Montag, 11. Juli 2022

Es gibt sie noch, die Schweizer Solarfirmen

Zugegebenermassen, es waren auch schon mehr. Und dass der letzte verbliebene grosse Solarkonzern Meyer Burger (MB) unterdessen nicht mehr in der Schweiz produziert, sondern in Thun nur noch seine Entwicklungsabteilung hat, macht die Sache nicht besser. Immerhin fertigt MB in Europa, unter anderem im deutschen Freiberg in den Gebäulichkeiten des ehemaligen Solargiganten Solarworld.  Der war nach mehrmaliger Pleite im Zuge der europäischen Ausdünnung der Branche untergegangen. Zu den weiterhin erfolgrechen mittelständischen Solarunternehmen hierzulande gehört die Ernst Schweizer AG im kantonalzürcherischen Hedingen.

BildGunnar Johansson (rechts) übernimmt die Leitung des
Geschäftsbereichs
Solarsysteme der Ernst Schweizer AG von Sjef de Bruijn (links),
in der Mitte Unternehmensleiter Samuel
Schweizer  -  Bild vergrössern mit Klick

Anders als in Deutschland hatte die Solarbranche hierzulande  nie industrielle Bedeutung erlangt – die rund 2000 Mitarbeitenden sowie einige Tausende aus Zulieferbetrieben waren gesamtwirtschaftlich nicht von grosser Bedeutung. Im Gegensatz zu Deutschland eben (vor allem im Osten), wo sich kurzzeitig in den Jahren 2008 bis 2012 eine ausgeprägte Solarbranche etablierte mit mehreren zehntausend Angestellten. War also die Fallhöhe nicht so gross, konnte der Niedergang in der Schweiz nicht derart ausgeprägt sein. Und neben der erwähnten MB haben sich sogar einige Firmen (ausserhalb des Börsenspektrums) als mittelgrosse Mischunternehmen gut behauptet. Als Beispiel sei die im kantonalzürcherischen Hedingen beheimatete Ernst Schweizer AG vorgestellt.

Hans-Ruedi Schweizer, deren langjähriger Firmenführer, ist unterdessen ins zweite Glied zurückgetreten. Gemäss Erfahrungen mit dessen Sohn Samuel Schweizer wird das Unternehmen der Solarbranche erhalten bleiben. Wobei das ursprüngliche solare Standbein, die Solarthermie, wie das branchenweit geschieht, an Bedeutung verliert. Bei Schweizer glaubt man zwar noch an die solare Wärme-Erzeugung (was energetisch ja auch viel Sinn macht), aber der Siegeszug der Photovoltaik in der Stromerzeugung ist am Unternehmen nicht spurlos vorbei gegangen. Das illustriert auch eine kürzliche Medienmitteilung, in der festgehalten wurde, dass sich die Ernst Schweizer AG im Zuge der weiteren Fokussierung des Geschäftsbereichs Solarsysteme  vom Service für Sonnenkollektorsysteme trennt. Der langjährige Partner Furrer Solartechnik GmbH übernahm demnach per 15. Mai 2022 die Aktivitäten dieses Geschäftsfelds.

Seit 2019 ist die Strategie von Schweizer bei den Solarsystemen gemäss Firmenangaben auf ein Produkt- und Zuliefergeschäft ausgerichtet, um «die Rolle als Entwickler, Produzent und Lieferant einerseits von Photovoltaik-Montagesystemen und andererseits als Hersteller von thermischen Sonnenkollektoren zu stärken». Im Rahmen dieser Fokussierung wurde der Bereich Sonnenkollektor-Systeme auf das Partnergeschäft ausgerichtet. Die hochwertigen Sonnenkollektoren von Schweizer, die Sonnenenergie effektiv in Wärme umwandeln, sind über erstklassige Vertriebspartner in der Schweiz und im Ausland erhältlich. Die Fokussierung geschah vor dem Hintergrund eines starken Wachstums des Geschäftsbereichs Solarsysteme, welches durch die sehr grosse Nachfrage nach Photovoltaik-Montagesystemen von Schweizer getrieben wird. 

Szenenwechsel: Die Ernst Schweizer AG wurde auf der Intersolar Europe mit dem „Top Brand PV Deutschland 2022“ Award in der Kategorie Montagesysteme von EUPD Research ausgezeichnet. Unternehmensleiter Samuel Schweizer nahm im Frühling die Auszeichnung entgegen und bedankte sich bei seinem Team und den Geschäftspartnern für deren Einsatz und Vertrauen. Zur Ermittlung der Gewinner führt EUPD Research jährlich eine Befragung unter Installateuren durch. Dabei geht es vor allem um Wahrnehmung der PV-Marken unter Fachleuten und Endkunden.

Installateure vertrauen auf Schweizer Qualität: Die Ernst Schweizer AG erhielt das Gütesiegel von EUPD Research. Mit den Montagesystemen MSP für Aufdach- und Solrif für Indach-Photovoltaik gehört Schweizer laut der jährlich durchgeführten Marktstudie zu den Top-PV-Marken 2022 in Deutschland. Für die Studie werden Installateure auf regionaler und nationaler Ebene befragt. Mittels eines Scoring-Modells mit zehn verschiedenen Bewertungsfaktoren werden die Aussagen der Befragten zur Markenbekanntheit, Weiterempfehlungsbereitschaft und Marktdurchdringung ausgewertet. Für die Auszeichnung sind laut EUPD Research Zufriedenheitswerte, Distributionsreichweite sowie ein nachweislich hochwertiges Produktsortiment entscheidend.

Hochwertige Lösungen für dynamischen PV-Markt: „Die Dynamik der PV-Branche nimmt immer mehr an Fahrt auf und wir sehen großes Potenzial sowohl im Aufdachbereich für bestehende Dachflächen als auch für die ästhetische und materialsparende Indach-Photovoltaik. Gefragt sind vor allem qualitativ hochwertige Lösungen, die langfristig Erträge erzielen. Die Auszeichnung von EUPD Research zeigt uns, dass wir mit unseren Montagesystemen MSP und Solrif auf dem richtigen Weg sind und motiviert uns umso mehr, unseren PV-Bereich weiter auszubauen“, so Samuel Schweizer abschließend.


CO2-Einsparungen durch Nutzung von emissionsarmem Aluminium: Auch bei der Beschaffung setzt Ernst Schweizer auf transparente und nachhaltige Prozesse und Partnerschaften. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der größten Materialgruppe Aluminium, die auch bei der Produktion von Solar-Montagesystemen zum Einsatz kommt. Hier nutzt Schweizer unter anderem Aluminium-Vormaterial eines Herstellers, bei dem im (energieintensiven) Produktionsprozess nur Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasserkraft, Wind und Sonne eingesetzt wird. So reduziert sich die Klimabilanz des Werkstoffs im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt („Primary Global Average“) um etwa 75 Prozent. „Im laufenden Jahr erwarten wir allein dank Einsatz des emissionsarm erzeugten Aluminiums aus dieser Quelle eine Einsparung von rund 7.400 Tonnen CO2 im Vergleich zum EU-weiten Durchschnitt für die gleiche Produktionsmenge. Bei Schweizer übernehmen wir damit bereits im Einkauf ökologische Verantwortung. Dass wir verantwortungsvoll erzeugte Rohstoffe verwenden, hilft zusätzlich auch unseren Kunden, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, sagt Roman Berger, Leiter Gebäudehülle bei Schweizer.

 

Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette: Um die Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette zu gewährleisten, hat die Ernst Schweizer AG einen Verhaltenskodex festgelegt, der die Themen Arbeitsbedingungen, Umwelt und ethisches sowie rechtskonformes Wirtschaften umfasst und sich an führenden internationalen UN-Leitprinzipien und Menschenrechtsabkommen orientiert. „Ob Erderwärmung, CO2-Belastung, Ressourcen-Effizienz, Vermeidung von Kinderarbeit oder gerechte Löhne – Ernst Schweizer schaut bei der Beschaffung und Produktion auf die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit. Dabei nehmen wir auch unsere Lieferanten und Partnerunternehmen in die Pflicht“, so Sjef de Bruijn, der frügere Geschäftsbereichsleiter Solarsysteme bei Ernst Schweizer.

Schliesslich noch diese Personalie von Ende Juni: Mit Gunnar Johansson (siehe Bild oben) übernahm per 1. Juli eine international renommierte und erfahrene Führungspersönlichkeit die Leitung des Geschäftsbereichs Solarsysteme der Ernst Schweizer AG. Der gelernte Maschinenbau-Ingenieur folgt auf den langjährigen Bereichsleiter Sjef de Bruijn. Johansson stammt ursprünglich aus Schweden und absolvierte die Ausbildung zum Dr.-Ing. Maschinenbau in seinem Heimatland. Die letzten 20 Jahre verbrachte er in Deutschland und der Schweiz, zuletzt bei einem führenden Schweizer Maschinenbauer. «Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit einem überaus kompetenten und erfolgreichen Team. Die Schweizer Markenwerte Qualität, Nachhaltigkeit und Innovation sind auch für mich zentrale Eckpunkte einer tragenden Firmenkultur. Auf dieser Grundlage möchte ich den eingeschlagenen Weg der Solarsparte von Schweizer weiterverfolgen und dabei gleichzeitig die langjährigen Erfahrungen meiner internationalen Industrie-Karriere einbringen», erklärt der neue Bereichsleiter.

Für den Unternehmensleiter Samuel Schweizer gewährleistet dieser nahtlose Übergang die Kontinuität des Solargeschäfts: «Ich bin überzeugt, dass wir unter der Leitung von Gunnar Johansson unsere ausgezeichnete Ausgangslage weiter nutzen und die konstruktive Zusammenarbeit mit unseren Partnern vertiefen können. Unsere nach hohen Qualitätsstandards sozial und ökologisch verantwortlich hergestellten, langlebigen Produkte bilden eine nachhaltige Basis, um die Dynamik der Solarbranche und das wachsende Marktpotential gezielt zu erschliessen. Sjef de Bruijn danke ich sehr herzlich für sein überaus kompetentes Wirken, seine umsichtige Führung, sein zupackendes Engagement und nicht zuletzt für seinen unermüdlichen Einsatz zugunsten der erneuerbaren Energien.» 

Quellen: Diverse Firmenmitteilungen 

© Solarmedia Guntram Rehsche

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