Hanspeter Guggenbühl schreibt in der WoZ vom 26.1.17, dass die Maximierung der Solarstromproduktion die Reduktion des gesamten Energie- und Stromverbrauchs torpediere (siehe WoZ - Solarstrom auf den Spuren der Atomenergie). Im Folgenden eine Replik des Fachverbandes Swissolar.
Es ist dem Autor hoch anzurechnen, dass er immer wieder auf die notwendige Reduktion des Energie- und insbesondere des Stromverbrauchs hinweist. Das Potenzial ist immer noch riesig und ohne Effizienzsteigerung schaffen wir die Energiewende nicht. Aber seine implizite Schlussfolgerung, man müsse den Photovoltaikausbau limitieren,sonst drohe ein massives Überflussproblem und somit ein enormer Speicherverlust, ist falsch.
Erstens: Guggenbühl geht in seiner Berechnung von einer theoretischen Maximalleistung über Mittag aus, die de facto nie so hoch sein wird. Denn nicht alle Solaranlagen sind nach Süden ausgerichtet und oft haben sie eine Ost- und eine Westseite, um möglichst viel Sonnenschein über den Tag verteilt zu ernten. Sobald die AKW mit ihrer unsteuerbaren Bandproduktion vom Netz sind, werden wir also keinen unbewältigbaren Stromüberfluss haben.
Zu gewissen Tageszeiten und am Wochenende braucht es zwar Pufferkapazitäten, doch die haben wir bereits: Mit über 5 Gigawatt Pumpspeicher- und über 4 Gigawatt Exportleistung. Dazu kommen intelligente Verbrauchssteuerungen, Elektroautos und Batteriespeicher. Im äussersten Extremfall kann auch Mal die Solar-Spitzenproduktion gekappt werden – Peak Shaving heisst das im Fachjargon.
Zweitens: Wir müssen bis etwa 2050 auf Atomenergie und fossile Energien verzichten. Der Atomausstieg ist dabei noch die kleinste Herausforderung, anspruchsvoller wird es bei der Wärmeversorgung und der Mobilität. Wahrscheinlich wird der Stromverbrauch steigen, weil Ölheizungen durch Wärmepumpen und Benziner durch Elektroautos ersetzt werden. Dies führt aber gleichzeitig zu Einsparungen, da diese Systeme viel effizienter sind, als ihre fossilen Vorgänger. Wärmedämmungen an Gebäuden senken den Verbrauch zusätzlich. Eine Vollversorgung der Schweiz mit Strom aus erneuerbaren Energien ist somit auch dann möglich. Nicht allein mit Solarstrom, aber mit einem beträchtlichen Anteil.
Auf etwa der Hälfte unserer jetzigen Dachflächen könnten wir jährlich 30 Gigawattstunden Strom produzieren – mehr als die Hälfte des heutigen Stromverbrauchs. Für die Energiewende braucht es also beides: Eine Reduktion des Strombedarfs, u.a. durch Effizienzmassnahmen. Aber genauso den gezielten Ausbau von Erneuerbaren.
Quelle: Swissolar
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Der Blog Solarmedia widmet sich der Solarenergie und der neuen solaren Weltwirtschaft ... gehört zu «Media for Sustainability» des Ökonomen und Journalisten Guntram Rehsche (siehe auch http://guntram-rehsche.blogspot.ch) ... Beiträge zeitlich geordnet, Stichwort- / Labelsuche in linker Spalte ...
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Dienstag, 31. Januar 2017
Sonntag, 29. Januar 2017
Neue Dünnschichttechnologie erobert den Markt
Investoren des süddeutschen Industriepartners Manz setzen auf
CIGS-Entwicklung aus Baden-Württemberg. Das bedeutet einen Durchbruch für die kommerzielle
Fertigung der Dünnschichtphotovoltaik mit einem Halbleiter aus Kupfer,
Indium, Gallium und Selen (CIGS).
Zwei
führende chinesische Energieunternehmen, die Shanghai Electric und die
Shenhua Group, steigen in großem Stil in die Produktion und
Weiterentwicklung der CIGS-Technologie des Zentrums für Sonnenenergie-
und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und seines
Industriepartners Manz AG ein. Im ersten Schritt errichtet Manz für ein
gemeinsames Joint Venture der chinesischen Partner eine Fabrik mit einer
jährlichen Produktionskapazität von 306 Megawatt (MW). Hinzu kommt eine
Fertigungsanlage für die Forschung und Entwicklung mit 44 MW. Weitere
Schritte sollen folgen. Nach der Vereinbarung für China erwarten ZSW und
Manz nun weiteren Schwung und den Einstieg von Investoren in anderen
Märkten. Interessenten gibt es bereits.
„Die Investition in die Massenfertigung und Weiterentwicklung der CIGS-Dünnschichtphotovoltaik ist ein großer Erfolg für unser Institut“, betont Prof. Dr. Michael Powalla, ZSW-Vorstand und Leiter des Geschäftsbereichs Photovoltaik. „Die Entwicklung der hoch effizienten Dünnschichttechnologie, die wir vor rund 20 Jahren begonnen haben und seit 2010 mit der Manz AG weiterführen, gewinnt jetzt echte Relevanz für den Markt.“ Der Beginn der strategischen Kooperation der chinesischen Energiekonzerne mit dem Industriepartner Manz verspreche Gigawatt-Kapazitäten bei der Produktion der CIGS-Dünnschichtphotovoltaik, so Powalla weiter. Der staatliche chinesische Energiekonzern Shenhua Group Corporation Limited, der größte Kohleproduzent weltweit, will mit seiner Investition den Klimaschutz vorantreiben. Bei der Shanghai Electric Group Company Limited, einem großen Maschinenbauer, weist der Unternehmensbereich „New Energy“ hohe Zuwachsraten auf. Die Ratifizierung des UN-Klimaschutzabkommens, dem China erstmals beigetreten ist, und die Umweltprobleme im Reich der Mitte bieten eine wichtige Motivation für den Umstieg auf erneuerbare Energien.
Die Shenhua Group wird mithilfe der von Manz gelieferten, schlüsselfertigen CIGS-Produktionslinien (CIGSfabs) Photovoltaikmodule herstellen und damit Solarstromanlagen betreiben. Der erzeugte Strom soll anschließend verkauft sowie für den Eigenbedarf genutzt werden. Die Vereinbarungen mit Shanghai Electric und Shenhua gelten exklusiv für den chinesischen Markt. In anderen Ländern, in denen es bereits mehrere Interessenten für Investitionen in eine CIGSfab gibt, kann Manz direkt anbieten. Die aktuelle Vereinbarung gilt ausschließlich für CIGS auf Glas.
Vorteile der CIGS-Technologie: Die Dünnschichttechnologie auf CIGS-Basis hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Die Wachstumsraten beim Wirkungsgrad betragen gegenwärtig im Schnitt 0,7 Prozentpunkte pro Jahr. Das ZSW hält den aktuellen Zellweltrekord mit 22,6 Prozent. CIGS-Dünnschichtsolarmodule sind mit 14 bis 15 Prozent inzwischen ähnlich effizient und günstig wie die marktbeherrschenden Siliziummodule – und ihr Potenzial ist sogar noch höher.
Die Produktionskosten liegen mit 40 US-Cent pro Watt auf einem ähnlichen Niveau. Bald sollen die Kosten auf 25 Cent pro Watt sinken, die Modulwirkungsgrade auf 18 Prozent und mehr steigen. Für Hersteller besonders interessant ist: Die konkurrenzfähigen Kosten sind bereits bei einem geringen Produktionsvolumen realisierbar. Zu den Vorteilen der CIGS-Dünnschicht kommt der geringere Energie- und Materialverbrauch bei der Herstellung. Auch höhere Schattentoleranz ist Pluspunkt für Eigentümer von CIGS-Solarstromanlagen. Aufgrund der homogenen, mattschwarzen Ästhetik lassen sich Module optisch attraktiv in Hausdächern oder Fassaden integrieren. Grund genug für das ZSW, sie in der Fassade des eigenen Institutsneubaus in Stuttgart-Vaihingen einzubauen (Bild oben).
Quelle Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) 2017
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CIGS-Dünnschichtmodule bieten auch optische Vorteile. Die CIGS-Fassade am ZSW-Neubau in Stuttgart. |
„Die Investition in die Massenfertigung und Weiterentwicklung der CIGS-Dünnschichtphotovoltaik ist ein großer Erfolg für unser Institut“, betont Prof. Dr. Michael Powalla, ZSW-Vorstand und Leiter des Geschäftsbereichs Photovoltaik. „Die Entwicklung der hoch effizienten Dünnschichttechnologie, die wir vor rund 20 Jahren begonnen haben und seit 2010 mit der Manz AG weiterführen, gewinnt jetzt echte Relevanz für den Markt.“ Der Beginn der strategischen Kooperation der chinesischen Energiekonzerne mit dem Industriepartner Manz verspreche Gigawatt-Kapazitäten bei der Produktion der CIGS-Dünnschichtphotovoltaik, so Powalla weiter. Der staatliche chinesische Energiekonzern Shenhua Group Corporation Limited, der größte Kohleproduzent weltweit, will mit seiner Investition den Klimaschutz vorantreiben. Bei der Shanghai Electric Group Company Limited, einem großen Maschinenbauer, weist der Unternehmensbereich „New Energy“ hohe Zuwachsraten auf. Die Ratifizierung des UN-Klimaschutzabkommens, dem China erstmals beigetreten ist, und die Umweltprobleme im Reich der Mitte bieten eine wichtige Motivation für den Umstieg auf erneuerbare Energien.
Die Shenhua Group wird mithilfe der von Manz gelieferten, schlüsselfertigen CIGS-Produktionslinien (CIGSfabs) Photovoltaikmodule herstellen und damit Solarstromanlagen betreiben. Der erzeugte Strom soll anschließend verkauft sowie für den Eigenbedarf genutzt werden. Die Vereinbarungen mit Shanghai Electric und Shenhua gelten exklusiv für den chinesischen Markt. In anderen Ländern, in denen es bereits mehrere Interessenten für Investitionen in eine CIGSfab gibt, kann Manz direkt anbieten. Die aktuelle Vereinbarung gilt ausschließlich für CIGS auf Glas.
Vorteile der CIGS-Technologie: Die Dünnschichttechnologie auf CIGS-Basis hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Die Wachstumsraten beim Wirkungsgrad betragen gegenwärtig im Schnitt 0,7 Prozentpunkte pro Jahr. Das ZSW hält den aktuellen Zellweltrekord mit 22,6 Prozent. CIGS-Dünnschichtsolarmodule sind mit 14 bis 15 Prozent inzwischen ähnlich effizient und günstig wie die marktbeherrschenden Siliziummodule – und ihr Potenzial ist sogar noch höher.
Die Produktionskosten liegen mit 40 US-Cent pro Watt auf einem ähnlichen Niveau. Bald sollen die Kosten auf 25 Cent pro Watt sinken, die Modulwirkungsgrade auf 18 Prozent und mehr steigen. Für Hersteller besonders interessant ist: Die konkurrenzfähigen Kosten sind bereits bei einem geringen Produktionsvolumen realisierbar. Zu den Vorteilen der CIGS-Dünnschicht kommt der geringere Energie- und Materialverbrauch bei der Herstellung. Auch höhere Schattentoleranz ist Pluspunkt für Eigentümer von CIGS-Solarstromanlagen. Aufgrund der homogenen, mattschwarzen Ästhetik lassen sich Module optisch attraktiv in Hausdächern oder Fassaden integrieren. Grund genug für das ZSW, sie in der Fassade des eigenen Institutsneubaus in Stuttgart-Vaihingen einzubauen (Bild oben).
Quelle Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) 2017
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Samstag, 28. Januar 2017
Solaraktien im neuen Jahr immer noch im Plus
Der PPVX ist letzte Woche um 0,5% auf 995
Punkte gesunken, der NYSE Arca Oil um 1,2% gesunken. Seit Jahresanfang 2017
liegt der PPVX mit +3,3% währungsbereinigt rund 6 Prozentpunkte vor dem
Erdölaktienindex (-2,7%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind Daqo New Energy (+30%), Meyer Burger Technology AG (+19%) und Sino-American Silicon Products (+19%).
Die grössten Gewinner der Woche waren TerraForm
Global (+11%) und Daqo New Energy
(+8%), die grössten Verlierer First
Solar (-9%) und REC Silicon (-8%).
Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 21,7 Mrd.
Euro. Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+254%) rund 79 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +175%).
Vergrössern mit Klick auf Grafik oder Tabelle !
Der Solaraktienindex PPVX erscheint abwechslungsweise auf Solarmedia und in den Zwischenwochen auf Vorsorgemedia!
Quelle: Öko-Invest-Verlag, Wien, oeko-invest@teleweb.at
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Donnerstag, 26. Januar 2017
300 Gigawatt sind Meilenstein für Photovoltaik
Weltweit sind Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung
von 300 GWp installiert / Photovoltaik-Ausbau boomt wegen günstiger
Preise / Solarstrom bereits in mehr als 30 Ländern ohne Förderung
wirtschaftlich.
Die Photovoltaik-Technologie setzt ihr globales Wachstum fort und erreicht mit einer insgesamt installierten solaren Kraftwerksleistung von 300 Gigawatt (GWp) einen weiteren Meilenstein ihrer Erfolgsgeschichte. Das teilte der Bundesverband Solarwirtschaft heute in Berlin auf Basis eigener Berechnungen mit. Im abgelaufenen Jahr 2016 seien weltweit Solarstromanlagen mit einer Nennleistung von rund 70 Gigawatt hinzugekommen. Das sind rund 30 Prozent mehr als im Vorjahr 2015. Allein die 2016 neu installierten Photovoltaik-Anlagen erzeugen rund 90 Terawattstunden sauberen Solarstrom im Jahr. Damit ließen sich rein rechnerisch mehr als 25 Millionen zusätzliche Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden versorgen.
"Die Nutzung von Solarenergie hat in vielen Ländern der Welt an Fahrt aufgenommen. Weltweit wächst der Energiehunger und immer mehr Regierungen und Investoren entscheiden sich für saubere Energieformen", erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar). So habe Chinas Nationale Energiebehörde (NEA) den Bau von rund 100 Kohlekraftwerken mit einer Nennleistung von mehr als 100 Gigawatt gestoppt und zugleich im Jahr 2016 Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von rund 34 Gigawattpeak (GWp) installiert. Damit war das Reich der Mitte größter Absatzmarkt, gefolgt von den USA mit 13 Gigawatt und Japan mit 9 Gigawatt. Auch in Indien entwickelt sich ein starker Photovoltaikmarkt, Prognosen erwarten 2017 einen Zubau von acht bis neun Gigawatt.
"Die Entscheidung für Solarenergie basiert längst nicht mehr allein auf dem Klimaschutz. Zunehmend fällt die Investitionsentscheidung vorrangig aus wirtschaftlichen Erwägungen", betont Körnig. "Das Risiko für gestrandete Investments in Kohlekraftwerke steigt. Ihnen droht die Unwirtschaftlichkeit, da an einer Einpreisung ihrer immensen Klimafolgekosten kein Weg vorbei führt. Gleichzeitig steht Solarstrom schon als preiswerte Alternative bereit."
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat in einer aktuellen Studie festgestellt, dass Photovoltaik in mehr als 30 Ländern mittlerweile so günstig ist, dass sie dort bereits ohne Förderung wirtschaftlich betrieben werden kann. In einer zunehmenden Zahl von Ländern sei es wirtschaftlicher, in Solar- und Windkraftanlagen zu investieren als in Kohlekraftwerke. In einer Studie für Agora Energiewende kam das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme bereits 2015 zu dem Schluss, dass die Sonnenenergie schon bald in vielen Teilen der Welt die günstigste Stromquelle sein wird.
Der BSW-Solar, die Interessenvertretung der Solar- und Speicherbranche, setzt sich seit über 30 Jahren nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen Auslandsmärkten für eine nachhaltige Energieversorgung mit großen Anteilen Solarenergie ein. So hilft der Verband ausländischen Regierungen in aller Welt vor Ort bei der Markteinführung und stellt internationale Beziehungen zwischen Unternehmen der Energiewirtschaft her. Dazu dient auch seine Exklusivpartnerschaft mit der Messe Intersolar Europe, die in diesem Jahr vom 31. Mai bis 2. Juni in München stattfindet.
Quelle: www.solarwirtschaft.de
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Mittwoch, 25. Januar 2017
Europas Strom wurde 2016 klimafreundlicher
Die Energieorganisationen Agora Energiewende und Sandbag stellen ihren Jahresrückblick auf das EU-Stromsystem vor: Erneuerbare Energien wachsen leicht, Gaskraftwerke legen deutlich zu, Kohle verliert.
Die Stromerzeugung in der Europäischen Union ist im Jahr 2016 deutlich
klimafreundlicher geworden: Der CO2-Ausstoß der Kraftwerke in den 28
EU-Staaten sank um 4,5 Prozent. Der Hauptgrund liegt im vermehrten
Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung zulasten der klimaschädlichen
Kohleverstromung – insbesondere in Großbritannien, teilweise auch in
Italien, den Niederlanden, Deutschland und in Griechenland. Diese
Entwicklung war trotz eines EU-weit um 0,5 Prozent gestiegenen
Stromverbrauchs möglich: Der zusätzliche Strombedarf wurde vollständig
durch einen Anstieg der Stromerzeugung mit Erneuerbaren Energien in der
gleichen Größenordnung gedeckt. Diese Zahlen stammen aus der jetzt
vorgestellten Bestandsaufnahme „Energy Transition in the Power Sector in
Europe: State of Affairs in 2016“. Die Studie wurde gemeinsam von Agora
Energiewende und dem britischen Think Tank Sandbag erarbeitet.
Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung wuchs demnach von 29,2 auf 29,6 Prozent, womit sie den Strommix vor Kernenergie, die einen Anteil von 26,3 Prozent hatte, dominierten. Der Zubau Erneuerbarer Energien fiel geringer als in den Vorjahren aus – so wurden zwar Windkraftanlagen in erheblichem Maße errichtet, bei Solar- und Biomassekraftwerken war die Entwicklung jedoch rückläufig. Infolge des geringeren Zubaus und eher schlechter Wind- und Solarbedingungen überstieg die Wind- und Solarstromproduktion kaum das Niveau von 2015. Für 2017 und spätere Jahre erwarten die Autoren der Studie wieder ein stärkeres Wachstum beim Erneuerbaren-Strom - unter anderem, weil insbesondere die Kosten für Strom aus Solarenergie und aus Offshore-Windkraft in den vergangenen Monaten drastisch gesunken sind; sowohl Windkraft als auch Photovoltaik gehören in weiten Teilen Europas nun zu den günstigsten neuen Stromquellen überhaupt.
Große Zweifel äußeren die Autoren der Studie bei der Frage, inwieweit der 2016 beobachtete Wechsel von Kohle zu Gas zur Stromerzeugung dauerhaft ist: Denn dieser wurde durch die Schließung etlicher Kohlekraftwerke in einigen Ländern und durch sehr günstige Gaspreise in der zweiten Jahreshälfte von 2016 getrieben. Gaskraftwerke, die zuvor gegenüber Steinkohlekraftwerken das Nachsehen hatten, waren deshalb zeitweise wieder konkurrenzfähig. Eine vergleichbare Situation wird es absehbar wohl nicht nochmals geben: Bis 2020 sind bislang nur wenige Schließungen von Kohlekraftwerke angekündigt, die Gaspreise übersteigen inzwischen wieder das Niveau der Kohlepreise. Zudem werden die vorliegenden Vorschläge für eine Reform des Europäischen Emissionshandelssystems ETS vermutlich nicht dazu führen, dass die Preise für CO2-Emissionen wieder deutlich steigen – auch diese können – wie das Beispiel Großbritannien zeigt – zu einem Wechsel von Kohle- zur Gasverstromung führen.
Der europäische Emissionshandel hat den Wechsel von Kohle zu Gas im Jahr 2016 zumindest nicht unterstützt. Die Menge der ausgegebenen Emissionszertifikate überschritt auch 2016 die Menge der verbrauchten Zertifikate bei weitem, dadurch wuchs die Bugwelle überschüssiger Zertifikate, die das Emissionshandelssystem bereits seit einigen Jahren aufbaut, weiter an: Sie überschritt 2016 erstmals die Marke von 3 Milliarden Tonnen und misst nun 3,2 Milliarden Tonnen. Der Überschuss liegt somit nicht mehr weit entfernt vom Doppelten des Verbrauchs in 2016, der 1,8 Milliarden Tonnen CO2 beträgt.
„Die Transformation des europäischen Stromsektors hat sich 2016 leicht verlangsamt: Der EU-Stromverbrauch hat angesichts des anziehenden Wirtschaftswachstums nicht weiter abgenommen und die Investitionen in neue Solar- und Biomassekraftwerke sind rückläufig. Ermutigend ist, dass die Treibhausgas-Emissionen aufgrund des Schwenks von Kohle zu Gas deutlich zurückgegangen sind. Diese Weg lässt sich fortsetzen, dazu müssen weitere Kohlekraftwerke schließen und die Preise für CO2-Emissionen deutlich anziehen beziehungsweise die Gaspreise wieder fallen“, fasst Dave Jones, Analyst bei Sandbag und einer der Autoren der Studie, zusammen.
Schließlich stellt die Studie auch die Fortschritte der EU-Mitglieder bei der Einführung Erneuerbarer Energien und bei der Verbesserungen der Energieeffizienz dar – hier gibt es jeweils verpflichtende nationale Ziele für 2020. So ist der Stromverbrauch seit 2010 insbesondere in Schweden, Italien, Großbritannien, Dänemark, Frankreich und Portugal spürbar zurückgegangen. In Polen und Bulgarien wurde 2016 hingegen etwas mehr Strom verbraucht als 2010.
Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung wuchs EU-weit seit 2010 um 10 Prozentpunkte auf 29,6 Prozent. „Das ist ein großer Erfolg der EU-Energiepolitik im vergangenen Jahrzehnt“, sagt Graichen. „Für die Zeit nach 2020 sollte die EU daran anknüpfen und jetzt Rahmenbedingungen schaffen, die weiterhin ein solches Wachstum ermöglichen. Das ist bei den jüngsten Kommissions-Vorschlägen für das ,Clean Energy for All Europeans‘-Gesetzespaket noch nicht der Fall.“ Am europäischen Erneuerbaren-Wachstum hatten Dänemark, Litauen, Großbritannien, Italien und Deutschland größere Anteile. Die Schlusslichter heißen Lettland, Ungarn, Luxemburg, die Niederlande und Malta.
Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung wuchs demnach von 29,2 auf 29,6 Prozent, womit sie den Strommix vor Kernenergie, die einen Anteil von 26,3 Prozent hatte, dominierten. Der Zubau Erneuerbarer Energien fiel geringer als in den Vorjahren aus – so wurden zwar Windkraftanlagen in erheblichem Maße errichtet, bei Solar- und Biomassekraftwerken war die Entwicklung jedoch rückläufig. Infolge des geringeren Zubaus und eher schlechter Wind- und Solarbedingungen überstieg die Wind- und Solarstromproduktion kaum das Niveau von 2015. Für 2017 und spätere Jahre erwarten die Autoren der Studie wieder ein stärkeres Wachstum beim Erneuerbaren-Strom - unter anderem, weil insbesondere die Kosten für Strom aus Solarenergie und aus Offshore-Windkraft in den vergangenen Monaten drastisch gesunken sind; sowohl Windkraft als auch Photovoltaik gehören in weiten Teilen Europas nun zu den günstigsten neuen Stromquellen überhaupt.
Große Zweifel äußeren die Autoren der Studie bei der Frage, inwieweit der 2016 beobachtete Wechsel von Kohle zu Gas zur Stromerzeugung dauerhaft ist: Denn dieser wurde durch die Schließung etlicher Kohlekraftwerke in einigen Ländern und durch sehr günstige Gaspreise in der zweiten Jahreshälfte von 2016 getrieben. Gaskraftwerke, die zuvor gegenüber Steinkohlekraftwerken das Nachsehen hatten, waren deshalb zeitweise wieder konkurrenzfähig. Eine vergleichbare Situation wird es absehbar wohl nicht nochmals geben: Bis 2020 sind bislang nur wenige Schließungen von Kohlekraftwerke angekündigt, die Gaspreise übersteigen inzwischen wieder das Niveau der Kohlepreise. Zudem werden die vorliegenden Vorschläge für eine Reform des Europäischen Emissionshandelssystems ETS vermutlich nicht dazu führen, dass die Preise für CO2-Emissionen wieder deutlich steigen – auch diese können – wie das Beispiel Großbritannien zeigt – zu einem Wechsel von Kohle- zur Gasverstromung führen.
Der europäische Emissionshandel hat den Wechsel von Kohle zu Gas im Jahr 2016 zumindest nicht unterstützt. Die Menge der ausgegebenen Emissionszertifikate überschritt auch 2016 die Menge der verbrauchten Zertifikate bei weitem, dadurch wuchs die Bugwelle überschüssiger Zertifikate, die das Emissionshandelssystem bereits seit einigen Jahren aufbaut, weiter an: Sie überschritt 2016 erstmals die Marke von 3 Milliarden Tonnen und misst nun 3,2 Milliarden Tonnen. Der Überschuss liegt somit nicht mehr weit entfernt vom Doppelten des Verbrauchs in 2016, der 1,8 Milliarden Tonnen CO2 beträgt.
„Die Transformation des europäischen Stromsektors hat sich 2016 leicht verlangsamt: Der EU-Stromverbrauch hat angesichts des anziehenden Wirtschaftswachstums nicht weiter abgenommen und die Investitionen in neue Solar- und Biomassekraftwerke sind rückläufig. Ermutigend ist, dass die Treibhausgas-Emissionen aufgrund des Schwenks von Kohle zu Gas deutlich zurückgegangen sind. Diese Weg lässt sich fortsetzen, dazu müssen weitere Kohlekraftwerke schließen und die Preise für CO2-Emissionen deutlich anziehen beziehungsweise die Gaspreise wieder fallen“, fasst Dave Jones, Analyst bei Sandbag und einer der Autoren der Studie, zusammen.
Schließlich stellt die Studie auch die Fortschritte der EU-Mitglieder bei der Einführung Erneuerbarer Energien und bei der Verbesserungen der Energieeffizienz dar – hier gibt es jeweils verpflichtende nationale Ziele für 2020. So ist der Stromverbrauch seit 2010 insbesondere in Schweden, Italien, Großbritannien, Dänemark, Frankreich und Portugal spürbar zurückgegangen. In Polen und Bulgarien wurde 2016 hingegen etwas mehr Strom verbraucht als 2010.
Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung wuchs EU-weit seit 2010 um 10 Prozentpunkte auf 29,6 Prozent. „Das ist ein großer Erfolg der EU-Energiepolitik im vergangenen Jahrzehnt“, sagt Graichen. „Für die Zeit nach 2020 sollte die EU daran anknüpfen und jetzt Rahmenbedingungen schaffen, die weiterhin ein solches Wachstum ermöglichen. Das ist bei den jüngsten Kommissions-Vorschlägen für das ,Clean Energy for All Europeans‘-Gesetzespaket noch nicht der Fall.“ Am europäischen Erneuerbaren-Wachstum hatten Dänemark, Litauen, Großbritannien, Italien und Deutschland größere Anteile. Die Schlusslichter heißen Lettland, Ungarn, Luxemburg, die Niederlande und Malta.
Diese und weitere Zahlen
sind in der Studie detailliert enthalten. Sie steht unter www.agora-energiewende.de sowie unter www.sandbag.org.uk zum kostenlosen Download bereit.
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Dienstag, 24. Januar 2017
Automatisiert Anlagen produzieren und von GU erstellen lassen
In diesen Tagen sorgen gleich zwei CH-Firmen für Schlagzeilen, die sich weiter im Geschäft mit der Sonnenenergie etablieren wollen. Die eine, die Swiss PV AG, verfolgt den konsequenten Weg der automatisierten Produktion von PV-Gesamtanlagen. Die andere versucht sich, von besonders nobler Geschäftsadresse aus, als Generalunternehmerin für den Anlagenbau vor Ort.
Anders die Goldstroem AG mit Sitz an der edlen Zürcher Bahnhofstrasse (aber ohne direkten Bezug zum oben erwähnten Unternehmen). Sie hat sich als Gruppe erfahrener Fachpersonen aus der Solarbranche gefunden, um als Generalunternehmer (GU) im Bau von Solaranlagen zu reüssieren. Ihr Erfolgsrezept: Entweder werden die gesamten Arbeiten von der Projektierung über die Bewilligungsarbeiten bis zur Installation ausgeführt. Das geschehe auch zum Nutzen der Kundschaft, die als Solarstromproduzenten unter gegebenen Verhältnissen bereits Geld verdienen können. Oder Goldstroem übernimmt auch noch die Investitionen und die Wartung der Solaranlage - und die Kundschaft kauft den produzierten Solarstrom zu einem im Voraus festgelegten Preis. Auch in diesem Fall zum beidseitigen Vorteil - so schreibt die Goldstroem: “Unser Preis für den Solarstrom ist deutlich niedriger als Ihr jetziger Preis fix über 25 Jahre - Sie sparen Geld.“
Ob das Geschäftsmodell wirklich zum beiderseitigen Vorteil wirken kann, muss im konkreten Einzelfall geklärt werden. Dabei dürften regionale Besonderheiten den Ausschlag geben, denn die Bedingungen, zu denen Elektrizitätswerke zur Zusammenarbeit bereit sind, unterscheiden sich doch sehr stark.
Quellen: cleantech.ch / www.goldstroem.ch
© Text und Bild Guntram Rehsche - Solarmedia
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Blick in die mit der Swiss PV AG assoziierte und automatisierte Modulfertigung von Megasol in Deitingen bei Solothurn ( Vergrössern mit Klick auf Foto - Bild: Guntram Rehsche). |
Die Swiss PV AG produziert gemäss einer Medienmitteilung an Kundenbedürfnisse
angepasste Solaranlagen in automatisierter Fertigung. Dafür hat die
Solothurner Photovoltaikanbieterin nun eine Bürgschaft des
Technologiefonds des Bundesamts für Umwelt erhalten. Damit ist die Swiss PV AG, wie sie selbst schreibt, weltweit die einzige Firma, die nach Kundenwünschen diversifizierte
Photovoltaiksysteme in automatisierter Produktion herstellt, heisst es
in der Mitteilung des Technologiefonds des Bundesamts für Umwelt (BAFU)
zur Bürgschaftsvergabe. Auf einer fast vollständig automatisierten
Produktionsstrasse der Swiss PV AG können „monokristalline
Doppelglassolarmodule in allen Farben, Formen und Leistungsklassen
hergestellt werden“.
Die Fähigkeit, verschiedene Varianten mit nur geringen Zusatzkosten herstellen zu können, „schafft ein enorm grosses zusätzliches Potenzial, die Sonnenenergie zu nutzen und somit in grossem Masse Treibhausgase einzusparen“, begründet Simone Riedel Riley, Leiterin der Geschäftsstelle des Technologiefonds, die Bürgschaftsvergabe in der Mitteilung. Auch die Tatsache, dass die junge Swiss PV AG eng mit der erfahrenen Megasol Energie AG (siehe auch Solarmedia 16.9.2016) zusammenarbeitet, spielte eine positive Rolle beim Entscheid. Die Solothurner Photovoltaikanbieterin werde das über den Technologiefonds vermittelte Kapital zur weiteren Automatisierung der Produktionsanlage verwenden, erläutert Markus Gisler, CEO der Swiss PV AG.
Die Fähigkeit, verschiedene Varianten mit nur geringen Zusatzkosten herstellen zu können, „schafft ein enorm grosses zusätzliches Potenzial, die Sonnenenergie zu nutzen und somit in grossem Masse Treibhausgase einzusparen“, begründet Simone Riedel Riley, Leiterin der Geschäftsstelle des Technologiefonds, die Bürgschaftsvergabe in der Mitteilung. Auch die Tatsache, dass die junge Swiss PV AG eng mit der erfahrenen Megasol Energie AG (siehe auch Solarmedia 16.9.2016) zusammenarbeitet, spielte eine positive Rolle beim Entscheid. Die Solothurner Photovoltaikanbieterin werde das über den Technologiefonds vermittelte Kapital zur weiteren Automatisierung der Produktionsanlage verwenden, erläutert Markus Gisler, CEO der Swiss PV AG.
Anders die Goldstroem AG mit Sitz an der edlen Zürcher Bahnhofstrasse (aber ohne direkten Bezug zum oben erwähnten Unternehmen). Sie hat sich als Gruppe erfahrener Fachpersonen aus der Solarbranche gefunden, um als Generalunternehmer (GU) im Bau von Solaranlagen zu reüssieren. Ihr Erfolgsrezept: Entweder werden die gesamten Arbeiten von der Projektierung über die Bewilligungsarbeiten bis zur Installation ausgeführt. Das geschehe auch zum Nutzen der Kundschaft, die als Solarstromproduzenten unter gegebenen Verhältnissen bereits Geld verdienen können. Oder Goldstroem übernimmt auch noch die Investitionen und die Wartung der Solaranlage - und die Kundschaft kauft den produzierten Solarstrom zu einem im Voraus festgelegten Preis. Auch in diesem Fall zum beidseitigen Vorteil - so schreibt die Goldstroem: “Unser Preis für den Solarstrom ist deutlich niedriger als Ihr jetziger Preis fix über 25 Jahre - Sie sparen Geld.“
Ob das Geschäftsmodell wirklich zum beiderseitigen Vorteil wirken kann, muss im konkreten Einzelfall geklärt werden. Dabei dürften regionale Besonderheiten den Ausschlag geben, denn die Bedingungen, zu denen Elektrizitätswerke zur Zusammenarbeit bereit sind, unterscheiden sich doch sehr stark.
Quellen: cleantech.ch / www.goldstroem.ch
© Text und Bild Guntram Rehsche - Solarmedia
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Sonntag, 22. Januar 2017
Freitag, 20. Januar 2017
AEE Suisse für Energiestrategie 2050
Die AEE Suisse wird sich zusammen mit Bundesrat und Parlament für ein starkes JA zur
Energiestrategie 2050 einsetzen. Nur ein JA bringt der Schweiz eine sichere,
zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung. Es ist höchste Zeit, dass die
übermässige Abhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland mit sinnvollen
Investitionen im Inland ersetzt wird.
Die Energiestrategie 2050 ist der richtige Plan, wie sich ein modernes Energiesystem auf Basis von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien bauen lässt. Sie schafft für einen zentralen Infrastrukturbereich der Schweiz verlässliche Rahmenbedingungen und sie garantiert eine gesunde Entwicklung der Schweizer Wirtschaft insgesamt. Bundesrat und Parlament haben ein sinnvolles erstes Massnahmenpaket geschnürt. Die Energiestrategie 2050 bestätigt eine Entwicklung, die schon seit vielen Jahren von vielen Unternehmen, Institutionen und Privaten umgesetzt wird. In den Aufbau eines erneuerbaren, einheimischen Kraftwerkparks fliessen grosse Investitionen. Grosse Teile der Schweizer Wirtschaft profitieren schon heute davon. Arbeit und Einkommen bleiben in der Schweiz. Tausende von Ausbildungsplätzen werden geschaffen.
Gianni Operto, Präsident der AEE Suisse: «Die Energiestrategie sichert unserem Land eine solide und zuverlässige Energieinfrastruktur. Davon wird nicht nur die Schweizer Wirtschaft, sondern die gesamte Bevölkerung profitieren. Die Energiestrategie ist gut für unser Land.»
Quelle: AEE Suisse
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Die Energiestrategie 2050 ist der richtige Plan, wie sich ein modernes Energiesystem auf Basis von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien bauen lässt. Sie schafft für einen zentralen Infrastrukturbereich der Schweiz verlässliche Rahmenbedingungen und sie garantiert eine gesunde Entwicklung der Schweizer Wirtschaft insgesamt. Bundesrat und Parlament haben ein sinnvolles erstes Massnahmenpaket geschnürt. Die Energiestrategie 2050 bestätigt eine Entwicklung, die schon seit vielen Jahren von vielen Unternehmen, Institutionen und Privaten umgesetzt wird. In den Aufbau eines erneuerbaren, einheimischen Kraftwerkparks fliessen grosse Investitionen. Grosse Teile der Schweizer Wirtschaft profitieren schon heute davon. Arbeit und Einkommen bleiben in der Schweiz. Tausende von Ausbildungsplätzen werden geschaffen.
Gianni Operto, Präsident der AEE Suisse: «Die Energiestrategie sichert unserem Land eine solide und zuverlässige Energieinfrastruktur. Davon wird nicht nur die Schweizer Wirtschaft, sondern die gesamte Bevölkerung profitieren. Die Energiestrategie ist gut für unser Land.»
Quelle: AEE Suisse
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Donnerstag, 19. Januar 2017
Die Energiewende ist alternativlos
An diesem Donnerstag hat die SVP die Unterschriften zum Referendum gegen das
erste Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 eingereicht. Damit kommt
das Gesetzespaket nach fünfjähriger Kompromissfindung im Parlament am
21. Mai 2017 vors Volk. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES wird das
Referendum bekämpfen und sagt klar JA zur Energiestrategie.
Die Notwendigkeit der Energiewende ist nicht erst seit Fukushima erkannt. Klimaerwärmung, endliches Erdöl, altersschwache unzuverlässige AKW, Atommüllberge und brachliegende Potenziale an einheimischer erneuerbarer Energie sind die Gründe für den Umbau unseres Energiesystems. Mit der Energiestrategie 2050 haben Bundesrat und Parlament einen Handlungsrahmen festgelegt, um diesen Herausforderungen langfristig zu begegnen und um unsere Energiesicherheit aufrecht zu erhalten.
Ja zum Schritt in die richtige Richtung
Die Vorlage ist ein Kompromiss und ein Schritt in Richtung AKW-Ersatz und Klimaschutz. Heute bestehende Massnahmen werden verstärkt oder verlängert (z.B. KEV, Gebäudeprogramm, Mindestanforderungen für Autos, Wideraufarbeitungsverbot für Brennstäbe) und neue Massnahmen werden eingeführt (z.B. AKW Neubauverbot).
Ja zu einheimischer, sauberer Energie
SES-Geschäftsleiter Jürg Buri versteht die SVP-Blockade nicht: «Wer diesen nächsten energiepolitischen Schritt ablehnt, der hat die Herausforderungen in Sachen Energieversorgung nicht wirklich begriffen.» Die verbesserte Energieeffizienz und der Umstieg auf einheimische und saubere Energien schaffen neue Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Schweiz. «Jede weitere Verzögerung der Energiewende würde der Schweiz und dem Klima zum Nachteil gereichen», stellt Buri fest. Deshalb steht die SES hinter der Energiestrategie 2050.
Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung
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Die Notwendigkeit der Energiewende ist nicht erst seit Fukushima erkannt. Klimaerwärmung, endliches Erdöl, altersschwache unzuverlässige AKW, Atommüllberge und brachliegende Potenziale an einheimischer erneuerbarer Energie sind die Gründe für den Umbau unseres Energiesystems. Mit der Energiestrategie 2050 haben Bundesrat und Parlament einen Handlungsrahmen festgelegt, um diesen Herausforderungen langfristig zu begegnen und um unsere Energiesicherheit aufrecht zu erhalten.
Ja zum Schritt in die richtige Richtung
Die Vorlage ist ein Kompromiss und ein Schritt in Richtung AKW-Ersatz und Klimaschutz. Heute bestehende Massnahmen werden verstärkt oder verlängert (z.B. KEV, Gebäudeprogramm, Mindestanforderungen für Autos, Wideraufarbeitungsverbot für Brennstäbe) und neue Massnahmen werden eingeführt (z.B. AKW Neubauverbot).
Ja zu einheimischer, sauberer Energie
SES-Geschäftsleiter Jürg Buri versteht die SVP-Blockade nicht: «Wer diesen nächsten energiepolitischen Schritt ablehnt, der hat die Herausforderungen in Sachen Energieversorgung nicht wirklich begriffen.» Die verbesserte Energieeffizienz und der Umstieg auf einheimische und saubere Energien schaffen neue Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Schweiz. «Jede weitere Verzögerung der Energiewende würde der Schweiz und dem Klima zum Nachteil gereichen», stellt Buri fest. Deshalb steht die SES hinter der Energiestrategie 2050.
Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung
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Mittwoch, 18. Januar 2017
AKW-Subventionen sind teurer SVP-Plan
Die SVP verlangt
Subventionen für Atomkraftwerke und verwickelt sich damit in Widersprüche. Eine
Analyse von Rudolf Rechsteiner.
red.
Rudolf Rechsteiner ist promovierter Ökonom. Er begann seine berufliche Laufbahn
als Wirtschaftsredaktor der «Basler Zeitung». Seit Anfang der 1990er-Jahre
lehrt er zu Umwelt- und Energiepolitik an den Universitäten Bern und Basel,
seit 2010 auch an der ETH Zürich. Er engagiert sich stark in der
Anti-Atomkraft-Bewegung. Von 1995 bis 2010 sass Rechsteiner für die SP des
Kantons Basel-Stadt im Nationalrat; seit 2012 ist er wieder Mitglied des
Grossen Rates, des Kantonsparlaments von Basel-Stadt.
Drei
Wochen nach Ablehnung des Atomausstiegs ging SVP-Financier Christoph Blocher
per Interview im «Bund» in die
Offensive: Die Schweiz müsse den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke subventionieren,
weil die erneuerbaren Energien noch nicht reif seien.
Die
«Subventionen» für erneuerbare Energien in Deutschland führten dazu, dass der
Strommarkt mit Elektrizität zu Dumpingpreisen überschwemmt werde, was gegen
WTO-Recht verstosse. Die Schweiz solle deshalb «alle Stromproduzenten so lange
gleich hoch subventionieren, bis auch das Ausland aufhört damit».
Der
SVP-Ruf nach Subventionen irritiert, weil die SVP ihr Referendum gegen die
Energiestrategie des Bundesrates als «Kampf gegen mehr Subventionen» ausgibt.
Was Blocher eigentlich meint: Atomsubventionen finden wir gut, die erneuerbaren
Energien sind uns zu teuer – die wollen wir nicht.
Nur: Die
Realität ist eine andere.
Strom aus
erneuerbaren Energien kommt inzwischen billiger ans Netz als derjenige der
alten Atomkraftwerke. Und die Subventionen, die die SVP vorschlägt, kämen viel
teurer. Aber fangen wir von vorne an.
Atomenergie
war und ist die am höchsten subventionierte Energie
Keine
andere Energietechnik in der Geschichte der Menschheit hat jemals mehr
öffentliches Geld erhalten als die Atomenergie, wie die Zahlen der Internationalen
Energieagentur zeigen. Die ersten Schweizer
Reaktoren wurden über die ETH direkt aus dem Bundeshaushalt finanziert. Unter
dem Strommonopol profitierten Atomkraftwerke jahrzehntelang von garantierten
Abnahmepreisen der «Partnerwerke», die die Gestehungskosten direkt den
gefangenen Kunden aufbürdeten. Dazu kamen Quersubventionen aus der billigen
Wasserkraft, die unsichtbar im Mischtarif untergingen.
Die
geschützte Werkstatt der Atomlobby fand erst ein Ende, als Grossverbraucher und
Gemeinden ab 2009 direkten Marktzugang zum europäischen Stromhandel erhielten.
Von nun an
mussten Axpo und Alpiq zunehmend grosse Strommengen auf dem freien Markt
absetzen, was die Axpo inzwischen als ein Problem der «fehlenden
Umlagefähigkeit von Gestehungskosten auf Endkunden» identifiziert
(Bilanzkonferenz vom 21. Dezember 2016).
Die
fehlende Markttauglichkeit der alten Atomkraftwerke belastet Axpo und Alpiq
markant. Alte Atomkraftwerke weisen – entgegen allen Beschönigungen – weit
höhere Kosten auf als alte Wasserkraftwerke. Dazu kommen die nuklearen
Altlasten: Die Finanzierungslücke bei den Atomabfällen beträgt über 10
Milliarden Franken und die kalkulierten
Entsorgungskosten stiegen allein in den letzten
fünf Jahren um weitere 2 auf 24 Milliarden Franken, während die Betreiber nur
170 Millionen Franken jährlich in die Fonds einzahlten, die diese
Entsorgungskosten decken müssten.
Dies
diente allerdings nicht als Argument für das Ende der AKW. Im Gegenteil. Tiefe
Kostenschätzungen und hohe Deckungslücken bei der Entsorgung waren ein
wichtiger Teil der Strategie, Atomkraftwerke um jeden Preis weiter zu
betreiben. So konnte man die Bevölkerung bei Volksabstimmungen stets von Neuem
erpressen: Wollt ihr uns schliessen, müsst ihr zuerst x Milliarden bringen.
Diese Taktik funktionierte auch bei der vergangenen Abstimmung vom 27. November
2016.
Nicht
wettbewerbsfähig
Jetzt –
nach gewonnener Abstimmung – werden die fehlenden Reserven allerdings für die
Betreiber zum Bumerang. Die Hochrisiko-Anlagen sind unverkäuflich und
wirtschaftlich nicht nur wertlos, sondern mit hohen Folgekosten belastet. Viele
Generationen nach uns werden für Hinterlassenschaften aufkommen müssen, deren
Kosten heute niemand wirklich exakt überblickt. Dies gilt selbst, wenn wir von
einem Grossunfall verschont bleiben.
Das
Ausbleiben eines Unfalls wiederum ist alles andere als sicher, angesichts des
rekordhohen Alters «unserer» Atomkraftwerke und der stets betreiberfreundlichen
Aufsichtsbehörde Ensi, die gesetzliche Bestimmungen nach
Belieben durchsetzt, oder eben meistens eher nicht.
Die
wirtschaftlichen Probleme von Axpo und Alpiq sind nicht, wie Christoph Blocher
vorgibt, auf die «deutschen Subventionen für erneuerbare Energien»
zurückzuführen. Am Anfang des Dramas standen Leute wie Heinz Karrer (Axpo,
heute Chef der Economiesuisse) und Hans Schweickardt (ehemals Alpiq), die die
Atomenergie zum Selbstzweck erklärten und meinten, man könne die fortlaufenden
Kostensenkungen von Wind- und Solarstrom ohne weiteres ignorieren.
Sie
erfanden das Märchen von der Stromlücke und den stetig steigenden Strompreisen
– und glaubten es mit der Zeit auch selber. Wer widersprach, wurde mit der
Kampfparole «Versorgungssicherheit» zum Schweigen gebracht.
Die
Realität, dass inzwischen der Markt, die Eidgenössische Elektrizitätskommission
ElCom und der System-Dienstleister Swissgrid für Versorgungssicherheit
zuständig sind, wurde erst Ende 2015 von der Zürcher Regierung erstmals
eingestanden. «Es gibt keinen Auftrag an die Axpo
Holding, den Kanton mit Strom zu versorgen», lautet der lapidare Satz zur
«Risikoberichterstattung im Strombereich». Dass der grösste Axpo-Aktionär damit
signalisierte, dass er für seine stets stolze Tochter keine finanziellen
Nachschusspflichten übernehmen wolle, dürfte am Konzernsitz in Baden
Schockwellen verursacht haben.
Derweil
schmilzt die Kapitalbasis der Axpo zum dritten Mal um rund eine Milliarde
Franken. Fehlinvestments in Kohle- und Gaskraftwerke sowie fragwürdige
Pipeline-Beteiligungen, die Kostenentwicklung in Beznau, Gösgen und Leibstadt
seit Fukushima und der mehrjährige Stillstand einzelner Reaktoren mit
entsprechenden Ertragseinbussen führten Axpo wie Alpiq in die Überschuldung.
Vielleicht
– aber nur vielleicht – kommt ja irgendwann einer in der Axpo-Zentrale auf die
Idee, dass der Weiterbetrieb von Beznau nicht das Gelbe vom Ei ist: Dessen
Strom kostet dreimal mehr, als auf dem Markt damit erlöst werden kann – und
dies auch nur dann, wenn beide Reaktoren laufen dürfen, was vom Entscheid des Ensi
abhängt.
Im
europäischen Wettbewerb erhalten jeweils die Kraftwerke mit dem geringsten
Preis den Zuschlag, bis die Nachfrage gedeckt ist. Unter kaufmännischer Führung
dürften demnach nur Kraftwerke ans Netz, die wenigstens ihre variablen Kosten
decken. Tiefe variable Kosten weisen Atomkraftwerke allerdings nur dann auf,
wenn man mit ideologischen Scheuklappen den Aufwand für Reparaturen und Nachrüstung
ausblendet, der die Firmen bei einem Weiterbetrieb ganz erheblich belastet.
Windkraftanlagen
und Solarstromanlagen erzielen auch bei Strompreisen von 2 bis 3 Rappen pro
Kilowattstunde (Rp/kWh) noch positive Deckungsbeiträge.
Speicher-Wasserkraftwerke können ihre Lieferungen dosieren und gezielt die
Zeiträume mit hohen Preisen bedienen. Nicht so die Atomkraftwerke.
AKW
liefern zwar 24 Stunden am Tag immer gleich viel Strom, sofern sie nicht unter
Panne stillstehen. In der Nacht wird die Energie aber kaum benötigt – es sei
denn, man verschenkt sie unter dem Preis, der die Produktionskosten deckt. Hohe
Fixkosten und fehlende Flexibilität verursachen inzwischen auch während der
Tageszeit mit hoher Nachfrage Verlust, zum Beispiel wenn die Sonne scheint und
Solarstrom die Netze füllt – und dies erst noch billiger als die alten AKW.
Eine
Kilowattstunde aus Gösgen, Leibstadt und Beznau kostet die Betreiber gemäss
offiziellen Angaben 4,6, 5,6
und 8,5 Rappen. Gemessen am Marktpreis von 3,1
Rp/kWh machen sie damit Betriebsverluste von jeweils 120, 220 beziehungsweise
297 Millionen Franken pro Jahr. Das sind 637 Millionen Franken insgesamt. Hinzu
kommen bei einem Stillstand von Beznau und Leibstadt wie im Winter 2016 noch
Ertragsausfälle von 100 bis 200 Millionen.
Die
Mitteilung der Alpiq, sie habe vergeblich versucht, das AKW Gösgen der
Electricité de France für einen Franken zu verkaufen, sagt alles. Ökonomisch
sind Atomkraftwerke nur noch Altlast – eine teure radioaktive Müllhalde. Und
mit dem Weiterbetrieb lassen sich die Schulden nicht senken, sondern sie nehmen
zu, wenn man die tatsächlichen Kosten einrechnet.
Die
AKW-Betreiber tricksen bei der Buchhaltung
Die
AKW-Betreiber stellten stets ihre angeblich sensationell tiefen Kosten als
Vorteil heraus und schwärmten von variablen
Kosten von nur «1 Rappen pro kWh». Doch diese Angaben sind
falsch. Der Weiterbetrieb verursacht nicht bloss Brennstoffkosten, sondern auch
Personal-, Reparatur- und Nachrüstungsaufwand. Letztere werden in den
Geschäftsberichten versteckt. Die beiden Kernkraftwerke Leibstadt und Gösgen
verbuchen ihre Reparaturkosten nämlich systematisch als «Investitionen», um
vorzutäuschen, der Weiterbetrieb lohne sich noch auf Jahrzehnte hinaus. Rechnet
man die
tatsächlichen Betriebskosten nach, lohnt sich der
Weiterbetrieb effektiv nicht.
Auch die
Abschreibungen in den Erfolgsrechnungen der beiden AKW-Firmen werden zu tief
ausgewiesen: Um die Betriebskosten auf dem Papier niedrig zu halten, wurden die
zugrunde gelegten Laufzeiten erst von 40 auf 50 Jahre, dann von 50 auf 60 Jahre
gedehnt, und dies ohne Rückstellungen für Nachrüstungen zu bilden, die für
verlängerte Restlaufzeiten nötig wären.
Würde man
ehrlich rechnen, würde eine Kilowattstunde Atomstrom wahrscheinlich mehr als 10
Rappen kosten. Doch die Unternehmen polieren weiter ihre Fassade und wälzen den
finanziellen Druck auf Dritte ab. Das bekommen zum Beispiel jene zu spüren, die
für die Sicherheit der Anlagen verantwortlich wären.
Durch die
«veränderte wirtschaftliche Situation der Betreiber» sei «klar, dass das Ensi
politisch vermehrt unter Druck kommen kann», schreibt die Aufsichtsbehörde dazu.
Für den Weiterbetrieb sei «unabdingbare Bedingung: Es muss weiter in die
Sicherheit investiert werden. Und da zeichnen sich heute Fragen ab». Denn es
fehlt das Geld.
Schon zwei
Jahre zuvor warnte die Eidgenössische
Finanzkontrolle davor, dass AKW-Betreiber die
Kosten für Stilllegung und Entsorgung umgehen könnten – mit einem Konkurs.
Je weniger
Geld die Betreiber haben, umso kleiner ist das Vermögen, mit dem sie haften.
Gerade die Phase nach der Stilllegung ist sehr teuer und müsste aus eigenen
Reserven finanziert werden. Diese Reserven sind aber gar nicht da. In ihrem
Bericht von 2014 schreibt die Finanzkontrolle: «Wie lange es dauern würde, bis
eine Werksbetreiberin, insbesondere bei den reinen Betriebsgesellschaften, die Lösung
im Konkurs suchen würde, kann heute nicht abgeschätzt werden.»
Was sich
hingegen sicher sagen lässt: Namhafte Teile ihres Vermögens haben
AKW-Muttergesellschaften bereits verkauft oder sind auf bestem Weg dazu. Als
Erste begann die Alpiq, ihre Liquidität durch den Verkauf von jeweils 49
Prozent ihrer Wasserkraftwerke zu verbessern. Vor Weihnachten gab nun auch die
Axpo bekannt, ihre rentablen Wasserkraftwerke und Netze in die «Axpo Solutions»
auszulagern, um an neues Geld zu kommen.
An sich
ist das gut: Die vermögensrechtliche Trennung der werthaltigen Beteiligungen
nach deutschem Vorbild macht es leichter, die Wasserkraft zu retten. Und die
Tatsache, dass nur Minderheitsbeteiligungen verscherbelt werden, deutet darauf
hin, dass beide Konzerne in der Wasserkraft wirtschaftliches Potenzial erkennen
und aus diesem Grund die Energiestrategie des Bundesrates mittragen werden,
über die im Mai abgestimmt wird.
Der
Entsorgungsfonds braucht Geld? Kürzen wir die Beiträge!
Wenn es
der SVP gelingt, die Energiestrategie 2050 mit einer Nein-Mehrheit zu bodigen,
wäre den AKW-Betreibern deshalb nicht geholfen. Im Gegenteil. Die
Wasserkraftwerke würden an Wert verlieren, für die Beteiligungen fänden sich
keine Käufer und die Holdings würden noch mehr Geld abschreiben müssen. Und ob
die SVP danach mit einem Anschlusspaket ein besseres Rettungspaket für alte
Atom- und Wasserkraftwerke in einer Volksabstimmung durchsetzen kann, müsste
sie erst noch beweisen. Deshalb gibt sich die Strombranche mit dem Spatz in der
Hand zufrieden, den die Mehrheit im Bundeshaus ihr geben will.
Trotz
diesen düsteren Aussichten gibt sich die Atomlobby aber noch lange nicht
geschlagen. Sie hofft auf einen Strompreisanstieg in Europa, zum Beispiel durch
eine Revision
des europäischen Emissionshandels und versucht in der
Zwischenzeit alles, um eigene Kosten auf die Allgemeinheit abzuwälzen.
Jüngstes
Beispiel liefert die Verwaltungskommission des Stilllegungs- und Entsorgungsfonds
(Stenfo). Sie hat aktuell mitgeteilt, dass die Gesamtkosten einer Stilllegung
der AKW von 22 auf 24 Milliarden Franken gestiegen sind. Offiziell fehlen im
Fonds aktuell mindestens 9,1 Milliarden Franken, um diese Kosten zu decken. Die
Kommission hat nun allerdings nicht die Beitragssätze der AKW-Betreiber erhöht,
sondern will diese um zwei Drittel senken.
Sie gibt
sich überzeugt, dass sie mit den in den vergangenen 47 Jahren angehäuften
Beiträgen von 6,2 Milliarden Franken auf dem Kapitalmarkt real über 15
Milliarden erwirtschaften kann, dank «steigenden Kapitalerträgen».
Und was,
wenn es im Umfeld der Minuszinsen nicht klappt und sich die abenteuerliche
Kalkulation als Taschenspielertrick herausstellt? Dann haben die
Steuerzahlenden einfach Pech gehabt. Unsere Nachkommen werden keinen dieser
«Experten» auf dem Friedhof auf betrügerischen Konkurs einklagen können.
Die
Kleinen bezahlen die Rechnung
Die Zahl
der Tricks, mit denen sich die Atomlobby zu retten sucht, wird zunehmend unübersichtlich.
Schon bei der Marktöffnung von 2009 wurden gesetzliche Privilegien geschaffen.
Hochspannungsleitungen aus Frankreich wurden für Atomstrom reserviert und
verschaffen der Atomlobby bis heute wertvolle Monopolrenten.
Und weil
die Stromliberalisierung für Kleinkunden immer wieder aufgeschoben wird, kann
ein Teil des Atomstroms weit über dem Marktpreis an «gefangene Kunden» verkauft
werden. Nur die Grossbezüger profitieren in der Schweiz von den starken
Preisnachlässen. Sie konnten ihre Energiekosten nicht selten halbieren.
Haushalte
und Gewerbebetriebe mit weniger als 100'000 kWh Jahresverbrauch bezahlen mehr
und erhalten auch weniger, wenn sie Strom vom Solardach ins Netz einspeisen. So
kann die Bernische Kraftwerke AG (BKW) für Strom aus Mühleberg bei ihren
Kleinkunden gut und gern 10 bis 15 Rp/kWh einheimsen. Den kleinen Produzenten
mit Solarstrom vom Hausdach bezahlt sie seit dem 1. Januar 2017 nur noch 4
Rp/kWh.
Der
Ständerat will die Preisnachteile der Kleinkunden noch verstärken. In der Wintersession
hat er beschlossen, dass Netzbetreiber
von der bisherigen Pflicht gänzlich entbunden werden,
ihre Preisvorteile am offenen Markt an ihre gefangenen Kunden weiterzugeben.
Auf diese Weise sollen Wasserkraftwerke und Atomkraftwerke ihre Vollkosten
einfacher überwälzen können, nachdem das Bundesgericht diese Praxis als
ungesetzlich gerügt hat.
Die Mär
der Subventionen: Erneuerbare Energien sind ein richtig gutes Geschäft
Trotz
vielseitigen Benachteiligungen befinden sich die erneuerbaren Energien fast
überall auf Wachstumskurs, mit Verspätung sogar bei uns in der Schweiz. Ursache
dafür sind die starken Kostensenkungen seit Beginn der deutschen Energiewende.
Neue Solarstromanlagen und Windkraftanlagen sind sowohl im Grosshandel wie in
dezentralen Kleinanlagen rentabel – bei Letzteren reichen häufig allein die
Ersparnisse aus Eigenverbrauch, um die Anlagen zu amortisieren.
Das Bild,
das Christoph Blocher und die SVP von Wind- und Solarstrom zeichnen, kommt
einer Geschichtsklitterung gleich. Schon der Begriff «Subvention» – er
umschreibt eine Leistung aus der Staatskasse – ist falsch.
Die
kostendeckenden Abnahmepreise in Deutschland und in über 60 anderen Ländern
wurden aus Netzgebühren von den Verbrauchern finanziert, und nicht aus der
Staatskasse. Tatsächlich ist es umgekehrt: Wer sich auch nur ein bisschen über
die Energiewirtschaft informiert, weiss, dass kaum eine Öl- oder Gasbohrung,
kaum eine Pipeline und sicher kein Atomkraftwerk je ohne Staatshilfen oder Steuergutschriften
gebaut wurden. Der Kohlepfennig sicherte jahrzehntelang die Wirtschaftlichkeit
eines inzwischen verpönten Energieträgers.
Das war
auch bei Sonne und Wind nicht anders. Die ersten Einspeisevergütungen für
Windkraft (beschlossen 1991 unter CDU-Kanzler Helmut Kohl im Strom-Einspeisegesetz) lagen
bei 90 Prozent vom Endverbraucherpreis, etwa 19 Pfennig/kWh. Für Solarstrom
erhöhte sich die Vergütung im Jahre 2004 dann auf 57 Cents pro Kilowattstunde,
etwa 90 Rp/kWh zum damaligen Kurs.
Das alles
ist Geschichte.
Inzwischen
ist Strom aus Photovoltaik-Anlagen billiger
als Kohle- oder Atomstrom und selbst billiger als
Strom aus US-Schiefergas. Die
globalen Neu-Installationen haben sich von 2600 Megawatt (2007) auf 76'000
Megawatt (2016) fast verdreissigfacht.
Die alten Einspeisevergütungen in Deutschland und in der Schweiz wurden oder
werden abgeschafft zugunsten marktorientierter Bezugsverträge. In Deutschland
werden Strombeschaffungsverträge für Wind- und Solarkraftwerke wettbewerblich
ausgeschrieben, mit radikalen Auswirkungen, was Transparenz und Preisdruck
anbelangt.
Für Megawatt-Solarkraftwerke
sanken die Preise innert zweier Jahre von 9 auf 5 Cents pro Kilowattstunde
(€C./kWh). Sie liegen damit bereits deutlich unter den (geschönten) Preisen von
Leibstadt oder Beznau. Die jüngsten Ausschreibungen mit einem Preisergebnis von
5,3 €C./kWh für neuen Solarstrom gingen ausgerechnet
ins nördliche Dänemark. Dort sind billige
Flachland-Standorte zulässig, während in Deutschland nur degradierte
«Konversionsflächen» erlaubt werden.
Das
Beispiel zeigt eindringlich, wie verzweifelt die Wettbewerbslage der
AKW-Betreiber geworden ist: Wenn in Dänemark mit bescheidenen 800
Volllaststunden pro Jahr Strom zu 5 €C./kWh möglich ist, dann wird derselbe
Strom in Baden-Württemberg mit 1000 Volllaststunden für 4 €C./kWh ins Netz
fliessen und für 3,5 €C./kWh in Italien mit bis zu 1450 Volllaststunden pro
Jahr.
Die
EU-Kommission wird wettbewerbliche Vergaben im ganzen Strombinnenmarkt
durchsetzen. In Spanien boten private Investoren schon im vergangenen Jahr
neuen Strom für 3,8
€C./kWh in offener Vermarktung an, ohne jegliche staatliche
Hilfe.
In den
letzten zwölf Monaten sind die Preise für Solarmodule um 36,5
Prozent gesunken. Die Behauptung, der
Umstieg auf erneuerbare Energien sei teuer und mengenmässig nicht zu schaffen,
wird deshalb immer absurder. Nur zur Erinnerung: Das AKW Leibstadt ging 1984
mit Strom für 11 Rp/kWh ans Netz, was zu heutigen Preisen knapp 20 Rp/kWh
entspricht.
Scharfe
Preissenkungen werden nicht nur beim sommerlastigen Solarstrom verzeichnet. Die
im Winter besonders reichliche Windenergie vom Meer hat ihre Kosten innert zwei
Jahren halbiert. Noch 2014 hielt man Produktionskosten unter 10 €C./kWh für
einen Meilenstein, den man frühestens 2030 erreiche. Doch die Ausschreibungen
sorgten auch hier für radikal veränderte Einkaufskonditionen, wie die
erfolgreichen Preisgebote in Holland zu
5,4 €C./kWh und in Dänemark zu 4.95 €C./kWh zeigen.
Und dabei wird es nicht bleiben.
Wenn
seebasierte Anlagen unter der 5 €C./kWh-Marke produzieren, sind landbasierte
Anlagen für 3 bis 4 €C./kWh auch in Deutschland und Frankreich möglich. In
Norwegen und in den USA gehen sie bereits zu diesen Konditionen ans Netz.
Der
Atomstrom ist bereits zur Hälfte ersetzt
In diesem
Umfeld ist es keine Überraschung, dass die Bank UBS Ende Jahr Axpo auf
einen BBB-Status zurückgestuft hat. Und die Bewertung
des Unternehmens wird nicht besser, der Ausblick der UBS lautet «negativ» –
auch für das Rating der AKW Gösgen und Leibstadt. BBB ist ein Rating, das Alpiq
schon länger mit sich herumschleppt und das die Refinanzierung von Obligationen
verteuert. Die neue Führungscrew würde noch so gerne von den Altlasten
wegkommen. Mit den neu abgeschlossenen Bezugsverträgen
von Windenergie aus Norwegen– ohne irgendwelche
Subventionen erstellt – anerkennt nun selbst die Axpo, dass erneuerbare
Energien der «best buy» am Markt sind.
Grundlegend
falsch ist nicht nur Blochers Diffamierung von den «hohen Subventionen»,
sondern auch die angebliche
Unmöglichkeit, «38 Prozent Atomenergie» sauber zu
ersetzen.
Der Anteil
der Atomenergie dürfte wegen Betriebsunterbrüchen im vergangenen Jahr unter 30
Prozent gelegen haben. Die Abschaltung von Mühleberg mit 5 Prozent Marktanteil
wird spätestens 2019 stattfinden. 38 Prozent Atomenergie – das war einmal,
nicht zuletzt, weil die erneuerbaren Energien stark zugelegt haben.
Der Beitrag
an neuem erneuerbaren Strom aus dem Inland ist von 2 Prozent auf über 8 Prozent
angestiegen. Er beträgt sogar über 20 Prozent, wenn man die bestehenden und
die laufenden
Ökostrom-Investitionen der Netzbetreiber im
europäischen Ausland mitrechnet.
Es ist ein
schwerer ideologischer Fehler, diese europäischen Bezugsrechte einfach zu
ignorieren. Ohne Stromimporte im Winter wäre die Versorgungssicherheit in 14
der letzten 15 Jahre nicht gewährleistet gewesen.
Der Import
von Windenergie aus Europa während des Winters darf nicht länger als Problem
angesehen werden. Man sollte ihn als Teil der Lösung akzeptieren. Die Schweiz
war schon immer extrem stark in die europäische Stromversorgung eingebunden,
und dies nicht zu ihrem Nachteil.
Die
Kapazitäten der europäischen Netzanbindung übertreffen die Leistung aller
Atomkraftwerke um ein Mehrfaches. Die Schweiz kann dank der Speicherseen
Stromimporte immer dann tätigen, wenn diese witterungsbedingt billig sind – und
trägt damit erst noch zur Marktstabilisierung bei. Diese Win-win-Situation
sollte man nicht einer EU-feindlichen Ideologie opfern. Und es ist falsch zu
glauben, die SVP sei in echter Sorge um die Versorgungssicherheit. Dort wo
echte Versorgungsrisiken bestehen – bei Öl und Gas – hat diese Partei alle
Bestrebungen zum Abbau der Abhängigkeiten stets als unnötige Gesetzesflut
abgetan.
Sollten
AKW-Abschaltungen dann doch einmal Verknappungen im Inland verursachen, braucht
es sicher keine neuen Grosskraftwerke. 35'000 Projekte figurieren derzeit auf
der Warteliste des Bundes und sind wegen diskriminierender Gesetze und
fehlender Abnahmeverträge blockiert. Allein mit diesen bisher angemeldeten
Projekten lässt sich mehr als die Hälfte allen Atomstroms sauber ersetzen.
Selbst
Texas setzt auf erneuerbare Energie
Mit der
Kampfansage an die Energiestrategie des Bundesrates und mit dem Ratschlag, man
solle «den Stromversorgern einen Strommix mit einem Anteil Inlandproduktion
vorschreiben», beschreitet die SVP einen Weg mit Kaufzwang, den kein anderes
Land in Europa beschritten hat.
Eine Quote
für Inlandstrom würde den Strompreis auf das Niveau des teuersten Anbieters
anheben und gleich um mehrere Rappen verteuern. Dies würde besonders die
Wirtschaft, die heute am meisten von den tiefen Preisen profitiert, empfindlich
treffen. Zudem kann selbst subventionierte Atomenergie eines nicht liefern, was
die erneuerbaren Energien nachweislich gut beherrschen: Kostensicherheit.
Wie viel
Geld für den Weiterbetrieb inklusive Entsorgung wirklich fehlt, wissen nicht
einmal die AKW-Betreiber selber. Und während man eine Windturbine oder ein
Solarpanel gegen Maschinenbruch versichern kann, werden die Reparateure bei 35-
bis 50-jährigen Atomkraftwerken an niemanden und für gar nichts eine Werk-Garantie
abgeben, die der Qualität einer Neuanlage entspricht. Bei diesen Oldtimern sind
jederzeit neue Materialschäden möglich, denn die Radioaktivität lässt Metalle
mit zunehmendem Alter spröde werden.
Und den
AKW-Betreibern läuft die Zeit davon: Bei den heutigen Strompreisen verursachen
allein die AKWs jährlich einen Verlust von 300 bis 600 Millionen Franken. Gut
möglich, dass wir nicht bis 2029 warten müssen, bis das letzte Atomkraftwerk
vom Netz geht. Konventionelle Kraftwerke sind auf der ganzen Welt in der
Defensive. Sie werden stillgelegt oder
operieren nur noch als Reservekraftwerke weiter.
In Indien,
wo Photovoltaik inzwischen billiger ist als Kohlestrom, wanderten Pläne für
Dutzende neue Kohlekraftwerke in die Schublade. Im
US-Bundesstaat Texas – nicht gerade bekannt als ökologische Trutzburg – wird
der Netzbetreiber die Schliessung von zehn Kohlekraftwerken vollständig durch
den Zubau von
Photovoltaik kompensieren.
Da Sonne
und Wind nicht Tag und Nacht bedarfsgerecht Strom liefern, bleibt das exponentielle
Marktwachstum von Speicherbatterien zu erwähnen, die jährlich
10 bis 15 Prozent billiger werden.
Für viele
Netzbetreiber ist die Bereitstellung von Reserveenergie zur Spannungshaltung mit
Lithium-Ionen-Batterien inzwischen billiger als die Spitzenleistung
herkömmlicher Gaskraftwerke. Und die Verlagerung
von solarer Leistung vom Tag in die Nacht ergibt
sich als willkommener Zusatznutzen der neu installierten Super-Batterien.
Die SVP
leistet mit ihrer Rettungsaktion für Atomkraftwerke Widerstand gegen die
Energiewende. Den Niedergang der Atomindustrie wird sie mit dem Referendum
gegen die Energiestrategie nicht verhindern.
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Dieser
Artikel ist erstmals in der TagesWoche erschienen.
Themenbezogene
Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors
Rudolf
Rechsteiner sass von 1995 bis 2010 für die SP des Kantons Basel-Stadt im
Nationalrat; seit 2012 ist er wieder Mitglied des Grossen Rates, des Kantonsparlaments
von Basel-Stadt. Rechsteiner ist Verwaltungsrat des Basler Energieversorgers
IWB.
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