Um die gebäudeintegrierte Photovoltaik voran zu bringen, sind vor allem
Argumente über die Vorteile der Solarfassade notwendig. Dies ist der
Eigenverbrauch, der in Zukunft der Markttreiber für die BIPV sein wird.
Aber es gibt noch weitere Hürden auf dem Weg zum funktionierenden
Geschäftsmodell. Ein Bericht des Web-Portals Photovoltaik von der Conference on Advanced Building Skins in
Bern. Vom Portal stammt die gleichnamige Zeitschrift, deren neueste Nummer 10/15 sich intensiv mit Eigenverbrauch befasst.
Am zweiten Tag standen auf der Conference on Advanced Building Skins in
Bern unter anderem die Geschäftsmodelle für die Gebäudeintegration der
Photovoltaik auf dem Programm. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie kann
man den Architekten und den Fassadenbauer davon überzeugen, Photovoltaik
in die Fassade zu integrieren. Während oftmals der Preis das zentrale
Argument ist, die Photovoltaik nicht in die Fassade zu bauen, zeigt
Christian Renken von CR Energie Sarl im Schweizerischen Collombey, dass
das Preisargument nicht immer gerechtfertigt ist.
Die Anlage der CSEM in Neuenburg ist mit genügend Abstand zur eigentlichen Fassade installiert, so dass die Module ausreichend hinterlüftet sind (Bild: CSEM).
Immerhin muss der Bauherr für eine Holzfassade 220 Schweizer Franken
pro Quadratmeter bezahlen. Will er eine hochwertige Glasfassade, kostet
diese schon 310 Schweizer Franken pro Quadratmeter. Eine
Natursteinfassade schlägt mit satten 360 Schweizer Franken pro
Quadratmeter zu Buche. Im Vergleich dazu ist eine Fassade mit
standardisierten Dünnschichtmodulen schon für 80 Franken pro
Quadratmeter zu haben. Eine Fassade mit kristallinen Modulen kostet 200
Franken pro Quadratmeter. Erst wenn man eine hochwertige Fassade mit
kundenspezifischen Modulen haben will, können die Preise bis auf 500
Franken pro Quadratmeter steigen.
Auch im Vergleich mit der an das Gebäude gebaute Photovoltaik schneidet
die gebäudeintegrierte Variante nicht so schlecht ab und die
Anwendungen werden billiger. Zeger Vroon von der Zuyd Universität of
Applied Sciences verweist dazu auf die Roadmap der Internationalen
Energieagentur. Diese sieht die Preise für die BIPV und die normale
Photovoltaik bis 2020 im besten Fall gleich auf liegen. Im schlechtesten
Fall werden die Preise für die BIPV-Anwendungen dann zwar immer noch um
den Faktor 1,6 über denen von Aufdachanlagen liegen. Im Vergleich
zu heute ist das ein enormer Rückgang.
Die eigentliche Herausforderung ist also weniger der Preis. Vielmehr
muss die Photovoltaikbranche auf die Komplexität im Fassadenbau
eingehen. „Das ist nicht so einfach“, erklärt Zeger Vroon. „Denn es
sind viele Partner involviert und es gibt viele Produkte auf dem Markt,
mit denen diese Partner zurechtkommen müssen.“ Dabei ist es wichtig,
dass die Photovoltaik gleich am Anfang des Projektes mit eingebunden
wird. „Wir müssen dann an den Architekten herantreten, wenn das Projekt
am Anfang steht“, betont Christian Renken von CR Energie Sarl. „Denn
später ist das Projekt auf dem Papier fertig, dann sind kaum noch
Änderungen möglich.“
Hat es die Photovoltaik in die Gebäudehülle geschafft, bekommt
Gebäudeeigentümer aber eine perfekte Eigenverbrauchsanlage. Und das ist
es, was den Markt treiben wird. „Wir müssen die Energie dort
konsumieren, wo sie produziert wird und dort produzieren, wo sie
konsumiert wird“, bringt es Valérick Cassagne von der Sparte der
erneuerbaren Energien beim französischen Energieversorger Total auf den
Punkt. „Mit einer Fassadenanlage bekommt der Gebäudeeigentümer eine
konstante und stabile Stromproduktion aus der Solaranlage“, erklärt
Christian Renken von CR Energie Sarl. „Damit sind auch ohne
Speichersysteme 80 Prozent Eigenverbrauch problemlos möglich. Damit
brauchen wir keine riesigen Batterien mehr im Gebäude, in den wir den
enormen Stromüberschuss am Mittag speichern.“ Da schließt sich der Bogen
wieder zum Preis. Denn selbst wenn im Jahr 2020 die BIPV immer noch
leicht teurer sein sollte als die an das Gebäude gebaute Photovoltaik,
mit geringeren Investitionen in Speichersysteme macht sie diesen
Preisunterschied allemal wett.
Wichtig ist es vor allem die Installation zu vereinfachen. Denn neben
den Produkten ist auch die Arbeit an der Fassade nicht ganz einfach und
schreckt viele Fassadenbauer ab. Eine einfache Installation in
Verbindung mit dem Eigenverbrauchsmodell, brauchbaren und vor allem
verfügbaren Produkten und einer engen Zusammenarbeit mit den Architekten
und Fassadenbauern ist der Weg in den Markt für die BIPV. So zumindest
ist das Credo in der Branche, die mit Zuversicht in die Zukunft blickt.
Quelle: Photovolatik
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