Dienstag, 31. Januar 2017

Solarstrom bewegt sich mitnichten auf Spuren der Atomenergie

Hanspeter Guggenbühl schreibt in der WoZ vom 26.1.17, dass die Maximierung der Solarstromproduktion die Reduktion des gesamten Energie- und Stromverbrauchs torpediere (siehe WoZ - Solarstrom auf den Spuren der Atomenergie). Im Folgenden eine Replik des Fachverbandes Swissolar.

Es ist dem Autor hoch anzurechnen, dass er immer wieder auf die notwendige Reduktion des Energie- und insbesondere des Stromverbrauchs hinweist. Das Potenzial ist immer noch riesig und ohne Effizienzsteigerung schaffen wir die Energiewende nicht. Aber seine implizite Schlussfolgerung, man müsse den Photovoltaikausbau limitieren,sonst drohe ein massives Überflussproblem und somit ein enormer Speicherverlust, ist falsch.

Erstens: Guggenbühl geht in seiner Berechnung von einer theoretischen Maximalleistung über Mittag aus, die de facto nie so hoch sein wird. Denn nicht alle Solaranlagen sind nach Süden ausgerichtet und oft haben sie eine Ost- und eine Westseite, um möglichst viel Sonnenschein über den Tag verteilt zu ernten. Sobald die AKW mit ihrer unsteuerbaren Bandproduktion vom Netz sind, werden wir also keinen unbewältigbaren Stromüberfluss haben.

Zu gewissen Tageszeiten und am Wochenende braucht es zwar Pufferkapazitäten, doch die haben wir bereits: Mit über 5 Gigawatt Pumpspeicher- und über 4 Gigawatt Exportleistung. Dazu kommen intelligente Verbrauchssteuerungen, Elektroautos und Batteriespeicher. Im äussersten Extremfall kann auch Mal die Solar-Spitzenproduktion gekappt werden – Peak Shaving heisst das im Fachjargon.

Zweitens: Wir müssen bis etwa 2050 auf Atomenergie und fossile Energien verzichten. Der Atomausstieg ist dabei noch die kleinste Herausforderung, anspruchsvoller wird es bei der Wärmeversorgung und der Mobilität. Wahrscheinlich wird der Stromverbrauch steigen, weil Ölheizungen durch Wärmepumpen und Benziner durch Elektroautos ersetzt werden. Dies führt aber gleichzeitig zu Einsparungen, da diese Systeme viel effizienter sind, als ihre fossilen Vorgänger. Wärmedämmungen an Gebäuden senken den Verbrauch zusätzlich. Eine Vollversorgung der Schweiz mit Strom aus erneuerbaren Energien ist somit auch dann möglich. Nicht allein mit Solarstrom, aber mit einem beträchtlichen Anteil.

Auf etwa der Hälfte unserer jetzigen Dachflächen könnten wir jährlich 30 Gigawattstunden Strom produzieren – mehr als die Hälfte des heutigen Stromverbrauchs. Für die Energiewende braucht es also beides: Eine Reduktion des Strombedarfs, u.a. durch Effizienzmassnahmen. Aber genauso den gezielten Ausbau von Erneuerbaren.


Quelle: Swissolar

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