Freitag, 30. Juni 2023

INSOLAGRIN-AGRI-PV-ANLAGE in Betrieb

Die Anlage ist ein Teil eines Pilotprojekts, bei der drei verschiedene Systeme von Agri Photovoltaik Anlagen im Vergleich mit einer Kontrollflächegetestet werden. Nach der Bauphase 2023 werden die eidgenössische Forschungsanstalt Agroscope Conthey und die Berner Fachhochschule (PV-Teil) während drei Jahren Forschung betreiben und das Projekt begleiten. 

 
Die Pilotanlage, welche durch die bioschmid gmbh lanciert wurde, wird durch das Pilot- und Demonstrationsprogramm des Bundesamtes für Energie, dem Kanton Luzern (Swisslos), der Stiftung Fondation sur la Croix, die Fondation Valery und weiteren Stiftungen sowie den beteiligten Systemlieferanten unterstützt. Diese neuartige Anlage ist ein großer Schritt in Richtung Energiewende in der Schweiz. Da gezeigt wird, dass es sofort skalierbare innovative Lösungen gibt, welche Pflanzen in der produzierenden Landwirtschaft schützen und auf der gleichen Fläche grüne Energie produziert. Sie kommt gemäss einer Pressemitteilung zum richtigen Zeitpunkt nach dem positiven Abstimmungsergebnis über das Klima- und Innovationsgesetz, über das die Schweizer Bürgerinnen und Bürger am 18. Juni 2023 abgestimmt haben. 

Die Anlage ist über eine Fläche von 2600 m² Himbeeren gebaut und soll zusätzlich zum Himbeerenertrag rund 190 MWh Strom pro Jahr produzieren. insolagrin - das agronomische Werkzeug zum Schutz von Pflanzen und zur gleichzeitigen Erzeugung von Solarenergie unterstützt Landwirte beim Übergang zu einer nachhaltigeren und widerstandsfähigeren landwirtschaftlichen Produktion. Es bietet einen Ersatz für Plastiktunnel und eine Wahlmöglichkeit für Verbraucher sich für energiepositive Früchte zu entscheiden.

Quelle: Insolight

Donnerstag, 29. Juni 2023

Solar- und Windstrom: Schweiz weit hinten

Die aktuelle Auswertung der Schweizerischen Energie-Stiftung SES zeigt, dass sich die hiesige Stromproduktion aus Solar- und Windenergie im europäischen Vergleich und pro Kopf auf den hintersten Plätzen bewegt. Zwar verzeichnete die Schweiz 2022 einen Rekord im Solarausbau. Dieser reicht aber nicht, um den Abstand zu den anderen Ländern zu verringern. Die SES fordert deshalb, dass vorgeschlagene und teilweise beschlossene Mass-nahmen für den Ausbau der Erneuerbaren, wie die Minimalvergütung für kleine PV-Anlagen und die gleitende Marktprämie, nun konsequent umgesetzt werden.

Die Schweiz landet 2022 im europäischen Vergleich wie bereits im Vorjahr auf Platz 23, knapp vor Rumänien, Tschechien, Slowenien, der Slowakei und Lettland. Spitzenreiter Dänemark und Schweden produzieren pro Kopf sieben bis acht Mal mehr Strom aus Solar- und Windenergie als die Schweiz. Im Vergleich mit acht umliegenden Ländern (siehe Grafik) landet die Schweiz auf dem vorletzten Platz. Nur gerade 7.0 Prozent des Stromverbrauchs werden hierzulande mit den beiden neuen erneuerbaren Technologien erzeugt. In Dänemark sind es 63.0 Prozent.

Die Politik bewegt sich: Vor allem der Ausbau der Windkraft stagniert weitgehend in der Schweiz. Aber auch bei der Solarenergie wird die Schweiz von nördlich gelegenen EU-Staaten mit weniger Sonneneinstrahlung deutlich übertroffen. Hier steht die Niederlande an der Spitze. Sie produziert pro Person mehr als doppelt so viel Solarstrom wie die Schweiz. Auch Belgien und Deutschland übertreffen die Schweiz in ihrer Solarstromproduktion.
 
Nun ist die Schweizer Politik zurzeit sehr aktiv in der Überarbeitung der Rahmenbedingungen für den Ausbau der Solar- und Windkraft in der Schweiz – auch wegen der Verwerfungen auf den Energiemärkten aufgrund des Ukraine-Kriegs und der Abschaltung zahlreicher französischer Atomkraftwerke. So können alpine Solaranlagen und einige Windprojekte schneller geplant und bewilligt werden. Im zweiten Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050, dem sogenannten Mantelerlass, hat das Parlament bereits die Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren erhöht und relevante Verbesserungen bei der Investitionssicherheit in solche Projekte beschlossen. Schliesslich hat der Bundesrat letzte Woche eine Vorlage zur Beschleunigung der Plan- und Bewilligungsverfahren für erneuerbare Grossprojekte vorgestellt.

Gute Förderinstrumente sind wirkungsvoll: Dank dieser Verbesserungen ist absehbar, dass die Schweiz mittelfristig ihre Position im europäischen Vergleich verbessern wird. Denn die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen es: Mit gut ausgestalteten Förderinstrumenten, die das Preisrisiko der Stromproduktion abfedern, und mit straffen Bewilligungsverfahren kann der Ausbau der Solar- und Windstromproduktion wirkungsvoll und rasch vorangetrieben werden. Jedoch müssen die Massnahmen und Ziele auch effektiv umgesetzt werden. Léonore Hälg, Leiterin des Fachbereichs Erneuerbare Energien und Klima der SES, sagt dazu: «Das eidgenössische Parlament hat erkannt, dass die Rahmenbedingungen für den Erneuerbaren-Ausbau verbessert werden müssen. Um die Ziele zu erreichen, ist es nun wichtig, dass die Vorlagen ohne Referendum schnell umgesetzt werden können. Dafür muss insbesondere der Naturschutz ausgewogen berücksichtigt werden.»

In der Kurzstudie hat die SES die Pro-Kopf-Produktion von Sonnen- und Windenergie in der Schweiz und den 27 Staaten der Europäischen Union im Jahr 2022 verglichen.

Link zur Studie
Produktion von Solar- & Windenergie der Schweiz im europäischen Vergleich (.pdf)

Sonntag, 25. Juni 2023

An der Börse geht's, was Wunder, rauf und runder: Solaraktienindex PPVX

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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu
  
 Quelle: oeko-invest.net
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Freitag, 23. Juni 2023

Solarbranche weiterhin mit starkem Wachstum

Die Generalversammlung des Schweizerischen Fachverbandes für Solarenergie (Swissolar) verzeichnet am heutigen Freitag Meilensteine: 2022 wurde erstmals mehr als 1 Gigawatt (GW) zusätzliche Photovoltaik-Kapazität in der Schweiz installiert, die jährlich rund 1 Terawattstunde (TWh) Strom liefert. Damit lag die Wachstumsrate im dritten Jahr in Folge bei über 40 Prozent. Eine Rekordmarke wurde auch bei den Mitgliederzahlen geknackt: Erstmals seit dem 45-jährigen Bestehen zählt Swissolar mehr als 1’000 Mitglieder mit insgesamt über 10’000 Mitarbeitenden. Im Anschluss an die Generalversammlung findet eine Informationsveranstaltung für Ausbildungsbetriebe statt. 2024 starten die ersten Lernenden mit den von Swissolar mitentwickelten neuen Solarlehren.

Schon bevor die definitiven Zahlen der neusten  Statistik Sonnenenergie vorliegen (sie erscheint am 13. Juli 2023), ist anhand der bekannten Faktoren klar, dass die Schweizer Solarbranche  2022 ein weiteres Rekordjahr hinlegte und erstmals über 1 Gigawatt (GW) jährliche Photovoltaik-Kapazität in der Schweiz installiert wurde. Damit lag die Wachstumsrate im dritten Jahr in Folge bei über 40 Prozent. Solarstrom trug 2022 bereits 5.8 % zur Schweizer Stromversorgung bei, heute sind wir bei rund 200'000 Photovoltaik-Anlagen, die ca. 7 % des Strombedarfs liefern. Für das laufende Jahr ist mit einem weiteren Wachstum von mehr als 20 Prozent zu rechnen. Die Auftragsbücher der meisten Unternehmen sind gut gefüllt.

Der neue Swissolar-Geschäftsführer Matthias Egli sagt zwei Monate nach seinem Stellenantritt: «Ich bin zutiefst beeindruckt von der Dynamik in dieser Branche. Dank hoher Motivation, Kreativität und Unternehmergeist haben die Solarfirmen ein Rekordwachstum bewältigt. So sind wir auch fähig, das von der Politik verlangte zusätzliche Wachstum – 7x mehr Solarstrom bis 2035 – zu bewältigen.» (Mehr Informationen zu den Zahlen von 2022 finden Sie im  Faktenblatt Photovoltaik und im  Jahresbericht 2022.)

Über 1'000 Solarbetriebe mit mehr als 10'000 Mitarbeitenden
Das starke Wachstum in der Solarbranche schafft Arbeitsplätze in der Schweiz:  Stand heute zählt Swissolar erstmals in seiner  45-jährigen Geschichte  über 1’000 Mitglieder mit insgesamt über 10’000 Mitarbeitenden. Um die Ziele des  klar angenommenen Klimagesetzes erreichen zu können, benötigt die Schweiz mittelfristig jährlich weitere 1000 neue Solarfachkräfte. 
 
«Das Volk hat sich erfreulich deutlich für den Klimaschutz und den Ausstieg aus den fossilen Energien ausgesprochen. Solarenergie wird den grössten Teil des erforderlichen zusätzlichen Stroms liefern können – sowohl von Dächern und Fassaden als auch von alpinen Grossanlagen», sagt Swissolar-Präsident Jürg Grossen.Dafür braucht es neben den neuen Solarlehren ein breites Angebot an Weiter- und Ausbildungen für Personal aus anderen Berufen. 2022 haben über 1140 Personen eine Aus- oder Weiterbildung von Swissolar besucht – doppelt so viele wie im Vorjahr. Das Kursangebot wird deshalb stetig ausgebaut.

Grosses Interesse an den neuen Solarlehren
Im Anschluss an die Generalversammlung findet in Biel heute eine Informationsveranstaltung für Ausbildungsbetriebe statt. 2024 starten die ersten Lernenden mit den von Swissolar und dem Bildungszentrum Polybau entwickelten neuen Solarlehren.  Bereits haben über 130 Betriebe  angekündigt, ab 2024 Lernende auszubilden. In Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum Polybau und der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung stellt Swissolar heute die wichtigsten Dokumente vor und beantwortet Fragen. 

Die Bildungsverordnung für die neuen Solarlehren tritt am 1. Oktober 2023 schweizweit in Kraft. Ab dann dürfen Lehrverträge zwischen Ausbildungsbetrieben und Lernenden abgeschlossen werden.  Das erste Schuljahr startet im Sommer 2024. Schnupperlehren in den neuen Berufen werden bereits seit einigen Monaten durchgeführt. Swissolar-Vizepräsidentin Gabriela Suter dazu: «Die neuen Berufslehren wurden rasch und unbürokratisch eingeführt. Dafür gebührt unser grosser Dank den zuständigen Stellen von Bund und Kantonen, aber auch dem Bildungszentrum Polybau. Nun liegt es an der Solarbranche, diese einmalige Chance zu nutzen und attraktive Lehrstellen anzubieten.» 

Seit heute finden Jugendliche und weitere Interessierte auf solarlehre.ch Informationen zum Beruf und eine Lehrstelle in ihrer Nähe. Swissolar wird die neuen Lehrberufe in den kommenden Monaten mit diversen Kommunikationsaktivitäten weiter bekannt machen. In Vorbereitung ist ausserdem eine Roadmap für die Aus- und Weiterbildung von Solarfachkräften. Diese wird voraussichtlich im Herbst vorliegen. 

Weitere Informationen
Matthias Egli, Geschäftsführer,  egli@swissolar.ch
David Stickelberger, Leiter Markt und Politik,  stickelberger@swissolar.ch
Rita Hidalgo, Leiterin Bildung und Wissensmanagement,  hidalgo@swissolar.ch
Jürg Grossen, Präsident,  juerg.grossen@parl.ch
Claudio De Boni, Kommunikation,  deboni@swissolar.ch
 
Links

Quelle: Swissolar

Donnerstag, 22. Juni 2023

Hört hört! Energie-Verbrauch ist gesunken

Der Endenergieverbrauch der Schweiz ist 2022 gegenüber dem Vorjahr um 3,9% auf 765’070 Terajoule (TJ) gesunken. Hauptgrund dafür ist die im Vergleich zum Vorjahr wärmere Witterung.

Die Abnahme des Endenergieverbrauches um 3,9% gegenüber dem Vorjahr ist in erster Linie auf die wärmere Witterung zurückzuführen: Die Anzahl Heizgradtage, ein wichtiger Indikator für den Energieverbrauch zu Heizzwecken, nahm gegenüber dem Vorjahr um 17,2% ab. Die Energie-Sparkampagne des Bundes und die deutlich angestiegenen Energiepreise dürften weitere Faktoren sein, die zur Reduktion des Energieverbrauchs 2022 beigetragen haben. Leicht zugenommen haben hingegen Faktoren, die den langfristigen Wachstumstrend des Energieverbrauchs bestimmen: Die ständige Wohnbevölkerung (+0,8%), das Bruttoinlandprodukt (+2,1%), der Motorfahrzeugbestand (+0,5%) und der Wohnungsbestand (Zuwachs, es liegen jedoch noch keine detaillierten Zahlen vor). Effizienzsteigerungen und Substitutionseffekte wirken sich hingegen dämpfend auf das Wachstum des Energieverbrauchs aus. Zu den Bestimmungsfaktoren der Energieverbrauchsentwicklung werden die jährlichen Ex-Post-Analysen weitere Aufschlüsse liefern (Publikation im Oktober 2023).

Treibstoffverbrauch leicht gestiegen: Die Erholung des Flugverkehres nach zwei Jahren COVID-19-Pandemie zeigte sich 2022 deutlich beim Treibstoffverbrauch. Der Absatz von Flugtreibstoffen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 76.1%, lag aber immer noch unterhalb des Niveaus von 2019. Hingegen ist der Benzin- und Dieselverbrauch 2022 insgesamt um 1,4% gesunken (Benzin: -2,9%, Diesel: -0,2%) und lag weiterhin unter dem Niveau von 2019. Die fossilen Treibstoffe machen ungefähr einen Drittel (33,5%) des gesamten Endenergieverbrauchs aus. Der Verbrauch der biogenen Treibstoffe nahm gegenüber dem Vorjahr zu (2,1%), nachdem er 2020 und 2021 abgenommen hatte. Ihr Anteil am gesamten Absatz von Benzin und Diesel nahm ebenfalls leicht zu und lag bei 3,4% (2021: 3,3%).

Rückgang von Energieträgern zu Heizzwecken: Die warme Witterung bewirkte einen deutlichen Rückgang des Verbrauchs von Energieträgern zu Heizzwecken: Der Verbrauch von Heizöl extra-leicht sank um 19,5%, derjenige von Erdgas um 17,0% gegenüber dem Vorjahr. Der Elektrizitätsverbrauch nahm ebenfalls ab (-1,9%) (siehe Medienmitteilung BFE vom 20. April 2023). Diese drei Energieträger machen ungefähr die Hälfte des Endenergieverbrauches aus (2022: 51,5%).

Die energetische Verwendung von Industrieabfällen nahm um 0,8% leicht ab. Der Verbrauch von Kohle und Petrolkoks nahmen hingegen um 4,1% und 21,7% zu und es gab wie im Vorjahr keinen Verbrauch von schweren Heizölsorten. Der Anteil dieser drei Energieträger am gesamten Endenergieverbrauch ist sehr gering (<1%).

Verbrauchsrückgang auch bei den erneuerbaren Energien: Die wärmere Witterung wirkte sich auch auf alle erneuerbaren Energieträger zu Heizzwecken aus. Die Verbräuche von Energieholz und Fernwärme nahmen um 12,0% und 7,5% ab. Ebenfalls gesunken ist die Nutzung von Umgebungswärme mit Wärmepumpen (-4,5%). Der Verbrauch von Solarwärme blieb auf Vorjahresniveau (-0,4%). Der Anteil dieser Energieträger am gesamten Endenergieverbrauch betrug 11,3% (Energieholz: 5,4%, Umgebungswärme: 2,7%, Fernwärme: 2,8%, Solarwärme: 0,3%).

Die direkte Nutzung von Biogas nahm um 0,5% zu. Unter Berücksichtigung des ins Erdgasnetz eingespeisten Biogas (das statistisch unter Gas verbucht wird), ergibt sich eine Zunahme des Biogasverbrauches von 6,2%. Der Anteil des eingespeisten Biogases am gesamten Gasverbrauch stieg auf 1,3% (2021: 1,1%).

Die Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2022 ist ab der zweiten Hälfte Juli 2023 auf Internet verfügbar und Anfang August in gedruckter Form erhältlich. Dazu werden neu die Energiebilanzen der Schweiz für die Jahre 1980-2022 gemäss Open Government Data (OGD) Richtlinien in einem maschinenlesbaren Format publiziert. Ab sofort verfügbar ist ein erster zusammenfassender Überblick (siehe Anhang).


Adresse für Rückfragen

Pressestelle BFE, 058 460 81 52



Herausgeber: Bundesamt für Energie http://www.bfe.admin.ch

Mittwoch, 21. Juni 2023

Solar-Potential von Parkplätzen nutzen

Die Energiekommission des Nationalrats optimiert die Vorlage für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien weiter. In der Differenzbereinigung hat die Kommission die Vorlage in einigen Punkten gezielt verbessert und wichtige Kompromisse im Sinne einer mehrheitsfähigen Vorlage beschlossen - interessant sind dabei gemäss einer Medienmitteilung von aeesuisse die vorgesehenen Neuregelungen bei Parkplätzen.   

So wie hier in den USA könnte es auch auf
grösseren Schweizer Parkplätzen aussehen (Bild vergrössern mit Klick!).

Die Urek-N beschloss, dass neue Parkplätze im Freien ab einer Fläche von 500 m2 ab 2030 mit solaraktiven Überdachungen auszustatten sind. Bereits bestehende Parkplätze sollen ab einer Fläche von 1000 m2 ab 2030 entsprechend aufgerüstet werden. Die aeesuisse begrüsst diese Forderung explizit. Alleine auf Parkplätzen besteht ein Potenzial von rund 64 km2 für Solaranlagen und damit zur Gewinnung von erneuerbarem Strom. Basierend auf der Fläche besteht ein beachtliches PV-Potential von bis zu 10 GW Leistung. «Das entspricht rund 10 TWh Solarstrom und damit gut der Hälfte der heutigen Strommenge aus Atomkraftwerken», sagt der aeesuisse-Geschäftsführer. Bis 2035 dürften bis zu drei Millionen Elektrofahrzeuge auf den Schweizer Strassen unterwegs sein. Dank einer solaraktiven Überdachung der Parkfelder könne der dafür benötigte Strom direkt am Ort bereitgestellt werden, wo die Energie gebraucht wird. Die Kommission wird ihre Beratung des Geschäftes an einer nächsten Sitzung fortsetzen, so dass die Vorlage in der Herbstsession von den Räten abschliessend beraten werden kann. Die aeesuiees wir den Prozess weiter eng begleiten. 

Des Weiteren fordert die Energiekommission des Nationalrats (Urek-N), dass eine befristete Erhöhung der Stromproduktion durch eine Senkung der Restwassermengen bei Wasserkraftwerken nur bei einer Strommangellage möglich sein soll. Der Ständerat wollte diese Massnahme nicht nur bei Mangellagen, sondern auch, wenn dies zum Erreichen der Produktionsziele des Energiegesetzes nötig ist, erlauben. Mit der Forderung, dass der Bundesrat die Restwassermengen nur bei einer Mangellage auf ein Minimum gemäss Gewässerschutzgesetz reduzieren können soll, nimmt die Urek-N Bedenken der Umweltverbände auf. Ein aus Sicht der aeesuisse wichtiges Entgegenkommen: «Die Vorlage ist zu gut und zu wichtig, als dass sie aufgrund einiger weniger umstrittener Punkte gefährdet werden darf», sagt Stefan Batzli, Geschäftsführer des Wirtschaftsdachverbands aeesuisse. Entsprechend engagiert sich die aeesuisse dafür, dass auch bei einzelnen weiteren Punkten noch Kompromisse gefunden werden.  

Solarpflicht auf Neu- und Umbauten: Zur Erreichung der Ausbauziele spricht sich die vorberatende Kommission für eine Solarpflicht auf Neu- und Umbauten aus. Bestandsbauten sollen von der Solarpflicht ausgenommen werden. Mit der Solarpflicht auf Neu- und Umbauten nimmt die vorberatende Kommission die Solarpflicht des Nationalrates wieder auf, die auf einem Einzelantrag von FDP-Nationalrätin und aeesuisse-Vizepräsidentin Jacqueline de Quattro basiert. Beim Bau einer PV-Anlage im Rahmen eines Neubaus oder einer ohnehin anfallenden Dachsanierung können Synergien genutzt und Kosten eingespart werden. Dies steigert die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage zusätzlich. «Der Kompromiss unserer Vizepräsidentin Jacqueline de Quattro ist gut, weil er Wirkung zeigt und die Herausforderungen einer Solarpflicht für einzelne Bestandsbauten wie Landwirtschafts- und KMU-Betriebe anerkennt und diese von einer Pflicht befreit werden», sagt Batzli.

Quelle: aeesuisse ist die Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Sie vertritt die Interessen von 40 Branchenverbänden und damit von rund 42'500 Unternehmen in der Schweiz. In ihrem Sinne engagiert sich die aeesuisse gegenüber der Verwaltung, der Politik und der Gesellschaft für eine fortschrittliche und nachhaltige Energie – und Klimapolitik. 

Sonntag, 18. Juni 2023

Kleiner Schritt für Welt, Meilenstein für Schweiz

Das deutliche JA zum Klimaschutz-Gesetz und hin zu erneuerbaren Energien ist historisch. Als erstes Land der Welt hat die Schweizer Bevölkerung in einer Volksabstimmung das Netto-Null Ziel der UNO bestätigt. Diese Zustimmung erhöht den Druck auf Bundesrat und Parlament, die Energieversorgung rasch zu dekarbonisieren. Das Abstimmungsresultat zeigt aber auch, dass der Bevölkerung eine umweltfreundliche Umsetzung wichtig ist. Ein Kommentar von Nils Epprecht, Geschäftsleiter der Schweizerischen Energie-Stiftung.

Der mit dem Klimaschutz-Gesetz beschlossene fossile Ausstieg aus der Energieversorgung und das Impulsprogramm für den Heizungsersatz werden den Bedarf an Strom erhöhen. Gleichwohl zeigt der Volksentscheid, dass Schweizerinnen und Schweizer der Schutz ihrer Umwelt wichtig ist.

Umweltfreundliche Energiewende: Für das zweite Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 (Mantelerlass) bedeutet dies, dass statt Restwassermengen zu schmälern und Naturperlen zu beeinträchtigen, die Schweiz die Elektrizität dort produzieren soll, wo sie gebraucht wird und die Infrastruktur und Stromnetze bereits vorhanden sind. Das bedeutet auch, dass Gebäude, grössere Parkplätze und andere Infrastrukturen standardmässig mit Solaranlagen ausgestattet werden sollen.

Konstruktive Zusammenarbeit:
Das eindeutige JA zum Klimaschutz-Gesetz zeigt auch, dass eine zukunftsweisende Energiepolitik und griffiger Klimaschutz in der Schweiz mehrheitsfähig sind. SES-Geschäftsleiter Nils Epprecht ruft deshalb zu einer parteiübergreifenden und konstruktiven Zusammenarbeit auf: «Der Bevölkerung ist ein aktiver Klima- und Umweltschutz wichtig. Das Parlament muss dies bei der laufenden Energiegesetzgebung berücksichtigen und eine umweltfreundliche Vorlage verabschieden.»

Die Schweizerische Energie-Stiftung dankt den Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern für das grosse Engagement und die Unterstützung bei dieser Abstimmung. Sie gratuliert der Schweiz zu diesem wegweisenden Resultat und wird weiterhin dafür kämpfen, dass die Schweiz die Klimaziele des Pariser Abkommens erreicht.


Nils Epprecht, Geschäftsleiter SES

Montag, 12. Juni 2023

CH-Solarwirtschaft in grosser Metamorphose

Das passt zur Klima-Abstimmung: Gleich von drei CH-Firmen, die für die hiesige Solarwirtschaft stehen, ist Bedeutendes zu berichten. Eine der Pionierfirmen dieser Solarwirtschaft, die mittelständische Ernst Schweizer AG hat ihre Nachfolgeregelung umgesetzt. Der Modulproduzent Megasol erweitert Produktion und Absatzgebiet. Und das Stromhandels-Schwergewicht Axpo errichtet eine riesige Solaranlage - in Spanien.

 

Auch Unternehmen feiern Feste - hier zur
Übergabe der Aktienmehrheit bei der Ernst Schweizer AG
Die langfristig geplante Nachfolgeregelung bei der Ernst Schweizer AG aus dem kantonalzürcherischen Hedingen ist gemäss einer Medienmitteilung erfolgreich umgesetzt: Die Aktienmehrheit des Unternehmens geht von Hans Ruedi Schweizer und seiner Frau Johanna Lütolf an deren Sohn Samuel Schweizer über, während der bisherige Vizepräsident des Verwaltungsrats Claude Siegenthaler das Präsidium übernimmt. Seit dem 1. Oktober 2019 zeichnete Samuel Schweizer bereits als Vorsitzender der Unternehmensleitung für die operative Gesamtleitung der Ernst Schweizer Gruppe verantwortlich. Er bleibt unverändert Vorsitzender der Unternehmensleitung und Delegierter des Verwaltungsrats.   

 

Damit sind gemäss Schreiben der Firma weitere Meilensteine in der langfristig geplanten Nachfolgeregelung von der dritten an die vierte Generation bei Schweizer erreicht. Das Modell der Zusammenarbeit des operativ tätigen Inhaber-Unternehmers mit einem externen Verwaltungsratspräsidium bildet eine solide Grundlage für Stabilität und eine nachhaltige Entwicklung. Eine breit abgestützte Unternehmens- und Geschäftsleitung mit umfassender Fachkompetenz in allen Bereichen ist ein weiterer Schlüsselfaktor, um den gesellschaftlichen und unternehmerischen Herausforderungen von heute und morgen erfolgreich begegnen zu können.   

 

Samuel Schweizer betont, dass die Firna Schweizer in den vergangenen Jahren die Hausaufgaben gemacht hat und im Markt ausgezeichnet positioniert ist: «Als Energiewende-Macher und schweizerischer Solarpionier sind wir mit innovativen Lösungen im Bereich erneuerbarer Energien und Energieeffizienz seit Langem aktiv dabei, den CO2-Fussabdruck des Bausektors zu reduzieren. Gemäss unserer Mission ‘Wir bauen heute für die Generation von morgen’ wollen wir unsere Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen wahrnehmen. Mein Vater hat diesen Weg vor 45 Jahren eingeschlagen, und wir wollen ihn konsequent weitergehen.»  Der neue Verwaltungsratspräsident Claude Siegenthaler ist vom grossen Potenzial der Ernst Schweizer AG überzeugt: «Wir wollen wachsen, nicht zuletzt auch in Europa. Und wir wollen Mehrwert schaffen dank weiteren Innovationen und den Chancen der Digitalisierung. Dabei gilt es gleichzeitig, die Stärken, die Nahbarkeit und den Charme eines Schweizer Familienunternehmens zu bewahren, das seit Generationen für Nachhaltigkeit einsteht.»

Einer der wenigen verbliebenen Modulhersteller der Schweiz, Megasol, expandiert nun massiv ins Ausland: Dank hoher Nachfrage nach dem Solardach ‘Level’ und massiv ausgebauten Produktionskapazitäten beliefert die Megasol Energie AG Märkte in ganz Europa. Auch die bisherige Warteliste für das Solardach in der Schweiz fällt weg.

Ein Level-Solardach von Megasol in Spiez (BE)

Das Solardach ‘Level’ legte gemäss dem Unternehmen einen fulminanten Start hin: Das erste Gebäude, das mit dem Indach Solarsystem ausgestattet wurde, war der Hauptsitz des Baustoffherstellers SIKA in Zürich. Das war im Jahr 2017. Nun läuft die Internationalisierung von ‘Level’ im grossen Stil an, wie Michael Reist, Verantwortlicher Public Relations der Megasol erläutert: "Aufgrund seiner eleganten Optik, seiner hohen Lebensdauer und dem guten Preis-Leistungsverhältnis erfreut sich ‘Level’ auch im Ausland, insbesondere in Deutschland, grösster Beliebtheit. Deshalb haben wir die Produktionskapazitäten massiv ausgeweitet. Die bisherige Warteliste in der Schweiz entfällt und auch Projekte im Ausland können sofort ab Lager umgesetzt werden”. Für seine Erfolge in der Internationalisierung hat das Unternehmen Ende April gar den Swiss Export Award gewonnen. 

 

‘Level’ kommt nur mit drei Komponenten aus: Den Solarmodulen, den Befestigungshaken und den kurzen Dichtungsschienen. Deshalb lässt sich das Solardach sehr rasch und unkompliziert montieren (Kurzvideo: megasol.ch/LEVEL). Dabei eignet sich ‘Level’ gemäss Hersteller auch für Dächer mit anspruchsvollen Geometrien hervorragend. Denn: ‘Level’ lässt sich auf das jeweilige Dach anpassen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder fertigt Megasol solaraktive Passmodule auf Mass an, damit die gesamte Dachfläche optimal für die Solarerträge genutzt werden kann. Oder die Passstücke werden auf der Baustelle direkt vom Installateur aus farblich abgestimmten Aluverbundplatten zugeschnitten. Diese werden bei Bedarf direkt von Megasol mitgeliefert. Wichtige Themen wie Schneefang, Dachfenster-Integration und Absturzsicherung sind beim Solardach ‘Level’ bereits gelöst und werden von Megasol mit angeboten. 

 

Schliesslich zu einem Grossunternehmen, das sich zunehmend der Solarwirtschaft zuwendet: Der Stromhändler Axpo baut eine ihrer bisher grössten Solaranlage in Spanien. Axpo beginnt im September 2023 in Spanien mit dem Bau einer ihrer bisher grössten Solaranlage. Die Anlage mit einer installierten Leistung von 200 Megawatt ist Teil der Ambition, bis 2030 zehn Gigawatt in Europa zuzubauen. Als grösste Schweizer Produzentin von erneuerbaren Energien leistet Axpo damit einen Beitrag zum Ausbau der klimafreundlichen Stromproduktion in Europa, wovon auch die Schweiz profitiert, so die Axpo. Verbunden sei damit die Ambition, bis 2030 in Europa insgesamt zehn Gigawatt installierte Solarleistung zuzubauen. Dabei konzentriert sie sich auf jene Märkte, in denen sie bereits seit Jahren massgeschneiderte Kundenlösungen anbietet. Dazu gehört Spanien, wo Axpo seit 20 Jahren aktiv ist und nun eine ihrer bisher grössten Solaranlagen bauen wird. Mit ihrem Know-how im Solarbereich kann Axpo in Spanien einen wichtigen Markt bedienen.

 

Der Ausbau von Solarenergie in Ländern wie Spanien ist auch für die Schweiz relevant, da er zur klimafreundlichen Stromproduktion in Europa beiträgt und somit die Energieversorgungssicherheit ganzheitlich stärkt - so das Unternehmen. Axpo leistet damit einen Beitrag, damit auch künftig genügend Strom für die Bedürfnisse Europas zur Verfügung steht – auch für die Importbedürfnisse der Schweiz im Winter. Ihre lange Erfahrung im Solarbereich und ihre grosse Expertise in diversen Solar-Technologien will Axpo vermehrt auch in der Schweiz einsetzen: Dank regulatorischer Erleichterungen konnte Axpo im Herbst 2022 ihre grosse Solaroffensive in der Schweiz lancieren.

 

Im letzten Quartal 2023 wird Axpo also mit dem Bau einer ihrer bisher grössten Solaranlage – 200 Megawatt – in den Gemeinden Villadangos del Páramo und Cimanes del Tejar in der Provinz León, Kastilien-León, beginnen. Es handelt sich um eine Freiflächenanlage, bei der 365,000 Solarpanels auf einer Fläche von 307 Hektaren montiert werden. Die Anlage kann den jährlichen Strombedarf von mehr als 76,000 spanischen Haushalten produzieren. An ihrer Entwicklung werden mehr als 900 Fachleute beteiligt sein. «Der Baubeginn eines unserer grössten Solarkraftwerke auf dem spanischen Markt ist ein wichtiger Meilenstein für das Solarentwicklungsgeschäft von Axpo in Spanien. Dank unserem bestehenden Know-how im Markt und unserem Solar-Know-how entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind wir optimal positioniert», sagt Antoine Millioud, Head Division Solar der Axpo Gruppe. Die erste Solaranlage von Axpo in Spanien soll Ende 2024 ans Netz gehen.

Quellen: Firmenmitteilungen

Sonntag, 11. Juni 2023

Mär von der Renaissance der Atomkraft

Die IAEA (International Atomic Energy Agency) hat Zahlen zur weltweiten Atomstromproduktion 2022 veröffentlicht.   Der Atomstromanteil war weltweit so niedrig wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr.

Die soeben auf der Webseite der IAEA veröffentlichten Zahlen zeigen: Weltweit verliert die Atomstromproduktion an Bedeutung. Im Jahr 2022 wurden demnach weltweit 2.487 Mrd. Kilowattstunden (= TWh, Terawattstunden) Atomstrom erzeugt. Die gesamte Stromerzeugung auf unserem Planeten betrug nach einer Hochrechnung von Zahlen der IEA (Internationale Energieagentur) im Jahr 2022 etwa 29.178 Mrd. Kilowattstunden (29.178 TWh).

Damit ergab der weltweite Atomstromanteil nur noch 8,5 Prozent. Er war im Jahr 1996 mit 17,5 Prozent auf dem Höhepunkt. Seitdem sinkt er. Auch die Zahl der weltweit betriebenen AKW ist jetzt mit 410 Anlagen niedriger als beispielsweise 1990 mit 416 Anlagen. Dies straft alle Lügen, die seit Jahren behaupten, die Kernenergie sei weltweit auf dem Vormarsch. Wirklich auf dem Vormarsch sind Solar und Windkraft. In diesem Jahr werden nach Investitionsabschätzungen der IEA („Renewable Energy Market Update – Outlook for 2023 and 2024“) weltweit mehr Kapazität für Solar- und Windstrom zugebaut, als insgesamt an Atomstromkapazität besteht. 

Quelle:  FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V. | Raimund Kamm 2023

Dienstag, 6. Juni 2023

Sichere Versorgung mit sauberer Energie - geht!

Für Gabriela Hug, Expertin für Stromnetze an der ETH Zürich, steht fest: Eine zuverlässige und zahlbare Versorgung mit erneuerbarer Energie ist keine Utopie – sondern für die Schweiz sinnvoll und machbar. Sie steht dem Energy Science Center (ESC) der ETH Zürich vor und verfasste diesen Text gemeinsam mit Christian Schaffner, Direktor des ESC. Der Beitrag erschien zuerst als Gastkommentar in der NZZ vom 6. Juni 2023 und sowie im Zukunftsblog der ETH-Z.

Um die schädliche und menschengemachte Erderwärmung einzudämmen, müssen wir die klimarelevanten Emissionen möglichst rasch senken und die unvermeidbaren Treibhausgase mit sogenannten negativen Emissionen kompensieren. Die Wissenschaft ist sich einig und die Politik hat entsprechend Ziele gesetzt: So soll die Schweiz gemäss Pariser Klimaabkommen bis 2050 ihre Treibhausgasemissionen auf netto null absenken.

Der weitaus grösste Anteil dieser Emissionen entsteht in der Schweiz durch das Verbrennen von Erdöl und Erdgas im Gebäudebereich und durch den Verbrauch von Benzin und Diesel im Verkehr. Hier sollten wir also prioritär ansetzen. Die wichtigsten technischen Lösungen sind bekannt und erprobt: Ersatz von fossilen Heizungen durch Wärmepumpen und Wärmenetze und die Elektrifizierung des Verkehrs, wo immer dies möglich ist.

Die grosse Frage ist, ob diese Massnahmen technisch und kostenmässig so umsetzbar sind, dass wir bis 2050 von einer nachhaltigen, zuverlässigen und bezahlbaren Energieversorgung profitieren können. An der ETH Zürich haben sich 15 Energieexpertinnen und -​experten zusammengesetzt und die Versorgungssicherheit in einer Netto-​Null-Energiezukunft für die Schweiz anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen analysiert.

Ein gangbarer Weg – aber kein Spaziergang 

In unserem Bericht kommen wir klar zum Schluss, dass eine fossilfreie Energieversorgung für die Schweiz technisch realisierbar ist, und zwar mit vertretbaren, je nach Rechnung sogar negativen Kosten – sofern die Schweiz die erneuerbare Stromproduktion rasch ausbaut und ein effizienter Stromhandel mit der EU weiter möglich ist. Die Elektrifizierung von Heizen und Verkehr kann und muss dabei parallel zum Zubau der erneuerbaren Stromquellen geschehen.

Trotzdem ist die Umsetzung herausfordernd: Der Stromverbrauch wird über die Jahre auf Grund der Elektrifizierung von Gebäude-​ und Verkehrssektor deutlich ansteigen – von den heute rund 60 TWh auf wohl über 80 TWh. Wichtig zu beachten ist dabei jedoch, dass durch den Effizienzgewinn der Gesamtenergiebedarf massiv abnimmt. Das verringert insbesondere die Auslandsabhängigkeit bei den fossilen Energieträgern.

«Wichtig zu wissen ist, dass selbst bei einem Status Quo des Energiesystems in den nächsten Jahrzehnten ohnehin beträchtliche Investitionen notwendig werden.»
Gabriela Hug

Ausserdem gilt es, den Strom aus den heute bestehenden Kernkraftwerken zu ersetzen. Eine Verlängerung der Laufzeit könnte hier rein technisch helfen. Dennoch ist klar: Es braucht massive Investitionen in die inländische Stromproduktion, insbesondere bei der Photovoltaik auf Gebäuden und idealerweise auch im alpinen Raum, sowie bei der Wasserkraft, sofern dies möglich ist. Auch zusätzliche Windkapazitäten würden vor allem im Winter helfen, da im Winter die Windproduktion höher ist als im Sommer. Wichtig zu wissen ist, dass selbst bei einem Status Quo des Energiesystems in den nächsten Jahrzehnten ohnehin beträchtliche Investitionen notwendig werden.

Stromhandel bleibt unabdingbar

Beim Landschaftsschutz und bei der Biodiversität sind in der Schweiz nun sinnvolle Kompromisse gefragt: Nicht alle Dächer müssen mit Solaranlagen gedeckt, nicht alle möglichen Windanlagen gebaut werden, aber es braucht einen Zubau an Kapazitäten, idealerweise nach gesellschaftlichen Abwägungen und auf der Basis von Erfahrungen aus Pilotanlagen. Auch eine Reduktion des Endverbrauchs ist wichtig und sinnvoll. Sei dies durch bessere Isolation und intelligentere Ausnutzung im Gebäudebereich oder durch ein effizienteres Verkehrsmanagement und nachhaltigere Mobilitätsformen. Politik und Gesellschaft müssen diese Optionen diskutieren, damit die beschlossenen Lösungen schnell umgesetzt werden.

Noch gibt es ungelöste Probleme. Nicht alle Anwendungen lassen sich sinnvoll elektrifizieren etwa der Langstrecken-​Schwertransport oder der Flugverkehr, wo wahrscheinlich synthetische Brenn-​ und Treibstoffe nötig werden. Diese muss die Schweiz wohl in Zukunft grösstenteils importieren.

Dazu kommt, dass die Saisonalität der Stromproduktion zu berücksichtigen und auszugleichen ist. Dies wird machbar durch saisonale Speicherung, etwa in Form von Wasser in Stauseen, Wärme (wie es auf dem ETH-​Campus auf dem Hönggerberg mit einem externe SeiteAnergienetz schon heute praktiziert wird) oder chemischen Energieträgern (zum Beispiel Wasserstoff oder Biomethan), und durch einen effizienten Stromhandel mit dem umliegenden Ausland. Dies war in den vergangenen Jahrzehnten bereits der Fall.

Stromhandel ist insbesondere aufgrund der Synergien sinnvoll: In Europa werden in grossem Stil Windanlagen zugebaut, die insbesondere im Winter Strom produzieren – die Schweiz generiert mit Wasserkraft und Photovoltaik vor allem im Sommer viel Strom. Eine wichtige Rolle wird die Verfügbarkeit von Daten zur Produktion und zur Nutzung spielen, um intelligente Lösungen im Netz zu ermöglichen und dieses zu entlasten.

Keine Angst vor Veränderungen

In der Schweiz haben wir alle Voraussetzungen, um den Wandel hin zu einer nachhaltigen, sicheren und bezahlbaren Energieversorgung zu realisieren: Eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur, Kapital, führende Hochschulen, Handwerkstradition. Schlussendlich braucht es jetzt den gesellschaftlichen und politischen Willen, diesen Wandel umzusetzen.

Obwohl sich die Ressourcen der verschiedenen Länder unterscheiden, sind die Herausforderungen weltweit oft ähnlich. Es bietet sich der Schweiz die einmalige Chance, ihre Innovationskraft nicht nur für die Energiewende der Schweiz zu nutzen, sondern künftig Technologien, Expertise und Erfahrung auch europa-​ und weltweit zu exportieren.

Sonntag, 4. Juni 2023

Für Solarwirtschaft: JA zum Klimaschutz-Gesetz


In zwei Wochen, am 18.Juni, ist der ominöse Abstimmungstermin – und wieder einmal hängt das JA zu einem Umweltanliegen in erster Linie an der Mobilisierung der Stimmberechtigten. Denn unzweifelhaft viele Schweizerinnen und Schweizer, ja wohl eine Mehrheit, steht hinter den Anliegen der Solarwirtschaft. Wenn diese also alle an die Urne gehen, ist eine mehrheitliche Zustimmung zum Klimaschutz-Gesetz  keine Frage! Deshalb auch hier der dezidierte Aufruf, die Abstimmung nicht zu verpassen - ein Aufruf von Solarmedia-Autor Guntram Rehsche!

 

Die Versorgung der hiesigen Energiewirtschaft mit Solarstrom ist der Schlüssel für die Energiewende, die bis ins Jahr 2050 die Versorgung der dannzumal noch wichtigeren Stromerzeugung mit Produktion von hiesigen erneuerbaren Energien sicherstellen soll. Dafür schreibt und publiziert der Blog Solarmedia seit bald 15 Jahren. Erfolgreich vor sechs Jahren bei der Abstimmung über die Energiestrategie – und hoffentlich nun  ebenso, wenn es um das Klimagesetz geht.

 

Logisch spielen da viele Aspekte hinein – hier sei der Fokus  auf die Solarwirtschaft gerichtet. Die Gegner*innen des Gesetzes rekrutieren sich vor allem aus der Öl- und Gaswirtschaft, sowie deren politischem Arm, der Schweizerischen Volkspartei SVP. Das muss alle hellhörig machen, die eben die Solarwirtschaft befürworten, die eingesehen haben, dass nur Solarstrom zusammen mit der Wasserkraft die energetische Versorgungssicherheit hierzulande herstellen kann. Dass weitere erneuerbare Energiequellen (Wind, Biomasse, Geothermie) wie auch ein ausgeklügeltes und abgestimmtes Speichersystem dazu gehören, versteht sich. Hellhörig muss auch machen, dass die schärfsten Befürworter*innen der Atomenergie, die sich derzeit mit der offenbar doch nicht so erfolgreichen Blackout-Initiative Luft verschaffen wollen, das Klimagesetz ebenfalls ablehnen. Ginge es ihnen wirklich ums Klima, dürften sie diese Vorlage nicht so vehement bekämpfen.

 

Es ist also klar, wo wir stehen – abgesehen davon, dass noch viele andere Gründe für dieses Klimagesetz sprechen: Wir befinden uns mitten im Kampf zwischen den alten fossilen und nuklearen Energieformen und den Erneuerbaren, zuvorderst der Sonnenenergie. Nur letztere ist zukunftsfähig – und deshalb gilt dem Klimagesetz ein deutliches JA! Noch kommende Woche ist die einfache, briefliche Stimmabgabe möglich!

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