Der
Atomlobby-Verband Swissnuclear hat am Freitag mit der Kostenstudie 2021 die
Kosten für den Rückbau und die Entsorgung der Schweizer Atomkraftwerke
präsentiert. Eine erste Analyse der Schweizerischen Energie-Stiftung SES
zeigt: Insbesondere bei den Entsorgungskosten werden massgebliche
Kostenrisiken auf die Allgemeinheit und die künftigen Generationen
abgewälzt. Die SES fordert in ihrer Medienmitteilung die für die Überprüfung zuständige
Stenfo-Verwaltungskommission auf zu korrigieren.
Als einziges ist bislang das AKW Mühleberg im Rückbau - Ende und Kosten noch unabsehbar. Vergrössern mit Klick auf Bild ! |
Betrieb auf Kosten künftiger Generationen: Swissnuclear kommt in der Kostenstudie 2021 zum Schluss, dass die Kosten im Vergleich zur Vorgängerstudie 2016 leicht sinken. Nils Epprecht sieht das alles andere als positiv: «In der Welt von Swissnuclear ist das Endlager ein simpler Tunnel, in der Realität ist die Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle eine Geschichte von sehr teuren Misserfolgen. 2016 war Swissnuclear viel zu optimistisch und hat massgebliche Kostenrisiken für die Entsorgung auf die Allgemeinheit abgewälzt. Würden diese Risiken verursachergerecht berücksichtigt, müssten die Kosten deutlich ansteigen anstatt zu sinken. In dieser Form ist die Kostenstudie ein Affront gegenüber den künftigen Generationen, die dereinst die Zeche werden bezahlen müssen.»
Zu den auf die Allgemeinheit abgewälzten Kostenrisiken gehören unter anderem:
- Der Zuschlag, um eine zu optimistische Kostenschätzung abzufedern (Optimism Bias), ist gemäss international vergleichbaren Bauprojekten viel zu tief, die angewendeten Bandbreiten zur Berücksichtigung von Prognoseunsicherheiten zu wenig konservativ.
- Mit einer absichtlichen Insolvenz in Form von Atomkraftwerken, die als separate Gesellschaften organisiert sind, ist es nach wie vor möglich, dass die Eigentümerkonzerne späteren Beitragserhöhungen und der gesetzlichen Nachschusspflicht und Solidarhaftung entgehen.
- Black Swan Ereignisse: Unerwartete und unwahrscheinliche Ereignisse mit erheblichen Auswirkungen, werden kategorisch nicht in den Kosten berücksichtigt. Dazu gehört beispielsweise eine Rückholung der Abfälle, wie sie in Endlagern in Deutschland oder den USA bereits nötig wurde. Ein weiteres Beispiel ist der Erfolg des Sachplan-Verfahrens zur Bestimmung des Standorts für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle, ein ablehnender Bevölkerungsentscheid im fakultativen Referendum wird kostenseitig nicht berücksichtigt.
- Kosten Langzeitbeobachtung: Die im Entsorgungskonzept vorgesehene Langzeitbeobachtung nach dem Verschluss der Endlager ist in den Kosten nicht berücksichtigt, allfällige Kosten müssten nach aktueller Gesetzeslage wohl die betroffene lokale Bevölkerung tragen.
Die SES fordert die für die Überprüfung zuständige Stenfo-Verwaltungskommission auf, die offenen Kostenrisiken zu berücksichtigen. Die SES wird die Kostenstudie 2021 weiter analysieren, sobald die Detailberichte dazu veröffentlicht sind.
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