Die
Mehrheit der Schweizer Privathaushalte bezieht den Strom beim lokalen
Energieversorger. Die Untersuchung der Standardstromprodukte von 125
Schweizer Energieversorgern zeigt, dass der Anteil des Solarstroms nicht
entsprechend der Produktion steigt und damit die Ziele der Energiewende
gefährdet werden.
Schweizer Haushalte sind durch die ausbleibende Liberalisierung bei
ihrem jeweiligen Energieversorger gefangen und beziehen mehrheitlich das
lokale Standardprodukt. Die Stromherkunft dieses bedeutenden
Absatzkanal ist also wichtig. Deshalb hat myNewEnergy die
Zusammensetzung der Standardprodukte von 125 der grössten Schweizer
Energieversorgern untersucht, womit rund 80% der Privatkunden abgedeckt
werden.
Zusammensetzung nur auf den ersten Blick positiv: In
den letzten Jahren hat sich die Qualität des Stroms stark verändert.
Viele Anbieter haben fast vollständig erneuerbare Standardprodukte auf
Wasserbasis eingeführt und sind bei den verkauften Produkten aus
Kernenergie und Graustrom ausgestiegen. Der Wasserstrom stammt
allerdings mehrheitlich aus jahrzehntealten Wasserkraftwerken.
Standardprodukte mit erhöhtem Anteil an neuem Solar- oder Windstrom sind
gibt es praktisch keine. Die produzierte Kernkraft wird für den
Privatkunden ausgeblendet und mehrheitlich günstiger an Firmen und
Grossabnehmer verkauft. So wird leider die Realität nicht abgebildet und
sowohl der sehr langsame Ausstieg aus der Kernenergie verschleiert, wie
auch der Aufbau der dringend nötigen neuen Solar- und Windkraftwerke zu
wenig unterstützt.
Solarstrom wichtigster Pfeiler für die Umstellung: Die
Energiestrategie und die aktuellen Ausbauraten zeigen, dass Solarstrom
essentiell für die Umstellung der Stromversorgung ist. Wind- und
Geothermieprojekte sind grossteils blockiert, während Solartechnik
mittlerweile konkurrenzfähig ist, immer noch günstiger wird und breit
von der Bevölkerung befürwortet wird. Der schnelle Ausbau von
Photovoltaik ist also nicht nur der günstigste Weg, sondern unsere
einzige Chance die Atomkraftwerke ohne negative Klimafolgen abstellen zu
können.
Dieser
Ausbau wird derzeit vor allem von Privatpersonen und
Eigentümergemeinschaften finanziert, die den überschüssigen Strom in die
Netze einspeisen, aber dafür immer weniger Geld erhalten. Denn solange
die Solarprodukte in der Nische bleiben und zu wenig Solarstrom verkauft
wird, sind die Preise unter Druck. Auch die kostendeckende
Einspeisevergütung (KEV) trägt wenig zur Lösung bei, da sie demnächst
ausläuft und sowieso gedeckelt ist.
Solaranteil steigt zu langsam: Wie die Analyse zeigt, steigt der Anteil des PV Stroms in den
Standardprodukten zu langsam, um mit der realen Produktion und den
nötigen Ausbauraten für das Abschalten der Atomkraftwerke mitzuhalten.
Nur rund 60 der untersuchten 125 Stromversorger mischen für 2019 aktiv
Solarstrom in die Produkte. Um den Wandel voranzutreiben, wäre es nötig,
dass der Standard Schritt für Schritt an die zunehmende PV-Produktion
angepasst wird und damit der Ausbau attraktiver wird. Georg Meier von
Energiezukunft Schweiz stimmt zu und meint. "Solarstrom lässt sich zudem
einfach und günstig direkt bei den Produzenten beschaffen, z.B. via
Ökostrombörse.ch und kann damit direkt gefördert werden."
Die
Energieversorger spielen also mit der Zusammensetzung der
Standardprodukte eine wichtige Rolle in der Gestaltung unserer
Stromzukunft und sollten aktiver werden. Verbraucher, die nicht auf die
Umstellung ihres Stromversorgers auf Solarstrom warten wollen, können
jederzeit handeln.
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