Samstag, 31. Dezember 2022

Solar-Investitionen waren kein Schutz


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 Quelle: oeko-invest.net

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Sonntag, 25. Dezember 2022

Überschreiten Klimaziele erhöht Kipprisiken

Ein vorübergehendes Überschreiten der UN-Klimaziele von 1,5 bis 2 Grad Celsius Erwärmung könnte das Kipprisiko für mehrere Elemente des Erdsystems um mehr als 70 Prozent erhöhen im Vergleich zur im Pariser Klima-Abkommen angestrebten Begrenzung der Erwärmung, so das Ergebnis einer neuen Risikoanalyse eines internationalen Teams an Forschenden. Dieses Kipprisiko erhöht sich selbst dann, wenn sich die globale Temperatur längerfristig innerhalb des Pariser Rahmens stabilisieren würde. Eine Überschreitung zu vermeiden würde daher die Risiken begrenzen, so die Schlussfolgerung der Forschenden.

Überschreiten der Klimaziele könnte das Risiko von Kippeffekten deutlich erhöhen
Karte der vier interagierenden Klima-Kippelemente. Jeder Pfeil steht für einen physikalischen Interaktionsmechanismus zwischen einem Paar von Kippelementen, der destabilisierend (mit + gekennzeichnet), stabilisierend (mit - gekennzeichnet) oder unklar (mit ± gekennzeichnet) sein kann. AMAZ, Amazonas-Regenwald; GIS, Grönländischer Eisschild; WAIS, Westantarktischer Eisschild.

"Wir zeigen, dass das Risiko für einige Kippereignisse bei bestimmten Überschreitungsszenarien der globalen Erwärmung sehr stark ansteigen könnte", erklärt Nico Wunderling, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Hauptautor der Studie, die in Nature Climate Change veröffentlicht wird. "Selbst wenn es uns gelänge, die globale Erwärmung nach einer Überschreitung von mehr als zwei Grad auf 1,5 Grad zu begrenzen, würde dies nicht ausreichen, da das Risiko, einen oder mehrere globale Kipppunkte auszulösen, immer noch mehr als 50 Prozent betragen würde. Mit einer weiteren Erwärmung auf lange Sicht steigen die Risiken dramatisch an."

"Um alle Kipprisiken wirksam zu verhindern, müsste der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf höchstens ein Grad begrenzt werden – derzeit sind wir bereits bei etwa 1,2 Grad", ergänzt Jonathan Donges, Ko-Leiter des FutureLabs on Earth Resilience in the Anthropocene am PIK. "Der jüngste IPCC-Bericht zeigt, dass wir höchstwahrscheinlich auf dem Weg sind, die 1,5 Grad Celsius Temperaturschwelle vorübergehend zu überschreiten."

Auftreten von Kippereignissen nimmt mit steigenden Spitzentemperaturen zu

Um zu diesen Ergebnissen zu gelangen, benutzten die Forschenden, zusammen mit Ko-Autoren der Earth Commission, verschiedene Szenarien für eine Überschreitung der globalen Erwärmung mit Spitzentemperaturen von zwei bis vier Grad und wendeten diese auf eine Reihe von vier interagierenden Kippelementen an: den grönländischen Eisschild, den westantarktischen Eisschild, die atlantische meridionale Umwälzzirkulation AMOC und den Amazonas-Regenwald. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stützten sich hierbei auf einen Risikoanalyse-Ansatz: Dieser basiert auf Millionen von Modellsimulationen, um die Unsicherheiten in den relevanten Parametern, wie beispielsweise in den kritischen Temperaturschwellen, sowie die Interaktionsstärken und die Interaktionsstruktur zu berücksichtigen. Eine solche Anzahl von Simulationen wäre auf der Grundlage von vollständig gekoppelten Erdsystemmodellen rechnerisch nicht realisierbar. Für die verschiedenen Szenarien analysierte das Forschungsteam dann das Risiko der Überschreitung kritischer Schwellenwerte und das Potenzial, kaskadenartige Wechselwirkungen zwischen den vier Elementen auszulösen, je nach Ausmaß und Dauer der Überschreitung sowie der langfristig verbleibenden Erwärmung.

"Wir haben festgestellt, dass das Risiko für das Auftreten mindestens eines Kippereignisses mit steigenden Spitzentemperaturen zunimmt – bereits bei einer Spitzentemperatur von drei Grad Celsius zeigte mehr als ein Drittel aller Simulationen ein Kippereignis, selbst wenn die Überschreitungsdauer stark begrenzt wurde. Bei vier Grad Celsius Spitzentemperatur steigt dieses Risiko auf mehr als die Hälfte aller Simulationen", erklärt Nico Wunderling.

Kippmechanismen bei Überschreiten von kritischen Temperaturschwellen

"Vor allem der grönländische und der westantarktische Eisschild sind schon bei kleinen Überschreitungen gefährdet, was unterstreicht, dass sie zu den am stärksten gefährdeten Kippelementen gehören. Während es lange dauern würde, bis sich der Eisverlust voll entfaltet, könnten die Temperaturniveaus, bei denen solche Veränderungen ausgelöst werden, schon bald erreicht sein", sagt Ricarda Winkelmann, Earth Commissioner und Ko-Leiterin des FutureLab on Earth Resilience in the Anthropocene. "Unser Handeln in den kommenden Jahren kann also über die zukünftige Entwicklung der Eisschilde für Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende entscheiden." Die beiden anderen in der Studie betrachteten Kippelemente, AMOC und der Amazonas-Regenwald, haben höhere kritische Temperaturschwellen. Allerdings würden sie viel schneller reagieren, wenn der Kippprozess erst einmal begonnen hat. Daher ist es sehr viel schwieriger, ihren Kippprozess zu stoppen, sobald er durch eine vorübergehende Überschreitung der globalen Erwärmung eingeleitet wurde.

Die derzeitigen Maßnahmen zur Eindämmung der Klimaerwärmung werden voraussichtlich zu einer globalen Erwärmung von 2 bis 3,6 Grad Celsius bis zum Ende dieses Jahrhunderts führen. "Die Maßnahmen reichen nicht aus. Auch wenn ein vorübergehendes Überschreiten der Temperatur definitiv besser wäre als wenn wir einen Temperaturgipfel erreichen und dann dort bleiben, ist es möglich, dass bei diesen Temperaturen Kippelemente unwiderruflich ausgelöst werden. Deshalb sind niedrige Temperaturüberschreitungen hier entscheidend, um Kipprisiken wirksam zu begegnen", erklärt Jonathan Donges. Ricarda Winkelmann fügt hinzu: "Jedes Zehntelgrad zählt. Wir müssen alles tun, um die globale Erwärmung so schnell wie möglich zu begrenzen."

Studie: Nico Wunderling, Ricarda Winkelmann, Johan Rockström, Sina Loriani, David I. Armstrong McKay, Paul D. L. Ritchie, Boris Sakschewski, Jonathan F. Donges: Global warming overshoots increase risks of climate tipping cascades in a network model. Nature Climate Change. [DOI: 10.1038/s41558-022-01545-9]

Freitag, 23. Dezember 2022

«Energiezukunft 2050»: Versorgungssicherheit und Klimaneutralität

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Mit dem Branchenprojekt «Energiezukunft 2050» zeigt der VSE anhand von verschiedenen Szenarien, wie die Energieversorgung der Schweiz bis 2050 aussehen könnte. Fazit: Ohne massiv beschleunigten Zubau, massive Steigerung der Effizienz, fokussierten Um- und Ausbau der Netze sowie einem engen Energieaustausch mit Europa erreicht die Schweiz ihre Energie- und Klimaziele nicht. Der Umbau des Energiesystems ist ein Generationenprojekt, das massive Anstrengungen von Politik und Gesellschaft benötigt. Aus der Medienmitteilung des VSE:

Energiesicherheit ist keine Selbstverständlichkeit mehr und das Risiko einer Energiemangellage bittere Realität. «Die Versäumnisse der letzten zehn Jahre wiegen schwer. Die Weichen für eine sichere, nachhaltige Energieversorgung müssen jetzt gestellt werden», sagt Michael Wider, Präsident des VSE. Die «Energiezukunft 2050», die der VSE in enger Zusammenarbeit mit der Empa durchführte, ist die erste wissenschaftliche Modellierung, die das Gesamtenergiesystem der Schweiz sektorübergreifend bis ins Jahr 2050 simuliert, und dabei auch die umliegenden Länder berücksichtigt.

Die Studie zeigt verschiedene Möglichkeiten mitsamt Einschränkungen, Kosten und notwendigen Rahmenbedingungen, wie mit heutiger Technologie die energie- und klimapolitischen Ziele erreicht werden können. Der «Energiezukunft 2050» liegen vier repräsentative Szenarien entlang der Dimensionen «inländische Akzeptanz für neue Energieinfrastruktur» (defensiver vs. offensiver Ausbau) sowie «energiepolitisches Verhältnis zu Europa» (isoliert vs. integriert) zugrunde.

Das sind die zwölf wichtigsten Resultate für den Umbau der Energieversorgung bis ins Jahr 2050:

1. Ohne massiv beschleunigten Zubau und massive Steigerung der Effizienz, fokussierten Um- und Ausbau der Netze sowie einem engen Energieaustausch mit Europa erreichen wir die Energie- und Klimaziele nicht.

2. Der Strombedarf in der Schweiz wird zunehmen.

3. Hohe Akzeptanz für neue Energieinfrastruktur und enge Energiekooperation mit der EU schaffen beste Voraussetzungen für die Versorgungssicherheit und das Erreichen der Energie- und Klimaziele zu den geringsten Kosten.

4. Ein umgebautes Energiesystem ist aufgrund der erhöhten Effizienz günstiger als der Status quo.

5. Der Umbau des Energiesystems reduziert die Importabhängigkeit bei der Energie der Schweiz insgesamt um den Faktor 4 bis 6.

6. Die Schweiz bleibt Stromimporteurin.

7. Klimaneutralität ist nur über eine umfassende Elektrifizierung möglich.

8. Wasserkraft bleibt die tragende Säule im schweizerischen Energiesystem.

9. Alpine Photovoltaik und Windkraft bringen für die Stromversorgung im Winter wesentliche Vorteile.

10. Wasserstoff kann zu einem essenziellen Element der schweizerischen Energieversorgung werden.

11. Versorgungssicherheit bedingt Backup-Kraftwerke und Speichervorhaltung.

12. Der Umbau des Energiesystems bedingt einen Um- und Ausbau des Stromnetzes.

Versorgungssicherheit und Klimaneutralität bis 2050 kein Selbstläufer

«Mit der «Energiezukunft 2050» leistet die Branche einen kompetenten und wissenschaftlich fundierten Beitrag in die energiepolitische Diskussion und zur Weiterentwicklung unseres Energiesystems», sagt VSE Direktor Michael Frank. Die Ergebnisse zeigen, dass das Erreichen der Energie- und Klimaziele mitnichten ein Selbstläufer werde, sondern grösste Anstrengungen dafür notwendig sein werden. Weiter wie bisher sei keine Option. Aus Sicht des VSE müsse die Versorgungssicherheit zum nationalen Interesse erklärt und Hürden abgebaut werden, damit Versorgungssicherheit und Klimaneutralität bis 2050 möglich sind.

Auf der Studienwebseite finden Sie alle Ergebnisse und Informationen zum Branchenprojekt, die Meinung von VSE Direktor Michael Frank, Spotlights zu Schwerpunkten, Stories und interaktive Grafiken.

Sonntag, 18. Dezember 2022

Strom und Nahrung !



„Auf weniger als einem Prozent der Ackerfläche Deutschlands könnten neun Prozent des aktuellen Strombedarfs erzeugt werden, bestätigt eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim. 

Das Potential für eine echte Energiewende ist da, es zu nutzen ist vor allem eine Frage des politischen Willens,“ so Charlotte Schmid, Bundesvorsitzende der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). Strom vom Feld ist ein bedeutsamer Beitrag zur Energiewende. Agri-Photovoltaik heißt dieses Konzept, bei dem Solarzellen auf Ständern in Feldern so montiert werden, dass darunter oder daneben noch Nahrungsmittel erzeugt werden können. Auch artgerechte Weidewirtschaft, Garten- und Weinbau ist damit möglich. Die ÖDP fordert ein Prozent der Landesfläche Deutschlands für diese Form der Energieerzeugung auszuweisen. Damit könnte sogar ein Drittel des Strombedarfs gedeckt werden.

Großes Potential haben auch Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf wiedervernässten Mooren. Moore sind von Natur aus sehr gute Speicher für Kohlendioxid (CO2). Wenn Landwirte ihre bisher aufwändig entwässerten Flächen nicht mehr für Ackerbau, sondern für Stromerzeugung durch Photovoltaik auf Stelzen nutzen, werden diese Flächen dreifach sinnvoll eingesetzt: Für Klimaschutz durch Speicherung von CO2, zur sauberen Energiegewinnung und als stabile Einkommensquelle für Landwirte, deren Beitrag zu Klima-, Arten- und Landschaftsschutz damit honoriert werden kann. „Allein auf diesen Flächen könnten 270 bis 660 Gigawatt Photovoltaik installiert werden, das entspricht 50 bis über 100 Prozent des aktuellen Strombedarfs in Deutschland!“, erläutert Dr. Michael Stöhr, Energieexperte der ÖDP: „Ein riesiges Potenzial ist an verschiedenen Stellen da, es muss nur endlich richtig genutzt werden.“

Die Energie-Experten der ÖDP haben einen top-aktuellen Fahrplan (https://www.oedp.de/themen-1/energiepolitik) ausgearbeitet, mit dem eine echte Energiewende sofort politische Realität werden kann. „Bei der jüngsten Klimakonferenz COP27 in Ägypten haben die Verantwortlichen wieder keinen Ausstieg aus der fossilen Energie beschlossen. Und das, obwohl niemand die Existenz der Klimakrise seriös anzweifelt. Dabei gibt es genug klimafreundliche, saubere und kostengünstig verfügbare Energiequellen, allein der politische Wille fehlt. Mit der Agri-Photovoltaik und PV-Freiflächenanlagen auf wiedervernässten Mooren bietet die ÖDP kreative Lösungen für eines der dringendsten Probleme unserer Zeit an,“ betont die ÖDP-Bundesvorsitzende, Charlotte Schmid.

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Freitag, 16. Dezember 2022

5-Jahresbericht zur Energiestrategie

Mit der Energiestrategie 2050 werden der Energieverbrauch gesenkt, die Energieeffizienz erhöht und erneuerbare Energien gestärkt. Sie wird schrittweise umgesetzt und mit einem Monitoring begleitet. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 16. Dezember 2022 den ersten Bericht gutgeheissen, der alle fünf Jahre vorgenommen wird. 

Dieser Bericht zeigt, dass die Schweiz die Richtwerte für das Jahr 2020 erfüllt hat. Es braucht aber zusätzliche Massnahmen, um die Ziele bis 2050 zu erreichen. Der Bundesrat hat dazu bereits verschiedene Massnahmen verabschiedet, insbesondere im Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien. Auch die weiteren, kürzlich vom Parlament aufgegleisten Massnahmen sowie die Entwicklungen an den Energiemärkten tragen zum Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung im Inland und einem effizienteren Energieverbrauch bei.

Das Bundesamt für Energie veröffentlicht seit 2018 jährlich einen Monitoringbericht. Die fünfjährliche Berichterstattung des Bundesrats an das Parlament ergänzt dies. Sie dient als Standortbestimmung über die Fortschritte der Energiestrategie, beurteilt Massnahmen, zeigt unerwünschte Tendenzen auf und leitet daraus Empfehlungen für die weitere Ausgestaltung der Energiepolitik und Erreichung der Ziele ab.

Resultate: Der am Freitag gutgeheissene Bericht zeigt: Die kurzfristigen Ziele (2020) für den Ausbau der inländischen, erneuerbaren Stromproduktion und zum Energieverbrauch wurden erreicht. Für das übergeordnete Ziel von Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050 reichen die bestehenden energiepolitischen Massnahmen jedoch nicht aus. Aufgrund der langen Investitionszyklen im Energiesystem ist der Handlungsdruck gross. Die bereits aufgegleisten und geplanten zusätzlichen Massnahmen sowie die Entwicklungen an den Energiemärkten dürften mittelfristig die Anreize für den notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung und einen sparsamen Energieverbrauch wesentlich stärken. Dazu gehören die Massnahmen im Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien, Verfahrensbeschleunigungen, administrative und steuerliche Erleichterungen für den Photovoltaik-Ausbau, die Umsetzung der Wasserkraftprojekte des Runden Tischs Wasserkraft und Arbeiten zu weiteren Stromeffizienzmassnahmen. 

Der Bundesrat hat die mittel- und langfristigen Rahmenbedingungen mit der Weiterentwicklung der Energiestrategie 2050 kontinuierlich verbessert und durch die Massnahmen der Klimapolitik ergänzt. Hinzu kommen die Arbeiten im Wärmebereich sowie bei der Sektorkopplung (Wasserstoff, Negative Emissionstechnologien, nationales Register für erneuerbare Treib- und Brennstoffe), die nun rasch vorankommen müssen.

Der Ukraine-Krieg hat die Risiken deutlich aufgezeigt, die mit der Abhängigkeit der Schweiz von Öl und Gas aus dem Ausland verbunden sind. Das fehlende Stromabkommen mit der EU bringt zusätzliche Herausforderungen, da die Schweiz ohne Vereinbarung im europäischen Strommarkt zunehmend marginalisiert wird. Dies kann zu spürbaren Auswirkungen auf die Stromversorgungssicherheit führen. Mit dem Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien will der Bundesrat die Versorgungssicherheit mittel- und längerfristig stärken. Aufgrund der aktuellen Lage wurden verschiedene Instrumente vorgezogen, z.B. der Einsatz von Wasserkraftreserve, Reservekraftwerken und Notstromgruppen, damit sie bereits für den Winter 2022/23 bereitstehen.

Der Umbau des Energiesystems und die Entwicklungen im internationalen Umfeld erhöhen die Anforderungen an die Stromnetze. Mit der seit Mitte 2019 geltenden «Strategie Stromnetze», die auch einen Szenariorahmen für die Stromnetzplanung 2030/40 beinhaltet, soll das Schweizer Stromnetz dafür fit gemacht werden. Wichtig ist auch eine wirksame Flexibilitätsregulierung, wie sie im Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien vorgeschlagen wird. Die stärkere Nutzung der Flexibilität (netzdienliche Steuerung von Verbrauch und Einspeisung) trägt dazu bei, Engpässe zu vermeiden, die dezentrale, erneuerbare Stromproduktion besser zu integrieren und teure Netzausbauten zu reduzieren.

Energie- und Klimapolitik sind eng miteinander verknüpft. Die Massnahmen der Energiestrategie leisten einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele des Bundes und umgekehrt. Der Umbau der Energieversorgung wirkt sich aber auch auf die Umwelt aus, beispielsweise auf die Gewässer oder die Landnutzung. Sie wird mit den erneuerbaren Energien gesamthaft jedoch deutlich geringer belastet als mit den fossilen Energien. Durch Effizienz können zusätzlich negative Umweltauswirkungen vermieden werden. Seit 2018 schreibt das Energiegesetz der Nutzung erneuerbarer Energien und ihrem Ausbau ein nationales Interesse zu, so dass sie bei einer Interessensabwägung den gleichen Status wie Schutzinteressen geniessen. Die Wirkung dieser Massnahme lässt sich aufgrund der kurzen Geltungsdauer noch nicht beurteilen. Der Bundesrat hat 2022 ausserdem Vorschläge zur Beschleunigung der Planungs- und Bewilligungsverfahren von Wasserkraft- und Windkraftanlagen zur Diskussion gestellt. Und das Parlament hat im Herbst unter anderem dringliche Massnahmen zu einem forcierten Ausbau der Solarenergie in Kraft gesetzt.

Die Schweizer Energieforschung liefert wertvolle Erkenntnisse und Grundlagen für neue Technologien zur Erreichung der Energie- und Klimaziele. Die Forschung muss daher weitergeführt werden und sowohl technische als auch sozioökonomische Fragestellungen behandeln. Das Monitoring der Entwicklungen bei der Kerntechnologie zeigt, dass in absehbarer Zeit keine Durchbrüche zu erwarten sind, die das im Gesetz verankerte Verbot für die Erteilung von Rahmenbewilligungen für neue Kernkraftwerke in Frage stellen. Die globale Entwicklung der Kerntechnologien und die Forschung in diesem Bereich werden weiter beobachtet.

Empfehlungen: Die heute geltenden Massnahmen reichen nicht aus, um die langfristigen Energie- und Klimaziele zu erreichen. Mit dem Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien will der Bundesrat darum den Ausbau der erneuerbaren, inländischen Energien und die Energieeffizienz verstärken und eine Energiereserve für den Winter schaffen. Auf die derzeit angespannte Situation auf den Energiemärkten hat der Bundesrat mit Vorsorgemassnahmen reagiert und Elemente aus dem Bundesgesetz, das derzeit noch in der parlamentarischen Beratung steht, per Verordnung vorgezogen.

Weiter hat der Bundesrat die Energieeffizienzverordnung per 1. Januar 2023 verschärft, wodurch energieintensive Geräte nicht mehr auf den Markt kommen. Den Teil Fördermassnahmen des Bundesgesetzes für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien hat das Parlament mit einer Revision des Energiegesetzes bereits vorgezogen. Um den Ausbau der erneuerbaren Energien verstärkt zu fördern, hat der Bundesrat entsprechenden Verordnungsrevisionen per 1. Januar 2023 in Kraft gesetzt. Das ermöglicht unter anderem die Durchführung von Auktionen für PV-Anlagen.

Das Parlament hat bereits dringliche Massnahmen zum Ausbau der Winterenergie beschlossen und diskutiert über weitere neue Regelungen. Das sich verändernde Marktumfeld dürfte zusätzliche Anreize setzen zum Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung sowie zu einem sparsamen Verbrauchsverhalten und verbesserter Energieeffizienz. Der Bericht schlägt daher zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Massnahmen vor. Die Umsetzung der bereits eingeleiteten Massnahmen und deren Wirkung werden genau beobachtet.


Adresse für Rückfragen

Marianne Zünd, Leiterin Medien und Politik, Bundesamt für Energie (BFE)
+41 58 462 56 75, marianne.zuend@bfe.admin.ch



Herausgeber

Der Bundesrat
https://www.admin.ch/gov/de/start.html

Bundesamt für Energie
http://www.bfe.admin.ch

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Mittwoch, 14. Dezember 2022

Endlich: Dashboard für Versorgungssituation



Das Bundesamt für Energie (BFE) hat am Mittwoch ein Dashboard mit den wichtigsten Kennzahlen zur aktuellen Energieversorgungssituation der Schweiz aufgeschaltet (www.energiedashboard.admin.ch). Die Zahlen, beispielsweise zum Strom- und Gasverbrauch oder zur Inlandproduktion und zu Importen, werden laufend aktualisiert, so dass sich Interessierte jederzeit einen Überblick über die Versorgungslage verschaffen können.

Das Dashboard wird in den kommenden Wochen weiterentwickelt und ausgebaut. Insbesondere soll die Datenqualität zum Stromverbrauch mit Hilfe von Methoden der Datenwissenschaft weiter verbessert werden. Die im Dashboard aggregierten Zahlen basieren einerseits auf öffentlich zugänglichen Quellen, wie jenen des BFE sowie von den europäischen Verbänden der Stromübertragungs- und Gasnetzbetreiber (ENTSO-E, ENTSO-G), von Swissgrid, von Strom- und Gasbörsen und MeteoSchweiz. 

Andererseits werden für das Dashboard nicht öffentliche Daten verwendet, insbesondere von Swissgrid. Das Dashboard deckt aktuell den Strom- und Gasbereich ab. Erweiterungen auf andere Energieträger und Informationen sind in Prüfung. Datenqualität wird laufend verbessert Nicht alle Daten sind derzeit auf Basis von Messungen verfügbar. Einige Daten werden von den jeweiligen Akteuren zudem relativ spät und in nicht vollständig befriedigender Qualität geliefert. Vor allem beim Stromverbrauch fliessen in das Dashboard deshalb Angaben ein, die auf Methoden der Datenwissenschaft beruhen, insbesondere des maschinellen Lernens. Das BFE arbeitet dazu mit dem Swiss Data Science Center zusammen. Aufgrund der derzeit teils noch mangelhaften Datenqualität kann es im Dashboard in der Anfangszeit zu kurzfristigen Abweichungen und dadurch zu nachträglichen Anpassungen kommen. Das BFE treibt die Verbesserung der Datenqualität und Digitalisierung darum gemeinsam mit der Strom- und Gasbranche weiter voran. Bis Ende Januar soll so die Datenqualität insbesondere im Bereich des Stromverbrauchs stark verbessert werden. Dafür wird ein Modell erarbeitet, das auf anonymisierten Smart Meter-Daten beruht, die von einigen Schweizer Netzbetreibern mit einem hohen Smart Meter-Anteil in ihrem Netzgebiet zur Verfügung gestellt werden. 

In Kombination mit Wetterdaten und historischen Daten können so der Stromverbrauch und z.B. die Einsparungen in täglicher Auflösung für die Schweiz extrapoliert werden. Auch im Gasbereich sollte sich die Datenlage bis Ende Januar weiter verbessern. Trotz diesen Schwachstellen, an deren Verbesserung intensiv gearbeitet wird, liefert das Dashboard bereits eine gute Übersicht zur Entwicklung der aktuellen Energieversorgungslage. 

Adresse für Rückfragen Marianne Zünd, Leiterin Medien und Politik, Bundesamt für Energie (BFE) 058 462 56 75, marianne.zuend@bfe.admin.ch 

Link www.energiedashboard.admin.ch 

Herausgeber Bundesamt für Energie http://www.bfe.admin.ch

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Dienstag, 13. Dezember 2022

Energiegenossenschaften & suffiziente Lebensstile

Angesichts der Energiekrise und dramatischer Energiepreissteigerungen ist das Thema Energiesparen in diesem Winter für viele Verbraucher*innen so aktuell wie nie zuvor. Unterstützen können dabei auch die Versorger. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) identifizierte mit Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in der Studie „Mit Suffizienz zur Energiewende“ Energiegenossenschaften als geeignete Multiplikatoren für suffiziente, also sparsame und damit umweltfreundliche, Lebensstile. 

Die Studie zeigt, dass bis zum Erhebungszeitraum im Sommer 2022 etwa jede sechste Energiegenossenschaft ihre Mitglieder online über Energiespartipps informierte. Dies ergab die Inhaltsanalyse einer Stichprobe aus über 500 Webseiten von Energiegenossenschaften in Deutschland. Die Forschenden sehen noch viel unausgeschöpftes Potenzial und zeigen in ihrer Studie auf, wie Energiegenossenschaften mit wirksamer Kommunikation einen sparsamen Verbrauch, aber auch das Engagement für die Energiewende und für eine suffiziente Gesellschaft fördern können.

Orientierung am Bedarf statt am Gewinn: Genossenschaften sind prädestiniert, um Energiesuffizienz zu fördern: „Aktuell existieren in Deutschland insgesamt rund 850 Energiegenossenschaften mit ca. 220.000 Mitgliedern. Sie sind wichtige dezentrale Player für die Energiewende, da sie das Ziel verfolgen, den Energiebedarf mit erneuerbaren Energien aus gemeinschaftlich betriebenen Anlagen zu decken“, erklärt Umwelt- und Sozialpsychologin Vivian Frick vom IÖW, Autorin der Studie. „Die Genossenschaft ist eine zukunftsträchtige Unternehmensform, da sie sich am Bedarf und nicht am Gewinn orientiert und enge Beziehungen zu ihren Mitgliedern pflegt. Dies macht sie besonders geeignet, um die Energiewende gerade in Zeiten der Energiekrise voranzubringen. Und dies nicht nur durch den Ausbau erneuerbarer Energiegewinnung, sondern auch durch die Förderung von Suffizienz.“ Denn gerade beim Umstieg auf erneuerbare Energien ist es wichtig, das Energiesparen nicht aus dem Blick zu verlieren, damit es nicht zu Reboundeffekten kommt.

In der Studie weisen die Forschenden darauf hin, dass neben dem Ausbau von erneuerbaren Energien die Senkung des Verbrauchs zentral ist, damit die Energiewende in Deutschland gelingt. „Unter Suffizienz verstehen wir, dass die durchschnittliche Pro-Kopf-Nachfrage nach Energie und Ressourcen sowie die durchschnittlichen Treibhausgasemissionen auf ein Maß gesenkt werden, das die Einhaltung planetarer Grenzen und ein gutes Leben für alle ermöglicht“, erläutert Wissenschaftlerin Julia Fülling vom IÖW. „Bislang werden die Potenziale von Suffizienzstrategien jedoch kaum ausgenutzt – sowohl in Forschung als auch Praxis sind sie unterrepräsentiert. Dabei knüpft Energiesuffizienz an die Kernthemen von Genossenschaften an. Als partizipative und gemeinwohlorientierte Akteure versorgen sie möglichst viele Mitglieder und bauen erneuerbare Energien aus.“

Informationen zu Suffizienz kommen bei den Mitgliedern gut an: Die Studie zeigt, welche kommunikativen Strategien Energiegenossenschaften nutzen, um Energiesparen und weitere Formen der Verbrauchsreduktion bei ihren Mitgliedern zu fördern, und welche weiteren sie zukünftig noch nutzen könnten. Den Begriff „Suffizienz“ verwenden sie zwar bisher selten, jedoch greifen sie das Thema inhaltlich auf: von Energiespartipps und -beratung über Hinweise zu Repaircafés oder Sharing-Konzepten bis hin zu Aufrufen sich für den Klimaschutz zu engagieren. Expert*innen-Interviews im Rahmen der Studie zeigen, dass das Thema zur Mitgliederbindung und -aktivierung beitragen kann, denn Informationen rund um das Thema Suffizienz kommen bei den Mitgliedern gut an.
Suffizienz ist mehr als „Licht aus und Heizung runter“: Verbraucher*innen können Einsparungen durch eine Reduktion des eigenen Konsumniveaus erreichen. Hierbei liegt im Sinne von „Licht aus und Heizung runter“ vor allem das Energiesparen im Bereich Wohnen nahe, doch auch in der Mobilität, Ernährung oder Freizeit können Energie und Ressourcen eingespart werden. Allerdings erzeugt individuelles Konsumverhalten allein noch keinen gesellschaftlichen Wandel. Ein wichtiger Hebel ist zudem das Engagement für Suffizienz, etwa am Arbeitsplatz oder in zivilgesellschaftlichen Organisationen. Die Förderung von Engagement wurde in der Studie daher ebenfalls betrachtet.

Eine Literaturanalyse zu Interventionsstudien zeigt auf, wie Energiegenossenschaften wirksam Suffizienz bei ihren Mitgliedern fördern können. „Neben den Kommunikationsformaten kommt es vor allem auf erfolgreiche Narrative für Suffizienz an“, erklärt Kathrin Anger, Expertin für nachhaltigen Konsum bei Adelphi. „In einer Medienanalyse haben wir erkannt, dass zu den aktuellen Narrativen vor allem folgende zählen: die Umwelt schützen, ein gutes Leben für alle gewährleisten, die eigene Lebensqualität steigern, Geld sparen und unabhängiger werden.“

Kommunikationskampagne für Suffizienz geplant: Energiegenossenschaften, die das Thema Suffizienz vertiefen möchten, können von dem Projekt profitieren: Im Januar 2023 führt das Forschungsteam eine Kommunikationskampagne zur Suffizienzförderung speziell für Mitglieder von Energiegenossenschaften durch. „Wir gehen davon aus, dass viele Verbraucher*innen gerade in dieser Zeit sehr interessiert an Hilfestellung beim Energiesparen sind“, so Frick. „Über unsere Kampagne erhalten die Mitglieder eine Woche lang Informationen und Hilfestellungen bei der Umsetzung von Suffizienz im eigenen Leben. Genossenschaften, die diese Kampagne mit ihren Mitgliedern teilen wollen, sind eingeladen, mit dem Forschungsteam Kontakt aufzunehmen.“ Die Wirkung der Kampagne wird im Rahmen einer wissenschaftlichen Feldstudie gemessen.
Quelle: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) 2022

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Montag, 12. Dezember 2022

Versorgungssicherheit mit Vorschlaghammer

An diesem Montag endet die verkürzte Vernehmlassung zu den vom Bundesrat vorgesehenen Massnahmen im Fall einer Strommangellage. Dabei werden mittels verschiedener Verordnungen mögliche Handlungsoptionen wie Verbote von Anwendungen, Kontingentierungen oder Netzabschaltungen skizziert. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES begrüsst die Festlegung der Handlungsspielräume im Fall einer Strommangellage. Gleichzeitig kritisiert sie, dass der Bundesrat Massnahmen im Bereich der flexiblen Stromverbrauchsreduktion völlig ignoriert - hier die Stellungnahme im Wortlaut:

Konkret schlägt der Bundesrat im Fall einer sich abzeichnenden Strommangellage als erste Massnahme dringliche Sparappelle vor. Diese werden von mehrstufigen Einschränkungen und Verboten gewisser Anwendungen komplementiert. In einer nächsten Stufe sollen die Kontingentierung von Grossverbraucherinnen und lokale Abschaltungen des Stromnetzes folgen.

Sparanreize aussen vor: Die SES erachtet einige der vorgeschlagenen Massnahmen als durchaus sinnvoll. In ihrer Stellungnahme äussert sie jedoch ihr Unverständnis darüber, dass der Bundesrat vorsieht, von Appellen zum freiwilligen Stromsparen direkt zu Verboten und Einschränkungen zu springen. Denn es gäbe weitere Möglichkeiten zur Reduktion des Stromverbrauchs oder zu seiner Verschiebung auf einen unkritischen Zeitpunkt ohne Verbote. Léonore Hälg, Leiterin Fachbereich erneuerbare Energien & Klima bei der SES, präzisiert: «Wir denken da beispielsweise an finanzielle Anreize für die flexible Lastreduktion oder Sparvereinbarungen mit energieintensiven Branchen. Beides war schon vor einigen Monaten ein Thema in der Politik. Der Bundesrat hat in diesem Bereich nichts getan.»

Die Flexibilisierung der Stromnachfrage und ein spezifischer Markt für punktuelle Nachfragereduktion, wie sie der Ständerat in der Herbstsession notabene auf Vorschlag des Bundesrats im Stromversorgungsgesetz aufgenommen hat, ist nicht nur für die kurzfristige Sicherstellung der Stromversorgung in diesem Winter sinnvoll, sondern könnte auch mittel- und langfristig einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung der Schweiz leisten. Léonore Hälg dazu: «Auch mittelfristig bleibt die Sicherstellung der Stromversorgung im Winter im Fokus. Instrumente zur flexiblen Lastreduktion werden daher auch über diesen Winter hinaus eine wichtige Rolle spielen. Dass der Bundesrat jetzt einerseits auf Verbote und andererseits auf kurzfristige Erhöhung der Stromproduktion mit Wasserreserve und dem fossilen Reservekraftwerk setzt, ist enttäuschend und kurzsichtig.»

Quelle: Energie Stiftung

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Donnerstag, 8. Dezember 2022

From Hero to Zero - Rösti übernimmt UVEK




Wenn es nicht so lustig wäre, es wäre zum Heulen (oder umgekehrt) - oder wie der Bock zum Gärtner gemacht wird und der Rösti Albert zum Klimaminister, der den vom Parlament beschlossenen Gegenvorschlag zur (zurückgezogenen) Gletscherinititative in einer allfälligen Referendums-Abstimmung vertreten muss.
 
Die Energiepolitik vor den eidgenössischen Wahlen im kommenden Herbst verspricht hohen Unterhaltungswert, noch höheren als bislang schon. Wir verdanken das dem bürgerlichen Schachzug, das UVEK, 20 Jahre mit kurzem Unterbruch von Doris Leuthard eine Domäne der Linken, dem neuen Bundesrat Albert Rösti zuzuhalten. Wie das genau gegangen ist, wird man noch erfahren - das Ergebnis bleibt das Gleiche: Ei erbitterter Gegner der Energiestrategie 2050 wird nun, da sie immer noch offizielle Maxime der CH-Energiepolitik daarstellt, zu deren offiziellen Vertreter. Das ist ungefähr so, wie einst Bundesrat Kurt Furgler die Abtreibungs-Libererlisierung vorantreiben resp vertreten musste - als streng gläubiger Katholik.

Nun, Furgler hatte das meiner vagen Erinnerung nach geschafft, doch Rösti wird sich vielleicht in seine Festhüte zurückziehen müssen, wo gestern noch seine Wahl gefeiert wurde - in das Restaurant Röstigraben..... Doch lassen wir die Schweizerische Energie Stiftung kommentierend zu Wort kommen:

«Sind Sie heute auch in den falschen Zug eingestiegen? Und anstatt an die Sonne in den Bergen in den Nebel gerast? Uns kommt es so vor. Anstatt weiterhin dank Bundesrätin Sommaruga mit Hochgeschwindigkeit in Richtung Energiewende und Netto-Null, düsen wir mit dem ehemaligen Swissoil-Präsident, auto-schweiz-Präsident und Atombefürworter Albert Rösti in eine düstere Zukunft. Heute hat der Gesamtbundesrat entschieden, dass Albert Rösti als Bundesrat ab Januar das Umwelt- und Energieministerium übernehmen wird.

 
 Auch wenn Rösti als Konsens-Politiker gilt, fürchten wir, dass wir in der Klima- und Energiepolitik from Hero to Zero, von der Heldin zum Stillstand oder gar in den Rückwärtsgang gewechselt haben. Umso mehr werden wir Bundesrat Albert Rösti künftig ganz genau auf die Finger schauen und die Öffentlichkeit mobilisieren, sollte er die gefassten Ziele bei Netto-Null, dem Ausbau der Erneuerbaren und dem Atomausstieg hintergehen wollen. Denn weitere Verzögerungen können wir uns schlicht nicht mehr leisten. Die Umsetzung darf aber auch nicht einfach auf Kosten der Natur erfolgen. Wir (von der Energie-Stiftung) wechseln deshalb ab sofort in die Rolle des ersten Watchdogs von Energieminister Albert Rösti.» Und Solarmedia folgt dieser Linie....
 

Quelle: Solarmedia & Energie-Stiftung

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Montag, 5. Dezember 2022

Elektrogeräte immer effizienter im Gebrauch

Tiefkühlgeräte, Wäschetrockner, PC oder Geschirrspüler verbrauchen immer weniger Strom. Das zeigt eine vom Bundesamt für Energie (BFE) in Auftrag gegebene Analyse der in der Schweiz verkauften Haushaltgrossgeräte und Elektronikgeräte. Der Gesamtenergieverbrauch der Geräte ist im beobachteten Zeitraum (2002-2021) gesunken (-16,3%), und dies obwohl gleichzeitig die Anzahl Geräte zugenommen hat (+41,2%). Die Daten stammen vom Fachverband Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe Schweiz (FEA) und vom Schweizerischen Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations-, und Organisationstechnik (Swico).

2021 waren in der Schweiz 49,3 Millionen Haushaltgrossgeräte, IT-, Büro- und Unterhaltungselektronik-Geräte in Gebrauch. Das sind 41,2% mehr als im Jahr 2002 (34,9 Millionen). Die Geräte verbrauchten 2021 zusammen 6,5 Terawattstunden (TWh) Strom (11,2% des schweizerischen Stromendverbrauchs). Das sind 1,3 TWh oder 16,3% weniger als 2002 (7,8 TWh).

Einen grossen Effizienzsprung seit 2002 verzeichnen die IT-, Büro- und Unterhaltungselektronik-Geräte (wie PCs, Monitore, usw.). Sie verbrauchen 53% weniger Energie als noch 2002. Bei Kühlschränken, Tiefkühlgeräten, etc. stieg die Effizienz gegenüber 2002 um 32%. Mit Effizienzgewinn ist die theoretische Verbesserung gemeint, wenn die Stückzahlen im aktuellen Jahr gleich wären wie 2002.

Der über alle Geräte gemittelte spezifische Verbrauch pro Gerät sank bei den Haushaltgrossgeräten von 387 kWh (2002) auf 271 kWh (2021). Die Elektrogeräte verbrauchten 2002 im Mittel rund 130 kWh, 2021 waren es noch 47 kWh.

Die berechneten Energieverbrauchswerte basieren im Wesentlichen auf den Angaben der Energieetikette (z.B. TV-Geräte) oder auf Angaben der Hersteller. Die effektiven Verbräuche können davon abweichen, wo das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer nicht den Annahmen der Energieetikette entspricht, respektive ein abweichendes Nutzerverhalten unterstellt wurde. (z.B. bei den TV-Geräten und den Computern).

Haushaltgrossgeräte (2002 bis 2021)

  • In der Schweiz waren 2021 über 18,75 Millionen Haushaltgrossgeräte im Einsatz. Das sind 38,6% mehr als 2002 (13,5 Millionen). Ihr Energieverbrauch ist im gleichen Zeitraum um 2,9% gesunken: von 5’232 auf 5’077 Millionen Kilowattstunden (Mio. kWh).
  • Bei allen Gerätekategorien gibt es seit 2002 eine erhebliche Steigerung der Energieeffizienz.
  • Der Effizienzgewinn der Haushaltgeräte beträgt rund 32%.
  • Die grössten Stromverbraucher in der Kategorie der Haushaltsgrossgeräte sind Elektroherde/Backöfen (1’453 Mio. kWh), Kühlgeräte (1’049 Mio. kWh) sowie Wäschetrockner (770 Mio. kWh).
  • Ab März 2021 wurden in der Schweiz die neuen Energieetiketten eingeführt – mit einer Übergangsfrist bis Ende 2021. Für Tief- und Kühlgeräte, Waschmaschinen, Waschtrockner, Geschirrspüler und elektronische Displays (Fernseher, Monitore) weisen die neuen Labels wieder wie ursprünglich nur die Klassen A bis G auf, ohne +-Erweiterungen. Es ist davon auszugehen, dass diese Veränderung zu einer positiven Entwicklung der Effizienz von Elektrogeräten führen wird.

IT, Büro- und Unterhaltungselektronikgeräte (bis 2021)

  • In der Schweiz waren 2021 rund 30,5 Millionen IT-, Büro- und Unterhaltungselektronik-Geräte im Einsatz. Das sind 51,6% mehr als im Jahr 2000 (20,1 Millionen). Trotz höherer Leistungsfähigkeit und längerer Nutzungsdauer ist ihr Energieverbrauch im selben Zeitraum um 44,8% zurückgegangen: von 2’612 auf 1’443 Mio. kWh.
  • Im Unterhaltungsbereich (TV, Video und Set-Top Boxen) ist die Energieeffizienz zwischen 2000 und 2020 um beachtliche 54.7% gestiegen. Allerdings: Der Anteil grosser TV-Geräte (Bildschirmdiagonale über 32 Zoll) wirkt verbrauchssteigernd, da diese über zusätzliche Funktionen verfügen und daher mehr Energie pro Fläche verbrauchen.
  • Im IT-Bereich sind alle Gerätekategorien zwischen 2000 und 2021 sparsamer geworden (Effizienzgewinn: +52.5%).
  • Dank der erzielten Effizienzgewinne war der Energieverbrauch der IT-, Büro- und Unterhaltungselektronik-Geräte 2021 um 1’892 Mio. kWh oder 56.7% tiefer als der hochgerechnete Verbrauch der Geräte mit der Effizienz aus dem Jahre 2000.
  • Gründe für den hohen Verbrauchsrückgang sind technologische Fortschritte aber auch veränderte Kaufpräferenzen (weniger Desktops, dafür mehr Laptops und Tablets), die Einführung von Mindestanforderungen beim Stand-by-Verbrauch oder die Wirkung der Einführung von Energieetiketten und Labels wie «Energy Star».
  • Die stärkste Bestandszunahme seit dem Jahr 2000 gab es bei den Notebooks (+5,3 Millionen Stück), Tablets (+4,5 Millionen) und Set-Top Boxen (+3 Millionen).
  • Die Zunahme bei den Bildschirmen hält an. 3,7 Millionen Bildschirme waren 2021 im Einsatz. Das ist mehr als im Pandemie-Jahr 2020 (3,3 Millionen). Das könnte damit zusammenhängen, dass Homeoffice als Arbeitsform auch nach dem 2020 weitergeführt wird. Auch bei Notebooks und Beamern nahm der Bestand 2021 zu.

Adresse für Rückfragen

BFE-Medienstelle, 058 460 81 52



Herausgeber

Bundesamt für Energie
http://www.bfe.admin.ch

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Freitag, 2. Dezember 2022

Chancen für Geflüchtete in der Solarbranche

Refugees go Solar+ ist ein innovatives und schweizweites Angebot im ersten Arbeitsmarkt der Solarbranche. Durch eine On-the-Job Branchenqualifikation nach dem Drei-Lernorte-Prinzip des dualen Berufsbildungssystems der Schweiz erhalten Geflüchtete eine realistische Chance, sich bei unseren Partnerfirmen eine langfristige berufliche Anschlusslösung im ersten Arbeitsmarkt zu erarbeiten.


Mit dem Joint-Programm Refugees go Solar+ (RgS+) fördern Solafrica und Root & Branch gemeinsam mit ihren Partnern aus Wirtschaft, Sozialwesen sowie der regionalen Arbeitsvermittlung (RAV) die Arbeitsmarktinklusion von geflüchteten Menschen. Die Branchenqualifikation beginnt mit einem zweimonatigen Praktikum und ist erst dann abgeschlossen, wenn die Teilnehmenden die Mindestanforderungen für eine Festanstellung oder für einen formalen Abschluss in der beruflichen Grundbildung erarbeiten konnten.

RgS+ bietet gerade jungen Geflüchteten einen vielversprechenden Einstieg in das Berufsbildungssystem der Schweiz. Ältere Personen erhalten durch RGS+ einen Leistungsausweis, der ihnen langfristig eine Arbeitsstelle im ersten Arbeitsmarkt ermöglichen soll.

Der überregionale Inklusionsverbund von Solarfirmen sowie deren Zulieferanten und Mutterorganisationen soll neben einem nationalen Ausbildungs- und Qualifizierungsverbund mit Hilfe einer transnationalen Branchenqualifizierung und einer grenzüberschreitenden Personalvermittlung auch die Chancen auf eine berufliche Eingliederung von ausreisewilligen oder ausreisepflichtigen Personen in einem Dublin-Staat, dem Herkunftsland oder einem sicheren Drittstaat erhöhen.

Das Programm RgS+ wird mit Unterstützung von Swissolar, dem Staatssekretariat für Migration (SEM) und Bundesamt für Energie (BfE) und zahlreichen Stiftungen (siehe unten) realisiert.

Das zentrale Anliegen von RgS+ ist, die Arbeitsmarktinklusion von geflüchteten Menschen zu fördern und somit zugleich dem Arbeitskräftemangel der weltweit boomenden Solarbranche entgegenzuwirken. Das Programm strebt eine einheitliche und schweizweite Ausbildung und Qualifizierung der Teilnehmenden nach dem Drei-Lernorte-Prinzip im Verbund der teilnehmenden Solarfirmen sowie deren Zulieferanten und Mutterorganisationen an. In einem grösseren Kontext leisten die Teilnehmenden einen Beitrag zur globalen Energiewende: Eine Auseinandersetzung mit Solartechnologie schärft das Verständnis für den Klima- und Umweltschutz und fördert klimafreundliches Handeln.

Nach dem Prinzip der Drei-Lernorte des dualen Berufsbildungssystems der Schweiz werden die Teilnehmenden bis zur langfristigen, individuellen Anschlusslösung im ersten Arbeitsmarkt in ihrem Kompetenzerwerb begleitet und gestärkt sowie in allen Belangen der beruflichen Inklusion unterstützt. Analog eines Lehrbetriebverbundes übernehmen die Programmanbieter Solafrica und Root & Branch in Bezug auf das Ausbildungs- und Qualifizierungsverfahren die Funktion einer Leitorganisation.

Quelle:  Solafrica

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Mittwoch, 30. November 2022

So geht's mit dem PV-Ausbau bis 2050

50 Gigawatt Photovoltaik bis 2050 – welche Anlagen braucht es? Gemäss dem 11-Punkte-Plan von Swissolar (Januar 2022) sollen in der Schweiz bis 2050 jährlich rund 45 TWh Solarstrom produziert werden. Unter Berücksichtigung, dass ein Teil des produzierten Stroms nicht direkt genutzt werden kann, braucht es dafür nach Berechnungen von Swissolar eine installierte Leistung von knapp 50 GW.

Andere Modelle kommen auf einen Zubaubedarf in ähnlicher Grössenordnung. Im Swissolar-Modell fällt die Produktion aus den bestehenden AKW ab 2035 weg. Damit dies nicht zu einem gegenüber heute stark steigenden Stromimportbedarf im Winter führt, muss der jährliche Photovoltaik-Zubau rasch gesteigert werden, von ca. 1000 MW (Schätzung 2022) auf ca. 2000 MW bis 2030. 

Das Positionspapier des Fachverbands Swissolar vom November 2022 setzt sich mit der Frage auseinander, wo diese Leistung installiert werden soll. Dabei wird auch die Frage geklärt, welche Rolle alpine Grossanlagen haben werden. 

> Zum Positionspapier (PDF)

> Quelle: Swissolar

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Samstag, 26. November 2022

Plötzlich sonnige Seiten des Kohle-Bergbaus

Sonnenenergie nutzen – auch wenn die Sonne nicht scheint? Dank Photovoltaikanlagen mit dazugehörigen Stromspeichern ist das möglich. Zwei dieser Anlagen errichtet RWE derzeit im Braunkohlentagebau Garzweiler bei Bedburg (Rhein-Erft-Kreis). Insgesamt über 58.340 Module sollen künftig die Sonnenenergie einfangen, um grünen Strom für mehr als 7.250 Haushalte zu produzieren.

Über 58.340 Solarmodule und zwei
Stromspeicher in Garzweiler
Sascha Solbach, Bürgermeister der Stadt Bedburg: „Für eine saubere und sichere Stromversorgung brauchen wir nicht nur mehr Erneuerbare Energien, sondern auch Speicherlösungen, wie RWE sie im Tagebau Garzweiler umsetzt. Damit können unsere Bürgerinnen und Bürger Sonnenstrom auch nach Sonnenuntergang nutzen.“

Eine Anlage mit 19,4 Megawatt Spitzenleistung (MW peak) und einer Speicherleistung von 6,5 MW entsteht direkt unterhalb des von der Stadt Bedburg und RWE betriebenen Windparks Königshovener Höhe. Auf dieser Fläche haben die Arbeiten bereits begonnen: Teile der Unterkonstruktion sind errichtet und erste Module aufgestellt. Das Projekt Jackerath mit 12,1 MWp und 4,1 MW Batteriespeicher wird am Westrand des Tagebaus gebaut. Die Speicher sind jeweils auf eine zweistündige Stromaufnahme und -abgabe ausgelegt.

„Beide Standorte zusammen sind ungefähr so große wie 38 Fußballfelder“, erklärt Markus Kosma, Produktionsleiter der Tagebaue von RWE Power. „Das zeigt: Nicht nur unsere großflächige Rekultivierung, sondern auch die noch aktiven Tagebaubereiche bieten viel Platz für die Erneuerbaren. Damit das Revier auch in Zukunft Energiestandort bleibt.“

RWE-Projektleiter Christian Meisen ergänzt: „Anfang 2023 sollen unsere beiden Photovoltaik-Speicheranlagen in Betrieb gehen. Damit sie möglichst viel Ökostrom erzeugen, setzen wir auf bifaziale, also von beiden Seiten lichtempfindliche Module.“ Der Vorteil: Zusätzlich zur direkten Einstrahlung kann auch das vom Boden auf die Rückseite der Module reflektierte Sonnenlicht genutzt werden. „Das macht diese Module sehr effizient“, so Meisen. „Und mit den Speichern können wir die Stromeinspeisung optimal auf den Bedarf abstimmen. Ein integriertes Anlagenkonzept, das wir gleich an mehreren Standorten umsetzen.“

Im Tagebau Inden steht eine vergleichbare Anlage kurz vor der Inbetriebnahme. Hier hat RWE über 26.500 Solarmodule mit einem Batteriespeicher kombiniert. Rund 4.000 Haushalte können mit dem erzeugten Strom versorgt werden. Eine weitere Photovoltaik-Speicheranlage soll im Tagebau Hambach entstehen. Bis 2030 will RWE allein im Rheinischen Braunkohlenrevier mindestens 500 Megawatt Leistung auf regenerativer Basis errichten.

Quelle: REW

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