Sonntag, 26. April 2020

7 Gründe wider AKW

Auch noch ein Problem: Derzeit
brennt es rund um die
Reaktorruine!
Am 27. April jährte sich zum 34sten Mal die Atomkatastrophe von Tschernobyl. Abgesehen vom unendlichen menschlichen Leid (je nach uellen erforderte der Unfall 4000 bis mehrere Millionen Menschenleben) waren auch die Schäden wirtschaftlicher Art immens. Greenpeace Energy bezifferte sie unlängst mit 654 Milliarden Euro. Aber noch immer gibt es Ewig-Gestrige, die gerade jetzt die Zeit für neue Atomanlagen gekommen sehen. Ihnen seien die folgenden sieben Argumente entgegen gehalten (ursprünglich zusammengestellt von Mark Z. Jacobson - siehe Quelle).

1. Lange Zeit zwischen Planung und Fertigstellung: Da braucht es wenig theoretische Erläuterungen, sondern den Blick auf die Realitäten: In Westeuropa sind derzeit nur deren zwei AKW im Bau, sie weisen enorme zeitliche Verzögerungen auf - wie etwa der neue Reaktor im finnischen Olkiluoto, dessen Bau im Jahr 2000 beschlossen wurde. 2009 begann er dann und unterdessen beträgt die Verspätung zehn Jahre - nur vielleicht wird der Reaktor noch in diesem Jahr in Betrieb gesetzt. Ein ähnliches Schicksal hat das britische Vorhaben Hinkley Point zu gewärtigen. Und selbst in China benötigten neu gestartete AKW von Planungsbeginn an beinahe 20 Jahre!

2.  Kosten überschiessen um ein X-faches: Auch das illustriert Olkiluoto. Interessant sind aber vor allem die Konkurrenzvergleiche mit anderen Energiequellen. Denn unterdessen zeigt sich, dass Atomenergie unter heutigen Gegebenheiten mehr als dreimal so teuer zu stehen kommt als Wind- oder Solarenergie (Produktionskosten pro Kilowattstunde Energie). 

3. Risiken des militärischen Missbrauchs: Das ist immer wieder die Blackbox des AKW-Baus. Und gleichzeitig wohl die Erklärung, warum trotz der Kosten überhaupt weiterhin gebaut wird - denn die radioaktiven Abfälle dürften in manchen Fällen für die Atomwaffenproduktion ihr Geld wert sein. Die Gefahr, illegaler Urananreicherung auch in Staaten ohne Atomwaffenproduktion ist auf jeden Fall nicht von der Hand zu weisen.

4. Kernschmelzen drohen immer wieder: Eine Zusammenstellung bisheriger Ereignisse dieser Art kommt auf deren vier (noch ohne das schweizerische Luçens). Neuere Reaktortypen sollen diesbezüglich sicherer sein - der Beweis ist aber noch nicht erbracht. 

5. Gefährlicher Abbau von Uranium: Gern geht vergessen, welch hohe Gefahren der für die AKW's nötige Abbau des Rohstoffs Uranium mit sich bringt. Kein Wunder, denn er findet in abgelegenen und unkontrollierten Orten statt und dürfte etwa im afrikanischen Niger höchst problematisch sein. Es ist auf jeden Fall Sand in die Augen gestreut, wenn ein Land wie die Schweiz bei der Suche nach Energieunabhängigkeit ausgerechnet auf diesen Rohstoff setzen würde, der uns in vielerlei Hinsicht vielleicht mal noch um die Ohren fliegt. 

6. CO2-Freiheit ist eine Chimäre! Im Rahmen der Klimadiskussion wird ja gern auf die vermeintliche CO2-Freiheit des Atomstroms verwiesen. Das ist schlicht und einfach falsch: Neuere Studien zeigen einen richtig berechneten CO2-Gehalt von Atomstrom von 78 bis 178 Gramm pro Kilowattstunde auf. Das ist dann sehr viel höher als jener von Windstrom und bereits auch höher als von Solarstrom, der diesbezüglich ständige Fortschritte realisiert. Zudem bringt die Atomstromproduktion ja weitere Schadstoffe mit sich.

7. Das Abfallrisiko ist unermesslich: Die Schadstoffproduktion hält zudem an, auch wenn ein AKW dereinst still gelegt wird (auch mit nicht abschätzbaren Kosten). Das ist wohl überhaupt das grösste Problem der Atomenergie - dass wir mit ihr ein Erbe hinterlassen, das unermesslichen Schaden anrichten kann!

Quellen:
- iwr.dehttps://www.iwr.de/news.php?id=36708
- leonardodicaprio.org

Dienstag, 21. April 2020

100 Prozent erneuerbar ist weltweit möglich

Die neue Studie der Energy Watch Group und LUT University skizziert als erste ihrer Art ein 1,5°C Szenario mit einem kostengünstigen, sektorenübergreifenden und auf hoher Technologievielfalt beruhenden globalen 100% Erneuerbare-Energien-System, welches ohne negative CO2-Emissionstechnologien auskommt. 

Die wissenschaftliche Modellierungsstudie simuliert eine vollständige weltweite Energiewende in den Bereichen Strom, Wärme, Verkehr und Meerwasserentsalzung bis 2050. Sie basiert auf viereinhalb Jahren Forschung und Analysen von Datenerfassungen und technischen und finanziellen Modellierungen durch 14 Wissenschaftler. Dadurch wird bewiesen, dass die Wende hin zu 100% Erneuerbaren Energien mit dem heutigen, konventionellen fossil-nuklearen System wirtschaftlich konkurrenzfähig ist und die Treibhausgasemissionen im Energiesystem noch vor 2050 auf Null reduziert werden. 

„Der Bericht bestätigt, dass eine Wende hin zu 100% Erneuerbaren Energien in allen Sektoren möglich und nicht teurer ist als das heutige Energiesystem", sagte Hans-Josef Fell, ehemaliger Abgeordneter des Deutschen Bundestages und Präsident der Energy Watch Group, im Vorfeld der Veröffentlichung. „Es wird gezeigt, dass die ganze Welt auf ein emissionsfreies Energiesystem umstellen kann. Deshalb können und sollten alle politischen Kräfte weltweit viel mehr für den Klimaschutz tun als derzeit anvisiert.“ Dank des erarbeiteten Modells und der umfangreichen vorhandenen Datenbasis können EWG und LUT nun auch nationale Pläne für den Umstieg auf 100% Erneuerbare Energien entwickeln, die genau auf den jeweiligen Kontext der einzelnen Länder zugeschnitten sind, so Fell weiter.

„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass in allen Ländern die aktuellen Ziele des Pariser Klimaabkommens beschleunigt werden können und sollten", sagte Dr. Christian Breyer, Professor für Solarwirtschaft an der finnischen Universität LUT. „Eine Wende hin zu 100% sauberen, erneuerbaren Energien ist sehr realistisch – schon jetzt, mit den heute verfügbaren Technologien.“ Prof. Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hob die wirtschaftliche Rentabilität der Erneuerbaren Energien hervor: „Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass eine weltweite Umstellung auf erneuerbare Energien nicht nur machbar, sondern auch wirtschaftlichen sinnvoll ist.“ Auch David Wortmann, Initiator der Eco Innovation Alliance und Gründungsmitglied von Entrepreneurs For Future forderte von der Politik innovationsfreundliche Rahmenbedingungen und betonte, dass „eine wirtschaftlich profitable Energiewende für uns schon längst kein Mythos mehr“ ist. Schnellstmöglichen Handlungsbedarf von Seiten der Politik verlangte auch Franziska Wessel von Fridays For Future: „Diese Studie zeigt was möglich ist, wenn unsere Politikerinnen und Politiker zum Handeln bereit sind. Wir – Fridays For Future – fordern, dass bereits 2035 auf 100% Erneuerbare Energien umgestellt werden muss.“

Die Studie schließt mit politischen Empfehlungen zur raschen Einführung Erneuerbarer Energien und emissionsfreier Technologien. Zu den wichtigsten in dem Bericht festgelegten Maßnahmen zählen die Förderung von Sektorenkopplung, privaten Investitionen (die am besten durch feste Einspeisevergütungen angereizt werden), Steuervergünstigungen und rechtlichen Privilegien bei gleichzeitiger Einstellung von Subventionen für Kohle und fossile Brennstoffe. Mit der Umsetzung starker politischer Rahmenbedingungen, so der Bericht, ist eine Wende hin zu 100% Erneuerbaren Energien bereits vor 2050 möglich.

Einige Schlüsselerkenntnisse der Studie:
  • Die Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien erfordert eine umfassende Elektrifizierung in allen Energiesektoren. Die gesamte Stromerzeugung wird das Vier- bis Fünffache der Stromerzeugung von 2015 ausmachen. Dadurch wird der Stromverbrauch im Jahr 2050 mehr als 90% des Primärenergiebedarfs betragen. Gleichzeitig wird der Verbrauch fossiler und nuklearer Energierohstoffe in allen Sektoren vollständig eingestellt.
  • Die weltweite Primärenergiegewinnung im 100% Erneuerbare-Energien-System wird aus dem folgenden Mix an Energiequellen bestehen: Solarenergie (69%), Windkraft (18%), Wasserkraft (3%), Bioenergie (6%) und Geothermie (2%).
  • Wind- und Solarenergie machen bis 2050 96% der gesamten Stromversorgung aus erneuerbaren Energien aus. Erneuerbare Energien stammen nahezu ausschließlich aus dezentraler lokaler und regionaler Erzeugung.
  • 100% Erneuerbare Energien sind günstiger: Die Energiekosten für ein vollständig nachhaltiges Energiesystem sinken von 54 €/MWh 2015 auf 53 €/MWh 2050.
  • Die jährlichen Treibhausgasemissionen im Energiesektor sinken durch die Umstellung in allen Sektoren kontinuierlich von rund 30 Gt-CO2-Äq. im Jahr 2015 auf Null bis 2050.
  • Ein zu 100% erneuerbares Stromsystem wird weltweit 35 Millionen Menschen beschäftigen. Die rund 9 Millionen Arbeitsplätze im weltweiten Kohlebergbau aus dem Jahr 2015 werden bis 2050 komplett eingestellt. Diese werden durch mehr als 15 Millionen neue Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbare-Energien-Branche überkompensiert. 

    Studie und Zusatzmaterial: http://energywatchgroup.org/globales-energiesystem-mit-100-erneuerbaren-energien
     
    Über die Studie
    Die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Stiftung Mercator mitfinanzierte Studie „Globales Energiesystem mit 100% Erneuerbaren Energien“ ist eine der modernsten Modellierungen, entwickelt von der LUT University, und berechnet einen kostenoptimalen Mix von Technologien auf Grundlage lokal verfügbarer erneuerbarer Energiequellen. Dabei wird ein kosteneffizienter Übergang hin zu einer erneuerbaren Energieversorgung für die ganze Welt, aufgeteilt in 145 Regionen, mit stündlicher Auflösung für ein gesamtes Referenzjahr ermittelt. Das Szenario der globalen Energiewende wird in fünfjährigen Zeiträumen von 2015 bis 2050 durchgeführt. Die Ergebnisse werden in neun große Weltregionen zusammen- gefasst: Europa, Eurasien, MENA, Südsahara-Afrika, SAARC, Nordostasien, Südostasien, Nordamerika und Südamerika.

    Quelle: energywatchgroup.org 

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Montag, 20. April 2020

Schweiz unterstützt PV mit Sondermitteln

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) verkürzt die Wartefristen für Photovoltaik-Förderbeiträge. Damit soll der Zubau der Photovoltaik angesichts der Corona-Situation gestützt werden. Dafür werden Fördermittel im Umfang von 46 Millionen Franken aus dem Netzzuschlagsfonds bereitgestellt. 

In den ersten drei Monaten des Jahres 2020 gab es in der Schweiz gegenüber dem ersten Quartal 2019 ein starkes Wachstum bei der Installation/Anmeldung neuer Photovoltaikanlagen. Allerdings wird sich der Markt voraussichtlich aufgrund der Corona-Situation ab April abschwächen. Das Bundesamt für Energie (BFE) stellt darum ein Sonderkontingent von 46 Millionen Franken aus dem Netzzuschlagsfonds zur Verfügung. Die gute Liquidität des Fonds lässt diese Sondermassnahme zu, mit der der Zubau ab Sommer 2020 stabilisiert und ab 2021 weiter beschleunigt werden soll. Von dieser Massnahme profitiert neben den Projektanten auch das einheimische Planungs- und Installations-Gewerbe, darunter zahlreiche KMU. Durch die zusätzlichen Mittel können die Wartefristen von bisher rund einem Jahr wie folgt verkürzt werden:
  • Einmalvergütung für grosse Photovoltaikanlagen (GREIV): Die Warteliste kann komplett abgebaut werden. Für Anmeldungen, die seit Februar 2020 bei der Pronovo AG eingehen, bleibt lediglich eine Bearbeitungsfrist von etwa 3 Monaten bestehen. Anmeldungen, die früher erfolgt sind, erhalten die Zusicherung ihres Förderbeitrags bis spätestens Mitte Mai 2020.
  • Einmalvergütung für kleine Photovoltaikanlagen (KLEIV): Bis Ende 2020 erhalten alle Anlagenbetreiber eine Zusicherung ihres Förderbeitrags, die ihr Gesuch bei der Pronovo AG bis 31. März 2020 eingereicht hatten. Die Wartefrist für Neuanmeldungen sinkt damit ab April 2020 auf etwa neun Monate.
Eine weitere Unterstützungsmassnahme ist die am 24. März 2020 kommunizierte Kulanzregelung der Pronovo AG für Photovoltaikanlagen, die aufgrund der Corona-Massnahmen des Bundesrates nicht bis Ende März 2020 fertiggestellt werden konnten (oder die Beglaubigung nicht rechtzeitig erhalten haben). Sie wären unverschuldet von den ab 1. April 2020 geltenden tieferen Vergütungssätzen betroffen. Um dies zu verhindern, können die Anlagenbetreiber bei der Pronovo AG eine Ausnahme von der Absenkung der Vergütungssätze beantragen.

Weiter werden die verfügten Förderbeträge während der Dauer der Pandemie-Massnahmen bereits innerhalb von 14 Tagen nach Versand der definitiven Verfügungen (KLEIV und GREIV) ausbezahlt (rund 1 Monat schneller als bisher). Selbstverständlich bleibt die 30-tägige Einsprachefrist und damit die Möglichkeit zur Erhebung einer Einsprache bestehen. Diese Handhabung gilt nur vorübergehend und wird nach Entschärfung der Pandemie-Massnahmen wieder dahingehend umgestellt, dass die Förderbeiträge erst nach Ablauf der Einsprachefrist zur Auszahlung gelangen.



Herausgeber: Bundesamt für Energie  http://www.bfe.admin.ch

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Freitag, 17. April 2020

Stromverbrauch ist in der Schweiz gesunken

Im Jahr 2019 lag der Stromverbrauch in der Schweiz mit 57,2 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) unter dem Niveau des Vorjahres (-0,8%). Die Landeserzeugung (nach Abzug des Verbrauchs der Speicherpumpen) betrug 67,8 Mrd. kWh. Der physikalische Stromexportüberschuss lag bei 6,3 Mrd. kWh.

Der Landesverbrauch lag 2019 bei 61,5 Mrd. kWh. Nach Abzug der Übertragungs- und Verteilverluste von 4,3 Mrd. kWh ergibt sich ein Stromverbrauch von 57,2 Mrd. kWh. Das sind 0,8% oder 449 Millionen kWh (entspricht etwa dem Jahresverbrauch von 89‘800 Haushalten) weniger als 2018 (57,6 Mrd. kWh). Die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr betrugen -1,6% im ersten, +2,0% im zweiten, -1,3% im dritten und -1,8% im vierten Quartal 2019.

Obwohl wichtige Einflussgrössen wie die Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung sowie die Witterung (siehe unten) verbrauchssteigernd wirkten, sank der Stromverbrauch in der Schweiz leicht (Redaktion: pro Kopf sogar deutlich um rund 3%). Dies dürfte vor allem auf Effizienzsteigerungen zurückzuführen sein.
  • Wirtschaftsentwicklung: Das Bruttoinlandprodukt (BIP) nahm 2019 gemäss den ersten provisorischen Ergebnissen um 0,9% zu (Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft, SECO).
  • Bevölkerungsentwicklung: Die Bevölkerung der Schweiz nahm 2019 gemäss den provisorischen Ergebnissen des Bundesamtes für Statistik (BFS) vom 9. April 2020 um 0,7% zu.
  • Witterung: 2019 nahmen die Heizgradtage gegenüber dem Vorjahr um 6,1% zu (siehe Tabelle im Anhang). Da in der Schweiz gegen 10% des Stromverbrauchs für das Heizen verwendet werden, wirkt diese Entwicklung leicht verbrauchssteigernd.

Zu den Bestimmungsfaktoren der Verbrauchsentwicklung von Strom werden die jährlichen Ex-Post-Analysen des Energieverbrauchs weitere Aufschlüsse liefern können (Publikation im Oktober 2020).

 

Die Inländische Elektrizitätsproduktion 2019: Die Elektrizitätsproduktion (Landeserzeugung) stieg 2019 um 6,4% auf 71,9 Mrd. kWh (2018: 67,6 Mrd. kWh). Nach Abzug des Verbrauchs der Speicherpumpen von 4,1 Mrd. kWh ergibt sich eine Nettoerzeugung von 67,8 Mrd. kWh. In drei von vier Quartalen lag die Landeserzeugung über dem entsprechenden Vorjahreswert (+2,2%, -10,1%, +17,5%, +18,9%).


Die Wasserkraftanlagen (Laufkraftwerke und Speicherkraftwerke) produzierten 8,4% mehr Elektrizität als im Vorjahr (Laufkraftwerke +4,7%, Speicherkraftwerke +11,4%). Im Sommer 2019 stieg die Produktion der Wasserkraftwerke im Vergleich zum Vorjahr um 8,2% (Laufkraftwerke +1,5%, Speicherkraftwerke +14,9%), in den beiden Winterquartalen stieg die Produktion um 8,6% (Laufkraftwerke +10,5%, Speicherkraftwerke +7,4%).

Die Stromproduktion der schweizerischen Kernkraftwerke stieg um 3,5% auf 25,3 Mrd. kWh (2018: 24,4 Mrd. kWh). Dies ist vor allem auf die höhere Verfügbarkeit des Kernkraftwerks Leibstadt zurückzuführen. 2019 lag die Verfügbarkeit des schweizerischen Kernkraftwerkparks bei 86,9% (2018: 83,9%). Am 20. Dezember 2019 erfolgte nach 47 Betriebsjahren die Einstellung des Leistungsbetriebs des Kernkraftwerks Mühleberg.

An der gesamten Elektrizitätsproduktion waren die Wasserkraftwerke zu 56,4% (davon Laufkraftwerke 24,6%, Speicherkraftwerke 31,8%), die Kernkraftwerke zu 35,2% sowie die konventionell-thermischen und erneuerbaren Anlagen zu 8,4% beteiligt.

 

Exportüberschuss im Jahr 2019: Bei physikalischen Importen von 29,5 Mrd. kWh und physikalischen Exporten von 35,8 Mrd. kWh ergab sich 2019 ein Exportüberschuss von 6,3 Mrd. kWh (2018: Exportüberschuss von 1,6 Mrd. kWh). Im ersten und im vierten Quartal (Winterquartale) importierte die Schweiz per Saldo 1,4 Mrd. kWh (2018: 5,1 Mrd. kWh), im zweiten und dritten Quartal exportierte sie per Saldo 7,7 Mrd. kWh (2018: 6,7 Mrd. kWh).


Der Erlös aus den handelsbasierten Stromexporten betrug gemäss den Angaben der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) 1'786 Mio. Franken (4,90 Rp./kWh). Für die handelsbasierten Stromimporte fielen Ausgaben von 1’385 Mio. Franken an (4,57 Rp./kWh). Somit ergab sich im Jahr 2019 für die Schweiz ein positiver Aussenhandelssaldo von 401 Mio. Franken (2018: positiver Aussenhandelssaldo von 279 Mio. Franken) [Quelle: EZV / swissimpex; Stand: 1.4.2020].


Adresse für Rückfragen
Marianne Zünd, Leiterin Medien und Politik BFE, Tel. 058 462 56 75 / 079 763 86 11


Herausgeber: Bundesamt für Energie   http://www.bfe.admin.ch

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Mittwoch, 15. April 2020

Stromversorgung sichern: Solarenergie 2.Pfeiler

Die fossilen Energien sind für 80% der Schweizer Klimagase verantwortlich. Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, muss die Schweiz ihren Energiemix rasch dekarbonisieren (CO2-frei stellen). Dazu braucht es mehr Energieeffizienz und mehr erneuerbare Energie. 

Mit dem «Ja» des Schweizer Stimmvolks zur Energiestrategie im Mai 2017 ist der politische Auftrag klar. Trotzdem geht es nur langsam voran. Dabei ist zweierlei festzuhalten: Einerseits ist es im Eigeninteresse der Schweiz, ihre Energieeffizienz zu steigern und eine solide erneuerbare Energieversorgung aufzubauen. Sonst wird sie massenweise Strom importieren müssen. Andererseits ist es entscheidend für die Erreichung der weltweiten Reduktionsziele, dass reiche Hightech-Länder wie die Schweiz Vorreiter im Umbau des Energiesystems werden. Das macht diesen Weg auch für alle anderen Länder attraktiver.

Also braucht es sowohl für die Versorgungssicherheit wie für den Klimaschutz ein 2. Massnahmenpaket. Denn das 2017 genehmigte Gesetzespaket deckt einerseits nur den Zeitraum bis 2035 ab und stellt zudem nur den Ersatz der Atomkraftwerke ins Zentrum. Die dort festgelegten Richtwerte für die erneuerbare Energien berücksichtigen noch nicht den Bedarf für den Ersatz der fossilen Energien. Das 2. Massnahmenpaket muss ganzheitlich in allen Sektoren wirken. Es braucht einen verbindlichen Ausbaupfad für erneuerbare Energien, die Erweiterung des Zeithorizonts bis 2050 und die Aufhebung der zeitlichen Begrenzung der Fördermassnahmen.

Unsere, heutige sichere Stromversorgung ist den hohen Investitionen früherer Generationen in Kraftwerke zu verdanken. Nun liegt es an uns, die Kraftwerke für eine klimafreundliche Zukunft zu bauen. Wir verfügen über die notwendigen Technologien um unser Energiesystem umzubauen, zu dekarbonisieren und nachhaltig zu gestalten. Was wir jetzt brauchen ist nicht Hoffnung, sondern Mut, eine Vision und entschlossenes Handeln. Unsere neue Broschüre «Stromversorgung sicherstellen – Sonne als zweiter Hauptpfeiler neben der Wasserkraft» macht konkrete Vorschläge dazu. 

> Zur Gratis-Broschüre (PDF)
> Die Broschüre im Webshop bestellen

Quelle: swissolar.ch

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Montag, 13. April 2020

Synthetisches Gas statt fossile Energie

Bei der Umstellung unseres Energiesystems auf rein erneuerbare Energiequellen gibt es eine grosse Herausforderung: den Winter beziehungsweise die Versorgungslücke zu dieser Zeit. Die Umwandlung von überschüssigem Sommerstrom in synthetisches Gas bietet einen Weg, wie erneuerbar erzeugte Energie auch im Winterhalbjahr ausreichend zur Verfügung stehen könnte. Zudem könnten damit Langstreckenlastwagen betrieben werden. Der Kanton Zürich hat grosses Interesse am Ersatz fossiler durch erneuerbare Energien und unterstützt das Forschungsprojekt der Empa.

Betankung eines Gasfahrzeugs
beim Mobilitätsdemonstrator
«move» an der Empa - Foto: Empa
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Die vollständige Abkehr von fossilen Energieträgern wird nicht nur in der Schweiz, sondern auch in der EU und zahlreichen anderen Ländern immer lauter gefordert. Während in vielen Sektoren bereits entsprechende Umsetzungsvorhaben laufen oder in Planung sind, gibt es Herausforderungen, für die klare und praktikable Lösungsansätze bisher noch fehlen. Eine davon ist die Versorgung der Schweiz mit erneuerbarer Energie im Winter, eine zweite ist die Umstellung des Langstrecken-, Schwer- und Flugverkehrs auf erneuerbare Treibstoffe. Ein Forschungsprojekt an der Empa befasst sich vor diesem Hintergrund mit der Herstellung von synthetischem Methan. Der Kanton Zürich unterstützt das Vorhaben mit insgesamt 500'000 Franken aus dem Rahmenkredit zur Unterstützung von Pilotprojekten im Energiebereich.
Bestehende Transportwege nutzen
Synthetisches Methan kann aus erneuerbarem Strom, Wasser und Kohlendioxid (CO2) hergestellt und über das Gasnetz international transportiert werden. Die Infrastruktur dazu ist vorhanden, ebenso die Handelsmechanismen, die Normen und das Expertenwissen. Damit ist es eine von wenigen Optionen für die Versorgung der Schweiz mit erneuerbarer Energie im Winterhalbjahr. Zudem kann es in verflüssigter Form als Alternative zu Diesel im Langstreckengüterverkehr eingesetzt werden, und es ermöglicht eine energetische Kopplung der Strom-, Wärme- und Verkehrssektoren. Die Forschung zur Herstellung von synthetischem Methan dient ausserdem als Grundlage zur Entwicklung von synthetischem Kerosin, das künftig einen CO2-neutralen Flugverkehr ermöglichen soll.

«Es ist eine Schlüsselfrage für den Klimaschutz: Wie können wir die überschüssige Sonnenenergie vom Sommer ganzjährig nutzbar machen, um CO2-frei zu werden – gerade beim Verkehr», sagt der zuständige Regierungsrat Martin Neukom, Baudirektor des Kantons Zürich. Die Umwandlung von erneuerbarem Strom in synthetisches Methan ist zwar nicht neu, doch fehlen für die Einordnung und vergleichende Bewertung künftiger Energieversorgungs- und Mobilitätskonzepte noch verschiedene Grundlagen.

Die Erarbeitung belastbarer energetischer und wirtschaftlicher Daten in diesem Umfeld sei deshalb auch ein Schwerpunkt des Vorhabens, betont Brigitte Buchmann, Mitglied der Empa-Direktion und strategisch verantwortlich für das Projekt. «Das Projektkonsortium besteht aus Partnern, die die gesamte energetische, technische und wirtschaftliche Wertschöpfungskette abdecken, also von Forschenden der Empa über Energieversorger, Tankstellen- und Fuhrparkbetreibern bis hin zu Industriepartnern im Technologie- und Anlagenbereich.»
Empa-Tankstelle mit synthetischem Methan
Ziel des Projekts ist es, «move», den Mobilitätsdemonstrator der Empa, in dem bereits Projekte zur Elektro- und Wasserstoffmobilität laufen, bis 2021 mit einer Produktionsanlage für synthetisches Methan zu erweitern. An der angeschlossenen Tankstelle sollen dann Lastwagen eines Projektpartners mit CO2-neutralem, synthetischem Methan betankt werden. Zu dessen Herstellung kommt ein an der Empa entwickeltes Verfahren zum Einsatz. Parallel dazu sollen Kostenstrukturen untersucht und Wirtschaftlichkeitsmodelle entwickelt werden, die als Grundlage für Entscheidungsträger zur Ausgestaltung von Rahmenbedingungen der künftigen post-fossilen Mobilität dienen können.

Damit unterstützt das Projektkonsortium die Bemühungen, fossile Energieträger Schritt für Schritt durch nachhaltig produzierte, erneuerbare Energieträger zu ersetzen. Das finanzielle Engagement des Kantons Zürich und diverser Industriepartner zeigt, dass das Interesse an derartigen Lösungsansätzen gross ist.

Samstag, 11. April 2020

Solaraktienindex PPVX erholt sich vor Ostern


Der PPVX stieg letzte Woche um 12,4% auf 1.367, der NYSE Arca Oil um 11,4%. Der PPVX liegt mit -7,1% seit Jahresanfang 2020 währungsbereinigt rund 36 Prozentpunkte vor dem Erdölaktienindex NYSE Arca Oil (-42,7%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind Enphase Energy (+47%), Solaria Energia (+22%), und Scatec Solar (+21%). Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 36,4 Mrd. Euro. Die grössten Gewinner der Woche waren Vivint Solar (+42%) und SunPower (+33%), die grössten Verlierer Daqo New Energy (-9%) und SPCG (-1%). Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+386%) rund 333 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +53%). Der Gewichtungsfaktor von Vivint Solar wurde von 4 auf 3 reduziert.



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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu

Quelle: oeko-invest.net 

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Freitag, 3. April 2020

SES: Schutz des Klimas ist Energiepolitik

Am Freitag hat der Bundesrat beschlossen, einen direkten Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative auszuarbeiten. Zudem schickt er die Botschaft zur Teilrevision des Energiegesetzes in die Vernehmlassung. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES begrüsst gemäss einer Medienmitteilung die Stossrichtung beider Entscheide. 

Illu: Schweizerische Energie-Stiftung
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In dieser heisst es: Die konkreten Massnahmen im Energiegesetz reichen nicht aus, um das vom Bundesrat selbst gesetzte Ziel Netto Null Treibhausgasemissionen bis 2050 im Energiesektor zu erreichen. Die SES fordert den Bundesrat insbesondere auf, die Ausbauziele für erneuerbare Energien deutlich zu erhöhen. Letzten Sommer hat der Bundesrat das Kernanliegen der Gletscher-Initiative bekräftigt: Die Schweiz darf ab 2050 unter dem Strich keine Treibhausgase mehr ausstossen. Heute kündigte er einen direkten Gegenvorschlag an. Gleichzeitig hat er mit dem Energiegesetz erste, für die Klimapolitik entscheidende Massnahmen in die Vernehmlassung geschickt. Auch wenn der Bundesrat dies nicht spezifisch in der Verfassung festschreiben möchte, bedeutet Netto Null Treibhausgase eine vollständige Abkehr von fossilen Brenn- und Treibstoffen. Elektrische Fahrzeuge und Wärmepumpen in Gebäuden bieten sich als Ersatz an, erhöhen aber die Nachfrage nach erneuerbarem Strom.

Energiegesetz soll Lücken schliessen…
Solange im In- und Ausland nukleare und fossile Kraftwerke laufen, sind die Stromnetze voll. Was beruhigend klingt, wird zum Problem für alle, die umweltfreundliche Anlagen bauen wollen, welche die schmutzige alte Energiewelt einst ersetzen sollen. Das gilt erst recht für die Hochpreisinsel Schweiz. Doch Abwarten ist sowohl mit Blick auf die Klimaziele als auch auf die Versorgungssicherheit gefährlich. Die EU kennt deshalb verschiedene Instrumente, die die Investitionssicherheit für neue erneuerbare Energien erheblich erhöhen. Als Folge davon investieren Schweizer Stromversorger derzeit fast nur im Ausland in erneuerbare Energien. «Ohne zusätzlichen Massnahmen wird die Schweiz bei den neuen Erneuerbaren weiterhin das Schlusslicht Europas bilden. Mit der Revision des Energiegesetzes versucht der Bundesrat bestehende Lücken zu schliessen», urteilt Felix Nipkow, SES-Leiter Fachbereich erneuerbare Energien.

… ist aber nicht kompatibel mit Netto Null
Die SES begrüsst, dass der Bundesrat im Energiegesetz das bisher als «Richtwert» definierte Ausbauziel für erneuerbare Energien (11,4 TWh bis 2035, 24,2 TWh bis 2050) für verbindlich erklären will. Diese Werte reichen jedoch noch nicht einmal aus, um den Atomstrom aus Schweizer AKW zu ersetzen, geschweige denn das vom Bundesrat verabschiedete Klimaziel Netto Null Treibhausgasemissionen bis 2050 zu erreichen. Die SES fordert deshalb den Bundesrat auf, deutlich zu korrigieren. Felix Nipkow: «Eine der einfachsten Klimaschutzmassnahmen besteht darin, erneuerbare Energien auszubauen. Nutzen wir, was wir haben: Sonne, Wind und Wasser – und unsere Köpfe! Das hilft gerade in der jetzigen Situation auch unserer Wirtschaft und stärkt die Versorgungssicherheit.»

Nachteile der Strommarktöffnung kompensieren

Weiter hat der Bundesrat an seiner heutigen Sitzung beschlossen, die Strommarktöffnung im Rahmen einer Teilrevision des Stromversorgungsgesetzes (StromVG) rasch vorantreiben zu wollen. Dies geschieht auch im Hinblick auf ein Stromabkommen mit der EU. Ein solches wird im Grundsatz auch von der SES befürwortet, damit Nachteile bei der Integration in den europäischen Strommarkt vermieden werden können. Die Schweizer Klimabilanz droht sich zu verschlechtern, sofern mehr ausländischer Dreckstrom nachgefragt wird, bei dessen Preis Umweltschäden nicht ausreichend berücksichtigt sind. Auch der Nachteil der höheren Preise für die Installation neuer Anlagen im Vergleich zum benachbarten Ausland wird sich durch die tendenziell sinkenden Strompreise zusätzlich verschärfen. Diese Nachteile müssen entweder in der Revision des StromVG oder des EnG kompensiert werden.

Die SES wird die Vorschläge im Detail prüfen und ihre Verbesserungsvorschläge beim Bund einreichen.

Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung SES

Medienmitteilung des Bundes: >>> hier

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