Samstag, 8. April 2017

Kombination aus Bioenergie und Solarwärme macht unabhängig

Die derzeit größte Solarthermieanlage im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz versorgt die beiden Ortsgemeinden Neuerkirch und Külz. Auf einer Fläche von zwei Handballfeldern nutzen Vakuumröhrenkollektoren Sonnenenergie zur Wärmeproduktion. Zwei Holzhackschnitzelkessel erzeugen Wärme. Diese gelangt über ein sechs Kilometer langes Nahwärmenetz zu den Abnehmern.

Für das interkommunale Wärmeprojekt zeichnet die Agentur für Erneuerbare Energien die beiden Ortsgemeinden Neuerkirch und Külz als Energie-Kommunen des Monats aus. „Das kommunale Wärmekonzept ist vorbildlich, weil die Kombination zweier regenerativer Wärmetechnologien zwei Ortschaften versorgen und es so gelingt, pro Jahr über 300.000 Liter Heizöl einzusparen“, erklärt Nils Boenigk, stv. Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.
 
Külz und Neuerkirch sind zwei von 31 eigenständigen Ortsgemeinden, die der Verbandsgemeinde Simmern/Hunsrück im Rhein-Hunsrück-Kreis angehören. In beiden Gemeinden werden seit September 2016 rund 140 Haushalte sowie die Dorfhalle über ein Nahwärmenetz mir regenerativer Wärme aus zwei Holzhackschnitzelkesseln und einer solarthermischen Anlage versorgt. „Der Einsatz der Solarwärme schont die lokalen Biomassepotentiale und ermöglicht, dass diese effektiv genutzt werden können“, sagt Volker Wichter, Ortsbürgermeister von Neuerkirch. 

neuerkirch_kuelz_Solarthermiefeld_72dpi
Vakuumröhrenkollektoren nutzen Sonnenenergie
zur Wärmeerzeugun
g
Quelle: Verbandsgemeindewerke Simmern

Der Impuls für die Umstellung der Wärmeversorgung auf Erneuerbare Energien ging von den Bürgern der jeweiligen Ortsgemeinde aus. „Ziel der sehr regen Arbeitsgruppen in den beiden Orten war und ist es, die solidarische und lebendige Dorfgemeinschaft zu fördern“, sagt Bernd Ries, Ortsbürgermeister von Külz. „Der Nahwärmeverbund ist Bestandteil einer ganzheitlichen Philosophie.“ Es war Konsens in Külz und Neuerkirch, die Wärmeerzeugung überwiegend mit regenerativen Energieträgern zu gewährleisten, und damit fossile Brennstoffe wie Erdöl und Flüssiggas zu ersetzen. Weil sich durch den Zusammenschluss der beiden Gemeinden der zu deckende Wärmebedarf vergrößerte, wurde die Kombination von Solarwärme und Holzenergie schließlich eine wirtschaftliche Option. Volker Wichter ist, genau wie Bernd Ries, sehr stolz auf das Nahwärmeprojekt: „In Neuerkirch werden aktuell lediglich noch fünf von 105 Häusern rein fossil beheizt. Die Klimaschutzziele des Bundes für den Wärmebereich für das Jahr 2050 sind in diesem historisch gewachsenen Ort, der durch alte Fachwerkhäuser geprägt wird, bereits heute erreicht. Dies zeigt, was machbar ist, wenn der Wille vorhanden ist.“ 

Die Solarwärmeanlage erzeugt jährlich rund 650.000 Kilowattstunden Wärme und deckt damit rund 20 Prozent des gesamten jährlichen Wärmebedarfs der angeschlossenen Haushalte von rund 3.100 Megawattstunden. Im Sommer reicht die Solarenergie aus, um 100 Prozent des Wärmebedarfs zu decken. 

Die Errichtung und den Betrieb von Anlagen und Netz haben die Verbandsgemeindewerke Simmern, die Eigenbetriebe der Verbandsgemeinde Simmern/Hunsrück, übernommen. Für die Realisierung des Nahwärmeprojektes investierten sie rund fünf Millionen Euro, die vorwiegend als Auftragsvolumen für regionale Unternehmen verausgabt wurden. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und Rheinland-Pfalz haben das Projekt finanziell gefördert.

Ein ausführliches Online-Portrait zum Nahwärmeprojekt in Neuerkirch und Külz findet sich auf www.kommunal-erneuerbar.de/de/energie-kommunen/energie-kommunen/neuerkirch-und-kuelz.html
 
Welche Vorteile die Kombination von Wärme aus Solar- und Bioenergie hat, zeigt die neue AEE-Publikation „Solarenergie und Biomasse: Wenn die Sonne doppelt wärmt“. www.unendlich-viel-energie.de/mediathek/hintergrundpapiere/solarenergie-und-biomasse-wenn-die-sonne-doppelt-waermt

 ^^^ Nach oben

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen