Der Name des deutschen Solarkonzerns Conergy ist auch hierzulande gut vertreten, vor allem in der Solarwärmebranche. Die CH-Abteilung hat er allerdings kürzlich abgestossen. Nun versucht Conergy, mit einer Fokussierung aufs Photovoltaik-Modul-Geschäft dem drohenden Konkurs zu entgehen, mit teils spektakulären Massnahmen.
Auf Basis seiner globalen Präsenz mit Niederlassungen in 13 Ländern in Europa, Nordamerika, Asien und Australien konzentriert sich Conergy (im Bild der Hauptsitz des Unternehmens bei Hamburg) gemäss Medienmitteilung auf seine ursprüngliche Stärke, den internationalen Vertrieb von Solarsystemen an Installateure und Großhändler, die weltweite Projektierung von Solarparks sowie das immer wichtiger werdende Servicegeschäft. Da kommt ein spektakuläres Projekt wie gerufen: Das neueste Finanzzentrum Saudi-Arabiens, das King Abdullah Financial District (KAFD), setzt künftig auf Solarenergie von Conergy statt auf die Ölreserven des Königreichs. Mit der Aufdachanlage des Finanzgebäudes – das erste Solarkraftwerk Riads – setzt das KAFD auf nachhaltige Architektur und will für das Gebäude eine der wichtigsten Öko-Zertifizierungen der Welt erreichen: die höchste Auszeichnung des amerikanischen Green Building Councils, die sogenannte „LEED Gold Zertifizierung“.
Mit knapp 200 Kilowatt ist die Solaranlage nicht nur die erste, sondern gleichzeitig auch die größte Aufdachanlage Riads. Zusammen mit seinem lokalen Partner Modern Times Technical Systems (MTTS) verbaut Conergy mehr als 800 Conergy PowerPlus Module auf rund 1,7 Kilometern Conergy SunTop III Gestellen auf einer Fläche von mehr als 1.300 Quadratmetern. Die jährlich produzierte saubere Energie von rund 330 Megawattstunden – damit könnten mehr als 1.500 Computer im Finanzzentrum betrieben werden – speisen 14 Stringwechselrichter ins Stromnetz der Metropole ein. 180 Tonnen des schädlichen Treibhausgases CO2 vermeidet die Anlage damit jährlich nach ihrem Netzanschluss im ersten Quartal des Jahres.
Derzeit befinden sich in Saudi-Arabien weitere Solaranlagen mit insgesamt rund 15 Megawatt Leistung im Bau. Allen voran Conergy hat zum Ausbau der Solarenergie im Land beigetragen: In 2010 errichtete das Solarunternehmen die erste und mit 2 Megawatt damals auch größte Anlage des Königreichs: auf dem Dach der „King Abdullah University of Science and Technology“ (KAUST) in Thuwal. Mit dem Ausbau der Solarenergie verfolgt Saudi-Arabien das Ziel, weniger seiner für den Export bestimmten Öl- und Gasreserven selbst zu verbrauchen. Stattdessen plant der Golfstaat die Infrastrukturen für die Erneuerbare Energiegewinnung zu schaffen. Im Juni sagte der Saudi-Arabische Ölminister al-Naimi gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg dazu: „Saudi-Arabien plant, genauso viel Solarstrom zu produzieren wie fossile Brennstoffe zu exportieren.“
Saudi Arabien exportiert nach Angaben von Green Alpha Advisors rund 2,7 Milliarden Barrel Öl jährlich – ein Barrel entspricht dabei rund 1,700 Kilowattstunden Elektrizität, die gesamten Ölexporte des Königreichs demnach 4.590 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Das ist rund ein Viertel des weltweiten Energiebedarfs. Um diese Energiemenge zu produzieren würde man 250.000 Solarkraftwerke mit einer Gesamtstärke von je 10 Megawatt benötigen. Verglichen mit der derzeit installierten Leistung in Saudi-Arabien und seinen Nachbarländern von 15 Megawatt in 2010, erscheinen diese Ziele durchaus ambitioniert. Sie zeigen jedoch auch, dass die Nachhaltigkeit im sonnenreichen Golfstaat angekommen ist – und die Solarenergie künftig stark ausgebaut werden soll.
Auf personeller Ebene stehen erneut Änderungen ins Haus: Die Conergy AG („Conergy“) erweitere ihre Vorstandsmannschaft aus den eigenen Reihen und stärke damit vor allem die Expertise im wichtigen Wachstumsmarkt Asien. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Dr. Philip Comberg (44), wird mit sofortiger Wirkung als Vorstandsvorsitzender für ein Jahr in das Unternehmen entsandt. Er verantwortet die Bereiche Strategie, Unternehmensentwicklung, Corporate Communications, Personal, Compliance und Recht. Dr. Philip Comberg ist ehemaliger Investmentbanker, selbstständiger Investor und Berater, und verfügt aufgrund seiner früheren Tätigkeit im Board von Solarfun Power Holdings über tiefe Kenntnisse der Branche sowie des asiatischen Solarmarktes.
Im Juli 2011 hatte Conergy mit dem erfolgreichen Abschluss eines Kapitalschnitts und anschließender Kapitalerhöhung seine Kreditverbindlichkeiten von € 323 Mio. auf nunmehr € 122 Mio. reduziert. Das Unternehmen schloss zudem einen neuen Kreditvertrag mit seinen Banken bis 2015 ab. Im Anschluss an die finanzielle Restrukturierung reduziert Conergy nun konsequent seine eigene Fertigungstiefe, um sich von dem andauernden Preisverfall von Solarkomponenten unabhängiger zu machen und fokussiert sich als Systemanbieter auf Vertriebsaktivitäten. Im Vollzug dieser Strategie verkaufte das Unternehmen im Dezember 2011 die Wechselrichter-Tochter voltwerk electronics GmbH an die Bosch-Gruppe und stellte die Wafer- und Zellfertigung zugunsten der profitablen Modulproduktion im Werk Frankfurt (Oder) bis auf weiteres ein.
Quelle: Conergy
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