Donnerstag, 17. November 2016

Berner Genossenschaft errichtet 100 Anlagen im Selbstbau

Von 0 auf 100 in weniger als 2 Jahren: Während Bundesrat und Parlament bei der Energiewende nicht so richtig vorwärts machen, nimmt eine Genossenschaft im Kanton Bern die Energiewende selber in die Hand. Ihr Konzept: Eine Solaranlage muss so günstig installiert werden können, dass sich diese möglichst jeder leisten kann. Um dies zu erreichen, werden Solaranlagen mit einer Selbstbaugruppe realisiert. Das Konzept ist sehr erfolgreich: Ende Oktober begann die Energiewendegenossenschaft (EWG) mit der Installation der 100sten Anlage. 

Ungünstigen politischen Rahmenbedingungen zum Trotz: Die politischen Rahmenbedingungen für Solaranlagen sind im Moment eher schwierig, und konventionelle Installateure haben nicht selten auch grosse Margen. Somit waren vor der Gründung der Energiewendegenossenschaft die Amortisationszeiten einfach den meisten Hausbesitzer zu lange, um sich für die Realisierung einer Photovoltaikanlage zu entscheiden. Mit dem Selbstbaukonzept und einer Marge von nur 5% wollte die Genossenschaft dem entgegenwirken und sich so aktiv für die Energiewende einsetzen. 
 
Ende November 2014 war der offizielle Start des schweizweit einmaligen Konzepts mit dem Ziel, die Amortisationszeit auf unter 10 Jahre zu drücken. Der Preis für 70 m2 Solarmodule (10 kWp) liegt damit unter 10‘000 sFr. Das ist weniger als halb so viel, wie durchschnittlich von konventionellen Installateuren für die gleiche Anlage verlangt wird. 

Gebäudebesitzer haben neu die Möglichkeit, ihre Photovoltaikanlage im Selbstbau zu installieren. Dabei sind sie nicht auf sich alleine gestellt. Unter fachkundiger Anleitung eines professionellen Planers kommen weitere Selbstbauer aufs Dach und helfen bei der Installation. Die so von den Helfern geleisteten Stunden kann der Bauherr bei einem anderen Projekt als Vorleistung oder nach der Realisierung abarbeiten. Die Arbeit wird dadurch kostenlos. Das Genossenschaftsmodell bewährt sich! 

Das neue Konzept hat dann auch sofort zum Erfolg geführt: Zu Beginn war der Andrang so gross, dass es teilweise Wartezeiten gab, bis die Aufträge ausgeführt werden konnten. Doch die EWG hat sofort reagiert und neue Planer ausgebildet. Heute sind 8 Solarplaner Teilzeit für die EWG im Einsatz. Die Planer stammen von Interlaken, Spiez, Bern und dem Seeland. So kann heute der ganze Kanton Bern abgedeckt werden. 

Obwohl die PV Anlagen im Selbstbau gemacht werden (auf Wunsch werden sie von der EWG auch fix fertig installiert), sind die Bauherren nicht auf sich alleine gestellt. Ein professioneller Planer der EWG übernimmt nämlich Beratung, Planung und Bauführung. Der ganze Papierkrieg mit Anmeldung für die Einmalvergütung, Erstellen von Belegungsplan und Statik Nachweis, sowie die Anleitung und Bauführung während dem Bau der Anlage auf dem Dach wird dann auch vom Planer übernommen.

Die 100ste Anlage: In der Bürg in Spiez wird nun gleich ein ganzes Quartier mit Solaranlagen von der EWG ausgestattet. In der Überbauung Seepark, in der die EWG bereits zwei Projekte realisiert hat, werden nun in zwei Etappen voraussichtlich 10 Gebäude mit einer Solaranlage ausgestattet. Damit wird bald mehr als ein Drittel der gesamten Überbauung eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben. Vom 24. Oktober bis am 2. November wurden in der ersten Etappe nun 5 Dächer mit einer Solaranlage ausgerüstet.


Und so funktioniert die Selbstbaugruppe: Hans Müller möchte auf einem Ziegeldach eine 70m2 grosse Solaranlage realisieren. Der Bau dieser Anlage nimmt etwa 50 h in Anspruch. Die EWG organisiert für Hans zwei Selbstbauer, die ihm helfen. Die drei Personen arbeiten nun zwei Tage lang unter Anleitung und Aufsicht eines Experten. Von den beiden Selbstbauern hat Hans also total vier Tage bekommen. Diese vier Tage muss er nun innerhalb etwa 1.5 Jahren auf anderen Projekten abarbeiten, dafür ist die Arbeit gratis. Kann er die Zeit nicht abarbeiten, zahlt er der Genossenschaft 50 sFr pro Stunde aus, die er nicht abarbeiten konnte. 


Quellen: Energiewendegenossenschaft (EWG): www.e-wende.ch Kontakt: Eberhart Syril 079 675 21 57, info@e-wende.ch 

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