Mittwoch, 23. Juni 2010

Solar schlägt Atom

Erstmals werden im laufenden Jahr voraussichtlich weltweit mehr als zehn Gigawatt an solarer Stromerzeugung zugebaut. Damit entstehen neue Photovoltaik-Kapazitäten, die den Stromertrag eines grossen AKW übersteigen. Und die Entwicklung steht erst am Anfang, neue Märkte wie die USA heben ab.

Die photovoltaische Stromproduktion – also die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in Elektrizität - befindet sich auf der Überholspur. Die US-Website greentechmedia hat es vorgerechnet und basiert ihre Vorhersage von mehr als 10 (2009: 7,2) Gigawatt Zubau auf der Befragung wichtiger Produzenten und der Einschätzung der zentralen Märkte. So wird im laufenden Jahr nicht nur Deutschland (erneut deutlich) die Ein-Gigawatt-Grenze überbieten, sondern voraussichtlich auch die Märkte Italien, Japan und eventuell USA werden die magische Linie im Solarbusiness überschreiten. Weitere wachstumsstarke Staaten sind etwa Tschechien, Frankreich und Südkorea.

Solaranlagen auf Dächern machen den Grossteil des Zubaus an photovoltaischer Strom-produktion aus - Megaanlagen tragen immer stärker zum Wachstum bei - und hebeln gemeinsam die Atomstrom-produktion aus. Im Bild ein Beispiel vom Dach des Verteilzentrums der Prodega bei Basel (Foto ADEV Liestal).


Die Entwicklung erstaunt auch angesichts des Blicks in die Vergangenheit. So belief sich der Zubau vor einer Dekade noch auf 170 Megawatt Leistung (1 Gigawatt = 1000 Megawatt) – aber seither legte die Branche alljährlich um durchschnittlich 40 Prozent zu – und die Zeitpunkt liegt nicht mehr fern, da ein grosses PV-Werk allein die 100 Megawatt-Grenze erreicht (derzeit liegt der Rekord bei 60 MW gemäss PV-Ressources). Spiegelbildlich war die Preisentwicklung, die sich von 300 $ pro Watt zu Beginn der Fabrikation 1956 über 10 $ in den 90ern zu heute 2 $ pro Watt Leistung hinzog. Und die Ein-Dollar-Grenze ist gemäss Greentechmedia nicht mehr weit – sie wird dann auch die endgültige Konkurrenzfähigkeit der Solarenergie mit anderen Energieformen bedeuten.

Doch zurück zum aktuellen Meilenstein – dem 10-Gigawatt-Zubau im laufenden Jahr. Der liegt zwar weit hinter dem Zubau an Windkapazitäten (plus 40 Gigawatt bereits im vergangenen Jahr). Aber auch mit dem Wind hat es bescheiden angefangen und für die solare Stromerzeugung sind die Aussichten im wahrsten Sinne des Wortes sonnig. Die aktuelle Situation bedeutet auch, dass der erwähnte Zubau im Solarbereich so viel neuen Strom bringt wie ein sehr grosses Atomkraftwerk – wobei unsicher ist, ob im laufenden Jahr überhaupt irgendwo auf der Welt ein solches zustande kommt.

Auch andere Analysten pflichten dieser Einschätzung zu, etwa Robert W.Stone von Cowen & Co. Der US-Analyst geht davon aus, dass der weltweite Photovoltaikmarkt in diesem Jahr auf rund 11 Gigawatt (GW) anwachsen wird. Dies trotz der angestrebten Kappungen der Solarstromvergütung in Deutschland, dem bei weitem größten Solarmarkt der Welt und trotz des aktuellen Engpasses bei Solarwechseltrichtern. Für 2011 rechnet er mit 11 bis 14 GW, wobei die Entwicklung stark von den Entwicklungen in Deutschland, Italien und den USA abhänge.

Wie stark die USA auf die solare Überholspur einschwenken, machte soeben auch Rhone Resch, der Präsident und Geschäftsführer des US-Solarindustrieverbandes (Solar Energy Industries Association, SEIA), klar. Er kündigte das Ziel der Solar-Branche in den USA an, bis 2015 eine jährlich installierte Solarstrom-Leistung von zehn Gigawatt (GW) zu erreichen. Also just jene Kapazität, die im laufenden Jahr erstmals weltweit übertroffen wird. Resch gab die Aufsehen erregenden Zahlen während einer Präsentation auf der "35..IEEE Photovoltaics Specialist Conference" in Honolulu (Hawaii) bekannt. Würden sie Wirklichkeit, so können zwei Millionen Haushalte mit sauberem, sicherem Solarstrom versorgt und 440.000 Arbeitsplätze in den USA gesichert werden", so Resch. Von allergrösster Bedeutung aber ist die Einschätzung, dass „ wir bis 2015 erwarten, dass Solarstrom in allen 50 Staaten die preiswerteste Elektrizität sein wird.“

© Solarmedia
/ Quellen unter anderen: Greentechmedia / Ecoreporter / Solarserver

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen