Das EU-Parlament hat eine Änderung der Elektroschrott-Richtlinie beschlossen. Die Photovoltaik-Branche kann 2012 noch einmal Luft holen – aber die gesetzliche Regelung über Rücknahme und Recycling von Solarmodulen steht fest.
Nach langen Ankündigungen und Diskussionen ist es nun passiert, wie die Zeitschrift Photovoltaik meldet: Die EU fand das Selbstverpflichtungs-Engagement für Rücknahme und Recycling von Solarmodulen der Photovoltaik-Industrie zu lasch. Solarmodule fallen nun in Europa unter die Elektroschrott-Richtlinie WEEE (Waste Electrical and elelectronic Equipment Directive). Die Novellierung der EU-Richtlinie hat das EU-Parlament in Straßbourg am vergangenen Mittwoch beschlossen: Nun muss noch der EU-Rat zustimmen, was als reine Formsache gilt. Die Novelle sieht vor, dass 85 Prozent der verkauften Solarmodule gesammelt und zu 80 Prozent recycelt werden müssen. Allerdings, und deshalb hat die Photovoltaik-Branche noch Zeit zum Durchatmen – die EU wolle sich bis Ende des Jahres noch Zeit lassen, die tatsächlich gültige Sammelquote für Photovoltaik-Module festzulegen.
Solarmodule sind als Teil der Kategorie vier („Consumer Equipment and Photovoltaik Panels“) in den Geltungsbereich der novellierten Elektronikschrottverordnung aufgenommen. Die Neuregelung sieht vor, dass Photovoltaik-Module separat gesammelt werden und macht die Empfehlung, dass insbesondere für Solarmodule eine Getrenntsammlung von anderen Elektrogeräten anzustreben ist. Bereits existierende Sammel- und Recyclingstrukturen sollten dabei gestärkt und ausgebaut werden.
Für PhotovoltaikModule steht die genau Sammelquote noch nicht fest, zumal die zu erwartenden Mengen ausrangierter Module in den nächsten Jahren noch sehr gering sein werden und sich der Lebensyklus von Modulen über rund 30 Jahre erstreckt. Wesentlich dafür ist die Unterscheidung von "Sammelquote" und "Recyclingquote". Denn aufgrund der langen Lebensdauer von Solarmodulen soll befunden werden, aufgrund welcher Regelung die jährliche "Sammelquote" festgelegt wird. Insgesamt sind erst einige tausend Tonnen Solarmodule der Branchenvereinigung PV-Cycle gesammelt. Betrachtet man die installierte Photovoltaik-Modulmenge der vergangenen zwei Jahre in Deutschland, so wird deutlich, dass diese rund 15 Gigawatt installierte Modulmenge einen Rücklauf von rund 1,5 Mio Tonnen Modulschrott verursachen wird, legt man einen Schätzfaktor von 100 Tonnen Modulgewicht pro Megawatt zu Grunde. Wann genau die Module rücklaufen werden, ist in dieser Branche jedoch aufgrund der langen Modul-Lebenszeit noch schwer zu sagen. Die WEEE Richtlinie muss nach Inkrafttreten nach maximal 18 Monaten von den Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt werden.
Bezüglich dieser finanziellen Herausforderung ist noch unklar, was auf die Photovoltaik-Branche zukommen wird. First Solar, weltweit größter Anbieter von Cadmiumtellurid-Dünnschichtmodulen sichere das eigens durchgeführte Recycling der Module bereits seit 2005 finanziell mit einem Fond ab, der die kostenlose Rücknahme und das Recycling aller verkauften First Solar Module unabhänig sicherstelle, sagt der Nachhaltigkeitsexperte des Herstellers, Andreas Wade. An sich müssten bereits jetzt schon alle Modulhersteller für jedes verkaufte Modul eine Rücklage für dessen Rücknahme und Recycling bereitstellen. Gerade an dieser finanziellen Regelung scheiterte jedoch bisher der eigens für das freiwillige und selbstständige Modul-Recycling gegründete Industrieverband PV-Cycle.
Für den Industrieverband PV-Cyle, der das Recyling in den 27 EU-Mitgliedsstaaten und den EFTA-Ländern organisieren sollte, bedeutet die Novellierung der WEEE-Richtlinie , dass er sich vom freiwilligen Industrieverband zum Dienstleister der Photovoltaik-Branche wandeln muss – vielleicht eine zweite Chance für den Verband. Wie konkret diese neue Rolle aussehen wird, ist noch ungewiss. „Wie auch bei Kühlschränken oder Mobiltelefonen ist eine einfach gestaltete und weitflächig ausgelegte Infrastruktur für Rücknahme und Sammlung der Schlüssel zum Erfolg. PV CYCLE arbeitet zur Zeit mit rund 200 registrierten Rücknahmestellen in ganz Europa und unser Netzwerk wächst stetig weiter“, erklärt PV-Cycle-Sprecherin Pia Alina Lange. Mit Blick auf die neue WEEE-Richtlinie werde PV-Cycle auch weiterhin sein “Servicepaket, dass die Rücknahme, den Transport und das Recycling von Altsolarmodulen, als auch die damit verbundene Finanzierung umfasst, anbieten“.
Bis zum Jahresende 2012 wird Diskussionsspielraum bestehen, der der Branche auf Länderebene erlaubt, Ideen und Vorschläge einzubringen und sich auf diese Veränderung vorzubereiten. Das gilt im Speziellen auch für die Transformation und Aufgabenregelung des Industrieverbandes PV-Cycle. In der kommenden Ausgabe der photovoltaik (02/2012) finden Sie einen ausführlichen Beitrag über die Neuregelung der WEEE-Richtlinie. Das Heft erscheint am zweiten Februar.
Prinzipiell liegt es im Interesse aller Photovoltaik Anbieter und Hersteller den Richtlinien zum Erhalt und Schutz unserer Umwelt nachzukommen. Die EU muss nun aufpassen, dass es nicht wieder die kleinen Unternehmen erwischt, die daran besonders zu knappern haben, denn nicht jedes Unternehmen hat die Möglichkeit wie FirstSolar auf einen eigenen Fond. Warten wir mal gespannt die weiteren Entwicklungen ab.
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