Die Auseinandersetzungen im Abstimmungskampf um das neue
Energiegesetz treiben die seltsamsten Blüten. Da ist es eine Wohltat, von neuen
Projekten zu berichten, die ganz im Sinne der Energiestrategie 2050 bereits
heute funktionieren. Sie benötigen allerdings Nachahmer – weshalb die
Annahme des Energiegesetzes so wichtig ist. Nachstehend ist die Rede von einem grösseren
Mietshaus in Zürich-Schwamendingen, das trotz schwieriger
Bedingungen zum Musterenergiehaus gemäss Norm Minergie A umfunktioniert
wurde.
Die Fassade links trägt die grossen Sonenkollektoren, die Fassade rechts lässt auch noch Platz für Begrünung Bild: Guntram Rehsche |
Das Energiehauses in Zürich-Schwamendingen macht klar, dass ein solches
6,5-Millionen-Projekt nur der speziellen Initiative des Eigner-Ehepaars Dubois
sein Entstehen verdankt. Da gaben die rund 150'000 erhaltenen Beitragsfranken
nicht den Ausschlag für die Realisierung. Sollen ähnliche Initiativen künftig zum Zuge kommen, braucht es ohne Zweifel verstärkte Unterstützung –
die vom neuen Energiegesetz zu erwarten ist – unter anderem durch die
darin festgeschriebene Fortsetzung des Gebäudeprogramms.
Dank solarer
Architektur, von Beat Kämpfen und seinem Team entwickelt, ist das Haus schweizweit die erste
Minergie-A-Erneuerung eines Mehrfamilienhauses mit Plus-Heizenergie-Bilanz. Der
Energieverbrauch von 30’000 Liter Heizöl pro Jahr wurde in einen Energieüberschuss
verwandelt. Für den Umbau wurden nur etwa 25 Prozent der Grauen Energie
aufgewendet, die bei einem gleich grossen Ersatzneubau hätte aufgewendet werden
müssen. Die erneuerte Fassade passt sich gemäss Kämpfen ästhetisch ins
Gesamtbild, produziert aber nicht Strom, sondern Wärme für Warmwasser und
Heizung - und ist kostenmässig durchaus im Rahmen einer Fassadensanierung. Einige
weitere energetische Kennzahlen: Der Energieverbrauch wurde bei gleichzeitiger
Vergrösserung der Wohnfläche um 22 Prozent von rund 300’000 kWh/a auf rund
90’000 kWh/a reduziert. Pro Quadratmeter Wohnfläche bedeutet dies eine
Verringerung um einen Faktor Vier! Möglich wurde das durch die Solarthermie:
Insgesamt 180 m2 Sonnenkollektoren sind an der Ost-, Süd- und Westfassade angeordnet.
Dadurch ist die nutzbare Solarenergie relativ gleichmässig übers Jahr verteilt.
Die in
Schwamendingen realisierte Lösung ähnelt einem Konzept, welches auch in dieser Woche von
der Firmenallianz 2sol an deren Firmensitz in Zürich-Schlieren vorgestellt
wurde. Zur Allianz zählen bereits gut zwei Dutzend etablierter Schweizer
Energiefirmen, die nach einer standardisierten Gesamtlösung für die Energieversorgung von Gebäuden suchen und
dabei verbesserte Einzelkomponenten einsetzen. Mit letzteren hapert es
allerdings teils noch - während eine
hocheffiziente Wärmepumpe unterdessen das Stadium der Entwicklung überschritten
hat, gibt es Probleme mit verbesserten Erdsonden. Doch auch die
sollen im von ETH-Professort Hansjürg Leibundgut initierten Projekt demnächst gelöst sein.
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