Sonntag, 7. Mai 2017

Jetzt fetzen sie sich doch noch

Die abgelaufene Woche bringt an diesem Sonntag nochmals eine Aufsehen erregende Erkenntnis: Die Schweizerische Energie-Stiftung SES hat ihre neueste Studie veröffentlicht. Sie zeigt: Die Annahme des Energiegesetzes bringt volkswirtschaftlich mittel- und langfristig Vorteile. Nichts desto trotz machte diese Woche vor allem die Connection Blocher - Aegerter mächtig Dampf gegen die Energiestrategie 2050.

An der SES-Jahresversammlung zeigte
Studienautor Beat Meier auf: Die CH-
Energiewende ist kein Fass ohne Boden
Bild: Guntram Rehsche
 Zuerst zur neuen Studie der Energie-Stiftung, die an deren Jahresversamlung am Donnerstag in Zürich schon angekündigt und heute Sonntag nun veröffentlicht wurde. Sie hält zusammenfassend und gemäss Communique fest: Die Gesamtenergieversorgung ist heute zu 75% von importierter Energie in Form von Öl, Gas und Uran abhängig. Eine zunehmende Ressourcenverknappung birgt preislich und beschaffungspolitisch grosse Unsicherheiten. Es ist die Aufgabe der Politik, langfristig zu denken und die Rahmenbedingungen für eine nachhaltig sichere und unabhängige Energieversorgung zu schaffen. Die Energiewende kommt zur richtigen Zeit. Es ist weise, auf den Zug aufzuspringen und die Binnenkonjunktur zu stärken.

Die neue econcept-Studie im Auftrag der SES zeigt: Die Energiewende lohnt sich auf jeden Fall. Die Kosten liegen bis zum Jahr 2033 etwas höher als im Szenario Referenz, danach führen die für Energieeffizienz und in erneuerbare Energien getätigten Investitionen zu steigenden Kostenvorteilen. Die Energiewende ist eine Investition in die Zukunft. Die Studie vergleicht die energiepolitischen Szenarien «Referenz» und «Energiewende». Zusammenfassend sind für die SES die folgenden Punkte besonders hervorzuheben:
  • Steigende Kostenvorteile: Eine Energiewende kostet etwas. Längerfristig ist das Szenario «Weiter wie bisher» jedoch teurer.
  • Beispiel Wärmebereitstellung: Die Kosten für Energieträger und den Energiebedarf gehen im Szenario Energiewende massiv zurück, dafür steigen z.B. die Ausgaben für Wärmedämmung. Dieses Geld wird vermehrt in der Schweiz ausgegeben.
  • Versicherung gegen Preisanstiege: Eine Energiewende wirkt als Versicherung gegen starke Preisanstiege bei den importierten, fossilen Energieträgern.
  • Energiewende und Klimaschutz bilden ein sinnvolles Paket. Eine Energiewende führt zu massiven Reduktionen beim Energieverbrauch und bei den Treibhausgasemissionen.
  • Beschäftigungswirkung: Die Beschäftigungswirkung der Energiewende ist für die Energie- und Effizienzbranche wahrscheinlich eher positiv, jedoch nicht ausschlaggebend für oder gegen eine Energiewende.
  • Unabhängigkeit: Eine konsequente Energiewende entspricht einem Paradigmenwechsel weg von unvorhersehbar schwankenden, variablen Kosten für Energieträger hin zu langfristigen, unabhängigen und eigenständigen Entscheidungen bei Investitionen.
  • Energiewende lohnt sich: die Energiewende lohnt sich aus verschiedenen Gründen und ist auch deshalb keine Ja/Nein-Grundsatzfrage. Wir müssen uns vielmehr die Frage nach der optimalen Ausgestaltung der Energiewende stellen. Ein erster Schritt dazu folgt mit einem JA zur Energiestrategie 2050 am 21. Mai.
Andererseits waren es die Blochers und die Aegerters, die mächtig gegen die Energiestrategie mobilisierten in der vergangenen Woche. Zuerst am Montagabend - ironischerweise am 1.Mai - im schwyzerischen Lachen. An einer SVP-Veranstaltung sollte ursprünglich der glücklose SVP-Parteipräsident Albert Rösti auftreten, um der Energiestrategie den Garaus zu machen. Doch bei der SVP selbst scheint man dem Öl- /Wasser- / und Atomlobbyisten  nicht mehr zu trauen. Seine vielfältigen und derart offensichtlichen Wirtschaftsinteressen machen ihn längst unglaubwürdig. Also muss jetzt einerseits sein Vorgänger im Parteipräsidium, Toni Brunner (in SRF-Arena und TA-Chat), andererseits vor allem Blocher alt (in Lachen - siehe Solarmedia vom 2. Mai 2017) und Blocher jünger (in epischem 20Minuten-Interview) in die Bresche springen. Man könnte fast meinen - es handelt sich um das letzte Gefecht der SVP. 

An der Fachhochschule Nord-Westschweiz
FHNW fetzten sich Physikerin Irene
Aegerter (Mitte rechts) und Thomas Nordmann
(Mitte linkes) Bild: Guntram Rehsche
Das letzte Gefecht ist es wohl für Mutter Irene Aegerter, die trotz hohen Alters in der SRF-Arena vom 28. April und dann am Freitag wieder an der Fachhochschule Brugg-Windisch vor allem gegen die Solarenergie mobil machte, deren sie einen Beitrag an die Schweizer Stromversorgung schlichtweg abspricht. Aegerter's Sohn Daniel - Selfmade-Milliardär nach einem Startupverkauf vor rund 15 Jahren - gilt als der heimliche Financier der Anti-Kampagne im Hintergrund. In Brugg aber stiess die Mutter auf den Falschen. Solar-Urgestein Thomas Nordmann (trotzdem um Jahrzehnte jünger) rückte deren Vodoo-Physik ins rechte Sonnenlicht. Schade nur, dass Nordmann in der ganzen Abstimungsdebatte zu wenig Platz eingeräumt erhält. Nordmanns Überblick zur Geschichte der Solarenergie zeigt deren sensationellen Siegeszug auf. Mehr noch, er blickt vor allem in die Zukunft und kommt zum einleuchtenden Schluss: Die Zukunft ist solar! Denn die Solarenergie hat nicht nur das Potential, die Hälfte des hiesigen Strombedarfs zu decken (die vorhandenen Dachflächen genügen). Überschusstrom kann vielmehr auch in einem Gesamtenergiesystem sowohl für die Elektromobilität wie für die Erzeugung von Wärme eingesetzt werden. Man ist versucht zu schreiben und zu sagen: Schöne neue und solare Energiewelt! Zu den Unterlagen von Nordmann geht es hier >>>.

Nötig ist zuallererst ein JA als Zustimmung im Abstimmungspoker am 21. Mai. Dass es hierbei darum geht, ein JA in den Abstimmungsbriefkasten - und nicht ein Nein in die Atommülltonne - zu werfen, machte in der abgelaufenen Woche auch die Aktion von Pro Solar deutlich - davon nachstehend nochmals ein paar exklusive Bilder:




















  
Aktions-Bilder: Simon Rehsche / Heimat AG

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