Freitag, 6. November 2015

PV nun in die Fassade integrieren

Um die gebäudeintegrierte Photovoltaik voran zu bringen, sind vor allem Argumente über die Vorteile der Solarfassade notwendig. Dies ist der Eigenverbrauch, der in Zukunft der Markttreiber für die BIPV sein wird. Aber es gibt noch weitere Hürden auf dem Weg zum funktionierenden Geschäftsmodell. Ein Bericht des Web-Portals Photovoltaik von der Conference on Advanced Building Skins in Bern. Vom Portal stammt die gleichnamige Zeitschrift, deren neueste Nummer  10/15 sich intensiv mit Eigenverbrauch befasst.

Am zweiten Tag standen auf der Conference on Advanced Building Skins in Bern unter anderem die Geschäftsmodelle für die Gebäudeintegration der Photovoltaik auf dem Programm. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie kann man den Architekten und den Fassadenbauer davon überzeugen, Photovoltaik in die Fassade zu integrieren. Während oftmals der Preis das zentrale Argument ist, die Photovoltaik nicht in die Fassade zu bauen, zeigt Christian Renken von CR Energie Sarl im Schweizerischen Collombey, dass das Preisargument nicht immer gerechtfertigt ist.

Die Anlage der CSEM in Neuenburg ist mit genügend Abstand zur eigentlichen Fassade installiert, so dass die Module ausreichend hinterlüftet sind (Bild: CSEM).

 


Immerhin muss der Bauherr für eine Holzfassade 220 Schweizer Franken pro Quadratmeter bezahlen. Will er eine hochwertige Glasfassade, kostet diese schon 310 Schweizer Franken pro Quadratmeter. Eine Natursteinfassade schlägt mit satten 360 Schweizer Franken pro Quadratmeter zu Buche. Im Vergleich dazu ist eine Fassade mit standardisierten Dünnschichtmodulen schon für 80 Franken pro Quadratmeter zu haben. Eine Fassade mit kristallinen Modulen kostet 200 Franken pro Quadratmeter. Erst wenn man eine hochwertige Fassade mit kundenspezifischen Modulen haben will, können die Preise bis auf 500 Franken pro Quadratmeter steigen.
 
Auch im Vergleich mit der an das Gebäude gebaute Photovoltaik schneidet die gebäudeintegrierte Variante nicht so schlecht ab und die Anwendungen werden billiger. Zeger Vroon von der Zuyd Universität of Applied Sciences verweist dazu auf die Roadmap der Internationalen Energieagentur. Diese sieht die Preise für die BIPV und die normale Photovoltaik bis 2020 im besten Fall gleich auf liegen. Im schlechtesten Fall werden die Preise für die BIPV-Anwendungen dann zwar immer noch um den Faktor 1,6 über denen von Aufdachanlagen liegen. Im Vergleich zu heute ist das ein enormer Rückgang.

Die eigentliche Herausforderung ist also weniger der Preis. Vielmehr muss die Photovoltaikbranche auf die Komplexität im Fassadenbau eingehen.  „Das ist nicht so einfach“, erklärt Zeger Vroon. „Denn es sind viele Partner involviert und es gibt viele Produkte auf dem Markt, mit denen diese Partner zurechtkommen müssen.“ Dabei ist es wichtig, dass die Photovoltaik gleich am Anfang des Projektes mit eingebunden wird. „Wir müssen dann an den Architekten herantreten, wenn das Projekt am Anfang steht“, betont Christian Renken von CR Energie Sarl. „Denn später ist das Projekt auf dem Papier fertig, dann sind kaum noch Änderungen möglich.“
 

Hat es die Photovoltaik in die Gebäudehülle geschafft, bekommt Gebäudeeigentümer aber eine perfekte Eigenverbrauchsanlage. Und das ist es, was den Markt treiben wird. „Wir müssen die Energie dort konsumieren, wo sie produziert wird und dort produzieren, wo sie konsumiert wird“, bringt es Valérick Cassagne von der Sparte der erneuerbaren Energien beim französischen Energieversorger Total auf den Punkt. „Mit einer Fassadenanlage bekommt der Gebäudeeigentümer eine konstante und stabile Stromproduktion aus der Solaranlage“, erklärt Christian Renken von CR Energie Sarl. „Damit sind auch ohne Speichersysteme 80 Prozent Eigenverbrauch problemlos möglich. Damit brauchen wir keine riesigen Batterien mehr im Gebäude, in den wir den enormen Stromüberschuss am Mittag speichern.“ Da schließt sich der Bogen wieder zum Preis. Denn selbst wenn im Jahr 2020 die BIPV immer noch leicht teurer sein sollte als die an das Gebäude gebaute Photovoltaik, mit geringeren Investitionen in Speichersysteme macht sie diesen Preisunterschied allemal wett.

Wichtig ist es vor allem die Installation zu vereinfachen. Denn neben den Produkten ist auch die Arbeit an der Fassade nicht ganz einfach und schreckt viele Fassadenbauer ab. Eine einfache Installation in Verbindung mit dem Eigenverbrauchsmodell, brauchbaren und vor allem verfügbaren Produkten und einer engen Zusammenarbeit mit den Architekten und Fassadenbauern ist der Weg in den Markt für die BIPV. So zumindest ist das Credo in der Branche, die mit Zuversicht in die Zukunft blickt.

Quelle: Photovolatik

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