Samstag, 30. April 2022

Erneut: Tage der Sonne

Die zahlreichen Sonnenenergiebegeisterten haben gemäss den Organisator*innen (siehe unten) bereits eine breite Palette an Events geplant und eingereicht. 

Unter anderem werden die Tage der Sonne wieder gemeinsam mit dem Knonauer Amt durchgeführt. In Hägglingen und Wyssachen finden (Sonnen)energietage statt, zudem öffnen verschiedene Privatpersonen in der ganzen Schweiz ihre Türen für eine Besichtigung ihrer PV-Lösung. Nicht nur Eigenheime können bestaunt werden, sondern auch grössere Anlagen, wie jene der Tissot-Arena in Biel. Ganz bequem von zu Hause kann man sich am Webinar "Zubau forcieren, Stromlücke verhindern" über die verschiedenen Szenarien der Energiezukunft informieren. Auch vor Ort kann das Wissen aufgefrischt werden, beispielsweise am Infoanlass in Ilanz "Wie Sie von der Sonne profitieren" und am Vortragsabend "Meine Solaranlage - was ich dazu wissen muss" in Muri. Am Photovoltaik Starterkurs in Aarau erhalten Sie einen ersten Einblick in die Funktionsweisen von Solaranlagen. Alle Veranstaltungen finden Sie hier.


Und wer steckt dahinter? Mit Unterstützung von EnergieSchweiz organisiert die SSES die Tage der Sonne bereits zum 8. Mal. Seit fast 50 Jahren ist die SSES Ihre Ansprechorganisation rund um Fragen zur Solarenergie. Als Verein des öffentlichen Interessens und politische Vertretung der Solarstromproduzierenden bieten wir neben politischen Hintergrundarbeiten verschiedene Dienstleistungen an. So vermarkten wir auf Wunsch die Herkunftsnachweise unserer Mitglieder, informieren mit unserer Zeitschrift «Erneuerbare Energien» 6x jährlich über aktuelle Entwicklungen im Solarbereich, betreiben das Energiewendeforum «ForumE» und prüfen mit unserem neutralen Solaranlagencheck Ihre Anlage auf Herz und Nieren. Hier können Sie sich für eine Mitgliedschaft anmelden und von unseren Dienstleistungen profitieren.

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Freitag, 29. April 2022

Stetig mehr Holz als heimische Energiequelle

Im Schweizer Wald wächst mehr Holz nach, als genutzt wird. Holz ist ein klimafreundlicher, von Kriegstreibern und Oligarchen unabhängiger, einheimischer und erneuerbarer Baustoff und Energieträger. Das neueste Jahrbuch Wald und Holz des Bundesamts für Umwelt liefert dazu zahlreiche interessante Fakten.

 

2020 wurden im Schweizer Wald gemäss Schweizerischer Forststatistik 4,8 Millionen Kubikmeter Holz genutzt. Das sind 4% mehr als im Vorjahr. Davon waren rund 2,3 Millionen Kubikmeter Stammholz, das traditionelle Sortiment für die Sägereien und zur Weiterverarbeitung zu Bau- und Möbelholz. Etwa 0,55 Millionen Kubikmeter wurden in die Holzindustrie geliefert. Dazu gehören z.B. Papier- und Spanplattenfabriken. 1,95 Millionen Kubikmeter wurden als Energieholz abgesetzt und grösstenteils zu Schnitzeln und Stückholz verarbeitet. Erst sehr wenige Tonnen Waldenergieholz wurden direkt zu Pellets verarbeitet. Dieser Absatzweg wird sich in den nächsten Jahren erhöhen, da der für die Pelletherstellung geeignete Rohstoff aus der Holzindustrie (Sägemehl, Hobelspäne etc.) bereits weitgehend ausgeschöpft ist und die Nachfrage nach Pellets ansteigen wird. Es wird künftig schwierig sein, sehr grosse Mengen Pellets aus anderen Ländern zu importieren, da die Nachfrage allerorts steigt.

 

Tiefe Holzpreise und geringe Nutzung reissen Forstbetriebe in die roten Zahlen: Seit vielen Jahren arbeiten die Schweizer Forstbetriebe defizitär. Dies trotz massiver Restrukturierungen auf betrieblicher und personeller Ebene. 2020 gab es hierzulande noch 660 Forstbetriebe (2015: 713 Betriebe), die rund 60 Prozent der produktiven Waldfläche bewirtschaften. Die Erträge aller Forstbetriebe sanken 2020 um 8 Millionen auf 525 Millionen Franken. Alle Massnahmen zur Kostenreduktion liessen die Aufwände 2020 um 6 Millionen auf noch 569 Millionen fallen. Damit erhöhte sich die Unterdeckung erneut und lag 2020 bei 44 Millionen Franken. Ein Hauptgrund sind die tiefen Holzpreise, die erst in jüngster Zeit ein wenig anzogen. Holzverkäufe sind nach wie vor die wichtigste Ertragsquelle der Schweizer Forstbetriebe. Leider sanken sie 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 9 Millionen auf noch 188 Millionen Franken. Der Umsatzanteil des Holzverkaufs sinkt seit 2008 kontinuierlich. Dass die wirtschaftliche Lage nicht noch schlechter aussieht, ist vor allem der zunehmenden Nutzung und Aufarbeitung von Energieholz sowie dem vermehrten Engagement in Nebenbetrieben (z.B. Gartenholzerei) zu verdanken.

 

Stammholz leicht rückläufig, Industrieholz stabil, Energieholz verdoppelt: Holz aus dem Schweizer Wald ist ein preisstabiler Rohstobei dem es keine Engpässe gibt. Die Bedeutung der Versorgungstransparenz und der Preisstabilität hat seit dem Aufflammen der Klimadiskussion zugenommen. Zusätzlich hat der Krieg in der Ukraine die Verletzlichkeit und Einseitigkeit unserer Energie- und Rohstoffversorgung sowie der Lieferketten drastisch aufgezeigt. Holz ist eine einzigartige Chance, kurzfristig und sozialverträglich mehr Unabhängigkeit, Eigenversorgung und Stabilität zu schaffen. Ein längerfristiger Blick auf die Holznutzung im Schweizer Wald zeigt, dass einheimisches Stammholz nicht zuoberst auf der Prioritätenliste der Baustoffbeschaffung stand. Im Durchschnitt der letzten 25 Jahre hat die Stammholznutzung tendenziell leicht abgenommen, obwohl die Verwendung von Holz im Bauwesen zugenommen hat. Vermehrt importierte die Bauwirtschaft aus dem Ausland Halbfabrikate wie Leimholzbinder und Mehrschichtplatten. Stabil – aber auf vergleichsweise tiefem Niveau – blieb die Industrieholznutzung für die Papier- und Spanplattenherstellung. Grosser Lichtblick und Hoffnungsträger war und ist das Energieholz. Seine Nutzung hat sich im letzten Vierteljahrhundert von jährlich knapp 1,0 auf rund 2,0 Millionen Kubikmeter glatt verdoppelt. Dies dank des Baus zahlreicher mittlerer und grösserer Holzheizzentralen, oft mit Nahwärmenetzen zur Beheizung ganzer Quartiere und Ortschaften. Die Graphik zeigt diese Entwicklung eindrücklich: Die gesamte Holznutzung blieb seit 1995 relativ stabil. Es ist weder ein anhaltender Aufwärts- noch ein stetiger Abwärtstrend klar feststellbar. Deutlich jedoch ist die Verdoppelung der Energieholznutzung erkennbar (rote Balken).

Das Jahr 2000 ist infolge der Zwangsnutzungen bedingt durch den Orkan Lothar separat zu betrachten.

Quelle: BAFU (Hrsg.) 2021: Jahrbuch Wald und Holz 2021. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Zustand Nr. 2125: 103 S.

Energieholz ist Treiber der Waldbewirtschaftung: Damit ist Energieholz etwa seit der Jahrtausendwende nicht mehr bloss ein Koppelprodukt, das bei der Nutzung höherwertiger Sortimente ohnehin anfällt, sondern vielerorts ein Treiber der Waldbewirtschaftung. Die Bedeutung des Energieholzes wird künftig nochmals kräftig anziehen, da sich die Baumartenzusammensetzung im Schweizer Wald infolge der Klimaerhitzung verändert: Der Anteil der Laubbäume wird weiter ansteigen. Laubbäume haben im Vergleich zu Fichten und Tannen einen grösseren Anteil an Ästen und Kronenmaterial, das sich vor allem zur Herstellung von Hackschnitzeln und künftig auch von Pellets besonders gut eignet.

 

Wachsen die Bäume in den Himmel? Jedes Jahr wachsen im Schweizer Wald knapp 11 Millionen Kubikmeter Holz nach. Die Nutzung liegt – wie eingangs erwähnt – massiv darunter. Zum Glück schützt eines der strengsten Waldgesetze der Welt unseren Wald und verbietet strikt eine Übernutzung des für Gesellschaft, Biodiversität und Klima wichtigen Naturschatzes. Dennoch kann die Nutzung noch deutlich erhöht werden, selbstverständlich unter Berücksichtigung der natürlichen Abgänge (Mortalität der Bäume) sowie der Naturreservate, in denen eine Nutzung unterbleibt. Ganz vorsichtig geschätzt ist eine zusätzliche Nutzung von etwa 2 Millionen Kubikmetern ohne weiteres möglich und aus Sicht der Anpassung unseres Waldes an die Bedingungen der Klimaerhitzung sogar erwünscht. Bei der Annahme, dass die Hälfte der zusätzlichen Nutzungen als Energieholz anfällt, würde sich die Holzenergienutzung aus dem Wald im Vergleich zu heute um etwa 50 Prozent erhöhen. Zehntausende von Gebäuden könnten damit aus den Krallen der fossilen Energien befreit werden. Viele Millionen Franken würden in der Schweiz bleiben, anstatt der Bereicherung und Aufrüstung von Diktatoren und Scheichs zu dienen. Damit wachsen die Bäume nicht bis in den Himmel, das heisst, das Energieholz kann nicht alle Energieprobleme der Schweiz lösen. Es kann und muss aber einen wichtigen Beitrag an eine klima- und menschenfreundliche Energieversorgung mit hoher wirtschaftlicher Wertschöpfung und Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze im ländlichen Raum leisten. Worauf warten wir noch?

 

 

Über Holzenergie Schweiz

Der Branchenverband Holzenergie Schweiz betreibt seit 1979 einen professionellen Informations- und Beratungsdienst und setzt sich bei Behörden und Entscheidungsträgern für eine vermehrte Nutzung der „Wärme aus dem Wald“ ein. www.holzenergie.ch

 

Autor: Christoph Rutschmann

info@holzenergie.ch

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Dienstag, 26. April 2022

Wenn Unwahrscheinliches eintritt - zb Tschernobyl

Der heutige 36. Jahrestag der grössten zivilen Atomkatastrophe der Geschichte ist anders als seine 35 Vorgänger. Das Risiko, das wir mit dem Betrieb von Atomkraftwerken eingehen, ist plötzlich greifbar nahe.

Atomanlagen sind zusätzliche Risikofaktoren: Am 24. Februar 2022 hat Russland einen grausamen Krieg gegen die Ukraine begonnen. Kurz darauf übernahmen russische Streitkräfte die Kontrolle über das Gelände des stillgelegten AKW Tschernobyl. Seither haben sich die Ereignisse überschlagen: Erhöhte Messwerte für Radioaktivität und Spekulationen zu den Ursachen (von aufgewirbeltem Staub bis zu ausgehobenen Gräben in kontaminiertem Boden, verhinderte Rotationen der Betriebsschichten, womöglich verstrahlte Soldaten und entwendetes radioaktives Material aus Laboren, um nur einige Beispiele zu nennen. Anfang April, nach mehr als einem Monat russischer Besatzung ist das Gelände inzwischen wieder unter ukrainischer Kontrolle.

In der Zwischenzeit geriet im Süden der Ukraine das aktive Atomkraftwerk Saporischja zwischen die Fronten und unter russische Kontrolle. Dort kam es zu noch gravierenderen Gefahrenmomenten: Bilder einer Explosion auf dem Kraftwerksgelände und vor allem Informationen über unterbrochene Stromleitungen machten aus einer hypothetischen, plötzlich eine viel zu konkrete Gefahr für die nukleare Sicherheit des grössten AKW Europas.

Neue Bedrohungslage erfordert Umdenken: Die russische Offensive hat sich von der Region um Tschernobyl weg verlagert. Der dort angerichtete Schaden wird erst noch zu bemessen sein. Der Krieg dauert indes an – das AKW Saporischja steht weiterhin unter russischer Kontrolle und zwei seiner sechs Reaktoren sind aktuell in Betrieb. Vor 36 Jahren hat die Katastrophe von Tschernobyl auf tragische Art und Weise gezeigt, welche Folgen das Vertrauen auf nukleare Hochrisikotechnologien haben kann. 2022  ruft der russische Angriff auf die Ukraine – einen Staat, der seinen Strom zu mehr als der Hälfte in Atomreaktoren produziert – eine andere unverrückbare Tatsache ins Bewusstsein: Trotz aller Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte, in denen Betriebsrisiken von Atomkraftwerken ermittelt und berechnet, Szenarien gezeichnet und verworfen, Sicherheitstechnik entwickelt und installiert wurde, ist es nie gelungen, ein Atomkraftwerk gegen ein leider viel zu typisch menschliches Verhalten, einen Krieg, auszulegen.

 

Neuer Risiko-Stresstest jetzt! Der Krieg gegen die Ukraine konfrontiert uns damit, dass leider auch sein kann, was eigentlich nicht sein darf. Die Krux mit dem nuklearen Risiko liegt genau darin, dass selbst wenig wahrscheinliche Szenarien jederzeit möglich sind. Zu diesen Szenarien gehört auch der böswillige Zugriff auf Atomanlagen. Der beste Schutz dagegen ist ein Ausstieg aus der nuklearen Stromproduktion – bis dieser abgeschlossen ist, muss jedoch dafür gesorgt werden, dass die Sicherheitstechnik soweit wie möglich vervollständigt und gestärkt wird – auch in Schweizer AKW. Die Sicherheits- und Risikoüberprüfung, die nach Fukushima durchgeführt wurde (Fukushima-Stresstest) ist dringend zu ergänzen und zu aktualisieren. 36 Jahre nach Tschernobyl und elf Jahre nach Fukushima ist es erneut an der Zeit, die Anlagensicherheit in den Fokus zu nehmen, ihre Auslegung und Vulnerabilität auch gegenüber menschgemachten Katastrophen schonungslos zu prüfen.

 

Fabian Lüscher

Fabian Lüscher
Leiter Fachbereich Atomenergie

Tel. 044 275 21 20
Mail: fabian.luescher@energiestiftung.ch

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Montag, 25. April 2022

Beleuchtung: Schneller Geld für's Stromsparen

Bei der Beleuchtung lässt sich viel Strom sparen. Das zeigen die Projekte, die das Förderprogramm ProKilowatt jüngst unterstützt hat. Ein Vorteil für die Gesuchstellenden bei der Projektförderung ab der Ausschreibung 2022: Die Wartezeit auf den Förderentscheid fällt im Vergleich zu den Vorjahren deutlich kürzer aus. Zudem werden die Gesuche neu komplett digitalisiert abgewickelt.

Das neue Vorgehen hat sich seit seiner Einführung im letzten November für alle Beteiligten bewährt. So wurden bis Anfang April 2022 bereits 40 Projektgesuche eingereicht und für einen beträchtlichen Teil der eingereichten Gesuche konnte bereits der Förderentscheid mitgeteilt werden.

Die wichtigsten Neuerungen:

  • Gesuche für Projekte können neu zu einem beliebigen Zeitpunkt eingereicht werden. Die Gesuche können also eingereicht werden, sobald sie vollständig ausgearbeitet sind.
  • Die Gesuche können komplett webbasiert eingereicht werden – ohne Einsenden eines Unterschriftenblattes per Post.
  • Die Wartefrist verkürzt sich für die meisten Gesuche auf vier Wochen, und die Gesuchstellenden können dann mit der Umsetzung des Projekts beginnen.

Die Vielfalt unter den Projekten, die bereits eine Förderzusage per neuem Verfahren enthalten haben, ist gross: Förderbeiträge gibt es beispielsweise für die energetische Beleuchtungssanierung von elf Filialen einer Warenhauskette. Damit wird zukünftig pro Jahr so viel Strom eingespart wie 200 Schweizer Haushalte im Durchschnitt pro Jahr verbrauchen. Dies wird durch die Umstellung von einer ungesteuerten Beleuchtung mit Fluoreszenz-Leuchten auf eine LED-Beleuchtung mit bedarfsgerechter Lichtsteuerung erreicht.

Noch mehr Strom wird auf dem Areal einer Forschungsanlage eingespart, indem das gesamte Pumpwerk der Kühlwasserversorgung energetisch optimiert wird. Zur Kühlung wird Flusswasser eingesetzt. Dadurch wird so viel Strom eingespart, wie 250 Haushalte pro Jahr im Durchschnitt verbrauchen.

Die Gemeinde Wädenswil erhielt Förderbeiträge von ProKilowatt für die Sanierung der Beleuchtung im Schulhaus und in einem weiteren Gemeindegebäude. Anfang Mai 2022 werden zwei Webinare angeboten, in denen die Gemeinde Wädenswil von ihren Erfahrungen mit ProKilowatt berichtet. Dadurch sollen weitere Gemeinden, Unternehmen und Forschungsanlagen zum Stromsparen animiert werden.

Die beiden Webinare sind für alle offen. Zusätzlich zum Erfahrungsbericht der Gemeinde Wädenswil stehen auch das BFE und die Geschäftsstelle ProKilowatt für Fragen der Teilnehmenden zur Verfügung. Weitere ProKilowatt-Webinare sind für den Herbst 2022 in Planung.

Und das sind die Termine für die Förderjahre 2022/23:

  • Projekte: Gesuche für die Ausschreibung 2022 können zu einem beliebigen Zeitpunkt bis spätestens am 16. Oktober 2022 eingereicht werden. Ab dem 7. November 2022 startet dann die Ausschreibung 2023, für die Gesuche wiederum zu einem beliebigen Zeitpunkt bis Mitte Oktober 2023 eingereicht werden können.
  • Programme: Gesuche können noch bis zum 2. Mai 2022 eingereicht werden.

Zur Info: Bei den Projekten fliessen die Förderbeiträge direkt an das Unternehmen, das die Massnahme umsetzt. Bei den Programmen werden die Fördermittel des BFE von einem „Dritten“, dem sogenannten Programmträger (z.B. Branchenverband, Ingenieurbüro oder Elektrizitätsversorgungsunternehmen), an die teilnehmenden Unternehmen ausbezahlt. Gefördert werden von ProKilowatt noch nicht umgesetzte Stromsparmassnahmen mit einem Payback von mehr als 4 Jahren, die ohne Förderbeitrag nicht umgesetzt würden.

Weitere Informationen zu ProKilowatt finden Sie hier: www.prokilowatt.ch oder www.prokw.ch

Simone Hegner, Fachspezialistin Wettbewerbliche Ausschreibungen und Haushaltgeräte, Bundesamt für Energie

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Samstag, 23. April 2022

So twitterte Solarmedia zur AKW-Arena auf SRF

Am Freitagabend (22.4.22) strahlte das Schweizer Fernsehen SRF eine Arena-Diskussionsrunde aus, die sich dem Bedarf nach neuen Atomkraftwerken widmete. Hier eine Auswahl der Solarmedia-Tweets, die in der Folge auf Twitter erschienen und ein Schlaglicht auf die Diskussion werfen, ergänzt um tagesaktuelle Tweets zu anverwandten Themen. Twittern Sie doch auch einmal - es ist einfach und ganz nach eigenem Gutdünken und Wunsch möglich! Die im nachfolgenden Text gesetzten Hashtags (#) weisen auf die auf Twitter gesetzten Verweise auf andere Themengruppen.

Zu Beginn ein Tweet, der auf einen hoffnungsvollen Artikel aus dem aktuellen Spiegel-Magazin hinweist: WARUM ES TROTZDEM GUT WIRD: #Krise'n ohne Ende #Populismus, #Klimadesaster, #Corona, #Putins Krieg,  #Ungleichheiten – die Welt scheint immer schlechter zu werden. Dabei sind wir womöglich nur auf einem turbulenten #Weg in eine bessere - von Thomas #Fricke

GROSSBRITANNIEN INVESTIERT....  IN ERNEUERBARE! #England will weitere #AKW bauen - wie üblich grossmaulig vom Premier verkündet. Realität sieht etwas anders aus: In 1. Linie wird auf  #Erneuerbare gesetzt - neben #Wind- auf #Solar-Energie. Beim Wind tut sich #Schottland hervor!

 

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Auch nach #Arena im CH-TV #srfarena bleibt es dabei: Neue #AKW kämen zu spät, um #Strom-Mangellage zu verhindern. Wurde zu wenig diskutiert! Zudem gibt es die neue #Atom-Technologie noch gar nicht, auch wäre sie zu teuer und bliebe zu gefährlich (siehe #Ukraine) #es2050 #Klima 
 

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 Neues Gesicht in der #Energie-Diskussion ist Aargauer Nationalrätin #Suter. Sie ist u.a. Vizepräsidentin des Fachverbands #Swissolar (für 5000 CHF im Jahr) und machte in der #srfarena klar: #Erneuerbare sind die Lösung der Energie-Probleme und keinesfalls die #Kernenergie #es2050

 

SVP-Nationalrat Christian #Imark versucht in der #srfarena wieder mal mit falschen Angaben Stimmung für #AKW zu machen. So seien jetzt in VAR vier neue #AKW der 3,Generation in Betrieb gegangen - dabei sind es erst zwei und die gehören zur alten 2.Generation! #es2050 #Klima

NEUE AKW SIND KURZFRISTIG NICHT MÖGLICH! Nationalrat Stefan Müller-#Altermatt (Mitte) machte in der #srfarena klar, dass #AKW keinesfalls kurzfristig zur Verfügung stehen, um die behauptete Lösung für eine #Stromlücke darzustellen

RUSSLAND HAT EUROPAS ATOMENERGIE IN DER TASCHE: Ohne russischen Staatskonzern #Rosatom würden viele europäische #AKW nicht laufen. Das Unternehmen kontrolliert zu wesentlichen Teilen den europäischen #Uran-Bedarf #Atom #Kernenergie #Versorgungssicherheit

Quelle: Solarmedia auf Twitter: http://twitter.com/rehsche

Freitag, 22. April 2022

Die schrägen Thesen des ewigen Solarskeptikers

Er ist in den letzten Jahren immer wieder - etwa in der Weltwoche - als einsamer Rufer in der Wüste angetreten, die aufkeimende Solarwirtschaft in Grund und Boden zu argumentieren. In einem verschiedenenorts publizierten neuen Beitrag gipfeln Ferruccio Ferroni's Erkenntnise in einem dreiteiligen Thesenkatalog - und natürlich in einem flammenden Bekenntnis zur Atomtechnologie, die als einzige die Energieprobleme der Welt lösen könne. Letzteres sei für einmal getrost auf der Seite belassen - aber die Thesen sollen hier ausführlicher beurteilt werden (siehe auch > hier):

Ferroni nennt die folgenden «unangenehmen und verdrängten Tatsachen im Zusammenhang mit der Energiestrategie 2050:
• Die tiefe Energieflussdichte der Photovoltaik und die Tatsache, dass die Schweiz ein relativ sonnenarmes Gebiet ist, haben zur Folge, dass Photovoltaik in der Schweiz eine Energiesenke darstellt
• Zur Herstellung der Photovoltaik-Anlagen sind enorme Mengen an Rohstoffen notwendig, deren Vorräte bald erschöpft sein werden, was zu Verknappungserscheinungen und Preissteigerungen führen wird
• die Herstellung der Photovoltaik-Anlagen ist äusserst energieintensiv und belastet die Umwelt in hohem Masse.»

Dem gilt in einer allgemeinen Argumentation aus Sicht von Solarmedia entgegenzuhalten:
– Energieflussdichte ist in der Schweiz viel besser als in den meisten europäischen Ländern, die bereits viel mehr in Solaranlagen investiert haben interessanterweise auch das Atomland Grossbritannien, aber auch die Niederlande, Belgien und Deutschland. Hierzulande erreicht die Energieflussdichte in den Bergen gar südeuropäische Werte.
– Es ist zwar richtig, dass Photovoltaik Rohstoffe benötigt – aber stellen Sie sich mal die Dimensionen vor, die andere Industrien verbrauchen, zb die Automobilwirtschaft. Wage hier die These, dass pro Person in der Mobilität ein vielfaches an Rohstoffen verbraucht wird als in der künftigen Solarwirtschaft – ebensp in der Schweiz.
– Zur Energieintensität und Umweltbelastung gibt es viele Studien, die zumindest belegen, dass es grosse Unterschiede in der jeweiligen Produktion gibt – und eben auch vergleichsweise günstige Produktionsweisen.
– Im Übrigen zeigt die Anlehnung an Hans-Werner Sinn, wes Geistes Kind die Verfasser sind. Sinn ist das Paradebeispiel eines Ökonomen, der bezüglich Erneuerbarer Energien gar nichts verstanden hat und der immer einsamer in der Wissenschaft, selbst in der Ökonomie dasteht.
– Noch ein Detail: Selbst wenn Ereoi-Berechnungen stimmten, sind PV-Anlagen hierzulande spätestens dann keine Energiesenken mehr, wenn deren Bestandteile mit Erneuerbaren Energien erzeugt werden. Ansätze dazu gibt es bereits in der wiederaufkeimenden europäischen Solarindustrie – zb Meyer Burger mit Produktion in Deutschland. Das Geschwätz um die hiesige Energiesenke widerspricht zudem allen wissenschaftlichen Erkenntnissen: Die energetische Rückzahldauer von Solarmodulen beträgt heutzutage zwischen acht Monate bis zu zwei Jahren!

Donnerstag, 21. April 2022

Die tiefe Geothermie – Energielösung vor Ort


Die derzeitigen Debatten über die Sicherheit der Energieversorgung und den Klimaschutz machen klar: Wir müssen unseren Energiemix neu denken. Als nachhaltige Energiequelle hilft die Geothermie mit, den künftigen Energiebedarf zu decken.

Es ist unübersehbar: Von Genf über Basel und auch in den Kantonen Waadt und Jura ist die tiefe Geothermie (ab einer Tiefe von etwa 500 Metern) im Aufwind. Eine Übersicht der Geothermie-Projekte finden Sie hier. Nach anfänglichem Zögern hat sich die Schweiz aufgemacht, ihren tiefen Untergrund zu erkunden und ihr geothermisches Potenzial zu erschliessen. Dieses grosse Unterfangen ist aber nicht ohne Risiko, denn unser Untergrund ist eine teure Black Box, deren Erkundung hohe Anfangsinvestitionen erfordert. Hinzu kommt, dass wir keine jahrzehntelange Öl- und Gastradition haben und deshalb eine leistungsfähige Industrie quasi von Grund auf neu aufbauen müssen. Dennoch ist die Tiefengeothermie eine überzeugende Lösung, um die aktuellen Herausforderungen im Energie- und Klimabereich zu bewältigen.

Eine Quelle für Wärme und Elektrizität: Der Schweizer Untergrund birgt ein riesiges natürliches Wärmereservoir, das unabhängig von klimatischen Bedingungen permanent und uneingeschränkt zur Verfügung steht. Die geothermischen Ressourcen des oberflächennahen Untergrunds werden bereits in grossem Umfang für die Wärmeversorgung von Wohnhäusern genutzt: In der Schweiz liefern Erdwärmesonden mit Wärmepumpen derzeit mehr als 80 Prozent der rund 4 Terawattstunden (TWh) Wärme, die aus geothermischer Energie gewonnen wird.

Diese erneuerbare Energie kann auch in anderen Bereichen genutzt werden – zum Beispiel für zentrale Heizungs- und Klimaanlagen oder zur Stromerzeugung, wenn die Wärmequelle eine Temperatur von mehr als etwa 110 Grad Celsius liefert. Sie kann auch Industriebetriebe, Stadtviertel oder sogar ganze Agglomerationen mit Energie versorgen. Und sie hilft uns sogar beim Ausgleich unseres Energiesystems, indem sie wertvolle saisonale Speicherkapazitäten bietet. So kann überschüssige Wärme im Untergrund gespeichert werden, um bei Bedarf genutzt zu werden.

Unsere europäischen Nachbarn haben bereits zahlreiche Projekte umgesetzt, die das wirtschaftliche Potenzial der «hydrothermalen Tiefengeothermie» aufzeigen. Hydrothermale Tiefengeothermie meint die Nutzung von Heisswasserquellen, die natürlicherweise in den durchlässigen Schichten des Untergrunds vorhanden sind. In Frankreich gibt es im Grossraum Paris rund 55 hydrothermale Projekte, die seit Ende der 1970er-Jahre fast eine Million Menschen mit Wärme versorgen. In der Schweiz gibt es nur ein vergleichbares Projekt in Riehen (BL), das seit 1994 fast 8000 Einwohner mit Wärme versorgt. Daneben können auch unkonventionelle Systeme entwickelt werden, wie beispielsweise stimulierte geothermische Systeme oder «Closed Loop»-Systeme, mit denen die Wärme aus dem Untergrund unabhängig vom Vorhandensein geothermischer Gewässer genutzt werden kann.

Vielversprechend ist auch die sogenannte petrothermale Tiefengeothermie. Sie erzeugt Strom und Wärme durch die Nutzung der Wärme in kristallinem Gestein in grosser Tiefe. In Finnland wurde 2021 zum Beispiel in der Nähe von Helsinki erstmals bis in eine Tiefe von 6,5 Kilometer gebohrt.

Das Bundesamt für Energie (BFE) schätzt, dass die Nutzung der Energie aus warmem, trockenem Festgestein bis Mitte des Jahrhunderts 2 Terrawattstunden an geothermischen Strom liefern wird. Technologische Fortschritte ermöglichen nicht nur die Erschliessung immer tieferer geothermischer Ressourcen, sondern erweitern auch das Anwendungsspektrum der Geothermie.

Interessen abwägen: Die tiefe Geothermie hat viele Vorteile. Sie liefert sogenannte Bandenergie, das heisst sie kann kontinuierlich genutzt werden, da sie nur von den spezifischen Eigenschaften des Untergrunds abhängt. Daher ist die Geothermie zumindest teilweise eine Alternative zur Kernenergie. Da die geothermische Energieproduktion flexibel ist und im Falle einer hohen täglichen oder saisonalen Nachfrage hochgefahren werden kann, kann sie zur Lösung des Versorgungsproblems im Winter und so auch zur Verminderung unserer Abhängigkeit von Gas beitragen. Zudem bleibt der Preis für geothermische Energie stabil, ganz im Gegensatz zur chronischen Preisvolatilität der fossilen Energieträger, und er wird auch nicht durch Klimaschwankungen beeinflusst.

Die Geothermie schürt jedoch auch ökologische Bedenken, insbesondere hinsichtlich der Verschmutzung der unterirdischen Trinkwasserressourcen. Zudem sind die Stimulations- und Bohraktivitäten nicht ohne Risiko und können Erdbeben mit Schadenfolgen auslösen, wie sie bei den Projekten in Basel und St. Gallen beobachtet wurden. Um diese Risiken zu mindern, können bewährten Verfahren und Standards, wie sie in der Ölindustrie seit Jahrzehnten in den Bereichen Reservoirmanagement und Bohrlochintegrität etabliert sind, auch bei der geothermischen Nutzung eingesetzt werden. Das Unternehmen Geo Energie Suisse hat im Rahmen ihres Tiefengeothermie-Pilotprojekts in Haute-Sorne im Kanton Jura ein System zur Überwachung von Erdbeben eingerichtet. Dadurch kann der Betreiber die Betriebsabläufe anpassen, um stets unter der niedrigsten Alarmstufe zu bleiben und bei einer Zunahme der seismischen Aktivitäten sofort reagieren zu können.

Geothermie und Lithiumproduktion: Bereits zeichnen sich neue Möglichkeiten ab, wie die wirtschaftliche Attraktivität der tiefen Geothermie weiter gesteigert werden kann. Eine zusätzliche Einnahmequelle für geothermische Projekte ist beispielsweise die «Kaskadennutzung» der Wärme: Zunächst wird Strom erzeugt, mit sinkender Temperatur dann Wärme, mit der Wohnhäuser, Gewächshäuser oder Fischzuchtbetriebe mit Warmwasser versorgt werden können. Einige geothermale Gewässer enthalten auch wirtschaftlich und strategisch wichtige Metalle, wie beispielweise geothermales Lithium, das bei der Herstellung von Autobatterien verwendet wird und den Übergang zur Elektromobilität fördern kann.

Ungenutztes Potenzial: In der Schweiz ist die oberflächennahe Geothermie mit Wärmepumpen auch heute noch die verbreitetste Methode zur Nutzung geothermischer Ressourcen. Die Investitionen, die für Projekte zur Erkundung des tieferen Untergrunds erforderlich sind, werden immer noch als zu hoch angesehen. Doch solche Investitionen ermöglichen gerade im Falle von unkonventionellen Geothermieprojekten, die Machbarkeit dieser vielversprechenden Technologie nachzuweisen. Aus diesem Grund wird der Bund die Geothermie wie andere erneuerbare Energien auch weiterhin unterstützen, sodass neue technische Fortschritte und Skaleneffekte erzielt werden können. Er schafft ein geeignetes regulatorisches Umfeld für die geothermische Energie und unterstützt den Markt, der in der Schweiz erst im Entstehen ist. Die zahlreichen Tiefengeothermieprojekte, die 2022 auf der Agenda 2022 stehen, zeigen, dass die staatliche Unterstützung bereits erste Früchte trägt.

Nicole Lupi, Fachspezialistin Geothermie, Bundesamt für Energie (BFE)

Der Artikel erschien zuerst in „Die Volkswirtschaft»/»La vie économique“

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Mittwoch, 20. April 2022

Berechnungen zu Solar-Potential: Korrekturen

Danke an Alle, die geholfen haben mitzurechnen (siehe Solarmedia vom 17.April 2022)! Zu korrigierende Faktoren heben sich allerdings teilweise auf - deshalb ja auch die transparent gemachte Berechnung - Dank jenen, die das so verstehen, ewige Haker sollten sich mal selbst zuhören.

Zu korrigieren sind:
- 5m2 Flächenbedarf (statt10) pro KWp
- 40 GWp (statt 400) bei ursprünglicher Berechnung der möglichen Leistung
- mit Fassaden und Infrastrukturen Flächenpotential gegen 800km2 (statt 400).
- Total also 160 GWp = 160 TWh, immer noch 3faches des aktuellen Strombedarfs (60) und rund drei Fünftel des Gesamtenergiebedarfs! Unabhängig von Zahlen gilt: Selbst den ärgsten Kritikern der CH-Solarwirtschaft scheint zu dämmern, dass in ihr eben doch ein gewaltiges Energiepotential schlummert. Zusammen mit der Wasserkraft wird es im Stromsektor für Versorgungssicherheit sorgen. Wir müssen es nur anpacken und nicht verbohrt dagegen anschreiben!

Dienstag, 19. April 2022

E-Mobil und Speicher für Solarstrom in einem

Die Elektromobilität soll einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Klimaerwärmung leisten. Dafür muss die wachsende Zahl an Elektroautos einschliesslich der Ladestationen in die bestehende Stromversorgung integriert werden. Das ist eine grosse Herausforderung – und schafft gleichzeitig neuartige Möglichkeiten für einen ‹klugen› Betrieb des Stromnetzes. Ein Forschungsprojekt im Basler Neubauareal „Erlenmatt Ost“ zeigt, dass sich Elektroautos zugleich für Carsharing und Zwischenspeicherung von Solarstrom nutzen lassen.

Quelle: energeiaplus  

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Sonntag, 17. April 2022

Wie weit reicht das CH-Solar-Potential ? Weit !

Heute präsentiert die NZZ am Sonntag eine neue Studie (Titel siehe oben, Screenshot des Artikels ganz unten), die auf ein CH-Solar-Potential von rund 50 Terawattstunden Strom kommt (bei CH-Gesamtverbrauch von deren rund 60 TWh). Solarmedia rechnet mal selber - ganz transparent und allen zum Frass vorgeworfen. Rechnen Sie mit! Die etwas andere, viel einfachere und zugegebenermassen auch etwas vereinfachende Berechnung des Solarpotentials:

Wenn Deutschland zwei Prozent der Landesfläche für Windkraft-Anlagen ausscheiden kann, dann kann das die Schweiz sicher zumindest in der Grössenordnung von einem Prozent (also 400 km2). Zumal ja allein die CH-Dachfläche ca. 1200 km2 beträgt - also zum Beispiel rund ein Drittel der Dachfläche mit Solarmodulen bedeckt sein müsste. Möglich sind aber auch (neuerdings) Module auf gewissen landwirtschaftlichen Flächen (Agri-PV), oder auch Module an Fassaden (fast unermesslich viele Möglichkeiten an all den Gebäuden, Module auf Stauseen und in gewissen Berggebieten (entweder bereits durch Infrastrukturen eingeschränkte oder ungenutzte abgelegene Flächen). Wichtig im Winter!

Rechnen wir also mit den durchaus realistischen 400km2, die mit Modulen belegt werden können. Und dabei rechnen wir sehr konservativ mit 10m2 Flächenbedarf für 1KWp, also Stromleistung (bei heutiger Effizienz der Module braucht es eher nur noch deren 5 m2, eine Flächenreserve bleibt für Zufahrtswege etc.).

Mit diesen Daten ergibt sich:
- 1km2 = 1000*1000 = 1Mio m2
- 400km2 = 400*1Mio m2 = 400 Mio m2 nutzbare Modulfläche - geteilt durch 10 für 1KWp
- ergeben 40 Mio KWp = 40'000 MWp = 400 GWp = 400 TWh Stromertrag jährlich, fast das Doppelte an Energie (260 TWh), die die CH insgesamt verbraucht!

Fazit: Die Schweiz kann nicht nur ihren Strombedarf (rund 60 TWh), sondern ihren gesamten Energiebedarf (rund 260 TWh) mit Solarenergie decken. Dem Speicherbedarf widmet sich Solarmedia ein anderes Mal! Wer Rechenfehler entdeckt: Bitte um Rückmeldung!

Vergrössern mit Klick auf Screenshot !

 

Donnerstag, 14. April 2022

Mehr Strom verbraucht

Im Jahr 2021 lag der Stromverbrauch in der Schweiz mit 58,1 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) über dem Niveau des Vorjahres (+4,3%). Die inländische Erzeugung (nach Abzug des Verbrauchs der Speicherpumpen) betrug 60,1, der physikalische Stromimportüberschuss 2,4 Mrd. kWh.

Der Landesverbrauch lag 2021 bei 62,5 Mrd. kWh. Nach Abzug der Übertragungs- und Verteilverluste von 4,4 Mrd. kWh ergibt sich ein Stromverbrauch von 58,1 Mrd. kWh. Das sind 4,3% oder 2,4 Mrd. kWh (entspricht etwa dem Jahresverbrauch von 479‘800 Haushalten) mehr als 2020 (55,7 Mrd. kWh). Die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr betrugen +3,2% im ersten, +9,0% im zweiten, +2,1% im dritten und +3,4% im vierten Quartal.

Neben den pandemiebedingten «kompensatorischen Effekten» im 2. Quartal wirkten 2021 die allgemeine Wirtschaftsentwicklung, die Witterung sowie die Bevölkerungsentwicklung verbrauchssteigernd. Hingegen wirkten Effizienzsteigerungen verbrauchssenkend.

  • Wirtschaftsentwicklung: Das Bruttoinlandprodukt (BIP) nahm 2021 gemäss den ersten provisorischen Ergebnissen um 3,7% zu (Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft, SECO).
  • Bevölkerungsentwicklung: Die Bevölkerung der Schweiz nahm 2021 gemäss den provisorischen Ergebnissen des Bundesamtes für Statistik (BFS) vom 5. April 2022 um 0,8% zu.
  • Witterung: 2021 nahmen die Heizgradtage gegenüber dem Vorjahr um 15,3% zu (siehe Tabelle im Anhang). Da in der Schweiz gegen 10% des Stromverbrauchs für das Heizen verwendet werden, wirkt diese Entwicklung leicht verbrauchssteigernd.

Inländische Elektrizitätsproduktion 2021: Die Elektrizitätsproduktion (Landeserzeugung) sank 2021 um 8,2% auf 64,2 Mrd. kWh (2020: 69,9 Mrd. kWh). Nach Abzug des Verbrauchs der Speicherpumpen von 4,1 Mrd. kWh ergibt sich eine Nettoerzeugung von 60,1 Mrd. kWh. In allen Quartalen lag die Landeserzeugung unter dem entsprechenden Vorjahreswert (-3,2%, -6,6%; -4,5%, -18,6%).

Die Wasserkraftanlagen (Laufkraftwerke und Speicherkraftwerke) produzierten 2,7% weniger Elektrizität als im Vorjahr (Laufkraftwerke -3,9%, Speicherkraftwerke -1,9%). Im Sommer stieg die Produktion der Wasserkraftwerke im Vergleich zum Vorjahr um 2,5% (Laufkraftwerke +3,8%, Speicherkraftwerke +1,3%), in den beiden Winterquartalen sank die Produktion hingegen um 9,2% (Laufkraftwerke -16,3%, Speicherkraftwerke -5,0%).

Die Stromproduktion der vier schweizerischen Kernkraftwerke sank vor allem infolge der mehrmonatigen Revision des Kernkraftwerks Leibstadt um 19,4% auf 18,5 Mrd. kWh (2020: 23,0 Mrd. kWh). 2021 lag die Verfügbarkeit des schweizerischen Kernkraftwerkparks bei 71,9% (2020: 88,0%).

An der gesamten Elektrizitätsproduktion waren die Wasserkraftwerke zu 61,5% (davon Laufkraftwerke 26,4%, Speicherkraftwerke 35,1%), die Kernkraftwerke zu 28,9% sowie die konventionell-thermischen und erneuerbaren Anlagen zu 9,6% beteiligt.

Importüberschuss im Jahr 2021: Bei physikalischen Importen von 31,5 Mrd. kWh und physikalischen Exporten von 29,1 Mrd. kWh ergab sich 2021 ein Importüberschuss von 2,4 Mrd. kWh (2020: Exportüberschuss von 5,6 Mrd. kWh). Im ersten und im vierten Quartal (Winterquartale) importierte die Schweiz per Saldo 5,7 Mrd. kWh (2020: 0,8 Mrd. kWh), im zweiten und dritten Quartal exportierte sie per Saldo 3,3 Mrd. kWh (2020: 6,3 Mrd. kWh).

Der Erlös aus den handelsbasierten Stromexporten betrug gemäss den Angaben des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) 3'562 Mio. Franken (10,88 Rp./kWh). Für die handelsbasierten Stromimporte fielen Ausgaben von 3'820 Mio. Franken an (10,80 Rp./kWh). Somit ergab sich im Jahr 2021 (wie in den Jahren 2016 und 2017) für die Schweiz ein negativer Aussenhandelssaldo von 258 Mio. Franken (2020: positiver Aussenhandelssaldo von 293 Mio. Franken) [Quelle: BAZG / swissimpex; Stand: 1.4.2022]. 

Quelle und Statistiken:  Bundesamt für Energie

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Dienstag, 12. April 2022

Ein Unabhängigkeitstag der etwas anderen Art

Der heutige 12. April markiert den Energie-Unabhängigkeitstag der Schweiz 2022. Bis zu diesem Zeitpunkt reichen die einheimischen Ressourcen, um den Energiebedarf der Schweiz zu decken, wie die Schweizerische Energie-Stiftung SES berechnet hat. Danach ist die Schweiz in der Bilanz bis zum Jahresende auf importierte Energieträger wie Öl, Gas und Uran angewiesen. Die Energiewende birgt die Chance, den Energie-Unabhängigkeitstag zukünftig immer weiter nach hinten zu verschieben und die Energieunabhängigkeit der Schweiz zu stärken.

Die Energieversorgung der Schweiz ist geprägt durch eine hohe Auslandabhängigkeit. Drei Viertel unserer Energie wird über weite Distanzen importiert, dazu gehören alle Erdölprodukte, Erdgas sowie die Kernbrennstoffe. Für den Import überweisen wir im Durchschnitt jährlich 10 Milliarden Franken ins Ausland. Sinnbildlich für die hohe Auslandabhängigkeit bei der Energieversorgung steht der so genannte «Energie-Unabhängigkeitstag». Die Berechnung dieses Tages gibt an, bis zu welchem Tag im Jahr die Schweiz vom Ausland unabhängig ist, das heisst ihre inländische Produktion aufbraucht. Von diesem Zeitpunkt an leben wir bei der Energieversorgung auf Pump, sind also vom Ausland abhängig.

Schweiz im europäischen Vergleich im hinteren Mittelfeld:
Mit einer Energieunabhängigkeitsquote von 28.1 Prozent im Jahr 2020 liegt die Schweiz im europäischen Vergleich im hinteren Mittelfeld. Spitzenreiter sind Estland und Island mit fast 90 Prozent (Vergleiche Tabelle). Die Schlusslichter des Vergleichs sind Luxemburg, Zypern und Malta mit einer Energieunabhängigkeitsquote von unter 10 Prozent.

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Mehr Unabhängigkeit ist möglich: In den letzten 20 Jahren hat die Schweiz ihre Energieunabhängigkeit kontinuierlich von rund 20% im Jahr 2001 auf über 25% im Jahr 2019 gesteigert (Vergleiche nachstehende Tabelle). Das Corona-Jahr 2020 war mit einer Energieunabhängigkeitsquote von über 28% ein Ausreisser nach oben, da die Energienachfrage vor allem in der Mobilität, aber auch in der Industrie durch den Shutdown erheblich zurückgegangen ist. In der Zukunft werden die vom Volk beschlossene Energiestrategie 2050 und das bundesrätliche Netto-Null-Ziel bis 2050 zusätzliche Bewegung bringen, denn die Elektrifizierung wird viele fossile Energieträger ersetzen. Durch den Ausbau der inländischen Stromproduktionskapazitäten wird die Abhängigkeit von Energieimporten sinken.

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Die Berechnungen zeigen, dass die Dekarbonisierung des Gebäude- und Mobilitätssektors und der Atomausstieg wesentlich zur Energieunabhängigkeit beitragen werden. «Das ist eine gute Nachricht, zeigt doch insbesondere der russische Einmarsch in der Ukraine, dass die Schweiz über den Import fossiler Energieträger autoritär regierte Staaten und deren kriegerischen Aktivitäten finanziert», sagt Nils Epprecht, Geschäftsleiter der SES. «Wir fordern deshalb eine konsequente Umsetzung der Energiewende und eine Verschiebung des Energie-Unabhängigkeitstags auf den Frühsommer bis im Jahr 2025.»

Sofortprogramm gefordert: Konkret müssen der Ausbau der erneuerbaren Energien – vor allem die Solarenergie – aber auch der frühzeitige Ersatz fossiler Heizsysteme massiv beschleunigt werden, so die Forderung der SES. Für diese Beschleunigung braucht es ein befristetes Bundes-Sofortprogramm, das über die aktuell ohnehin laufenden Bemühungen für Verbesserungen im Rahmen verschiedener Gesetzesrevisionen hinausgeht. Das Sofortprogramm soll unter anderem niederschwellige Finanzierungsangebote – ähnlich wie bei den Corona-Massnahmen – beinhalten.

» Download Studie «Energie-Unabhängigkeitstag 2022» (.pdf)

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Sonntag, 10. April 2022

Die Rekorde in der Photovoltaik purzeln

Am Dienstag war an dieser Stelle vom Schweizer Photovoltaik-(PV)-Boom zu lesen (> Solarmedia vom 5.4.22). Heute schaut der Blog in die weite Welt, unter anderem auf Grund eines Artikels von Emper (> siehe hier). Dabei gibt es Erstaunliches zu entdecken. Nicht nur die News, dass unterdessen weltweit über 1000 Gigawatt Leistung an Photovoltaik erstellt ist (wohlgemerkt ein Terawatt und wahrlich ein Meilenstein!) gilt es zu würdigen. Sondern vielmehr solare Rekorde an allen Ecken und Enden der ganzen Welt.

 

Die weltweite Solarleistung – also die Kapazität aller Solaranlagen – ist im vergangenen Jahr erneut um über 20, genau deren 23 Prozent gestiegen. Angeführt wurde dieses Wachstum erstaunlicherweise von Australien, das vor wenigen Jahren noch unter den solaren Nobody’s fungierte und das immer noch eine der ganz grossen Fördernationen fossiler Energieträger, nämlich von Kohle ist. Trotzdem ist Australien im eigenen Land (die Kohle wird vor allem exportiert, so unter anderem ins kohlehungige China) nunmehr mit einem Solaranteil von zwölf Prozent an der Stromerzeugung auch in dieser Hinsicht zum Solar-Weltmeister aufgestiegen (im Vergleich: die Schweiz steht bei aktuell rund fünf Prozent, europäische Spitzennationen wie Italien, Spanien und Deutschland bei deren gegen zehn. Ans Licht bringt solche Zahlen der in Grossbritannien beheimatete Think Tank Ember in seinem dritten Global Electricity Review – der auch die eingangs erwähnte weltweite Rekordmarke von 1023 Terawattstunden Solarertrag (dank eines weltweiten Jahreszuwachses von 188 TWh) öffentlich macht. Für Zahlenfreaks: Dieser Solarertrag in Kilowattstunden ist insofern plausibel, weil er in ungefähr dem Ertrag von 1000 Gigawatt (oder ein TW) Leistung entspricht.

 

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Doch warum in die (allzu weite) Ferne schweifen, wenn es von solaren Rekordleistungen zu berichten gilt. Denn auf dem Redaktionstisch von Solarmedia landete diese Woche auch aus Kontinental-Europa eine erstaunliche Rekordmeldung von seiten des Anlagen-Projektierers Juwi, der eigentlich mit Windanlagen in Deutschland gross geworden war, dann aber bei einer der vielen konjunkturellen Windflauten fast pleite ging und sich in der Folge als Projektierer von Solaranlagen wortwörtlich an die Sonne zurück kämpfte: In dieser Mitteilung hiess es unter anderem: 

 

«Mit der Inbetriebnahme eines Solarparks im Kraftwerksmaßstab hat juwi in der griechischen Stadt Kozani einen wichtigen
Meilenstein zur Umstellung der Energieproduktion in Griechenland gelegt. Das
über 200 Megawatt (!) starke Photovoltaik-Kraftwerk wurde diese Woche in Beisein des
griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis an den griechischen
Energiekonzern HELPE übergeben. HELPE und juwi leisten damit gemeinsam einen
wichtigen Beitrag für niedrigere Stromkosten, geringere
Treibhausgasemissionen und die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Mit
einer Kapazität von 204 Megawatt ist Kozani das größte PV-Kraftwerk in Europa, das bifaziale (doppelseitige) Solarmodule nutzt. Es liegt ungefähr 500 Kilometer
nördlich von Athen. Das Solarkraftwerk wird jährlich 320
Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen und somit die Versorgung von über
75.000 griechischen Haushalten sicherstellen. Rund 300.000 Tonnen
CO2-Emissionen werden dadurch jährlich vermieden.»
Mehr zu diesem Projekt in Griechenland siehe > hier.

   

Doch noch einmal zurück auf die Weltebene, auf der der Solaranteil an der gesamten weltweiten Stromproduktion unterdessen zwischen drei und vier Prozent beträgt. Noch vor wenigen Jahren war es nur ein einziges Prozent. Zum Vergleich: die atomare Stromproduktion weltweit hat etwa einen Anteil von zehn Prozent, wobei dieser vor 20 Jahren doppelt so hoch lag. Einen solchen Zehn-Prozent-Anteil erreichen unterdessen die neuen Erneuerbaren insgesamt (siehe Darstellung oben), wobei neben dem Solar- der Windstrom für den Hauptteil verantwortlich ist. Und wobei das nicht nur wenige Länder, sondern deren 50 weltweit bereits schaffen. Diese Angaben stammen ebenfalls aus dem Global Electricity Review  . Nicht inbegriffen ist einerseits die Wasserkraft, andrerseits viele kleinere Stromquellen wie etwa die Biomasse – unter ihrem Einbezug kommen wir bereits auf 37 Prozent (die Schweiz wiederum dank ihres herausragenden Beitrags der Wasserwirtschaft auf rund zwei Drittel des Gesamtstromaufkommens). Parallel zu diesen Produktionszahlen darf nicht vergessen gehen: auch die Gesamtnachfrage wächst unerbittlich, letztes Jahr um fünf Prozent – und als grosser Wermuts-Tropfen: die CO2-Emissionen haben 2021 wieder deutlich zugenommen (sieben Prozent im Energiesektor nach einem ähnlich grossen, aber coronabedingten Rückgang im Vorjahr). Das Wachstum beim Kohleverbrauch war in absoluten Energieeinheiten noch grösser als jenes der Erneuerbaren.


Das noch zum Schluss: Sollen die Pariser Klimaziele erreicht werden, bedarf es einer Verfünffachung des nun erreichten einen Terawatts Solarleistung bis zum Jahr 2030. Da bleibt natürlich noch allerhand zu tun.... (siehe auch > hier).

 

Samstag, 9. April 2022

PPVX weiter deutlich hinter dem Fossil-Sektor

Der Solaraktienindex PPVX fiel letzte Woche um 0,4% auf 3.639 Punkte, der NYSE Arca Oil (Index für Fossil-Aktien) stieg um 4,5%. Der PPVX liegt seit Jahresanfang 2022 mit -0,8% währungsbereinigt rund 44,5 Prozentpunkte hinter dem Erdölaktienindex NYSE Arca Oil (+43,7%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind Encavis AG(+37%), Solaria Energia y Medio Ambiente (+34%) und Xinte Energy (+31%). Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 129,5 Mrd. Euro. Die Gewinner der Woche waren Meyer Burger Technology AG (+10%) und Solaria Energia y Medio Ambiente (+10%), die Verlierer Shoals Technologies Group (-21%) und Array Technologies (-15%). Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+1.188%) rund 937 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +251%). 

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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu
  
 Quelle: oeko-invest.net

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Dienstag, 5. April 2022

Von Rekord zu Rekord: PV boomt in der Schweiz


Sonnenenergie (Photovoltaik = PV) ist in der Schweiz so gefragt wie nie: Das zeigen die jüngsten Zahlen von Pronovo, die im Auftrag des Bundesamts für Energie die Gesuche für Fördermittel für erneuerbare Produktionsanlagen bearbeitet. Sowohl bei der Anzahl Gesuche wie bei der Produktionsleistung gab’s im ersten Quartal einen Rekord.

 

7431 Gesuche für Fördermittel für neue PV-Anlagen sind im ersten Quartal bei Pronovo eingegangen – so viele wie noch nie. Rekordhoch ist auch die Leistung, die diese Anlagen dereinst liefern sollen. 171 Megawatt angemeldete Leistung entsprechen einem Wachstum von über 50% im Vergleich zum ersten Quartal 2021. Energeiaplus ordnet diesen Rekord mit Joëlle Fahrni, Fachspezialistin für Erneuerbare Energie und Wieland Hintz, Verantwortlicher Solarenergie beim Bundesamt für Energie ein.

 

Joelle Fahrni ist Fachspezialistin für erneuerbare Energien bem BFE. Bild: BFE

 

Energeiaplus: Die Anzahl Gesuche für Fördermittel schiessen in die Höhe. Im Januar 2022 gab es 2293 Gesuche, im Februar 2517 und im März 2621. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Joëlle Fahrni: Die Installation einer Photovoltaikanlage wird immer mehr zum Standard. Die Investitionskosten für solche Anlagen sind in den letzten Jahren tendenziell gesunken und erschwinglich geworden, die Förderbedingungen sind seit einigen Jahren stabil und dazu wird es immer populärer, den eigenen Strom zu erzeugen. Der Zubau zeigt, dass es sich lohnt, in eine PV-Anlage zu investieren.

 

2021 war bereits ein Rekordjahr punkto Anmeldungen für Fördermittel. Wagen Sie eine Prognose für 2022?

Wieland Hintz: Wir gehen von einer weiteren Steigerung um 25% aus, so dass bis Ende Jahr deutlich über 700 MW installiert werden. Die Standorte aller Anlagen können übrigens auf Elektrizitätsproduktionsanlagen in der Schweiz (admin.ch) aufgerufen werden, die neuen Anmeldungen werden im Einmalvergütungs-Cockpit von Pronovo veröffentlicht.

 

Auch punkto Leistung sind die Zahlen für das erste Quartal mit 171 MW rekordmässig. Der Bundesrat strebt bis 2035 eine installierte Leistung von 14 Gigawatt an, womit dann etwa 20% des bis dahin noch steigenden Schweizer Strombedarfs gedeckt werden können. Wie sind die Zahlen in diesem Zusammenhang zu werten?

Wieland Hintz ist Verantwortlicher für Solarenergie beim BFE. Bild: BFE

Wieland Hintz: Die gute Nachricht ist: Der jährliche Zubau ist damit bereits auf dem Niveau, das es braucht, um das Ziel des Bundesrats zu erreichen. Geht der Zubau also so weiter, können 2035 mindestens 20% der Schweizer Verbrauchs mit Photovoltaik gedeckt werden. Aber so ein hoher Zubau ist kein Selbstläufer, die Rahmenbedingungen müssen ständig weiterentwickelt und neue Potenziale erschlossen werden. Das Verordnungspaket, das der Bundesrat am 30. März in die Vernehmlassung gegeben hat, enthält viele neue Elemente für die Schweizer Photovoltaik: Eine neue hohe Einmalvergütung für Anlagen ohne Eigenverbrauch sowie wesentliche Erleichterungen für die Umsetzung von Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch. Zudem wird der seit dem 1. Januar 2022 bestehende Bonus für stark geneigte integrierte Anlagen ergänzt um einen neuen – niedrigeren- Bonus für stark geneigte angebaute und freistehende Anlagen. Diese Anlagen produzieren im Winter verhältnismässig viel Strom. Die Boni helfen, dass mehr Anlagen auf Fassaden gebaut werden, was bisher noch nicht ausreichend gemacht wird.

 

Für viele interessierte Bauherren ist die Photovoltaik Neuland und es stellen sich viele Fragen für bei der Umsetzung. An wen können sich diese Personen wenden, wie geht man vor?

Joëlle Fahrni: EnergieSchweiz beschreibt das Vorgehen in den «Sieben Schritten zu Ihrer Solaranlage». Mit diesen Schritten gelangen Sie schnell und unkompliziert zu Ihrer eigenen Solaranlage. Von der Ermittlung des Potenzials Ihres Daches oder Ihrer Fassaden über eine Wirtschaftlichkeitsberechnung und dem Einholen von Angeboten bis hin zur Inbetriebnahme der Anlage gibt EnergieSchweiz wertvolle Tipps zu den unumgänglichen Schritten – und die sind gar nicht so kompliziert, wie sie auf den ersten Blick scheinen.

 

Die Zahlen stimmen also positiv. Gleichzeitig hat das Bundesamt für Energie zusammen mit Branchenverbänden eine Bildungsoffensive gegen den Fachkräftemangel im Gebäudebereich gestartet. Gibt es genug Fachleute, um die Solarpanels zu montieren?

Joëlle Fahrni: Der starke Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz erfordert genügend und vor allem gut ausgebildete Fachleute. Aber die Branche hat auch gezeigt wie flexibel sie ist, indem sie die Verdreifachung des Marktvolumens zwischen 2017 und 2022 stemmen konnte. Diese Leistung verdient grossen Respekt! Trotzdem zeichnet sich aktuell ein Fachkräftemangel im Gebäudebereich ab. Wir sind aber zuversichtlich, dass der Fachkräftemangel mit der Bildungsoffensive Gebäude schnell behoben werden kann. EnergieSchweiz hat dazu 2020 und 2021 zusammen mit der Branche und Bildungsinstitutionen eine Roadmap mit 32 Massnahmen erarbeitet, welche die Branche mit Unterstützung des Bundesamts für Energie in den nächsten Jahren umsetzen wird.

 

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

 

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