Donnerstag, 15. Dezember 2011

Marokko plant solar

Noch sind grosse solarthermische Projekte nicht ganz abgeschrieben - obwohl ihnen die photovoltaische Stromerzeugung wegen deren Preissenkungen immer mehr zur Konkurrenz wird. Aus Marokko werden jetzt Grossprojekte bekannt, die im Rahmen der Zusammenarbeit mit Deutschland zu sehen sind.

Deutschland unterstützt demnach den Bau des ersten großen solarthermischen Kraftwerks in Marokko finanziell. Einen entsprechenden Vertrag haben die marokkanische Solarenergieagentur und die KfW-Entwicklungsbank unterzeichnet. Das Kraftwerk mit Parabolrinnenkollektoren soll über eine Leistung von 160 MW verfügen. Durch die ins Konzept integrierten Speicherkapazitäten kann es den Betrieb bis zu drei Stunden nach Sonnenuntergang fortsetzen. Die Errichtung soll 2012 beginnen und rund ein Jahr dauern. Standort ist die Stadt Ouarzazate, am nördlichen Ausläufer der Sahara gelegen.

Nordöstlich von Ouarzazate soll ein Solarkomplex von über 500 MW Leistung entstehen. © bine / Willi Schnitzler





Im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative IKI beteiligt sich das Bundesumweltministerium mit einem Zuschuss in Höhe von 15 Millionen Euro an der Eigenkapitaleinlage der staatlichen Marokkanischen Agentur für Solarenergie als Projektgesellschaft. Eingebracht werden diese Mittel über die KfW Entwicklungsbank. Das deutsche Engagement erfolgt in Abstimmung mit weiteren Fördergebern wie der Weltbank, der Afrikanischen Entwicklungsbank, der Europäischen Investitionsbank, der Französischen Entwicklungsbank und der Europäischen Kommission. Mit diesem Beitrag wird Deutschland zu einem der wichtigsten bilateralen Partner Marokkos bei der Realisierung des Solarkraftwerks Ouarzazate 1.

Marokko verfolgt beim Ausbau der erneuerbaren Energien ambitionierte Ziele. Der Solarplan sieht u. a. vor, an fünf Standorten im Land solarthermische Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 2.000 MW bis zum Jahr 2020 zu errichten. Für die Nutzung der Sonnenenergie sind die natürlichen Voraussetzungen in Nordafrika günstig. Mit etwa 2.600 kWh/m² liegt die jährliche Sonneneinstrahlung ca. 30 Prozent höher als an den besten europäischen Standorten. Im Verbund mit dem gleichfalls verfolgten Ausbau der Windenergienutzung würde Marokko am Ende dieses Jahrzehnts bereits rund 28 Prozent seiner Stromversorgung über erneuerbare Energien decken. Mit diesem Ausbau werden Kapazitätsengpässe aufgrund steigender Energienachfrage und einer wachsenden Bevölkerung beseitigt. Außerdem verringert Marokko damit seine Importabhängigkeit (derzeit ca. 97 Prozent) für fossile Energieträger und verbessert die nationale CO2-Bilanz.

Der Standort des Kraftwerks liegt sieben Kilometer nordöstlich der Stadt Ouarzazate. Durch einen benachbarten Stausee kann der Kühlwasserbedarf des solarthermischen Kraftwerks gedeckt werden. Das Kraftwerk Ouarzazate 1 soll nach zwei Betriebsjahren eine jährliche Strommenge von 370.000 MWh erzeugen und rund 230.000 Tonnen CO2 einsparen. Das geplante Kraftwerk ist die erste Anlage für den geplanten Solarkomplex am Standort, der im Endausbau eine Kapazität von 500 MW umfassen soll.

Bei Parabolrinnenkollektoren sammeln lange, verspiegelte und parabolförmige Rinnen, die durch Drehung um die Längsachse dem Sonnenstand nachgeführt werden, das Sonnenlicht ein und konzentrieren es um das 80-fache auf eine Brennlinie. Dort befindet sich ein Stahlrohr mit einer selektiven Beschichtung als Absorber. In diesem Rohr zirkuliert als Wärmeträger ein Thermoöl, das Temperaturen um die 400 °C erreichen kann. Um Wärmeverluste zu vermeiden, umhüllt eine evakuierte Glasröhre das Stahlrohr. Bei einem Parabolrinnenkraftwerk sind Hunderte von Rinnen in einem Raster angeordnet. Im Zentrum der Anlage findet sich ein zentrales Gebäude mit dem konventionellen Kraftwerksteil. In diese Kraftwerke lassen sich auch thermische Speicher integrieren, in denen beispielsweise durch das Schmelzen von Salzen die Wärmeüberschüsse über Tag für den abendlichen Betrieb einspeichert werden können. Das BINE-Projektinfo Solarthermische Kraftwerke werden Praxis stellt die verschiedenen Technologien für solarthermische Kraftwerke vor.

Quelle: bine Informationsdienst

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