Donnerstag, 30. September 2021

Hohes Investitionstempo für effiziente PV


Ein kosteneffizienter Klimaschutz erfordert weltweit die Installation von insgesamt 20-80 TWp Photovoltaikleistung bis 2050 und 80-170 TWp bis 2100, also mindestens hundertmal mehr als die bis Ende 2020 installierten 707 GWp. Ein Forscherteam des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hat nun untersucht, ob ein solches Wachstum aus Ressourcensicht machbar ist - und wenn ja, unter welchen Bedingungen. In dem Paper »Technological learning for resource efficient terawatt scale photovoltaics«, (veröffentlicht im September 2021 in Energy & Environmental Science), folgert das Team, dass das derzeit hohe Innovationstempo beibehalten werden muss, um Ressourcenengpässe zu vermeiden.

Obwohl die Photovoltaik (PV) die wichtigste Technologie für erneuerbare Energien zur kostenoptimierten Eindämmung des Klimawandels ist, wird der damit verbundene hohe Ressourcenbedarf selten diskutiert. In der Studie hat das Forschungsteam den Ressourcenbedarf für eine PV-Industrie im Terawatt-Maßstab abgeschätzt, die für die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C erforderlich ist. Sie konzentrierten sich dabei auf die wichtigsten Ressourcen, die unabhängig von der Art der verwendeten Technologie benötigt werden, also Energie, Flachglas, Kapitalinvestitionen und exemplarisch Silber.

Technologische Lernkurve hält Ressourcennachfrage in vernünftigen Grenzen: Die Analyse zeigt, dass ohne kontinuierliche technologische Fortschritte die Ressourcenbeschränkungen den Einsatz der Photovoltaik im Terawatt -Maßstab höchstwahrscheinlich behindern werden. »Glücklicherweise entwickelt sich die Photovoltaiktechnologie ständig weiter, und neue Systeme sind effizienter und verbrauchen bei der Produktion weniger Ressourcen«, erklärt Dr. Jan Christoph Goldschmidt, Gruppenleiter Neue Solarzellen-Konzepte am Fraunhofer ISE und Erstautor des Papers. »Wir müssen diese Entwicklung auch langfristig in der Zukunft beibehalten.« Schon jetzt werden technologische Lösungen wie Tandemsolarzellen auf Perowskit-Basis im Labor entwickelt, die hohe Wirkungsgrade bei niedrigen Kosten und geringem Ressourcenverbrauch versprechen.

»Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5° C bei niedrigsten Kosten erfordert eine 7 bis 14-fache Steigerung der PV-Kapazität bis 2030 und einen kontinuierlichen Ausbau danach«, erklärt Robert Pietzcker vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Der Aufbau der globalen PV-Infrastruktur wird einige Prozent des Emissions-Budgets aufbrauchen, das mit dem 1,5°-Ziel kompatibel wäre, schätzen die Autoren unter der Annahme einer fortgesetzten technologischen Entwicklung ab. Dann wird die Photovoltaik aber mehr als die Hälfte des globalen Elektrizitätsbedarfs abdecken. »Weil das verbleibende Budget so knapp ist, ist es wichtig, dass auch die Photovoltaik so schnell wie möglich hoch effizient wird«, betont Lukas Wagner vom Fraunhofer ISE. Langfristig werden nur 4 bis 11 Prozent des jährlich aus der Photovoltaik erzeugten Stroms für die Produktion von PV-Systemen benötigt, sowohl für den Ersatz als auch für den weiteren Ausbau der Kapazitäten, so die Studie. Dieser »Eigenverbrauch« ist vergleichbar mit dem der derzeitigen fossilen Energietechnologien.  Die prognostizierten jährlichen Investitionen liegen in der gleichen Größenordnung wie die Umsätze der derzeit größten Öl- und Gasunternehmen. 

Die massive Ausweitung der PV-Produktion wird auch die Glasnachfrage erhöhen, aber die fortgesetzte Steigerung des Modulwirkungsgrads verringert die pro Wp benötigte Modulfläche. Das Team schätzt die jährlich produzierte Modulfläche für das Jahr 2100 auf 12.000 bis 22.000 Quadratkilometer, was in etwa der gesamten derzeitigen weltweiten Flachglas-Produktion entspricht. Aus Ressourcensicht ist dies wahrscheinlich nicht kritisch, da Sandvorkommen reichlich vorhanden sind und Glas recycelbar ist, aber die aktuelle Produktion wird bereits von anderen Märkten benötigt, so dass für die Solarenergie die Produktionskapazitäten erweitert werden müssen.

Bei Silber gibt es einen starken historischen Trend zur Verringerung der Silbermenge aufgrund der hohen Preise und Verbesserungen in der Drucktechnik. Kann diese Entwicklung beibehalten werden, wird der Gesamtsilberverbrauch unter 18.000 t bleiben oder könnte im besten Fall in etwa auf dem heutigen Niveau bleiben. Indium, das für transparente leitfähige Oxide in Mehrfachzellen verwendet wird, ist ein weiteres Element, das kritisch werden könnte.

»Die Ergebnisse unserer Studie bedeuten, dass einige dringende Aufgaben angegangen werden müssen«, betont Goldschmidt. »Die Entwicklung emissionsarmer PV-Technologien sollte Priorität haben, ein rascher Ausbau der Flachglas-Produktionskapazitäten innerhalb der nächsten zehn Jahre ist notwendig und wir brauchen Recyclinganlagen, die die enormen Materialströme bewältigen können. Außerdem müssen wir die Technologien für Tandemsolarzelle in die Industrie übertragen, um die erforderlichen hohen Wirkungsgrade zu erreichen, und der Ersatz von Indium in transparenten leitenden Schichten ist nach wie vor eine Herausforderung«. Aktuelle und künftige Investitionen müssen daher nicht nur auf die Kapazitätserweiterung abzielen, sondern auch auf die Aufrechterhaltung des derzeit hohen Innovationstempos mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit, so die Autoren abschließend. 

Quelle:  Fraunhofer ISE

Mittwoch, 29. September 2021

Grosses Potential für PV auf Infrastrukturbauten



Die Ziele der Energiestrategie 2050 des Bundes sind ambitioniert. Im Jahr 2020 wurde zwar ein Rekordwert an zusätzlich installierter Solarstrom-Leistung erzielt, der Wert müsste für die Erreichung der vom Bundesrat im Juni 2021 dem Parlament vorgeschlagenen Ziele deutlich höher liegen. Mit der Nutzung bestehender Verkehrs- und Versorgungsinfrastrukturen, kann ein grosses Potenzial erschlossen werden.

Eine Studie, die Energie Zukunft Schweiz AG mit Unterstützung von EnergieSchweiz, der Axpo und der IWB erstellt hat, zeigt das realistische Potenzial auf. Die vorliegende Untersuchung umfasste Verkehrs- und technische Infrastrukturen sowie Konversionsflächen (brachliegende Militär-, Industrie- oder Gewerbeflächen, die umgenutzt werden) und Anlagen der Armee. Die Bewertung erfolgte unter Einbezug der Wirtschaftlichkeit, der technischen Machbarkeit und des regulativen Umfelds. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren beläuft sich das als realistisch beurteilte Potenzial auf bis zu 1,5 bis 3 GW. Das wäre beinahe eine Verdoppelung der Ende 2020 in der Schweiz installierten Leistung.

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Als sehr gut geeignet erwies sich in dieser Betrachtung die Kombination von Lärmschutzwänden mit Photovoltaik. Auch Überdachungen verschiedener Art (Autobahngalerien, Parkplätze, Gleis- und Perrondächer etc.) haben grosses Potenzial. Im Bereich der technischen Infrastrukturen sind Staumauern aber bei Stauseen besonders interessant (siehe Bild). Letztere könnten die benötigten hohen Winterstrom-Erträge liefern.

Die Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen ist stark vom Eigenverbrauch abhängig. Je grösser der Eigenverbrauch und je geringer die Netzeinspeisung, desto wirtschaftlicher ist eine PV-Anlage. Rechnungsbeispiele sind hier zu finden. Die Studienautoren sind der Meinung, dass gesetzliche Anpassungen die Wirtschaftlichkeit auch ohne Eigenverbrauch verbessern könnten. Eine Erhöhung der Einmalvergütung (EIV) für Anlagen ohne Eigenverbrauch, wie vom Bundesrat vorgeschlagen, erleichtert zwar die Situation, garantiert die Wirtschaftlichkeit allerdings nicht in jedem Fall.

Die Studie kann hier bestellt werden.

Text: Lisa Mathys, Energie Zukunft Schweiz AG

Quelle: energeiaplus.com 

Dienstag, 28. September 2021

Messe für PV- und Speicher-Technologien

Insbesondere Photovoltaik-Systeme oder Solarkraftwerke im großen Maßstab kombiniert mit elektrischen Energiespeichern werden für die Netzsteuerung und das Management von Netzengpässen immer wichtiger und zum Rückgrat der Energieinfrastrukturen. Auf der Intersolar Europe Restart vom 6. bis 8. Oktober 2021 in München bekommen sie nun eine große Bühne: Die wichtigste Branchenplattform der Solarwirtschaft präsentiert die Neuheiten aus den Bereichen Photovoltaik (PV), Solarthermie, Solarkraftwerke sowie Netzinfrastruktur und Lösungen für die Integration Erneuerbarer Energien. Auf der parallel stattfindenden Fachkonferenz Intersolar Europe Conference beleuchten hochkarätige Sprecher in zwei gemeinsamen Sessions mit der ees Europe Conference die Kombination aus PV und Speicher.

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Der verstärkte Ausbau der Erneuerbaren Energien ist dringend notwendig. Nicht nur die Klimakrise, sondern auch der steigende Strombedarf im Zuge der Sektorkopplung stellt das klar heraus. Damit die Energiewende und die neue Energiewelt funktionieren kann, sind neben dem Ausbau der Solar- und Windenergie auch effiziente Stromspeicher für diese Systeme gefragt. Die Kombination von Photovoltaik und Stromspeicher wird immer mehr zum Standard. Sei es zur Optimierung des Eigenverbrauchs von Solarstrom auch zum Laden von Elektrofahrzeugen, der Sicherung einer unterbrechungsfreien Stromversorgung von Industrieunternehmen, der Spitzenglättung des Stromverbrauchs oder der Netzstabilisierung und weiteren Netzdienstleistungen. Daher widmet die diesjährige Intersolar und ees Europe Restart 2021 der PV in Kombination mit Batteriespeicher-Systemen einen Themenschwerpunkt.

Nicht nur für den privaten Anwendungsbereich
gibt es bei dem Trendthema PV viel Neues zu entdecken. Die zunehmende Digitalisierung der PV-Speichersysteme verändert auch das Anforderungsprofil von Gewerbe und Industrie. Installateure etwa müssen Software beherrschen und sich mit der Anbindung an eine Cloud auskennen. Gleichzeitig eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkeiten, etwa in der vorausschauenden Wartung, um vorherzusagen, ob zum Beispiel eine Batterie bald ausgetauscht werden muss. Die Messe gibt spannende Einblicke in die vielen neuen Möglichkeiten der PV- und Speichertechnologie.

Intersolar Europe Conference mit gemeinsamen Sessions zu PV und Speicher: Parallel zur Messe lädt die Intersolar Europe Conference zu Vorträgen, Workshops und Diskussionen ein. Im Fokus der Fachkonferenz stehen Trends für die PV-Stromspeicher-Technologien. Zusammen mit der ees Europe Conference, der Fachkonferenz der ees Europe, Fachmesse für Batterien und Energiespeichersysteme, veranstaltet die Intersolar Europe Conference zwei Sessions, die näher auf die Kombination von PV und Speicher eingehen: 

Leading the Charge: Electrical Storage for Residential and C&I PV Systems“ u. a. mit Vorträgen zur Sicherung der zuverlässigen industriellen Stromversorgung. Auch gewerbliche und industrielle Microgrids im urbanen Raum anhand von Betreibererfahrungen in den USA werden diskutiert sowie Praxisbeispielen, wie der Ertrag aus PV optimiert werden kann und die effektive Wartung gelingt. „ A Formidable Team: Utility Scale and Electrical Energy Storage“ u. a. mit Vorträgen zum Einsatz in Datencentern, wo schon kurzfristige Stromunterbrechungen im Millisekunden-Bereich Probleme verursachen können, Einblicke in Großanlagen und wie dort Big Data die Effizienz von PV-Speichern optimiert sowie zur optimalen Dimensionierung von Batteriespeichersystemen, die mit Photovoltaik-Großanlagen gekoppelt sind. 


Ein Ticket – zwei Konferenzen: Über den Tellerrand schauen und Branchengrenzen überwinden: Das ist die Stärke von The smarter E Europe, die Innovationsplattform für die neue Energiewelt. Daher können Sie mit dem Intersolar Europe Konferenzticket auch die ees Europe Conference besuchen. Und natürlich ist auch der Messeeintritt inkludiert.
Das komplette Konferenzprogramm finden Interessierte hier: www.intersolar.de/konferenzprogramm und www.ees-europe.com/konferenzprogramm.

Bildquelle: © Solar Promotion GmbH

Die Intersolar Europe findet in diesem Jahr vom 6. bis 8. Oktober als Intersolar Europe Restart 2021 auf der Messe München im Rahmen von The smarter E Europe Restart 2021 statt. 

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: 
www.intersolar.de
www.TheSmarterE.de

Montag, 27. September 2021

Gewählt, aber dennoch nicht entschieden

Deutschland hat gewählt. Doch bleibt Vieles unklar, auch nach den ersten Auftritten der Parteiprotagonisten vor den Medien am Montag.   Abgesehen von der Kanzlerfrage auch die künftige energie- und klimapolitische Ausrichtung. Versuch einer Einordnung des Autors von Solarmedia.

Geht etwas unter im Getöse - die bisherige Klima-
und Energiepolitik hat eine krachende Abfuhr erlitten
gemäss den Parteiverlusten - Quelle: Spiegel

Die Wahlen waren wohl richtungsweisend - nur wissen wir noch nicht, wohin die Reise geht. Das kann noch eine ganze Weile dauern, auch wenn jetzt alle Beteiligten schnelle Entscheide heraufbeschwören. Beim letzten Mal brauchte die Bildung der Grossen Koalition dann bis in den November 2017 hinein. 2021 ist es nach diesem Wahlergebnis kaum einfacher, eine tragfähige Regierung zu bilden. Hier ist auch nicht der Ort, den vielen Spekulationen eine weitere hinzuzufügen - nur aufzuzeigen, worum es betreffs Klima- und Energiepolitik geht. 

Die Politik der letzten Jahre hat sich diesbezüglich durch munteres Hüst und Hott ausgezeichnet - und aus dem einstigen Energiewende-Musterschüler Deutschland schon fast eine Wende-Ruine werden lassen. Zwar gibt es im nördlichen Nachbarland viel mehr Windräder als hierzulande. Auch grosse Solaranlagen stechen den Reisenden ins Auge. Was sich in insgesamt deutlich besseren Werten bezüglich der Versorgung mit erneuerbaren Energien pro Kopf niederschlägt.

Aber es wurden massive Hindernisse aufgebaut, die leidigen Windkraft-Abstandsregeln stehen stellvertretend dafür (je nach Gemütslage bis zu zwei Kilometer). Und es gab lange Zeit einen Solardeckel (Totalausbau bei 52 Gigawatt Leistung), dessen Entfernung eine wahre Posse darstellte und sich ewig hinzog. Beide und andere Überregulierungen sind der Partei der CDU/CSU mit ihren Exponenten anzulasten, den Ministern Altmeier (Wirtschaft und Energie), Söder (Bayerns Ministerpräsident), Scheuer (Verkehr - mit der leidigen Tempodiskussion auf Autobahnen) und wie sie alle heissen. Man wird es schon als Erfolg verbuchen können, wenn die Genannten einer neuen Regierung, unter welchem Kanzler auch immer, nicht mehr angehören.  

Für Belange des Klimaschutzes wird es aber einen noch grösseren Fortschritt bedeuten, wenn eben eine seiner wichtigsten Voraussetzungen erfüllt wird: ein massiver Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der geforderte Weg ist natürlich in der Schweiz mit ihrer schlechteren Basis (siehe oben) noch weiter. Aber auch Deutschland muss den solaren Zubau um den Faktor vier bis fünf hochfahren. Die heute vorhandene Leistung von leicht über 50 Gigawatt peak ist auf deren 200 zu vervierfachen (in der Schweiz mehr als zu verzehnfachen). Ob das mit einer sozialdemokratisch-geführten Regierung gelingt? Immerhin stammen einst die Erfinder der deutschen Energiewende in erster Linie aus dieser Partei (Hermann Scheer und Hans-Josef Fell). Da liesse sich doch bestens  anknüpfen. Wogegen der Widerstand vielleicht auch nicht einmal so gross ist. Grösser dürfte er sein gegen das Vorziehen des Kohleausstiegs von 2038 auf 2030 - eine der Schlüsselfragen für die Grüne Partei. 

Die Gelben respektive die Freien Liberalen mit Christian Lindner an der Spitze sind diesbezüglich ein wenig eine Wundertüte. Zu packen sollten sie sein, indem sie an ihrem Anspruch gemessen werden, DIE Innovationspartei zu sein - und was anderes als Innovation sind Energiewende und Erneuerbare Energien? Für einmal könnte gar ein Hinweis aus der Schweiz hilfreich sein. Hier hat nämlich am Wochenende eine Studie der Energie Stiftung SES darauf hingewiesen, dass der intensivierte Ausbau der Erneuerbaren einen gewaltigen Schub an neuen Stellen mit sich bringt, siehe > hier.  In Deutschland selbst kursiert bereits ein 100-Tage-Programm für den schnellen Schub in Energie- und Klimafragen, siehe > hier.

Ein medienpolitischer Hinweis sei nachgeliefert. Im Spiegel wurde spekuliert, Armin Lachet von der CDU könnte entgegen den Umfragen aufgrund besserer Präsenz in den Sozialen Medien doch noch als Sieger durchs Ziel gehen - so mächtig waren diese Medien dann aber doch nicht.... siehe > hier.

© Solarmedia Guntram Rehsche

Sonntag, 26. September 2021

Vorwärts bei Schutz des Klimas lohnt sich

Eine raschere Gangart bei der Energiewende ist dringend nötig. Und sie lohnt sich – nicht nur fürs Klima, sondern auch für die Volkswirtschaft. Speziell Gewerbezweige, die in den Bereichen Gebäudesanierung und Heizungsersatz tätig sind, aber auch Wind- und Photovoltaikanlagebauer:innen generieren mehr Wertschöpfung und bis zu 87'000 neue Arbeitsplätze, wenn das Tempo beschleunigt wird. Das zeigt eine neue ZHAW-Studie im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung SES.

Die Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW hat im Auftrag der SES den volkswirtschaftlichen Nutzen des Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz in der Schweiz analysiert. Diese Massnahmen sind zentral für das Erreichen unserer Klimaziele. Spezifisch wurde das inländische Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzpotential, sowie die Wirtschaftlichkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz von 2021 bis 2035 in zwei Szenarien untersucht: Das erste Szenario (Referenzszenario) orientiert sich an den Energieperspektiven 2050+ des Bundes (ZERO Basis). Das zweite Szenario (Ausbauszenario) nimmt einen beschleunigten Ausbau an, wie er zur Begrenzung der Klimaerhitzung auf 1.5 Grad notwendig ist. Dadurch können die Treibhausgasemissionen bis 2035 auf netto null gesenkt werden, während der Bund dafür bis 2050 veranschlagt.

Je schneller, desto besser für die Wirtschaft:
Die zentrale Erkenntnis ist, dass das Wertschöpfungspotential des raschen Handelns um mehr als 80 Prozent höher als im zögerlicheren Szenario des Bundes ist. Bis 2035 schaffen energetische Gebäudesanierungen, erneuerbare Heizsysteme und Photovoltaik-, Windstrom- und solarthermische Anlagen rund 144.9 Milliarden Franken inländische Wertschöpfung – über die gesamte Lebenszeit dieser Anlagen betrachtet sogar 187.1 Milliarden Franken. «Speziell im Gebäudebereich fällt viel Arbeit an, die lokale Wertschöpfung schafft», so Studienautorin Dr. Léonore Hälg von der ZHAW. Schliesslich würde auch ein Grossteil der verwendeten Produkte wie Dämmstoffe, Fenster oder solarthermische Module in der Schweiz hergestellt.

Grafik: ZHAW

87'000 neue Arbeitsplätze: Das grosse Wertschöpfungspotential schlägt sich auch in Form von neuen Arbeitsplätzen nieder. Wie in der nachfolgenden Grafik zu sehen ist, entstehen beim beschleunigten Ausbauszenario rund 87'000 Arbeitsplätze. Wie die Aufteilung nach Arbeitsschritten zeigt, machen die Montage der neuen Anlagen sowie die Gebäudesanierungen mit rund 52 Prozent den Löwenanteil aus. «Unsere Analyse kommt zum Schluss, dass ein forciertes Tempo bei den untersuchten Klimaschutzmassnahmen die Schweiz volkswirtschaftlich günstiger zu stehen kommt als ein Hinauszögern, wie der Bund das vorsieht», bilanziert Professor Jürg Rohrer, Leiter der ZHAW-Gruppe erneuerbare Energien.

 
Grafik: ZHAW

Vorwärtsmachen lohnt sich: «Es ist höchste Zeit, zu handeln. Und rasches Handeln lohnt sich – auch für die Volkswirtschaft», kommentiert Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien bei der SES, die Studienresultate. «Es ist wichtig, dass Politiker:innen und die Gesellschaft diese Botschaft hören, schliesslich stehen weitere energiepolitische Entscheidungen an.» In der laufenden Revision des Energiegesetzes kann der Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz endlich beschleunigt werden. Im Gebäudebereich stehen demnächst kantonale Gesetzesvorlagen an, in denen das Tempo der Klimaschutzmassnahmen forciert werden kann – im Kanton Zürich beispielsweise im November bei der Abstimmung zum kantonalen Energiegesetz.

Downloads

Quelle: Schweizerische Energie Stiftung SES 

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Samstag, 25. September 2021

Neuerlicher Rückgang Solaraktienindex PPVX

Der Solaraktienindex PPVX fiel letzte Woche um 2,4% auf 3.671 Punkte, der NYSE Arca Oil stieg um 5,1%. Der PPVX liegt mit -9,8% seit Jahresanfang 2021 währungsbereinigt rund 51 Prozentpunkte hinter dem Erdölaktienindex NYSE Arca Oil (+41,4%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind GCL Poly Energy Holding(+61%, Handel seit April ausgesetzt),Meyer Burger Technology AG (+39%) undFlat Glass Group(+24%).Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 121,7 Mrd. Euro. Die Gewinnerder Woche warenEncavis AG(+8%) undNeoen SA (+8%), die grössten VerliererDaqo New Energy(-13%) undFirst Solar(-12%).Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+1.205%) rund 1.091 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +114%).

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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu

 Quelle: oeko-invest.net

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Donnerstag, 23. September 2021

Euro Glas-Glas-Module am umweltfreundlichsten

In einer neuen Studie haben Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE errechnet, dass in der Europäische Union hergestellte Silicium-Photovoltaikmodule 40 Prozent weniger CO2 erzeugen als Module chinesischer Produktion. Mithilfe einer Lebenszyklusanalyse verglich das Forschungsteam die CO2-Fußabdrücke monokristalliner Solarmodule deutscher, europäischer und chinesischer Herstellung. Dabei fanden sie auch heraus, dass Glas-Glas-Module im Vergleich zu PV-Modulen mit Rückseitenfolien unabhängig von ihrem Produktionsstandort eine zusätzliche Emissionsreduktion von 7,5 bis 12,5 Prozent ermöglichen.

Glas-Glas PV-Module (b) benötigen keinen Aluminiumrahmen und haben deshalb einen geringeren CO2-Fußabruck als PV-Module mit Rückseitenfolie (a). © Fraunhofer ISE

Auch wenn Photovoltaikmodule Licht emissionsfrei in Energie umwandeln, so entstehen aus PV-erzeugter Solarenergie doch CO2-Emissionen bei der Herstellung, dem Transport und zum Lebensende der Module. Diese sind jedoch sehr gering, pro Kilowattstunde entsteht etwa 40 Mal weniger CO2 als bei der Stromerzeugung mit Braunkohle. Das Fraunhofer ISE hat für eine Studie den CO2-Fußabdruck von sechs monokristallinen Silicium-Photovoltaikmodulen berechnet. Es wurden Module mit Herstellungsort China, Deutschland und der Europäischen Union einmal mit Glas-Folie- und einmal mit Glas-Glas-Laminat untersucht.

Strommix der Länder hat den größten Einfluss auf den CO2-Fußabdruck: »Wenn ich an einem europäischen Ort mit durchschnittlichen Einstrahlungswerten eine Photovoltaikanlage installieren möchte, habe ich mit der Wahl meiner PV-Module großen Einfluss auf deren Klimafreundlichkeit«, erklärt Dr. Holger Neuhaus, Abteilungsleiter für Modultechnologie am Fraunhofer ISE: »Mit PV-Modulen, die in der EU hergestellt wurden, spare ich 40 Prozent an CO2-Emissionen im Vergleich zu Modulen, die aus China importiert wurden «.

Dies liegt vor allem am Energiemix der jeweiligen Länder und weniger an den Emissionen, die beim Transport entstehen. Mit 50 bis 63 Prozent ist der Anteil am Energiebedarf bei der Herstellung der einflussreichste Faktor auf den CO2-Fußabdruck eines Solarmoduls. Für ein PV-Modul aus China machen die CO2-Emissionen, die beim Transport in die EU entstehen, etwa 3 Prozent der Gesamtemissionen aus.

»Aufgrund der deutlich geringeren CO2-Emissionen während der Produktion und dem weiter stark steigenden Bedarf an klimafreundlicheren PV-Modulen weltweit, geht es nun darum schnell und mit viel Engagement die PV-Produktionskette in Europa aufzubauen«, schlussfolgert Prof. Andreas Bett, Institutsleiter am Fraunhofer ISE. China hat eine dominante Marktstellung: Im Jahr 2019 produzierte China 68 Prozent des Polysiliciums, 96 Prozent aller Wafer, 76 Prozent aller Solarzellen and 71 Prozent der PV-Module.

Moduldesigns mit Glas anstelle von Rückseitenfolien sparen CO2: Rahmenlose Glas-Glas-Module verursachen bei der Herstellung zusätzlich 7,5 bis 12,5 Prozent weniger CO2 als Glas-Folie-Module. Das zeigt die Studie für alle untersuchten Module, unabhängig von ihrem Herstellungsort. Grund dafür ist nicht die Rückseitenfolie selbst, sondern die Tatsache, dass Glas-Glas Module keinen Aluminiumrahmen benötigen, dessen Herstellung sehr energieintensiv ist. Glas-Glas Module haben außerdem eine längere Lebensdauer und eine geringere jährliche Degradation als solche mit Folie, was ihren CO2-Fußabdruck zusätzlich verbessert. Bezogen auf die erzeugte Kilowattstunde verursacht das rahmenlose Glas-Glas-Modul 22 bis 27 Prozent weniger CO2-Emissionen als das Glas-Folien-Modul. Leider setzen erst wenige Hersteller auf rahmenlose Glas-Glas-Module.

Insgesamt kommt die Studie auf CO2-Emissionen für Glas-Folie-Module (Glas-Glas-Module) von 810 (750) in China, 580 (520) in Deutschland und 480 (420) Kilogramm CO2-Äquivalent pro Kilowatt Peak in der Europäischen Union. Der Studie liegen neue Produktionsdaten zugrunde, die am Institut in Zusammenarbeit mit der Industrie erhoben wurden. »Dies ist die eigentliche Neuheit, denn verglichen mit Lebenszyklusanalysen basierend auf älteren Datensätzen, die heute immer noch herangezogen werden, zeigte sich, dass sich der CO2-Fußabdruck von PV-Modulen in den letzten Jahren um etwa 80 Prozent verbessert hat. Hierfür ist eine Verbesserung der Silicium-Ausbeute, der Herstellungsprozesse der Moduleffizienz und der CO2-Intensität der Stromerzeugung verantwortlich«, erklärt Dr. Holger Neuhaus.

Quelle mit weiteren Hinweisen auf Untersuchungen: © Fraunhofer ISE

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Mittwoch, 22. September 2021

AKW-Stilllegungs- und Entsorgungs-Fonds

Der Bundesrat hat den Jahresbericht und die Jahresrechnungen des Stilllegungs- und des Entsorgungsfonds (STENFO) genehmigt. Gleichzeitig hat er die Verwaltungskommission für den Stilllegungs- und Entsorgungsfonds entlastet. In den von den Betreibern der Kernanlagen geäufneten Entsorgungs- und Stilllegungsfonds befanden sich Ende 2020 insgesamt 8,852 Milliarden Franken (2019: 8,492 Milliarden Franken). Die beiden Fonds decken die Kosten für die Stilllegung der Kernkraftwerke sowie für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle und der abgebrannten Brennelemente, die nach Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke anfallen. Die Fonds sind gemäss Stilllegungs- und Entsorgungsfondsverordnung (SEFV) der Aufsicht des Bundesrats unterstellt.

AKW Gösgen - stillzulegen
in den 30er Jahren - Bild:
Guntram Rehsche
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Entsorgungsfonds für Kernkraftwerke – Jahresergebnis 2020: Der Fonds deckt die Kosten für die Entsorgung der Betriebsabfälle und der abgebrannten Brennelemente, die nach der Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke anfallen. Die Gesamtkosten für die Entsorgung belaufen sich gemäss Festlegung der Verwaltungskommission STENFO vom 2. Dezember 2020 auf 20.077 Milliarden Franken (Basis Kostenstudie 2016). Darin enthalten sind auch Entsorgungskosten, die während des Betriebs anfallen (zum Beispiel Untersuchungen der Nagra) und von den Betreibern laufend direkt bezahlt werden.

Ende 2020 betrug das angesammelte Fondskapital 6,030 Milliarden Franken (2019: 5,768 Milliarden Franken). Gegenüber dem Soll-Betrag von 5,360 Milliarden Franken resultierte damit per Ende 2020 ein Überschuss von 669 Millionen Franken (2019: Überschuss 615 Millionen Franken). Bei einer Anlagerendite von +4,14% (2019: +13,09%) weist die Erfolgsrechnung des Entsorgungsfonds 2020 einen Gewinn von 245 Millionen Franken aus (2019: Gewinn von 667 Millionen Franken).

Stilllegungsfonds für Kernanlagen – Jahresergebnis 2020: Dieser Fonds stellt die Finanzierung der Kosten für die Stilllegung und den Abbruch der Kernanlagen sowie für die Entsorgung der dabei entstehenden radioaktiven Abfälle sicher. Die Stilllegungskosten für die fünf schweizerischen Kernkraftwerke und das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen belaufen sich gemäss Festlegung der Verwaltungskommission STENFO vom 2. Dezember 2020 auf 3,779 Milliarden Franken (Basis Kostenstudie 2016).

Ende 2020 betrug das angesammelte Fondskapital 2,822 Milliarden Franken (2019: 2,724 Milliarden Franken). Gegenüber dem Soll-Betrag von 2,623 Milliarden Franken resultierte damit per Ende 2020 ein Überschuss von 198,2 Millionen Franken (2019: Überschuss 198,8 Millionen Franken). Bei einer Anlagerendite von +3.87% (2019: +12,26%) weist die Erfolgsrechnung des Stilllegungsfonds 2020 einen Gewinn von 105,5 Millionen Franken aus (2019: Gewinn von 297,9 Millionen).

Neue Zuständigkeiten für die Festlegung der Kosten:  Gegen die im April 2018 erlassene Verfügung des UVEK zur Festlegung der Stilllegungs- und Entsorgungskosten haben die Betreiber Beschwerde erhoben. Darin stellten sie die Zuständigkeit des UVEK für die Kostenfestlegung in Frage. Mit Urteil vom 6. Februar 2020 hiess das Bundesgericht diese Beschwerde gut, und überwies die Festsetzung der voraussichtlichen Höhe der Stilllegungs- und Entsorgungskosten für die Veranlagungsperiode 2017-2021 an die Verwaltungskommission des STENFO. Mit Verfügung vom 24. April 2020 übertrug das UVEK auch die Festlegung der Vorgaben für die Erstellung der Kostenstudie an die Verwaltungskommission des STENFO. Das UVEK bereitet derzeit eine entsprechende Anpassung der Zuständigkeiten in der Stilllegungs- und Entsorgungsfondsverordnung (SEFV) vor, die 2022 in Kraft treten soll.

Der Jahresbericht 2020 der beiden Fonds (inklusive der dazugehörigen Jahresrechnungen) ist unter www.stenfo.ch zugänglich (in deutscher und französischer Sprache).


Adresse für Rückfragen

Geschäftsstelle STENFO, Tel. 031 380 79 61
Marianne Zünd, Leiterin Kommunikation BFE, Tel. 058 462 56 75, marianne.zuend@bfe.admin.ch


Herausgeber

Der Bundesrat
https://www.admin.ch/gov/de/start.html

Bundesamt für Energie
http://www.bfe.admin.ch 
 

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Dienstag, 21. September 2021

Module jetzt an Fassaden

Photovoltaik (PV), Hybridbox oder energiesparende Duschen: Die Überbauung, welche die Stiftung Umwelt Arena derzeit in Urdorf ZH baut, will ein Vorzeigeprojekt sein für energieeffizientes Wohnen. Energeiaplus hat sich beim zweiten Baustellenbesuch zeigen lassen, wo dabei schon beim Bauen angesetzt wird - und welche Rolle dabei PV an Fassaden spielt.

Die Mieterinnen und Mieter, die in die Überbauung mit den drei Mehrfamilienhäusern im Frühling 2022 einziehen können, sollen nichts für Strom und Wärme bezahlen müssen – sofern sie einen bestimmten Verbrauch nicht überschreiten. Das ist das Versprechen der Investoren. Nichts weniger als ein „nationales Zukunftsprojekt“ will die Überbauung sein. Die Elemente, die energieeffizientes Wohnen möglich machen sollen, sind keine Prototypen. Im Gegenteil: Sie haben sich bereits bewährt. Oder sie sind so plausibel, dass man sich fragt: Warum werden diese Elemente nicht längst überall standardmässig eingebaut.

Die Fassaden der drei Mehrfamilienhäuser erhalten beispielsweise einen besonders dicken «Pullover», sagt Architekt René Schmid. Gut 10 Zentimeter dick ist die Steinwolle-Dämmung. Zusätzlich zur Wärmedämmung wird jede Fassade des Hauses mit Solarpanels bestückt. Im Video-Interview erklärt Schmid, wie mit dieser Fassadenverkleidung Energie nicht nur gespart, sondern dank der PV-Panels auch produziert wird.

Eine Hybridbox wird das Herzstück der Wohnüberbauung sein. Sie liefert Wärme und Strom für die 39 Wohnungen. Sie umfasst zwei Wärmepumpen, ein Blockheizkraftwerk und die Wärmerückgewinnung. Unterstützt wird das ganze durch ein Energiemanagementsystem, das Verbrauch und Produktion der Energie in den drei Häusern steuert. Konkret: Erdsonde und Umgebungsluft liefern die Wärme, die fürs Heizen und das Warmwasser genutzt wird. Die Photovoltaikanlagen auf dem Dach und der Fassade liefern Strom. Überschüssiger Strom wird ins Netz gespiesen und im Winter in Form von umgewandeltem erneuerbarem Gas wieder aus dem Gas-Netz zurückgeholt. Die Hybridbox ist eine Energiezentrale, die alle energetischen Disziplinen in einer Anlage vereint.

Quelle: energeiaplus.com 

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Dienstag, 14. September 2021

D: Agri-PV im Test

Im Forschungsprojekt »Agri-PV Obstbau« haben BayWa r.e. und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE gemeinsam mit weiteren Forschungspartnern auf dem Bio-Obsthof Nachtwey in Gelsdorf im deutschen Bundesland  Rheinland-Pfalz eine Agri-PV-Forschungsanlage für Äpfel und Spalierobst errichtet. Sie ist die erste Anlage in Deutschland.

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Die Gesamtversuchsfläche des Forschungsprojekts umfasst ca. 9100 Quadratmeter, die Agri-PV-Anlage mit einer Leistung von 258 kWp wurde auf circa einem Drittel der Fläche des Areals installiert. Übergeordnetes Ziel des durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz (MKUEM) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Vorhabens ist es, die Klimaresilienz im Obstbau zu steigern und eine sichere und nachhaltige Apfelproduktion mit zusätzlicher Solarstromerzeugung zu gewährleisten.

Im Rahmen des Projekts mit einer Gesamtlaufzeit von fünf Jahren sollen an acht Apfelsorten zahlreiche Forschungsfragen untersucht werden. Das Projekt vergleicht zunächst die Apfelerzeugung am gleichen Standort unter vier unterschiedlichen Kulturenschutzsystemen: Folienschutz (nicht regendurchlässig), Hagelschutz (regendurchlässig) und Agri-PV mit festinstallierten, lichtdurchlässigen PV-Modulen (nicht regendurchlässig) sowie nachgeführten PV-Modulen (bei Bedarf regendurchlässig). 
 
Dabei kommen zwei verschiedene Modultypen mit unterschiedlich angeordneten Solarzellen (Streifen- bzw. Blockmuster) zum Einsatz. Es soll untersucht werden, inwiefern Agri-PV-Anlagen die Pflanzen und Früchte vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Hagel, Starkregen, Sonnenbrand, Frost oder extremen Temperaturen bewahren können. Darüber hinaus wird getestet, inwiefern sich unterschiedliches Lichtmanagement durch verschiedene PV-Modulkonfigurationen auf das Pflanzenwachstum und die Agrarerträge auswirkt. Des Weiteren soll die Anlage im Hinblick auf Landschaftsästhetik, Wirtschaftlichkeit, Sozialverträglichkeit sowie pflanzenbauliche Parameter untersucht werden.

Stephan Schindele, Head of Product Management Agri-PV bei BayWa r.e. kommentiert das Projekt: »Wir sehen in Agri-PV eine langfristige Lösung, um Landwirte dabei zu unterstützen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Wir können das bisherige Ökosystem erhalten und durch Synergieeffekte und die Solarstromerzeugung sogar aufwerten. Nachdem wir in den Niederlanden sehr erfolgreich professionellen Beerenanbau unter Agri-PV realisiert haben, gehen wir in Gelsdorf den wichtigen Schritt Richtung Spalierobst. Wir haben erkannt, dass die Potenziale und Synergien für Agri-PV kombiniert mit Apfel, Birnen, Kirschen, Kiwi und weiteren Dauerkulturen beachtlich sein können. Diese Potenziale möchten wir dauerhaft erschließen und einen weiteren Ausbau der Photovoltaik ohne Einschränkung von Agrarerträgen ermöglichen.«

Ökonomische Vorteile für Landwirte: Neben der Anpassung an den Klimawandel und dem Schutz des Agrarguts sollen durch das Agri-PV-Projekt in Gelsdorf auch ökonomische Vorteile für Landwirte aufgezeigt werden. Diese schließen mitunter dauerhaft geringere und besser kalkulierbare Energiekosten, weniger Investitionskosten in Kulturenschutz sowie weniger Betriebsmittel- und Müllentsorgungskosten mit ein. Andreas Steinhüser, Stellvertretender Gruppenleiter Agri-Photovoltaik am Fraunhofer ISE: »Das Forschungsprojekt ,Agri-PV Obstbau‘ soll nicht nur Möglichkeiten aufzeigen, CO2-Emissionen in der Landwirtschaft zu reduzieren, sondern auch die Verwendung kurzlebiger Materialien und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Fungiziden zu vermeiden und so entscheidend zum Klimaschutz beizutragen. Darüber hinaus nehmen wir auch noch gesellschaftliche Fragen, wie Akzeptanz und Sozialverträglichkeit in den Fokus, da diese Aspekte bei der weiteren Verbreitung der Agri-PV eine entscheidende Rolle spielen werden.«

Der durch die Agri-PV-Anlage erzeugte Strom kann in den der Apfelproduktion vor- und nachgelagerten Bereichen genutzt werden. Zum einen wird der von der AGCO GmbH zur Verfügung gestellte batterieelektrische Traktor Fendt 100 Vario mit dem Strom aus der Anlage geladen. Zum anderen wird die Energie auch dazu genutzt, das Bewässerungssystem mit Agri-PV-Eigenstrom zu versorgen. Das Kühllager wird bereits heute von einer PV-Dachanlage mit Grünstrom versorgt. Insgesamt wird durch die Umsetzung eines Energiekonzepts versucht, die CO2-Emissionen auf dem Hof durch solare Elektrifizierung zu reduzieren.

Quelle: Fraunhofer

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Montag, 13. September 2021

Das isch's Wunder: Pflanzenkohle

Kohle macht die Kuh erträglicher für das Klima. Nicht irgendeine Kohle, sondern Pflanzenkohle. Florian Gut produziert solche Pflanzenkohle aus Holz. Dafür hat er in eine Holzvergasungsanlage investiert. In einem komplexen Prozess entstehen neben der Kohle auch Wärme zur Beheizung mehrerer Gebäude sowie Warmluft zur Trocknung von Brennholz. Herzstück der Anlage ist ein Gasmotor, der in zwanzig Betriebsstunden soviel Strom produziert, wie ein vierköpfiger Schweizer Haushalt in einem ganzen Jahr verbraucht. 
 
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Ein markanter Holzbau steht im Weiler Desibach bei Buch am Irchel. Es riecht angenehm nach frischem Holz. «Wir haben den Bau mit Holz aus dem eigenen Wald konstruiert», erzählt ein sichtlich stolzer Bauherr. Florian Gut ist Landwirt, Winzer, Unternehmer, Waldbesitzer, Anlagenbetreiber, Pflanzenkohlevermarkter und vieles mehr. «Zehn Jahre hat die Projektentwicklung gedauert, bis wir im August 2021 die Anlage in den ordentlichen Betrieb nehmen konnten. Wir sind sehr zufrieden.» 

Wald hat in der Familie Gut Tradition. Seit Generationen bewirtschaftet die Familie etwa 33 Hektaren eigenen Wald. Man ist auf die Herstellung von Stückholz spezialisiert. «Pro Jahr stellen wir etwa 500 Ster Scheiter her, die wir zurzeit sehr gut verkaufen können», erklärt Florian Gut. Die neue Anlage produziert Warmluft zur Trocknung noch grösserer Mengen. Die Nachfrage nach Stückholz ist gross, der Geschäftszweig soll in nächster Zeit ausgebaut werden. Damit bestätigt Florian Gut einen schweizweiten Trend: Die Nutzung von Stückholz in kleineren Anlagen im Wohnbereich wird «wiederentdeckt». Die Menschen verbringen mehr Zeit zuhause und geniessen die gesunde Strahlungswärme des Holzfeuers.

Die Warmluft trocknet aber nicht nur grosse Mengen an Scheitern und Spälten, sondern auch die Hackschnitzel für den Holzvergaser. Im Schnitzelsilo lagern grosse Mengen waldfrischer Schnitzel, die sukzessive durch den Warmlufttrockner gefördert werden und anschliessend in ein Zwischenlager gelangen. Von dort aus laufen sie durch eine raffinierte Mischanlage und werden in der optimalen Zusammensetzung (Stückigkeit, Feuchte) dem Vergaser zugeführt. Erstaunlich und auffällig ist die grosse Variabilität des Rohstoffes. «Wir können eigentlich alle bei uns anfallenden Sortimente in den Vergaser führen, das heisst auch Rinde und Feinanteile aus der Stückholzproduktion. Der Vergaser ist diesbezüglich sehr tolerant.», präzisiert Gut.

So entstehen aus Holz Kohle, Strom und Wärme: Der vorgetrocknete Brennstoff – ausschliesslich naturbelassenes Energieholz aus der Region – gelangt in den Pyrolyse-Reaktor. Bei etwa 500 Grad Hitze wird das Holz entgast und die erste Stufe der Kohle entsteht. Das Gas und die Kohle gelangen anschliessend in einen Schwebereaktor, wo weitere Verbrennungsluft zugeführt und der Entgasungsprozess bei einer Temperatur von etwa 850 Grad zu Ende geführt wird. Die mittlerweile recht feine Kohle «schwebt» im Gasstrom zum Filter, der sie vom Gas trennt und unter Zugabe von Wasser kühlt und in Big Bags ablagert. Das Holzgas gelangt weiter durch einen Kühler, der seine Temperatur auf etwa 100 Grad absenkt. Anschliessend strömt es durch einen mit Wasser betriebenen Wäscher und von dort mit noch etwa 20 Grad Temperatur in den Gasmotor. Dieser dröhnt in einer schalldichten Kabine und hat eine elektrische Leistung von 240 kW. Seit August läuft der Motor und hat im ersten Betriebsmonat gleichviel Strom hergestellt, wie etwa dreissig vierköpfige Schweizer Haushalte während eines ganzen Jahres verbrauchen. Für die Stromproduktion erhält Florian Gut eine kostendeckende Einspeisevergütung (KEV). Er kann dank dieser Förderung die Anlage wirtschaftlich betrieben werden. Die bei allen Schritten des Prozesses anfallende Wärme wird mittels Wärmetauscher zurückgewonnen und genutzt. Dadurch erreicht der Holzvergaser einen sehr hohen Gesamtwirkungsgrad von mehr als 90 Prozent.

Kohle, Kuh und Klima: Nun zur Kohle. Warum der ganze Aufwand zur Herstellung von Pflanzenkohle? Hier öffnet sich ein sehr breites, neues Feld. Denn Pflanzenkohle ist ein aussergewöhnlich wertvoller Stoff. Sie kann einen grossen Beitrag zur Verbesserung des Humusgehalts und der Wasserspeicherung der Böden leisten. Zudem gilt sie als Kohlenstoffsenke, weil sie sehr lange – durchaus mehrere Jahrhunderte – im Boden verbleibt. Der Landwirtschaftsbetrieb von Florian Gut beteiligt sich an einer mehrjährigen Studie der Landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft. Sie bestätigt die positiven Auswirkungen von Pflanzenkohle auf den Humusgehalt (Fruchtbarkeit), den Nährstoffkreislauf (Stickstoff) die Wasserspeicherfähigkeit und Klimaverträglichkeit intensiv genutzter Landwirtschaftsböden. Pflanzenkohle wirkt wie ein Schwamm für Nährstoffe und ist Lebensraum für Mikroorganismen. Gemäss Agroscope verfügt die «Wunderwaffe Pflanzenkohle» noch über eine weitere positive Eigenschaft: «Durch die Ausbringung von Pflanzenkohle lassen sich die Lachgasemissionen (N2O) aus landwirtschaftlich genutzten Böden verringern, was auf eine veränderte Aktivität der Mikroorganismen im Boden hindeutet. Für die Treibhausgasbilanz von landwirtschaftlich genutzten Böden, ist die Reduktion der N2O-Emissionen von grosser Bedeutung, da Lachgas ein 300-fach höheres Erwärmungspotential als CO2 hat.»

Florian Gut erklärt, wie die Pflanzenkohle schliesslich in den Boden kommt. Daraus werden weitere Vorteile ersichtlich: «Pflanzenkohle als Beigabe im Futter der Kühe wirkt sich positiv auf die Verdauung und das Wohlbefinden der Tiere aus. Es stinkt weniger im Stall, da die Ammoniakausscheidungen verringert werden.» Auch das ist positiv für die Umwelt, da Ammoniak sensible Ökosysteme wie Moore und Wälder verändert. Mit der ammoniakärmeren Gülle gelangt die Pflanzenkohle schliesslich aufs Feld und entfaltet ihre positiven Wirkungen in den Böden während sehr langer Zeit. Für Florian Gut geht die Rechnung auf, da Pflanzenkohle ein begehrter und entsprechend hochpreisiger Rohstoff ist. Die Anlage in Desibach (siehe Bild oben) ist ein hervorragendes Beispiel für Ressourceneffizienz. Sie sollte viele Nachahmer finden. Besonders geeignete Standorte befinden sich überall dort, wo es möglichst ganzjährig einen hohen Wärmeleistungsbedarf von mindestens ein paar hundert Kilowatt gibt. Beispielsweise bei grossen Wärmenetzen sowie insbesondere bei industriellen Prozessen, die viel Wärme brauchen.

Quelle: Holzenergie Schweiz

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Freitag, 10. September 2021

Big is beautiful

Wieder einmal häufen sich im Bereich der Solarwirtschaft Ereignisse von ausserordentlicher Bedeutung – und kaum jemand nimmt sie hierzulande wahr. Dabei rollt dieser Wirtschaftszweig der Zukunft auf einer ausserordentlichen Welle. Ja, wir stehen endgültig am Beginn eines berauschenden Solarzeitalters – wenn das fürs Erste auch etwas hochgegriffen tönt. Nach der Lektüre wirkt das vielleicht  realistischer.

US-Präsident Biden plant
gigantisches Solarprogramm
Bezüglich Erneuerbarer Energien sah der Blick in die Vereinigten Staaten in den vergangenen Jahren eher trübe aus. Aber immerhin, auch Präsident Donald Trump war es nicht gelungen, den in der Ära Obama eingeleiteten Umschwung wieder ins Gegenteil zu verkehren – sein versprochenes goldenes Kohlezeitalter war einer der allergrössten Reinfälle von Donald Trump, auch seine Regierung brachte die Arbeitsplätze in den Kohleminen nicht zurück.

Die seither immer noch gültigen Steuervergünstigungen beim Bau von Solaranlagen legten vielmehr die Basis für einen Solaraufschwung, den der jetztige Präsident endgültig einzuleiten gewillt scheint. Diese Woche ging die Meldung um die Welt (NZZ 9.9.21), die USA wollten den Anteil von Solarstrom am Gesamtverbrauch von heute deren drei auf 44 Prozent im Jahr 2050 erhöhen – nicht zu vergessen, dass auch in der Windnutzung Quantensprünge vorgesehen sind. Denn die USA stehen am Beginn einer intensiven Nutzung von Windenergie auf dem offenen Meer (zur Entwicklung in den USA siehe auch > hier.

Anderes Zeichen für den beginnenden Solarboom gefällig? Das für seine zukunftsorientierte Wirtschaftsberichterstattung bekannte Magazin «brandeins» widmet die aktuelle Septemberausgabe dem derzeitigen und künftigen Kapitalismus – und darin eine der Hauptgeschichten dem «Triumpf der Sonne». Nicht nur sei Solarstrom extrem billig geworden in den vergangenen Jahren, er sei unterdessen auch «billiger als Atomstrom». Und nicht nur für die USA, sondern für die ganze Welt wird ein ungeheurer Aufschwung der Solarwirtschaft vorhergesagt – was in der Prognose eines 70%-Anteils bis 2050 gipfelt. Das wäre dann rund eine Verzwanzigfachung der gegenwärtigen Photovoltaik-Kapazitäten weltweit. Auch die Internationale Energie Agentur IEA sieht es unterdessen so kommen, nachdem sie das Potential der Solarenergie lange negierte.

Woher diese verheissungsvollen Vorhersagen? Glaubwürdig werden sie dank jener Wandlungen, die sich gerade vollziehen und die hier in Stichworten wieder gegeben seien:

-       Im vergangenen Jahr wurden rekordhohe 138 Gigawatt (GW) Solarleistung installiert, was einem Gesamtwachstum von fast einem Fünftel gleichkam – insgesamt sind es weltweit bereits über deren 700 – mit der Erwartung, dass Ende 2022 dann das erste Terawatt erreicht sein wird (= 1000 GW, = 1 Million Megawatt usw.). Das zweite Terawatt wäre bei diesem horrenden Ausbaufortschritten bereits Ende 2025 zu erwarten –  siehe > hier. 

-       Andernorts tönt das dann so: Billiger, effizienter und mit höheren Gesamterträgen! Siehe > hier.

-       Die Geschichte der Solarwirtschaft zeichnet ein Artikel nach, der in der phänomenalen Absenkung der Erzeugerpreise mündet – eine Entwicklung, die eigentlich die letzten Skeptiker überzeugen müsste. Denn mit den bereits jetzt erreichten tiefen Preisen (vor allem in Grossanlagen in günstigen Gebieten) bleibt viel Spielraum, um etwa die vorderhand hohen Speicherkosten, die für einen Teil des Stroms anfallen (aber längst nicht für allen) auch noch locker zu decken. Das ist bekanntlich in Deutschland bereits so (wo eine Kilowattstunde Solarstrom selbst in einer kleineren Anlage auf rund zehn Eurocent zu stehe kommt. Weil der zugeleitete Strom aber dreimal teurer ist, sind auch die Batteriekosten gedeckt). Zur allgemeinen Entwicklung siehe > hier.  

-       Zu den Preisen war kürzlich auch andernorts Erstaunliches zu lesen: «Photovoltaik könnte diese auf Null drücken». So die Vermutung eines norwegischen Finanz-Analysten, dem flugs vorgeworfen wurde, er sei wegen der grossen Gasvorkommen in seiner Heimat befangen. Mal abgesehen davon, dass dieser Zusammenhang reichlich konstruiert erscheint, stellt DnB-Fondsmanager Audun Wickstrand-Iversen durchaus plausible Überlegungen an: Der Norweger geht als Prämisse vom Bau einer normalen PV-Anlage zum heutigen Zeitpunkt aus. Irgendwann zwischen 2035 und 2040 sei diese dann vollständig abgeschrieben. Bis dahin habe sie den Eigentümern eine Eigenkapitalrendite von fünf bis zwölf Prozent beschert. Und er fragt sich: was passiert dann? Der Input (Sonnenstrahlen) bleibe eine kostenfreie Energiequelle und die Anlage laufe noch lange weiter, fast ohne Unterhaltskosten, siehe > hier.

-       Dass das nicht nur Hirngespinste sind, zeigt die bereits eingetretene Entwicklung. In Australien etwa, das vor kurzem noch als solares Entwicklungsland mit gewaltigen Widerständen gegen die Erneuerbaren im Allgemeinen galt (wegen der grossen Kohlevorräte). Unterdessen hat Solarstrom aus Flächen- und Dachanlagen vor kurzem aber erstmals die Stromproduktion aus Kohlekraft überflügelt. Es dürfte nicht das letzte Mal gewesen sein. Denn nicht nur ist der fünfte Kontinent wegen seiner Kohlenutzung und dem damit verbundenen CO2-Ausstoss unter gehörigem Druck. Es sind vielmehr auch Bauprojekte für Solaranlagen unterwegs, ob deren Grösse einen schwindeln könnte. Stellvertretend das Beispiel jener 10-Gigawatt-Anlage, die über eine Unterwasserleitung PV-Strom aus dem sonnenreichen Norden nach Singapur leiten soll, siehe > hier. 

-       Aber nicht nur in der weiten Welt geht es munter voran, auch in Europa, mit an vorderster Front (wieder eine Überraschung) Polen. Und die meisten europäischen Staaten erleben derzeit einen mehr oder minder heftigen Solarboom, sogar auch ein wenig die Schweiz.... siehe zu Polen > hier.

Donnerstag, 9. September 2021

Schweizer Standardstrom mit tiefem Solaranteil

Die Photovoltaikanlagen der Schweiz liefern derzeit rund fünf Prozent des inländischen Strom-Jahresverbrauchs. Doch die wichtigen Standard-Stromprodukte der Schweizer Energieversorger enthalten im Durchschnitt gerade mal 1.85 Prozent Solarstrom, obwohl sie von den meisten Kunden bezogen werden. myNewEnergy und Swissolar empfehlen daher in ihrer Medienmitteilung, den Solaranteil der Standardprodukte mindestens auf diese fünf Prozent zu erhöhen und dann jährlich entsprechend dem Solarausbau anzupassen. 
 

Energie Opfikon mit 25% Solarstrom:
Energetische Sanierung eines Mehrfamilienhauses mit Solarfassade
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© Marcel Rickli. Ein Projekt der Stiftung Umwelt Arena Schweiz
in Zusammenarbeit mit René Schmid Architekten AG
 

Jeder der über 600 Energieversorger der Schweiz hat ein Standard-Stromprodukt für seine Haushaltskunden. Die Mehrheit der Kund wählt kein Produkt aus und erhält daher den Standard. Dessen Herstellungsart ist also zentral für den Schweizer Energiemix. Eine aktuelle Auswertung von myNewEnergy unter 211 Schweizer Energieversorgern zeigt nun, dass die Standardprodukte im Durchschnitt lediglich 1.85% Solarstrom enthalten. 117 Betriebe weisen gar keinen Solaranteil im Standard aus. Bei den 94 Versorgern mit Solarstrom im Standardprodukt liegt dessen Anteil bei rund 4%. Spitzenreiter ist Energie Opfikon mit 25%. Zu den grossen Versorgern mit hohem Solaranteil gehören etwa die AEW Energie AG mit 15%, Groupe E mit 6.1% und ewb mit 8%. Zum Vergleich: Die Liechtensteinischen Kraftwerke LKW beliefern ihre Kunden mit 17% Solarstrom.
 
5% Solarstrom wäre angemessen: Ende 2020 lag der Anteil Solarstrom am jährlichen Stromverbrauch der Schweiz bei 4.7%. Aktuell dürfte angesichts des Zubaus neuer Anlagen die Marke von 5% überschritten sein. «Die Energieversorger sollten ihren Käufer von Standardprodukten mindestens so viel Solarstrom verkaufen, wie ohnehin im Netz ist» sagt dazu David Stickelberger, Geschäftsleiter von Swissolar. «Unter Berücksichtigung des Solarstroms aus KEV-Anlagen wären dies aktuell 5% Dieser Wert sollte jährlich mindestens um die jeweilige Zubaumenge erhört werden. Rund 1% würde dem notwendigen Zubau von Photovoltaik-Anlagen entsprechen.» 
 
Steigerung des wichtigen Solarausbaus über Verkauf im Standard: Mit 5% Anteil Solarstrom im Standard könnten die Energieversorger den Bau neuer Anlagen fördern, da durch die Verteilung vergleichsweise geringer Solarstrom-Mengen an viele Kunden die Produktpreise tief gehalten werden können. Heute bleiben nämliche viele Betreiber auf ihrem sauberen Strom sitzen, da die meisten Kunden gar nicht an einen Stromwechsel zu Grünstromprodukten denken.

«Wichtig ist dabei, dass diese Zertifikate ausschliesslich aus Schweizer Solaranlagen stammen, denn nur solche leisten einen effektiven Beitrag an eine sichere und saubere Stromversorgung in unserem Land. Allein um die AKW zu ersetzen, brauchen wir 20 Terawattstunden Solarstrom», betont Stickelberger. Zusätzlich fördert der Solarausbau auch das lokale Gewerbe und trägt damit doppelt zum Schweizer Wohlstand bei - sichere, saubere Stromversorgung und attraktive Arbeitsplätze.
 
Nudging in die falsche Richtung: Viele Energieversorger bieten den Solarstrom nur in speziellen Grünstromprodukten an, teils allerdings mit sehr hohen Solar-Anteilen und einem erfolgreichen Marketing. Ein Grossteil der Konsumierenden verbleibt jedoch beim Standard, da Strom bei den Kunden keine besondere Aufmerksamkeit hat, solange er aus der Steckdose kommt. Zudem kostet ein Wechsel Zeit und Wissen und der Strom ist ein vergleichsweise kleiner Posten im Haushaltsbudget. Das bekannte Nudgingprinzip stösst den Stromkonsumenten somit in die falsche Richtung.

Tatsache ist: Die Mehrheit der Stromkunden ist Solarstrom gegenüber sehr positiv eingestellt. «Es ist gut, wenn engagierte Stromkonsumenten zusätzlich einen freiwilligen Beitrag leisten können. Aber noch besser ist, wenn Kunden im Sinne des Nudging automatisch das optimale Produkt erhalten», sagt dazu Christina Marchand, Geschäftsleiterin von myNewEnergy. «Ansonsten werden die Kunden im negativen Sinne bevormundet mit Strom, der nicht dem Schweizer Ausbauplan entspricht.». Sie unterstützt deshalb die Forderung nach einem höheren Solarstromanteil in den Standardprodukten, weil dadurch der Beitrag zum Umbau unserer Stromversorgung auf alle Schultern verteilt wird.
 
Vergleich auf der Stromlandschaft oder myNewEnergy.ch
Sowohl auf der Stromlandschaft.ch wie auch bei myNewEnergy.ch können sich die Schweizer Stromkunden über die Zusammensetzung ihres Standardstroms informieren. Die meisten Stromversorger bieten verschiedene Produkte an, so dass interessierte Kunden sich ihren optimalen Mix aussuchen und auch gleich via Website bestellen können. Für alle anderen sollten die Stromversorger die Standardprodukte so verbessern, dass sie zumindest dem Schweizer Durchschnitt entsprechen. 

 
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Weitere Auskünfte:
David Stickelberger, Geschäftsleiter Swissolar, stickelberger@swissolar.ch, 079 323 18 68
Christina Marchand, myNewEnergy, 078 733 43 22
 
Über Swissolar - www.swissolar.ch
Swissolar vertritt als Branchenverband die Interessen von 800 Verbandsmitgliedern mit rund 7‘000 Arbeitsplätzen der Schweizer Solarenergiebranche in der Öffentlichkeit, der Politik und gegenüber den regulierenden Behörden.
Die Sonne liefert der Schweiz jährlich 200-mal mehr Energie als wir brauchen. Swissolar setzt sich für die Energiewende hin zu einer Energieversorgung ohne den Einsatz fossiler oder nuklearer Energieträger ein. Wärme und Strom von der Sonne nehmen dabei eine zentrale Stellung ein.
 
Über myNewEnergy - mynewenergy.ch/de/
myNewEnergy betreibt einen nachhaltigen und umfassenden Strom-Vergleichsdienst. Neben dem Preis wird auch die Qualität der Produkte berücksichtigt. Die Produktqualität wird in Bezug auf die Energiewende und Ökologie gemessen. Neben dem Vergleichsdienst setzt es als Dienstleister auch diverse Projekte im Bereich nachhaltige Energieversorgung um, wie aktuell die Stromlandschaft Schweiz.

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