„Wir haben im Windbereich schon viel erreicht“, erklärte Karl Vogler, Vizepräsident und Nationalrat, der die Windenergietagung führte, „doch wir müssen rasch mehr machen!“ Er stelle fest, dass insbesondere ältere Menschen der Windenergienutzung kritisch gegenüber stünden. „Die Jungen sehen die Entwicklung mehrheitlich positiv“, erklärte er den rund 170 Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmern.
„Produktion, Verbrauch und Speicherung von Energie verschieben sich klar von zentral zu dezentral“, erklärte Benoît Revaz, Direktor des BFE Bild vergrössern mit Klick auf dieses! |
Nutzen teilen„Die Voruntersuchungen zu einem möglichen Atomendlager haben den erneuerbaren Energien in der Ostschweiz Schub verliehen“, erklärte Andrea Paoli, Leiterin der kantonalen Energiefachstellen Thurgau und Schaffhausen. 76% der Ostschweizer sind für die Entwicklung von Windenergieanlagen in ihrer Gegend; dies habe eine Umfrage der Hochschule St. Gallen gezeigt. Schaffhausen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 über 10% Windenergiestrom zu verfügen. Vier Standorte wurden eruiert. „Zwei davon sind Waldstandorte“, führte Andrea Paoli aus. Im Kanton Schaffhausen wurden achte Gebiete ausgeschieden. „Sehr wichtig ist, dass wir den Nutzen, den die Windenergie bringt, auch teilen“, ist Paoli überzeugt. Darum sei im Kanton Schaffhausen vorgesehen, dass nicht nur die Landeigentümer entschädigt würden, sondern auch alle, die die Anlagen sehen würden.
Befürworter-Gruppe früh aufbauen!„Wir sind als Solargenossenschaft mit dem Windpark And/Ans insbesondere gescheiter, weil uns die Bevölkerung einerseits nicht geglaubt hatte, dass die von uns errechnete Rendite von rund sechs bis sieben Prozent möglich ist und weil wir andererseits nicht früh genug eine Befürworter-Gruppe für unser Projekt aufgebaut haben“, erklärte Bruno Dürr, der als Geschäftsführer der Solargenossenschaft Liechtenstein zu den Initiatoren des Windparks And/Ans gehörte. Die Realisierung des Windparks wurde bei einer Konsultativabstimmung mit 65% abgelehnt. Schade, der Standort verfügt mit 7 Metern pro Sekunde über idealste Bedingungen. Alte Querelen zwischen der Bürgergenossenschaft und der politischen Gemeinde beeinflussten die Abstimmung ebenfalls. Zudem gelang es den Projektgegnern, Emotionen mit der Brandgefahr zu schüren, da es vor Ort einmal einen vom Militär ausgelösten Waldbrand gab. „Sicher hat uns auch geschadet, dass wir zuerst Windmessungen durchgeführt und erst danach über unser Projekt informiert haben“, zählte Bruno Dürr die Punkte auf, die hätten besser laufen können.
68% stimmen für Eoljoux
„Der Windpark Eoljoux mit sieben Anlagen, der dereinst genügend Strom für das ganze Vallée de Joux produzieren soll, wurde nicht von einem Projektentwickler initiiert, sondern von den Gemeinden des Tals selber“, erklärte Laurent Reymondin, Gemeinderat von Le Chenit und Direktor von Eoljoux. Im Rahmen der Fertigstellung der Nutzungsplanung hat die Gemeinde ein freiwilliges Referendum durchgeführt: „Uns schien es wichtig, dass wir dieses selber initiieren und eine Abstimmung nicht aufgrund einer Unterschriftensammlung von Windgegnern zustande kam.“ 10 Jahre hat die Projektentwicklung bereits gedauert und Eoljoux hat jährlich an einem Informationsanlass darüber berichtet. Im Vorfeld der Abstimmung hat die Gemeinde die Befürworter mit Plakaten, Bannern und Aufklebern sowie die Presse mit sachlichen Informationen versorgt. „Zudem haben wir eine Veranstaltung durchgeführt, bei der Professor Christophe Ballif, eine Koryphäe im Bereich Photovoltaikforschung, der aus dem Tal stammt, referierte und der Film „Tomorrow“ gezeigt wurde.“ Obwohl die Windpark-Gegner einen sehr intensiven Abstimmungskampf mit dicken Broschüren an alle Haushalte und viel Präsenz in den lokalen Medien geführt hatten, entschied sich die Gemeinde Le Chenit am 25. September 2016 für den Windpark.
Der Autor Pinot Dietiker lockerte die technische Tagung mit einem literarischen Beitrag über die Eolinnen auf dem Sonnenberg auf. „Ich bin im Atomkanton Aargau aufgewachsen und habe bereits in meiner Schulzeit zweimal ein AKW besucht. Daher habe ich mich schon früh mit der Frage beschäftigt, ob es auch Technologien der Stromerzeugung gibt, bei der es keine Jodtabletten braucht!“ erklärte der Literat seine Motivation, über die „kreisenden Göttinnen des Windes“ zu schreiben, die „Riesinnen, die ihre Arme gelassen und entschlossen durch die Luft bewegen und leiser sind als die Kuhglocken auf dem Sonnenberg.“
Quelle: suisse éole
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