Kommt es nächsten Winter zu Engpässen in der Energieversorgung? Gas und Öl aus Russland werden möglicherweise ausbleiben. Das ist gut so, denn damit finanzieren wir Putins Krieg gegen die Ukraine. Wir sollten russisches Erdgas aber nicht langfristig durch Flüssiggas ersetzen und so den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Viel bessere Lösungen warten direkt vor unseren Haustüren.
Holzenergie Schweiz setzt sich seit Jahrzehnten für eine von Scheichs, Diktatoren und Autokraten unabhängige Energieversorgung ein. Und noch nie war das Anliegen dringender und wichtiger als heute. Denn die fossilen Energien heizen nicht nur das Klima an, sondern viele Öl- und Gaslieferanten finanzieren damit ihre masslose Bereicherung, ihre demokratiefeindlichen Systeme und im schlimmsten Fall ihre Kriege. Diese unbequeme Wahrheit ist in Europa angekommen und fordert jeden Tag hunderte von Opfern. Wie befreien wir uns aus dem Würgegriff? Ranghohe Vertreter der Schweiz pilgern nach Katar, um Ersatz für russisches Erdgas zu finden. Das Emirat am Persischen Golf scheint die Notsituation der Schweiz und Europas aber ausnützen zu wollen, indem es nur dann Gas liefern will, wenn Lieferverträge mit einer Laufzeit von 20 Jahren abgeschlossen werden. Damit würden wir in die nächste fossile Falle tappen und den Klimaschutz nachhaltig sabotieren.
Milliarden gegen oder für sich selber einsetzen? Würde unser Land gleich viel Kraft und Mittel in den Ausbau der erneuerbaren Energien investieren wie in das Festhalten an fossilen und nuklearen Energieformen, wäre eine weitgehende Umstellung auf eine zukunftsfähige Energieversorgung in zehn bis fünfzehn Jahren möglich. Die Technologien stehen marktreif bereit und warten darauf, vermehrt zum Einsatz zu kommen. Zählt man die sinnvoll nutzbaren Potentiale der Sonnen-, Holz-, Biomasse- und Windenergie sowie der Wasserkraft und der Umgebungsenergie aus Boden, Gewässern und Luft zusammen, resultiert daraus ein Mehrfaches unseres heutigen Energieverbrauchs. Dazu kommt noch das grosse Potential der Energieeffizienz, d.h. der Einsparmöglichkeiten beispielsweise durch besser isolierte Gebäude, durch Elektromobilität oder ein schnelles Verbot von Stromheizungen.
Welchen Beitrag kann die Holzenergie zusätzlich leisten? Holzenergie Schweiz geht in einem ausführlichen Grundlagenpapier (April 2022) von einer aktuellen Jahresnutzung (2020) von rund 5,58 Millionen Kubikmetern Holz sowie von einem zusätzlich nutzbaren Potential von noch mindestens 1,8 Millionen Kubikmetern Holz aus. Nachfolgende Tabelle zeigt, aus welchen Quellen das Holz stammt:
|
Nutzung 2020 |
Gesamtes Potential |
Zusätzlich nutz-bares Potential |
Holzkategorie |
[m3/a] |
[m3/a] |
[m3/a] |
Waldholz |
2'830’000 |
4'150’000 |
1'320’000 |
Landschaftsholz (Feldgehölze, Hecken, Gartengehölze) |
270’000 |
500’000 |
230’000 |
Restholz |
1'410’000 |
|
|
Altholz |
1'070’000 |
||
Total |
5'580’000 |
7'400’000 |
1'820’000 |
Die aktuelle Energieholznutzung lässt sich noch um rund einen Drittel erhöhen. Der Anteil der Holzenergie am Schweizerischen Wärmeenergiemarkt würde dadurch von heute 12 auf etwa 16 Prozent steigen. Dazu kommt noch ein weiterer, willkommener Effekt: Dank griffiger Programme zur Steigerung der Energieeffizienz sinkt der Energiebedarf der Gebäude in den nächsten Jahrzehnten. Die verfügbare Menge an Energieholz kann dank besser isolierten Gebäudehüllen einen noch deutlich höheren Anteil am Wärmemarkt erreichen.
Stückholz, Schnitzel oder Pellets? Energieholz ist in drei Formen verfügbar, die ein sehr breites Einsatzspektrum erlauben. Stückholz in Form von Scheitern oder Spälten eignet sich für alle Formen der Wohnraumfeuerungen sowie für Stückholz-Zentralheizungskessel. Holzhackschnitzel kommen in Schnitzelfeuerungen zum Einsatz und eignen sich für die Beheizung grösserer Gebäude oder ganzer Wärmenetze. Pellets schliesslich sind der Brennstoff für die verschiedenen Kategorien der Pelletheizungen, von der Kleinanlage im Wohnraum bis zur Zentralheizung für Mehrfamilienhäuser. Alle drei Formen des Energieholzes haben ihre Besonderheiten und Vorteile. Holzenergie Schweiz weist für das Jahr 2020 folgende Verteilung der genutzten Holzsortimente aus.
Nutzung 2020 von
Energieholz nach Holzsortimenten |
||
Stückholz |
Schnitzel |
Pellets |
1'140’000 |
3’810’000 |
630’000 |
Stark steigende Nachfrage: Das Bedürfnis nach Sicherheit und Zuverlässigkeit sowie die Notwendigkeit der vermehrten Nutzung klimaneutraler Energiequellen haben die Nachfrage nach Holzfeuerungen und Energieholz seit längerem und seit Russlands Krieg in der Ukraine ganz besonders stark ansteigen lassen. Es steht genügend Holz zur Verfügung. Neue Projekte sind aber sorgfältig und langfristig zu planen, damit sich die Anbieter und Lieferanten von Holzfeuerungen und Energieholz anpassen können.
Holzenergie Schweiz setzt sich dafür ein, das jährlich zusätzlich vorhandene Energieholzpotential von 1,8 Millionen Kubikmeter möglichst rasch zu nutzen und damit die Nachfrage nach fossilen Energien und Strom zu drosseln. Damit kann Holz einen wichtigen Beitrag an die Versorgungssicherheit der Schweiz leisten.
Über Holzenergie Schweiz
Der Branchenverband Holzenergie Schweiz betreibt seit 1979 einen professionellen Informations- und Beratungsdienst und setzt sich bei Behörden und Entscheidungsträgern für eine vermehrte Nutzung der „Wärme aus dem Wald“ ein. www.holzenergie.ch
Autor: Christoph Rutschmann - Im Auftrag von Holzenergie Schweiz
Vor allem in der jetzigen Zeit wird es immer wichtiger.
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