Ex-National- und Bundesrat, jetzt Polterer gegen die Energiestrategie Christoph Blocher am Podium in Lachen Bild G.Rehsche - vergrössern mit Klick |
Zurück zur Diskussion um die Energie – deren Rolle in der Wirtschaft eines Landes ebenso speziell wie jene der Ernährung sein dürfte. Ungehört blieb auch bei den weiteren Gegnern der Energiestrategie das Argument, dass man doch bitte schön lieber zehn Milliarden Franken im Inland für das hiesige Gewerbe ausgebe, als diese jährlich an Putin oder die Ölscheichs zu überweisen (für offene Öl- und Gasrechnungen). Dem hatten der Schwyzer Gewerbeverbands- und der Schweizer Baumeisterverbandspräsident wenig entgegenzusetzen – zumal beide selbst in Branchen tätig sind, die von der Energiestrategie stark profitieren. Sie zählen in ihren eigenen Reihen viele Kämpfer für das neue Gesetz, also gegen das Referendum.
Auf Befürworterseite überraschte der Direktor des Verbands Schweizer Elektrizitätsunternehmen VSE. Michael Frank appelierte eindringlich, der Energiestrategie zuzustimmen und nach vorn zu schauen – denn bei Ablehnung des Gesetzes drohe wiederum ein jahrelanger Grabenkampf. Dem man grad erst entkommen zu sein glaubte mit der Zustimmung fast aller politischer Parteien und auch vieler Wirtschaftsverbände. Grünen-Nationalrat Louis Schelbert machte noch darauf aufmerksam, dass die Ausnahme grösserer Unternehmen von der Stromabgabe nur dort vollumfänglich greife, wo im Gegenzug Effizienzmassnahmen ergriffen werden. Und David Stickelberger, Geschäftsleiter von Swissolar, erinnerte daran, dass das Potential der Solarenergie in der Schweiz viel grösser sei als bislang angenommen - problemlos könnte bis zur Hälfte des Strombedarfs von Strom aus PV-Anlagen auf Schweizer Hausdächern gedeckt werden.
Doch auf solche Argumente mögen weder Vater und Ex-Unternehmer Christoph Blocher noch seine Tochter eingehen - sie spielen lieber Anwälte des Gewerbes und der kleinen Leute/VerbraucherInnen. Die Tochter ist unterdessen Chefin des väterlichen Unternehmens, der Ems-Chemie-Werke. In einem für Website und Zeitung von 20Minuten ungewöhnlich grossflächigen Interview (siehe hier >>>) verbannt auch sie die Vorlage in Bausch und Bogen – und bedient sich, neben viel ideologischen Brimboriums zur freien Marktwirtschaft, vieler Unwahrheiten. So ihre Behauptung: „Leider sind aber gerade Solarzellen überhaupt nicht umweltfreundlich. Ihre Herstellung ist sehr giftig und die Entsorgung auch noch nicht geregelt.“ Dabei gibt es sowohl in der Schweiz (Meyer-Burger und Megasol) wie auch in Deutschland und den USA weiterhin namhafte Zell- und Modulfabrikanten. Und auch die chinesischen sind längst nicht alle die behaupteten Dreckschleudern. Eigentlich genug Stoff für eine Verleumdungsklage seitens der Industrie. Ebenfalls auf der falschen Seite bewegen sich beide Blochers, wenn sie die Gesamtkosten der Energiewende schweizerischer Prägung ins Feld führen. Denn diese liegen längst nicht bei den behaupteten 200 oder gar 300 Milliarden Franken (Grundlage für die 3200-er Milchbüchlein-Rechnung), sondern wie Michael Frank vom VSE eindrücklich darlegte, bei rund einem Viertel – weil alle übrigen Kosten auch mit der alten Energie-Infrastruktur anfallen.
Fazit: Die grossen, lautstarken und medienpräsenten Gegner der Energiestrategie 2050 sind Vater und Tochter Blocher. Dessen müssen sich die Abstimmenden bewusst sein – und erkennen, dass sowohl aus ideologiepolitischen Gründen wie aus einer wirtschaftlichen Optik, die nicht jener der Milliardärsfamilie (und des aufs Nebengeleise geschobenen Parteipräsidenten, der auch noch die Öllobby hierzulande vertritt) entspricht, nur ein JA zur Energiestrategie von gutem für die Zukunft der Schweiz sein kann.
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