In den vergangenen Monaten macht die Solarbranche vor allem Schlagzeilen wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der allermeisten Photovoltaik-(PV)-Modulproduzenten. Sie leiden unter einem nie gekannten Preiszerfall ihrer immer leistungsfähigeren Produkte – initiiert in erster Linie durch einen Kapazitätsausbau in der Branche, der sämtliche Prognosen – und auch Absatzmöglichkeiten – übertrifft. Im laufenden Jahr werden weltweit nach den optimistischsten Schätzern (zu denen regelmässig auch die Photon-Redaktion gehört) Module mit einer Solarleistung von gegen 25 Gigawatt (GW) abgesetzt – im bisherigen Rekordjahr 2010 waren es deren 17. Und das bei Produktionskapazitäten, die unterdessen die 50-GW-Marke überschritten haben – unter dem Stichwort Modulproduktion in China. Die Photon-Chefredakteurin Anne Kreutzmann schreibt in ihrem Editorial denn auch von einem Schwarzen Schwan alias preisgünstigem Solarstrom, von dem man doch bitte endlich Kenntnis nehmen solle.
Mit dem entsprechenden Preisrutsch ist aber nicht nur Feuer im Dach der PV-Produzenten, von denen wohl nur wenige die Krise überstehen werden. Nein, das Feuer hat auch übergegriffen auf die Solarthermie, die arg ins Strudeln kommen dürfte, zumindest nach Ansicht von Photon. Denn plötzlich wird eine Solarstromnutzung preislich lohnend, die es nach der reinen ökologischen Lehre nicht geben dürfte. Billiger Strom im Verbund mit einer Wärmepumpe wird es demnach ermöglichen, Wärme (zuerst Warmwasser für den Haushalt, danach auch Wärme für die Gebäudeheizung) billiger zu produzieren als mit solarthermischen Vorrichtungen. Zu beobachten ist solches schon in grossem Stil, schwenkten doch einige Projekte für solarthermische Stromerzeugung in jüngster Zeit um auf den Einbezug von Photovoltaik (siehe etwa Solarmedia vom 18. August 2011).
Aber eben nicht nur die solarthermische Energiegewinnung in grossem Stil, sondern auch jene auf kleinen Häusern mit den etwa hierzulande gut eingeführten Sonnenkollektoren (siehe Bild einer kleinen Hausanlage) dürfte unter Druck geraten, zumindest preislich. Denn machbar ist eine Wärmeerzeugung mit Strom allemal, insbesondere weil sie sich ja wesentlich unterscheidet von der zu Recht angefeindeten und atomar betriebenen Elekroheizung. Kritikern eines solchen Vorschlags sei ins Stammbuch geschrieben, dass erstens die solare Stromerzeugung wesentlich ökologischer ist als Atomstrom und zweitens der Wirkungsgrad in Zusammenarbeit mit einer Wärmepumpe wesentlich höher.
Interessant in der neuen Photon-Ausgabe sind viele weitere Beiträge, etwa jener über die USA. Dort herrscht ein ausserordentlicher Wirrwarr bei der Förderung der Solarwirtschaft – das ist aber in Zusammenhang zu sehen mit der Zuständigkeit der 50 Bundesstaaten für die Energiewirtschaft. Im Schatten dieses Wirrwarrs entwickeln einzelne Bundesstaaten eine ausserordentliche solare Strahlkraft, nicht etwa nur Kalifornien. Das im Nordosten gelegene New Jersey, unweit von Big Apple New York, glänzt im laufenden Jahr mit dem absolut höchsten Zubau an neuen PV-Anlagen (und parallel mit unglaublich hohen Renditen von 40 Prozent, die jetzt aber wieder bröckeln). Klar macht die US-Berichterstattung auf jeden Fall, dass nun in Amerika offenbar die Post abgeht – im Bundesstaat Texas hat ein Energieversorger soeben ein 400-Megawatt-Projekt ausgeschrieben (derzeit erreicht das weltgrösste in Kanada nicht einmal deren 100). In den USA sind übrigens Kilowattstunden-Preise von umgerechnet unter 10 Rappen in Reichweite.
Weitere interessante Beiträge von Photon-11-2011 zeigen (neben vielen Firmen-News) die Wirkung von Solarstrom auf die Preise von mittäglichem Spitzenstrom und die allgemeine Preisentwicklung in Deutschland anhand der dortigen Einspeise-Gesetzgebung nach. Ab 2012 wird der vergütete Kilowattstundenpreis für Kleinanlagen unter 30 Kilowatt Leistung noch 24,43 Eurocent betragen. Soeben wurden übrigens auch die Schweizer KEV-Preise für das kommende Jahr bekannt – für die zweitkleinste Kategorie hierzulande wird er 43 Rappen (ab 1. März 2012 aufgrund einer weiteren Absenkungsrunde nur noch 36,8) betragen und dann noch um rund 20 Prozent höher liegen. Das scheint, angesichts der sonst üblichen Preisdifferenzen zwischen Deutschland und der Schweiz, für hiesige ProduzentInnen ganz und gar nicht komfortabel, in einer allgemeinen Sicht aber durchaus sinnvoll.
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