Montag, 28. Februar 2022

6. Weltklima-Bericht: Jenseits der Grenzen

Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) veröffentlicht heute den zweiten Teil des Sechsten Sachstandsberichts über Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit. Ein gemeinsames Briefing der deutschen Heinrich-Böll-Stiftung (hbs) und des US-amerikanischen Center for International Environmental Law (CIEL) stellt fest, dass der IPCC-Bericht deutlicher als je zuvor bereits jetzt schwere und dauerhafte Verluste und Schäden für menschliche und natürliche Systeme in Folge des Klimawandels bestätigt.

Eine Erwärmung um mehr als 1,5°C würde zu weiteren irreversiblen Schäden führen, heißt es in dem gemeinsamen hbs-CIEL-Briefing, das die wichtigsten Aussagen des IPCC dazu zusammenfasst. Strategien, eine solche Überschreitung des 1,5°C-Limits unter Einsatz von großtechnologischen Geoengineering-Maßnahmen zur Veränderung der Sonneneinstrahlung (Solar Radiation Modification, SRM) oder der technologischen Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal, CDR) zu verhindern, würden laut hbs-CIEL-Briefing unkalkulierbare Gefahren bergen. Der neue IPCC-Bericht veranschauliche in aller Deutlichkeit, wie diese nicht erprobten, hochriskanten Technologien katastrophale Ereignisse insbesondere in ohnehin von der Klimakrise stark betroffenen Teilen der Welt auslösen könnten.

"Eine Temperaturüberschreitung von mehr als 1,5°C wird zu irreversiblen und verheerenden Schäden für Menschen, Ökosysteme und Arten führen. Darüber hinaus besteht bei einer Überschreitung von 1,5°C die Gefahr, dass Kipppunkte und Rückkopplungen im Klimasystem ausgelöst werden, die die Klimakrise beschleunigen", sagte Linda Schneider, Referentin für Internationale Klimapolitik bei der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin. "Hochriskante Geoengineering-Technologien wie die Veränderung der Sonneneinstrahlung (Solar Radiation Modification, SRM) und die großtechnologische Entfernung von Kohlendioxid (Carbon Dioxide Removal, CDR) produzieren neue, katastrophale Risiken für die Menschen und den Planeten und können daher keine Option sein.“ Schneider sagt weiter: „Wir müssen die Emissionen durch einen umfassenden Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen sofort und weltweit drastisch reduzieren, finanzielle Unterstützung für Verluste und Schäden bereitstellen und einen Temperaturanstieg vermeiden, der die globalen Ungerechtigkeiten weiter verschärfen würde."

Das gemeinsame Briefing der Heinrich-Böll-Stiftung und des Center for International Environmental Law "Beyond the Limits: New IPCC Working Group II Report Highlights How Gambling on Overshoot is Pushing the Planet beyond a Point of No Return" ist hier verfügbar. Es wird in Kürze auch auf Deutsch auf boell.de erscheinen.

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Freitag, 25. Februar 2022

CH-PV-Module mit hohem Anspruch

Bis zu 23.2 % Modulwirkungsgrad, elegante, dunkle Optik, frei von sichtbaren Kontaktierungen: Die neue Modultechnologie RearCon von Megasol lässt sich als Gamechanger bezeichnen - so auf jeden Fall die Medienmitteilung des Herstellers aus dem Kanton Solothurn. Das Ganze speziell für technisch Interessierte.


Rückseitig kontaktierte Solarmodule sind bereits seit einiger Zeit am Markt erhältlich. Aufgrund bisher hoher Fertigungskosten waren entsprechende Produkte jedoch stets im Hochpreissegment zu finden. Der Schweizer Solarhersteller, Megasol Energie AG verleiht dieser Form von Kontaktierung mit der Lancierung seiner neuen “RearCon” Technologie nach eigenen Angaben neuen Schub. Die neuen Solarpanels setzen bezüglich Leistung, Preise, Langlebigkeit und Ästhetik neue Massstäbe – und sind sogar Halter von sechs Weltrekorden. RearCon steht dabei für “Rear Contact”, also “rückseitig kontaktiert”. Das bedeutet, dass die bisher sichtbaren Busbars (silberfarbene Kontaktierungen auf der Zelle) auf die Rückseite verlegt wurden. Das hat ästhetische Vorteile und resultiert in handfesten Effizienzgewinnen.

23.2%: Weltrekord in der Königsdisziplin Moduleffizienz: Dabei handelt es sich nicht um blosse Experimente, die nur unter strengen Laborbedingungen funktionieren. Im Gegenteil: Das Solarpanel “M400-HC120-b RC GG U30b” mit Modulwirkungsgrad von 22.1% wird bereits in diesen Tagen in grossen Mengen ausgeliefert. Der nächste Quantensprung und damit der Weltrekord in der Königsdisziplin “Moduleffizienz”, folgt bereits im zweiten Quartal dieses Jahres. Megasol liefert ab dann das RearCon Solarpanel “M500-HC-144-b RC GG U30b” mit einer Effizienz von 23.2% aus. Mit diesem Schritt wird der Schweizer Solarhersteller Weltrekordhalter für das effizienteste kommerziell gefertigte Solarmodul.

Das Geheimnis der enormen Leistungssteigerung liegt in drei technischen Innovationen, wie Michael Reist, Head of Communications & Marketing der Megasol, erklärt: “Durch das Verlegen der Busbars auf die Rückseite eliminierten wir die Problematik der Eigenverschattung. Denn jede Kontaktierung auf einer Zelle bedeckt Zellfläche, mit welcher Strom erzeugt werden kann” Zusätzlich setze Megasol bei der rückseitigen Kontaktierung auf Busbars mit speziell hoher Leitfähigkeit auf der Rückseite. “Dies reduziert die inneren Widerstände und damit die ohmschen Verluste beträchtlich”, führt Reist weiter aus. Als dritte entscheidende Massnahme nennt er die Reduzierung des Zellabstandes: “Tatsächlich ist der Zellabstand negativ – die Zellen überlappen sich ganz leicht um 0.3 mm. Diese ’gapless’ Verstringung führt zu Platzersparnissen und zu höherer Effizienz.”

Tiefere Fertigungskosten als bisherige Technologien: Eine Überraschung hält Reist auch bezüglich den Preisen bereit: “Technologiebedingt fallen bei uns die Produktionskosten wesentlich geringer aus. Die RearCon Technologie erfordert nur etwa halb so viele Produktionsschritte wie die Fertigung bisher bekannter rückseitig kontaktierter Solarmodule. Diesen Kostenvorteil möchten wir unseren Partnern weitergeben. Deshalb liegen die RearCon Solarpanels preislich deutlich unterhalb dem, was man bisher bei rückseitig kontaktierten Solarpanels gesehen hat. Das kann 30% oder sogar mehr ausmachen.”

Ästhetik und optische Integration: “Die Neuerungen führen auch zu einer deutlich verbesserten Ästhetik”, erzählt Reist. “Die klassisch quadratische ‘Karo-Struktur’ der Solarpanels löst sich auf. Die Erscheinung wird noch homogener. Der ‘Nadelstreifen-Look’, wie man ihn von konventionellen Solarmodulen auf dem Markt kennt, ist mit RearCon Geschichte.” Die neue Ästhetik komme sehr gut an, berichtet er. “Nun ist es möglich, ein perfekt ästhetisches Solardach zu haben, ohne jegliche Kompromisse in der Leistung eingehen zu müssen.” Besonders bemerkbar macht sich dies im Bereich der Design Solarfassaden. Denn hier sind weniger Designelemente notwendig, um die bisherigen Kontaktierungen zu verbergen. Das resultiert in Effizienzgewinnen von einigen Prozenten. “Nun sind mit minimalem Einsatz an Gestaltungsmitteln vollständig individuelle, farbige Solarfassaden möglich, die sich erstens nicht von konventionellen Fassaden unterscheiden lassen und zweitens Strom mit höchster Effizienz erzeugen”, sagt Reist.

Hoher Wirkungsgrad reduziert Systemkosten und steigert Rentabilität: Eine hohe Moduleffizienz ist für Bauherren insbesondere bei Infrastruktur- aber auch bei gebäudeintegrierten PV-Anlagen  entscheidend. Denn solche Anlagen haben typischerweise einen relativ hohen Fixkosten-Anteil. Solarmodule mit erheblich höherer Effizienz verringern spezifische Projektkosten (CHF / kWp) und verbessern den Return on Investment eines Projektes deshalb massgeblich. Gleichzeitig schont die höhere Effizienz Ressourcen: Pro Leistungseinheit (kWp) sind weniger Aluminium, Silizium, Glas etc. notwendig. Entsprechend verringert sich auch der CO2-Ausstoss. Hinzu kommt, dass vorhandene Flächen besser genutzt und die Energiewende schneller vorangebracht werden kann.

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Mittwoch, 23. Februar 2022

«Gas geben – aber bei den Erneuerbaren»

Nils EpprechtBundesrätin Simonetta Sommaruga hat letzte Woche angekündigt, die Planung für Notfall-Gaskraftwerke vorantreiben zu wollen. Die Schweizerische Energie Stiftung SES und ihr Geschäftsleiter Nils Epprecht (Bild) sehen den Ball jedoch beim Parlament: Dieses hat es in der laufenden Revision des Energie- und Stromversorgungsgesetzes in der Hand, den Ausbau der erneuerbaren Energien so zu beschleunigen, dass die Gaskraftwerke gar nie gebaut werden müssen. Hier die wörtliche SES-Stellungnahme.

Energieministerin Simonetta Sommaruga gab Massnahmen für die Stromversorgungssicherheit bekannt. Diese wurde jüngst vermehrt in Frage gestellt, nachdem der Abschluss eines Stromabkommens mit der EU aufgrund der abgebrochenen Verhandlungen zum Rahmenabkommen in weite Ferne gerückt ist. 

Schweizer Wasserkraft für die Schweiz: Die sogenannte strategische Reserve stellt sicher, dass die inländischen Speicherseen jederzeit genügend Wasser enthalten. So können vorübergehende Engpässe verhindert werden. «Diese Massnahme ist sinnvoll. Damit wird garantiert, dass unsere zahlreichen Wasserkraftwerke in kritischen Zeiten für die Schweiz bereitstehen und den Strom nicht schon zuvor ins Ausland verkauft haben», kommentiert SES-Geschäftsleiter Nils Epprecht. 

Förderung der Stromeffizienz: Elektroheizungen verbrauchen jeden Winter so viel Strom, wie Beznau 1 liefert. Der Bundesrat tut deshalb gut daran, hier anzusetzen und den Ersatz der ineffizienten Elektroheizungen voranzutreiben. Nils Epprecht dazu: «Winterstromeffizienz ist die naheliegendste Massnahme um sicherzustellen, dass im Winter genügend Strom vorhanden ist.» 

Gaskraftwerke als Ultima Ratio: Zum anderen soll die Planung von Gaskraftwerken für den Notfall vorangetrieben werden. Ob die Gaskraftwerke tatsächlich gebaut werden müssen, ist damit jedoch noch nicht entschieden. Und selbst wenn sie gebaut werden, werden sie die meiste Zeit stillstehen. «Dass wir überhaupt über Gaskraftwerke als Ultima Ratio reden müssen, ist eine Konsequenz der wenig ambitionierten Ausbauziele für erneuerbare Energien im aktuellen Energiegesetz. Das schmerzt natürlich», gibt Nils Epprecht zu bedenken.

«Die Energieversorgung der Schweiz braucht weder Gas- noch Atomkraftwerke, das Potenzial der erneuerbaren Energien ist mehr als ausreichend. Doch bislang kochen wir die Energiewende in der Schweiz auf Sparflamme. Wenn wir keine Gaskraftwerke wollen, müssen wir jetzt Gas geben – aber bei den Erneuerbaren», richtet Nils Epprecht den Appell ans Parlament. Die Energiekommission des Ständerats berät zurzeit die Revision des Energie- und Stromversorgungsgesetzes.

 Quelle: SES

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Dienstag, 22. Februar 2022

Deutsche Naturstrom: Gross-PV mit Speicher

Stromspeicher sind wichtiger Baustein der Energiewende, denn sie entkoppeln die Ökostrom-Nutzung vom Erzeugungszeitpunkt. Im thüringischen Henschleben in Mitteldeutschland hat einer der grossen deutschen Öko-Energieversorger NATURSTROM nun seinen ersten Solarpark mit Speicher fertiggestellt. 
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„Um bis zum Jahr 2030 die Zielmarke von 80 Prozent Erneuerbaren im Stromsektor zu erreichen, müssen wir deutschlandweit den Ausbau Erneuerbarer Energien deutlich beschleunigen und zugleich neue Flexibilitätsoptionen schaffen – also für eine gute Übereinstimmung des Lieferangebots mit der Nachfrage sorgen. 

Dazu gehört auch, wie in Henschleben, Solarparks mit Batteriespeichern auszustatten. Der Speicher ermöglicht es uns, den Solarstrom bedarfsgerechter einzuspeisen. Denn da Sonne und Wind nicht gleichmäßig zur Verfügung stehen, werden Speichermöglichkeiten zukünftig eine große Rolle spielen. Hierzu sammeln wir in Henschleben erste Erfahrungen“, erläutert Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender NATURSTROM AG, das Projekt.

Die Freiflächenanlage im thüringischen Henschleben, Gemeinde Staßfurt, verfügt über eine Leistung von 7,5 MWp und erzeugt rund 7,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr – das entspricht dem Jahresbedarf von mehr als 2.300 Dreipersonenhaushalten. NATURSTROM plant, in diesem Jahr einen zweiten Bauabschnitt in ähnlicher Größenordnung zu errichten.

Dank des integrierten Speichers steht der Solarstrom auch dann bereit, wenn die Sonne mal nicht scheint. Die sich auf dem Gelände befindliche Batterie kann mehr als 1.000 Kilowattstunden Ökostrom speichern. Dafür nimmt sie Ertragsspitzen in der Mittagszeit auf und gibt diese an späten Abend- oder frühen Morgenstunden ab. Somit ermöglicht sie eine gleichmäßigere Einspeisung über den Tag und trägt so zur Entlastung der Netze bei.

Die ca. 17.000 Photovoltaik-Module produzieren seit Oktober 2021 sauberen Ökostrom. Mit der Installation des Speichers ist die Anlage nun vollständig. Den Zuschlag für das Projekt hatte NATURSTROM im Jahr 2020 im Rahmen einer Innovationsausschreibung erhalten. Da die Anlage teilweise auf Flächen errichtet wird, die der Gemeinde gehören, profitiert die Standortkommune von regelmäßigen Pachteinnahmen. Der Solarpark befindet sich auf einer ehemaligen Deponiefläche und steht für die sinnvolle Nutzung vorbelasteter Flächen durch Photovoltaik. Im Zuge des Anlagenbaus hat NATURSTROM  angrenzende Deponieflächen rekultiviert.

Finanziert und betrieben wird die Anlage von der Ende 2020 gegründeten NaturEnergy GmbH & Co. KGaA, einer Tochter der NATURSTROM AG, die sowohl den Bau und Betrieb als auch die Finanzierung neuer und bestehender Öko-Kraftwerke in der NATURSTROM-Gruppe organisiert. Mit dem Solarpark Henschleben ist die erste Projektinvestition in Eigenregie abgeschlossen.

Bild: Speicherinstallation Henscheben (Quelle: NATURSTROM AG)

Weitere Informationen zum Solarpark Henschleben

Über NaturEnergy: Die NaturEnergy GmbH & Co. KGaA ist eine 100prozentige Tochtergesellschaft der NATURSTROM AG und fokussiert sich gezielt auf die Stromerzeugung aus regenerativen Quellen, insbesondere aus Sonnen- und Windenergie. Das Unternehmen bündelt vielfältige Leistungen, von der Projektierung und dem Bau neuer Anlagen über Service und Betriebsführung bis hin zu Netzdienstleistungen. Investitionen in neue regenerative Erzeugungsanlagen erfolgen direkt wie auch indirekt über Beteiligungen an Projektgesellschaften, sehr häufig unter Einbindung von Bürgern und Gemeinden.

Der Ursprung des Unternehmens liegt im Geschäftsbereich „Energieerzeugung“ der NATURSTROM AG, der nun schrittweise unter neuem Dach neu organisiert wird. Die NaturEnergy will durch eine klare Fokussierung in einem sich wandelnden Erzeugungsmarkt noch schlagkräftiger werden, mehr Geld für die Energiewende bewegen und sich auch verstärkt für Partnerschaften öffnen.

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Freitag, 18. Februar 2022

Elektrizitätsbilanz 2021: Verbrauch gestiegen

2021 ist der Schweizer Stromverbrauch gegenüber dem Vorjahr um 4.3% oder rund 2.4 Terawattstunden (TWh) gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat die inländische Stromproduktion um 8.2% oder rund 5.7 TWh abgenommen. Das zeigen erste Schätzungen des Bundesamts für Energie (BF

Diese Schätzungen beruhen auf den definitiven statistischen Werten der Monate Januar bis Oktober 2021 (siehe hier unter «Gesamte Erzeugung und Abgabe elektrischer Energie in der Schweiz 2021») sowie auf Schätzungen für die Monate November und Dezember 2021. Die definitiven Werte der schweizerischen Elektrizitätsbilanz für das Jahr 2021 werden am 14. April 2022 publiziert, die vollständige Elektrizitätsstatistik 2021 (Jahrespublikation) am 17. Juni 2022.

Höherer Stromverbrauch in den meisten Monaten des Jahres: Der Stromendverbrauch der Schweiz (Endverbrauch = Landesverbrauch minus Netzverluste) lag 2021 gemäss der aktuellen Schätzung bei rund 58.1 TWh. Das sind 4.3% mehr als im Jahr 2020 (55.7 TWh). Deutlich mehr Strom als im Vorjahr wurde in den kalten Wintermonaten Januar und November verbraucht. In den Monaten März, April und Mai 2021 kam der im Vergleich zum Vorjahr höhere Stromverbrauch durch «kompensatorische Effekte» zustande: 2020 befand sich die Schweiz in diesen Monaten im Lockdown aufgrund der Covid19-Pandemie, der einen dämpfenden Effekt auf den Stromverbrauch hatte.

Weniger Inlandstromproduktion vor allem wegen der langen Revision des KKW Leibstadt: Die inländische Stromerzeugung (Landeserzeugung) lag 2021 gemäss der aktuellen Schätzung bei rund 64.2 TWh. Das sind 8.2% oder rund 5.7 TWh weniger als im Jahr 2020 (69.9 TWh). Vor allem in den Monaten September bis November produzierten Kernkraft und teils auch Wasserkraft (Oktober) deutlich weniger Strom als im Vorjahr. Rund 61.5% des 2021 produzierten Stroms stammten aus Wasserkraft (Laufwasserkraftwerke 26.4%, Speicherkraftwerke 35.1%), 28.9% aus Kernkraftwerken und 9.6% aus thermischen und erneuerbaren Stromproduktionsanlagen. Die Anteile der Wasserkraft und der thermischen und erneuerbaren Erzeugung sind im Vergleich zu 2020 gestiegen. Der Anteil der Kernkraft ist infolge der mehrmonatigen Revision des Kernkraftwerks Leibstadt hingegen deutlich gesunken.

Stromeinfuhrüberschuss im 2021: Im 2021 ergibt sich ein Einfuhrüberschuss (physikalische Einfuhr minus physikalische Ausfuhr) von rund 2.4 TWh (gegenüber einem Ausfuhrüberschuss von rund 5.6 TWh im Vorjahr). Zurückzuführen ist dieser «Vorzeichenwechsel» im 2021 auf die deutlich tiefere inländische Stromerzeugung (-8.2%) bei einem gleichzeitig höheren Stromverbrauch der Schweiz (+4.3%).

Das BFE publiziert jeden Monat «t+50 Tage»-Schätzungen: Auch im Jahr 2022 publiziert das BFE jeden Monat Schätzungen der monatlichen Elektrizitätsbilanz mit Zeithorizont «t+50 Tage» im Internet. Die definitiven monatlichen Elektrizitätsbilanzen folgen dann wie bisher mit Zeithorizont «t+90 Tage».

Gerold Truniger, Fachexperte Analysen und Perspektiven BFE

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Donnerstag, 17. Februar 2022

Es wird wieder getagt!

Am 29. und 30. März 2022 findet im Kursaal Bern die 20. Nationale Photovoltaik-Tagung von Swissolar, dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) und EnergieSchweiz statt. Die jährlich durchgeführte Nationale Photovoltaik-Tagung ist der wichtigste Treffpunkt der schweizerischen Solarstrombranche.

Dass die Photovoltaik einen wesentlichen Beitrag zur zukünftigen Energieversorgung der Schweiz leisten muss, ist kaum mehr umstritten. An der Tagung setzen wir uns damit auseinander, wie der erforderliche beschleunigte Ausbau erreicht werden kann.

Ein besonderes Highlight wird die Ansprache von Bundesrätin Simonetta Sommaruga sein, gefolgt von einer Podiumsdiskussion zur Frage, ob die Schweiz in Sachen PV-Ausbau auf Kurs ist. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Sicherstellung einer ganzjährig sicheren Stromversorgung mit einem hohen Solaranteil.
Programm: Link zu PDF
Mehr Informationen: www.pv-tagung.ch

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Montag, 14. Februar 2022

Auch EMPA kommt zu Schluss: Es geht mit EE!


Mit einem Zubau von Photovoltaik- und Windenergie
lässt sich die Abhängigkeit von Stromimporten verringern
und damit auch die CO2-Emisionen der Schweiz. Foto: Adobe Stock

Zur Deckung des steigenden Strombedarfs ist die Schweiz auf Stromimporte angewiesen. Diese weisen aber einen großen CO2-Fußabdruck auf, wenn sie aus Gas- oder Kohlekraftwerken stammen. In einer Studie zeigen Forschende von Empa und Universität Genf, wie die Schweiz mit einem diversifizierten Zubau von erneuerbaren Energien (EE) diese Stromimporte reduzieren kann.

Die Schweiz will bis 2050 klimaneutral werden – unter dem Strich also keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Viele Strategien auf diesem Weg zu „Netto Null“ beinhalten den Ersatz von fossilen Brennstoffen durch Elektrizität – in der Mobilität in Form von Elektrofahrzeugen und im Gebäudebereich in Form von Wärmepumpen zum Heizen. In der Schweiz stammt der benötigte Strom heute größtenteils aus Kern- und Wasserkraftwerken – Technologien mit einem geringen CO2-Fussabdruck. Betrachtet man aber ganz Europa, sieht die Lage anders aus: Schätzungen zufolge sind fossile Kraftwerke zur Stromerzeugung für rund 25 % der gesamten europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Bereits heute ist die Schweiz aber auf Stromimporte aus Nachbarländern angewiesen.

Der Anteil des Importstroms in der Schweiz macht rund 11 % aus. Während der im Inland produzierte Strom rund 40 g CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde verursacht, liegt der Durchschnitt des gesamten Schweizer Strommix – also inklusive Importe – bei rund 108 g. „In Spitzenstunden können es sogar bis zu 600g sein“, sagt Martin Rüdisüli vom Urban Energy Systems Lab der Empa. Will man also die CO2-Belastung des Schweizer Strommix tief halten, ist ein genauer Blick auf diese Importe nötig. Bislang basierten Angaben zu den Treibhausgasemissionen von importiertem Strom auf Durchschnittswerten. In einer neuen Studie haben Forschende der Empa und der Universität Genf nun die Stromimporte im Stundenrhythmus analysiert und gleichzeitig sowohl die direkten als auch die indirekten CO2-Emissionen der Stromproduktion einbezogen.

Ersatz für Atomstrom beeinflusst Stromimporte der Schweiz: Aufgrund der steigenden Elektrifizierung rechnen die Forscher mit einem zusätzlichen Strombedarf von rund 12 Terawattstunden pro Jahr. „Das sind gut 20 % mehr als wir heute schon verbrauchen. Gleichzeitig müssen wir den Atomstrom ersetzen, da der Bundesrat den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie plant“, erklärt Elliot Romano vom Institut für Umwelt- und Wasserwissenschaften der Universität Genf. Der Ersatz erfolgt durch erneuerbare Energien, die deutlich volatiler sind – also nicht gleichmäßig auftreten – und dadurch wiederum die Menge und den Zeitpunkt von Stromimporten erheblich beeinflussen.

Vor diesem Hintergrund haben die Forschenden verschiedene Szenarien entwickelt und analysiert, wie sich der Schweizer Strommix künftig zusammensetzen sollte, damit die Importe (und dadurch auch die strombedingten Treibhausgasemissionen) minimiert werden können. Die Studie zeigt, dass der Anteil an Importstrom im Schweizer Strommix in jedem Fall ansteigen wird – und dadurch auch die CO2-Emissionen. Trotz dieser höheren „importierten“ Emissionen wird die zunehmende Elektrifizierung von Wärme und Mobilität aber zu bis zu 45 % geringeren Treibhausgasemissionen im gesamten Schweizer Energiesystem führen.

Wind gegen die Winterstromlücke und Power-to-X-Technologien: Im Winter wird die Schweiz aufgrund geringerer Erträge aus der Photovoltaik weiterhin am stärksten auf Stromimporte angewiesen sein. Das Szenario, das hinsichtlich Emissionsreduktion in der Studie am besten abgeschnitten hat, sieht deshalb neben einem Ausbau der Solarenergie auf 25 Terawattstunden (von derzeit 2,7 TWh) auch einen großen Anteil an Windenergie von rund 12 Terawattstunden (von derzeit 0,1 TWh) vor. „Windenergie fällt mehrheitlich im Winter und in der Nacht an“, so Martin Rüdisüli. „Sie kann also helfen, unsere Importabhängigkeit in diesen Zeiten zu verringern.“

Eine zunehmend große Herausforderung orten die Studienautoren bei der saisonalen Speicherung von Energie. In allen durchgerechneten Szenarien sind aufgrund der ausgebauten Photovoltaik große Stromüberschüsse im Sommer zu erwarten. Das größte Potenzial, diese Überschüsse in den Winter zu überführen, sehen die Forschenden in Power-to-X-Technologien, die die Umwandlung von überschüssigem Strom in speicherbare chemische Energieträger wie Wasserstoff oder synthetisches Methan ermöglichen, sowie in thermischen Speichern wie etwa Erdsondenfeldern.

Quellen: solarserver.de  /  Empa

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Sonntag, 13. Februar 2022

Neues Gesetz: Nachteile für kleine PV-Anlagen

Mit dem «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» will der Bundesrat gemäss eigenen Angaben den Ausbau erneuerbarer Energien rasch und konsequent voranbringen. Eine Studie von Energie Zukunft Schweiz AG (EZS), die diese im Auftrag der Schweizerischen Energie-Stiftung SES und Swissolar erarbeitet hat, zeigt, dass die Änderungen insbesondere kleine Solaranlagen viel weniger rentabel machen würden als heute. SES und Swissolar fordern das Parlament auf, Korrekturen anzubringen.

Kleine und mittlere Solaranlagen kleiner 100 kWp (ca. 500 m2) auf Hausdächern und -Fassaden sollen gemäss den aktuellen Modellrechnungen des Bundes (Energieperspektiven 2050+) einen Anteil von rund 70% des gesamten Ausbaus erneuerbarer Energien ausmachen. Unter anderem um diesen Ausbau zu beschleunigen, hat der Bundesrat im Juni 2021 eine Revision des Energie- und des Stromversorgungsgesetzes angestossen. Modellierungen von Energie Zukunft Schweiz AG im Auftrag der SES und Swissolar zeigen nun, dass dies – sollte das Gesetz wie vorgeschlagen umgesetzt werden – die Rentabilität von kleinen und mittleren Solaranlagen stark verschlechtert anstatt sie zu verbessern.

Einnahmen unterliegen höheren Unsicherheiten:
Untersucht wurde die Rentabilität von Solaranlagen auf Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern unter den alten und neu vorgeschlagenen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Eine der neuen Regelungen verlangt, dass die Abnahmevergütung (auch Einspeisevergütung oder Rückliefervergütung genannt) sich nach dem Marktpreis im Zeitpunkt der Einspeisung richtet, anstatt sich wie bisher an einer fixen Vergütung auszurichten. «Nichtprofessionelle Kleininvestor:innen von Solaranlagen sind in erster Linie an stabilen Preisen interessiert. Der volatile Marktpreis bringt eine Unsicherheit ins System, der viele Projektant:innen von einer Investition abhalten dürfte», gibt Studienautor Stefan Liechti zu bedenken. «Die aktuell hohen Marktpreise dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese nicht für immer so bleiben werden. Investoren brauchen eine gewisse Sicherheit. Deshalb braucht es eine Mindesthöhe bei den Abnahmevergütungen.» sagt David Stickelberger, Geschäftsleiter von Swissolar.

Eigenverbrauch verliert an Wert:
Im Bereich der Netztarifierung sieht der Bundesrat vor, höhere Leistungs- und/oder Grundkomponenten zu erlauben. Konkret bedeutet dies, dass mit Strom aus der eigenen Solaranlage weniger Netzkosten eingespart werden kann (weil diese weniger abhängig davon sind, wieviel Strom man aus dem Netz bezieht, sondern zu einem grösseren Teil von der Anschlussleistung), was die Rentabilität deutlich verschlechtert. Einsparungen durch Eigenverbrauch von Solarstrom ist heute aber die wichtigste Finanzierungskomponente. «Werden die Bedingungen für den Eigenverbrauch verschlechtert, rechnen sich gerade Anlagen von Ein- und Mehrfamilienhäusern häufig nicht mehr» analysiert Liechti die Resultate der Studie. Liechti weist aber auch darauf hin, dass solche nachteiligen Effekte kompensiert werden könnten, zum Beispiel indem der Verbrauch nach Möglichkeit in ein Zeitfenster mit hoher Solarproduktion verschoben oder, wenn der Strom aus dem Netz bezogen wird, gestaffelt wird (aktives Lastmanagement).

Der Ball liegt beim Parlament:
David Stickelberger und Felix Nipkow kommen zum Schluss: «Zur Erreichung der Klimaziele und zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit braucht es einen Ausbauschub bei Solaranlagen. Die Vorschläge des Bundesrats im neuen Gesetz wirken hingegen als Bremse». Swissolar und die SES fordern das Parlament auf, dies im Rahmen der Beratungen zu korrigieren.

Download Studie «Synopse Photovoltaik Gesetzgebung» (.pdf)

Quelle: energiestiftung.ch

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Samstag, 12. Februar 2022

PERC-Solarzellen aus 100 % recyceltem Silizium

 
In Deutschland landen jährlich circa Zehntausend Tonnen Silizium in alten Photovoltaik-Modulen auf dem Recyclingmarkt, ab 2029 werden es mehrere hunderttausend Tonnen pro Jahr sein. Aktuell werden von Altmodulen nur das Aluminium, Glas und Kupfer neu aufbereitet, nicht aber die Silizium-Solarzellen. 
 

Um auch dieses Material weiter nutzen zu können, haben Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP in Halle (Saale) und des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE gemeinsam mit dem größten deutschen Recyclingunternehmen für PV-Module, der Reiling GmbH & Co. KG, eine Lösung entwickelt: Das Silizium der Module wurde im industriellen Maßstab wiederverwertet und zur Herstellung neuer PERC-Solarzellen genutzt.

Die meisten PV-Anlagen wurden in Deutschland in der ersten Ausbauwelle zwischen 2009 und 2011 installiert. »Auf diese wird nach Ende der zwanzig Jahre dauernden Einspeisevergütung ab 2029 absehbar eine erste Entsorgungswelle folgen«, erklärt Prof. Dr. Andreas Bett, Institutsleiter des Fraunhofer ISE. »Es müssen daher im Vorfeld vernünftige Prozesse und Verfahren zur Rückgewinnung des Siliziums aus ausgedienten Modulen aufgebaut werden«. Bereits 2021 betrug die insgesamt installierte Menge an PV-Modulen in Deutschland ungefähr fünf Millionen Tonnen, mit einem Siliziumanteil von 150.000 Tonnen. Silizium ist als Halbleiter-Material Hauptbestandteil der Solarzellen.


Eine Arbeitsgruppe am Fraunhofer CSP hat mit der Reiling GmbH & Co. KG deshalb, gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima BMWK (ehemals BMWi), ein Verfahren entwickelt, mit dem das Silizium zurückgewonnen werden kann. Möglich ist damit das Recycling sämtlicher kristalliner Silizium-PV-Module, unabhängig von Hersteller und Herkunft. Dazu Prof. Dr. Peter Dold, Projektleiter am Fraunhofer CSP: »Sonst wäre das für die Recyclingunternehmen ein viel zu großer Aufwand. Es war uns wichtig, einen skalierbaren Prozess zu entwickeln, der auch wirtschaftlich Sinn macht. Im Labor ist vieles möglich, aber unser neues Verfahren sollte sich für die Recyclingindustrie in der Praxis bewähren.«


Für das Verfahren werden aus Nebenprodukten des bereits etablierten mechanischen Aufbereitungsprozesses die Solarzellenbruchstücke abgetrennt und gesammelt. Die Zellbruchstücke im Größenbereich von 0,1 bis 1 Millimeter werden am Fraunhofer CSP im ersten Schritt durch verschiedene Sortierverfahren von Glas und Kunststoff befreit. Danach erfolgt durch nasschemisches Ätzen die schrittweise Entfernung des Rückseitenkontaktes, der Silberkontakte, der Antireflexschicht und letztendlich des Emitters. Das derart aufgereinigte Silizium wird in Standardprozessen zu monokristallinen oder quasi-monokristallinen Ingots verarbeitet und anschließend zu Wafern weiterprozessiert. Die Kristallisation erfolgt mit 100 Prozent Recycling-Silizium ohne Zusatz von kommerziellem Reinstsilizium. Die Wafer wurden am Fraunhofer ISE im PV-TEC zu PERC-Solarzellen verarbeitet, deren Zellwirkungsgrad im ersten Versuch bei 19,7 Prozent lag. »Das liegt unter dem Wirkungsgrad heutiger Premium PERC-Solarzellen mit circa 22,2 Prozent Wirkungsgrad, aber mit Sicherheit über dem der Solarzellen in den alten, ausgemusterten Modulen«, setzt Dold die ersten Ergebnisse in Kontext.
 

 

Donnerstag, 10. Februar 2022

Over: TV-Arena 22.25h: Energie-Showdown


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Mit einem neuen Gesicht:     Florence Brenzikofer Grüne Partei


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Schweizer Sonnenenergie für frische Früchte


Auf dem Dach der Rodi Fructus AG im Gewerbegebiet in Möhlin ist Ende Dezember eine Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von 854 Kilowatt in Betrieb gegangen. Die vor Ort produzierte Sonnenenergie wird grösstenteils für die permanente Energieversorgung der Kühlaggregate verwendet.  (Solarmedia: Eines der Beispiele die zeigen, dass längst nicht alle solar erzeugte Elektrizität gespeichert werden muss).

Die Geschichte der Firma Rodi Fructus AG reicht mehr als 100 Jahre zurück und begann mit dem Handel von Früchten und Gemüse aus aller Welt für den Schweizer Markt. Seit knapp 20 Jahren hat der Grossverteiler seinen Standort in Möhlin AG und verteilt von da aus die erfrischenden und vitaminreichen Früchte in die Schweizer Supermärkte. Weiter besitzt die Rodi Fructus alte Kaffeeröstmaschinen, die sich hervorragend zum Rösten von Erdnüssen eignen. Die Erdnüsse werden roh geliefert und per umgewandelter Kaffeerösttrommel auf die notwendige Temperatur erhitzt, danach gereinigt und für den Detailhandel abgepackt. 

PV-Anlage steuert ökologische Energie in der Kühlkette bei: Die Verteilung wie auch die korrekte Lagerung der Früchte ist nicht nur zeitaufwendig, sie benötigen auch viel Energie, insbesondere für die Kühlung. Denn wird die Kühlkette unterbrochen, kann dies im schlimmsten Fall zu einem Verlust der gelagerten Früchte führen. Damit diese Kühlkette ökologischer wird, hat sich die Rodi Fructus AG für ein Photovoltaik-Contracting mit der AEW Energie AG entschieden.  

PV-Contracting - Optimal für Gewerbe- und Industriebetriebe: Das Contracting-Modell eignet sich für Gewerbe- und Industriebetriebe mit grossen Dachflächen, die weder in eine eigene Anlage investieren wollen noch den Betrieb und Unterhalt selbstständig ausführen möchten. Die AEW ist Bauherrin und Eigentümerin der Photovoltaikanlage und kümmert sich von A bis Z um die Planung, den Betrieb sowie den stetigen Unterhalt der Anlage. Die Rodi Fructus AG hat keine Investitionskosten und profitiert in vielerlei Hinsicht von der Partnerschaft: Die vor Ort produzierte Energie wird direkt in das Arealnetz der Rodi Fructus AG eingespiesen und dort zu einem Grossteil verbraucht. Die Rodi Fructus AG profitiert dabei von günstigen Konditionen und ist vor Strompreisschwankungen abgesichert. Überschüssige Energie wird in das AEW Netz zurückgespiesen. Ein weiterer Vorteil: Die Rodi FructusAG kann sich auf ihr Kerngeschäft kon-zentrieren, während die AEW alle notwendigen Arbeiten ausführt. 

Eine der grössten Photovoltaik-Anlagen der AEW Energie AG: Bestehend aus neun Wechselrichtern und 2'475 PV-Modulen erbringt die Anlage eine Spitzenleistung von 854 Kilowatt peak. Sie gehört zu den grössten Anlagen im AEW Portfolio. Von der jährlich erwarteten Energieproduktion von rund 750 MWh werden rund ein Drittel direkt von der Rodi Fructus AG vor Ort verwertet. Mit dem Ausbau des Contracting-Portfolios schafft die AEW einen wesentlichen Beitrag zur sicheren und klimafreundlichen Energieversorgung, unterstützt Unternehmen dabei ihren CO2-Fussabdruck zu verringern und fördert zugleich die Standortattraktivität der Unternehmen. 

Die AEW Energie AG ist ein selbstständiges Unternehmen des Kantons Aargau. Mit der sicheren und klimafreundlichen Energieversorgung leistet die AEW einen wesentlichen Beitrag zur Standortattraktivität und zur Lebensqualität in der Region. Sie strebt Klimaneutralität (Netto-Null) bis spä-testens 2040 an. Als integrierter Energiedienstleister engagiert sich die AEW mit der Produktion von Strom und Wärme/Kälte sowie als führende Netzbetreiberin und Lieferantin für ihre Kunden. Für die Stromproduktion fokussiertdie AEWauf Wasserkraft sowie Solar-und Windenergie. Zu-dem erbringt sie Dienstleistungen in netz- und energienahen Bereichen sowie in der Telekommunikation.  

 Quelle und weitere Informationen und Downloads unter www.aew.ch

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Mittwoch, 9. Februar 2022

Atom-Renaissance oder?

So also sieht die Atom-Renaissance aus - ein Kommentar von Solarmedia-Autor Guntram Rehsche (wörtliche Zitate aus der Medienmitteilungs des Nuklearforums - siehe Solarmedia vom 9.2.22):

- «Im vergangenen Jahr sind sechs neue Kernkraftwerke mit dem Stromnetz verbunden worden, darunter auch ein SMR. Zehn Einheiten wurden 2021 stillgelegt.»
- «Der zivile Kernkraftwerkpark der Welt umfasste beim Jahreswechsel 436 Reaktoren in 33 Ländern. Die installierte Leistung sank auf rund 388’600 MW (2020: 392’500).»
- «Der Anteil der Kernenergie an der weltweiten Stromproduktion verblieb bei rund 10%».  


Möchte man erstens dieses fast schon alltägliche Bild beifügen und zudem folgende Bemerkungen zu den Ausführungen des Nuklearforums:
Es wurden also 2021  erneut mehr AKW stillgelegt als neue gebaut, weiterhin gibt es in den weltweit 200 Ländern nur deren 33, die überhaupt auf Atomstrom setzen - und der Anteil der Kernreaktoren an der weltweiten Stromproduktion hat sich in den letzten 20 Jahren fast halbiert (von einst 17 auf nun 10%).

Im Gegensatz dazu und allen Atom-Turbos zur Kenntnis gebracht: Solarenergie steigerte in diesem Zeitraum und als völlige New Comerin ihren Anteil von 0 auf 3% und wird diesen in den nächsten zehn Jahren absehbar auf die Höhe der atomaren Energieproduktion erhöhen.  Schliesslich: Im vergangenen Jahr betrug der solare Zubau auf der ganze Welt rund 200 Gigawatt Leistung, was der Stromproduktion von rund 20 grossen AKW entspricht. Das ist zwar gemäss dem St.Galler HSG-Professor Peter Hettich gar kein Strom - eine Bemerkung, die ihn endgültig in den Rang eines Voodoo-Ökonomen versetzt. Alle sonstigen Abnehmer dieses Stroms - wie etwa auch CH-Grossunternehmen wie Migros, Coop, neuerdings auch Axpo und IKEA können demgegenüber einfach nur rechnen. Übrigens: gerade diese Unternehmen zeigen, dass ja längst nicht aller Solarstrom gespeichert werden muss, sondern etwa bei heissen Temperaturen unmittelbar zu Kühlung verwendet wird. Die immer wieder behaupteten hohen Systemkosten der Solarenergie liegen also wesentlich tiefer!

Kommentar: Guntram Rehsche Solarmedia

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Atomwirtschaft 2021: Fort- und Rückschritt

Im vergangenen Jahr sind sechs neue Kernkraftwerke mit dem Stromnetz verbunden worden, darunter auch ein SMR. Zehn Einheiten wurden 2021 stillgelegt, drei im Rahmen des politisch verfügten Atomausstiegs in Deutschland. Somit bestand der weltweite Kernkraftwerkspark beim Jahreswechsel aus 436 Reaktoren in 33 Ländern. Die installierte Nettoleistung sank auf rund 388’600 Megawatt. Mit einem Anteil an der globalen Stromproduktion von 10% ist die Kernenergie nach wie vor die zweitgrösste Quelle sauberen Stroms - so die Medienmitteilung des Nuklearforums.

 Kommentar von Solarmedia siehe >>> hier

Sanaocun-2
Der erste Beton ist für die zweite von sechs geplanten Einheiten
am Standort Sanaocun südlich von Shanghai im Osten Chinas
Ende 2021 gegossen worden - Quelle: CGN

Sechs neue Kernkraftwerke (KKW) sind 2021 mit dem Netz verbunden worden. Drei davon stehen in China, darunter der weltweit erste Kugelhaufen-Hochtemperatur-Demonstrationsreaktor am Standort Shidao-Bay. In diesem Reaktor mit kugelförmigen Brennelementen ist eine Kernschmelze aus naturgesetzlichen Gründen unmöglich. Aufgrund seiner Leistung von 200 Megawatt (MW) und der modularen Bauweise gilt er als SMR (kleiner, modularer Reaktor).

In Indien hat 2021 Kakrapar-3 erstmals Strom ins Netz eingespeist, der erste Reaktor der einheimischen Bauart PHWR-700. In Pakistan ging ein Reaktor mit neuster chinesischer Technologie ans Netz, während die Vereinigten Arabischen Emiraten nach dem Atomeinstieg im Vorjahr die zweite Einheit hochgefahren haben.

Drei von zehn im Jahr 2021 endgültig stillgelegten KKW befinden sich in Deutschland und wurden aus politischen Gründen nach nur 35 bzw. 37 Betriebsjahren abgeschaltet – darunter auch Grohnde, das im Februar 2021 die Weltrekordmarke von 400 Milliarden Kilowattstunden erzeugten Stroms überschritten hat. Darüber hinaus wurden in den USA, in Russland, Pakistan und Taiwan je ein Werk und in Grossbritannien deren drei stillgelegt.

Zweitgrösste saubere (gemäss Nuklearforum) Stromquelle: Der Anteil der Kernenergie an der weltweiten Stromproduktion verblieb bei rund 10% (in der EU rund 25%). Damit ist sie weiterhin nach der Wasserkraft die zweitgrösste Quelle CO2-armen Stroms. Der zivile Kernkraftwerkpark der Welt umfasste beim Jahreswechsel 436 Reaktoren in 33 Ländern. Die installierte Leistung sank auf rund 388’600 MW (2020: 392’500). China verzeichnete fünf Baustarts von neuen KKW, Indien deren zwei und Russland einen. In der Türkei begann zudem der dritte Reaktorneubau am Standort Akkuyu. Weltweit sind 55 neue Kernkraftwerke in Bau und rund 110 geplant.

Stets aktuelle Daten zu sämtlichen Kernkraftwerken und Lagern für radioaktive Abfälle: www.nuclearplanet.ch.

Quelle: nuklearforum.ch

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Dienstag, 8. Februar 2022

Solar-Mini-Strom-Grid für Subsahara-Afrika

                                       

Die Abteilung „Faseroptische Sensor Systeme“ des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) hat zusammen mit der TU Clausthal das solarbetriebene System „VoltaView Mini-Grid-25“ entwickelt. Das System liefert eine kostengünstige Lösung für die Versorgung mit bezahlbarer, zuverlässiger und sauberer Energie. Es kommt insbesondere in Subsahara-Afrika zum Einsatz, wo viele Dörfer nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen sind.

Das VoltaView Mini-Grid-System liefert Strom für ca. 50 Haushalte und bis zu fünf Kleinunternehmen sowie für die Aufbereitung von 2.000 Liter sauberem Trinkwasser pro Tag zu erschwinglichen Preisen. Es benutzt dafür sogenannte Second-Life-Batterien und Second-Life-Solarmodule, die gebrauchte Akkus und Solarmodule wiederverwenden. So leistet das Mini-Grid-System einen Beitrag zur Reduzierung der weltweiten CO2-Emissionen und zur Etablierung einer globalen Kreislaufwirtschaft. Die Forschenden haben im Januar 2022 mit dem Aufbau des ersten containerbasierten VoltaView Mini-Grid-25 am Fraunhofer HHI in Goslar begonnen. Im Februar 2022 wird das System erstmals in Tansania eingesetzt, um entlegene Dörfer dort mit Strom zu versorgen.

Die Wirtschaftskommission für Afrika (United Nations Economic Comission for Africa, UNECA) schätzt, dass etwa 86 Prozent der Menschen in den ländlichen Gebieten Subsahara-Afrikas keinen Zugang zu Elektrizität haben. Elektrizität ist aber die wichtigste Voraussetzung für lokale wirtschaftliche Entwicklung und für den Zugang zu sauberem Trinkwasser. Elektrifizierungsprojekte in der Region scheitern oft an der Finanzierung. Stromnutzer*innen können die Preise, die potenzielle Investor*innen brauchen, um ihre Kosten zu decken, nicht bezahlen.

Das VoltaView-Team will dieses Problem mit dem neuen Mini-Grid-System lösen. Durch die Verwendung ausrangierter Sonnenkollektoren und Lithium-Ionen-Batterie (LIB)-Speichern können die Forschenden die Kosten drastisch reduzieren, da diese Komponenten die teuersten Teile von Elektrizitätssystemen sind. Um die Leistung dieser Komponenten zu gewährleisten, werden sie unabhängig geprüft und mit einem Gütesiegel oder Zertifikat bewertet. Dieses bekommen die Komponenten nur, wenn sie eine Restkapazität bzw. einen Wirkungsgrad von mehr als 85 Prozent im Vergleich zu neuen Modulen haben. Die geschätzte Lebensdauer für Second-Life-Komponenten beträgt mehr als zehn Jahre.

Neben der Stromproduktion beinhaltet das VoltaView-Mini-Grid-25 ein Wasserreinigungssystem, das eine Kombination verschiedener Filter und UV-C-Desinfektion, eine Entkeimung durch hohe UV-C-Strahlung, anwendet. Um das System vor Überhitzung zu schützen, haben die Forschenden sensorgesteuerte Lamellenfenster entwickelt, die den Container mittels Frischluftstrom kühlen. Das Second-LIB-Speichersystem wurde vom Fraunhofer HHI-Team mit einer sensorgesteuerten Sprinkleranlage ausgestattet. Diese versprüht innerhalb weniger Sekunden das Feuerlöschmittel F500 und kann so im Fall einer Havarie einen Lithium-Ionen Batteriebrand schnell und effizient löschen.

Die Forschenden bauen das komplette System am Außenstandort des Fraunhofer HHI in Goslar in einen Seecontainer ein und führen alle notwendigen Hardwareinstallationen durch. Am Einsatzort müssen anschließend nur noch die Solarpaneele auf dem Dach des Containers montiert werden. Neben dem Fraunhofer HHI und dem Forschungszentrum Energiespeichertechnologien der TU Clausthal wird das Projekt durch den Rotary-Club Goslar und die Aktion 99 Pfennig e.V. finanziell unterstützt. Nachbemerkungen von Solarmedia: Über Langlebigkeit einer solcherweise importierten Lösung ist nichts bekannt....

Quelle: Fraunhofer

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Montag, 7. Februar 2022

Solarfaltdach im In- und Ausland im Aufwind

Die Solaranlage einfahren, wenn es stürmt oder schneit, und wieder ausfahren, wenn die Sonne scheint. So funktioniert das Solarfaltdach der Firma dhp technology. Über den offenen Klärbecken der ARA Chur entstand die erste Anlage. Dafür gab’s den Watt d’Or 2019. 12 Kläranlagen wurden seither überdacht, neun weitere sind bestellt und über 30 in Planung. Und auch in Deutschland stösst das Solarfaltdach auf grosses Interesse. 

 

Auf den ersten Blick sieht das Solarfaltdach aus wie ein Schattendach. Die Panels sind an Seilen befestigt. Die Stützen für die bewegliche Konstruktion, die grosse Flächen überspannen kann, stehen weit auseinander, so dass der Raum darunter weiterhin genutzt werden kann – mit Klärbecken oder Parkplätzen. Die Technologie der Konstruktion funktioniert wie bei Seilbahnen, ist also erprobt. Bei starkem Wind fährt das Dach wie eine Handorgel in die sogenannte «Garage» ein. Gesteuert wird das ganze automatisch mit lokalen und externen Wetterdaten. Das Bündner Start-up dhp Technology hat dafür schon verschiedene Auszeichnungen erhalten – so 2019 den Watt d’Or des Bundesamts für Energie.

Wie kommt das Solarfaltdach an?: Patrick Sonderegger ist Betriebsleiter der ARA Eich in Bassersdorf bei Zürich. Die ARA reinigt das Abwasser von knapp 22’000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Seit Oktober 2020 deckt ein Solarfaltdach mit 1024 Panels einige Klärbecken mit einer Fläche von rund 3423m2. 2021 lieferten die Solarzellen 297’000 kWh Strom. Bei der Planung wurde mit einer Leistung von 280’000 kWh gerechnet. 1,0 Millionen Franken hat die Anlage gekostet. Im Video-Interview erklärt Patrick Sonderegger, warum man sich für diese Lösung entschieden hat.

Die Anlage im kantonalzürcherischen Bassersdorf musste 2021 wetterbedingt rund 250 Mal eingezogen werden. In den meisten Fällen war der Wind der Grund. Der Ein- und Ausfahr-Mechanismus habe bislang gut funktioniert, sagt Klärmeister Patrick Sonderegger. In der Nacht sind die Panels immer in der «Garage». Weil die Klärbecken bedeckt sind, bilden sich auch weniger Algen.

Auch in Dübendorf, der Nachbargemeinde von Bassersdorf, überlegt man sich, die Kläranlage mit einem Solarfaltdach zu überdachen, um eigenen Strom zu produzieren. An einer Besichtigung in Bassersdorf im Januar 2022 war Jürgen Besmer, Stadtrat von Dübendorf und Verwaltungsratspräsident der ARA Neugut dabei. Das Solarfaltdach hat ihn überzeugt.

Gian-Andri Diem ist zusammen mit seinem Partner Andreas Hügli Geschäftsführer der dhp technology, die das Solarfaltdach produziert (siehe Video oben). In den letzten drei Jahren ist das Start-up im bündnerischen Zizers zu einem kleinen Bauunternehmen gewachsen, das Entwicklung, Planung, Installation und Unterhalt der Solaranlagen übernimmt. Zwischen 2019 und 2022 hat dhp technology 11 Kläranlagen und eine Parkfläche mit einem Solarfaltdach überdacht. Ausbaupotenzial wäre da. Allein in der Schweiz gibt es 800 Kläranlagen. Gian-Andri Diem erklärt im Video-Interview, warum der Fokus auch auf Kläranlagen in Deutschland liegt und was das mit den derzeit hohen Strompreisen zu tun hat. Und er sagt, wie der Elektroauto-Boom den Bau von Solarfaltdächern über Parkplätzen begünstigen könnte. 

Crowd-Investing statt Bankkredit: Neue Wege ging dhp technology auch bei der Mittelbeschaffung. Mit einer Crowd-Investing-Kampagne suchte das Unternehmen InvestorInnen, die sich finanziell bei dhp technology engagieren wollten. Gut 1,5 Millionen Franken von knapp 450 UnterstützerInnen sind zusammengekommen. Damit seien die Erwartungen klar übertroffen worden, sagt Co-Geschäftsführer Gian-Andri Diem. «Wir haben diesen Weg der Geldbeschaffung gewählt, weil wir immer wieder Anfragen von Leuten bekommen, die sich an unseren Anlagen/unserem Unternehmen beteiligen wollen.»

Brigitte Mader, Kommunikation, Bundesamt für Energie, energeiaplus.com    

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