Sonntag, 26. November 2023

Solaraktienindex PPVX nur leicht im Minus


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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu
  
 Quelle: oeko-invest.net
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Freitag, 17. November 2023

Wasserstoff davor, Dekarbonisierung zu beschleunigen

Depositphotos.com | aa-w | Wasserstoff

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Wasserstoff ist in der Lage, die globale Energiewende zu beschleunigen, da die Industrie eine steile Lernkurve aufweist und Wege findet, das Gas effizienter und kostengünstiger zu produzieren. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von Forschern der Harvard Business School und der Universität Mannheim.

Grüner Wasserstoff hat beträchtliches Potential zur Verringerung der Treibhausgasemissionen in Branchen, die nur schwer zu dekarbonisieren sind. Dazu gehören beispielsweise der Schwerlastverkehr, energieintensive Fertigung und langfristige Energiespeicherung. „Die großflächige Einführung von Wasserstoff hängt jedoch nach allgemeiner Auffassung von einer erheblichen Kostensenkung bei Power-to-Gas-Technologien ab“, erklärt Prof. Dr. Gunther Glenk vom Mannheim Institute for Sustainable Energy Studies (MISES).

In der neuen Studie, die Glenk gemeinsam mit den MISES-Forschern Professor Stefan Reichelstein, Ph.D., und Philip Holler verfasst hat, wird untersucht, wie schnell Fortschritte bei verschiedenen Wasserstoff­technologien erzielt werden. Auf der Grundlage globaler Beobachtungen installierter Power-to-Gas-Systeme berechnen die Autoren, dass die Lebens­zykluskosten für die Erzeugung von sauberem Wasserstoff bis zum Jahr 2030 um 1,6 bis 1,9 US-Dollar pro Kilogramm fallen werden. Derzeit belaufen sich die Kosten auf etwa drei bis fünf US-Dollar pro Kilogramm.

In Anbetracht des Potenzials von Wasserstoff als dekarbonisierte Energiequelle haben Regierungen auf der ganzen Welt in letzter Zeit umfangreiche Regulierungs­initiativen und Subventions­programme für die Entwicklung, Herstellung und den Einsatz von Wasserstoffanlagen eingeführt. Das US-Energie­ministerium hat außerdem 2021 die prominente Initiative Hydrogen Shot ins Leben gerufen. Laut dieser Initiative sollen die Kosten für die Herstellung von sauberem Wasserstoff bis zum Jahr 2030 auf einen US-Dollar pro Kilogramm sinken.

Investoren sind oft skeptisch gegenüber den ehrgeizigen Zielen für nachhaltige Energie, die von Regierungen und internationalen Gremien gesetzt werden und Netto-Null als Ziel haben. Diese neue Untersuchung zeigt jedoch, dass die Industrietrends ein Niveau erreichen, das sich dem vom US-Energie­ministerium gesetzten Kostenziel von einem US-Dollar pro Kilogramm annähert, auch wenn es nicht ganz erreicht wird.

„Sobald die Technologie eingesetzt wird, werden Kostensenkungen erreicht. Mit Senkung der Kosten gibt es mehr Anwendungs­möglichkeiten, weil sie finanz­iell attraktiv werden, was wiederum zu mehr Einsatz und Kostensenkung führt. Dieser Erfolgs­zyklus kann ein Game-Changer sein“, sagt Glenk.

Die Studie wurde in der Fach­publikation Energy & Environmental Science veröffentlicht.
Quelle: Universität Mannheim 2023

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Sonntag, 12. November 2023

Energiewende: Autark im Einfamilienhaus


KIT.edu

© KIT.edu

Photovoltaikanlagen in Kombination mit Batteriespeichern ermöglichen mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung: Wie groß das Potenzial für eine vollständig autarke Energieversorgung von Wohngebäuden ist, haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) gemeinsam mit Partnern untersucht. In der Fachzeitschrift Joule zeigen sie, dass bereits heute 53 Prozent der Einfamilienhäuser in Europa technisch energieautark werden könnten. Bis zum Jahr 2050 könnten durch Mehrinvestitionen von 50 Prozent mehr als zwei Millionen Gebäude das Netz verlassen. (DOI: https://doi.org/10.1016/j.joule.2023.09.012)

Die Strompreise in Europa steigen seit Jahren – nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben sie laut Berechnungen von Eurostat nun ein Rekordniveau erreicht. Gleichzeitig wird es mit Photovoltaik und Batteriespeichern immer einfacher, sich unabhängiger von Energieversorgern zu machen. „Durch Investitionen in lokale Energieversorgungssysteme kann ein Großteil des eigenen Stromverbrauchs selbst gedeckt und damit die Abhängigkeit von hohen Strompreisen reduziert werden“, sagt Hauptautor Max Kleinebrahm, Gruppenleiter am Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion (IIP) des KIT.

In Europa würden sich deshalb Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer verstärkt für mehr Eigenständigkeit entscheiden: „Neben der Wirtschaftlichkeit spielen bei der Entscheidung auch nicht-monetäre Aspekte wie ein hoher Anteil erneuerbarer Energien, die Ablehnung der Nutzung nuklearer und fossiler Energien und ein hoher Grad an Autarkie eine immer wichtigere Rolle.“ Wie groß der Schritt von einer teilautarken zu einer vollständigen Selbstversorgung mit Strom und Wärme wäre, hat ein Team des KIT gemeinsam mit Forschenden des Forschungszentrums Jülich, der ETH Zürich und des Paul Scherrer Instituts berechnet.

Was kostet die Energieunabhängigkeit im Eigenheim?

Grundlage für ihre Berechnungen ist eine Datenbank, in der geografisch hoch aufgelöste Informationen zum europäischen Gebäudebestand und den darin lebenden Haushalten mit lokalen klimatischen und wirtschaftlichen Bedingungen kombiniert wurden. Durch den Einsatz neuartiger Methoden zur Komplexitätsreduktion auf Hochleistungsrechnern wurden zunächst für 4 000 repräsentative Einfamilienhäuser kostenoptimierte energieautarke Versorgungssysteme konfiguriert. In einem weiteren Schritt wurden dann neuronale Netze eingesetzt, um die Ergebnisse auf die 41 Millionen untersuchten Einfamilienhäuser zu übertragen.

„Unter heutigen Bedingungen sind 53 Prozent der 41 Millionen Gebäude technisch in der Lage, sich unabhängig von externer Infrastruktur allein durch die Nutzung der lokalen Sonneneinstrahlung auf dem Dach zu versorgen, und dieser Anteil könnte aufgrund verbesserter Technologien bis 2050 auf 75 Prozent steigen“, sagt Professor Russell McKenna von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) und Leiter des Labors für Energiesystemanalyse am Paul Scherrer Institut in der Schweiz.

„Wenn man nun annimmt, dass Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer dazu bereit wären, bis zu 50 Prozent mehr zu investieren, als für ein vergleichbares Energiesystem mit Netzanschluss notwendig wäre, dann könnten bis 2050 bis zu zwei Millionen Einfamilienhäuser das Stromnetz verlassen.“

Ein ausgeprägtes Potenzial für energieautarke Wohngebäude sehen die Forschenden vor allem in Regionen mit geringen saisonalen Wetterschwankungen, wie beispielsweise in Spanien oder mit hohen Strompreisen wie in Deutschland. Auch die konkrete Ausgestaltung der kostenoptimierten Energiesysteme steht fest: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein erfolgreiches, kostenoptimales und autarkes Energieversorgungssystem für Gebäude in Mitteleuropa aus Photovoltaik zur Stromerzeugung sowie einer Kombination von kurzfristiger Batteriespeicherung und einem langfristigen, saisonalen Wasserstoffspeichersystem bestehen wird“, so Dr. Jann Weinand, Abteilungsleiter am Forschungszentrum Jülich.

Mehr Stabilität für das Energiesystem

Welche Auswirkungen eine mögliche großflächige Verbreitung energieautarker Versorgungssysteme auf das europäische Energiesystem hätte, wollen die Forschenden in weiteren Arbeiten noch genauer analysieren, sie vermuten aber einen positiven Effekt. „Teilautarke Wohnhäuser könnten in Zukunft dazu beitragen, das übergeordnete Energiesystem zu stabilisieren. Ein weniger stark ausgeprägtes Nachfrageprofil der Haushalte könnte etwa die Nachfrage nach Spitzenlastkraftwerken dämpfen“, sagt Elias Naber vom IIP des KIT. „Allerdings müsste dann verhindert werden, dass sich Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer komplett vom Netz abkoppeln – etwa indem sie für netzfreundliches Verhalten mit speziellen Strompreistarifen belohnt werden.“ (mhe)

Quelle: Karlsruher Institut für Technologie 2023

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Mittwoch, 8. November 2023

PV-Abnahmevergütungen steigen 2024 weitere 8%

Das kommende Jahr wird für eingespeisten Solarstrom voraussichtlich das Jahr mit den höchsten durchschnittlichen Rückliefertarifen seit dem Ende der KEV-Zeit im Jahr 2014 werden. Gleichzeitig ist dieses Jahr auch das vermutlich letzte unter dem heutigen gültigen Gesetz. Das Parlament hat mit der Annahme des Mantelerlasses Ende September die Grundlage für langfristig stabile und hoffentlich auch kostendeckende Vergütungen geschaffen.

Die Auswertung der bisher bekanntgegebenen Vergütungen der 30 grössten Netzbetreiber der Schweiz ab 1.1.2024 zeigt einen Anstieg von 8% im Vergleich zu den Vergütungen in diesem Jahr. Dies nachdem die Vergütungen schon im laufenden Jahr deutlich angehoben wurden Der durchschnittliche Tarif liegt neu bei 15.7 Rp./kWh, davon werden 2.2 Rp./kWh für den Herkunftsnachweis bezahlt. 

Höchste Vergütung seit 10 Jahren

Damit wird für 2024 die höchste durchschnittliche Vergütung erreicht, welche jemals seit 2014, das heisst nach Ende der kostendeckenden Einspeisevergütung KEV, entrichtet wurde. Dies ist sehr erfreulich für die Mehrheit der Anlagenbetreiber, welche somit in 2024 ihre Anlage rascher amortisieren können.   
Der erneute Anstieg der Vergütungen hat mit den Strompreisen für die Endkunden zu tun, die bei vielen Netzbetreibern aufs neue Jahr nochmals - teilweise sogar markant - ansteigen. Mehrere wichtige Netzbetreiber geben diese Erhöhungen ganz oder zumindest teilweise an die Stromproduzenten weiter, so wie es im heutigen Energiegesetz vorgesehen ist. Andere Netzbetreiber machen die Vergütung am Spotmarktpreis fest. Da dieser  nach einem Rekordwert im Jahr 2022 inzwischen wieder bei deutlich unter 10 Rp/kWh liegt, fahren PV-Betreiber in diesen Netzgebieten deutlich schlechter.

Wechsel zum Direktvermarkter lohnt sich langfristig nicht

Gemäss Energiegesetz ist es möglich, den PV-Strom nicht nur dem lokalen Netzbetreiber, sondern auch an andere zu verkaufen. Aufgrund der hohen Marktpreise in 2022 haben viele Produzenten davon Gebrauch gemacht und sind vom lokalen Netzbetreiber zu einem Direktvermarkter gewechselt. Dieser bezahlt den Referenzmarktpreis, der vom BFE quartalsweise eruiert wird und dem durchschnittlichen Spotmarktpreis entspricht. Dieser lag in 2022 auf einem hohen Niveau bei bis zu 40 Rp./kWh. Nachdem dieser Preis aber nach wenigen Monaten wieder zusammenbrach, wechseln nun viele dieser Produzenten - falls sie es nicht bereits getan haben - auf 2024 wieder zu ihren lokalen Netzbetreibern zurück, da deren Tarife nun wieder höher sind. Das sorgt auf Seite der Direktvermarkter und der Netzbetreiber, die kurzfristig eine enorme Zu- respektive Abwanderung erlebten, für viel Aufwand. Dies zeigt klar, dass das heutige Schweizer Modell mit den über 600 verschiedenen Rückliefervergütungen, die häufig unter den Produktionskosten des Solarstroms lagen, nicht nachhaltig ist.

Langfristig stabiler und planbarer Rückliefertarif zielführender

Das ist der Grund, warum sich VESE seit Jahren für einen langfristig stabilen Rückliefertarif einsetzt, der sich an den Gestehungskosten orientiert. Dieser läge je nach Grösse der Photovoltaikanlage bei 8 bis 12 Rp./kWh. Weil diese Vergütungen langfristig konstant angesetzt wären und nicht wie heute der Strombörse nacheilen, würden diese einen wertvollen Beitrag zu stabileren Konsumenten-Strompreisen im Inland leisten. 
Die VESE-Forderung nach stabilen Rückliefertarifen wurde nun mit dem Energie-Mantelerlass, der Ende September vom Parlament beschlossen wurde, zumindest teilweise für PV-Anlagen bis zu 150 kW erfüllt. In Zukunft bestimmt der Bundesrat für diese Anlagen einen minimalen Rückliefertarif, welcher sich "an der Amortisation von Referenzanlagen über ihre Lebensdauer" orientieren muss. Wie die genauen Berechnungen des Bundesrats zur Bestimmung dieses Tarifs ausfallen werden und ob am Schluss dieser Minimaltarif wirklich kostendeckend sein wird, bleibt die grosse Frage. Leider ist die Formulierung im Gesetz sehr unpräzise und die Ausgestaltung in der Verordnung wird massgebend sein. Diverse Vorschläge für präzisere Formulierungen wurden von den Kommissionen und dem Parlament leider verworfen. VESE wird diesen Punkt im Rahmen der anstehenden Vernehmlassung der Verordnungen auf jeden Fall genau im Auge behalten.  
Anlagen, die grösser als 150 kWp sind, ab Inkrafttreten des neuen Gesetzes neu gebaut werden und keinen Eigenverbrauch aufweisen, sollen im revidierten Gesetz innerhalb wettbewerblicher Ausschreibungen mit einer gleitenden Marktprämie, ausgestaltet als "contract for difference" (CFD), ebenfalls finanziell stabile Rahmenbedingungen erhalten. 
Diese beiden Modelle erlauben, bei richtiger Gestaltung der Verordnungen, endlich eine Planbarkeit und somit Investitionssicherheit für neue PV-Anlagen, die VESE seit Jahren fordert. Denn ein Ausbau der erneuerbaren Energien im grossen Stil kann nur gelingen, wenn diese Sicherheit vorhanden ist.

Für Rückfragen und weitere Auskünfte: Diego Fischer, Vorstandsmitglied VESE, diego.fischer@vese.ch, Tel. 077 466 86 26

Über den Verband unabhängiger Energieerzeuger VESE

VESE, eine Fachgruppe der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES, ist der Verband der unabhängigen Energieerzeuger und vertritt die Interessenten von Betreibern von Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Elektrizität ohne eigenes Verteilnetz. VESE setzt sich ein für eine Energiewende mit möglichst vielen Anlagen in Bürgerhand.

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Montag, 6. November 2023

Front Runner bei der Energie- / Klimapolitik

Städte, Gemeinden und Regionen spielen eine entscheidende Rolle, um die Ziele der Schweizer Energiestrategie 2050 sowie des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. «EnergieSchweiz für Gemeinden» unterstützt sie beim Umsetzen ihrer Klima- und Energieprojekte. Besonders engagierte Städte und Gemeinden konnten sich 2021 erstmals als Front Runner bewerben. Energeiaplus zeigt aus Anlass des Energietags 2023, welche Massnahmen die fünf Städte getroffen haben, die bei der ersten Ausschreibung ausgewählt wurden.

Den Zuschlag als Front Runner hatten 2021 die Städte Burgdorf, Schaffhausen, Thun, St. Gallen und Winterthur erhalten. Alle fünf engagieren sich bereits länger im Bereich Energie und Klima. Alle tragen auch das Label Energiestadt oder sind gar GOLD zertifiziert. Diese Auszeichnung geht an Städte, welche ihre Energieeffizienz stark verbessern und auf erneuerbare Energien setzen. Die Städte verfügen zudem bereits über ein Smart-City-Konzept und einen politischen Beschluss zur 2000-Watt-Gesellschaft oder zu CO2-Netto-Null.

Front Runner sind die ambitioniertesten Städte und Gemeinden in Sachen Energie- und Klimapolitik. Sie verfolgen bereits Smart-City- sowie 2000-Watt-/Netto-Null-Strategien und stimmen diese nun aufeinander ab. Darauf aufbauend realisieren sie mehrere Umsetzungsprojekte: zum Beispiel zu Mobilitäts-Sharing, Förderungen von Velos, Fernwärme oder Bedienung von smarten Gebäuden.

Die Fördergelder betragen für die Projekte der fünf Gemeinden zusammen circa 945’000 Franken. Die Projektkosten belaufen sich insgesamt auf rund 2,9 Millionen Franken.

Front Runner ist eine von vier Kategorien im Rahmen der Projektförderung «EnergieSchweiz für Gemeinden». EnergieSchweiz wiederum ist das Programm des Bundesamts für Energie (BFE), das mit freiwilligen Massnahmen Energieeffizienz und erneuerbare Energien fördert.

Bei der zweiten Ausschreibung 2023 erhielten die fünf Gemeinden Biel, Freiburg, Kriens, Zug und Basel-Stadt den Zuschlag als Front Runner. Mehr dazu hier:

Ziel des Front-Runner-Programms ist es, die bestehenden Smart-City-Initiativen mit den energiepolitischen Beschlüssen der 2000-Watt- oder Netto-Null-Gesellschaft zu verbinden und aufeinander abzustimmen. Um die Strategien schon während den ersten Schritten sichtbar umzusetzen, werden im Front Runner-Programm bis zu drei Umsetzungsprojekte gefördert – zum Beispiel zu Mobilitäts-Sharing, Förderungen von Velos, Fernwärme oder Bedienung von smarten Gebäuden.

Die Fördergelder betragen für die Projekte der fünf Front Runner-Gemeinden von 2021 zusammen circa 945’000 Franken. Und was haben die Gemeinden mit dieser Unterstützung umgesetzt?

Kehrichtentsorgung in Burgdorf

Zum Beispiel Burgdorf (rund 16’600 Einwohnende, Stand Ende 2022)

In der Emmentaler Kleinstadt wurde 1996 die erste «Flanierzone», der Prototyp für die Begegnungszone realisiert. Durch die dortige Fachhochschule war Photovoltaik schon früh ein Thema. Seit 1999 trägt Burgdorf das Label Energiestadt.

Wo zeigt sich Burgdorf nun konkret als Front Runner?

Flächendeckender Ausbau von Fernwärme bis 2030:
Die ganze Stadt und Teile der angrenzenden Gemeinde Oberburg sollen mit Fernwärme erschlossen werden – und dies nicht Stück für Stück, sondern mit einer umfassenden Planung. Dies beinhaltet eine entsprechende Überbauungsordnung. So sollen Burgdorferinnen und Burgdorfer mehr Planungssicherheit beim Heizungsersatz erhalten.

Mit IoT Ressourceneinsatz optimieren:
Sensoren übermitteln den Füllstand von öffentlichen Abfallcontainern, Algorithmen berechnen die optimalen Leerungszeitpunkte und Fahrrouten. Burgdorf verspricht sich davon mehr Effizienz und weniger CO2-Emissionen beim Unterhalt und Betrieb der Abfallentsorgung.

Geteilte Mobilität Schaffhausen

Zum Beispiel Schaffhausen (Rund 38’000 Einwohnende, Stand Ende 2022)

Schaffhausen ist Energiestadt der ersten Stunde: Als Gründungsmitglied von Energiestadt ist die Stadt seit 1991 Trägerin des Labels und seit mehreren Jahren Energiestadt GOLD.

Wo setzt Schaffhausen als Front Runner Akzente?

Bewirtschaftung von stadteigenen Gebäuden optimieren:
Mit geeigneten Technologien und Systemen soll der Energieverbrauch reduziert werden. Die Basis liefern Daten z.B. zu Heizungseinbau, Energie- und Wasserverbrauch.

Sharehausen – geteilte Mobilität für nachhaltige Verkehrslösungen:
Schaffhausen setzt dabei auf die Erfahrungen anderer Städte.

Partizipativer Ansatz in Thun

Zum Beispiel  g (rund 44’000 Einwohnende, Stand Ende 2022)

Seit 2010 ist Thun Energiestadt. Die Versorgung mit Fernwärme oder Anreize für die Bevölkerung für umweltfreundliches Verhalten sind Massnahmen, welche die Stadt verfolgt.

Wo zeichnet sich Thun als Front Runner aus?

Reallabor:
Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, öffentlicher Hand und Bevölkerung entwickeln Pilotprojekte und neue Geschäftsmodelle rund um Netto-Null und Smart City.

Heizungsersatz:
Die Stadt teilt das Gebiet in Cluster mit ähnlichen Voraussetzungen ein. So sollen Gebäudebesitzenden für den Umstieg auf ein erneuerbares System motiviert werden. Mit clusterspezifischen Angeboten in Zusammenarbeit mit dem lokalen Energieversorger soll die Umsetzung so einfacher werden.

Stadtwerke St. Gallen

Zum Beispiel St. Gallen (rund 83’000 Einwohnende, Stand Juni 2023)

Seit 2004 trägt die Ostschweizer Stadt das Label Energiestadt und ist ebenfalls GOLD zertifiziert.

Wo setzt St. Gallen als Front Runner an?

Pilotprojekt E-Ladestationen im Quartier:
Gemäss dem städtischen Energiekonzept sollen 2050 vorwiegend Elektrofahrzeuge in der Stadt unterwegs sein. Die Stadt testet nun, ob Bewohnerinnen und Bewohner schneller auf Elektromobilität umsteigen, wenn man ihnen eine Ladestation in der blauen Zone zur Verfügung stellt. Ziel ist, das E-Ladenetz systematisch in der ganzen Stadt auszubauen.

Photovoltaik im Stadtgebiet ausbauen:
Die Herausforderungen dabei: Was heisst das für die Netzstabilität? Wieviel Strom muss die Stadt zusätzlich einkaufen? Wie verlässlich sind die Wetterprognosen? Die Stadt will dabei auf «Deep Learning Algorithmen» setzen, die dann auch für andere Bereiche nutzbar sein könnten – vom Schneeräumdienst über die Verkehrsbetriebe bis zu den Stadtwerken.

Stadt Winterthur

Zum Beispiel Winterthur (rund 121’600 Einwohnende, Stand Ende 2022)

Seit 1999 ist die Stadt Winterthur Energiestadt. Die Stadt hat beispielsweise 2019 ihre Beleuchtung auf intelligente LED-Technik umgestellt, um den Strombedarf zu senken. Themen in Winterthur sind weiter unter anderem die Nutzung von im Abfall enthaltener Energie zur Strom- und Wärmeproduktion oder die Auswertung des Stromverbrauchs (wer verbraucht wann wieviel Strom).

Was sind die Front Runner Massnahmen von Winterthur?

Start-Up-Förderung:
In einer Online-Challenge wurden sechs Start-Ups ausgewählt, die sich mit Klima und Energie auseinandersetzen. Es geht dabei um Bohrroboter für Erdwärmepumpen, dezentrale Solarstromproduktion mittels Blockchain oder energieeffiziente Biomasse. Die ZHAW unterstützt sie mit einem Coaching.

Eigenverbrauchsgemeinschaft hoch 2:
Bei diesem Projekt sollen sich Firmen und Bewohnerinnen und Bewohner zusammenschliessen, um Solarenergie zu produzieren und E-Fahrzeuge gemeinsam zu nutzen. In drei unterschiedlichen Pilotarealen wird dies getestet.

Die Projektförderung im Rahmen von «EnergieSchweiz für Gemeinden» geht in die zweite Runde. 483 Städte und Gemeinden aus allen Sprachregionen haben sich für die vier verschiedenen Förderkategorien beworben. 444 erhielten den Zuschlag. Das heisst 21% der gut 2100 Schweizer Städte und Gemeinden profitieren von der Projektförderung und werden in den nächsten zwei Jahren Projekte für mehr erneuerbare Energien und Energieeffizienz umsetzen. Hier geht’s zu den ausgewählten Städten und Gemeinden.

Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

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Freitag, 3. November 2023

Jahr der Rekord-Extreme

Im Jahr 2023 haben Anomalien wie hohe Temperaturen, die Erwärmung der Ozeane und häufigere Waldbrandereignisse neue Rekorde erreicht, zeigt ein neuer Bericht eines internationalen Forscherteams, darunter Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Die Forschenden stellten fest, dass diese Rekorde die lebenswichtigen Funktionen der Erde schwächen und warnen, dass die immer häufiger auftretenden klimabedingten Ereignisse möglicherweise das Leben auf der Erde bis zum Ende dieses Jahrhunderts gefährden könnten, wenn die Entwicklung wie bisher weitergeht.

Das Forschungsteam stellt fest, dass 20 von 35 planetaren Lebensfunktionen, anhand derer der Status des Klimawandels überprüft wird, Rekordwerte aufweisen. Die neuen Daten zeigen, dass viele klimarelevante Rekorde im Jahr 2023 mit großen Differenzen gebrochen wurden, insbesondere bei den Meerestemperaturen und dem Meereis. Solche Anomalien könnten häufiger auftreten und zunehmend katastrophale Auswirkungen auf das Leben auf der Erde haben.

Zu den wichtigsten Zahlen des Berichts gehören:

  • Die Subventionen für fossile Brennstoffe – Maßnahmen von Regierungen, die die Kosten der Energieerzeugung künstlich senken, den Preis für die Erzeuger erhöhen oder den Preis für die Verbraucher senken – haben sich zwischen 2021 und 2022 ungefähr verdoppelt, von 531 Milliarden Dollar auf knapp über 1 Billion Dollar.
  • Bereits in diesem Jahr haben die Waldbrände in Kanada zu mehr als 1 Gigatonne Kohlendioxid in der Atmosphäre beigetragen, mehr als Kanadas gesamte Treibhausgasemissionen von 0,67 Gigatonnen im Jahr 2021.
  • Im Jahr 2023 gab es bereits 38 Tage mit einer globalen Durchschnittstemperatur von mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Bis zu diesem Jahr waren solche Tage eine Seltenheit, stellen die Autoren fest.
  • Die höchste jemals aufgezeichnete durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde wurde im vergangenen Juli gemessen, und Wissenschaftler sagen, dass dies die höchste Oberflächentemperatur sein könnte, die der Planet in den letzten 100.000 Jahren erlebt hat.

Die Forschenden schlagen den Übergang zu einer globalen Wirtschaft, die das menschliche Wohlergehen in den Vordergrund stellt und übermäßigen Verbrauch und übermäßige Emissionen eindämmt. Zu den konkreten Empfehlungen gehören unter anderem die Abschaffung der Subventionen für fossile Brennstoffe und verstärkte Anstrengungen zum Schutz der Wälder. Das Forscherteam unterstreicht, dass die ärmsten Menschen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, unverhältnismäßig stark von Wetterextremen und anderen Klimaauswirkungen betroffen sind.

„The 2023 state of the climate report: Entering uncharted territory“, BioScience, 2023, 0, 1–10 [DOI: 10.1093/biosci/biad080]
Quelle: Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) 2023

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