Sonntag, 31. Oktober 2021

Solaraktien: Was läuft?

Der Solaraktienindex PPVX liegt – nach +176,6% im Jahr 2020 – seit Jahresanfang 2021 mit +6,3% währungsbereinigt rund 53 Prozentpunkte hinter dem Erdölaktienindex NYSE Arca Oil (+59,3%, Vorjahr -43,1%).). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind GCL Poly Energy Holding(+61%, Handel seit April ausgesetzt), Flat Glass Group(+40%) und Daqo New Energy(+36%). Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 152,6 Mrd. Euro.Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+1.437%) rund 1.295 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +142%).

 

Das indische Erneuerbare-Energien-Unternehmen ReNew Energy Global Plc (www.renewpower.in, ISIN GB00BNQMPN80, Nasdaq-Symbol RNW) wurde mit Wirkung zum 29. Oktober 2021 in den PHOTON Photovoltaik-Aktien Index PPVX aufgenommen. ReNew Energy ist aktiv als Stromerzeuger, übernimmt aber auch selbst Entwicklung und Bau (Engineering, Procurement and Construction, EPC) von Solarkraftwerken und kleineren Photovoltaikanlagen sowie die Betriebsführung (Operation and Management, O&M) von Solar- und Windkraftwerken.

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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu

 Quelle: oeko-invest.net

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Freitag, 29. Oktober 2021

Winterstromlücke: Holz als Mittel dagegen

Der Abbruch der Verhandlungen über das institutionelle Rahmenabkommen mit der EU sorgt für Unruhe im Bereich der Stromversorgung. Denn ohne Rahmenabkommen ist ein Stromabkommen mit der EU in weite Ferne gerückt. Dadurch vergrössert sich das Risiko einer Stromlücke im Winter. Die ganzjährig sichere Versorgung unseres Landes mit Strom wird zur Herausforderung. Können einheimische Energien die Lücke schliessen?

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Gemäss der Schweizerischen Energiestatistik lag der Endverbrauch an Elektrizität 2020 bei rund 55'700 Gigawattstunden (GWh). Eine allzeit sichere und stabile Stromversorgung ist für das Funktionieren unserer Gesellschaft unabdingbar. Unterbrechungen der Stromversorgung (Blackouts) über längere Zeit sind höchst riskant und deshalb unter allen Umständen zu vermeiden. Die Schweiz muss ihr Augenmerk angesichts zunehmender Importrisiken mit hoher Priorität auf eine ganzjährig sichere Versorgung lenken. Dabei ist zu beachten, dass wir im Winter deutlich mehr Strom verbrauchen, als alle Anlagen in der Schweiz produzieren können. Es herrscht eine sogenannte «Stromlücke», die wir schliessen müssen und die uns zwingt, in der kalten Jahreshälfte jeweils etwa 9'000 GWh Strom zu importieren.

Winterstromlücke: Dringender Handlungsbedarf

Nach der politisch gewollten und technisch sinnvollen Stilllegung aller Atomkraftwerke bis etwa 2040 wird die Winterstromlücke – je nach Szenario – auf etwa 20'000 GWh zunehmen, was ungefähr der Hälfte des Verbrauchs im Winter entspricht. Die massive Anzahl neu installierter Wärmepumpen und die zunehmende Durchdringung der Mobilität mit Elektrofahrzeugen verschärfen die Situation im Winter künftig noch zusätzlich. Hinzu kommt, dass unsere europäischen Nachbarn ebenfalls aus der Kernenergie aussteigen und gleichzeitig auch die Kohlen- und Ölkraftwerke herunterfahren werden. Die einzige Lösung ist der massive Zubau der erneuerbaren Stromproduktion im Inland.

Können einheimische Energien die Stromlücke schliessen?

Unbestritten ist, dass es alle einheimischen Energien braucht: Die Wasserkraft bleibt wichtig, dazu kommen immer höhere Anteile an Holz-, Sonnen-, Windenergie, feuchte Biomasse sowie Geothermie. David Stickelberger, Geschäftsführer von Swissolar, Schweizerischer Fachverband für Sonnenenergie, sagt dazu: «Erfreulicherweise verzeichneten wir im Jahr 2020 einen rekordmässigen Zubau an Photovoltaikanlagen im Umfang von annähernd 500 MW Leistung. Statt mit einer Verlängerung der Betriebsdauer der Atomkraftwerke zu liebäugeln, ist es gescheiter, den Bau von Photovoltaikanlagen um den Faktor drei zu beschleunigen. Damit wären wir immer noch nicht Weltspitze, könnten aber das einfach nutzbare Potential der Sonnenenergie bis etwa 2040 realisieren und so im Winter etwa 10'000 GWh Strom produzieren. Das entspricht der halben Winterstromlücke. Der Ausbau könnte danach immer noch weitergehen, denn die Photovoltaikzellen werden immer effizienter und günstiger, und grosse Flächenpotenziale wie Fassaden (senkrecht installierte Anlagen mit hohem Winterstromanteil), Platzbeschattungen oder Autobahnüberdeckungen liegen nach wie vor brach.»

Olivier Waldvogel vom Verband suisse éole, dem Dachverband der Windenergie, sieht die Windkraft als wichtigen Pfeiler einer sicheren Stromversorgung im Winter: «Zwei Drittel der Energieproduktion aus Wind schöpfen wir im Winterhalbjahr. Das ist eine Riesenchance. Wir sehen die Möglichkeit, hierzulande rund 20 Prozent des gesamten Winterstroms mit Windkraftanlagen produzieren zu können. Damit schliessen wir rund einen Drittel der Winterstromlücke.»

Fazit: Alleine die Solar- und die Windenergie können bis in zwanzig Jahren mehr als 80 Prozent der drohenden Stromlücke im Winter abdecken. Einen weiteren Beitrag wird die Biomasse leisten. Dies in Form feuchter Biomasse in Biogas- und Vergärungsanlagen und natürlich in Form von Holz. Der Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz, Andreas Keel, sieht das Potenzial der Holzenergie auf zwei Ebenen: «Holz ist auf zwei Schienen wichtig zur Schliessung der Winterstromlücke. Einerseits können wir mit einem Teil des brachliegenden Potenzials direkt Strom und Wärme erzeugen. Dank der weiterhin möglichen finanziellen Beiträge an die Betriebskosten von Holzverstromungsanlagen erwarte ich bis 2040 durchaus eine Verdreifachung der heutigen Stromproduktion aus Holz (ohne Kehrichtverbrennungsanlagen) auf 1200 GWh pro Jahr. Die direkte Stromproduktion aus Holz könnte somit sechs Prozent der Stromlücke schliessen. Der Rest des brachliegenden Energieholzpotenzials liefert genug Wärme für 150’000 Wohneinheiten. Wir können auf eine entsprechende Anzahl Wärmepumpen verzichten und sparen – bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 6000 kWh Strom pro Wärmepumpe und Wohneinheit – 900 GWh Winterstrom. Dies ist ein wichtiger Beitrag an die Reduktion der Verbrauchspitzen von Strom im Winter und entspricht rund fünf Prozent der prognostizierten Winterstromlücke. Mit direkter Stromproduktion sowie dem Einsatz als Gebäudeheizung anstelle von Wärmepumpen kann die heute noch brachliegende Energie aus dem Wald also 11 Prozent der Winterstromlücke schliessen.»

Einheimische, erneuerbare Energien schliessen drohende Winterstromlücke

Holz-, Sonnen-, Windenergie und Biomasse bewältigen zusammen mit der Wasserkraft die Herausforderung. Die weitere Steigerung der Effizienz der Anlagen sowie zusätzliche erneuerbare Energien wie die Geothermie sorgen dafür, dass die wachsende Winterstromlücke mit einheimischen Energien vollständig gemeistert werden kann.

Sollte es dennoch einmal Engpässe geben, liessen sich als Rückfallebene gewisse Stromproduktionskapazitäten in Gaskraftwerken vorhalten. In sogenannten Dunkelflauten – das sind längere Zeiträume ohne Wind und Sonne – könnten solche Anlagen während einer begrenzten Zeit laufen, ohne die Klimabilanz massiv zu belasten. Sie könnten zudem dereinst mit Wasserstoff aus Sonnenenergie betrieben werden, der in zwanzig bis dreissig Jahren aus sonnenreichen Regionen hoffentlich zur Verfügung steht. Dann wären auch sie klimaneutral. Kohlen- und Atomkraftwerke sind in einem solchen Szenario überflüssig.

Quelle: Holzenergie Schweiz

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Mittwoch, 27. Oktober 2021

Entlang Autobahnen viel Sonnenstrom erzeugbar

An seiner Sitzung vom 27. Oktober 2021 hat der Bundesrat einen Bericht in Erfüllung eines Postulats von Nationalrat Storni (20.3616) verabschiedet. Dieser zeigt, dass entlang von Autobahnen und Bahnstrecken insgesamt 101 Gigawattstunden (GWh) Strom pro Jahr produziert werden könnten. Zur besseren Nutzung dieses Potenzials braucht es rechtliche Anpassungen. Das UVEK wird diese nun zügig vorbereiten.


Das nutzbare Potenzial, das entlang von Nationalstrassen und Bahnstrecken für Photovoltaikanlagen an Lärmschutzwänden vorhanden ist, beträgt rund 101 GWh (Nationalstrassen: 55 GWh, Bahnstrecken: 46 GWh). Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von rund 22’000 Haushalten. Dies geht aus einer Studie hervor, die das Bundesamt für Strassen (ASTRA) in Beantwortung des Postulats Storni (20.3616) in Auftrag gegeben hat. Ob eine Lärmschutzwand mit einer Photovoltaik-Anlage ausgerüstet wird, hängt heute stark von den Investitionskosten und der Möglichkeit ab, den Strom zum Eigenverbrauch nutzen zu können.

Der Bundesrat will dafür sorgen, dass das Potenzial entlang der Lärmschutzwände künftig besser ausgeschöpft werden kann. Im Rahmen der Umsetzung des "Klimapakets Bundesverwaltung" wird das ASTRA bis 2030 rund 35 GWh pro Jahr ausbauen und dafür 65 Millionen Franken investieren. Diese Investitionen werden über die Betriebsdauer der Anlagen aufgrund tieferer Stromkosten amortisiert. Dort, wo das ASTRA den Strom nicht selber nutzen kann, sollen wie bisher Dritten die Flächen kostenlos zur Verfügung gestellt erhalten. Das «Klimapaket Bundesverwaltung» ist 2020 geschnürt worden und enthält Massnahmen, welche die Umweltbelastung der Bundesverwaltung reduzieren sollen.

Das UVEK wird die dazu nötige Änderung der Nationalstrassenverordnung vorbereiten. Zudem prüft es, ob die Finanzierung von Investitionen zugunsten der Bahnstromproduktion über den Bahninfrastrukturfonds ermöglicht werden sollte. 

Der Bundesrat 
https://www.admin.ch/gov/de/start.html 

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Sonntag, 24. Oktober 2021

AKW-Offensive ins Leere

Seit Wochen machen eingefuchste Kreise wieder mobil für neue Atomkraftwerke in der Schweiz. Das begann mit Pro-Atom-Artikeln dort, wo sie eigentlich nie aufhörten zu erscheinen wie in der Weltwoche oder im Nebelspalter seit dessen Umorientierung. Dann zogen die Neue Zürcher Zeitung nach und auch Wirtschaftsverbände, die sich wie Economiesuisse 2017 anlässlich der Abstimmung über die Energiestrategie im Referendumskampf noch für diese – und damit auch für ein Verbot neuer Atomreaktoren – ausgesprochen hatten. Doch es gibt andere Stimmen wie jene des Axpo-CEO, der sich offen gegen neue AKW ausspricht.

Es ist müssig darüber zu rätseln, warum gewisse Kreise wieder auf den atomaren Zug aufzuspringen versuchen. Doch dieser Zug verlässt trotz allem Bemühen nicht einmal den Bahnhof. Geschweige denn, dass er auf offener Strecke (also beim Finanzierungsversuch und beim Bau) höchstwahrscheinlich Schiffbruch erleiden wird. Auch die SRF-Sendung Standpunkte der Sonntagszeitung versuchte sich mit einem alles andere als neutralen Diskussionsleiter Reto Brennwald sonntags am Thema (siehe Bild oben).

Auf die Wiedergabe einzelner Statements von Exponenten, die sowohl wirtschaftlich wie politisch in dieser Diskussion eher als Leichtgewichte anzusehen sind (etwa der Nebelspalter-Journalist Dominik Feusi, die Energievereinspräsidentin Vanessa Meury, einzelne Mitte-Politiker und diverse SVP-Kader) sei hier verzichtet. Hingegen auf einige der vorgebrachten Argumente eingegangen:

Mit AKW lasse sich der befürchtete Stromengpass im Winter verhindern: Wenn denn stimmte, dass die Schweiz durch das Abstellen der noch laufenden vier AKW und durch zusätzlichen Strombedarf (E-Mobilität, Wärmepumpen in Gebäuden) bis zu über 70 Terawattstunden (TWh) neuer Anlagen für die Stromproduktion benötigt, so hilft ein neues AKW wahrlich wenig. Denn dieses erzeugte allenfalls deren zehn TWh. Gleich mehrere zu erstellen, ist politisch in der Schweiz sicher noch unrealistischer, als ein paar Windkraftanlagen zu erstellen.

Der befürchtete Stromengpass werde bereits zwischen den Jahren 2025 und 2030 eintreten, jedoch: Wer glaubt, bis dann in der Schweiz auch nur ein AKW erstellt zu haben, glaubt an weiss was. Selbst das nun plötzlich sehr schnell erstellte neue AKW in Dubai benötigte selbst nach Aussagen der Energieclub-Vertreterin Vanessa Meury deren zehn Jahre. Und dort handelte es sich keinesfalls um diese sagenhaften Mini-AKW, die nun als Wundermittel gelten - aber noch rein gar nicht existieren (selbst Polen hat deren Projektierung wieder abgeblasen). Ein einziges russisches Projekt auf dem sibirischen Meer ist in Funktion ohne nähere Leistungsangaben (eine deutsche TV-Crew durfte es nicht einmal betreten geschweige denn filmen). Bill Gates auf der anderen Seite ist seit mehr als einem Jahrzehnt am Entwerfen, ohne absehbares Ende.

Das Problem mit dem Atommüll gilt für die Schweizer Atomapologeten als gelöst. Ist es aber nicht! Denn selbst die durch die Nagra vorgeschlagenen Endlager-Gemeinden sind noch längst nicht an Bord. Gerade zu erheiternd ist das Argument, dass der Atommüll pro Einwohner in einer Cola-Büchse Platz habe (macht dann hierzulande also acht Millionen Cola-Dosen). Dass Brennstäbe und Müll problemlos wiederzuverwerten sind (noch keine einzige praktikable Anlage) und dass Atomenergie CO2-frei sei, sind reine Behauptungen. Die Erneuerbaren letzterer weisen immer bessere Werte auf und wenn schon, so sind sie bestens für die Kreislaufwirtschaft geeignet. Belastungen sind auch immer für die ganze Umwelt zu berücksichtigen, wenn auch CO2 ein wichtiges Element darstellt.

All diesen Träumen der Befürworter*innen (die gern auch das bestehende Verbot im Energiegesetz vergessen) den Todesstoss versetzt hat die Absage des CEO des grössten Schweizer Energiekonzern, wohlgemerkt beteiligt an bestehenden AKW. Christoph Brand liess sowohl an einer Medienpräsentation (siehe Solarmedia vom 21. Oktober 2021) also auch in der Zeitung Schweiz am Wochenende keinen Zweifel: Neuer Atomstrom ist doppelt so teuer wie Strom aus modernen Anlagen der Erneuerbaren Energien (Sonne, Wind, Wasser). Und ein derzeit herbeigeredetes Speicherproblem ist technisch längst gelöst und kommt derzeit in die Anwendung (wohlgemerkt also weiter als die Atomträume). Zur Haltung der Axpo passt übrigens jene des grössten deutschen Energiekonzerns: RWE will Atomkraftwerke nicht weiter betreiben – Erneuerbare Energien sind wirtschaftlich attraktiver!

Und noch ein heiterer Vergleich aus Twitter (vom Grünen-Präsident Balthasar Glättli): AKW als Lösung?! Wer Atomkraftwerke fordert gegen eine mögliche Strommangellage in den nächsten paar Jahren, handelt wie jemand, der im Moment, da sich eine Lawine löst, die Schaufel nimmt und beginnt, einen Zivilschutzbunker zu bauen.

Samstag, 23. Oktober 2021

Wärme für die Zukunft - So funktioniert Anergie

Über das Anergienetz wird Abwärme aus den benachbarten Rechenzentren von Swisscom Binz und Credit Suisse Uetlihof im Quartier verteilt und mit Hilfe von Wärmepumpen zum Heizen der Gebäude genutzt. Dafür wird die im Sommer anfallende Abwärme in mehreren Erdsonden-Feldern im Untergrund gespeichert und im Winter wieder gefördert. Dank der Abwärmenutzung sinkt der Bedarf an fossilen Energieträgern und der Ausstoss von CO2.

Quelle: fgzzh.ch

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Freitag, 22. Oktober 2021

Klimaschutz schafft 100'000e Arbeitsplätze

Die älteste Leier der deutschen Klimapolitik? „Man darf die Wirtschaft nicht überfordern.“ Nun zeigt eine Greenpeace-Studie: Mehr Klimaschutz schafft Jobs und Wachstum.

Mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz schafft Arbeitsplätze und stärkt die Wirtschaft, zeigt eine heute veröffentlichte Studie der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) im Auftrag von Greenpeace. Als erste Metastudie ihrer Art in Deutschland analysiert sie 25 Klimaschutz-Szenarien aus insgesamt zwölf Studien auf ihre ökonomischen Folgen. Alle untersuchten gesamtwirtschaftlichen Szenarien zeigen dabei einen positiven Effekt verglichen mit dem Status Quo. Im Durchschnitt aller Studien entstehen durch ambitionierten Klimaschutz bis zum Jahr 2030 etwa 275.000 zusätzliche Arbeitsplätze. Im optimistischsten Szenario sind es sogar 1,2 Millionen Jobs, im konservativsten immer noch 30.000. „Besserer Klimaschutz sorgt nicht für weniger, sondern für mehr Beschäftigung“, sagt Greenpeace Volkswirt Mauricio Vargas. „Die Menschen in Deutschland profitieren, wenn die nächste Bundesregierung die ökologische Modernisierung mit aller Kraft voranbringt.“ (Die Studie online: https://act.gp/3jjgKSb)

Mehr Ehrgeiz, etwa durch eine Entfesselung des Ausbaus der erneuerbaren Energien, wirkt sich insgesamt positiv auf die deutsche Wirtschaftsleistung aus. Alle untersuchten Studien weisen im Schnitt bis zum Jahr 2030 eine Wachstumsbeitrag von 1,1 Prozent aus, im optimistischsten Fall sogar um 2,5 Prozent. „Ohne Nachbesserungen beim Klimaschutz verpasst die Wirtschaft Wachstumsimpulse und riskiert Wettbewerbsnachteile. Der gefährliche Rückstand der deutschen Autobauer beim Umstieg auf saubere Antriebe ist hier eine deutliche Warnung“, so Vargas. „Die potenziellen Koalitionäre sollten diese Gefahr ernst nehmen. Ein schnellerer ökologischer Umbau stärkt die Wirtschaft und hilft, künftige Klimaschäden zu vermeiden.“

Branchen profitieren unterschiedlich von mehr Klimaschutz: Hinter den kalkulierten gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen durch besseren Klimaschutz stecken deutliche Branchenunterschiede. Zu den klaren Profiteuren höherer Anstrengungen zählen die Bauwirtschaft und die Elektroindustrie. Gewinnen werden voraussichtlich auch der Handel und der Dienstleistungssektor sein. Schwieriger gestaltet sich der Umbau für die fossile Energiewirtschaft und die noch immer stark vom Verbrenner abhängige Automobilwirtschaft. Die sinkenden Beschäftigtenzahlen werden hier jedoch durch parallel wirkende positive Effekte gering ausfallen.

Donnerstag, 21. Oktober 2021

Axpo: Yes we can!

Am Donnerstag haben Axpo CEO Christoph Brand und Axpo-Chefökonom Martin Koller ein Szenario präsentiert, wie und zu welchen Kosten die Schweiz die Energiewende bei gleichzeitig hoher Stromversorgungssicherheit erreichen kann. Sie zeigten gemäss der folgenden Medienmitteilung, dass der notwendige Ausbau erneuerbarer Energien möglich ist – wenn Bewilligungsverfahren und Finanzierungsmöglichkeiten dies zulassen.  

Die Schweiz will aus der Kernenergie aussteigen und den CO2-Ausstoss auf Netto-Null reduzieren. Dafür sollen die einheimischen erneuerbaren Energien gemäss Energiestrategie 2050 deutlich ausgebaut werden. Doch die Schweiz kommt kaum voran – die Ausbaugeschwindigkeit müsste sich vervielfachen. Stromversorgungsunterbrüche könnten schlimmstenfalls bereits ab 2025 Realität werden. Erhöht sich das Ausbautempo nicht, müsste bereits ab 2035 fast ein Drittel des Stroms importiert werden. Wenn die Versorgungssicherheit gewährleistet bleiben soll, muss die Schweiz jetzt entscheiden, mit welchem Strommix die Jahrhundertaufgabe gelingen kann, wie die gewünschten Stromquellen im notwendigen Ausmass zugebaut werden können und welche Kosten dabei entstehen dürfen.

Gestützt auf ihre Expertise aus dem In- und Ausland hat Axpo als grösste Stromproduzentin der Schweiz am Donnerstag einen Beitrag zu dieser Diskussion präsentiert. CEO Christoph Brand und Chefökonom Martin Koller stellten interessierten Kreisen aus Medien, Politik, Verwaltung, Forschung und Branche ein Szenario vor, mit dem die Energiewende bei gewährleisteter Stromversorgungssicherheit erreicht werden kann.

Axpo Szenario für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien

Annahmen des Szenarios: Die Nachfrage steigt bis 2050 um über 35 Prozent, da Elektroautos, Wärmepumpen und die Wasserstoffproduktion sowie die wachsende Bevölkerung mehr Strom verbrauchen, als durch Effizienzmassnahmen eingespart werden kann. Damit ist die Schweiz ist im Winter in jedem Fall auf Importe angewiesen, um den Strombedarf in einzelnen Momenten effizient decken zu können. Das Axpo-Szenario definiert eine Limite von 10 TWh Importen. Das Ziel einer vollständig autarken Schweiz wäre mit viel zu hohen Kosten und gesellschaftlichen Widerständen verbunden.

  • In der Produktion sieht das Axpo-Szenario die Nutzung diverser CO2-neutraler Technologien vor und setzt neben einem starken Ausbau von PV auf Dächern auch flankierend auf alpine PV, Wind, Geothermie und Biomasse. Im Vergleich zu einem Fokus auf eine einzelne Technologie nutzt dieser diversifizierte Ansatz alle Potenziale und führt zu einer stärkeren Stromeinspeisung im Winter. Es gibt keine einzelne Technologie oder Massnahme, die das Problem integral lösen könnte. Nur mit einem Zusammenspiel gelingt eine sichere Energiewende rechtzeitig. Für die Wasserkraft trifft das Szenario die eher optimistische Annahme, dass sich Restwassersanierungen und Ausbau in etwa ausgleichen und die Produktion auf dem heutigen Niveau verharren wird.
  • Ab 2040 werden in den Wintermonaten zusätzlich Gaskraftwerke basierend auf CO2-neutralem Gas eingesetzt, um die drohende Knappheiten zu decken, wenn die Kernkraftwerke nach 60 Jahren Laufzeit zu ersetzen sind.
  • Mit diesem Mix ist die Schweizer Jahresbilanz ungefähr ausgeglichen, es wird im Inland in etwa so viel Strom erzeugt wie verbraucht.
  • Während einer «Dunkelflaute», einer Extremsituation mit sehr wenig Photovoltaik und sehr wenig Wind, kann sich die Schweiz dank einer Speicherreserve – einer Rückhaltung von Wasser zur Stromproduktion – während mindestens zwei Wochen versorgen.
  • Im Axpo-Szenario müsste sich der Netzzuschlagsfonds mit maximal rund elf Milliarden Franken im Jahr 2046 verschulden können, was zurzeit nicht möglich ist. Anschliessend beginnt der Verschuldungsgrad wieder abzusinken. Diese Kosten könnten durch einen stärkeren Fokus auf eine Technologie (PV) und durch mehr Stromimporte zwar reduzieren werden, doch dies würde die Importabhängigkeit verschärfen und im Stressfall zu Versorgungsengpässen führen. In jedem Fall aber gilt: Die Finanzierungskosten sind im Vergleich zu einer Strommangellage vernachlässigbar.
  • Das Szenario geht von einer substanziellen Beschleunigung der Verfahren gegenüber dem Status Quo aus. Mit weiteren Verbesserungen bei den langwierigen Prozessen könnten die erneuerbaren Energien Wasser und Wind stärker ausgebaut werden.

Neben der Präsentation des Szenarios und des zugrundeliegenden Berechnungs-Tools «Power Switcher» wies Axpo CEO Christoph Brand auf verschiedene Hürden hin. «Technisch wäre der notwendige Ausbau erneuerbarer Energien machbar. Doch lange Bewilligungsprozesse und fehlende Wirtschaftlichkeit verhindern ein rasches Vorankommen. Die Schweiz muss diese Probleme nun lösen, damit der Ausbau endlich richtig vorwärtsschreitet.»

Den eigenen Strommix erstellen – mit dem «Power Switcher»

Berechnet und dargestellt wurde das Axpo-Szenario mit dem neuem «Power Switcher». Mit dem öffentlich zugänglichen online Tool konfigurieren Interessierte den Ausbau verschiedener Stromquellen. Sie erstellen so individuell den Schweizer Strommix der Zukunft. Sie erkennen, ob ihr Strommix die künftige Nachfrage decken kann oder wieviel Importe notwendig wären, um ein Blackout abzuwenden. Neben dem Axpo-Szenario sind auch diejenigen des Bundesamts für Energie sowie von SP-Nationalrat Roger Nordmann, GLP-Nationalrat Jürg Grossen und alt SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner dargestellt. Und schliesslich ist ebenfalls ersichtlich, wie sich ein «Weiter wie bisher» auswirken würde.

Die Berechnungen erfolgen basierend auf transparenten und nachvollziehbaren Daten. Sämtliche Annahmen werden offengelegt. Axpo entwickelt den Power Switcher stetig weiter.
powerswitcher.axpo.com

Zudem: Erfahren Sie Fakten, Hintergründe und Zusammenhänge zur Energiewende auf axpo.com/energiewende-schweiz und hören Sie die neuste Folge des Podcasts Energy Voices mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga.

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Dienstag, 19. Oktober 2021

Energievorbilder für Klimaschutz bis 2030

Die zivile Bundesverwaltung, das VBS sowie 13 weitere Akteure der Initiative Vorbild Energie und Klima gehen als Vorreiter voran: Bis 2030 werden sie die Energieeffizienz weiter steigern und die erneuerbaren Energien ausbauen. Die Bundesrätinnen Simonetta Sommaruga (UVEK) und Viola Amherd (VBS) haben auf dem Waffenplatz Thun gemeinsam mit den Akteuren die zweite Phase der Initiative Vorbild Energie und Klima eingeläutet. Die Initiative trägt zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 und zur Erreichung des Klimaziels Netto-Null bis 2050 bei. Ein neues Handlungsfeld in der zweiten Phase sind die klimaverträglichen Finanzflüsse, denn die Investitionsentscheide von heute sind mitentscheidend, wie viele Treibhausgase in Zukunft emittiert werden.

In der Initiative Vorbild Energie und Klima haben sich während der ersten Phase von 2013 bis 2020 zehn Akteure – die Post, ETH-Bereich, Genève Aéroport, SBB, SIG, Skyguide, Suva, Swisscom, VBS und die zivile Bundesverwaltung – zusammengeschlossen, um ihre Energieeffizienz zu erhöhen und die Verwendung erneuerbarer Energien zu fördern. Für die neue Phase von 2021 bis 2030 haben sich fünf weitere Akteure – PostFinance, PostAuto, die SRG, die Flughafen Zürich AG und die RUAG MRO Holding AG – für die Initiative verpflichtet. Der Energieverbrauch aller Akteure macht mehr als 2,5 Prozent des Schweizerischen Gesamtenergieverbrauchs aus.

Ambitionierte Ziele definiert für neue Phase 2021 bis 2030: Am Startanlass vom 19. Oktober 2021 haben die Bundesrätinnen Simonetta Sommaruga und Viola Amherd sowie die Direktoren und CEOs der Akteure die Absichtserklärung für die neue Phase 2021 bis 2030 unterzeichnet. Damit verpflichten sich alle Akteure, die Energieeffizienz weiter zu steigern und den Umstieg auf erneuerbare Energien voranzutreiben. Sie werden 15 gemeinsame Massnahmen in den Bereichen Management, Beschaffung und Betrieb umsetzen und zahlreiche individuelle, auf die Akteure zugeschnittene Massnahmen realisieren. Für die Energieeffizienz, die ökologische Stromproduktion sowie den Anteil an erneuerbarer Wärme respektive Kälte und Treibstoffe haben die Akteure ambitionierte, individuelle Ziele bis 2026 bzw. 2030 festgelegt. Der Anteil an erneuerbarem Strom soll bei allen bis spätestens 2026 auf 100 Prozent steigen.

Energieziele in der ersten Phase übertroffen: Die Bilanz der ersten Phase ist äusserst positiv. Von 2013 bis 2020 steigerten die zehn Akteure ihre Energieeffizienz im Vergleich zum Basisjahr 2006 um 31,1 Prozent. Das gemeinsame Ziel, die Energieeffizienz um 25 Prozent zu erhöhen, haben sie bereits 2015 erreicht. Ihren Anteil an erneuerbaren Energien – inklusive Strom – steigerten sie von ursprünglich 35,5 auf 60,2 Prozent. Der Strom stammt bereits jetzt beinahe zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Das zeigt der im Juni 2021 publizierte Bericht zur ersten Phase 2013–2020. Diese Fortschritte waren möglich dank 39 gemeinsamen und 117 spezifischen Massnahmen. Darunter etwa die mit dem Watt d’Or ausgezeichneten Projekte: Das Anergienetz der ETH Zürich sowie das mit Regenwasser gekühlte Rechenzentrum der Swisscom, dessen Abwärme eine ganze Nachbarschaft heizt. Weitere Beispiele von Massnahmen waren die Umstellung der Hälfte der Postzustellfahrzeuge auf umweltfreundliche Antriebe oder das optimierte Anflugmanagement der Skyguide für den Flughafen Zürich.

Gemeinsame Fortschritte und Sichtbarkeit der Massnahmen: Mit klaren Zielen, Massnahmen, dem Controlling und dem gemeinsamen Austausch bietet die Initiative den Akteuren einen unterstützenden Rahmen für Fortschritte im Klima- und Energiebereich und sorgt für Sichtbarkeit und Akzeptanz der Massnahmen. Die Akteure gehen als Vorbild voran und zeigen anhand guter Beispiele und mit praxistauglichen Hilfsmitteln, wie das Ziel einer klimaneutralen Schweiz erreicht werden kann. Der Beitritt der fünf neuen Akteure und das Interesse weiterer Unternehmen und Organisationen zeigen, dass die Initiative das Bedürfnis nach einem strukturierten Rahmen und einem aktiven Netzwerk für die Umsetzung der Energiestrategie 2050 gut abdeckt.

Über die Initiative Vorbild Energie und Klima: Die Initiative ist eine Massnahme der Energiestrategie 2050 und richtet sich an die wichtigsten Schweizer Anbieter von öffentlich relevanten Dienstleistungen, die im Bereich Energie und Klima innovativ und vorbildlich handeln wollen, indem sie ihre Energieeffizienz steigern und den Umstieg auf erneuerbare Energien fördern. Die Akteure leisten damit ihren Beitrag zur Umsetzung des Pariser Übereinkommens von 2015. Dieses hat zum Ziel, die weltweite Klimaerwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen und einen maximalen Temperaturanstieg von 1,5 Grad Celsius anzustreben.


Adresse für Rückfragen

Andreas Renggli, Polarstern AG, Kommunikation für die Geschäftsstelle Vorbild Energie und Klima, 079 304 17 07, andreas.renggli@polarstern.ch
Medienstelle BFE, 058 460 81 52


Mittwoch, 13. Oktober 2021

So geht Versorgung mit Strom im Winter

Wie steht es um die künftige Energieversorgung und die Versorgungssicherheit, wenn die Schweiz bis 2050 das Netto-Null-Ziel erreichen will? Die Energieperspektiven 2050+, die im November 2020 publiziert wurden, geben Antworten darauf. Ein wichtiges Thema dabei ist zum Beispiel die Stromversorgung der Schweiz im Winterhalbjahr. Dazu liegt nun ein ergänzender Exkurs vor – ebenso einer zur Rolle der Biomasse in der künftigen Energieversorgung.

Michael Kost ist im Bundesamt für Energie Leiter der Sektion Analysen und Perspektiven. Energeiaplus hat bei ihm nachgefragt, welche Bedeutung diese Exkurse haben und was die wichtigsten Erkenntnisse sind.

Energeiaplus: Knapp 70 Seiten umfasst der Exkurs zur Winterstrom-Versorgung. (Französische Version hier) Es ist eine umfassende Zusammenstellung, welche den Status Quo, die mögliche Entwicklung und die zentralen Optionen der Schweizer Stromversorgung im Winterhalbjahr einbezieht. Warum die gesonderte Betrachtung dieses Themas?

Michael Kost leitet die Sektion
Analysen und Perspektiven
im Bundesamt für Energie; Bild: BFE

Michael Kost: Bereits heute ist die Schweiz im Winter ein Netto-Stromimporteur. Dies wegen des höheren Strombedarfs während der kalten Monate und des hohen Anteils der Wasserkraft an der Stromerzeugung, die im Winter weniger liefert. Im Sommer ist die Schweiz hingegen ein Netto-Exporteur. Wenn die Kernkraftwerke nach und nach vom Netz gehen, wird sich die Winter-Importsituation mittelfristig, das heisst in den 2030er Jahren, vorübergehend verschärfen, bis gegen 2050 genügend erneuerbare Anlagen wie Photovoltaik, Windenergie inländisch produzierten Strom liefern.

Durch den Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU liegt auch das geplante Stromabkommen nun auf Eis. Dadurch ergeben sich bereits kurz- bis mittelfristig gewisse Unsicherheiten bezüglich der Winterstromversorgung (siehe Medienmitteilung des Bundesrates vom 13. Oktober 2021). Die Energieperspektiven 2050+ sind auf diese kurze Frist aber nur bedingt aussagekräftig. Ihr Fokus liegt darauf, in verschiedenen Szenarien Erkenntnisse zur längerfristigen Versorgungslage zu liefern.

Die bisher publizierten Ergebnisse der Energieperspektiven 2050+ fokussieren auf die jährliche beziehungsweise auf die saisonale Betrachtung. Gerade bei der Diskussion über die Stromversorgung im Winter ist aber eine detailliertere Analyse, eine feinere zeitliche Auflösung notwendig. Deshalb werden im Exkurs auch wöchentliche und stündliche Analysen der Szenarienergebnisse dargestellt und diskutiert.

Was ist die Haupterkenntnis des Exkurses zum Winterstrom?

Auch wenn künftig die Winteranteile der Schweizer Stromerzeugung tiefer sind als heute und nach dem Kernenergieausstieg mehr Strom importiert werden muss, kann der Strombedarf auch im Winterhalbjahr zu jeder Stunde gedeckt werden. Das zeigen die Szenarien der Energieperspektiven 2050+. Sie gehen davon aus, dass die europäischen Nachbarn zur Erreichung der Klimaziele ebenfalls ihre Energiesysteme umstellen und es keine technischen oder politischen Handelsrestriktionen für den Stromaustausch mit dem Ausland gibt.

Wichtig ist: Es wird zwar Stunden geben, in denen die Schweiz keinen Strom importieren kann, aber in der Regel wird der Import möglich sein.  Ausserdem: Die Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke, die Batteriespeicher bei Photovoltaikanlagen, die flexiblen Lademöglichkeiten der Elektromobile, oder die flexible Steuerung von Wärmepumpen verleihen dem Schweizer Stromsystem eine hohe Flexibilität. Das ermöglicht auch im Winter den Ausgleich über Stunden oder Tage. Davon profitiert nicht nur die Schweiz, sondern auch das Ausland.

Kann man auf Grund dieser Zusammenstellung Aussagen über die zukünftigen Herausforderungen machen?

Es braucht einen raschen Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion inklusive der Wasserkraft. Daneben gilt es, die Flexibilitätspotenziale auf der Verbraucherseite auszunutzen. Diese entstehen insbesondere auch bei neuen Stromverbrauchern wie Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen. Wichtig ist ebenfalls, dass die Schweiz in den europäischen Strommarkt eingebunden bleibt und die Stromnetze entsprechend den Bedürfnissen weiterentwickelt werden.

An wen richtet sich dieser Exkurs?

Der Exkurs ist eher technisch und richtet sich an all jene, die sich vertieft mit der Stromversorgung im Winter auseinandersetzen wollen.

Ein weiterer Exkurs wurde dem Thema Biomasse gewidmet. Warum zu diesem Thema?

Erneuerbare Energieträger wie Holz und Biogas können vielfältig eingesetzt werden und spielen bei der Dekarbonisierung des Energiesystems eine tragende Rolle. Aber die nachhaltigen Biomassepotenziale sind begrenzt. Künftig wird es wichtig sein, die vorhandene Biomasse am richtigen Ort einzusetzen.

Was zeigt dieser Exkurs auf?

Die einheimischen Biomassepotenziale müssen ausgeschöpft werden. Es kann auch eine gewisse Menge nachhaltiger Biomasse zum Beispiel in Form von Biogas importiert werden. Die beschränkten Biomassepotenziale sind als Ersatz für fossile Brennstoffe dort einzusetzen, wo die Elektrifizierung schwierig ist.

Hierzu gehören beispielsweise Hochtemperaturprozesswärme in der Industrie oder die Bereitstellung von Spitzenlast in Wärmenetzen. Wird die Wärme mittels Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) erzeugt, kann so auch erneuerbarer Strom erzeugt werden. Hierzu gibt es mehr Informationen im bereits publizierten Exkurs zu den WKK-Anlagen.

Welche Rolle wird Biomasse in der künftigen Energieversorgung spielen?

Biomasse spielt auch in Zukunft bei der Wärmeversorgung der Gebäude eine nicht zu vernachlässigende Rolle, wobei hier vermehrt Wärmenetze zum Einsatz kommen. Längerfristig spielt Biogas in der Industrie eine bedeutende Rolle bei der Bereitstellung von Hochtemperaturprozesswärme. Es ersetzt hierbei das fossile Erdgas. Der in Kehrichtverwertungsanlagen genutzte biogene Abfall bleibt ein wichtiger biogener Energieträger zur Strom- und Fernwärmeerzeugung.

Nebst der Erzeugung von nahezu treibhausgasneutraler Wärme und Strom ist die Biomasse auch von hoher Bedeutung für die Erzeugung von negativen Emissionen. Werden grössere Biomassefeuerungsanlagen und Kehrichtverwertungsanlagen mit Carbon Capture and Storage (CCS) kombiniert, kann bei der Verbrennung das CO2 abgeschieden und nachträglich dauerhaft gespeichert werden. Hierzu ist im bereits publizierten Exkurs zu Carbon Capture & Storage (CCS) und Negativemissionstechnologien (NET) mehr zu erfahren. Sie finden den Artikel hier.

Interview: Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie

Quelle: energeiaplus.com 

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Dienstag, 12. Oktober 2021

Erstes solarelektrisches Firmengebäude in Austria

Der österreichische Spezialist für solarelektrische Wärmeerzeugung my-PV hat nach sieben Monaten Bauzeit sein neues Betriebsgebäude eröffnet. Mit dem Neubau in Neuzeug folgt der Hersteller seinem Konzept „Kabel statt Rohre“ und setzt gemäss Medienmitteilung Maßstäbe in der solarelektrischen Wärmeversorgung. 

 

Andersherum entworfen hat my-PV sein neues Firmengebäude: „Anstatt die Solaranlage auf dem Gebäude zu planen, haben wir die Außenhülle rund um die Photovoltaikmodule geplant“, erläutert Geschäftsführer Dr. Gerhard Rimpler das Konzept. Die 108 Solarmodule, deren Maße die Gestaltung der Gebäudehülle vorgegeben haben, hängen an der Außenfassade. Die Paneele integrieren sich bündig in die Gebäudewand aus Lärchenholz. Auf dem mit neun Grad nach Süden geneigten Pultdach erzeugen weitere 200 Solarmodule insgesamt jährlich mehr als 82.000 Kilowattstunden Strom.

 

Überschüssiger Solarstrom aktiviert Gebäudefundament: Egal ob Warmwasser, Heizung oder Strom – die 100-kWp-Photovoltaikanlage versorgt das Gebäude komplett solarelektrisch. Dafür hat my-PV Elektroheizdrähte in das 25 bis 50 Zentimeter dicke Fundament eingegossen. Eine stufenlos leistungsgeregelte 40-Kilowatt-Elektroheizung aktiviert in den kälteren Monaten das Betonfundament mit überschüssigem Solarstrom. Die maximale Heizlast des Niedrigenergiehauses in Holzleichtbauweise ist mit 14 Kilowatt zwar deutlich geringer, die überschüssige Energie kann jedoch durch die Bauteilaktivierung zwischengespeichert und später wieder abgegeben werden.

 

Die Heiztechnik kommt vollständig ohne wassergeführte Leitungen aus. Denn auch das erste Obergeschoss wärmt eine handelsübliche Elektro-Fußbodenheizung, deren Heizdrähte im Estrich verlegt wurden. Im Sommer nutzt ein VRF-System den überschüssigen Solarstrom zum Kühlen der Räume. „Mit unserem neuen Firmengebäude verwirklichen wir unsere solarelektrische Vision“, sagt Rimpler.

 

Zwölf Leistungssteller AC•THOR bzw. AC•THOR 9s und ein übergeordnetes Energiemanagementsystem steuern die Haustechnik. my-PV hat die Geräte sowie einen 300-Liter-Warmwasserspeicher inklusive des Heizstabs AC ELWA-E gut sichtbar im Eingangsbereich des Gebäudes untergebracht. So sehen Besucher direkt beim Betreten des Gebäudes, wie die Gebäudeversorgung funktioniert. „Außerdem haben wir uns gegenüber konventioneller Haustechnik einen 20 Quadratmeter großen Haustechnikraum erspart. Das allein spart fast drei Prozent der Baukosten“, erklärt Rimpler.

 

Parkplätze ohne Flächenversiegelung: Die Parkplätze hat my-PV aus Kunststoffrastern mit recycelten Materialien angelegt. Es ermöglicht eine Begrünung der Parkflächen, sodass Regenwasser im Boden versickern kann. „Unser Parkplatz kommt fast komplett ohne Bodenversiegelung aus“, erläutert Rimpler. An zwei Schnellladestationen können Kunden künftig ihre Elektroautos mit umweltfreundlichem Solarstrom tanken; darüber hinaus verfügt jeder Parkplatz über eine 230-Volt-Anschlussmöglichkeit.  

 

Geringe Investitions- und Betriebskosten: Rund zwei Millionen Euro hat my-PV in das Projekt investiert. Die jährlichen Kosten für Strom, Heizung und Warmwasser für das Gebäude mit einer Geschossfläche von 858 Quadratmetern belaufen sich voraussichtlich auf rund 2.100 Euro. Das sind 67 Prozent weniger als bei Betriebsgebäuden ähnlicher Größe mit herkömmlicher Heiztechnik.

 

Die Aufzeichnung der Eröffnungsfeier finden Sie unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=eIlOuVRHIEo&t=2552s

 

Über my-PV

Der Hersteller my-PV GmbH aus Neuzeug wurde 2011 gegründet. Er hat sich seitdem zu einem bedeutenden Hersteller für die Warmwasserbereitung mit Photovoltaik entwickelt. Zu Beginn stand eine autarke Insellösung für Warmwasser aus Photovoltaik (ELWA) zur Verfügung; das Wechselstrommodell (AC ELWA-E) wandelt überschüssigen Strom netzgekoppelter Photovoltaikanlagen in Wärme um und ist kompatibel zu vielen gängigen Herstellern. Mit der AC•THOR Produktreihe wird die Kombination mit Batteriesystemen, gängigen Wechselrichtern und Energie-Management-Systemen für ein perfektes Überschuss-Management erweitert. Bereits seit 2018 denkt my-PV auch im Sektor Heizung bzw. Raumwärme solarelektrisch. Im August 2021 erfolgte die Übersiedelung in das einzigartige solarelektrische Firmengebäude in der Betriebsstraße 12 in 4523 Neuzeug in Oberösterreich mit dem Ziel: Empowering the Solar Future.

 

Quelle:  pr-krampitz.de

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Freitag, 8. Oktober 2021

Heilungsprozess für Erde

„Die sanfte Energiewende bietet Vorteile für alle: „Arbeitsplätze für die Arbeitslosen, Kapital für Geschäftsleute, Umweltschutz für Umweltschützer, größere nationale Sicherheit für das Militär, Gelegenheiten zur Innovation für kleine Unternehmen und zum Recycling für Großunternehmen, faszinierende Technologien für die mehr weltlich Orientierten, eine Wiedergeburt spiritueller Werte für die Religiösen, traditionelle Tugenden für die Alten, radikale Reformen für die Jungen, Ordnung und Gleichheit für die Welt der Globalisten, Energieunabhängigkeit für die Isolationisten, Bürgerrechte für Liberale, Rechte der Einzelstaaten für Konservative.“ Diese Hymne auf die erneuerbaren Energien schrieb der US-Zukunftsforscher Amory Lovins im Jahr 1978. Ein nun aktueller Kommentar von Franz Alt zu den deutschen Wahlen.

Energiewende mehr denn je:  Das wichtigste Projekt der neuen Bundesregierung ist die rasche solare Energiewende. Im deutschen Wahlkampf 2021 hörten wir noch das exakte Gegenteil: Die solare Energiewende sei zu teuer, nachts scheine keine Sonne, der Wind sei zu unbeständig usw., also alles, was den Bedenkenträgern so einfällt. Dabei ist längst erwiesen und wissenschaftlich belegt, dass die fossil-atomaren Energieträger ein Nichts sind gegenüber den sechs großen alternativen Energieträgern Sonne, Wind, Wasserkraft, Bioenergie, Erdwärme sowie Wellen- und Strömungsenergie der Ozeane.

Allein die Sonne schickt uns circa 15.000 mal mehr Energie als alle Menschen heute verbrauchen. Theoretisch natürlich. Aber auch praktisch kann Deutschland ca. hundertmal mehr Energie aus Sonne und Wind erzeugen als wir zur Zeit verbrauchen. Und: erneuerbare Energien sind weit preiswerter als die alten Klima- und umweltzerstörenden Energien. Worauf also warten wir noch? Nirgendwo in der Welt gibt es Marktwirtschaft in der Energiepolitik. Überall muss die alte Energie mit Milliarden-Subventionen unterstützt werden. Wenn diese Subventionen in Deutschland wegfallen, dann ist hierzulande der Kohleausstieg bis 2025 vollzogen. Weil die Sonne keine Rechnung schickt, ist Solarpolitik heute Sozialpolitik. Auch der Wind schickt keine Rechnung. Sonne und Wind sind natürliche Geschenke des Himmels. Also: Weg mit den bürokratischen Hindernissen beim Ausbau von Windrädern und Solaranlagen.

Was heißt das für die künftige Bundesregierung? Bitte befreit euch von den alten Vorurteilen und öffnet euch für die Riesenchance, welche uns eine rasche Energiewende bringen wird. Sie ist preiswert, umweltfreundlich und schafft Millionen neue zukunftsfähige Jobs. Das Wichtigste: Die solare Energiewende leitet einen Heilungsprozess für die kranke Erde und für alles Leben ein. Eine gesunde Erde ist die Basis für ein gesundes Leben. Heute sterben Jahr für Jahr sieben Millionen Menschen an verschmutzter Luft. Tendenz stark steigend, sagt die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Diese unschlagbaren Argumente müssten doch Grüne, Liberale und sozial engagierte Politikerinnen in einer rot-grün-gelben Zukunftskoalition in gleicher Weise überzeugen. Über eine sanfte Energiewende finden wir einen Weg von der heutigen fossilen zur solaren Kultur von morgen. Der Abschied fällt vor allem aus ästhetischen Gründen leicht. Denn die fossile Kultur bedeutet rauchende Schornsteine, Dreck, Staub, Schwefelgestank, ölverschmierte Vögel, Ölfilme im Wasser, verarmte und verbrauchte Landschaften, stinkende und laute Autos. Deshalb wird zum Beispiel der Übergang vom Verbrenner- zum Elektroauto weit schneller vollzogen als sich das die meisten Menschen heute noch vorstellen.

Die rasche solare Energiewende ist das wichtigste Projekt einer neuen Bundesregierung. Wir stehen an der Wende zu einem solaren Zeitalter mit riesigen Chancen für die künftigen Generationen. Erneuerbare Energien sind der Stimulans für Klimaschutz, Gesundheit und für eine neue Wohlstandgesellschaft von morgen.

Bürger, zur Sonne, zur Freiheit! Solarier aller Länder vereinigt euch!

Quelle: sonnenseite.com

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Donnerstag, 7. Oktober 2021

CH-Energiewende: Erfolg nur mit den Bürger:innen

Die direkte Beteiligung von Bürger:innen an erneuerbaren Energie-Projekten ist ein massgeblicher Erfolgsfaktor für das Gelingen der Energiewende. Eine neue Studie im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung SES trägt Erfahrungswerte aus europäischen Nachbarländern zusammen und leitet Empfehlungen für die Schweiz ab. Wie können wir Beteiligungsmöglichkeiten stärken? Die Studie stellt drei Vorschläge in den Raum, welche die Debatte über ein neues Energiegesetz beeinflussen.

Europaweit existieren verschiedene Formen, wie sich Bürger:innen an Wind- oder Solarkraftwerken beteiligen können. Die Europäische Union hat das Erfolgspotenzial solcher Modelle erkannt und fördert diese entsprechend. Im Auftrag der SES hat Benjamin Schmid analysiert, welche Erfahrungen aus der Förderpolitik fünf europäischer (Teil-)Staaten gezogen werden können, um deren Potenzial für die Energiewende in der Schweiz besser zu nutzen. «Die Vorteile liegen auf der Hand», erklärt Studienautor Schmid. «Beteiligungsmöglichkeiten können die Akzeptanz der Energiewende insgesamt erhöhen, zusätzliches Kapital zur Finanzierung von neuen Anlagen generieren und die demokratische Mitbestimmung in der Energieversorgung verbessern. Dadurch sollten mehr erneuerbare Energieanlagen realisiert werden.»

Drei Vorschläge für die Schweiz: Als Fazit der Analysen von Dänemark, Deutschland, Österreich, Schottland (UK) und Wallonien (BE) leitet die Studie drei Vorschläge ab, welche die Beteiligungen von Bürger:innen und die Akzeptanz der Energiewende auch in der Schweiz erhöhen und somit die Energiewende beschleunigen können.

  1. Bei den derzeit eingesetzten Finanzierungsinstrumenten für erneuerbare Energien ist fehlende Planungs- und Investitionssicherheit ein zentrales Hindernis für die Entwicklung von Bürger:innnen-Beteiligungsprojekten. Ein schweizweit einheitlicher und langfristig garantierter Rückliefertarif für eingespeisten Strom aus kleinen und mittelgrossen Photovoltaikanlagen (< 500 Kilowatt) könnte hier Abhilfe verschaffen und damit den Ausbau befördern.
  2. Das Modell der «Zusammenschlüsse für den Eigenverbrauch» sollte erweitert werden, so dass Eigenverbrauch nicht nur am Ort der Produktion, sondern im gesamten lokalen Verteilnetz möglich ist. Dies schafft Anreize, verfügbare Flächen vollständig für Photovoltaikanlagen zu nutzen und die brachliegenden Potenziale optimal auszuschöpfen.
  3. Ähnlich wie in Dänemark sollte die Pflicht eingeführt werden, dass ein bestimmter Anteil des Eigentums neuer erneuerbare Energie-Anlagen – beispielsweise 20 Prozent – für Investitionen von Anwohner:innen und Standortgemeinden geöffnet werden. Damit kann die Bevölkerung besser eingebunden werden, was die Akzeptanz – gerade bei Windkraftprojekten – verbessern kann.

Energiewende – ein gesamtgesellschaftliches Projekt: «Die erfolgsversprechenden Aspekte der europäischen Förderpolitik sollten der Schweiz als Vorbild dienen», kommentiert Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien bei der SES, die Studienresultate. «Denn dort kommt der Ausbau von Sonne und Wind rascher voran als bei uns.» Es sei klar, dass die Energiewende nicht allein mit technologischen Lösungen umgesetzt werden kann. «Es eilt. Für das nötige Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien brauchen wir alle. Die Energiewende muss ein gesamtgesellschaftliches Projekt werden.»

Politik kann den Rahmen setzen: Für Priska Wismer-Felder, Mitte-Nationalrätin und Mitglied der Energiekommission UREK, kommen die Studienerkenntnisse zum richtigen Zeitpunkt. «Ich kenne die Bedeutung von Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger:innen aus eigener Erfahrung mit dem Windkraftprojekt auf unserem Hof in Rickenbach», so Priska Wismer. «Ideen, welche die Akzeptanz für erneuerbare Energien fördern, sind gesucht. Die Energiewende gelingt nur gemeinsam mit der Bevölkerung.» Das Parlament wird noch dieses Jahr mit der Beratung des Energiegesetzes beginnen. «Die Politik kann und muss hier einen wichtigen Beitrag leisten.»

Download:  Studie «Politikinstrumente zur Förderung der Bürgerenergiewende – Erfahrungen aus fünf europäischen Ländern und Vorschläge für die Schweiz» (.pdf)

Quelle: Schweizerische Energie Stiftung SES

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Mittwoch, 6. Oktober 2021

Messe in München - startet Energiewende neu


Die vergangenen Wochen mit dem extremen Starkregen in Deutschland, den Überflutungen von Teilen New Yorks und den Feuersbrünsten in Südeuropa und Kalifornien sind auch nach Meinung der meisten Klimaexperten ein klares Warnsignal: Es müssen so schnell wie möglich geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um die schwerwiegenden Folgen der Klimakrise einzudämmen. Weltweit muss CO2 in großem Umfang eingespart werden und die Energieversorgung noch stärker auf Erneuerbare Energien setzen. Die Lösungen und Technologien dafür sind längst vorhanden. Die Innovationsplattform The smarter E Europe Restart 2021 und die vier parallel stattfindenden Energiefachmessen Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe präsentieren in München die Lösungen und Innovationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Zu erleben sind die Messen vom 6. bis 8. Oktober auf der Messe München - und in der Medienmitteilung der Veranstalter.

Die jetzt nötigen Klimaschutzmaßnahmen stellen die Dringlichkeit eines massiven Ausbaus der erneuerbaren Energien klar heraus. Nur im Mix verschiedener erneuerbarer Energieträger, flächendeckender Speicherinfrastrukturen und einer intelligenten Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr lässt sich die Energiewende umsetzen. Für Deutschland und Europa bedeutet das vor allem, den Photovoltaik-Ausbau zu vervielfachen, um eine Stromlücke, die durch einen zu langsamen Ausbau drohen könnte, zu schließen. Laut einer Analyse von EUPD Research droht diese in Deutschland ab 2022 und könnte sich in den Folgejahren zunehmend ausweiten – im Jahr 2025 auf über 100 Terawattstunden (TWh).

Diese Stromlücke kündigt sich aufgrund des steigenden Strombedarfs durch die Elektrifizierung des Verkehrs- sowie von Teilen des Wärmesektors an – bei gleichzeitiger Abschaltung der Atom-und Kohlekraftwerke und dem zu geringen Ausbaupfad für die wesentlichen erneuerbaren Energien Photovoltaik und Windenergie. Dazu Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW): „Wir müssen jetzt den ‚Solar- und Speicherturbo‘ einlegen, um fossile Kraftwerkskapazitäten rechtzeitig zu ersetzen. Konkret heißt das, die Solarisierung unserer Energieversorgung schnellstmöglich mindestens um den Faktor drei bis vier zu beschleunigen. The smarter E Europe ist als zentrale Innovationsplattform in Europa dafür jetzt ein zentraler Katalysator.”

Neben dem schnelleren Ausbau der Photovoltaik
mit klassischen Dach- und Freiflächenanlagen können gebäudeintegrierte PV-Anlagen (BIPV) und Agri-Photovoltaik (Agri-PV) auf landwirtschaftlichen Flächen ebenso beitragen wie die Nutzung von Wasserflächen. „Floating PV“ bietet den Vorteil neue Flächen für die Energiewende nutzen zu können und Landnutzungskonflikte zu minimieren. Mehr zu diesen Themen bieten die Intersolar Europe, die weltweit führende Fachmesse für die Solarwirtschaft, die in diesem Jahr ihr 30jähriges Jubiläum feiert, sowie die begleitende Intersolar Europe Conference. Hier erleben die Teilnehmer die wichtigsten Trends und Innovationen, erfahren alles über neue Märkte und Geschäftsmodelle und wie digitale Technologien das Anlagendesign, Betrieb und Wartung von PV-Anlagen optimieren können.

Grüner Wasserstoff- ein wichtiger Faktor für den Ausbau von Photovoltaik und Windkraft: Doch damit die Energiewende und die neue Energiewelt funktionieren können, sind neben dem Ausbau der Solar- und Windenergie auch effiziente Stromspeicher für diese Systeme gefragt. Vor allem für die kurzzeitige Stromspeicherung werden Batteriespeicher in Zukunft von zentraler Bedeutung sein, insbesondere angesichts der aktuellen Ausweitung von Produktionskapazitäten und der damit einhergehenden weiteren Kostensenkung. Laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), wurden allein im privaten Bereich in Deutschland im vergangenen Jahr rund 88.000 neue Heimspeicher installiert und damit nahezu jede zweite PV-Anlage mit einem Batteriespeicher kombiniert. Der geplante deutliche Ausbau der Kapazitäten zur Produktion von grünem Wasserstoff kommt jetzt hinzu und tritt als ein weiteres Schlüsselelement der Energiewende immer stärker in den Fokus. Grüner Wasserstoff wird damit zu einer wichtigen Option, um die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr über regenerative Energien enger aneinander zu koppeln. Mit grünem Wasserstoff lassen sich zudem Anwendungen in der Industrie, bei Schiffs-, Schwer- und Flugverkehr dekarbonisieren, die nicht direkt elektrifiziert werden können. 

Digitalisierung für die intelligente Steuerung eines komplexen Energiesystems: Machine Learning, künstliche Intelligenz (KI) und Big Data schaffen neue Möglichkeiten für das Design von Energiesystemen, die Anlagenkonfiguration, vorausschauende Wartung, Monitoring und Ertrags- und Wetterprognosen (Forecasting). All das dient der Reduzierung der Stromgestehungskosten und damit der Rentabilität der Anlagen. Digitale Anwendungen sorgen in Zukunft für die intelligente Steuerung und Verteilung eines immer komplexer werdenden Energiesystems und bringen Angebot und Nachfrage in Einklang – egal ob in der energieintensiven Industrie, auf regionaler Ebene oder in Quartieren und Einfamilienhäusern. 

Auch die Wirtschaft hat die Zeichen der Zeit erkannt: Immer mehr Firmen versorgen ihren Betrieb kostengünstig und umweltfreundlich mit Elektrizität und betreiben ihre Produktionsprozesse klimaneutral. Um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, wird ein niedriger Carbon Footprint in Zukunft essenziell sein. Nachhaltigkeitsratings führen nicht nur immer mehr Kapitalgeber für ihre Investitionsentscheidungen ein, sondern auch große Konzerne für die Auftragsvergabe an Zulieferer. Der Weg zum klimaneutralen Unternehmen ist eines der Fokusthemen der EM-Power Europe, der internationalen Fachmesse für Energiemanagement und vernetzte Energielösungen. Auch im EM-Power Forum in Halle B5 nimmt das Thema einen größeren Raum ein. Daneben stehen Sektorkopplung in Gebäuden und Quartieren sowie Zukunftsthemen rund um Smart Grids und Netzinfrastruktur auf dem Programm.

Das Ende der Verbrenner: Die öffentliche Ladeinfrastruktur in Europa ist 2020 um 35 Prozent gewachsen, das Interesse an privaten Wallboxen in Deutschland ist riesig. Entsprechend steigt die Zahl der Anbieter und Produkte. Der Anteil privater Ladevorgänge wird in den kommenden zehn Jahren weiter überwiegen – und zwar deutlich mit rund 80 Prozent, davon geht die Nationale Leitstelle für Ladeinfrastruktur in Deutschland aus. Lademöglichkeiten zu Hause, beim Arbeitgeber und an Einkaufszentren werden noch stärker gefragt sein. Die deutsche Bundesregierung fördert das und setzt dabei auf zukunftsweisende Kriterien wie die Steuerbarkeit der Ladelösungen und die Verwendung von Strom aus erneuerbarer Energie. Seit dem Start des Programms Ende November 2020 wurden 385.000 Anträge auf die Förderung von 470.000 privaten Ladepunkten gestellt. 

Ähnlich wie Tankstellen heute, werden die Betreiber von Ladeinfrastruktur sowie deren Service Provider in naher Zukunft eine zentrale Rolle in der Mobilität einnehmen – und damit systemrelevant werden. Strom wird idealerweise mit erneuerbaren Energien vor Ort erzeugt. Über den grünen Ladestrom wachsen der Energie- und Mobilitätsektor zusammen. Umso wichtiger ist die sinnvolle und effiziente Verteilung des zur Verfügung stehenden Stroms und damit die Einbeziehung der Netze, Gebäude und Fahrzeuge sowie der Stand- und Ladezeiten. Intelligente Ladesysteme mit entsprechendem Energie- und Lastmanagement, sowie einfache Bezahlfunktionen zur Abrechnung des Ladestroms sind notwendig.


The smarter E Europe findet mit ihren vier Einzelmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) vom 06. bis 08. Oktober als The smarter E Europe Restart 2021 auf der Messe München statt.

Weitere Informationen unter: