Dienstag, 8. Juni 2010

Hängt die Module auf

Dank ihrer neuartigen Tragseilkonstruktion folgt die neue Photovoltaik-Anlage über dem Flumroc-Logistikareal in Flums dem Lauf der Sonne. Flumroc rechnet damit, dass die kürzlich in Betrieb genommene «Solar Wings» 25 bis 30% mehr Leistung erbringt als ein fix montiertes System.


Nachgeführte Solarstrommodule, das heisst solche, die der Wanderung der Sonne im Tagesverlauf folgen, sind gerade in südlichen Ländern wie Spanien bereits sehr verbreitet, weil sie, wenn die Nachführung gut funktioniert, erheblich höhere Stromerträge generieren. Sie berücksichtigen auch, dass die Sonne im Sommer höher steht als im Winter. Solarzellen funktionieren am besten, wenn die Sonnenstrahlen genau im rechten Winkel auf sie treffen. Da aber sowohl die Investitions- als auch die Wartungskosten für eine nachgeführte Anlage höher sind und die Anlage zudem noch Strom zum Nachführen braucht, sieht man in unseren Breitengraden, wo oft diffuses Licht herrscht, von solchen Anlagen ab, da der Mehrertrag in der Regel die Mehrkosten nicht deckt.

Nun macht Flumroc - ein mit Bau- und Dämmstoffen bekannter und ökologisch ausgerichteter Anbieter - mit einem neuen System von sich reden: Die an Seilen aufgehängten Module der im März 2010 in Betrieb genommenen Anlage richten die photovoltaischen Elemente laufend nach dem Stand der Sonne aus. Gemäss der Pressemitteilung von Flumroc soll die Solar-Wings-Konstruktion günstiger sein als herkömmliche nachgeführte Systeme. Solar Wings verfügt über je zwei massive Stützen an den beiden Enden der Anlage. Dazwischen stehen im Abstand von rund 35 Metern Trägerpfosten, die verhältnismässig wenig Gewicht tragen müssen und daher schlank gebaut sind. «Die Seilkonstruktion ermöglicht eine Nachführung mit minimalem Energieeinsatz, weil ein Seil gleich mehrere Module ausrichten kann», erklärt Roland Bartholet, Verwaltungsratspräsident der Seilbahnherstellerin Bartholet Maschinenbau, die das Tragesystem geliefert hat. Ausserdem seien die Solarmodule optimal hinterlüftet, was ebenfalls zu einem Mehrertrag führe. «Wir erwarten, dass die Installation 25 bis 30 Prozent mehr Energie produzieren wird als eine vergleichbare, fest montierte Anlage», sagt Kurt Frei, Direktor der Flumroc AG. Der produzierte Ökostrom wird über die Solarstrombörse von ewz vermarktet.

Optisch erinnert die Solar-Wings-Anlage an einen Sessellift. Kein Wunder, kommt doch die Technologie des Tragesystems von der Seilbahnherstellerin Bartholet Maschinenbau aus Flums. «Die Technik hat sich in den letzten 100 Jahren im Seilbahnbau bestens bewährt», erklärt Roland Bartholet. Die derzeit 320 Solarmodule sind beweglich auf zwei Seilen montiert. Die Solar Wings lassen sich in zwei Richtungen drehen, was eine permanente Nachführung nach dem Stand der Sonne ermöglicht. Eine automatisierte Computersteuerung stellt sicher, dass die Sonnenstrahlen jederzeit rechtwinklig auf die Solarzellen fallen. Gerade beim Logistikareal in Flums mache das zweiachsig nachgeführte System Sinn, weil das Gelände nicht gegen Süden ausgerichtet sei, erklärt Kurt Frei. Auf den Tragseilen ist noch Platz für 160 weitere Module. Diese werden voraussichtlich im Jahr 2011 montiert.

Swissolar freut sich über die innovative Solarstromlösung, gibt aber auch zu bedenken, dass das Nachführen gerade bei diffusen Lichtverhältnissen, die in der Schweiz öfter anzutreffen sind als in den südlicheren Regionen, erfahrungsgemäss bis anhin die Mehrkosten der Installation nicht decken konnte.

© Text: Anita Niederhäusern, Redaktion ee-news.ch

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