Das Rekordergebnis des Fraunhofer ISE
ist der höchste jemals erreichte Wirkungsgrad für Siliciumsolarzellen,
bei denen die Metallkontakte auf Vorder- und Rückseite aufgebracht sind.
Die Besonderheit der Siliciumsolarzelle mit einem Wirkungsgrad von
25,1% ist ein neues Rückseitenkonzept in Form eines ganzflächigen
passivierten Kontakts. »Bisher wurden zur Steigerung des Wirkungsgrads
von Solarzellen immer komplexere Solarzellenstrukturen verwendet«, so
Dr. Martin Hermle, Abteilungsleiter »Hocheffiziente Siliciumsolarzellen«
am Fraunhofer ISE. »Der große Vorteil an unserem Konzept ist, dass wir
durch die Entwicklung einer neuartigen Rückseitenstruktur den Kontakt
auf der Solarzellenrückseite ganzflächig und strukturierungsfrei
aufbringen können, d. h. im Vergleich mit den momentan verwendeten
hocheffizienten Solarzellenstrukturen vereinfachen wir den
Herstellungsprozess und erhöhen dennoch die Effizienz der Solarzellen«,
erläutert Hermle.
Bei der vom Fraunhofer ISE entwickelten
so genannten TOPCon-Technologie (Tunnel Oxide Passivated Contact) wird
der Rückseitenkontakt strukturierungsfrei auf der Solarzellenrückseite
aufgebracht. Hierfür haben die Freiburger Forscher einen selektiven
passivierten Kontakt entwickelt, der die Majoritätsladungsträger
passieren lässt, während die Minoritätsladungsträger nicht
rekombinieren. Die ganzflächige Passivierungsschicht der Solarzelle
wurde auf eine Dicke von ein bis zwei Nanometer reduziert, so dass die
Ladungsträger durch diese hindurch tunneln können. Zusätzlich wird auf
das ultradünne Tunneloxid eine dünne Schicht aus hochdotiertem Silicium
flächendeckend abgeschieden. Diese Kombination erlaubt, dass der Strom
verlustfrei aus der Solarzelle abfließen kann, die Rekombination aber
gleichzeitig verhindert wird.
Die in der Industrie aktuell noch
dominierende Solarzelle hat als Rückseitenkontakt einen ganzflächigen
einlegierten Aluminiumkontakt, der jedoch den Wirkungsgrad dieser
Solarzelle limitiert. Zur Steigerung des Wirkungsgrads wird daher
derzeit die PERC-Solarzelle (Passivated Emitter Rear Cell) von vielen
Firmen in die Produktion überführt. Bei der PERC-Solarzelle wird nur ein
kleiner Teil der Rückseite kontaktiert, um die Rekombination der
Ladungsträger zu minimieren. Dieses Vorgehen erfordert jedoch
zusätzliche Strukturierungsschritte und führt dazu, dass der Strom über
längere Wege aus der Solarzelle abgeleitet werden muss. TOPCon ist ein
möglicher Ansatz, um diese Leistungsverluste zu reduzieren.
»Mit der TOPCon-Technologie haben wir
ein zukunftsweisendes Konzept entwickelt, um die Effizienz von
Siliciumsolarzellen zu steigern«, so Prof. Stefan Glunz, Bereichsleiter
»Solarzellen – Entwicklung und Charakterisierung«. »Mit dem Wirkungsgrad
von 25,1 % können wir als erstes Forschungsinstitut mit einer
evolutionären Weiterentwicklung der beidseitig kontaktierten Solarzellen
die 25 %-Marke überschreiten und zum Weltrekord für
rückseitenkontaktierte Siliciumsolarzellen aufschließen«, ergänzt Glunz.
Das Team um Dr. Martin Hermle arbeitet seit rund drei Jahren am
TOPCon-Konzept. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben den
Wirkungsgrad der Technologie kontinuierlich erhöht und mit dem jüngsten
Ergebnis erstmals die 25 %-Marke übertroffen. Die Forschungsarbeiten
wurden im Rahmen des Projekts »FORTES« vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Energie (BMWi) und dem U.S. Department of Energy
gefördert.
Jual Kelinci
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