Eine raschere Gangart
bei der Energiewende ist dringend nötig. Und sie lohnt sich – nicht nur
fürs Klima, sondern auch für die Volkswirtschaft. Speziell
Gewerbezweige, die in den Bereichen Gebäudesanierung und Heizungsersatz
tätig sind, aber auch Wind- und Photovoltaikanlagebauer:innen generieren
mehr Wertschöpfung und bis zu 87'000 neue Arbeitsplätze, wenn das Tempo
beschleunigt wird. Das zeigt eine neue ZHAW-Studie im Auftrag der
Schweizerischen Energie-Stiftung SES.
Die Zürcher
Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW hat im Auftrag der SES
den volkswirtschaftlichen Nutzen des Ausbaus der erneuerbaren Energien
und der Energieeffizienz in der Schweiz analysiert. Diese Massnahmen
sind zentral für das Erreichen unserer Klimaziele. Spezifisch wurde das
inländische Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzpotential, sowie die
Wirtschaftlichkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien und der
Energieeffizienz von 2021 bis 2035 in zwei Szenarien untersucht: Das
erste Szenario (Referenzszenario) orientiert sich an den
Energieperspektiven 2050+ des Bundes (ZERO Basis). Das zweite Szenario
(Ausbauszenario) nimmt einen beschleunigten Ausbau an, wie er zur
Begrenzung der Klimaerhitzung auf 1.5 Grad notwendig ist. Dadurch können
die Treibhausgasemissionen bis 2035 auf netto null gesenkt werden,
während der Bund dafür bis 2050 veranschlagt.
Je schneller, desto besser für die Wirtschaft: Die zentrale Erkenntnis ist, dass das Wertschöpfungspotential des raschen
Handelns um mehr als 80 Prozent höher als im zögerlicheren Szenario
des Bundes ist. Bis 2035 schaffen energetische Gebäudesanierungen,
erneuerbare Heizsysteme und Photovoltaik-, Windstrom- und
solarthermische Anlagen rund 144.9 Milliarden Franken inländische
Wertschöpfung – über die gesamte Lebenszeit dieser Anlagen betrachtet
sogar 187.1 Milliarden Franken. «Speziell im Gebäudebereich fällt viel
Arbeit an, die lokale Wertschöpfung schafft», so Studienautorin Dr.
Léonore Hälg von der ZHAW. Schliesslich würde auch ein Grossteil der
verwendeten Produkte wie Dämmstoffe, Fenster oder solarthermische Module
in der Schweiz hergestellt.
Grafik: ZHAW
87'000 neue Arbeitsplätze: Das grosse Wertschöpfungspotential schlägt sich auch in Form von neuen Arbeitsplätzen nieder. Wie in der nachfolgenden Grafik zu sehen ist, entstehen beim beschleunigten Ausbauszenario rund 87'000 Arbeitsplätze. Wie die Aufteilung nach Arbeitsschritten zeigt, machen die Montage der neuen Anlagen sowie die Gebäudesanierungen mit rund 52 Prozent den Löwenanteil aus. «Unsere Analyse kommt zum Schluss, dass ein forciertes Tempo bei den untersuchten Klimaschutzmassnahmen die Schweiz volkswirtschaftlich günstiger zu stehen kommt als ein Hinauszögern, wie der Bund das vorsieht», bilanziert Professor Jürg Rohrer, Leiter der ZHAW-Gruppe erneuerbare Energien.
Vorwärtsmachen lohnt sich: «Es ist höchste Zeit, zu handeln. Und rasches Handeln lohnt sich – auch für die Volkswirtschaft», kommentiert Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien bei der SES, die Studienresultate. «Es ist wichtig, dass Politiker:innen und die Gesellschaft diese Botschaft hören, schliesslich stehen weitere energiepolitische Entscheidungen an.» In der laufenden Revision des Energiegesetzes kann der Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz endlich beschleunigt werden. Im Gebäudebereich stehen demnächst kantonale Gesetzesvorlagen an, in denen das Tempo der Klimaschutzmassnahmen forciert werden kann – im Kanton Zürich beispielsweise im November bei der Abstimmung zum kantonalen Energiegesetz.
Downloads
- Studie «Das Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzpotential des beschleunigten Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz in der Schweiz» (.pdf)
- Grafik «Inländische Wertschöpfung» (.pdf)
- Grafik «Arbeitsplätze» (.pdf)
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