Donnerstag, 24. November 2016

Beitrag der Solarwärme zur Energiewende wird unterschätzt

Mit der Sonne lässt sich nicht nur Strom, sondern auch Wärme produzieren. Beide Anwendungsformen sind von zentraler Bedeutung für unsere zukünftige Energieversorgung – aber auch für einen baldigen Atomausstieg. Mit Solarwärme lässt sich unter anderem der verschwenderische Einsatz von Strom für Elektroheizungen ersetzen.

Auch im alpinen Raum ist Versorung mit Solarwärme gut
möglich - das Bild zeigt Beispiel aus Bergün -
Foto: Guntram Rehsche
Die Hälfte unseres Energieverbrauchs und 40% unseres CO2-Ausstosses werden durch den Wärmeverbrauch verursacht. Sowohl der Atomausstieg als auch der gemäss Pariser Klimavertrag notwendige Verzicht auf fossile Energien gelingen nur, wenn in diesem Bereich entschlossen gehandelt wird. Einerseits mit Verbrauchssenkungen durch Gebäudesanierungen, andererseits durch den Ersatz nichterneuerbarer Energien. Mit Solarenergie kann ein grosser Teil des verbleibenden Wärmebedarfs gedeckt werden, sei es direkt über Sonnenkollektoren oder indirekt über Wärmepumpen, die mit Solarstrom betrieben werden. Relevant ist dies auch für den Atomausstieg, rund 10% des Winter-Strombedarfs wird durch Elektroheizungen verursacht. 

An der 5. Tagung Solarwärme Schweiz, organisiert von Swissolar, suissetec und dem Bundesamt für Energie (BFE), stand diese Form der Solarenergienutzung heute im Rampenlicht. Nationalrat und UREK-Präsident Stefan Müller-Altermatt zeigte auf, dass es bei der Energiestrategie 2050 keineswegs nur um Strom geht. Der Luzerner Regierungsrat Robert Küng erläuterte die besondere Verantwortung der Kantone beim Umbau der Energieversorgung in den Gebäuden. Sein Kanton geht mit der Umsetzung der Mustervorschriften MuKEn 2014 in kantonales Recht vorbildlich voran.  

Auf besonderes Interesse stiess der Bericht des Vertreters des Bundesamtes für Energie über eine Stichprobenkontrolle bei über 1100 solarthermischen Anlagen in 13 Kantonen. Das Ergebnis ist erfreulich, weil über 99% der Anlagen funktionstüchtig waren und somit das Hauptziel der kantonalen Förderung – die Einsparung von CO2 – erreicht wurde. Einzelne  Mängel geben wichtige Anhaltspunkte für die Sensibilisierung und Weiterbildung der Swissolar-Mitglieder.
 
Weitere Referate beschäftigten sich mit neuen Anwendungsmöglichkeiten für Sonnenkollektoren. Die Analysen nach einem Betriebsjahr bei einer Anlage zur solaren Regeneration von Erdsonden zeigen sehr erfreuliche Resultate – angesichts der steigenden Dichte von Sonden eine wichtige Erkenntnis. Bisher noch wenig verbreitet sind Sonnenkollektoren an Fassaden, die hohe Wintererträge aufweisen und ästhetisch überzeugen, wie die vorgestellten Beispiele zeigten. Solarwärme in Wärmeverbünden ist in Dänemark gang und gäbe, nicht aber in der Schweiz. Eine Potenzialstudie für den Kanton St. Gallen wurde vorgestellt. 

Erwähnenswert auch das Projekt der Wohnbaugenossenschaft im Zürcherischen Mettmenstetten, das unter www.maettmi50plus.ch dokumentiert ist. Es setzt auf ein nachaltiges Energiekonzept, indem es Erdsonden mit einbezieht. Dabei verfügt jedes der drei Häuser über eine eigene, aber identische Energieversorgung. PV-Module und Solarabsorber erfüllen je eine Doppelfunktion, als Dachhaut und Energieerzeuger. Die erzeugte Wärme wird ins Erdreich zurückgeführt.

In seinem Schlusswort griff Nationalrat und Swissolar-Präsident Roger Nordmann die laufenden energiepolitischen Kontroversen auf: „Für eine Vollversorgung der Schweiz mit erneuerbaren Energien kommen wir um Wärme und Strom von der Sonne nicht herum. Mit der Energiestrategie 2050 schaffen wir die notwendigen Rahmenbedingungen für den Umstieg. Die Atomausstiegsinitiative ist eine sinnvolle Ergänzung dazu, indem sie verbindliche Abschaltdaten für unsere Altreaktoren festlegt und so den Umbau auf Erneuerbare zeitlich klarer regelt.“
 
Die Referate der Tagung sind nach der Veranstaltung zu finden unter www.swissolar.ch/sw2016
 
Twitter: #SWTagung16

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