«Solar contra Atom – das ist die entscheidende Frage!» stellte
Solarmedia vor Wochenfrist in einem viel beachteten Blogtext fest. Nun wissen wir es: Die Zukunft ist solar –
eine deutliche Mehrheit der Stimmenden hat so entschieden. Doch wie reagieren
die Printmedien, die längst nicht so eindeutig hinter der
Energievorlage standen.
Der «Blick» hielt der Energiewende schon vor der Abstimmung die Stange - und feiert nun eine der grossen SiegerInnen - ganz gross. |
Den Vogel
abgeschossen hat in der Diskussion zur Abstimmung wohl die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Sie schwenkte von
einer distanziert wohlwollenden Einschätzung der Energiestrategie auf völliges
Kontra – was im bemerkenswerten Meinungsbeitrag des früheren Chefs des NZZ-Wirtschaftsressorts Gerhard Schwarz gipfelte: Er geisselte die Vorlage als ein
«planwirtschaftliches Monster». Und bewies damit eigentlich nur, dass er weder
von Ordnungspolitik noch der aktuellen politischen Diskussion eine Ahnung hat.
Wie nun kommentiert die Alte Dame (zu der sich die Zeitung unter der neuen
Chefredaktion rückentwickelt hat) den Abstimmungsausgang?
Unter dem Titel «Die Energie-Lobbyisten haben gewonnen», schreibt die NZZ nach der Abstimmung: «Das deutlich angenommene
Energiegesetz macht das Energiesystem der Schweiz teurer, weniger
versorgungssicher und auch nicht umweltfreundlicher. Die Lobbyisten haben ganze
Arbeit geleistet.» Und mit dem Sieg der Vorlage habe man eigentlich rechnen
müssen, weil « die Schweizer Stimmbürger und Stimmbürgerinnen den raffinierten
Schalmeienklängen der breit abgestützten Phalanx der Profiteure erlagen». Man
kann aber auch das positiv sehen (wie das Solarmedia in diesem Falle tut) –
denn für einmal haben die sonst finanziell und oft auch knowhow-mässig
unterlegenen Organisationen der Zivilgesellschaft ganze Arbeit geleistet. Das
lässt weiteren Abstimmungskämpfen eigentlich frohgemut entgegenblicken.
Quasi das Gegenstück
zum NZZ-Fundamentalismus bildete – man höre und staune – die Boulevard-Zeitung
Blick. Sie informierte vorgängig flächendeckend und durchaus ausgewogen und
brachte unter anderem ein bemerkenswertes Streitgespräch zwischen dem
Energieexperten Anton Gunzinger und dem sonnigen Ex-SVP-Präsidenten Toni
Brunner. Sonnig vor allem auch deshalb, weil auch der Blick noch kurz vor der
Abstimmung bekannt machte, dass Brunner zwar mit teils abstrusen Argumenten
gegen die Energiestrategie votierte, zuhause gleichzeitig aber und mit einem
Bundeszuschuss von (mindestens) 5000 Franken eine Solaranlage auf das Dach
seiner Beiz montieren lässt. Heute im Blick strahlt nun jemand anderes sonnig –
die Energieministerin Doris Leuthard. «Geliebt, geachtet und gefürchtet» titelt das Blatt zum grössten Erfolg ihrer eh
schon bemerkenswerten Politkarriere – und ihres eindrücklichen Wandels von der
Atombefürworterin zur Wegbereiterin von Energiewende und Ausstieg aus der
Atomenergie.
In die Zukunft
blickt bereits der Tages-Anzeiger, und das ist ja nach allem Gesagten
auch wohltuend: «Nach dem Ja zum Energiegesetz fordern Mitte-links-Politiker schärfere
AKW-Abschaltregeln. Die Bürgerlichen wollen dagegen mit einem Kniff die
Atomkraft retten.» Die
Auseinandersetzungen gehen also unvermindert weiter – aber die Energiestrategie
hat einen wichtigen Schritt getan.
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