Hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten kommen zum Ergebnis, dass 100 % Erneuerbare Energien in relativ kurzer Zeit sowohl technisch möglich und auch ökonomisch attraktiv sind. Eine ambitionierte Klimapolitik muss daher immer ein 100 % Erneuerbares Energien-Ziel beinhalten. Durch das derzeit immer schnellere Wachstum der erneuerbaren Energien und der Elektromobilität – vor allem in China und in den USA, in Norwegen, Schweden und in Dänemark sowie – Überraschung! – in Kenia kippen die Märkte der fossilen Rohstoffe nach und nach weg. In Kenia dürfen ab Januar 2025 nur noch Elektroautos importiert werden.
In den letzten 20 Jahren wurde China zum weltgrößten Windenergie-Markt. Allein 2023 wurden 80 Gigawatt Windenergie in China installiert – zwei Drittel der gesamten Welt-Kapazität. Damit gewinnt das Reich der Mitte zehn Prozent seines gesamten Stromverbrauchs aus Windkraft und will in Zukunft noch weit mehr Strom aus Windkraft statt wie bisher aus Kohle produzieren. China will in den nächsten Jahren 300 Megawatt Windenergie aufbauen. Dieser Wandel macht China vom einst größten Treibhausgas-Emittenten der Welt zum weltweiten Vorreiter für erneuerbare Energien in der Welt. China gewann bisher noch 70 Prozent seines Stroms aus Kohle.
Aber auch Indien, seit 2023 das bevölkerungsreichste Land der Welt vor China, ist gesegnet mit erneuerbaren Energien. Die indische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Hälfte seines Stroms erneuerbar zu gewinnen und will mit diesem ökologischen Ziel zur ökonomischen Supermacht aufsteigen, hat Indiens Premierminister Mode angekündigt. In Indien und Pakistan hat die Klimakrise schon heute katastrophale tödliche Folgen. Im Juni 2024 lagen die Temperaturen in beiden Ländern tagelang über 40 Grad, an einigen Tagen bei 50 Grad. In den Krankenhäusern Pakistans stieg die Zahl der Hitzetoten um das Vierfache gegenüber den Vorjahren.
Diese Katastrophe führte in Pakistan zu einem weltweit einmaligen Solarboom. Solarstrom und Solarmodule wurden konkurrenzlos billig. Die Kapazität wuchs innerhalb von zwei Jahren um den Faktor 28, weitgehend privat finanziert und aus China importiert. Diese Entwicklung ist Vorbild für hunderte Millionen armer Menschen im südlichen Afrika. In Pakistan haben 40 Millionen Menschen noch keinen Zugang zu einer geregelten Stromversorgung. Die Strompreise sind in Pakistan in den letzten drei Jahren um 155 Prozent gestiegen (Christian Stöcker, Spiegel-Kolumne 15.12. 2024). Wer die Möglichkeit hat, steigt aber jetzt auf Solarstrom um und spart bis zu 80 Prozent Stromkosten.
2022 hatte Pakistan 0.6 Gigawatt Solarstrom, Ende 2024 waren es 17 Gigawatt, also 28mal mehr. Eine Entwicklung, die nur für die alte zerstörerische Energiewirtschaft bedrohlich ist. In den drei großen asiatischen Staaten Indien, China und Pakistan leben rund drei Milliarden Menschen. Sie gehen bei der grünen Energiewende voran.
Von wegen der Ausbau der Erneuerbaren sei ein „deutscher Alleingang“ wie noch im derzeitigen Bundestagswahlkampf von den ewig Gestrigen behauptet wird. In Deutschland ist der Übergang ins klimaneutrale Zeitalter weiterhin holprig. Es führt aber kein Weg zurück. Denn die Klimakrise schreitet mit unbarmherzigem Tempo voran. Die Kosten, die Stürme, Dürren und Überschwemmungen verursachen, sind höher als das, was die rechtzeitige Energiewende kostet.
Der SPIEGEL : „Es braucht einen Wandel im Bewusstsein. Investitionen in den Klimaschutz klingen hoch. Sie gehen in die Billionen. Sie sind aber kein rausgeschmissenes Geld. Sie kurbeln die Wirtschaft an und finanzieren die Infrastruktur von morgen. Damit werden künftige Generationen ihren Wohlstand erwirtschaften.“ (Spiegel, 15.Juli 2024). Für Deutschland, das bis 2011 bei Solar- und Windenergie Weltführer war, gilt heute: Lernen von China.
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