Im Folgenden eine auf IAEO-Informationen basierte Zusammenfassung der Ereignisse, die nukleare Einrichtungen in der Ukraine betreffen: Kernkraftwerk Saporoschje nach wie vor unter ukrainischer Kontrolle (siehe Bild oben) - Das ukrainische Aussenministerium hat die IAEO am 27. Februar darüber informiert, dass russische Militärkräfte in die Nähe des grössten ukrainischen Kernkraftwerks Saporoschje vorgestossen sind. Diese Aussage wurde am 28. Februar vom Kernkraftwerkbetreiber an die IAEO mit der Ergänzung bestätigt, dass keine russischen Truppen auf das Kraftwerksgelände gelangt sind. Gemäss SNRIU sind alle sechs Blöcke sicher in Betrieb.
«Es ist von entscheidender Bedeutung, die Einsatzfähigkeit des Kraftwerkspersonals zu erhalten, um die Sicherheit zu gewährleisten», so Generaldirektor Grossi. «Zudem müssen die notwendigen Versorgungsketten verfügbar bleiben, um sicherzustellen, dass die ukrainischen Kernkraftwerke jederzeit mit den erforderlichen Dienstleistungen, Ausrüstungen und Komponenten versorgt werden können, um beispielsweise Notreparaturen durchführen zu können.»
Raketeneinschlag auf Endlagergelände – Gebäude sind intakt: Die Ukraine hat die IAEO darüber informiert, dass in der Nacht Raketen auf dem Gelände eines Endlagers für radioaktive Abfälle in Kiew eingeschlagen sind. Das in Mitleidenschaft gezogene Strahlungsüberwachungssystem konnte wiederhergestellt werden. «Es gab jedoch keine Berichte über Schäden am Gebäude oder Hinweise auf eine Freisetzung von Radioaktivität», sagte Generaldirektor Grossi. In solchen Lagern wie in Charkiw und Kiew werden in der Regel ausgediente radioaktive Quellen und andere schwachaktive Abfälle aus Krankenhäusern und der Industrie gelagert. «Auch wenn diese Endlager keine hochaktiven Abfälle enthalten, können die gelagerten und entsorgten radioaktiven Abfälle dennoch schwerwiegende radiologische Auswirkungen verursachen, was die Notwendigkeit ihres Schutzes unterstreicht», so der Generaldirektor.
Alle Kernkraftwerke sind weiterhin stabil und normal in Betrieb: Generaldirektor Grossi informiert, dass laut SNRIU alle Kernkraftwerke des Landes weiterhin stabil und in Betrieb sind: «Im Moment arbeiten die Anlagen normal und ihr Kernmaterial bleibt unter Kontrolle. Es ist von grösster Bedeutung, dass dies auch weiterhin der Fall ist und dass das Personal der Anlagen in der Lage ist, seine unerlässliche Arbeit ohne übermässigen Druck oder Stress zu verrichten», so Grossi. Er fordert alle Parteien nochmals dazu auf, «von Massnahmen oder Aktionen abzusehen, die die Sicherheit von Kernmaterial und den sicheren Betrieb aller kerntechnischen Anlagen gefährden könnten, da ein solcher Vorfall schwerwiegende Folgen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt haben könnte.»
Keine Gefahr aufgrund erhöhter Strahlungswerte in Tschernobyl: Am Standort Tschernobyl wurden erhöhte Strahlungswerte gemessen. Das SNRIU sieht das Aufwirbeln von – seit dem Reaktorunfall in 1986 – kontaminiertem Boden durch schwere Militärfahrzeuge als mögliche Ursache an. Die IAEO kommt zum Schluss, dass die von der Aufsichtsbehörde gemessenen Werte innerhalb der Sperrzone von bis zu 9,46 Mikrosievert pro Stunde gering sind und für die Öffentlichkeit daher keine Gefahr darstellen. Gemäss SNRIU arbeiten die kerntechnischen Anlagen in Tschernobyl auch nach der Übernahme der Kontrolle durch russische Streitkräfte normal. In der Nähe der nordöstlichen Stadt Charkiw sei ein elektrischer Transformator in einer Deponie für schwachaktive Abfälle beschädigt worden, es sei jedoch kein radioaktives Material freigesetzt worden.
IAEO ruft zu Zurückhaltung auf: Nach dem Start der russischen Militärinvasion in der Ukraine appelliert IAEO-Generaldirektor Rafael Marino Grossi an ein «Höchstmass an Zurückhaltung, um jegliche Aktionen zu vermeiden, die die nuklearen Einrichtungen des Landes gefährden könnten». Und er verweist auf den Beschluss hin, welche die Generalkonferenz der IAEO 2009 gefasst hat: «Jeder bewaffnete Angriff auf und jede Bedrohung von Nuklearanlagen, die friedlichen Zwecken dienen, stellt einen Verstoss gegen die Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen, des Völkerrechts und der Satzung der Organisation dar.»
Russlands Truppen nehmen Tschernobyl ein: Gemäss Angaben von SNRIU an die IAEO arbeiten alle in Betrieb befindlichen ukrainischen Kernkraftwerken sicher und geschützt. An einer Sitzung mit Energoatom machte der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko zuvor publik, dass massive Cyberangriffe auf ukrainische Kernkraftwerke erfolgreich abgewehrt worden seien.
Die Ukraine meldet der IAEO, dass «nicht identifizierte bewaffnete Kräfte» die Kontrolle über die Einrichtungen des State Specialized Enterprise Chornobyl NPP übernommen hätten, das sich innerhalb der Sperrzone befindet. Es habe aber weder Opfer gegeben, noch seien nukleare Anlagen zerstört worden.
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