sei es bezüglich allgemeiner Förderung oder Effizienzmassnahmen - überwiegen die Vorteile eindeutig. Eine Zusammenstellung des Fachverbands Swissolar:

 

1. Weiterführung der Photovoltaik-Förderung
Die Stromabgabe für die Fördermassnahmen wird von heute 1.5 Rp. auf 2.3 Rp./kWh erhöht, gemäss Verordnungsentwurf bereits ab 2018. Nach Abzug aller anderen Verwendungen wie Unterstützung der Grosswasserkraft und Effizienzprogramme bleibt trotzdem eine grosse Steigerung der Mittel für KEV und EIV von heute rund 500 Millionen auf mindestens 900 Millionen Franken pro Jahr. Mindestens 120 Mio. gehen in die EIV. 

Die KEV-Warteliste mit ca. 37‘000 Anlagen (davon 36‘000 PV) kann jedoch auch mit den aufgestockten Mitteln nicht vollständig abgebaut werden. Aber die bisherige Obergrenze für die Einmalvergütung (EIV) wird aufgehoben, sodass Anlagen bis 50 MW davon profitieren können. Die EIV kann bis 2031 beantragt werden. Nach pessimistischen Prognosen des BFE können jährlich rund 200 MW neu installierte Leistung mit der EIV gefördert werden – es könnten aber deutlich mehr sein, insbesondere wenn der Wind- und Wasserkraftzubau weniger schnell geht. Zusammen mit Anlagen ohne Förderung ist ein Marktvolumen von mindestens 250 MW (entspricht Markt 2016) erreichbar, dies im pessimistischen Szenario. 

Ohne Energiestrategie 2050 bleibt die Abgabe bei 1.5 Rp./kWh. Es gibt keine KEV-Kontingente mehr, und nur noch kleine EIV-Kontingente für Anlagen bis 30 kW in den Jahren 2017 und 2018. Das jährliche Marktvolumen dürfte danach deutlich unter 150 MW pro Jahr fallen. Bestehende Anlagen auf der KEV-Warteliste bekommen nichts. 

2. Rückliefertarife
Gemäss dem heutigen Energiegesetz richtet sich die Vergütung des an das Netz abgegebenen Stroms ausserhalb der KEV "nach marktorientierten Bezugspreisen für gleichwertige Energie". Die ElCom hat dies im April 2016 als den Strombezug von Dritten ohne Berücksichtigung der Eigenproduktion des Verteilnetzbetreibers ausgelegt. Im neuen Energiegesetz bilden die "Beschaffungskosten" die Referenzgrösse. Gemäss Verordnungsentwurf werden darunter die Kosten des Bezugs bei Dritten und die Gestehungskosten der eigenen Produktionsanlagen verstanden. Auf den Punkt gebracht: Dank der ES2050 werden die Rückliefertarife voraussichtlich bei rund 7-8 Rp./kWh liegen. Der Trend zu Tarifen von 5 Rp. oder noch tiefer wird dadurch gebrochen. 

3. Eigenverbrauchsgemeinschaften
Bereits seit 2014 sind Eigenverbrauchsgemeinschaften (EVG) zugelassen, aber die Umsetzbarkeit hängt zurzeit noch sehr stark vom Goodwill des jeweiligen Energieversorgers ab. Oft werden unnötig viele Zähler verlangt, was die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigt. Das neue Energiegesetz regelt die Eigenverbrauchsgemeinschaften detailliert. Wichtigste Vereinfachung: Die EVG verfügt gegenüber dem Netzbetreiber gemeinsam über einen einzigen Messpunkt. Zudem kann die EVG auch angrenzende Grundstücke mit einbeziehen, sofern das öffentliche Stromnetz nicht beansprucht wird. 

In Mehrfamilienhäusern und Gebieten mit gemischter Wohn-/Gewerbenutzung sowie bei Industriebetrieben und Spitälern kann mit EVG ein hoher Eigenverbrauchsanteil erreicht werden. Wir erwarten deshalb einen raschen Ausbau solcher Anlagen nach Annahme der ES2050.    

4. Netznutzungstarife
Gestützt auf die heutige Gesetzgebung führen viele Energieversorger für PV-Anlagen über 10 kW Leistungstarife ein, was deren Rentabilität meist massiv reduziert. In der revidierten StromVV sind entscheidende Verbesserungen vorgesehen:
  • Mind. 70% nicht-degressiver Arbeitstarif neu auch für Endverbraucher mit Leistungsmessung
  • Gleichbehandlung von Konsumenten und Prosumenten, Untergrenze für die Bildung separater Kundengruppen bei 15 kVA Anschlussleistung (vorher 10 kVA installierte Leistung). Swissolar verlangt in der Vernehmlassung eine Anhebung auf 40 kVA Anschlussleistung.

Quelle: Swissolar

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Mittwoch, 26. April 2017

Ikea geht mit Alpiq

Helion Solar, ein Unternehmen der Alpiq Gruppe, und IKEA Schweiz erweitern ihre Solarpartnerschaft. Helion Solar ist ab sofort auch für Planung, Verkauf und Montage von Varta Batterien, SolarEdge Wechselrichtern sowie ab Juni von dachintegrierten Solaranlagen zuständig. Die Zusammenarbeit folgt der Strategie von Alpiq, ihre Marktpräsenz in den Energiedienstleistungen weiter auszubauen.
 
Alpiq und IKEA bauen Solarpartnerschaft ausHelion Solar, ein Unternehmen der Alpiq Gruppe, ist seit Mai 2016 Partnerin von IKEA Schweiz für Planung, Verkauf und Montage von schlüsselfertigen, preiswerten und professionell installierten Solaranlagen für Eigenheime und Klein- und Mittelbetriebe. Nun erweitern Helion Solar und IKEA ihre Zusammenarbeit. Ab sofort ist Helion Solar auch für Planung, Verkauf und Montage von Varta Batterien, SolarEdge Wechselrichtern sowie ab Juni von dachintegrierten Solaranlagen zuständig. 

Mit dem Stromspeicher von Varta lässt sich am Tag gewonnener Solarstrom abends nutzen. Die innovative Wechselrichterlösung von SolarEdge steigert die Effizienz von Photovoltaikanlagen bei teilweiser Verschattung der Module. Ab Juni 2017 erweitert IKEA seine Produktpalette ausserdem mit dachintegrierten Anlagen. Das ausgebaute Solarangebot ermöglicht Endkunden eine effiziente, preiswerte Produktion und flexible Nutzung erneuerbarer Energie und bestätigt die zunehmende Bedeutung integrierter, innovativer Konzepte für Smart Homes. Alpiq verfolgt mit dem Ausbau der Kooperation die Strategie, ihre Marktpräsenz in den Energiedienstleistungen weiter auszubauen. 

Die zur Alpiq Gruppe gehörende Helion Solar zielt gemäss eigenen Angaben darauf ab, dank der Partnerschaft eine noch grössere Kundschaft für das Thema Solarenergie zu sensibilisieren und Haushalte beim Einstieg in eine saubere und einfache Art der Stromproduktion zu unterstützen. Des Weiteren bietet die Schweizer Marktführerin ihren Kunden mit der Verknüpfung von Solaranlage, Hausbatterie und Ladestation für E-Fahrzeuge mittels intelligenter Steuerungstechnik ein komplettes Energieeffizienzpaket aus einer Hand an.

Dienstag, 25. April 2017

Weltweit gigantisch gewachsen

Die Internationale Energieagentur hat ihren Bericht zur Entwicklung des Solarstrom-Markts im vergangenen Jahr publiziert. Fazit des Dachverbands Swissolar: Weltweites Wachstum um 50% gegenüber 2015, hauptsächlich getrieben durch China, Amerika und Indien, während in Japan und Europa Rückgänge zu verzeichnen waren. 


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Im vergangenen Jahr wurden weltweit Solarstrom-Anlagen mit einer Leistung von 75 Gigawatt (GW; 2015: 50 GW) neu installiert. Die total installierte Leistung nahm damit in einem Jahr um über 50% zu und hat inzwischen die 300 GW-Marke überschritten. Die Ende 2016 installierten Anlagen produzieren jährlich 375 Milliarden Kilowattstunden, soviel wie 47 AKW von der Grösse Gösgens. Solarstrom liefert damit weltweit 1.8% des Strombedarfs, in Europa etwa 4%. In Honduras stammen bereits 12.5% des Stroms von der Sonne, Griechenland, Italien und Deutschland liegen über 7%. China, Indien und die USA trugen am meisten zum globalen Wachstum bei, aber Schwellenländer wie Südafrika, Chile, Mexiko, Türkei, Thailand und die Philippinen investieren ebenfalls in Solarenergie. In Europa sank der Zubau um 2 GW auf 6 GW. Der grösste Markt innerhalb Europas war wie schon im Vorjahr Grossbritannien, gefolgt von Deutschland. In der Schweiz lag der Zubau 2016 bei rund 250 MW, etwa 25% tiefer als im Vorjahr. Für den fristgerechten Ersatz der bestehenden AKW wäre der jährliche Zubau zu verdoppeln. 

Solarstrom ist unterdessen unschlagbar günstig: Bei Ausschreibungen für grosse Photovoltaikanlagen wurden in verschiedenen Ländern neue Tiefstpreise erzielt. Der bisher tiefste Preis wurde in Abu Dhabi mit 2.4 US-Cent/Kilowattstunde erreicht. In einer gemeinsamen Ausschreibung von Deutschland und Dänemark im Oktober 2016 erhielten Projekte in Dänemark mit einem Preis von 5,38 Euro-Cent pro Kilowattstunde den Zuschlag. Zum Vergleich: Das AKW-Projekt Hinkley Point C in Grossbritannien soll während 35 Jahren einen staatlich garantierten Einspeisetarif von rund 13 Euro-Cent/Kilowattstunde erhalten, der jeweils an die Teuerung angepasst wird.

Download: «Snapshot of Global Photovoltaic Markets 2016» des Photovoltaik-Programms der Internationalen Energieagentur IEA PVPS:
http://www.iea-pvps.org/fileadmin/dam/public/report/statistics/IEA-PVPS_-__A_Snapshot_of_Global_PV_-_1992-2016.pdf

Mehr Informationen bei der Internationalen Energieagentur:
http://www.iea-pvps.org/index.php?id=trends0

Grafik: Entwicklung des jährlichen Zubaus weltweit:
http://www.swissolar.ch/fileadmin/user_upload/Medien/170425_MM_IEA_PVPS_Grafik.png

 

Swissolar vertritt als Branchenverband die Interessen von 600 Verbandsmitgliedern mit rund 7‘000 Arbeitsplätzen der Schweizer Solarenergiebranche in der Öffentlichkeit, der Politik und gegenüber den regulierenden Behörden. Swissolar setzt sich für eine schnell wachsende Nutzung von Solarenergie in der Schweiz ein. Diese wird zur Stromerzeugung, zur Beheizung von Gebäuden sowie zur Warmwasseraufbereitung genutzt. Der Grundstein für den Verband wurde bereits 1978 gelegt. Swissolar zählt damit zu den ersten Solarorganisationen weltweit.


Quelle: www.swissolar.ch

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Sonntag, 23. April 2017

Preis-Sensation an Solarfront

Ein neu am Markt präsenter Solar-General-Unternehmer schickt sich an, den Markt für Solaranlagen in der deutschen Schweiz aufzumischen. Wer sich eines der angebotenen Geschäftsmodelle zu eigen macht, bringt es auf sensationell tiefe Erzeugerpreise von sechs bis zwölf Rappen pro Kilowattstunde. 

Die Bedingungen für eine solare Stromversorgung der Schweiz stellen sich immer besser dar. Hat doch der Wetterdienst Metteotest in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Swissolar in einer neuen Studie ermittelt, dass gegen die Hälfte (!) des hiesigen Stromverbrauchs dank photovoltaischen Anlagen erzeugt werden könnte (bisher war selbst der Fachverband von 20 bis 30 Prozent ausgegangen - Quelle: meteotest.de/photovoltaik.eu - 4/17). Und neben der solaren Verfügbarkeit sind es auch die Preise, die Solarstrom immer attraktiver erscheinen lassen. Sind doch die Kosten für eine hierzulande erzeugte Kilowattstunde (kWh) auf noch vor kurzer Zeit utopisch anmutende sechs bis 18 Rappen gesunken – je nach Berechnungsart. 

Nun ist diese Preisspanne immer noch gross, geschuldet den sehr unterschiedlichen Bedingungen, unter denen Solaranlagen arbeiten. Und selbst die erwähnte obere Preisobergrenze ist nicht überall einzuhalten, je nach Ausrichtung der Anlage und nach baulichen Vorbedingungen (etwa auf Altbauten, deren Dächer für die Errichtung einer PV-Anlage beispielsweise Verstärkungen benötigen oder deren bisheriger Belag entfernt werden muss wie bei einer Dachbegrünung). 

Dennoch – es gibt die Anbieter, die solch günstige Kilowattstunden-Preise budgetieren oder im Rahmen eines Contractings gar auf eigenes Risiko hin offerieren. Zum Beispiel der neu am Markt agierende Zürcher Solar-Generalunternehmer Goldstroem. Wer mit deren Team zusammenarbeitet, kommt nach Angaben des Unternehmens – die kürzlich im Rahmen einer Medienorientierung öffentlich wurden – auf Erzeugerpreise von Solarstrom zwischen sechs und zwölf Rappen pro Kilowattstunde. Und so rechnet Goldstroem:






Quelle: Goldstroem - Vergrössern mit Klick auf Darstellungen !

Bei allen Berechnungen wird die vollständige Nutzung des Solarstroms im Eigenverbrauch vorausgesetzt -  das heisst kein Strom muss zu ungünstigen Bedingungen ins Netz des örtlichen Stromversorgers eingespeist werden. Dann ergeben sich unter obigen Voraussetzungen Kosten von leicht über sechs Rappen pro Kilowattstunde für jene Anlagenersteller, die selbst als Generalunternehmer auftreten (Modell links) und von rund zwölf Rappen für jene, die Erstellung, Finanzierung und Management dem Unternehmen Goldstroem überlassen. 

In beiden Fällen ist der Vorteil von selbst erzeugtem Solarstrom gegenüber herkömmlichem Haushaltstrom eklatant - denn letzterer kostet schweizweit im Durchschnitt 20 Rappen. Im Hochtarif liegt der Preis gar noch deutlich höher. Mit anderen Worten: Schon heute fährt besser, wer sich zum Beispiel mit grösserem Eigenheim, als Genossenschaft mit vielen Wohnungen oder als Gewerbeliegenschaft mit Solarstrom versorgt und diesen selbst nutzen kann. Der Preisvorteil ist zudem bereits so gross, dass der zur Finanzierung einer Batterie ausreicht, die den Eigenverbrauch erst umfassend ermöglicht. Die Nachfrage beim Fachverband Swissolar ergab übrigens, dass diese Berechnungen nicht als völlig abwegig anzusehen sind, wenn auch der tiefste angegebene Erzeugerpreis von sechs Rappen pro Kilowattstunde eher noch Zukunftsmusik darstelle.

Hinweise:  In der Westschweiz ist ein Startup tätig, das unter ähnlichen Voraussetzungen arbeitet (siehe Tages Anzeiger vom 30.5.16). Das Unternehmen Goldstroem stellt für Interessierte ein Rating von Solarmodulen (die rund die Hälfte der Anlagekosten verursachen) zur Verfügung. Eigene Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit einer Solaranlage ermöglicht > Tool von Swissolar !

© Text:  Solarmedia

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Freitag, 21. April 2017

2016: Stromverbrauch stabil

Im Jahr 2016 lag der Stromverbrauch in der Schweiz mit 58,24 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) praktisch auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr (- 0,01%). Die Landeserzeugung (nach Abzug des Verbrauchs der Speicherpumpen) betrug 58,7 Mrd. kWh. Der Stromimportüberschuss lag bei 3,9 Mrd. kWh. 2016 verzeichnet die Schweiz erstmals über das ganze Kalenderjahr einen negativen Aussenhandelssaldo von 145 Millionen Schweizer Franken.

Der Landesverbrauch lag 2016 bei 62,6 Mrd. kWh. Nach Abzug der Übertragungs- und Verteilverluste von 4,4 Mrd. kWh ergibt sich ein Stromverbrauch von 58,239 Mrd. kWh. Das sind 0,01% oder 7 Millionen kWh (entspricht etwa dem Jahresverbrauch von 1`400 Haushalten) weniger als 2015 (58,246 Mrd. kWh). Die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr betrugen -1,2% im ersten, +1,0% im zweiten, -2,8% im dritten und +2,8% im vierten Quartal 2016.

Obwohl wichtige Einflussgrössen (siehe unten) verbrauchssteigernd wirkten, blieb der Stromverbrauch in der Schweiz stabil, da diese durch Effizienzsteigerungen kompensiert werden konnten:
  • Wirtschaftsentwicklung: Das Bruttoinlandprodukt (BIP) nahm 2016 gemäss den ersten provisorischen Ergebnissen um 1,3% zu (Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft, SECO).
  • Bevölkerungsentwicklung: Die Bevölkerung der Schweiz nahm 2016 gemäss den provisorischen Ergebnissen des Bundesamtes für Statistik (BFS) vom 6. April 2017 um 1,1% zu.
  • Witterung: 2016 nahmen die Heizgradtage gegenüber dem Vorjahr um 6,7% zu (siehe Tabelle im Anhang). Da in der Schweiz gegen 10% des Stromverbrauchs für das Heizen verwendet werden, wirkt diese Entwicklung leicht verbrauchssteigernd.
Die Elektrizitätsproduktion (Landeserzeugung) sank 2016 um 6,6% auf 61,6 Mrd. kWh (2015: 66,0 Mrd. kWh). Nach Abzug des Verbrauchs der Speicherpumpen von 2,9 Mrd. kWh ergibt sich eine Nettoerzeugung von 58,7 Mrd. kWh. Im dritten Quartal lag die Landeserzeugung über dem Vorjahreswert (+0,7%), im ersten (-10,6%), zweiten (-1,3%) und vierten Quartal (-16,4%) jedoch unter den entsprechenden Vorjahreswerten.

Die Wasserkraftanlagen (Laufkraftwerke und Speicherkraftwerke) produzierten 8,0% weniger Elektrizität als im Vorjahr (Laufkraftwerke - 0,1%, Speicherkraftwerke - 13,7%). Im Sommer 2016 sank die Produktion der Wasserkraftwerke im Vergleich zum Vorjahr um 2,4% (Laufkraftwerke + 1,4%, Speicherkraftwerke - 6,2%), in den beiden Winterquartalen um 15,4% (Laufkraftwerke - 3,2% resp. Speicherkraftwerke - 21,2%).

Die Stromproduktion der schweizerischen Kernkraftwerke sank um 8,4% auf 20,2 Mrd. kWh (2015: 22,1 Mrd. kWh). Dies ist trotz des Produktionsrekords des Kernkraftwerks Gösgen vor allem auf ausserordentliche Stillstände des Kernkraftwerks Beznau I (ganzjährig) sowie des Kernkraftwerks Leibstadt (September bis Dezember) zurückzuführen. 2016 lag die Verfügbarkeit des schweizerischen Kernkraftwerkparks bei 69,4% (2015: 76,0%). An der gesamten Elektrizitätsproduktion waren die Wasserkraftwerke zu 59,0%, die Kernkraftwerke zu 32,8% sowie die konventionell-thermischen und erneuerbaren Anlagen zu 8,2% beteiligt.

Bei Importen von 38,0 Mrd. kWh und Exporten von 34,1 Mrd. kWh ergab sich 2016 ein Importüberschuss von 3,9 Mrd. kWh (2015: Exportüberschuss von 1,0 Mrd. kWh). Im ersten und im vierten Quartal (Winterquartale) importierte die Schweiz per Saldo 8,2 Mrd. kWh (2015: 3,3 Mrd. kWh), im zweiten und dritten Quartal exportierte sie per Saldo wie im Vorjahr 4,3 Mrd. kWh. Der Erlös aus den Stromexporten betrug 1'387 Mio. Franken (4,09 Rp./kWh). Für die Importe fielen Ausgaben von 1'532 Mio. Franken an (4,04 Rp./kWh). Somit ergab sich im 2016 erstmals für die Schweiz ein negativer Aussenhandelssaldo von 145 Mio. Franken (2015: positiver Aussenhandelssaldo von 234 Mio. Franken).

Quelle:  http://www.bfe.admin.ch

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Mittwoch, 19. April 2017

Jetzt kommen MW-Speicher

Das passt gut zur aktuellen Diskussion über die Energiestrategie 2050: Wird doch immer wieder die fehlende Speichermöglichkeit für Solar- und Windstrom als Argument gegen die Strategie (und für das Abstimmungsreferendum) angeführt. Abgesehen davon, dass die Schweiz mit den bestehenden Speicherseen bereits vergleichsweise gute Voraussetzungen bietet, schreitet die technische Entwicklung rasant voran - bis hierzulande die Notwendigkeit der Speicherung von Solar- und Windstrom akut ist, werden ausreichende Technologien vorhanden sein. Dazu passend die Meldung der Solarplattform pv-magazine.de über einen neuen Megawatt-(MW)-Speicher.


Das System besteht aus vier Container-Speicherlösungen des Berliner Unternehmens Younicos und sorgt unter anderem für eine effiziente Integration von Solarstrom ins örtliche Netz. Ein Microgrid für gewerbliche und industrielle Anwendungen soll für mehr Netzstabilität und Versorgungssicherheit sorgen. Younicos hat den Lithium-Ionen-Speicher für Panasonic in Betrieb genommen. 

Das System bestehe aus vier Container-Lösungen „Y.Cubes“ eine Leistung von einem Megawatt und eine Kapazität von zwei Megawattstunden, teilte der Berliner Speicherpionier am Dienstag mit. Für mehr Netzstabilität und Versorgungssicherheit habe Younicos dabei gemeinsam mit dem japanischen Elektronikkonzern und dem in Colorado heimischen Energieversorger Xcel Energy ein Microgrid für gewerbliche und industrielle Anwendungen realisiert. Die Speicherlösung optimiere die Nutzung des Solarstroms aus einer 1,6-Megawatt-Dachanlage sowie einer 259-Kilowatt-Anlage in unmittelbarer Nähe der Pena Station Next in Denver. Neben einer effizienten Integration des Solarstrom ins Netz von Xcel Energy leiste der Speicher noch weitere Dienstleistungen, unter anderem Frequenzregulierung, Glättung von Einspeisespitzen, Energiearbitrage und Back-up-Power.

Die Umsetzung des Projekts werde den praktischen Nutzen des neuen Plug-and-Play-Speichersystems von Younicos demonstrieren, sagt Stephan Prince, Vorstandschef des Berliner Unternehmens. Die Projektpartner seien von den Vorteilen des Photovoltaik+Speichersystems für verschiedene Anwendungsbereiche überzeugt. „Das PV-plus-Storage-System steht im Zentrum einer neuen intelligenten und vor allem nachhaltigen Entwicklung, sowohl auf dem 400 Hektar großen Panasonic-Gelände selbst als auch für ganz Denver“, so Jamie Evans, Geschäftsführer der Energy Solutions Group bei Panasonic Enterprise Solutions Company. Ende Oktober 2016 hatten Younicos und Panasonic die Umsetzung des Projekts am US-Firmensitz des japanischen Konzerns angekündigt.

Quelle: pv-magazine.de

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Dienstag, 18. April 2017

2017 rund 85 Gigawatt-Zubau

Die Analysten gehen nun auch in diesem Jahr von einer weiter wachsenden Photovoltaik-Nachfrage aus. Der Zubau neuer Photovoltaik-Anlagen könnte sich gegenüber 2014 verdoppeln. Der Weltmarkt wird dabei erneut von China getrieben, wie die Solarplattform pv-magazine.de schreibt.

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GTM Research erwartet für dieses Jahr eine Photovoltaik-Nachfrage von 85,4 Gigawatt weltweit, wie aus dem jüngsten „Global Solar Demand Monitor“ hervorgeht. Dies wäre mehr als eine Verdoppelung des Photovoltaik-Weltmarktes von 2014. Nach den zunächst pessimistischeren Annahmen, dass die weltweite Nachfrage in diesem Jahr schrumpfen könnte, sei das Wachstum nun hauptsächlich auf den höheren Zubau in China zurückzuführen. Dort würden in diesem Jahr nach 34 Gigawatt im Vorjahr wohl etwa 30 Gigawatt zugebaut.

Im vergangenen Jahr lag der Photovoltaik-Weltmarkt bei etwa 78 Gigawatt. GTM Research war zunächst von einem Rückgang in diesem Jahr um sieben Prozent ausgegangen und hat dies nun in ein weiteres Wachstum um 9,4 Prozent korrigiert. Bis 2022 gehen die Analysten von weiteren jährlichen Wachstumsraten von 5,3 Prozent aus. Damit würde der Weltmarkt dann eine Photovoltaik-Nachfrage von 110 Gigawatt übersteigen.


„China ist ein historisch gesehen schwierig zu verfolgender Markt wegen der ‚unberechenbaren Launen‘ der Nationalen Energiebehörde NEA“, sagt GTM-Research-Analyst Benjamin Attia. Wegen der Kürzung der Solarförderung zur Jahresmitte 2016 habe es im vergangenen Jahr vor allem zu Beginn eine riesige Nachfrage und bis dahin einen Zubau von 22 Gigawatt Photovoltaik-Leistung gegeben. Auch in diesem Jahr sei eine neue Kürzungsrunde der Einspeisetarife erwartet worden, doch NEA habe nun höhere Vergütungssätze ausgegeben.

Was in China passiere, treffe die komplette Solarindustrie weltweit, auch weil die chinesischen Photovoltaik-Hersteller einen erheblichen Anteil repräsentierten. Dies bedeute, dass die politischen Unsicherheiten, die durch NEA hervorgerufen würden, ein potenziell destabilisierender Faktor für das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage weltweit seien.  „Die Konzentration und Unberechenbarkeit der Nachfrage auf Quartalsniveau, die durch die Unsicherheit in China getrieben wird, stellt für den Markt ein Risiko für instabile Modulpreise dar und könnte Leerlauf für Anbieter wegen überfüllter Lager bedeuten, die die künftige Bankability der Wertschöpfungskette gefährdeten“, heißt es in dem Bericht von GTM Research weiter.

Wie schon im Vorjahr erwarten die Analysten, dass auch in diesem Jahr der Photovoltaik-Weltmarkt neben China, von den USA, Japan und Indien dominiert wird. Die vier Länder würden voraussichtlich 73 Prozent der weltweiten Nachfrage auf sich vereinen. Indien werde dabei Japan als drittgrößten Photovoltaik-Markt ablösen. Für Deutschland und Großbritannien geht GTM Research dagegen von Nachfragerückgängen aus, während Mexiko, Frankreich, Australien und einige arabische Länder ihren Marktanteil erhöhen könnten. „Es ist nun möglich, dass in vielen Ländern Photovoltaik wettbewerbsfähig wird, ohne dass sie überhaupt einen heimischen Solarmarkt haben“, so Attia weiter. Es sei aber unklar, ob es nachhaltig sei, wenn es keine heimische Solarindustrie oder regelmäßige Photovoltaik-Ausschreibungen gebe.

Zum aktualisierten Ausblick heißt es, dass von 2017 auf 2018 der Photovoltaik-Weltmarkt um weniger als ein Prozent wachsen werde. Für 2019 gingen die Analysten dann aber wieder von einem deutlichen Anziehen aus, da zuvor ausgeschriebene Photovoltaik-Projekte vermehrt realisiert würden und bei Märkte erwartet würden.  Die weitere globale Marktentwicklung hingen auch von den sinkenden Kosten ab. Für dieses Jahr erwartet GTM Research, dass der erste Solarstrom-Abnahmevertrag für 2,0 US-Dollarcent pro Kilowattstunde oder sogar noch darunter unterzeichnet werde; wahrscheinlich in Saudi-Arabien. „Aber diese superniedrigen Preise werden noch nicht die Regel sein. Wir sehen nicht, dass die ultrageringen Gebote ein langfristiger nachhaltiger Trend sind“, so Attia weiter. Sie seien nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen wie günstige Finanzierung, Projektgröße, langfristige Realisierungszeiträume oder kostenloses Land möglich. Es müsse sich erst noch zeigen, ob sich Projekte zu diesen gebotenen Kosten lohnten. Für 2018 gehe GTM daher von der Stabilisierung der Gebotspreise für Photovoltaik-Anlagen aus.

Quelle: pv-magazine.de

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Freitag, 14. April 2017

Ist die Energiewende unsozial? WoZ treibt es mit der SVP

«Sozial ist diese Wende nicht» verunsichert WoZ-Redaktionsleiterin Susan Boos in der neuesten Ausgabe der Wochenzeitung die Leserschaft in ihrer Haltung zur Energieabstimmung. Mit vielen Zahlen wird da versucht die These zu untermauern, doch das endet als Schlag ins Wasser – und als unfreiwilliger Sukkurs für die einzige namhafte Gegnerin der Energiestrategie, die SVP.

Landeten am gleichen Tag in den Schweizer
Briefkästen: SVP-Abstimmungspropaganda
und neueste WoZ mit Wendekritik
(Bild: Guntram Rehsche)
Verwundert rieb sich am Gründonnerstag wohl so manche(r) die Augen, als er oder sie einerseits die neueste WoZ und andererseits gleichzeitig die Propagandazeitung  der Schweizerischen Volkspartei zur Energieabstimmung vom 21. Mai aus dem Briefkasten fischte. Worauf letztere zielt, ist aufgrund der nun schon lange rollenden PR-Maschinerie der SVP schnell einmal klar. «3200.- Franken mehr bezahlen... und erst noch kalt duschen?» titelt das Machwerk, das wie üblich bei dieser Partei in der Schublade Fake News abzulegen ist. Weitere Schlagzeilen wie «Zurück in die Steinzeit», «Attacke auf den Mittelstand», «Deutsche Energiewende ist ein Desaster» erübrigen die vertiefte Lektüre – da haben Ewig-Gestrige, Verblendete, Technologie-Aphobe gemeinsam ihr Süppchen gekocht. Unbefleckt von der Einsicht, dass erstens in der Schweiz auch ein grosser Teil der Wirtschaft die Vorlage zur Energiestrategie 2050 befürwortet – und dass zweitens (ein Blick über die Grenze schadet bekanntlich nicht immer) weltweit die Erneuerbaren Energien ihren Siegeszug längst angetreten haben und die Schweiz droht, ins Abseits zu geraten.
So weit so gut – doch nach der kurzen Lektüre des Abstimmungspamphlets kommt dann bei der Sichtung der Wochenzeitung der eigentliche Schlag in die Magengrube. Redaktionsleiterin Susan Boos stellt da folgende Rechnung an (WoZ vom 13.April 2017 «Sozial ist diese Wende nicht»): Erstens erhöhe sich mit Annahme der Energiestrategie der CO2-Zuschlag auf Heizöl um 150 Millionen Franken – und zweitens nehme die Stromabgabe mit dem um 0,8 Rappen pro Kilowattstunde erhöhten Aufschlag um 450 Millionen zu. Und diese erhöhten Beiträge würden auf dem Buckel der MieterInnen und allgemein der ärmeren Bevölkerungsschicht erhoben – mithin sei die Energiewende unsozial. Doch hält diese Feststellung einer genaueren Untersuchung stand? Das Fazit vorweg: Nein, die Energiewende nach Schweizer Art ist keinesfalls unsozial. Richtig schreibt Boos zwar, der erhöhte Stromzuschlag komme der Wirkung der Mehrwertsteuer gleich. Doch genausowenig, wie Mehrwertsteuerprozente für die AHV unsozial sind, ist es eben ein Stromzuschlag, der langfristig zu einer Energiewelt ohne fossile Brennstoffe und verbesserter Umwelt führt – und der gerade auch ärmeren Bevölkerungsschichten zugute kommt. Das lässt sich nur schwer in Zahlen quantifizieren – aber es war doch schon immer so, dass ärmere Menschen schlechteren Umweltbedingungen weniger ausweichen können als reichere – die sich etwa Wohnorte mit geringeren Schadstoffemissionen leisten können.

Vollends daneben ist die Feststellung einer unsozialen Wirkung mit Bezug auf die Subventionen für bessere Energiemassnahmen beim Gebäudebestand. Denn erstens sind MieterInnen in der Schweiz bei einem Mieteranteil von insgesamt rund 60 Prozent in vielen Fällen GenossenschaftsmieterInnen (vor allem die einkommensschwächeren – fünf bis zehn Prozent aller Wohnungen), zweitens gibt es schweizweit durchaus geringverdienende HausbesitzerInnen und wie schon oben gilt wieder das Argument, dass von Umweltverbesserungen die sozial schwächeren durchaus profitieren.

Der WoZ-Artikel erweckt den Eindruck, da werden mit der Energiestrategie 2050 jährlich 600 Millionen Franken nach oben umverteilt. Bei genauerer Betrachtung dürfte dieser Betrag viel geringer sein –die unsoziale Wirkung kaum bestehen. Gilt schliesslich noch, dass neben der Schützenhilfe für die SVP eine wirksame Sozialpolitik doch bitte bei den bedeutenden sozialen Instrumenten eingefordert wird, also in erster Linie in der Sozial- und Krankenversicherung. Eine, was auch der WoZ-Artikel zugesteht, sinnvolle Umweltpolitik (wegen kaum vorhandener sozialer Misswirkungen) aber abzulehnen, ist in der aktuellen politischen Situation nichts als fehlgeleitete Propaganda respektive unerfreuliche Schützenhilfe für die SVP – da mag das zeitgleiche Erscheinen unerwünschter Zufall sein.

© Text und Bilder:  Solarmedia

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Mittwoch, 12. April 2017

Bald wieder: Tage der Sonne - im Zeichen der Abstimmung

Vom 5. bis 14. Mai finden schweizweit die „Tage der Sonne“ statt: Firmen, Hausbesitzerinnen, Gemeinden, Architekten und Energiestädte veranschaulichen anhand von Sonnenenergie-Projekten, wie die Energiewende in der Schweiz gelingen kann. 

Schon in früheren Jahren stiessen die
Tage der Sonne jeweils auf grosses Interesse, vor allem
dank ihrer Ausrichtung auf die praktische Anwendung
Alle Veranstaltungen werden von Gemeinden und Energiestädten, Solarfirmen, ArchitektInnen, Energieversorgern, Schulen und Privaten organisiert. Jede Veranstaltung wird individuell gestaltet. Vom Tag der offenen Tür, über Projektwochen, Informationsständen in Städtezentren bis hin zu Spielsolarmobil-Rennen ist alles zu sehen. Alle Anlässe finden sich im Veranstaltungskalender der Tage der Sonne 2017. 

Eckdaten:
Datum:                                            05.05.2017 – 14.05.2017
Ort:                                                  ganze Schweiz
Schweizweite Veranstaltungen zur Sonnenenergie
Auskunft / Veranstalter: Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie SSES
Aarbergergasse 21, 3011 Bern | Tel: +41 31 313 34 32
http://www.tagedersonne.ch/
news@tagedersonne.ch

Die Tage der Sonne finden im 2017 zum 14. Mal statt. Sie werden von der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES koordiniert. Jede Veranstaltung wird von den jeweiligen Organisatoren individuell gestaltet. Die SSES steht den Veranstaltern jedoch mit Rat, Tat und Material zur Seite.

Spezialveranstaltung Nacht der Sonne 2017 oder Sonnenstrom auch in der Nacht: An der «Nacht der Sonne» vom 5. Mai wird gezeigt, wie Sonnenstrom nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht genutzt werden kann. 

Auf dem Helvetiaplatz in Bern können sich die Besucherinnen und Besucher informieren, mit einem Solarbier auf das Gelingen der Energiestrategie 2050 anstossen und sich mit Solarenergie-Expertinnen und -Experten austauschen. Ab 18.00 Uhr wird das Thema in verschiedenen Vorträgen im Hodler-Saal des Alpinen Museums vertieft. Der gesamte Anlass ist öffentlich und kostenfrei.
Datum:                     05.05.2017
Ort:                          Alpines Museum der Schweiz, Helvetiaplatz 4, 3005 Bern
Hinweis:                  Startanlass zu den schweizweit stattfindenden Tagen der Sonne 2017 in Bern
Veranstalter:            Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie SSES | Aarbergergasse 21 3011 
Tel:                         +41 31 313 34 32
E-Mail:                   news@tagedersonne.ch
Quelle:                   http://www.tagedersonne.ch/

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Dienstag, 11. April 2017

Grosses Potential der Windenergie in der Schweiz

„Windenergie ist eine sichere, saubere und technisch ausgereifte Technologie“, erklärte Benoît Revaz, Direktor des Bundesamts für Energie (BFE), an der Windenergietagung vom 4.4.17. „Sie hat von allen Erneuerbaren das grösste Wachstumspotenzial“, führte er aus. Der vom BFE erstellte Windatlas zeige, dass die Potenziale sogar noch höher seien als bisher angenommen. 

„Wir haben im Windbereich schon viel erreicht“, erklärte Karl Vogler, Vizepräsident und Nationalrat, der die Windenergietagung führte, „doch wir müssen rasch mehr machen!“ Er stelle fest, dass insbesondere ältere Menschen der Windenergienutzung kritisch gegenüber stünden. „Die Jungen sehen die Entwicklung mehrheitlich positiv“, erklärte er den rund 170 Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmern.


„Produktion, Verbrauch und Speicherung von Energie verschieben sich klar von zentral zu dezentral“, erklärte Benoît Revaz, Direktor des BFE.
„Produktion, Verbrauch und Speicherung von Energie
verschieben sich klar von zentral zu dezentral“,
erklärte Benoît Revaz, Direktor des BFE
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„Im Moment werden intensive Gespräche geführt, um den Guichet Unique aufzubauen“, erklärte Markus Geissmann, Bereichsleiter Windenergie beim BFE. „Ziel ist es, dass die Verfahren von Windenergieprojekten nach Möglichkeit schneller und einfacher ablaufen.“ Bezüglich des nationalen Interesses für Windenergieprojekte in geschützten Landschaften berichtete er, dass in der laufenden Vernehmlassung insbesondere die Grenze von 10 GWh beanstandet würde. „Die Umweltverbände möchten diese heraufsetzen.“. „Zudem gibt es im neuen Energiegesetz gleichzeitig zwei neue Verschärfungen: Biotope, Moore und Moorlandschaften sind für Windenergieanlagen tabu.“ Der Bau in geschützten Landschaften sei aber nur nach einer Interessenabwägung möglich!

Moore und Moorlandschaften sowie Biotope sind für Windenergieanlagen tabu. Bei Inventaren gemäss Artikel 6., zum Beispiel BLN-Gebieten, ist eine Interessensabwägung möglich. Grafik: BFE

Moore und Moorlandschaften sowie Biotope sind für Windenergieanlagen tabu. Bei Inventaren gemäss Artikel 6., zum Beispiel BLN-Gebieten, ist eine Interessensabwägung möglich. Grafik: BFE
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„Ab 2022 können keine weiteren Anlagen mehr in die Einspeisevergütung aufgenommen werden und trotz höherem Kostendeckel bleiben die Fördermittel knapp“, berichtete Laura Antonini, die im BFE im Bereich Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) arbeitet. Hauptsächlich Springer-Anlagen, sprich baureife Anlagen mit 2. Projektfortschrittsmeldung, hätten noch eine Chance in die Förderung zu kommen. Indes müssten alle KEV-Anlagen ab dem 1.1.19 ihren Strom selber vermarkten (siehe Tabelle). „Der Strompreis, den Anlagebetreiber in der Direktvermarktung erzielen, setzt sich einerseits aus einem Referenz-Marktpreis zusammen, der einmal im Quartal von uns erhoben wird. Andererseits ist es der Preis, den die Anlagebetreiber vertraglich mit einem Stromabnehmer vereinbaren.“ Laura Antonini verwies darauf, dass der Preis in der Regel in der Höhe des heutigen KEV-Tarifs liege: „Es ist aber auch möglich, dass gewisse Anlagen einen höheren Preis erzielen werden!“


Bei der Direktvermarktung setzt sich der Preis aus einer Referenzprämie und einer Einspeiseprämie zusammen.

Bei der Direktvermarktung setzt sich der Preis aus einer Referenzprämie und einer Einspeiseprämie zusammen.
Skyguide: „Kontaktieren Sie uns so früh wie möglich!“„Das Kompetenzzentrum Windenergie von Skyguide zählt fünf Experten“, erklärte Matthias Fries, technischer Experte bei Skyguide. „Einerseits ist die Windenergienutzung für uns ein Thema, weil die Anlagen mit rund 230 Meter Höhe für die Flugsicherheit von Bedeutung sind. Andererseits können sie unsere Radars und Sicherheitssysteme beeinflussen.“ Zum Beispiel die Kommunikation mit den Piloten oder die Flugleitsysteme. „Viele Probleme sind jedoch lösbar“, erklärte der Skyguide-Experte: „Wichtig ist allerdings, dass Sie uns als Projektentwickler und Behörden so früh wie möglich kontaktieren!“ „Wir durchlaufen eine positive Entwicklung zu Gunsten der Windenergie“, erklärteCatherine Huguenin, Facilitiy Managerin bei Skyguide. Dieses Jahr werde das erste Seminar zum Thema Windenergie und Luftfahrt durchgeführt. „Zudem investieren wir 15 Millionen Franken in Radare, die besser mit Windenergieanlagen kompatibel sind.“ Es gebe auch einen regen Austausch zum Thema mit Deutschland, Österreich, Frankreich und Dänemark. Die Luftsicherheit müsste weltweite Standards erfüllen, Details könnten jedoch auch national geregelt werden.


Nutzen teilen„Die Voruntersuchungen zu einem möglichen Atomendlager haben den erneuerbaren Energien in der Ostschweiz Schub verliehen“, erklärte Andrea Paoli, Leiterin der kantonalen Energiefachstellen Thurgau und Schaffhausen. 76% der Ostschweizer sind für die Entwicklung von Windenergieanlagen in ihrer Gegend; dies habe eine Umfrage der Hochschule St. Gallen gezeigt. Schaffhausen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 über 10% Windenergiestrom zu verfügen. Vier Standorte wurden eruiert. „Zwei davon sind Waldstandorte“, führte Andrea Paoli aus. Im Kanton Schaffhausen wurden achte Gebiete ausgeschieden. „Sehr wichtig ist, dass wir den Nutzen, den die Windenergie bringt, auch teilen“, ist Paoli überzeugt. Darum sei im Kanton Schaffhausen vorgesehen, dass nicht nur die Landeigentümer entschädigt würden, sondern auch alle, die die Anlagen sehen würden.

Befürworter-Gruppe früh aufbauen!„Wir sind als Solargenossenschaft mit dem Windpark And/Ans insbesondere gescheiter, weil uns die Bevölkerung einerseits nicht geglaubt hatte, dass die von uns errechnete Rendite von rund sechs bis sieben Prozent möglich ist und weil wir andererseits nicht früh genug eine Befürworter-Gruppe für unser Projekt aufgebaut haben“, erklärte Bruno Dürr, der als Geschäftsführer der Solargenossenschaft Liechtenstein zu den Initiatoren des Windparks And/Ans gehörte. Die Realisierung des Windparks wurde bei einer Konsultativabstimmung mit 65% abgelehnt. Schade, der Standort verfügt mit 7 Metern pro Sekunde über idealste Bedingungen. Alte Querelen zwischen der Bürgergenossenschaft und der politischen Gemeinde beeinflussten die Abstimmung ebenfalls. Zudem gelang es den Projektgegnern, Emotionen mit der Brandgefahr zu schüren, da es vor Ort einmal einen vom Militär ausgelösten Waldbrand gab. „Sicher hat uns auch geschadet, dass wir zuerst Windmessungen durchgeführt und erst danach über unser Projekt informiert haben“, zählte Bruno Dürr die Punkte auf, die hätten besser laufen können.

68% stimmen für Eoljoux
„Der Windpark Eoljoux mit sieben Anlagen, der dereinst genügend Strom für das ganze Vallée de Joux produzieren soll, wurde nicht von einem Projektentwickler initiiert, sondern von den Gemeinden des Tals selber“, erklärte Laurent Reymondin, Gemeinderat von Le Chenit und Direktor von Eoljoux. Im Rahmen der Fertigstellung der Nutzungsplanung hat die Gemeinde ein freiwilliges Referendum durchgeführt: „Uns schien es wichtig, dass wir dieses selber initiieren und eine Abstimmung nicht aufgrund einer Unterschriftensammlung von Windgegnern zustande kam.“ 10 Jahre hat die Projektentwicklung bereits gedauert und Eoljoux hat jährlich an einem Informationsanlass darüber berichtet. Im Vorfeld der Abstimmung hat die Gemeinde die Befürworter mit Plakaten, Bannern und Aufklebern sowie die Presse mit sachlichen Informationen versorgt. „Zudem haben wir eine Veranstaltung durchgeführt, bei der Professor Christophe Ballif, eine Koryphäe im Bereich Photovoltaikforschung, der aus dem Tal stammt, referierte und der Film „Tomorrow“ gezeigt wurde.“ Obwohl die Windpark-Gegner einen sehr intensiven Abstimmungskampf mit dicken Broschüren an alle Haushalte und viel Präsenz in den lokalen Medien geführt hatten, entschied sich die Gemeinde Le Chenit am 25. September 2016 für den Windpark.


Der geplante Windpark Eoljoux, der das ganze Vallée de Joux inklusive der Industrie mit Strom versorgen könnte. Bild: Eoljoux

Der geplante Windpark Eoljoux, der das ganze Vallée de Joux inklusive der Industrie mit Strom versorgen könnte. Bild: Eoljoux
Die kreisenden Göttinnen des Windes
Der Autor Pinot Dietiker lockerte die technische Tagung mit einem literarischen Beitrag über die Eolinnen auf dem Sonnenberg auf. „Ich bin im Atomkanton Aargau aufgewachsen und habe bereits in meiner Schulzeit zweimal ein AKW besucht. Daher habe ich mich schon früh mit der Frage beschäftigt, ob es auch Technologien der Stromerzeugung gibt, bei der es keine Jodtabletten braucht!“ erklärte der Literat seine Motivation, über die „kreisenden Göttinnen des Windes“ zu schreiben, die „Riesinnen, die ihre Arme gelassen und entschlossen durch die Luft bewegen und leiser sind als die Kuhglocken auf dem Sonnenberg.“ 


Quelle: suisse éole

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Montag, 10. April 2017

Mehr Investitionen nötig

Die weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energien werden von den Geldflüssen in klimaschädliche, fossile Energien immer noch weit in den Schatten gestellt. Darüber kann auch die zunehmende Attraktivität der Energiewende in der Finanzwelt nicht hinwegtäuschen. 

Laut Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) liegen allein die jährlichen Investitionen in fossile Erdöl- und Gasförderung mehr als doppelt so hoch wie die Investitionen in Erneuerbare Energien. „Das Umlenken von Geldströ­men von fossilen in die Erneuerbare Energien muss rasch an Fahrt gewin­nen, wenn wir die globalen Klimaschutzziele erreichen wollen“, mahnt der Geschäftsführer der deutschen Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Philipp Vohrer.  

Weltweit suchen Investoren nach Anlagen und immer noch sind dies häufig Ölfirmen. Das zeigt eine AEE-Auswertung zu den sechs großen Mineralölfir­men Shell, Exxon Mobile, BP, Chevron, Total und Conoco. Im Zuge des Ölpreis­verfalls sanken die Gewinne dieser Unternehmen deutlich. So fiel der kumu­lierte Vorsteuergewinn der sechs Ölmultis von knapp 200 Mrd. $ im Jahr 2013 auf 18,5 Mrd. $ im Jahr 2015, um sich 2016 auf 10,8 Mrd. $ zu verringern. Trotzdem verfügen die Unternehmen aktuell an der Börse Frankfurt immer noch über eine Marktkapitalisierung von mehr als 990 Mrd Euro. Zum Ver­gleich: 2016 sanken die Investitionen in Erneuerbare Energien-Anlagen auf knapp 242 Mrd. $. Das lag an Kostensenkungen, aber auch an einer Verlang­samung des Ausbautempos in einigen wichtigen Staaten, wie aus einem Bericht des UNEP und Bloomberg New Energy Finance hervorgeht. Hingegen hatten die Investitionen in die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen 2015 mehr als 580 Mrd. $ erreicht. „Die Relationen zeigen, dass der Ausstieg aus fossilen Investments, das Divestment, intensiviert werden muss“, fordert Vohrer. Die Europäische Union habe hierzu mit ihrer 2017 in Kraft getretenen überarbeiteten Richtlinie zu Pensionsfonds (IOPR II) einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan. 

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Laut Berechnungen der IEA sind bis 2050 weltweit Investitionen in Höhe von 3.500 Milliarden US-Dollar pro Jahr notwendig, um mit hoher Wahrscheinlich­keit die Erderhitzung auf weniger als 2°C zu begrenzen. Ansätze von Unter­nehmen der traditionel­len Energiewirtschaft, aus klimaschädlichen Aktivitäten aus- und auf Erneuer­bare Energien umzusteigen, sind ermutigend, aber nicht ausreichend. So gab der EU-Verband der Stromwirtschaft Eurelectric diese Woche bekannt, seine Mitglieder wollten ab 2020 nicht mehr in Kohlekraftwerke investieren. Dass die polnischen und griechischen Unternehmen dieser Absichtserklärung ausdrücklich nicht folgen, zeigt die Problematik solch freiwilliger Vereinbarun­gen. „Damit Unternehmen aus der Öl- und Kohlewirtschaft endlich ihr Ge­schäftsmodell nachhaltig ändern, brauchen wir ein ehrliches Preisschild auf die Umwelt- und Klimaschäden der fossilen Energiewirtschaft. Dazu benötigen wir eine CO2-Bepreisung, die Marktsignale setzt“, fordert Vohrer. 


Quelle: Deutsche  Agentur für Erneuerbare Energien

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Samstag, 8. April 2017

Kombination aus Bioenergie und Solarwärme macht unabhängig

Die derzeit größte Solarthermieanlage im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz versorgt die beiden Ortsgemeinden Neuerkirch und Külz. Auf einer Fläche von zwei Handballfeldern nutzen Vakuumröhrenkollektoren Sonnenenergie zur Wärmeproduktion. Zwei Holzhackschnitzelkessel erzeugen Wärme. Diese gelangt über ein sechs Kilometer langes Nahwärmenetz zu den Abnehmern.

Für das interkommunale Wärmeprojekt zeichnet die Agentur für Erneuerbare Energien die beiden Ortsgemeinden Neuerkirch und Külz als Energie-Kommunen des Monats aus. „Das kommunale Wärmekonzept ist vorbildlich, weil die Kombination zweier regenerativer Wärmetechnologien zwei Ortschaften versorgen und es so gelingt, pro Jahr über 300.000 Liter Heizöl einzusparen“, erklärt Nils Boenigk, stv. Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.
 
Külz und Neuerkirch sind zwei von 31 eigenständigen Ortsgemeinden, die der Verbandsgemeinde Simmern/Hunsrück im Rhein-Hunsrück-Kreis angehören. In beiden Gemeinden werden seit September 2016 rund 140 Haushalte sowie die Dorfhalle über ein Nahwärmenetz mir regenerativer Wärme aus zwei Holzhackschnitzelkesseln und einer solarthermischen Anlage versorgt. „Der Einsatz der Solarwärme schont die lokalen Biomassepotentiale und ermöglicht, dass diese effektiv genutzt werden können“, sagt Volker Wichter, Ortsbürgermeister von Neuerkirch. 

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Vakuumröhrenkollektoren nutzen Sonnenenergie
zur Wärmeerzeugun
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Quelle: Verbandsgemeindewerke Simmern

Der Impuls für die Umstellung der Wärmeversorgung auf Erneuerbare Energien ging von den Bürgern der jeweiligen Ortsgemeinde aus. „Ziel der sehr regen Arbeitsgruppen in den beiden Orten war und ist es, die solidarische und lebendige Dorfgemeinschaft zu fördern“, sagt Bernd Ries, Ortsbürgermeister von Külz. „Der Nahwärmeverbund ist Bestandteil einer ganzheitlichen Philosophie.“ Es war Konsens in Külz und Neuerkirch, die Wärmeerzeugung überwiegend mit regenerativen Energieträgern zu gewährleisten, und damit fossile Brennstoffe wie Erdöl und Flüssiggas zu ersetzen. Weil sich durch den Zusammenschluss der beiden Gemeinden der zu deckende Wärmebedarf vergrößerte, wurde die Kombination von Solarwärme und Holzenergie schließlich eine wirtschaftliche Option. Volker Wichter ist, genau wie Bernd Ries, sehr stolz auf das Nahwärmeprojekt: „In Neuerkirch werden aktuell lediglich noch fünf von 105 Häusern rein fossil beheizt. Die Klimaschutzziele des Bundes für den Wärmebereich für das Jahr 2050 sind in diesem historisch gewachsenen Ort, der durch alte Fachwerkhäuser geprägt wird, bereits heute erreicht. Dies zeigt, was machbar ist, wenn der Wille vorhanden ist.“ 

Die Solarwärmeanlage erzeugt jährlich rund 650.000 Kilowattstunden Wärme und deckt damit rund 20 Prozent des gesamten jährlichen Wärmebedarfs der angeschlossenen Haushalte von rund 3.100 Megawattstunden. Im Sommer reicht die Solarenergie aus, um 100 Prozent des Wärmebedarfs zu decken. 

Die Errichtung und den Betrieb von Anlagen und Netz haben die Verbandsgemeindewerke Simmern, die Eigenbetriebe der Verbandsgemeinde Simmern/Hunsrück, übernommen. Für die Realisierung des Nahwärmeprojektes investierten sie rund fünf Millionen Euro, die vorwiegend als Auftragsvolumen für regionale Unternehmen verausgabt wurden. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und Rheinland-Pfalz haben das Projekt finanziell gefördert.

Ein ausführliches Online-Portrait zum Nahwärmeprojekt in Neuerkirch und Külz findet sich auf www.kommunal-erneuerbar.de/de/energie-kommunen/energie-kommunen/neuerkirch-und-kuelz.html
 
Welche Vorteile die Kombination von Wärme aus Solar- und Bioenergie hat, zeigt die neue AEE-Publikation „Solarenergie und Biomasse: Wenn die Sonne doppelt wärmt“. www.unendlich-viel-energie.de/mediathek/hintergrundpapiere/solarenergie-und-biomasse-wenn-die-sonne-doppelt-waermt

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