Heute Dienstag und morgen Mittwoch findet in Bern zum 20. Mal die Schweizer Photovoltaik-Tagung statt. Das dominierende Thema ist der Boom der PV hierzulande, der vor dem Hintergrund der energetischen Abhängigkeit der Schweiz von kriegstreiberischen Regimes nochmals dringlicher geworden ist. Die Solarbranche ist sich einig, dass es für den Aufbau einer sicheren, unabhängigen und klimaschonenden Energieversorgung eine Verdreifachung des jährlichen Zubaus von PV-Anlagen braucht und dass dieser auch zu erreichen ist.
Nach dem Rekordzubau im Jahr 2020 konnte 2021 ein weiteres starkes Marktwachstum verzeichnet werden, das sich auch im laufenden Jahr fortsetzt. Dies gilt erfreulicherweise für sämtliche Marktsegmente wie Ein- und Mehrfamilienhäuser, Industriebauten usw. gleichermassen. Hohe Energiepreise, der Wunsch nach energetischer Unabhängigkeit und nach einem Beitrag zum Klimaschutz sowie die grosse Nachfrage nach Elektromobilität werden von der Schweizer Solarwirtschaft als Markttreiber genannt.
200'000 Panels im Februar, eine halbe Milliarde Wertschöpfung und eine neue Berufslehre: Alleine im Februar wurden 200’000 Solarpanels auf Schweizer Dächer gebaut. Mittlerweile deckt die Photovoltaik über 6 Prozent des Schweizer Strombedarfs. Schon nur bei gleichbleibendem Tempo kommt jährlich ca. 1 Prozent dazu. Die Wertschöpfung der Photovoltaik in der Schweiz belief sich im vergangenen Jahr (2021) auf über 700 Millionen Franken (hauptsächlich durch Planung, Installation, Wartung und Export von Maschinen, Werkzeugen und Komponenten), die direkt in die einheimische Wirtschaft floss – Tendenz steigend.
«Die Schweizer Solarwirtschaft hat 2021 eine Auftragssteigerung von 30 Prozent gestemmt», sagt Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger. Heute umfasst die Schweizer Solarbranche bereits rund 7000 Vollzeitstellen und diese Zahl sollte und dürfte sich in den nächsten 10 Jahren verdreifachen. Deshalb baut Swissolar derzeit einen Berufslehrgang auf: «Immer mehr Junge wollen in diesen Bereich einsteigen», so Stickelberger. «Wir müssen ihnen eine solide Ausbildung ermöglichen.» Ab 2024 soll die Ausbildung zum Solarspezialisten starten.
Auf gutem Weg, den jährlichen Zubau zu verdreifachen: Das erfreuliche Marktwachstum muss sich für die Erreichung der Klimaziele und für die Sicherheit der Stromversorgung weiter fortsetzen. Bis 2030 sollte der jährliche Zubau bei 2000 Megawatt liegen, dreimal höher als heute. Was es braucht, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat Swissolar kürzlich in einem 11-Punkte-Programm der Schweizer Solarwirtschaft zusammengefasst.
Welche Rahmenbedingungen für diesen Ausbau geschaffen werden müssen, ist Gegenstand einer Podiumsdiskussion mit Daniel Büchel (BFE), Michael Frank (VSE), Beat Ritler (ResiQ) sowie Nationalrat und Swissolar-Präsident Jürg Grossen: «Die Solarenergie wird zur tragenden Säule der Schweizer Energieversorgung. Wir haben die Technologie, die Antworten und die Lösungen – jetzt müssen die Hürden weg», so Grossen.
Mit dem angestrebten Ausbau wird Solarstrom zum wesentlichen Player im Strommarkt, der zur Versorgungssicherheit beitragen und vermehrt im energiewirtschaftlichen Kontext, also auf Netzebene und über die Schweizer Grenzen hinaus, betrachtet werden muss. Diesen Themen widmen sich die weiteren Referatsblöcke des ersten Tages.
Solaranlagen auf Dächern und Fassaden bleibt Hauptaufgabe:Trotz den derzeit laufenden wichtigen Diskussionen zu möglichen alpinen Standorten grosser Photovoltaikanlagen steht weiterhin das Solarpotenzial der Dächer und Fassaden im Vordergrund. Allein auf bestehenden Gebäuden und Infrastrukturen liesse sich mehr Strom erzeugen als wir heute verbrauchen. Eine besondere Herausforderung ist dabei oft die architektonische Integration. Diesem immer wichtiger werdenden Thema widmet sich eine ganze Session des zweiten Veranstaltungstages. Weitere Themen sind Neuigkeiten aus der Forschung, bei der die Schweiz zur Weltspitze gehört, sowie die Vorstellung aktueller Beispiele zum innovativen und praktischen Einsatz der Photovoltaik.
Über die 20. Schweizer Photovoltaik-Tagung
Gemeinsam mit dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) und dem Bundesamt für Energie (BFE) organisiert Swissolar jährlich die nationale Photovoltaik-Tagung. Die diesjährige 20. Ausgabe findet heute und morgen im Kursaal Bern und online statt. Mit insgesamt über 700 Teilnehmenden konnte ein neuer Besucherrekord erreicht werden.
Die Schweizer Photovoltaik-Tagung live auf Twitter: #pvtagung22
Über das 11-Punkte-Programm der Schweizer Solarwirtschaft
Solarenergie wird in der Schweiz Strom in grossen Mengen liefern – erneuerbar, zeitnah und kostengünstig. Damit diese Umstellung gelingt, müssen wir jedoch mehr und schneller zubauen. 2050 soll Photovoltaik 45 TWh Strom liefern, also 15-mal mehr als heute. Was es braucht, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat Swissolar in einem 11-Punkte-Programm zusammengefasst. Die 11 Programmpunkte umfassen folgende Kategorien:
· Klare und verbindliche Ziele für erneuerbare Energien
· Berufliche Chancen in der Solarbranche schaffen
· Anreize für heimische Produktion von Komponenten setzen
· Erhöhung Netzzuschlag, Beschleunigung der Einmalvergütung
· Schweizweite klare einheitliche Regelung Abnahmevergütung
· Solarpflichten bei Neubau und Sanierung
· Raumplanerische Hürden beseitigen
· Abbau von Zusatzkosten und Bürokratie
· Lokale Energiegemeinschaften
· Netzkapazitäten dynamisch gestalten, Elektromobilität einbeziehen
· Tarifstrukturen/Netznutzungsentgelt
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