Montag, 30. November 2020

Kleinwasserkraft ist ebenso bedeutsam

Die Wasserkraft ist unsere wichtigste einheimische Quelle erneuerbarer Energie. 57 Prozent der Elektrizität produziert die Schweiz aus Wasser. Den Löwenanteil liefern dabei die grossen Anlagen. Auf die Kleinwasserkraftwerke könnte die Schweiz aber nicht verzichten. Welche Rolle sie spielen, das zeigt die neue/überarbeitete «Gesamt-Dokumentation Kleinwasserkraft».

In der Schweiz gibt es über 1‘500 Kleinwasserkraftwerke – im Schnitt pro Gemeinde fast ein Kraftwerk. Diese Anlagen sind oft „fast unsichtbar“, bestehen seit Jahrzehnten oder sind so in bestehende Infrastruktur integriert, dass sie kaum wahrgenommen werden. Anhand von zwölf Beispielen zeigt eine neue Publikation des Bundesamts für Energie die Vielfalt dieser Anlagen auf: Auf Französisch erscheint sie erstmals, die deutsche Ausgabe wurde aktualisiert. Unter anderem aufgeführt sind diese drei Kraftwerke:

Historisches Kraftwerk La Scierie de Moiry (VD): (2kW/3kW)

Die Sägerei in Moiry (VD) wurde im Jahr 1850 am Ufer der Morvaz erbaut. Die Morvaz ist ein Nebenfluss der Venoge (VD), welcher in den Genfersee mündet. Die Sägerei wurde durch ein Wasserrad mit einem Durchmesser von 6 Meter angetrieben, welches im Jahr 1890 in Betrieb genommen wurde und welches noch immer für den Antrieb der Sägerei und zur lokalen Stromversorgung genutzt wird. Im Jahr 2000 wurde ein zweites Wasserrad im Oberlauf gebaut, welches mit Solarpanels ergänzt wurde. Damit kann die Stromautonomie des Gebiets unterstützt werden, da dieses noch immer nicht an das öffentliche Netz angeschlossen ist.

 

La Scierie de Moiry (Bild: Olivier Crisinel)

Das Abwasserkraftwerk Profray in Verbier (VS): (350kW)
Die Quelle des Kleinwasserkraftwerks Profray liegt bei der Skistation Verbier: Dessen Abwasser wird in einem Becken gefasst. Dieses ist mit einem 6 Millimeter breiten Rechen ausgestattet, welcher Materialien, die die Turbine beschädigen könnten, entfernt. Über eine 2,3 Kilometer lange Druckleitung wird das Abwasser der Turbine zugeführt, welche sich im gleichen Gebäude wie die Kläranlage befindet. Anschliessend wird das Abwasser auf gewohnte Weise aufbereitet und bei Dranse de Bagnes in den Fluss geleitet.

 

Zentralengebäude, mit dem alten Turbinenrad Quelle: Mhylab (Qn = 240 l/s). Im Hintergrund Verbier und der Verlauf der Druckleitung. Quelle: Mhylab

Wässerwasser-Kraftwerk Mund (VS): (2800 kW)
Seit Jahrhunderten wird aus dem Mundbach Wasser zur Bewässerung und zur Viehtränke gefasst und über Wasserleiten auf die Äcker und Wiesen geleitet. Hierfür besteht ein System aus insgesamt acht Wasserleiten (Suonen), welche das Wasser mittels einer gemeinsamen Fassung aus dem Mundbach beziehen. Durch den Bau der drei Kraftwerkszentralen kann das ohnehin dem Mundbach entnommene Wasser nun auch zur Gewinnung einheimischer, sauberer Energie genutzt werden. Dies unter Miteinbezug bestehender Infrastruktur. Gleichzeitig bleibt die Zufuhr von Wässerwasser für die Landwirtschaft auf Jahrzehnte hinaus gesichert.

Fassung und Entsander Gredetsch (Bild: Wasserkraftwerk Mund)

Die beschriebenen Beispiele illustrieren den Beitrag der Kleinwasserkraft zur Elektrizitätsversorgung der Schweiz und zeigen, welche wichtige Rolle die Anlagen bei der Entwicklung des ländlichen Raums spielen. Die Beispiele stammen aus allen Landesteilen der Schweiz.

Die Gesamtdokumentation Kleinwasserkraft enthält neben den Fallbeispielen alle möglichen Aspekte zum Thema und kann als Nachschlagewerk dienen. Man findet darin unter anderem einen Überblick über die Geschichte der Kleinwasserkraft, die Akteure, den Stand heute, technische oder wirtschaftliche Aspekte. Ein Modul zeigt die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen zur Nutzung der Wasserkraft auf, in einem weiteren Modul ist die Umwelt ein Thema. Da geht es um Gewässerökologie, Nutzungskonflikte und die Umweltverträglichkeit von Kleinwasserkraftanlagen.

Brigitte Mader, Kommunikation Bundesamt für Energie

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Mittlere Holzheizungen immer wichtiger

Weltweit wird das Jahr 2020 wohl als eines der wärmsten seit Beginn der Messungen in die Geschichte eingehen. Die Schweiz als Alpenland ist davon besonders betroffen und muss deshalb möglichst schnell eine Energieversorgung ohne Öl und Gas anstreben. Im Bereich der Gebäudeheizungen ist dies mit den heute bereits marktfähigen Technologien gut möglich. Dabei spielen mittelgrosse Holzheizungen eine wichtige Rolle.

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Bei Heizungsprojekten im Gebäudebereich prallen oft gegensätzliche Interessen aufeinander. Investoren wollen tiefste Kosten und hohe Margen. Deshalb werden heute noch viel zu viele Ölheizungen einfach wieder durch neue Ölheizungen ersetzt. Auch Erdgas spielt eine wichtige Rolle und wird noch zu oft von öffentlichen Energieversorgern aktiv gefördert. Bauherren wollen für möglichst wenig Geld eine möglichst umweltfreundliche Heizung. Und für viele Architekten spielt die Heizung nur eine untergeordnete Rolle. Gleichzeitig ändern sich die Rahmenbedingungen des Energiesektors gerade in hohem Tempo. Immer mehr Akteure rund um das Bauen wollen zukunftsfähige Lösungen realisieren. Denn eigentlich ist fast allen klar, dass man dem Würgegriff der fossilen Energien entkommen muss, um nicht in der Klimafalle zu enden.

 

Erneuerbare Energien lassen sich nicht aufhalten: Die Technologien zur Nutzung der erneuerbaren Energien sind reif. Sie bewähren sich in Form von Holzheizungen, Sonnenkollektoren und Wärmepumpen hundertausendfach und funktionieren derart zuverlässig und wirtschaftlich, dass es praktisch keinen vernünftigen Grund mehr gibt, in fossile Auslaufmodelle zu investieren. 

 

Am Beispiel mittelgrosser Holzheizungen kann sehr schön gezeigt werden, wie die Energiewende gelingt. Unter mittelgrossen Holzheizungen versteht man Anlagen mit einer Leistung zwischen 50 und 500 Kilowatt (kW). Mit 50 kW lassen sich – je nach Gebäudestandard – 5 bis 10 Wohnungen mit je 100 m2 Wohnfläche beheizen. Mittelgrosse Anlagen beheizen folglich Mehrfamilienhäuser ab ca. 5 Wohnungen bis zu Quartieren mit 100 Wohnungen. Sie kommen aber auch in öffentlichen Gebäuden, Gewerbe-, Büro- und Industriebauten oder gemischten Quartieren zum Einsatz. Mittelgrosse Holzheizungen sind somit in Kombination mit Nahwärmenetzen fast unbegrenzt einsetzbar. 

 

Entsprechend hat sich in den letzten dreissig Jahren ihr Bestand entwickelt. Sie sind das eigentliche Rückgrat der Erfolgsgeschichte der Holzenergie und leisten einen wesentlichen Beitrag an die CO2-Reduktion und damit an die Vermeidung der Klimaerwärmung. Die offizielle Holzenergiestatistik des Bundesamtes für Energie BFE bestätigt die obige Feststellung. Sie unterscheidet die Anlagenkategorien 50 – 300 kW bzw. 300 – 500 kW sowie die Brennstoffe Pellets bzw. Holzschnitzel. Bei letzterem werden zusätzlich die Kategorien innerhalb bzw. ausserhalb holzverarbeitender Betriebe (HvB) unterschieden. Der gesamte Bestand mittelgrosser Holzheizungen hat sich in der Schweiz zwischen 1990 und 2019 von 2'018 Anlagen auf 8'739 Anlagen mehr als vervierfacht! Es ist kein Zufall, dass sich gerade die mittelgrossen Holzheizungen derart positiv entwickelt haben, denn sie sind aus Sicht der Ressourcen- und Energieeffizienz sowie der Wald-, Luftreinhalte- und Klimapolitik besonders vorteilhaft.

 

Ressourcen- und Energieeffizienz: «Aus der Region für die Region» ist ein Grundsatz, der immer wichtiger wird. Denn das Wirtschaften in regionalen und lokalen Kreisläufen verursacht einerseits weniger Transporte sowie weniger Material- und Energieverschwendung (graue Energie). Andererseits schafft es sichere Arbeitsplätze und hohe Wertschöpfung vor Ort. Die Nutzung der Holzenergie in mittelgrossen Anlagen erfüllt die Kriterien einer effizienten regionalen Kreislaufwirtschaft weitgehend. Lokale Unternehmen und Handwerker planen, bauen und betreiben die Anlagen, und das nachhaltig genutzte Energieholz stammt aus den Wäldern der unmittelbaren Umgebung.

 

Lufteinhalte- und Klimapolitik: Mittelgrossen Holzheizungen verursachen kaum schädliche Feinstaubemissionen, denn ihr Betrieb ist automatisiert. Sie sind zudem ab 70 kW Leistung mit Filtern ausgerüstet, die 90 – 99 Prozent des Feinstaubs eliminieren. Periodisch erfolgen Kontrollen durch die Behörden zur Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Anlagen. Gewinnung, Verarbeitung und Nutzung der Holzenergie erfolgen – im Vergleich zu den fossilen Energien – risikoarm und umweltfreundlich gemäss den strengen gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz. Ein ganz entscheidender Vorteil der Holzenergie ist ihre CO2-Neutralität. Heizen mit Holz heisst heizen im CO2-Kreislauf der Natur, denn bei der Holzverbrennung gelangt lediglich diejenige Menge CO2 in die Luft, welche die Bäume im Laufe ihres Lebens der Atmosphäre entzogen haben. Eine konsequente Nutzung des gesamten Energieholzpotentials der Schweiz ist deshalb ein Schlüsselfaktor zur Begrenzung der Klimaerwärmung.

 

Waldpolitik: Der Schweizer Wald ist aktuell mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Die Trockenheit und hohe Temperaturen in den letzten Jahren verursachen grosse Mengen an Holz aus Zwangsnutzungen. Der Holzmarkt ist regelrecht überschwemmt und entsprechend tief sind die Holzpreise gesunken. Die Nachfrage nach Holz für die Sägereien und die Holzindustrie stagniert seit Jahren. Einziger Wachstumsmarkt – und damit Hoffnungsträger – ist der Energieholzbereich. Die öffentlichen und privaten Waldbesitzer unterstützen deshalb den Bau mittelgrosser Holzheizungen in ihren Gemeinden und Regionen. So können sie eine kontinuierliche Nachfrage nach Holz aus dem lokalen und regionalen Wald generieren.

Zusammenfassung: Mittelgrosse Holzheizungen sind mit Holzschnitzeln oder Pellets betriebene Anlagen im Leistungsbereich zwischen 50 und 500 Kilowatt (kW). Sie sind das Rückgrat der erfolgreichen Holzenergienutzung in der Schweiz. Für eine zukunftsfähige Klima-, Energie- und Umweltpolitik spielen sie eine wichtige Rolle. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind fast unbegrenzt, vom einzelnen Mehrfamilienhaus bis zum Wärmeverbund mit verschiedenen öffentlichen und privaten Gebäuden. Die Technik ist ausgereift, und die gute Wirtschaftlichkeit überzeugt immer mehr private und öffentliche Investoren. Die Anzahl mittelgrosser Anlagen hat sich deshalb seit 1990 mehr als vervierfacht. Das heute noch ungenutzte Energieholzpotential erlaubt einen weiteren, massiven Ausbau des Anlagenbestands

Quelle:  Holzenergie Schweiz

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Donnerstag, 26. November 2020

Ganz einfach: Es geht !

Die am Donnerstag veröffentlichten Energieperspektiven 2050+ im Auftrag des Bundesamtes für Energie (BFE) bestätigen, was der Fachverband Swissolar schon seit längerem fordert: Für den Ersatz von Erdöl, Gas und Atomkraft braucht es einen raschen und massiven Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz. Der grösste Teil davon kommt von der Photovoltaik. Konkret soll die installierte Leistung in den nächsten 30 Jahren gegenüber heute um den Faktor 13 gesteigert werden.

Der Bericht zeigt klar auf, dass dies nur mit verbesserten Rahmenbedingungen gelingen kann. Die Politik muss deshalb sehr rasch Entscheide fällen, um stärkere Investitionsanreize zu schaffen. Die aktuellen Preise am Strommarkt und der Goodwill einzelner Investoren genügen nicht, um den Zubau im nötigen Tempo auf die erforderliche Grösse zu steigern.

Nun also hat der Bundesrat den Kurzbericht zu den Energieperspektiven 2050+ veröffentlicht. Er zeigt auf, wie die Schweiz den Ausstieg aus den fossilen Energien und der Atomkraft bewältigen kann, ohne ihre Abhängigkeit von Stromimporten zu erhöhen. Der Bericht bestätigt, was Swissolar schon seit längerem festhält: Solarenergie wird zur tragenden Säule unserer Energieversorgung, ergänzend zur bestehenden Wasserkraft. Im Bericht heisst es dazu: «Der Zubau erneuerbarer Stromproduktion mit hohen Anteilen an Photovoltaik muss rasch und in einem Ausmass erfolgen, welches deutlich über das heutige Niveau hinausgeht.»

Solarstrom soll 40% des jährlichen Bedarfs liefern und 32% des Winterbedarfs decken: Konkret wird im Szenario ZERO Basis von einer installierten Leistung von 37.5 Gigawatt Photovoltaik im Jahr 2050 ausgegangen, was einer Steigerung um den Faktor 13 gegenüber heute entspricht. Sie würde dann jährlich rund 34 Terawattstunden (TWh) Strom liefern, rund 40 Prozent des gesamten Verbrauchs inkl. Speicherpumpen[1]. Auch im Winterhalbjahr würde Solarstrom 32 Prozent des Bedarfs liefern.

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Der Wert von 34 TWh liegt unter jenem des Szenarios von Swissolar, basierend auf dem Buch «Sonne für den Klimaschutz» von Nationalrat Roger Nordmann, das von einer Solarstrom-Jahresproduktion von 45 TWh (50 Gigawatt installierte Photovoltaik-Leistung) im Jahr 2050 ausgeht. Gründe für den Unterschied liegen in den aus unserer Sicht eher optimistischen Annahmen der Energieperspektiven für den Windenergie- und Wasserkraft-Ausbau (je rund 4 TWh) sowie in der stärkeren Ausschöpfung des Potenzials bei der Energieeffizienz.

Mit den heutigen politischen Rahmenbedingungen wird der nötige Solarausbau nicht erreicht: Unabhängig von dieser Differenz ist klar, dass der Ausbau der Photovoltaik rasch beschleunigt werden muss. Gemäss den Energieperspektiven muss ab 2025 jährlich über 1000 MW installiert werden – im laufenden Jahr sind es rund 400 MW. Der Bericht sagt klar, dass das Ziel unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht erreichbar ist. Es braucht deshalb dringend neue Förderinstrumente, um insbesondere für den Bau grosser Photovoltaikanlagen ohne Eigenverbrauch Anreize zu schaffen. Mit der geplanten Revision des Energiegesetzes sowie mit der parlamentarischen Initiative zur Förderung grosser Photovoltaikanlagen ohne Eigenverbrauch (20.401) ist dies vorgesehen.

Leider macht der vorliegende Kurzbericht keine genaueren Angaben zur zukünftigen Nutzung der Solarthermie. Immerhin wird festgehalten, dass die gebäudegebundenen Potenziale der erneuerbaren Energien (wozu auch Solarthermie gehört) im Wärmebereich fast vollständig in der Lage sind, die Nachfrage zu decken.


Zu den Energieperspektiven 2050

Das Buch «Sonne für den Klimaschutz» von Roger Nordmann ist im Swissolar-Shop und im Buchhandel erhätlich: www.swissolar.ch/shop

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[1] Zum Vergleich: In den Energieperspektiven 2035 (erschienen im Jahr 2007) wurde im Maximalszenario von einer Solarstromproduktion von jährlich 1.9 TWh bis 2035 ausgegangen – ein Wert, der bereits 2018 erreicht wurde.

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Schluss mit alten Energieetiketten

Herr V. hat Anfang November einen neuen Kühlschrank installieren lassen. Gekauft hat er ein Gerät der Energieklasse A++. Ab März 2021 gehört der gleiche Kühlschrank der Klasse F an. Herr V. fragte sich, ob er diesen Kühlschrank überhaupt behalten soll und wandte sich ans Bundesamt für Energie. In unserer Rubrik «Liebes BFE» beantworten wir seine Frage.

Beim Kauf eines neuen Kühl- oder Gefriergeräts zählt nicht nur der Anschaffungspreis, es sind auch die langfristig anfallenden Kosten für Strom und Wasser einzurechnen. Mit Hilfe der Energie-Etikette kann die Energieeffizienz auf einen Blick beurteilt werden. Die Geräte, die am energieeffizientesten sind, erhalten ein A+++. Die schlechteste Energiebilanz entspricht einem G. Mit Farben wird die Kategorisierung noch unterstrichen. Grün ist gut, rot ist schlecht.

Anpassung war fällig: «Rote» Kühlgeräte sind vom Markt verschwunden. Mehr noch: Seit dem 1. Januar 2013 dürfen in der Schweiz nur noch Kühl- und Gefriergeräte verkauft werden, die mindestens in der Effizienzklasse A++ sind. Oder anders gesagt: Mittlerweile sind praktisch alle Kühlschränke in den besten Energieeffizienzklassen. Dies hat auch mit der technologischen Entwicklung in den letzten Jahren zu tun. Das Label hat damit seine Rolle beim Kaufentscheid eingebüsst.

Eine Anpassung der Energieetikette, die seit 2011 galt, war darum fällig. Die Schweiz passt sich dabei an die Bestimmungen der EU an. Neu fallen die +-Kategorien weg. Die Energieeffizienzklassen reichen nun von A (grün) bis G (rot). Wobei: Die Minimal-Anforderung für Kühlgeräte ist – mit ein paar Ausnahmen – bei Kategorie E. Die neuen Energieetiketten gelten im Übrigen nicht nur für Kühl- und Gefriergeräte, sondern auch für Abwaschmaschinen, Geschirrspüler, Fernsehgeräte, Monitore, und Lampen.

Vorderhand keine A-Geräte: Bei der Einführung der neuen Energieetikette ab März 2021 werden sich keine Geräte in den höchsten Klassen befinden. Damit soll Spielraum für die Entwicklung noch energieeffizienterer Geräte geschaffen werden, welche in diese Kategorien eingeordnet werden können. Bestimmend für die Klasseneinteilung ist der sogenannte Energieeffizienzindex. Dieser Index wird anhand einer komplexen Berechnungsmethode bestimmt. Der Index berücksichtigt unter anderem den Energieverbrauch, das Nutzvolumen aller Kühl- und Tiefkühlfächer, die Anzahl Türen und die «No-Frost» Funktion.

Obwohl die neuen Energieetiketten erst ab März 2021 gelten, legen die Produzenten den Geräten neben den alten häufig heute schon die neuen Etiketten bei. Das erklärt, weshalb Herr V. feststellte, dass sein Kühlschrank nicht so energieeffizient ist, wie die Kategorie A++ es vermuten lassen würde. Sein Kühlschrank wird neu der Kategorie F zugeteilt.

Kühlschrank ersetzen oder nicht? Bis zum Stichtag gilt die alte, ab 1. März dann die neue Etikette. Legen die Händler die Etikette bereits jetzt bei, erleichtert ihnen das die spätere Umetikettierung. Offen bleibt nun nur noch die Frage, ob Herr V. seinen Kühlschrank ersetzen soll. Das Bundesamt für Energie gibt diesbezüglich keine Empfehlungen ab. Den neuen Kühlschrank zu entsorgen, wäre jedoch keine gute Idee. Denn jedes Produkt benötigt auch Energie für die Herstellung, den Transport und die Lagerung. Diese sogenannte graue Energie kann beim Ersatz durch einen hocheffizienten Kühlschrank jedoch erst nach mehreren Jahren kompensiert werden.

Brigitte Mader, Kommunikation Bundesamt für Energie

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Mittwoch, 25. November 2020

Das wird bezüglich PV anders im Energiebereich

Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 25. November 2020 punktuelle Änderungen von Verordnungen im Energiebereich beschlossen. Damit werden unter anderem die Einmalvergütungen für Photovoltaikanlagen angepasst. Die revidierten Verordnungen treten mehrheitlich per 1. Januar 2021 in Kraft.

Mit der Änderung der Energieförderungsverordnung (EnFV) wird bei der Einmalvergütung für Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) der Leistungsbeitrag bis 30 Kilowatt (kW) per 1. April 2021 erhöht. Die Einmalvergütung setzt sich aus einem Grund- und einem Leistungsbeitrag zusammen. Der Leistungsbeitrag bis 30 kW wird um 40 Franken auf 380 Franken pro kW angehoben. Der Leistungsbeitrag wird damit erstmals seit Bestehen der Einmalvergütungen erhöht. Das setzt einen Anreiz, insbesondere auf Einfamilienhäusern grössere Anlagen zu bauen, die die gesamte geeignete Dachfläche für die Stromerzeugung nutzen. Weiter wird der Grundbeitrag der Einmalvergütung für PV-Anlagen gesenkt. Der Grundbeitrag sinkt bei den angebauten und freistehenden Anlagen von aktuell 1'000 Franken auf 700 Franken. Ab einer Leistung von 30 kW sinkt ausserdem der Leistungsbeitrag um 10 Franken auf 290 Franken pro kW. Die Absenkung des Leistungsbeitrags ab 30 kW stellt sicher, dass die Einmalvergütungen weiterhin maximal 30% der massgeblichen Investitionskosten von Referenzanlagen decken, wie dies das Energiegesetz vorschreibt.

Eine Erleichterung beim Bau von PV-Anlagen bringt die neue Regelung, dass einem Gesuch für eine Einmalvergütung anstatt des Grundbuchauszugs auch ein gleichwertiges Dokument beigelegt werden kann. Weiter wird ein Anreiz für Erweiterungen bestehender PV-Anlagen im Einspeisevergütungssystem gesetzt. Sie erhalten neu unter gewissen Voraussetzungen das Anrecht auf eine Einmalvergütung (beschränkt auf den Leistungsbeitrag) im Umfang der Leistungssteigerung.

Bei den Investitionsbeiträgen für Wasserkraftanlagen präzisiert die revidierte EnFV, dass eine erhebliche Erweiterung der Anlage durch die Erhöhung der Ausbauwassermenge nur dann gefördert werden kann, wenn die Anlage zusätzlich über einen Speicher verfügt, mit dessen Inhalt während sechs Volllaststunden Elektrizität produziert werden kann. Zudem gelten Wasserkraftanlagen an Ausleit- und Unterwasserkanälen neu als «selbstständig betreibbar». Damit können für erhebliche Erweiterungen und Erneuerungen solcher Anlagen Investitionsbeiträge beantragt werden.

Mit der Änderung der Energieverordnung (EnV) können temporäre Bauten und Anlagen zur Prüfung der Standorteignung von Windenergieanlagen (z.B. Windmessmasten) neu ohne Baubewilligungsverfahren errichtet oder geändert werden. Weiter regelt die EnV, dass das Bundesamt für Energie (BFE) künftig Geodaten zu sämtlichen registrierten Anlagen zur Stromproduktion publizieren soll. Dazu gehören Daten zu Technologie, Standort, Kategorie, Leistung und Inbetriebnahmedatum. Dank dieser räumlichen Übersicht kann der Zubau an Produktionsanlagen transparent dargestellt werden. Die Daten werden dem BFE von der Vollzugsstelle (Pronovo AG) auf Basis der im Herkunftsnachweissystem registrierten Anlagen geliefert.

Mit der Änderung der Geoinformationsverordnung (GeolV) werden die Geobasisdatensätze «Überflutungskarten für Stauanlagen unter Bundesaufsicht» und «Elektrizitätsproduktionsanlagen» in den Katalog der Geobasisdaten des Bundesrechts aufgenommen. Überflutungskarten zeigen diejenigen Gebiete, die beim plötzlichen totalen Bruch eines Absperrbauwerks voraussichtlich überflutet werden. Im Geobasisdatensatz «Elektrizitätsproduktionsanlagen» werden sämtliche im Herkunftsnachweissystem registrierten Elektrizitätserzeugungsanlagen in Form von Geodaten dokumentiert (siehe auch Revision EnV). 

Mit der Änderung der Stromversorgungsverordnung (StromVV) wird präzisiert, wie der Zugang der Endverbraucher, Erzeuger und Speicherbetreiber (Messkunden) zu ihren von intelligenten Messsystemen (Smart Metern) gemessenen Daten erfolgen soll. Die Messdaten müssen dem Messkunden nicht nur angezeigt (visualisiert), sondern auf Verlangen auch unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. Auch ein Datenexport muss möglich sein. Weiter soll der Messkunde auf alle Messdaten der letzten fünf Jahre zugreifen können.

Quelle:  Bundesrat / UVEK

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Montag, 23. November 2020

Neuer Solarrechner zum Ausprobieren

Was bringt eine Solaranlage auf dem Dach? Der Solarrechner von EnergieSchweiz gibt eine Idee. Das Tool wurde nun mit weiteren Kriterien ergänzt, so dass noch präzisere und realitätsnähere Simulationen möglich werden als erste Grundlage für die Installation einer Solaranlage.

 

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Egal ob es um Photovoltaik oder Solarwärme geht, der Solarrechner von EnergieSchweiz zeigt nach wenigen Mausklicks alle wichtigen Eckpunkte einer Anlage: Grösse, Kosten, Förderung, Amortisation und ökologischer Benefit. Mit dem Rechner werden jährlich 500’000 Simulationen durchgeführt und 40’000 PDF-Berichte erstellt. Viele User gelangen über den Solarkataster Sonnendach.ch auf den Solarrechner. So müssen sie nicht einmal mehr die Dachfläche und Neigung von Hand eingeben.

 

Nun ist ein ganzes Bündel neuer Funktionen im Solarrechner hinzugekommen: Möchte man die Sonnenenergie nicht nur für den Haushaltstrom brauchen, sondern zum Beispiel auch für eine Wärmepumpe nutzen, kann man das neu im Solarrechner angeben. Zudem kann das Tool neu die Grösse des so genannten Pufferspeichers des Heizsystems automatisch ermitteln.

 

Simulationen im Handumdrehen: Neu ist auch die Option «solaroptimiert». Hier kann der User eingeben, dass die Wärmepumpe mit dem eigenen Solarstrom betrieben werden kann während der Sperrzeiten des lokalen Stromversorgers. Stromversorger legen häufig Zeiten fest, in denen die Wärmepumpen nicht betrieben werden können. Solarstrom vom eigenen Dach oder der eigenen Fassade für die Wärmepumpe einzusetzen, erhöht den Eigenverbrauch signifikant.

 

Eine weitere Möglichkeit, einen grösseren Teil des eigenen PV-Stroms zu nutzen, ist das Ankoppeln einer Batterie. Auch das kann der Solarrechner neu mitberücksichtigen und die Grösse der Batterie automatisch bestimmen. Schliesslich können neu diverse Gewerbe-Stromprofile eingesetzt werden. So lassen sich auch gewerbliche Solaranwendungen im Handumdrehen simulieren.

 

Für Laien und Profis: Die Schemazeichnungen der Solarsysteme erscheinen in einem neuen Design und enthalten direkte Angaben zu den Dimensionen der einzelnen Komponenten. Für die Wärmepumpenheizung, Solaroptimierung und Batterie werden im Renditerechner typische Kosten eingesetzt und ausgewertet.

 

Mit dem neuen Solarrechner erhalten Laien wie Profis in kürzester Zeit alle wichtigen Entscheidungsgrundlagen für den Bau einer Solaranlage. Mit den neuen Funktionen können die Rentabilität der Anlage und insbesondere der Energieverbrauchsanteil noch genauer bestimmt werden.

 

Wieland Hintz, Fachspezialist Erneuerbare Energien, Bundesamt für Energie

 

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Montag, 16. November 2020

PV für den ÖV

Der öffentliche Personenverkehr (ÖV) ist sehr energieeffizient: Bei gleicher Transportleistung braucht er nur einen Drittel der Energie des motorisierten Individualverkehrs. Im Güterverkehr beträgt dieser Unterschied gar Faktor zehn. Um seinen Umweltvorteil zu halten, muss der öffentliche Verkehr aber den Anteil erneuerbarer Energie weiter erhöhen.

 

Doch der Verkehr nimmt zu, und zugleich müssen Busbetriebe auf Strom umsteigen. Die Photovoltaik (PV) bietet allen Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs (TU) die Möglichkeit, ihre Energieversorgung zu einem grossen Teil in die eigene Hand zu nehmen. TU könnten dadurch rund einen Viertel ihres Strombedarfs auf eigenen Gebäuden erzeugen. Für die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen ist es hilfreich, wenn ein grosser Teil des produzierten Stroms zeitgleich verbraucht, also ein hoher Eigenverbrauch erreicht wird. Mit einem neuen Leitfaden unterstützt das Bundesamt für Verkehr (BAV) die TU bei der Nutzung dieses Potenzials. Thematisiert werden darin unter anderem:

  • Potenzial für PV, Energieertrag und Eigenverbrauch
  • Vielseitige Einsatzmöglichkeiten von PV im öffentlichen Verkehr, illustriert anhand von Beispielen
  • Überwindung möglicher Hürden und Finanzierung, Potenzial für PV, Energieertrag und Eigenverbrauch

Einige Highlights aus dem Leitfaden werden in der Folge vorgestellt.

1 m² Solarmodule deckt den jährlichen Strombedarf von rund 2500 Personenkilometern mit dem Zug.

Energie von den eigenen Dächern

Der öffentliche Verkehr in der Schweiz ist sehr gut ausgebaut und benötigt entsprechend viel Energie. Der Stromverbrauch aller Verkehrsunternehmen liegt bei etwa 2,7 TWh. Hinzu kommen 120 Millionen Liter Diesel. Soll der gesamte öffentliche Verkehr in Zukunft CO2-neutral betrieben werden, benötigt er rund 3,5 TWh Strom, wovon heute bereits rund 2 TWh von den Wasserkraftwerken der SBB produziert werden. Dies entspricht bereits knapp 60 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der Verkehrsunternehmen. Die Produktion der restlichen 1,5 TWh mit Sonnenenergie würde eine PV-Modulfläche von rund 7 500 000 m² erfordern, was etwa 1 m² pro Einwohner in der Schweiz entspricht. Hochrechnungen von verschiedenen TU zeigen, dass diese etwa 20–30 Prozent ihres Strombedarfs auf ihren eigenen Gebäuden erzeugen könnten. Solarenergie kann somit einen entscheidenden Beitrag zum Ersatz der nichterneuerbaren Energien im öffentlichen Verkehr leisten. Es sind bereits mehrere Anlagen in Betrieb (siehe Projektbeispiele im Leitfaden).

Das Potenzial für Solarstrom am Gebäudepark der Schweiz beträgt 67 TWh pro Jahr und übertrifft damit den aktuellen Schweizer Stromverbrauch um 10 %.

PV-Anlagensegmente im öffentlichen Verkehr

Je nach Nutzung eines Gebäudes oder einer Infrastruktur ändern sich für Transportunternehmen im öffentlichen Verkehr die Investitionsmöglichkeiten und Bewilligungsverfahren. Im Leitfaden werden auf folgende Nutzungsmöglichkeiten eingegangen: 

  • Immobilien
  • Bahntechnik
  • Infrastruktur

Finanzierung und mögliche Hürden

Förderung: Auf Bundesebene werden PV-Anlagen (auch jene von TU) mit der Einmalvergütung gefördert, die rund 25 % der Investitionskosten abdeckt. Gesuche sind an die Förderstelle Pronovo zu richten. Eine PV-Anlage lässt sich typischerweise in 15 bis 20 Jahren amortisieren. Danach wird sie bis zum Ende ihrer Lebensdauer von weit über 25 Jahren zu einer wirtschaftlichen Renditeanlage.

Bewilligungen: Hierbei ist zwischen dem eisenbahnrechtlichen und dem kommunalrechtlichen Verfahren zu unterscheiden. Gemäss Art. 18 EBG ist ausschlaggebend, ob die Baute oder Anlage «ganz oder überwiegend dem Bau und Betrieb dient». Im Leitfaden finden Sie einen Entscheidungsbaum zur einfachen Bestimmung der benötigten Bewilligungen.

Der Eigenverbrauch ist der Schlüssel zur Wirtschaftlichkeit, er bezieht sich auf den am gleichen Standort produzierten und verbrauchten Strom. Besonders naheliegend wäre für Bahnbetriebe die Direkteinspeisung in die Fahrleitungen. Allerdings gibt es für diese Verwendung erst einige Pilotprojekte (z. B. SBB Zürich-Seebach). In den meisten Fällen wird der Strom für Bahntechnik, IT-Infrastruktur, Beleuchtung, Billetautomaten etc. genutzt. Solarstrom kann aber auch im Rahmen eines Zusammenschlusses zum Eigenverbrauch (ZEV) oder via Netzeinspeisung verkauft werden.

Wie können wir den öffentlichen Verkehr unterstützen, klimaneutral zu werden?

  • Lokale Energieversorgungsunternehmen bezahlen einen fairen, langfristig garantierten Rückliefertarif für Solarstrom, der vom TU nicht als Eigenverbrauch verwendet werden kann.
  • Kommunale Baubehörden unterstützen mit ihrer Bewilligungspraxis Projekte zur Solarenergienutzung auf Bahn- und Busgebäuden. Dies gilt insbesondere bei der sorgfältigen Integration von PV-Anlagen in historische Bauten.
  • Trägerschaften von TU (z. B. Verkehrsverbünde, Kantone) unterstützen diese bei der Finanzierung von PV-Anlagen, obwohl ein Payback oft erst nach 15 Jahren oder später erfolgt.
  • Bundes-, Kantons- und Gemeindeverwaltungen bieten Hand für Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch (ZEV): Öffentliche Gebäude nutzen die Photovoltaik gemeinsam mit den benachbarten Bauten und Infrastrukturen des öffentlichen Verkehrs.

Mehr Informationen

Mehr Infos aus dem Leitfaden zur Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Überwindung der Hürden zur Nutzung der Solarenergie finden Sie unter folgenden Links:

Weiterführende Informationen zum Programm ESöV 2050 des Bundes hier:

Donnerstag, 12. November 2020

Das (lange ersehnte) Ende der Wartelisten

2021 werden die Wartelisten für Solaranlagen endlich ganz abgebaut. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES begrüsst diesen Entscheid. Damit geht es mit dem Solarausbau vorwärts – allerdings immer noch viel zu langsam. Für den Klimaschutz braucht es mehr Schub im neuen Energiegesetz.

 

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Die SES begrüsst den Entscheid des Bundesamts für Energie, nächstes Jahr 470 Millionen Franken für die Solarenergie freizugeben. Damit können die Wartelisten für Solaranlagen abgebaut und der Ausbau der wirksamsten aller Klimaschutzmassnahmen weiter beschleunigt werden. Schätzungen des Branchenverbands Swissolar gehen für 2020 davon aus, dass neue Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von rund 400 Megawatt (MW) gebaut werden. Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es aber noch mehr Schub – pro Jahr ist ein Ausbau von mindestens 1500 MW nötig. Hierfür wird die Revision des Energiegesetzes zentral, zu dem der Bundesrat am Mittwoch die Eckwerte beschlossen hat und welches nächstes Jahr ins Parlament kommen soll. Die SES hat festgestellt, dass sie nicht genügen, um die Klimaziele zu erreichen.

SES-Forderung erfüllt: Seit 2008 hat die Schweiz die Photovoltaik zum grossen Teil auf dem Papier gefördert. Statt dass Geld aus dem Netzzuschlag in den Bau von Anlagen geflossen wäre, wurden Wartelisten erstellt. Viele Projekte wurden so aufgeschoben, andere zwar gebaut, aber mit grossen finanziellen Unsicherheiten. Heute hat das Bundesamt für Energie bekannt gegeben, dass bis Ende 2021 auch die letzte Warteliste abgebaut wird. Damit wird eine alte SES-Forderung erfüllt: Besitzer von Solaranlagen sollen nicht mehr als drei Monate auf ihre Einmalvergütung warten müssen.

 

Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung SES

 

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Mittwoch, 11. November 2020

Neuem Energiegesetz fehlt Klimaschliff


Die Revision des Energiegesetzes ist nach dem CO2-Gesetz der nächste zentrale Hebel, um die Schweiz auf Klimakurs zu bringen. Der Bundesrat hat am Mittwoch die Eckwerte für ein «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» beschlossen. Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) stellt fest, dass diese nicht genügen, um die  Klimaziele zu erreichen, denn:

Um das Klimaproblem zu lösen, brauchen wir eine 100% erneuerbare Energieversorgung und müssen unseren Energieverbrauch sparsam und effizient gestalten. Die nötige Technik und das Wissen sind vorhanden. Jetzt muss die Politik die Rahmenbedingungen richtig setzen: Investitionen in einheimische Energiequellen und Energieeffizienz müssen sich lohnen. In Zukunft soll das Geld nicht mehr an erdölproduzierende Länder fliessen, sondern Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Inland generieren.

Zielwerte sind zu tief: Bereits in Artikel 2 des neuen Energiegesetzes werden die Ausbauziele festgehalten. Diese hinken klar hinter dem zurück, was aufgrund des Pariser Klimaabkommens und dem Ziel, die Erderwärmung auf maximal 1,5°C zu beschränken, nötig ist. Die Treibhausgasemissionen sollen weltweit bis 2050 Netto Null betragen und die Schweiz muss dieses Ziel vor 2040 erreichen. Die SES ist daher überzeugt, dass der Energiesektor bis spätestens 2035 vollständig dekarbonisiert werden muss. Andere Bereiche wie die Landwirtschaft werden voraussichtlich mehr Zeit benötigen. Dafür reicht ein Ausbau von 17 Terrawattstunden (TWh) bis 2035 nicht. Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien bei der SES, meint: «Der Bundesrat ist bei der Erfüllung der Klimaziele nur mit der Hälfte der nötigen Geschwindigkeit unterwegs.»

Erneuerbare sind die «Low hanging fruits»: In der Schweiz sind insgesamt 70-80 TWh elektrische Energie notwendig, das bedeutet einen Ausbau von 35-45 TWh. «Erneuerbare Energien sind die 'low hangig fruits', deren umweltverträgliches Potenzial – insbesondere bei der Sonnenenergie – in der Schweiz im Überfluss vorhanden ist», konstatiert Felix Nipkow und fordert: «Die Ziele im Energiegesetz sind so auszurichten, dass die gesamte Energieversorgung der Schweiz bis 2035 aus einheimischen erneuerbaren Quellen gedeckt werden kann.»

Investitionsanreize richtig setzen: Ob die vom Bundesrat vorgeschlagenen Mittel und Massnahmen genügen, um seine eigenen Ziele zu erreichen, ist nicht klar. Eine Flexibilisierung der Mittel und Massnahmen, so dass sich diese an der Zielerreichung ausrichten, wäre sinnvoll, ist die SES überzeugt.

» SES-Vernehmlassungsantwort zur Revison EnG

Quelle: SES 

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Montag, 9. November 2020

Mit Biden rein ins Klima

Mit dem Wochenende ist Joe Biden also President Elect - und manch Ein(-e) wird fragen: Was bringts? Klar ist schon mal, dass die Klimafrage zu den Prioritäten des neuen Präsidenten zählt (neben dem Kampf gegen das Corona-Virus und gegen den immer noch gras(s)ierenden Rassismus). Solarmedia hat speziell zur Frage des Klimas recherchiert. Von der gleichen Seite auch das Bekenntnis, dass diese Wahl natürlich vor allem wichtig ist wegen der Stärkung der Frauen im Allgemeinen (was für eine grossartige erste Vize-Präsidentin), der Minderheiten in den USA und der Würde des Menschen!
 
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Solarmedia hat es seit Mittwoch 16h vorausgeahnt (siehe hier >>>) - Joe wird Präsident. Nun ist es Realität geworden, auch wenn Trump und seine Anhänger*innen unberechenbar bleiben. Sicher gilt aber, dass der ganze Ablauf und das jetztige Ergebnis sich als Sieg der Demokratie (trotz allem) entpuppt (tiefes Durchschnaufen....). Im Alltag werden die Erwartungen nicht vollumfänglich erfüllt werden – das aber hängt letztlich auch davon ab, in wie weit Biden/Harris ihre Anhängerschaft weiterhin mobilisieren können, nötigenfalls sogar auch auf der Strasse - daran erinnerte auch der weisse Anzug von Kamala Harris, denn die Bürgerrechtlerinnen der USA trugen einst weiss (siehe Bild).

 

Konkret und unmittelbar dürfte wohl der Wiedereintritt der USA ins Pariser Klimaabkommen vollzogen werden – Biden versprach diesen Schritt gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft ab dem 20. Januar 2021. Und weiter: Im Mittelpunkt steht ein milliardenschweres Konjunkturprogramm, das die Bekämpfung der Corona-Krise mit dem Schub für die Erholung des Klimas resp. die Begrenzung von dessen Erwärmung verbinden will (siehe hier >>). Die Plattform klimareporter.de hebt dabei hervor: «Die Präsidentschaftswahl in den USA war nicht nur ein Referendum über die Coronapolitik und den Charakter von US-Präsident Donald Trump, sondern auch die erste Klimawahl in der US-Geschichte.» 

 

Auch den Wähler*innen war demnach das Klima wichtig: Knapp zwei Drittel gaben an, sie würden eher einen Kandidaten wählen, der das Stromnetz komplett auf saubere Energie umstellt. Wenn dem neuen Präsidenten ein allenfalls feindlich gesinnter Senat (die kleinere der beiden Parlamentskammern) entgegen steht, so wird er zumindest mit dem Wiedereintritt ins Pariser Klimaabkommen keinen Gegenwind verspüren, der Senat muss einem solchen gar nicht zustimmen. Und welche Reduktion der Treibhausgase Biden für die USA anstrebt, steht noch gar nicht fest. Der «Klimaplan» sieht gemäss klimareporter.de vor, über vier Jahre insgesamt 2.000 Milliarden US-Dollar zu investieren. 500 Milliarden Dollar pro Jahr würden rund 2,5 Prozent der US-Wirtschaftsleistung respektive elf Prozent des Staatshaushalts im Jahr 2019 entsprechen. Dem US-Staatshaushalt müssen aber das Repräsentantenhaus und der Senat zustimmen. Weniger problematisch ist die weitere konkrete Förderung der Solar- und Windenergie – an denen hat unterdessen sogar die Republikanische Partei Gefallen gefunden. Entscheidender ist aber wohl die veränderte Haltung der USA zu Klimafragen – sie wird wohl auch in anderen  internationalen Belangen ihre Spuren hinterlassen – etwa in Brasilien, das ja unter Präsident Bolsonaro zum Juniorpartner von Trump avancierte.  

 

Schliesslich noch Bemerkungen zu den Voraussagen des Gewinners der Wahl. Aus dem erdrutschartigen Sieg von Biden, wie vielerorts prophezeit, ist nichts geworden. Aber immerhin wird das Ergebnis der Elektoren-Abstimmung vielleicht deutlicher ausfallen, als jetzt geunkt – eine Stimmenzahl von über 300 ist immer noch möglich, was früher stets als klarer Sieg gewertet wurde (und was Trump 2016 auch erreichte). Nicht zu vergessen ist jene Mehrheit, die sich aus der Anzahl der stimmenden Personen ergibt und die im Fall von Joe Biden rekordhohe vier Millionen beträgt. Namentlich erwähnt sei Allan Lichtman, der seit 1984 gemäss Spiegel stets den richtigen Wahlsieger voraussagte – das war vor vier Jahren so, und erstaunlicherweise ist es auch 2020 wieder so (siehe hier >>>). Wie war aber die Umkehr der Stimmverhältnisse nach anfänglicher Führung von Trump möglich? Er hat sich wohl selbst ein Bein gestellt, indem er seine Anhängerschaft aufforderte, persönlich stimmen zu gehen und nicht brieflich. So wurden Stimmen für ihn zuerst ausgezählt und alle anderen danach (zusätzlich zu den Ballungsräumen, die meist länger brauchen für die Auszählung) - was dann die dramatische Umkehr der ursprünglichen Resultate in verschiedenen Bundesstaaten bewirkte. Aber nun ist genug, auf jeden Fall hier auf Solarmedia - let's turn back to the normal - lasst uns zurückkehren zum Geschäft mit der Solarwirtschaft!


© Guntram Rehsche / Solarmedia

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Biden's-Klimapolitik: Vor Mega-Aufschwung

Was für eine Erleichterung! Joe Biden wird US-Präsident, Kamala Harris Vizepräsidentin. Was bedeutet der Wechsel im Weißen Haus für den Klimaschutz und die Erneuerbaren Energien? Von Hans-Josef Fell.

Klar ist: Es wird nun einen schnellen und massiven Durchbruch für eine ökologische Energieversorgung in den USA geben, womit auch in der Welt eine solche beschleunigt wird. Und klar ist auch, dass die USA dadurch einen starken wirtschaftlichen Aufschwung und einen wirtschaftlichen Vorsprung vor anderen Ländern erringen wird; ganz zum Nachteil jener Nationen, die immer noch am alten fossilen Energiesystem, insbesondere an Erdgas festhalten, so wie Deutschland.

So hat Joe Biden in seinem Wahlprogramm eine emissionsfreie Elektrizitätsversorgung bis 2035 versprochen. Dass dieses Ziel Eingang in das Wahlprogramm fand, ist das große Verdienst der jahrelangen Forschungsarbeit des Stanford-Forschers Mark Z. Jacobsen. Unermüdlich arbeitet er seit Jahren wissenschaftlich an einer Welt mit 100% Erneuerbaren Energien. So hat er bereits 2010 eine Studie vorgelegt, wonach bis 2030 die Weltenergieversorgung auf 100% Erneuerbare Energien umgestellt werden könnte.

Trotz Trumps Anti-Erneuerbare-Energien Politik ist der Aufschwung gerade dieser Branche in den USA in den letzten Jahren atemberaubend, insbesondere wegen ihrer ökonomischen Kraft, aber auch durch die politische Unterstützung in vielen demokratisch regierten Bundesstaaten, insbesondere Kalifornien. Trotz aller Subventionen für die fossile Energiewirtschaft und trotz Abbau vieler Umweltstandards zu Gunsten der fossilen Industrie sind in den USA im letzten Jahr die Investitionen in Erneuerbare Energien um 30% gestiegen. Die Pro-Kopf-Investitionen lagen 2019 sogar mehr als dreimal so hoch wie in Deutschland, wo es der Regierung Merkel/Scholz „gelungen“ ist, die Investitionen sogar um 7% zu drücken. Dabei machen die Politiker*innen der Bundesregierung massive klimapolitische und geopolitische Fehler, nur um z.B. der Erdgaswirtschaft zu helfen. Noch vor kurzem gab Vizekanzler Scholz dem Druck der Trump-Regierung nach und hatte dafür plädiert, eine Milliarde Subventionen für den Import von Flüssig-Frackinggas (LNG) aus den USA aus deutschen Steuergeldern zu zahlen.

Längst hätte Scholz wissen müssen, dass die Frackingfirmen in den USA immer schneller in Insolvenz gehen und damit den Wunsch von Trump mehr zu exportieren gar nicht mehr erfüllen können. Längst hätte Scholz wissen müssen, dass man schon aus geopolitischen Gründen nicht auch noch die Ziele eines undemokratischen Machthabers in den USA, der nur eine „America First“-Strategie im Sinne hat, nicht auch noch mit deutschen Steuergeldern unterstützen darf. Längst hätte Scholz wissen müssen, dass LNG-Importe allen deutschen Klimaanstrengungen zuwiderläufen.

Es ist nur gut, dass inzwischen wenigstens Firmen mit ansonsten massiven fossilen Interessen die ökonomische Reißleine ziehen. So hat Uniper gerade die Pläne aufgegeben, in Wilhelmshaven ein LNG-Terminal zu errichten. Offensichtlich hat Uniper im Gegensatz zu Finanzminister Scholz begriffen, dass LNG- Investments niemals mehr rentabel sein können.

Um diese Erkenntnis zu beschleunigen hatte es einen Brief an Uniper gegeben, auch unterzeichnet von der Energy Watch Group (EWG), dass jegliches Investment in LNG-Terminals wirtschaftlich und ökologisch nicht zu verantworten ist. Den von 39 zivilgesellschaftlichen Organisationen unterzeichneten „Letter of Disinterest“ zum LNG-Terminal Wilhelmshaven finden Sie hier.

Der Wahlerfolg von Joe Biden und Kamala Harris, zusammen mit der ökonomischen Kraft der Erneuerbaren Energien, wird den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den USA exponentiell wachsen lassen und birgt die Chance, dass die USA schon um 2030 100% erneuerbar sein könnten. In den USA werden dann ein wirtschaftlicher Aufschwung und Millionen neue Jobs entstehen, die unweigerlich mit dem Aufschwung der Erneuerbaren Energien, sowie der emissionsfreien E-Mobilität und emissionsfreien Industrieproduktion verbunden sind. Deutschland wird dann bald viele Solar-, Windanlagen, Speicher und E-Autos importieren, wie es mit Tesla ja bereits geschieht.

Das alles wird mit dem Know-How von vielen Planern und Entwicklern aus Deutschland, die längst wegen der Anti-Erneuerbare-Energien-Politik von CDU/CSU/SPD/FDP in die USA abgewandert sind, zu einem neuen Wirtschaftswunder in den USA führen.

Quelle: Hans-Josef Fell 2020 Präsident der Energy Watch Group (EEC) und Autor der EEC   

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Samstag, 7. November 2020

Zum Abschied !

Solaraktien nahmen Präsident Biden vorweg

Der Solaraktienindex PPVX stieg letzte Woche um 9,9% auf 3.152, der NYSE Arca Oil um 2,9%. Der PPVX liegt mit +114,2% seit Jahresanfang 2020 währungsbereinigt rund 171 Prozentpunkte vor dem Erdölaktienindex NYSE Arca Oil (-56,9%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind Enphase Energy (+369%), Daqo New Energy (+335%) und SunRun (+318%). Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 95,8 Mrd. Euro. Grösste Gewinner der Woche waren Sunnova Energy Int. (+38%) und SunPower(+27%), grösste Verlierer SolarEdge Technologies (-8%) und Beijing Energy(-5%). Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+1.020%) 1.005 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +15%).  

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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu

Quelle: oeko-invest.net