Dienstag, 31. Januar 2017

Solarstrom bewegt sich mitnichten auf Spuren der Atomenergie

Hanspeter Guggenbühl schreibt in der WoZ vom 26.1.17, dass die Maximierung der Solarstromproduktion die Reduktion des gesamten Energie- und Stromverbrauchs torpediere (siehe WoZ - Solarstrom auf den Spuren der Atomenergie). Im Folgenden eine Replik des Fachverbandes Swissolar.

Es ist dem Autor hoch anzurechnen, dass er immer wieder auf die notwendige Reduktion des Energie- und insbesondere des Stromverbrauchs hinweist. Das Potenzial ist immer noch riesig und ohne Effizienzsteigerung schaffen wir die Energiewende nicht. Aber seine implizite Schlussfolgerung, man müsse den Photovoltaikausbau limitieren,sonst drohe ein massives Überflussproblem und somit ein enormer Speicherverlust, ist falsch.

Erstens: Guggenbühl geht in seiner Berechnung von einer theoretischen Maximalleistung über Mittag aus, die de facto nie so hoch sein wird. Denn nicht alle Solaranlagen sind nach Süden ausgerichtet und oft haben sie eine Ost- und eine Westseite, um möglichst viel Sonnenschein über den Tag verteilt zu ernten. Sobald die AKW mit ihrer unsteuerbaren Bandproduktion vom Netz sind, werden wir also keinen unbewältigbaren Stromüberfluss haben.

Zu gewissen Tageszeiten und am Wochenende braucht es zwar Pufferkapazitäten, doch die haben wir bereits: Mit über 5 Gigawatt Pumpspeicher- und über 4 Gigawatt Exportleistung. Dazu kommen intelligente Verbrauchssteuerungen, Elektroautos und Batteriespeicher. Im äussersten Extremfall kann auch Mal die Solar-Spitzenproduktion gekappt werden – Peak Shaving heisst das im Fachjargon.

Zweitens: Wir müssen bis etwa 2050 auf Atomenergie und fossile Energien verzichten. Der Atomausstieg ist dabei noch die kleinste Herausforderung, anspruchsvoller wird es bei der Wärmeversorgung und der Mobilität. Wahrscheinlich wird der Stromverbrauch steigen, weil Ölheizungen durch Wärmepumpen und Benziner durch Elektroautos ersetzt werden. Dies führt aber gleichzeitig zu Einsparungen, da diese Systeme viel effizienter sind, als ihre fossilen Vorgänger. Wärmedämmungen an Gebäuden senken den Verbrauch zusätzlich. Eine Vollversorgung der Schweiz mit Strom aus erneuerbaren Energien ist somit auch dann möglich. Nicht allein mit Solarstrom, aber mit einem beträchtlichen Anteil.

Auf etwa der Hälfte unserer jetzigen Dachflächen könnten wir jährlich 30 Gigawattstunden Strom produzieren – mehr als die Hälfte des heutigen Stromverbrauchs. Für die Energiewende braucht es also beides: Eine Reduktion des Strombedarfs, u.a. durch Effizienzmassnahmen. Aber genauso den gezielten Ausbau von Erneuerbaren.


Quelle: Swissolar

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Sonntag, 29. Januar 2017

Neue Dünnschichttechnologie erobert den Markt

Investoren des süddeutschen Industriepartners Manz setzen auf CIGS-Entwicklung aus Baden-Württemberg. Das bedeutet einen Durchbruch für die kommerzielle Fertigung der Dünnschichtphotovoltaik mit einem Halbleiter aus Kupfer, Indium, Gallium und Selen (CIGS).

CIGS-Dünnschichtmodule bieten auch optische Vorteile.
Die CIGS-Fassade am ZSW-Neubau in Stuttgart.
Zwei führende chinesische Energieunternehmen, die Shanghai Electric und die Shenhua Group, steigen in großem Stil in die Produktion und Weiterentwicklung der CIGS-Technologie des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und seines Industriepartners Manz AG ein. Im ersten Schritt errichtet Manz für ein gemeinsames Joint Venture der chinesischen Partner eine Fabrik mit einer jährlichen Produktionskapazität von 306 Megawatt (MW). Hinzu kommt eine Fertigungsanlage für die Forschung und Entwicklung mit 44 MW. Weitere Schritte sollen folgen. Nach der Vereinbarung für China erwarten ZSW und Manz nun weiteren Schwung und den Einstieg von Investoren in anderen Märkten. Interessenten gibt es bereits. 

„Die Investition in die Massenfertigung und Weiterentwicklung der CIGS-Dünnschichtphotovoltaik ist ein großer Erfolg für unser Institut“, betont Prof. Dr. Michael Powalla, ZSW-Vorstand und Leiter des Geschäftsbereichs Photovoltaik. „Die Entwicklung der hoch effizienten Dünnschichttechnologie, die wir vor rund 20 Jahren begonnen haben und seit 2010 mit der Manz AG weiterführen, gewinnt jetzt echte Relevanz für den Markt.“ Der Beginn der strategischen Kooperation der chinesischen Energiekonzerne mit dem Industriepartner Manz verspreche Gigawatt-Kapazitäten bei der Produktion der CIGS-Dünnschichtphotovoltaik, so Powalla weiter. Der staatliche chinesische Energiekonzern Shenhua Group Corporation Limited, der größte Kohleproduzent weltweit, will mit seiner Investition den Klimaschutz vorantreiben. Bei der Shanghai Electric Group Company Limited, einem großen Maschinenbauer, weist der Unternehmensbereich „New Energy“ hohe Zuwachsraten auf. Die Ratifizierung des UN-Klimaschutzabkommens, dem China erstmals beigetreten ist, und die Umweltprobleme im Reich der Mitte bieten eine wichtige Motivation für den Umstieg auf erneuerbare Energien. 

Die Shenhua Group wird mithilfe der von Manz gelieferten, schlüsselfertigen CIGS-Produktionslinien (CIGSfabs) Photovoltaikmodule herstellen und damit Solarstromanlagen betreiben. Der erzeugte Strom soll anschließend verkauft sowie für den Eigenbedarf genutzt werden. Die Vereinbarungen mit Shanghai Electric und Shenhua gelten exklusiv für den chinesischen Markt. In anderen Ländern, in denen es bereits mehrere Interessenten für Investitionen in eine CIGSfab gibt, kann Manz direkt anbieten. Die aktuelle Vereinbarung gilt ausschließlich für CIGS auf Glas. 

Vorteile der CIGS-Technologie: Die Dünnschichttechnologie auf CIGS-Basis hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Die Wachstumsraten beim Wirkungsgrad betragen gegenwärtig im Schnitt 0,7 Prozentpunkte pro Jahr. Das ZSW hält den aktuellen Zellweltrekord mit 22,6 Prozent. CIGS-Dünnschichtsolarmodule sind mit 14 bis 15 Prozent inzwischen ähnlich effizient und günstig wie die marktbeherrschenden Siliziummodule – und ihr Potenzial ist sogar noch höher. 
 
Die Produktionskosten liegen mit 40 US-Cent pro Watt auf einem ähnlichen Niveau. Bald sollen die Kosten auf 25 Cent pro Watt sinken, die Modulwirkungsgrade auf 18 Prozent und mehr steigen. Für Hersteller besonders interessant ist: Die konkurrenzfähigen Kosten sind bereits bei einem geringen Produktionsvolumen realisierbar. Zu den Vorteilen der CIGS-Dünnschicht kommt der geringere Energie- und Materialverbrauch bei der Herstellung. Auch höhere Schattentoleranz ist Pluspunkt für Eigentümer von CIGS-Solarstromanlagen. Aufgrund der  homogenen, mattschwarzen Ästhetik lassen sich Module optisch attraktiv in Hausdächern oder Fassaden integrieren. Grund genug für das ZSW, sie in der Fassade des eigenen Institutsneubaus in Stuttgart-Vaihingen einzubauen (Bild oben).
 
Quelle   Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) 2017

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Samstag, 28. Januar 2017

Solaraktien im neuen Jahr immer noch im Plus

 
Der PPVX ist letzte Woche um 0,5% auf 995 Punkte gesunken, der NYSE Arca Oil um 1,2% gesunken. Seit Jahresanfang 2017 liegt der PPVX mit +3,3% währungsbereinigt rund 6 Prozentpunkte vor dem Erdölaktienindex (-2,7%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind Daqo New Energy (+30%), Meyer Burger Technology AG (+19%) und Sino-American Silicon Products (+19%). Die grössten Gewinner der Woche waren TerraForm Global (+11%) und Daqo New Energy (+8%), die grössten Verlierer First Solar (-9%) und REC Silicon (-8%). Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 21,7 Mrd. Euro. Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+254%) rund 79 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +175%).
Vergrössern mit Klick auf Grafik oder Tabelle !

Der Solaraktienindex PPVX erscheint abwechslungsweise auf Solarmedia und in den Zwischenwochen auf  Vorsorgemedia!

Quelle: Öko-Invest-Verlag, Wien, oeko-invest@teleweb.at 

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Donnerstag, 26. Januar 2017

300 Gigawatt sind Meilenstein für Photovoltaik

Weltweit sind Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 300 GWp installiert / Photovoltaik-Ausbau boomt wegen günstiger Preise / Solarstrom bereits in mehr als 30 Ländern ohne Förderung wirtschaftlich.


Die Photovoltaik-Technologie setzt ihr globales Wachstum fort und erreicht mit einer insgesamt installierten solaren Kraftwerksleistung von 300 Gigawatt (GWp) einen weiteren Meilenstein ihrer Erfolgsgeschichte. Das teilte der Bundesverband Solarwirtschaft heute in Berlin auf Basis eigener Berechnungen mit. Im abgelaufenen Jahr 2016 seien weltweit Solarstromanlagen mit einer Nennleistung von rund 70 Gigawatt hinzugekommen. Das sind rund 30 Prozent mehr als im Vorjahr 2015. Allein die 2016 neu installierten Photovoltaik-Anlagen erzeugen rund 90 Terawattstunden sauberen Solarstrom im Jahr. Damit ließen sich rein rechnerisch mehr als 25 Millionen zusätzliche Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden versorgen. 

"Die Nutzung von Solarenergie hat in vielen Ländern der Welt an Fahrt aufgenommen. Weltweit wächst der Energiehunger und immer mehr Regierungen und Investoren entscheiden sich für saubere Energieformen", erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar). So habe Chinas Nationale Energiebehörde (NEA) den Bau von rund 100 Kohlekraftwerken mit einer Nennleistung von mehr als 100 Gigawatt gestoppt und zugleich im Jahr 2016 Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von rund 34 Gigawattpeak (GWp) installiert. Damit war das Reich der Mitte größter Absatzmarkt, gefolgt von den USA mit 13 Gigawatt und Japan mit 9 Gigawatt. Auch in Indien entwickelt sich ein starker Photovoltaikmarkt, Prognosen erwarten 2017 einen Zubau von acht bis neun Gigawatt. 

"Die Entscheidung für Solarenergie basiert längst nicht mehr allein auf dem Klimaschutz. Zunehmend fällt die Investitionsentscheidung vorrangig aus wirtschaftlichen Erwägungen", betont Körnig. "Das Risiko für gestrandete Investments in Kohlekraftwerke steigt. Ihnen droht die Unwirtschaftlichkeit, da an einer Einpreisung ihrer immensen Klimafolgekosten kein Weg vorbei führt. Gleichzeitig steht Solarstrom schon als preiswerte Alternative bereit." 

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat in einer aktuellen Studie festgestellt, dass Photovoltaik in mehr als 30 Ländern mittlerweile so günstig ist, dass sie dort bereits ohne Förderung wirtschaftlich betrieben werden kann. In einer zunehmenden Zahl von Ländern sei es wirtschaftlicher, in Solar- und Windkraftanlagen zu investieren als in Kohlekraftwerke. In einer Studie für Agora Energiewende kam das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme bereits 2015 zu dem Schluss, dass die Sonnenenergie schon bald in vielen Teilen der Welt die günstigste Stromquelle sein wird.

Der BSW-Solar, die Interessenvertretung der Solar- und Speicherbranche, setzt sich seit über 30 Jahren nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen Auslandsmärkten für eine nachhaltige Energieversorgung mit großen Anteilen Solarenergie ein. So hilft der Verband ausländischen Regierungen in aller Welt vor Ort bei der Markteinführung und stellt internationale Beziehungen zwischen Unternehmen der Energiewirtschaft her. Dazu dient auch seine Exklusivpartnerschaft mit der Messe Intersolar Europe, die in diesem Jahr vom 31. Mai bis 2. Juni in München stattfindet.

Quelle: www.solarwirtschaft.de

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Mittwoch, 25. Januar 2017

Europas Strom wurde 2016 klimafreundlicher

Die Energieorganisationen Agora Energiewende und Sandbag stellen ihren Jahresrückblick auf das EU-Stromsystem vor: Erneuerbare Energien wachsen leicht, Gaskraftwerke legen deutlich zu, Kohle verliert.


Die Stromerzeugung in der Europäischen Union ist im Jahr 2016 deutlich klimafreundlicher geworden: Der CO2-Ausstoß der Kraftwerke in den 28 EU-Staaten sank um 4,5 Prozent. Der Hauptgrund liegt im vermehrten Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung zulasten der klimaschädlichen Kohleverstromung – insbesondere in Großbritannien, teilweise auch in Italien, den Niederlanden, Deutschland und in Griechenland. Diese Entwicklung war trotz eines EU-weit um 0,5 Prozent gestiegenen Stromverbrauchs möglich: Der zusätzliche Strombedarf wurde vollständig durch einen Anstieg der Stromerzeugung mit Erneuerbaren Energien in der gleichen Größenordnung gedeckt. Diese Zahlen stammen aus der jetzt vorgestellten Bestandsaufnahme „Energy Transition in the Power Sector in Europe: State of Affairs in 2016“. Die Studie wurde gemeinsam von Agora Energiewende und dem britischen Think Tank Sandbag erarbeitet.

Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung wuchs demnach von 29,2 auf 29,6 Prozent, womit sie den Strommix vor Kernenergie, die einen Anteil von 26,3 Prozent hatte, dominierten.  Der Zubau Erneuerbarer Energien fiel geringer als in den Vorjahren aus – so wurden zwar Windkraftanlagen in erheblichem Maße errichtet, bei Solar- und Biomassekraftwerken war die Entwicklung jedoch rückläufig. Infolge des geringeren Zubaus und eher schlechter Wind- und Solarbedingungen überstieg die Wind- und Solarstromproduktion kaum das Niveau von 2015. Für 2017 und spätere Jahre erwarten die Autoren der Studie wieder ein stärkeres Wachstum beim Erneuerbaren-Strom - unter anderem, weil insbesondere die Kosten für Strom aus Solarenergie und aus Offshore-Windkraft in den vergangenen Monaten drastisch gesunken sind; sowohl Windkraft als auch Photovoltaik gehören in weiten Teilen Europas nun zu den günstigsten neuen Stromquellen überhaupt.

Große Zweifel äußeren die Autoren der Studie bei der Frage, inwieweit der 2016 beobachtete Wechsel von Kohle zu Gas zur Stromerzeugung dauerhaft ist: Denn dieser wurde durch die Schließung etlicher Kohlekraftwerke in einigen Ländern und  durch sehr günstige Gaspreise in der zweiten Jahreshälfte von 2016 getrieben. Gaskraftwerke, die zuvor gegenüber Steinkohlekraftwerken das Nachsehen hatten, waren deshalb zeitweise wieder konkurrenzfähig. Eine vergleichbare Situation wird es absehbar wohl nicht nochmals geben: Bis 2020 sind bislang nur wenige Schließungen von Kohlekraftwerke angekündigt, die Gaspreise übersteigen inzwischen wieder das Niveau der Kohlepreise. Zudem werden die vorliegenden Vorschläge für eine Reform des Europäischen Emissionshandelssystems ETS vermutlich nicht dazu führen, dass die Preise für CO2-Emissionen wieder deutlich steigen – auch diese können – wie das Beispiel Großbritannien zeigt – zu einem Wechsel von Kohle- zur Gasverstromung führen.

Der europäische Emissionshandel hat den Wechsel von Kohle zu Gas im Jahr 2016 zumindest nicht unterstützt. Die Menge der ausgegebenen Emissionszertifikate überschritt auch 2016 die Menge der verbrauchten Zertifikate bei weitem, dadurch wuchs die Bugwelle überschüssiger Zertifikate, die das Emissionshandelssystem bereits seit einigen Jahren aufbaut, weiter an: Sie überschritt 2016 erstmals die Marke von 3 Milliarden Tonnen und misst nun 3,2 Milliarden Tonnen. Der Überschuss liegt somit nicht mehr weit entfernt vom Doppelten des Verbrauchs in 2016, der 1,8 Milliarden Tonnen CO2 beträgt.

„Die Transformation des europäischen Stromsektors hat sich 2016 leicht verlangsamt: Der EU-Stromverbrauch hat angesichts des anziehenden Wirtschaftswachstums nicht weiter abgenommen und die Investitionen in neue Solar- und Biomassekraftwerke sind rückläufig. Ermutigend ist, dass die Treibhausgas-Emissionen aufgrund des Schwenks von Kohle zu Gas deutlich zurückgegangen sind. Diese Weg lässt sich fortsetzen, dazu müssen weitere Kohlekraftwerke schließen und die Preise für CO2-Emissionen deutlich anziehen beziehungsweise die Gaspreise wieder fallen“, fasst Dave Jones, Analyst bei Sandbag und einer der Autoren der Studie, zusammen.

Schließlich stellt die Studie auch die Fortschritte der EU-Mitglieder bei der Einführung Erneuerbarer Energien und bei der Verbesserungen der Energieeffizienz dar – hier gibt es jeweils verpflichtende nationale Ziele für 2020. So ist der Stromverbrauch seit 2010 insbesondere in Schweden, Italien, Großbritannien, Dänemark, Frankreich und Portugal spürbar zurückgegangen. In Polen und Bulgarien wurde 2016 hingegen etwas mehr Strom verbraucht als 2010.

Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung wuchs EU-weit seit 2010 um 10 Prozentpunkte auf 29,6 Prozent. „Das ist ein großer Erfolg der EU-Energiepolitik im vergangenen Jahrzehnt“, sagt Graichen. „Für die Zeit nach 2020 sollte die EU daran anknüpfen und jetzt Rahmenbedingungen schaffen, die weiterhin ein solches Wachstum ermöglichen. Das ist bei den jüngsten Kommissions-Vorschlägen für das ,Clean Energy for All Europeans‘-Gesetzespaket noch nicht der Fall.“ Am europäischen Erneuerbaren-Wachstum hatten Dänemark, Litauen, Großbritannien, Italien und Deutschland größere Anteile. Die Schlusslichter heißen Lettland, Ungarn, Luxemburg, die Niederlande und Malta. 

Diese und weitere Zahlen sind in der Studie detailliert enthalten. Sie steht unter www.agora-energiewende.de sowie unter www.sandbag.org.uk zum kostenlosen Download bereit.

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Dienstag, 24. Januar 2017

Automatisiert Anlagen produzieren und von GU erstellen lassen

In diesen Tagen sorgen gleich zwei CH-Firmen für Schlagzeilen, die sich weiter im Geschäft mit der Sonnenenergie etablieren wollen. Die eine, die Swiss PV AG, verfolgt den konsequenten Weg der automatisierten Produktion von PV-Gesamtanlagen. Die andere versucht sich, von besonders nobler Geschäftsadresse aus, als Generalunternehmerin für den Anlagenbau vor Ort.

Blick in die mit der Swiss PV AG assoziierte
und automatisierte Modulfertigung von Megasol
in Deitingen bei Solothurn ( Vergrössern mit Klick
auf Foto - Bild: Guntram Rehsche).
Die Swiss PV AG produziert gemäss einer Medienmitteilung an Kundenbedürfnisse angepasste Solaranlagen in automatisierter Fertigung. Dafür hat die Solothurner Photovoltaikanbieterin nun eine Bürgschaft des Technologiefonds des Bundesamts für Umwelt erhalten. Damit ist die Swiss PV AG, wie sie selbst schreibt, weltweit die einzige Firma, die nach Kundenwünschen diversifizierte Photovoltaiksysteme in automatisierter Produktion herstellt, heisst es in der Mitteilung des Technologiefonds des Bundesamts für Umwelt (BAFU) zur Bürgschaftsvergabe. Auf einer fast vollständig automatisierten Produktionsstrasse der Swiss PV AG können „monokristalline Doppelglassolarmodule in allen Farben, Formen und Leistungsklassen hergestellt werden“. 

Die Fähigkeit, verschiedene Varianten mit nur geringen Zusatzkosten herstellen zu können, „schafft ein enorm grosses zusätzliches Potenzial, die Sonnenenergie zu nutzen und somit in grossem Masse Treibhausgase einzusparen“, begründet Simone Riedel Riley, Leiterin der Geschäftsstelle des Technologiefonds, die Bürgschaftsvergabe in der Mitteilung. Auch die Tatsache, dass die junge Swiss PV AG eng mit der erfahrenen Megasol Energie AG (siehe auch Solarmedia 16.9.2016) zusammenarbeitet, spielte eine positive Rolle beim Entscheid. Die Solothurner Photovoltaikanbieterin werde das über den Technologiefonds vermittelte Kapital zur weiteren Automatisierung der Produktionsanlage verwenden, erläutert Markus Gisler, CEO der Swiss PV AG. 

Anders die Goldstroem AG mit Sitz an der edlen Zürcher Bahnhofstrasse (aber ohne direkten Bezug zum oben erwähnten Unternehmen). Sie hat sich als Gruppe erfahrener Fachpersonen aus der Solarbranche gefunden, um als Generalunternehmer (GU) im Bau von Solaranlagen zu reüssieren. Ihr Erfolgsrezept: Entweder werden die gesamten Arbeiten von der Projektierung über die Bewilligungsarbeiten bis zur Installation ausgeführt. Das geschehe auch zum Nutzen der Kundschaft, die als Solarstromproduzenten unter gegebenen Verhältnissen bereits Geld verdienen können. Oder Goldstroem übernimmt auch noch die Investitionen und die Wartung der Solaranlage - und die Kundschaft kauft den produzierten Solarstrom zu einem im Voraus festgelegten Preis. Auch in diesem Fall zum beidseitigen Vorteil - so schreibt die Goldstroem: “Unser Preis für den Solarstrom ist deutlich niedriger als Ihr jetziger Preis fix über 25 Jahre - Sie sparen Geld.“

Ob das Geschäftsmodell wirklich zum beiderseitigen Vorteil wirken kann, muss im konkreten Einzelfall geklärt werden. Dabei dürften regionale Besonderheiten den Ausschlag geben, denn die Bedingungen, zu denen Elektrizitätswerke zur Zusammenarbeit bereit sind, unterscheiden sich doch sehr stark.

Quellen: cleantech.ch / www.goldstroem.ch

©  Text und Bild Guntram Rehsche - Solarmedia

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Freitag, 20. Januar 2017

AEE Suisse für Energiestrategie 2050

Die AEE Suisse wird sich zusammen mit Bundesrat und Parlament für ein starkes JA zur Energiestrategie 2050 einsetzen. Nur ein JA bringt der Schweiz eine sichere, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung. Es ist höchste Zeit, dass die übermässige Abhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland mit sinnvollen Investitionen im Inland ersetzt wird. 

Die Energiestrategie 2050 ist der richtige Plan, wie sich ein modernes Energiesystem auf Basis von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien bauen lässt. Sie schafft für einen zentralen Infrastrukturbereich der Schweiz verlässliche Rahmenbedingungen und sie garantiert eine gesunde Entwicklung der Schweizer Wirtschaft insgesamt. Bundesrat und Parlament haben ein sinnvolles erstes Massnahmenpaket geschnürt. Die Energiestrategie 2050 bestätigt eine Entwicklung, die schon seit vielen Jahren von vielen Unternehmen, Institutionen und Privaten umgesetzt wird. In den Aufbau eines erneuerbaren, einheimischen Kraftwerkparks fliessen grosse Investitionen. Grosse Teile der Schweizer Wirtschaft profitieren schon heute davon. Arbeit und Einkommen bleiben in der Schweiz. Tausende von Ausbildungsplätzen werden geschaffen. 

Gianni Operto, Präsident der AEE Suisse: «Die Energiestrategie sichert unserem Land eine solide und zuverlässige Energieinfrastruktur. Davon wird nicht nur die Schweizer Wirtschaft, sondern die gesamte Bevölkerung profitieren. Die Energiestrategie ist gut für unser Land.» 

Quelle: AEE Suisse 

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Donnerstag, 19. Januar 2017

Die Energiewende ist alternativlos

An diesem Donnerstag hat die SVP die Unterschriften zum Referendum gegen das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 eingereicht. Damit kommt das Gesetzespaket nach fünfjähriger Kompromissfindung im Parlament am 21. Mai 2017 vors Volk. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES wird das Referendum bekämpfen und sagt klar JA zur Energiestrategie.

Die Notwendigkeit der Energiewende ist nicht erst seit Fukushima erkannt. Klimaerwärmung, endliches Erdöl, altersschwache unzuverlässige AKW, Atommüllberge und brachliegende Potenziale an einheimischer erneuerbarer Energie sind die Gründe für den Umbau unseres Energiesystems. Mit der Energiestrategie 2050 haben Bundesrat und Parlament einen Handlungsrahmen festgelegt, um diesen Herausforderungen langfristig zu begegnen und um unsere Energiesicherheit aufrecht zu erhalten.

Ja zum Schritt in die richtige Richtung
Die Vorlage ist ein Kompromiss und ein Schritt in Richtung AKW-Ersatz und Klimaschutz. Heute bestehende Massnahmen werden verstärkt oder verlängert (z.B. KEV, Gebäudeprogramm, Mindestanforderungen für Autos, Wideraufarbeitungsverbot für Brennstäbe) und neue Massnahmen werden eingeführt (z.B. AKW Neubauverbot).

Ja zu einheimischer, sauberer Energie
SES-Geschäftsleiter Jürg Buri versteht die SVP-Blockade nicht: «Wer diesen nächsten energiepolitischen Schritt ablehnt, der hat die Herausforderungen in Sachen Energieversorgung nicht wirklich begriffen.» Die verbesserte Energieeffizienz und der Umstieg auf einheimische und saubere Energien schaffen neue Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Schweiz. «Jede weitere Verzögerung der Energiewende würde der Schweiz und dem Klima zum Nachteil gereichen», stellt Buri fest. Deshalb steht die SES hinter der Energiestrategie 2050.


Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung

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Mittwoch, 18. Januar 2017

AKW-Subventionen sind teurer SVP-Plan

Die SVP verlangt Subventionen für Atomkraftwerke und verwickelt sich damit in Widersprüche. Eine Analyse von Rudolf Rechsteiner.
red. Rudolf Rechsteiner ist promovierter Ökonom. Er begann seine berufliche Laufbahn als Wirtschaftsredaktor der «Basler Zeitung». Seit Anfang der 1990er-Jahre lehrt er zu Umwelt- und Energiepolitik an den Universitäten Bern und Basel, seit 2010 auch an der ETH Zürich. Er engagiert sich stark in der Anti-Atomkraft-Bewegung. Von 1995 bis 2010 sass Rechsteiner für die SP des Kantons Basel-Stadt im Nationalrat; seit 2012 ist er wieder Mitglied des Grossen Rates, des Kantonsparlaments von Basel-Stadt.
Drei Wochen nach Ablehnung des Atomausstiegs ging SVP-Financier Christoph Blocher per Interview im «Bund» in die Offensive: Die Schweiz müsse den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke subventionieren, weil die erneuerbaren Energien noch nicht reif seien.
Die «Subventionen» für erneuerbare Energien in Deutschland führten dazu, dass der Strommarkt mit Elektrizität zu Dumpingpreisen überschwemmt werde, was gegen WTO-Recht verstosse. Die Schweiz solle deshalb «alle Stromproduzenten so lange gleich hoch subventionieren, bis auch das Ausland aufhört damit».
Der SVP-Ruf nach Subventionen irritiert, weil die SVP ihr Referendum gegen die Energiestrategie des Bundesrates als «Kampf gegen mehr Subventionen» ausgibt. Was Blocher eigentlich meint: Atomsubventionen finden wir gut, die erneuerbaren Energien sind uns zu teuer – die wollen wir nicht.
Nur: Die Realität ist eine andere.
Strom aus erneuerbaren Energien kommt inzwischen billiger ans Netz als derjenige der alten Atomkraftwerke. Und die Subventionen, die die SVP vorschlägt, kämen viel teurer. Aber fangen wir von vorne an.
Atomenergie war und ist die am höchsten subventionierte Energie
Keine andere Energietechnik in der Geschichte der Menschheit hat jemals mehr öffentliches Geld erhalten als die Atomenergie, wie die Zahlen der Internationalen Energieagentur zeigen. Die ersten Schweizer Reaktoren wurden über die ETH direkt aus dem Bundeshaushalt finanziert. Unter dem Strommonopol profitierten Atomkraftwerke jahrzehntelang von garantierten Abnahmepreisen der «Partnerwerke», die die Gestehungskosten direkt den gefangenen Kunden aufbürdeten. Dazu kamen Quersubventionen aus der billigen Wasserkraft, die unsichtbar im Mischtarif untergingen.
Die geschützte Werkstatt der Atomlobby fand erst ein Ende, als Grossverbraucher und Gemeinden ab 2009 direkten Marktzugang zum europäischen Stromhandel erhielten.
Von nun an mussten Axpo und Alpiq zunehmend grosse Strommengen auf dem freien Markt absetzen, was die Axpo inzwischen als ein Problem der «fehlenden Umlagefähigkeit von Gestehungskosten auf Endkunden» identifiziert (Bilanzkonferenz vom 21. Dezember 2016).
Die fehlende Markttauglichkeit der alten Atomkraftwerke belastet Axpo und Alpiq markant. Alte Atomkraftwerke weisen – entgegen allen Beschönigungen – weit höhere Kosten auf als alte Wasserkraftwerke. Dazu kommen die nuklearen Altlasten: Die Finanzierungslücke bei den Atomabfällen beträgt über 10 Milliarden Franken und die kalkulierten Entsorgungskosten stiegen allein in den letzten fünf Jahren um weitere 2 auf 24 Milliarden Franken, während die Betreiber nur 170 Millionen Franken jährlich in die Fonds einzahlten, die diese Entsorgungskosten decken müssten.
Dies diente allerdings nicht als Argument für das Ende der AKW. Im Gegenteil. Tiefe Kostenschätzungen und hohe Deckungslücken bei der Entsorgung waren ein wichtiger Teil der Strategie, Atomkraftwerke um jeden Preis weiter zu betreiben. So konnte man die Bevölkerung bei Volksabstimmungen stets von Neuem erpressen: Wollt ihr uns schliessen, müsst ihr zuerst x Milliarden bringen. Diese Taktik funktionierte auch bei der vergangenen Abstimmung vom 27. November 2016.
Nicht wettbewerbsfähig
Jetzt – nach gewonnener Abstimmung – werden die fehlenden Reserven allerdings für die Betreiber zum Bumerang. Die Hochrisiko-Anlagen sind unverkäuflich und wirtschaftlich nicht nur wertlos, sondern mit hohen Folgekosten belastet. Viele Generationen nach uns werden für Hinterlassenschaften aufkommen müssen, deren Kosten heute niemand wirklich exakt überblickt. Dies gilt selbst, wenn wir von einem Grossunfall verschont bleiben.
Das Ausbleiben eines Unfalls wiederum ist alles andere als sicher, angesichts des rekordhohen Alters «unserer» Atomkraftwerke und der stets betreiberfreundlichen Aufsichtsbehörde Ensi, die gesetzliche Bestimmungen nach Belieben durchsetzt, oder eben meistens eher nicht.
Die wirtschaftlichen Probleme von Axpo und Alpiq sind nicht, wie Christoph Blocher vorgibt, auf die «deutschen Subventionen für erneuerbare Energien» zurückzuführen. Am Anfang des Dramas standen Leute wie Heinz Karrer (Axpo, heute Chef der Economiesuisse) und Hans Schweickardt (ehemals Alpiq), die die Atomenergie zum Selbstzweck erklärten und meinten, man könne die fortlaufenden Kostensenkungen von Wind- und Solarstrom ohne weiteres ignorieren.
Sie erfanden das Märchen von der Stromlücke und den stetig steigenden Strompreisen – und glaubten es mit der Zeit auch selber. Wer widersprach, wurde mit der Kampfparole «Versorgungssicherheit» zum Schweigen gebracht.
Die Realität, dass inzwischen der Markt, die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom und der System-Dienstleister Swissgrid für Versorgungssicherheit zuständig sind, wurde erst Ende 2015 von der Zürcher Regierung erstmals eingestanden. «Es gibt keinen Auftrag an die Axpo Holding, den Kanton mit Strom zu versorgen», lautet der lapidare Satz zur «Risikoberichterstattung im Strombereich». Dass der grösste Axpo-Aktionär damit signalisierte, dass er für seine stets stolze Tochter keine finanziellen Nachschusspflichten übernehmen wolle, dürfte am Konzernsitz in Baden Schockwellen verursacht haben.
Derweil schmilzt die Kapitalbasis der Axpo zum dritten Mal um rund eine Milliarde Franken. Fehlinvestments in Kohle- und Gaskraftwerke sowie fragwürdige Pipeline-Beteiligungen, die Kostenentwicklung in Beznau, Gösgen und Leibstadt seit Fukushima und der mehrjährige Stillstand einzelner Reaktoren mit entsprechenden Ertragseinbussen führten Axpo wie Alpiq in die Überschuldung.
Vielleicht – aber nur vielleicht – kommt ja irgendwann einer in der Axpo-Zentrale auf die Idee, dass der Weiterbetrieb von Beznau nicht das Gelbe vom Ei ist: Dessen Strom kostet dreimal mehr, als auf dem Markt damit erlöst werden kann – und dies auch nur dann, wenn beide Reaktoren laufen dürfen, was vom Entscheid des Ensi abhängt.
Im europäischen Wettbewerb erhalten jeweils die Kraftwerke mit dem geringsten Preis den Zuschlag, bis die Nachfrage gedeckt ist. Unter kaufmännischer Führung dürften demnach nur Kraftwerke ans Netz, die wenigstens ihre variablen Kosten decken. Tiefe variable Kosten weisen Atomkraftwerke allerdings nur dann auf, wenn man mit ideologischen Scheuklappen den Aufwand für Reparaturen und Nachrüstung ausblendet, der die Firmen bei einem Weiterbetrieb ganz erheblich belastet.
Windkraftanlagen und Solarstromanlagen erzielen auch bei Strompreisen von 2 bis 3 Rappen pro Kilowattstunde (Rp/kWh) noch positive Deckungsbeiträge. Speicher-Wasserkraftwerke können ihre Lieferungen dosieren und gezielt die Zeiträume mit hohen Preisen bedienen. Nicht so die Atomkraftwerke.
AKW liefern zwar 24 Stunden am Tag immer gleich viel Strom, sofern sie nicht unter Panne stillstehen. In der Nacht wird die Energie aber kaum benötigt – es sei denn, man verschenkt sie unter dem Preis, der die Produktionskosten deckt. Hohe Fixkosten und fehlende Flexibilität verursachen inzwischen auch während der Tageszeit mit hoher Nachfrage Verlust, zum Beispiel wenn die Sonne scheint und Solarstrom die Netze füllt – und dies erst noch billiger als die alten AKW.
Eine Kilowattstunde aus Gösgen, Leibstadt und Beznau kostet die Betreiber gemäss offiziellen Angaben 4,6, 5,6 und 8,5 Rappen. Gemessen am Marktpreis von 3,1 Rp/kWh machen sie damit Betriebsverluste von jeweils 120, 220 beziehungsweise 297 Millionen Franken pro Jahr. Das sind 637 Millionen Franken insgesamt. Hinzu kommen bei einem Stillstand von Beznau und Leibstadt wie im Winter 2016 noch Ertragsausfälle von 100 bis 200 Millionen.
Die Mitteilung der Alpiq, sie habe vergeblich versucht, das AKW Gösgen der Electricité de France für einen Franken zu verkaufen, sagt alles. Ökonomisch sind Atomkraftwerke nur noch Altlast – eine teure radioaktive Müllhalde. Und mit dem Weiterbetrieb lassen sich die Schulden nicht senken, sondern sie nehmen zu, wenn man die tatsächlichen Kosten einrechnet.
Die AKW-Betreiber tricksen bei der Buchhaltung
Die AKW-Betreiber stellten stets ihre angeblich sensationell tiefen Kosten als Vorteil heraus und schwärmten von variablen Kosten von nur «1 Rappen pro kWh». Doch diese Angaben sind falsch. Der Weiterbetrieb verursacht nicht bloss Brennstoffkosten, sondern auch Personal-, Reparatur- und Nachrüstungsaufwand. Letztere werden in den Geschäftsberichten versteckt. Die beiden Kernkraftwerke Leibstadt und Gösgen verbuchen ihre Reparaturkosten nämlich systematisch als «Investitionen», um vorzutäuschen, der Weiterbetrieb lohne sich noch auf Jahrzehnte hinaus. Rechnet man die tatsächlichen Betriebskosten nach, lohnt sich der Weiterbetrieb effektiv nicht.
Auch die Abschreibungen in den Erfolgsrechnungen der beiden AKW-Firmen werden zu tief ausgewiesen: Um die Betriebskosten auf dem Papier niedrig zu halten, wurden die zugrunde gelegten Laufzeiten erst von 40 auf 50 Jahre, dann von 50 auf 60 Jahre gedehnt, und dies ohne Rückstellungen für Nachrüstungen zu bilden, die für verlängerte Restlaufzeiten nötig wären.
Würde man ehrlich rechnen, würde eine Kilowattstunde Atomstrom wahrscheinlich mehr als 10 Rappen kosten. Doch die Unternehmen polieren weiter ihre Fassade und wälzen den finanziellen Druck auf Dritte ab. Das bekommen zum Beispiel jene zu spüren, die für die Sicherheit der Anlagen verantwortlich wären.
Durch die «veränderte wirtschaftliche Situation der Betreiber» sei «klar, dass das Ensi politisch vermehrt unter Druck kommen kann», schreibt die Aufsichtsbehörde dazu. Für den Weiterbetrieb sei «unabdingbare Bedingung: Es muss weiter in die Sicherheit investiert werden. Und da zeichnen sich heute Fragen ab». Denn es fehlt das Geld.
Schon zwei Jahre zuvor warnte die Eidgenössische Finanzkontrolle davor, dass AKW-Betreiber die Kosten für Stilllegung und Entsorgung umgehen könnten – mit einem Konkurs.
Je weniger Geld die Betreiber haben, umso kleiner ist das Vermögen, mit dem sie haften. Gerade die Phase nach der Stilllegung ist sehr teuer und müsste aus eigenen Reserven finanziert werden. Diese Reserven sind aber gar nicht da. In ihrem Bericht von 2014 schreibt die Finanzkontrolle: «Wie lange es dauern würde, bis eine Werksbetreiberin, insbesondere bei den reinen Betriebsgesellschaften, die Lösung im Konkurs suchen würde, kann heute nicht abgeschätzt werden.»
Was sich hingegen sicher sagen lässt: Namhafte Teile ihres Vermögens haben AKW-Muttergesellschaften bereits verkauft oder sind auf bestem Weg dazu. Als Erste begann die Alpiq, ihre Liquidität durch den Verkauf von jeweils 49 Prozent ihrer Wasserkraftwerke zu verbessern. Vor Weihnachten gab nun auch die Axpo bekannt, ihre rentablen Wasserkraftwerke und Netze in die «Axpo Solutions» auszulagern, um an neues Geld zu kommen.
An sich ist das gut: Die vermögensrechtliche Trennung der werthaltigen Beteiligungen nach deutschem Vorbild macht es leichter, die Wasserkraft zu retten. Und die Tatsache, dass nur Minderheitsbeteiligungen verscherbelt werden, deutet darauf hin, dass beide Konzerne in der Wasserkraft wirtschaftliches Potenzial erkennen und aus diesem Grund die Energiestrategie des Bundesrates mittragen werden, über die im Mai abgestimmt wird.
Der Entsorgungsfonds braucht Geld? Kürzen wir die Beiträge!
Wenn es der SVP gelingt, die Energiestrategie 2050 mit einer Nein-Mehrheit zu bodigen, wäre den AKW-Betreibern deshalb nicht geholfen. Im Gegenteil. Die Wasserkraftwerke würden an Wert verlieren, für die Beteiligungen fänden sich keine Käufer und die Holdings würden noch mehr Geld abschreiben müssen. Und ob die SVP danach mit einem Anschlusspaket ein besseres Rettungspaket für alte Atom- und Wasserkraftwerke in einer Volksabstimmung durchsetzen kann, müsste sie erst noch beweisen. Deshalb gibt sich die Strombranche mit dem Spatz in der Hand zufrieden, den die Mehrheit im Bundeshaus ihr geben will.
Trotz diesen düsteren Aussichten gibt sich die Atomlobby aber noch lange nicht geschlagen. Sie hofft auf einen Strompreisanstieg in Europa, zum Beispiel durch eine Revision des europäischen Emissionshandels und versucht in der Zwischenzeit alles, um eigene Kosten auf die Allgemeinheit abzuwälzen.
Jüngstes Beispiel liefert die Verwaltungskommission des Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (Stenfo). Sie hat aktuell mitgeteilt, dass die Gesamtkosten einer Stilllegung der AKW von 22 auf 24 Milliarden Franken gestiegen sind. Offiziell fehlen im Fonds aktuell mindestens 9,1 Milliarden Franken, um diese Kosten zu decken. Die Kommission hat nun allerdings nicht die Beitragssätze der AKW-Betreiber erhöht, sondern will diese um zwei Drittel senken.
Sie gibt sich überzeugt, dass sie mit den in den vergangenen 47 Jahren angehäuften Beiträgen von 6,2 Milliarden Franken auf dem Kapitalmarkt real über 15 Milliarden erwirtschaften kann, dank «steigenden Kapitalerträgen».
Und was, wenn es im Umfeld der Minuszinsen nicht klappt und sich die abenteuerliche Kalkulation als Taschenspielertrick herausstellt? Dann haben die Steuerzahlenden einfach Pech gehabt. Unsere Nachkommen werden keinen dieser «Experten» auf dem Friedhof auf betrügerischen Konkurs einklagen können.
Die Kleinen bezahlen die Rechnung
Die Zahl der Tricks, mit denen sich die Atomlobby zu retten sucht, wird zunehmend unübersichtlich. Schon bei der Marktöffnung von 2009 wurden gesetzliche Privilegien geschaffen. Hochspannungsleitungen aus Frankreich wurden für Atomstrom reserviert und verschaffen der Atomlobby bis heute wertvolle Monopolrenten.
Und weil die Stromliberalisierung für Kleinkunden immer wieder aufgeschoben wird, kann ein Teil des Atomstroms weit über dem Marktpreis an «gefangene Kunden» verkauft werden. Nur die Grossbezüger profitieren in der Schweiz von den starken Preisnachlässen. Sie konnten ihre Energiekosten nicht selten halbieren.
Haushalte und Gewerbebetriebe mit weniger als 100'000 kWh Jahresverbrauch bezahlen mehr und erhalten auch weniger, wenn sie Strom vom Solardach ins Netz einspeisen. So kann die Bernische Kraftwerke AG (BKW) für Strom aus Mühleberg bei ihren Kleinkunden gut und gern 10 bis 15 Rp/kWh einheimsen. Den kleinen Produzenten mit Solarstrom vom Hausdach bezahlt sie seit dem 1. Januar 2017 nur noch 4 Rp/kWh.
Der Ständerat will die Preisnachteile der Kleinkunden noch verstärken. In der Wintersession hat er beschlossen, dass Netzbetreiber von der bisherigen Pflicht gänzlich entbunden werden, ihre Preisvorteile am offenen Markt an ihre gefangenen Kunden weiterzugeben. Auf diese Weise sollen Wasserkraftwerke und Atomkraftwerke ihre Vollkosten einfacher überwälzen können, nachdem das Bundesgericht diese Praxis als ungesetzlich gerügt hat.
Die Mär der Subventionen: Erneuerbare Energien sind ein richtig gutes Geschäft
Trotz vielseitigen Benachteiligungen befinden sich die erneuerbaren Energien fast überall auf Wachstumskurs, mit Verspätung sogar bei uns in der Schweiz. Ursache dafür sind die starken Kostensenkungen seit Beginn der deutschen Energiewende. Neue Solarstromanlagen und Windkraftanlagen sind sowohl im Grosshandel wie in dezentralen Kleinanlagen rentabel – bei Letzteren reichen häufig allein die Ersparnisse aus Eigenverbrauch, um die Anlagen zu amortisieren.
Das Bild, das Christoph Blocher und die SVP von Wind- und Solarstrom zeichnen, kommt einer Geschichtsklitterung gleich. Schon der Begriff «Subvention» – er umschreibt eine Leistung aus der Staatskasse – ist falsch.
Die kostendeckenden Abnahmepreise in Deutschland und in über 60 anderen Ländern wurden aus Netzgebühren von den Verbrauchern finanziert, und nicht aus der Staatskasse. Tatsächlich ist es umgekehrt: Wer sich auch nur ein bisschen über die Energiewirtschaft informiert, weiss, dass kaum eine Öl- oder Gasbohrung, kaum eine Pipeline und sicher kein Atomkraftwerk je ohne Staatshilfen oder Steuergutschriften gebaut wurden. Der Kohlepfennig sicherte jahrzehntelang die Wirtschaftlichkeit eines inzwischen verpönten Energieträgers.
Das war auch bei Sonne und Wind nicht anders. Die ersten Einspeisevergütungen für Windkraft (beschlossen 1991 unter CDU-Kanzler Helmut Kohl im Strom-Einspeisegesetz) lagen bei 90 Prozent vom Endverbraucherpreis, etwa 19 Pfennig/kWh. Für Solarstrom erhöhte sich die Vergütung im Jahre 2004 dann auf 57 Cents pro Kilowattstunde, etwa 90 Rp/kWh zum damaligen Kurs.
Das alles ist Geschichte.
Inzwischen ist Strom aus Photovoltaik-Anlagen billiger als Kohle- oder Atomstrom und selbst billiger als Strom aus US-Schiefergas. Die globalen Neu-Installationen haben sich von 2600 Megawatt (2007) auf 76'000 Megawatt (2016) fast verdreissigfacht. Die alten Einspeisevergütungen in Deutschland und in der Schweiz wurden oder werden abgeschafft zugunsten marktorientierter Bezugsverträge. In Deutschland werden Strombeschaffungsverträge für Wind- und Solarkraftwerke wettbewerblich ausgeschrieben, mit radikalen Auswirkungen, was Transparenz und Preisdruck anbelangt.
Für Megawatt-Solarkraftwerke sanken die Preise innert zweier Jahre von 9 auf 5 Cents pro Kilowattstunde (€C./kWh). Sie liegen damit bereits deutlich unter den (geschönten) Preisen von Leibstadt oder Beznau. Die jüngsten Ausschreibungen mit einem Preisergebnis von 5,3 €C./kWh für neuen Solarstrom gingen ausgerechnet ins nördliche Dänemark. Dort sind billige Flachland-Standorte zulässig, während in Deutschland nur degradierte «Konversionsflächen» erlaubt werden.
Das Beispiel zeigt eindringlich, wie verzweifelt die Wettbewerbslage der AKW-Betreiber geworden ist: Wenn in Dänemark mit bescheidenen 800 Volllaststunden pro Jahr Strom zu 5 €C./kWh möglich ist, dann wird derselbe Strom in Baden-Württemberg mit 1000 Volllaststunden für 4 €C./kWh ins Netz fliessen und für 3,5 €C./kWh in Italien mit bis zu 1450 Volllaststunden pro Jahr.
Die EU-Kommission wird wettbewerbliche Vergaben im ganzen Strombinnenmarkt durchsetzen. In Spanien boten private Investoren schon im vergangenen Jahr neuen Strom für 3,8 €C./kWh in offener Vermarktung an, ohne jegliche staatliche Hilfe.
In den letzten zwölf Monaten sind die Preise für Solarmodule um 36,5 Prozent gesunken. Die Behauptung, der Umstieg auf erneuerbare Energien sei teuer und mengenmässig nicht zu schaffen, wird deshalb immer absurder. Nur zur Erinnerung: Das AKW Leibstadt ging 1984 mit Strom für 11 Rp/kWh ans Netz, was zu heutigen Preisen knapp 20 Rp/kWh entspricht.
Scharfe Preissenkungen werden nicht nur beim sommerlastigen Solarstrom verzeichnet. Die im Winter besonders reichliche Windenergie vom Meer hat ihre Kosten innert zwei Jahren halbiert. Noch 2014 hielt man Produktionskosten unter 10 €C./kWh für einen Meilenstein, den man frühestens 2030 erreiche. Doch die Ausschreibungen sorgten auch hier für radikal veränderte Einkaufskonditionen, wie die erfolgreichen Preisgebote in Holland zu 5,4 €C./kWh und in Dänemark zu 4.95 €C./kWh zeigen. Und dabei wird es nicht bleiben.
Wenn seebasierte Anlagen unter der 5 €C./kWh-Marke produzieren, sind landbasierte Anlagen für 3 bis 4 €C./kWh auch in Deutschland und Frankreich möglich. In Norwegen und in den USA gehen sie bereits zu diesen Konditionen ans Netz.
Der Atomstrom ist bereits zur Hälfte ersetzt
In diesem Umfeld ist es keine Überraschung, dass die Bank UBS Ende Jahr Axpo auf einen BBB-Status zurückgestuft hat. Und die Bewertung des Unternehmens wird nicht besser, der Ausblick der UBS lautet «negativ» – auch für das Rating der AKW Gösgen und Leibstadt. BBB ist ein Rating, das Alpiq schon länger mit sich herumschleppt und das die Refinanzierung von Obligationen verteuert. Die neue Führungscrew würde noch so gerne von den Altlasten wegkommen. Mit den neu abgeschlossenen Bezugsverträgen von Windenergie aus Norwegen– ohne irgendwelche Subventionen erstellt – anerkennt nun selbst die Axpo, dass  erneuerbare Energien der «best buy» am Markt sind.
Grundlegend falsch ist nicht nur Blochers Diffamierung von den «hohen Subventionen», sondern auch die angebliche Unmöglichkeit, «38 Prozent Atomenergie» sauber zu ersetzen.
Der Anteil der Atomenergie dürfte wegen Betriebsunterbrüchen im vergangenen Jahr unter 30 Prozent gelegen haben. Die Abschaltung von Mühleberg mit 5 Prozent Marktanteil wird spätestens 2019 stattfinden. 38 Prozent Atomenergie – das war einmal, nicht zuletzt, weil die erneuerbaren Energien stark zugelegt haben.
Der Beitrag an neuem erneuerbaren Strom aus dem Inland ist von 2 Prozent auf über 8 Prozent angestiegen. Er beträgt sogar über 20 Prozent, wenn man die bestehenden und die laufenden Ökostrom-Investitionen der Netzbetreiber im europäischen Ausland mitrechnet.
Es ist ein schwerer ideologischer Fehler, diese europäischen Bezugsrechte einfach zu ignorieren. Ohne Stromimporte im Winter wäre die Versorgungssicherheit in 14 der letzten 15 Jahre nicht gewährleistet gewesen.
Der Import von Windenergie aus Europa während des Winters darf nicht länger als Problem angesehen werden. Man sollte ihn als Teil der Lösung akzeptieren. Die Schweiz war schon immer extrem stark in die europäische Stromversorgung eingebunden, und dies nicht zu ihrem Nachteil.
Die Kapazitäten der europäischen Netzanbindung übertreffen die Leistung aller Atomkraftwerke um ein Mehrfaches. Die Schweiz kann dank der Speicherseen Stromimporte immer dann tätigen, wenn diese witterungsbedingt billig sind – und trägt damit erst noch zur Marktstabilisierung bei. Diese Win-win-Situation sollte man nicht einer EU-feindlichen Ideologie opfern. Und es ist falsch zu glauben, die SVP sei in echter Sorge um die Versorgungssicherheit. Dort wo echte Versorgungsrisiken bestehen – bei Öl und Gas – hat diese Partei alle Bestrebungen zum Abbau der Abhängigkeiten stets als unnötige Gesetzesflut abgetan.
Sollten AKW-Abschaltungen dann doch einmal Verknappungen im Inland verursachen, braucht es sicher keine neuen Grosskraftwerke. 35'000 Projekte figurieren derzeit auf der Warteliste des Bundes und sind wegen diskriminierender Gesetze und fehlender Abnahmeverträge blockiert. Allein mit diesen bisher angemeldeten Projekten lässt sich mehr als die Hälfte allen Atomstroms sauber ersetzen.
Selbst Texas setzt auf erneuerbare Energie
Mit der Kampfansage an die Energiestrategie des Bundesrates und mit dem Ratschlag, man solle «den Stromversorgern einen Strommix mit einem Anteil Inlandproduktion vorschreiben», beschreitet die SVP einen Weg mit Kaufzwang, den kein anderes Land in Europa beschritten hat.
Eine Quote für Inlandstrom würde den Strompreis auf das Niveau des teuersten Anbieters anheben und gleich um mehrere Rappen verteuern. Dies würde besonders die Wirtschaft, die heute am meisten von den tiefen Preisen profitiert, empfindlich treffen. Zudem kann selbst subventionierte Atomenergie eines nicht liefern, was die erneuerbaren Energien nachweislich gut beherrschen: Kostensicherheit.
Wie viel Geld für den Weiterbetrieb inklusive Entsorgung wirklich fehlt, wissen nicht einmal die AKW-Betreiber selber. Und während man eine Windturbine oder ein Solarpanel gegen Maschinenbruch versichern kann, werden die Reparateure bei 35- bis 50-jährigen Atomkraftwerken an niemanden und für gar nichts eine Werk-Garantie abgeben, die der Qualität einer Neuanlage entspricht. Bei diesen Oldtimern sind jederzeit neue Materialschäden möglich, denn die Radioaktivität lässt Metalle mit zunehmendem Alter spröde werden.
Und den AKW-Betreibern läuft die Zeit davon: Bei den heutigen Strompreisen verursachen allein die AKWs jährlich einen Verlust von 300 bis 600 Millionen Franken. Gut möglich, dass wir nicht bis 2029 warten müssen, bis das letzte Atomkraftwerk vom Netz geht. Konventionelle Kraftwerke sind auf der ganzen Welt in der Defensive. Sie werden stillgelegt oder operieren nur noch als Reservekraftwerke weiter.
In Indien, wo Photovoltaik inzwischen billiger ist als Kohlestrom, wanderten Pläne für Dutzende neue Kohlekraftwerke in die Schublade. Im US-Bundesstaat Texas – nicht gerade bekannt als ökologische Trutzburg – wird der Netzbetreiber die Schliessung von zehn Kohlekraftwerken vollständig durch den Zubau von Photovoltaik kompensieren.
Da Sonne und Wind nicht Tag und Nacht bedarfsgerecht Strom liefern, bleibt das exponentielle Marktwachstum von Speicherbatterien zu erwähnen, die jährlich 10 bis 15 Prozent billiger werden.
Für viele Netzbetreiber ist die Bereitstellung von Reserveenergie zur Spannungshaltung mit Lithium-Ionen-Batterien inzwischen billiger als die Spitzenleistung herkömmlicher Gaskraftwerke. Und die Verlagerung von solarer Leistung vom Tag in die Nacht ergibt sich als willkommener Zusatznutzen der neu installierten Super-Batterien.
Die SVP leistet mit ihrer Rettungsaktion für Atomkraftwerke Widerstand gegen die Energiewende. Den Niedergang der Atomindustrie wird sie mit dem Referendum gegen die Energiestrategie nicht verhindern.
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Dieser Artikel ist erstmals in der TagesWoche erschienen.
Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors
Rudolf Rechsteiner sass von 1995 bis 2010 für die SP des Kantons Basel-Stadt im Nationalrat; seit 2012 ist er wieder Mitglied des Grossen Rates, des Kantonsparlaments von Basel-Stadt. Rechsteiner ist Verwaltungsrat des Basler Energieversorgers IWB.

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