Freitag, 13. Dezember 2024

Bundesrat legt nationale Wasserstoffstrategie vor

Der Schweizer Bundesrat hat am Freitag die nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet. Sie enthält das Leitbild und die Ziele des Bundesrates zu Wasserstoff und Power-to-X-Derivaten. Weiter schlägt sie Massnahmen für den Aufbau des inländischen Wasserstoffmarktes und die Anbindung an den europäischen Markt vor. Bis Mitte der 2030er Jahre geht die Strategie von einer geringen Nachfrage nach Wasserstoff in der Schweiz aus.

Grundlage der Wasserstoffstrategie ist der Bericht «Wasserstoff. Auslegeordnung und Handlungsoptionen für die Schweiz», den der Bundesrat am 15. November 2023 in Erfüllung des Postulats 20.4709 verabschiedet hat. Die Strategie wurde von einer verwaltungsinternen Begleitgruppe, einer externen Arbeitsgruppe und im Austausch mit der Gasbranche sowie den Kantonen erarbeitet.

Leitbild und Ziele

Wasserstoff und Power-to-X-Derivate (PtX-Derivate: auf Basis von Wasserstoff hergestellte gasförmige oder flüssige Energieträger wie synthetisches Methan oder Methanol) sind flexible Energieträger und können einen wichtigen Beitrag zu einer fossilfreien Energieversorgung bis 2050 leisten. Die Strategie soll die dafür nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Voraussetzung dafür ist, dass Wasserstoff aus CO2-neutralen Produktionsverfahren genutzt wird. Er soll dort eingesetzt werden, wo es wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist (Hochtemperatur-Prozesswärme in der Industrie, Spitzenlastabdeckung in Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen und thermischen Netzen, Reservekraftwerke, Luftfahrt-, Schifffahrt und Schwerverkehr).

Neben der inländischen Produktion und Speicherung soll der Anschluss an das europäische Wasserstofftransportnetz sichergestellt und der Import durch internationale Kooperationen und Partnerschaften gestärkt werden. Die Wasserstoffinfrastruktur soll entlang der gesamten Wertschöpfungskette entwickelt werden (Produktion, Umwandlung, Transport, Speicher sowie Betankungsinfrastruktur) und durch die Entwicklung der dafür nötigen Technologien auch der Bildungs- und Innovationsstandort Schweiz gestärkt werden.

Nachfrageentwicklung, inländische Produktion und Importe

Seitens der Wirtschaft gibt es noch keine belastbaren Angaben zum künftigen Bedarf. Die Wasserstoffstrategie geht davon aus, dass die Nachfrage nach Wasserstoff und PtX-Derivaten in der Schweiz bis Mitte der 2030er Jahre eher gering sein wird und hauptsächlich über die inländische Produktion gedeckt werden kann.

In der Schweiz kann Wasserstoff bei bestehenden Kraftwerken produziert werden oder nahe bei Abnehmern, die den Wasserstoff direkt vor Ort nutzen oder weitertransportieren. Der Transport von Wasserstoff erfolgt in umgerüsteten oder neu gebauten Gasleitungen sowie auf der Strasse und der Schiene. Voraussichtlich ab 2035 wird die Transport- und Verteilinfrastruktur in Europa so ausgebaut sein, dass Importe in die Schweiz möglich sein werden. Zur Speicherung bräuchte es grosse Gasspeicher, die es heute in der Schweiz noch nicht gibt, oder der Wasserstoff wird in flüssige synthetische Energieträger umgewandelt.

Ab 2035 wird die inländische Nachfrage voraussichtlich zunehmen. Da Importe aus der EU und Drittstaaten langfristig kostengünstiger sein werden als die inländische Produktion, dürfte ab dann der Anteil an Importen kontinuierlich zunehmen. Es bestehen jedoch Unsicherheiten bezüglich des Verlaufs der Nachfrage.

Massnahmen

Die inländische Wasserstoffproduktion und -speicherung können während sechs Jahren über Massnahmen im Klima- und Innovationsgesetz (KlG) gefördert werden. Zudem werden das UVEK und das Eidgenössische Finanzdepartement unter Einbezug der Kantone und der Eigner der Transitgasleitung die Notwendigkeit und Möglichkeiten einer finanziellen Absicherung der Transitgasleitung für den Anschluss ans europäische Wasserstoffnetz bis Ende 2025 prüfen. Gleichzeitig soll das Erfordernis auf die Aussicht eines erfolgsversprechenden Geschäftsmodells massgeblich in die Analyse einer allfälligen finanziellen Absicherung einfliessen.

Die Entwicklung des Schweizer Wasserstoffmarkts wird künftig im Monitoring zur Energiestrategie 2050 und in den künftigen Energieperspektiven des UVEK abgebildet. Das UVEK erstellt ausserdem ein Konzept, um an den Schwerverkehrskontrollzentren entlang der Nationalstrassen geeignete Flächen für Betreiber von Wasserstofftankstellen zur Verfügung zu stellen. Das Thema Energiespeicher soll an einem Runden Tisch mit Vertretern aus der Bundesverwaltung, den Kantonen und der Energiebranche besprochen werden.

Für die Entwicklung eines Wasserstoffmarktes in der Schweiz braucht es eine enge Zusammenarbeit von Wirtschaft, Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden. Den Kantonen wird deshalb empfohlen, eigene Wasserstoffstrategien zu entwickeln, ihre Richtpläne und Bewilligungspraxis auf mögliche bürokratische Hürden zu überprüfen, sowie ihre gesetzlichen Rahmenbedingungen zu harmonisieren. Ausserdem sollen die Kantone gemeinsam mit der Energiebranche die Aus- und Weiterbildung stärken, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Quelle: Der Bundesrat

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