Donnerstag, 31. März 2022

Hohe Strompreise und Einspeisevergütung


Die derzeit hohen Strompreise wirken sich auch auf die Betreiber und Betreiberinnen von Anlagen aus, die via Einspeisevergütung (KEV) gefördert werden. Steigt der Börsenstrompreis und somit der Referenz-Marktpreis über den vereinbarten Vergütungssatz, wird den Anlagenbetreiberinnen und -betreibern die Differenz in Rechnung gestellt. Energeiaplus erklärt die Hintergründe.

 

Das Einspeisevergütungssystem (KEV) ist ein Instrument des Bundes zur Förderung der erneuerbaren Energien. Seit 2021 wurden keine neuen Anlagen mehr ins KEV-System aufgenommen (siehe Kasten). Die KEV soll einen kostendeckenden beziehungsweise seit 2018 einen kostenorientierten Betrieb von Photovoltaik-, Biomasse-, Windenergie-, Wasserkraft- und Geothermieanlagen ermöglichen. Finanziert wird die Einspeisevergütung aus dem Netzzuschlagsfonds.

 

Anlagenbetreiberinnen und -betreiber im KEV-System erhalten einen festgelegten Vergütungssatz für den Strom, den sie produzieren und ins Netz einspeisen. Der Vergütungssatz pro Kilowattstunde eingespeisten Stroms wird von der Vollzugsstelle (Pronovo) für jede Anlage festgelegt.

 

In Zeiten tiefer Marktpreise deckt die KEV die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Börsenstrompreis, dem sogenannten Referenz-Marktpreis, und dem Vergütungssatz. Die KEV federt somit die Risiken für die Anlagenbetreiberinnen und Anlagenbetreiber ab. Wenn die Strompreise höher als der Vergütungssatz sind, können Anlagenbetreiber und -betreiberinnen aber auch keinen zusätzlichen Gewinn erzielen. Die Auszahlung ist gedeckelt: Mehr als den vereinbarten Vergütungssatz erhalten sie nicht. Dies entspricht der gesetzlichen Vorgabe.

 

Die Referenz-Marktpreise erfuhren seit Einführung der KEV so manche Kapriolen. 2009 lag der Marktpreis bei knapp 11 Rp/kWh. Danach erfolgte eine Talfahrt, welche im zweiten Quartal 2020 seinen Tiefpunkt mit 1,8 Rp./kWh erreichte. Seit dem Jahr 2021 steigen die Referenz-Marktpreise jedoch deutlich an und erreichten gegen Ende des letzten Jahres mit 23,7 Rp./kWh für PV-Anlagen und 24,8 Rp./kWh für die übrigen Technologien einen Rekordwert. Dies ist insbesondere auf die gestiegenen Öl-, Gas- und CO2-Preise auf den Weltmärkten zurückzuführen. Für rund 10 Prozent der KEV-Empfänger liegen die Referenz-Marktpreise des 4. Quartals 2021 damit über dem zugesicherten Vergütungssatz.

Grafik: BFE

Was heisst das nun für diese KEV-Anlagenbetreiber und – betreiberinnen? Es gilt zu unterscheiden zwischen Betreiberinnen und Betreibern, die ihren Strom direkt vermarkten müssen (Direktvermarktung) und allen anderen. Betreiber von Direktvermarktungsanlagen erhalten wie gewohnt den Erlös für die eingespeiste Energie direkt von ihrem Vermarkter (i.d.R. Energieversorgungsunternehmen). Einen zusätzlichen Gewinn dürfen KEV-Anlagen aber nicht abwerfen. Oder anders gesagt: Ist der Referenz-Marktpreis höher als der festgelegte Vergütungssatz, steht die Differenz dem Netzzuschlagsfonds zu. Diese Differenz stellt Pronovo den Betreibern und Betreiberinnen vierteljährlich in Rechnung und überweist sie dem Netzzuschlagsfonds.

 

Für Betreiberinnen und Betreiber der anderen KEV-Anlagen ändert sich nichts: Sie erhalten in Summe wie gewohnt den Vergütungssatz pro Kilowattstunde eingespeisten Stroms, den die Vollzugsstelle Pronovo festgesetzt hat. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Homepage von Pronovo. Möchte eine Anlagenbetreiberin oder ein Anlagenbetreiber vollständig von den hohen Strompreisen profitieren, kann sie respektive er aus der KEV austreten. Eine Rückkehr in die KEV ist nicht mehr möglich, auch dann nicht, wenn die Strompreise wieder sinken. Das Risiko trägt dann der Produzent beziehungsweise die Produzentin.

Die Einspeisevergütung (KEV) wurde 2009 eingeführt. Produzenten von Wasserkraft-, Biomasse-, Photovoltaik-, Windenergie- und Geothermieanlagen erhalten pro produzierter und ins Stromnetz eingespeister Kilowattstunde einen festgelegten Vergütungssatz (Rp./kWh) ausbezahlt.

Die Auszahlung erfolgt vierteljährlich während 10 bis 25 Jahren und wird aus dem Netzzuschlagsfonds finanziert. Seit 2021 werden keine neuen Anlagen mehr in die KEV aufgenommen. Die Einspeisevergütung wurde durch sogenannte Investitionsbeiträge bzw. Einmalvergütungen abgelöst.

Nicole Kaiser, Fachspezialistin Erneuerbare Energie, und Laura Antonini, Stv. Leiterin Sektion Erneuerbare Energie, Bundesamt für Energie

 

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Dienstag, 29. März 2022

Die Photovoltaik (PV) wird systemrelevant

Heute Dienstag und morgen Mittwoch findet in Bern zum 20. Mal die Schweizer Photovoltaik-Tagung statt. Das dominierende Thema ist der Boom der PV hierzulande, der vor dem Hintergrund der energetischen Abhängigkeit der Schweiz von kriegstreiberischen Regimes nochmals dringlicher geworden ist. Die Solarbranche ist sich einig, dass es für den Aufbau einer sicheren, unabhängigen und klimaschonenden Energieversorgung eine Verdreifachung des jährlichen Zubaus von PV-Anlagen braucht und dass dieser auch zu erreichen ist.   

Die Schweizer Solarwirtschaft boomt und hat in den letzten zwei Jahren gezeigt, dass sie ein starkes Wachstum bewältigen kann, und dass sie mit innovativen Lösungen die Integration ins Stromnetz voranbringen kann. An die Politik geht der Appell, rasch die verbleibenden Hürden für das weitere Wachstum aus dem Weg zu räumen. Bundesrätin Simonetta Sommaruga (siehe Bild) sagte dazu in ihrer Eröffnungsrede vor mehr als 700 Teilnehmenden: «Noch nie wurden so viele Solaranlagen gebaut wie jetzt. In den letzten beiden Jahren gab es einen Rekordzubau an Photovoltaik. Und der Boom wird nicht nur anhalten, sondern noch stärker werden. Denn die Bevölkerung will weg von Öl und Gas» 

Nach dem Rekordzubau im Jahr 2020 konnte 2021 ein weiteres starkes Marktwachstum verzeichnet werden, das sich auch im laufenden Jahr fortsetzt. Dies gilt erfreulicherweise für sämtliche Marktsegmente wie Ein- und Mehrfamilienhäuser, Industriebauten usw. gleichermassen. Hohe Energiepreise, der Wunsch nach energetischer Unabhängigkeit und nach einem Beitrag zum Klimaschutz sowie die grosse Nachfrage nach Elektromobilität werden von der Schweizer Solarwirtschaft als Markttreiber genannt. 

200'000 Panels im Februar, eine halbe Milliarde Wertschöpfung und eine neue Berufslehre: Alleine im Februar wurden 200’000 Solarpanels auf Schweizer Dächer gebaut. Mittlerweile deckt die Photovoltaik über 6 Prozent des Schweizer Strombedarfs. Schon nur bei gleichbleibendem Tempo kommt jährlich ca. 1 Prozent dazu. Die Wertschöpfung der Photovoltaik in der Schweiz belief sich im vergangenen Jahr (2021) auf über 700 Millionen Franken (hauptsächlich durch Planung, Installation, Wartung und Export von Maschinen, Werkzeugen und Komponenten), die direkt in die einheimische Wirtschaft floss – Tendenz steigend.

«Die Schweizer Solarwirtschaft hat 2021 eine Auftragssteigerung von 30 Prozent gestemmt», sagt Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger. Heute umfasst die Schweizer Solarbranche bereits rund 7000 Vollzeitstellen und diese Zahl sollte und dürfte sich in den nächsten 10 Jahren verdreifachen. Deshalb baut Swissolar derzeit einen Berufslehrgang auf: «Immer mehr Junge wollen in diesen Bereich einsteigen», so Stickelberger. «Wir müssen ihnen eine solide Ausbildung ermöglichen.» Ab 2024 soll die Ausbildung zum Solarspezialisten starten. 

Auf gutem Weg, den jährlichen Zubau zu verdreifachen: Das erfreuliche Marktwachstum muss sich für die Erreichung der Klimaziele und für die Sicherheit der Stromversorgung weiter fortsetzen. Bis 2030 sollte der jährliche Zubau bei 2000 Megawatt liegen, dreimal höher als heute. Was es braucht, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat Swissolar kürzlich in einem 11-Punkte-Programm der Schweizer Solarwirtschaft zusammengefasst.

Welche Rahmenbedingungen für diesen Ausbau geschaffen werden müssen, ist Gegenstand einer Podiumsdiskussion mit Daniel Büchel (BFE), Michael Frank (VSE), Beat Ritler (ResiQ) sowie Nationalrat und Swissolar-Präsident Jürg Grossen: «Die Solarenergie wird zur tragenden Säule der Schweizer Energieversorgung. Wir haben die Technologie, die Antworten und die Lösungen – jetzt müssen die Hürden weg», so Grossen. 

Mit dem angestrebten Ausbau wird Solarstrom zum wesentlichen Player im Strommarkt, der zur Versorgungssicherheit beitragen und vermehrt im energiewirtschaftlichen Kontext, also auf Netzebene und über die Schweizer Grenzen hinaus, betrachtet werden muss. Diesen Themen widmen sich die weiteren Referatsblöcke des ersten Tages. 

Solaranlagen auf Dächern und Fassaden bleibt Hauptaufgabe:Trotz den derzeit laufenden wichtigen Diskussionen zu möglichen alpinen Standorten grosser Photovoltaikanlagen steht weiterhin das Solarpotenzial der Dächer und Fassaden im Vordergrund. Allein auf bestehenden Gebäuden und Infrastrukturen liesse sich mehr Strom erzeugen als wir heute verbrauchen. Eine besondere Herausforderung ist dabei oft die architektonische Integration. Diesem immer wichtiger werdenden Thema widmet sich eine ganze Session des zweiten Veranstaltungstages. Weitere Themen sind Neuigkeiten aus der Forschung, bei der die Schweiz zur Weltspitze gehört, sowie die Vorstellung aktueller Beispiele zum innovativen und praktischen Einsatz der Photovoltaik.


Über die 20. Schweizer Photovoltaik-Tagung 

Gemeinsam mit dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) und dem Bundesamt für Energie (BFE) organisiert Swissolar jährlich die nationale Photovoltaik-Tagung. Die diesjährige 20. Ausgabe findet heute und morgen im Kursaal Bern und online statt. Mit insgesamt über 700 Teilnehmenden konnte ein neuer Besucherrekord erreicht werden. 

Die Schweizer Photovoltaik-Tagung live auf Twitter: #pvtagung22

Über das 11-Punkte-Programm der Schweizer Solarwirtschaft

Solarenergie wird in der Schweiz Strom in grossen Mengen liefern – erneuerbar, zeitnah und kostengünstig. Damit diese Umstellung gelingt, müssen wir jedoch mehr und schneller zubauen. 2050 soll Photovoltaik 45 TWh Strom liefern, also 15-mal mehr als heute. Was es braucht, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat Swissolar in einem 11-Punkte-Programm zusammengefasst. Die 11 Programmpunkte umfassen folgende Kategorien: 

·       Klare und verbindliche Ziele für erneuerbare Energien
·       Berufliche Chancen in der Solarbranche schaffen
·       Anreize für heimische Produktion von Komponenten setzen
·       Erhöhung Netzzuschlag, Beschleunigung der Einmalvergütung
·       Schweizweite klare einheitliche Regelung Abnahmevergütung
·       Solarpflichten bei Neubau und Sanierung
·       Raumplanerische Hürden beseitigen
·       Abbau von Zusatzkosten und Bürokratie
·       Lokale Energiegemeinschaften
·       Netzkapazitäten dynamisch gestalten, Elektromobilität einbeziehen
·       Tarifstrukturen/Netznutzungsentgelt

> Zum 11-Punkte-Programm der Schweizer Solarwirtschaft

 

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Sonntag, 27. März 2022

Der Wasserstoff-Express rollt an (vielleicht...).

Eine der grossen Fragen der schweizerischen Energie-Politik lautet: Welche Rolle soll Wasserstoff (H2) künftig spielen? Und ja, es gibt sie bereits schon, konkrete H2-Projekte hierzulande. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit vermittelte eine Tagung der Ostschweizer Fachschule (OST) in Rapperswil einen Überblick zu aktuellen Projekten. Ein Exklusivbericht des Blogs Solarmedia, der sich künftig vermehrt mit Fragen der Rolle des Wasserstoffs beschäftigen wird.

 

Es dauerte nicht lange, da war die Tagung nicht mehr bei den einzelnen Projekten, sondern die Teilnehmer*innen interessierte vor allem die Kosten- und Preisfrage einerseits, die Folgen der derzeitigen Verwerfungen auf den Energiemärkten und die Herkunft und Beschaffenheit der Ausgangs- (Primär-) Energie andrerseits. Denn entgegen weiterhin vorhandenen Einschätzungen ist Wasserstoff ja eben nicht eine quasi in der Natur vorhandene Energieform, die einfach so zu gewinnen ist. Vielmehr ist erst mit der Zuführung von Strom in einem Elektrolyse-Vorgang aus Wasser einerseits H2 zu gewinnen, andererseits – und das ist besonders reizvoll am Prozess – verbleiben Reststoffe, die der Umwelt keinerlei Schaden zufügen, insbesondere kein klimaschädliches CO2. Allerdings liegt die Krux in der zugeführten Energie, deren Verfasstheit in einem Farbenschema zum Ausdruck kommt. Grünes H2 ist dabei jener Wasserstoff, der nur mit erneuerbaren Energien gewonnen wird, also auch in der Vorstufe CO2-frei bleibt.

 

Es ist hier nicht der Ort und Platz, die Grundlagen der Wasserstoff-Wirtschaft zu erörtern, wenn das die Tagung in Rapperswil von vergangenem Donnerstag auch ausführlich tat. Vielmehr sei auf die einschlägigen Quellen im Internet verwiesen. Projekte aber zur H2-Erzeugung in der Schweiz sind teils bereits realisiert, befinden sich in grösserer Zahl  erst in der Entwicklung auf verschiedenen Stufen und sind weit gehend unbekannt. Stellvertretend erwähnt sei die Produktion von grünem Wasserstoff, die in St.Gallen im Herbst bereits den Betrieb aufnehmen soll. Reto Zuglian, Produktionsleiter der St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke, erläuterte an der Tagung, warum das Werk Kubel eben garantiert grün produzieren werde: Die zugeführte Energie stammt aus dem eigenen Wasserkraftwerk – nur Restwassermengen (also jene, die nicht für die Produktion von Haushalt- und Gewerbestrom Verwendung finden) gehen in die H2-Herstellung. Wirtschaftlichkeit ergibt sich laut Kubel ab rund 5000 Volllaststunden jährlich. 

 

Ähnlich funktionieren übrigens bereits schweizweit Einrichtungen – sowie etwa jene, die im Elektrizitätswerk Höfe angedacht ist. Das EW ist nach eigenen Angaben das grösste Querverbundunternehmen in der Region unterer und oberer Zürichsee. Es stellt Versorgungssicherheit in den Gemeinden Feusisberg, Freienbach und Wollerau her. Die Höfe AG hat einen grossen Startvorteil, in dem sich der Standort unweit von zwei bestehenden Autobahn-Tankstellen befindet, letztere also nur einer kurzen Pipeline-Zuleitung bedürfen. Wie CEO Arne Kähler betonte, muss man sich bei solchen Leitungen nicht die Durchmesser der üblichen Öl- und Gas-Pipelines vorstellen – sondern lediglich eine Grössenordung von einer Fünfliber-Münze. Auch hier wird die Energie aus Restwassermengen bezogen werden. Immer vorausgesetzt, der Verwaltungsrat stimmt dem Projekt demnächst zu. Gleich soll etwa in der Westschweiz das Kraftwerk Schiffenen (Kanton Freiburg) um eine Wasserstofferzeugung ergänzt werden.

 

Zurück zu den Preisen: Angaben wurden auch an der Tagung kaum gemacht, denn sie hängen von zu vielen Variablen (volatiler Energiemarkt) ab. Abgesehen davon, dass man sich offenbar derzeit von der Konkurrenz nicht in die Karten blicken lassen will. Die Rede war in der Mehrzahl von Kilogrammpreisen im zweistelligen Bereich (der Preis für ein Kilogramm Wasserstoff beträgt gemäss Google-Recherche an allen öffentlichen H2 MOBILITY H2-Tankstellen in Deutschland aktuell 9,50€ (brutto). Auf 100 km verbraucht ein Brennstoffzellenfahrzeug ca. ein Kilogramm Wasserstoff, erzeugt also Kraftstoffkosten von 9,50€). Das beschneidet die Konkurrenzfähigkeit von Wasserstoff gegenüber anderen Energieträgern weiterhin oder ist bestenfalls auf deren Höhe. Aber deren Preise kennen aktuell ja bekanntlich nur die Richtung nach oben. 

 

Kurzfristig fällt ins Gewicht, dass in der Schweiz demnächst den gängigen Energieformen mehr Wasserstoff (bis zu zehn statt zwei Prozent bisher) beigemischt werden darf. Und zu den hauptsächlichen Abnehmern: Am ehesten die Industrie für Prozesswärme, überall wo hohe Temperaturen erforderlich sind. Aus Gründen der Effizienz fast sicher nicht der private Personenverkehr (PW) – und hierzulande zumindest umstritten der Lastwagenschwerverkehr. In diesem Bereich rollt zwar bereits das grösste hiesige H2-Projekt überhaupt. Mehr als ein Dutzend Lastwagen des südkoreanischen Herstellers Hyundai verkehren bereits auf CH-Strassen und tanken an dem rund halben Dutzend Tankstellen. Aber die Distanzen sind in der Schweiz derart beschränkt, dass sich hierzulande bei den LKW vielleicht doch eher die reine E-Mobilität, also ein Betrieb mit Batteriestrom durchsetzen wird.  Und ganz allgemein ist nicht zu zweifeln an  der Aussage des Vertreters des Paul Scherrer Instituts (Serge Biollaz PSI), der ähnlich wie in anderen Energiebereichen (Beispiel Versorgungssicherheit) eine tragfähige Lösung für die Wasserstoffzukunft nur in internationalem Zusammenhang sieht, nationale Alleingänge ausgeschlossen.

 

Freitag, 25. März 2022

Meyer Burger auf Weg zu Ausbau der Produktion

Die Geschäftszahlen für 2021 spiegeln die Herausforderungen der Wandlung vom Anlagenbauer zum Zell- und Modulproduzenten des Schweizer Photovoltaik-Herstellers wider. Der Nettoumsatz reduzierte sich auf 39,9 Millionen Euro, was zu Verlusten beim Jahresergebnis führte. Dennoch ist Meyer Burger weiterhin liquide und will mit einem neuen Modell den Ausbau seiner Produktionsstandorte in Deutschland und USA beschleunigen.


Seine strategischen Ziele für 2021 hat Meyer Burger gemäss der Medienmitteilung der Firma erreicht: Die Zell- und Modulproduktionsstandorte in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen, Sachsen-Anhalt, Deutschland) und Freiberg (Sachsen, Deutschland) sowie der erfolgreiche Markteintritt. Das Unternehmen hat sich erfolgreich von einem Hightech-Produktionsausrüster zu einem integrierten Hersteller von Hochleistungs-Solarzellen und -modulen gewandelt. Dies war dank des geschützten Geschäftsmodells und technologischer Autonomie möglich. Auch wenn die derzeitige wirtschaftliche und politische Situation global sehr herausfordernd ist: Sie hat die Dynamik für die Photovoltaik im Allgemeinen stark erhöht und zu einer Wiederbelebung der europäischen und amerikanischen Photovoltaikindustrie geführt. 

Übergangsphase und Hochfahren der Produktion schlagen sich in Finanzergebnissen nieder: Die Ergebnisse des Finanzjahres 2021 spiegeln die Transformation des Geschäftsmodells wider. Der konsolidierte Nettoumsatz sank auf CHF 39,9 Millionen (2020: CHF 90,5 Millionen), wovon CHF 8,8 Millionen aus dem ersten Verkauf von 20 Megawatt (MW) an PV-Modulen stammen. Das Betriebsergebnis nach Kosten für Produkte und Dienstleistungen betrug CHF 29,2 Millionen (2020: CHF 37,9 Millionen).

Mit dem Hochfahren der Produktion erhöhte sich die Anzahl der Mitarbeitenden, was zu einem Personalaufwand von CHF 60,4 Millionen (2020: 53.9 Millionen) führte. Der Betriebsaufwand stieg auf CHF 41,2 Millionen (2020: 28,5 Millionen). Dies ist in erster Linie auf zusätzliche neue Infrastrukturkosten wie Miete und Energie, Marketingausgaben sowie Gebühren und Aufwendungen im Zusammenhang mit der Finanzierung im Jahr 2021 zurückzuführen. Das EBITDA lag bei CHF -72,5 Millionen (2020: CHF -44,6 Millionen). Die neuen Produktionsanlagen wirken sich erst ab dem zweiten Halbjahr 2021 auf die Abschreibungen aus. Entsprechend lag das EBIT bei CHF -85,3 Millionen (2020: CHF -58,1) und das Nettoergebnis bei CHF -100,5 Millionen (2020: CHF -64,5 Millionen, was CHF -0,04 pro Aktie entspricht (2020: CHF -0,04).

Per 31. Dezember 2021 erhöhte sich die Bilanzsumme auf insgesamt CHF 492,7 (31. Dezember 2020: CHF 296,8 Millionen). Darin spiegeln sich die Investitionen in das Hochfahren der beiden neuen Fabriken sowie die erfolgreich durchgeführten Finanzierungsmassnahmen wider. Die Gruppe wies einen soliden Bestand flüssiger Mittel von CHF 231,4 Millionen auf (2020: CHF 139,8 Millionen), der zur Finanzierung der notwendigen weiteren Investitionen zur Verfügung steht. Das Umlaufvermögen verblieb praktisch unverändert bei CHF 33,4 Millionen (2020: CHF 32,7 Millionen). Höhere Vorräte gleichen die höheren Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen im Vergleich zu 2020 ungefähr aus. 

Rund 30 Direktkunden und mehr als 500 registrierte Installateure: Die Nachfrage im Segment der Dachanlagen für Wohn- und Kleingewerbehäuser, Meyer Burgers momentaner Hauptfokus, hat sich stark entwickelt. Das Auftragsbuch ist fast für das gesamte erste Halbjahr 2022 gefüllt, und die Preise entsprechen den Erwartungen. Vom ersten Produktionstag an erfüllten die Module höchste Qualitätsanforderungen. Meyer Burger wird von Händlern, Installateuren und Kunden als Premium-Marke anerkannt und ist in seinen Kernmärkten bereits gut positioniert. Besonders stark ist die Nachfrage auf dem Schweizer Heimatmarkt. Das inzwischen über 45 Personen starke Vertriebs- und Marketingteam vertritt das Unternehmen in den relevantesten europäischen Märkten und in den USA. Allein in Europa betreut es rund 30 Direktkunden und über 500 registrierte Installateure. 

Verzögerungen im Hochfahren der Produktion: Die COVID-19-Pandemie hat die Transformation und das Hochfahren der Produktion erheblich beeinträchtigt. Kurzfristige, unerwartete Lieferengpässe verzögerten den Produktionsstart im Sommer 2021. Die Personalausfälle waren deutlich höher als üblich: Meyer Burger war gezwungen, den Ausstoss der neuen Solarmodulproduktion im vierten Quartal 2021 und auch noch Anfang 2022 zu reduzieren. 

Insgesamt verlief das Hochfahren der Produktion langsamer als ursprünglich erwartet. Dies beeinträchtigte die Erreichung der operativen Ziele des Unternehmens für 2021. Die entsprechenden Hochfahrkosten und die unvollständige Absorption der Produktionsgemeinkosten wirkten sich negativ auf die realisierte Bruttomarge aus. 

Ausbau auf 1,4 Gigawatt und neue Produkte ab 2022: Der Ausbau auf 1,4 GW jährliche Produktionskapazität am Zellenproduktionsstandort Thalheim und 1 GW Jahreskapazität am Modulproduktionsstandort Freiberg läuft, ebenso die Planung für den Ausbau am US-amerikanischen Standort in Goodyear, Arizona. Die jährliche Produktionskapazität in den USA wird zunächst 0,4 GW betragen und soll im Jahr 2023 verfügbar werden; die bestehende Infrastruktur in Goodyear wird eine nahtlose Erweiterung auf 1,5 GW Solarmodulproduktion ermöglichen.

Für das Jahr 2022 plant Meyer Burger zudem die Lancierung neuer Produkte für Gewerbe- und Industriekunden. Die Umsetzung erster Pilotkundenprojekte für Meyer Burgers Solardachziegel wird, wie ursprünglich geplant, in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 erwartet.

Ausblick: Um die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten zu überwinden, muss der Einsatz der Photovoltaik in Europa vorangetrieben werden – und nicht nur, um den Klimawandel einzudämmen. Dass das notwendige höhere Mass an strategischer Autonomie nur mit einer starken europäischen PV-Industrie erreicht werden kann, darüber besteht zunehmend Einigkeit. Auch verlangen die Kunden zunehmend Hochleistungs-Produkte, die lokal und auf besonders nachhaltige Weise hergestellt werden.

In dem Zusammenhang blickt Meyer Burger zuversichtlich auf die nächsten, möglicherweise noch zu beschleunigenden Expansionsphasen. Als europäischer, integrierter, technologisch eigenständiger und skalierbarer PV-Spezialist ist Meyer Burger in dieser Hinsicht einzigartig positioniert. Auch der US-amerikanische Markt bietet enormes Expansionspotenzial.

Daher beschleunigt Meyer Burger seine ursprünglich kommunizierten Ausbaupläne. Diese sahen eine Ausbaupause im Jahr 2023 vor, gefolgt von einem moderaten Wachstum auf 7 GW bis 2027. Zu der neuen Strategie gehört auch die gezielte Absicherung der Lieferketten für die benötigten Materialien und Komponenten. Aufgrund der hohen Skalierbarkeit der Nachfrage im Bereich Grossanlagen beabsichtigt Meyer Burger, sein Wachstum in diesem Marktsegment zu beschleunigen.

Da die Expansion schneller als bisher geplant erfolgen soll, überarbeitet Meyer Burger im Moment seine zuvor veröffentlichten Prognosen. Eine angepasste Prognose wird voraussichtlich spätestens zusammen mit den Halbjahresergebnissen im August 2022 bekannt gegeben.

Geschäftsbericht 2021
Der Jahresbericht 2021 ist unter folgendem Link zu finden:

www.meyerburger.com/de/investoren/geschaeftsberichte

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Donnerstag, 24. März 2022

Energieverbrauch 2021 höher als Vorjahr

Erste Schätzungen zeigen, dass der Energieverbrauch der Schweiz 2021 gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen hat. Diese Schätzungen publiziert das Bundesamt für Energie erstmals.

Für das Jahr 2021 wird eine Zunahme des Endenergieverbrauchs der Schweiz von etwa 6% gegenüber dem Vorjahr erwartet, auf schätzungsweise 791’610 Terajoule (TJ). Die Schätzung zeigt, dass bei allen Energieträgern eine Zunahme gegenüber dem Jahr 2020 zu erwarten ist. Hauptsächlich zwei Faktoren sind hierfür verantwortlich: Die weniger stringenten Restriktionen aufgrund der COVID-19-Pandemie sorgten 2021 für einen generellen Anstieg des Energieverbrauchs. Die kalte Witterung im letzten Jahr führte zudem zu einem Anstieg des Verbrauchs der fossilen Brennstoffe (Heizöl und Gas) und der übrigen Energieträger, die zu Heizzwecken eingesetzt werden.

Das Bundesamt für Energie (BFE) publiziert zum ersten Mal eine Schätzung des Endenergieverbrauchs der Schweiz nach Energieträgern für das Jahr 2021. Das Ziel ist, die Öffentlichkeit möglichst früh über den Energieverbrauch des Vorjahres zu informieren.

Die Schätzung des Endenergieverbrauchs ist für fünf Energieträgergruppen vorhanden (siehe dazu auch den Kurzbericht). Gemäss den provisorischen Zahlen machen die Erdölprodukte (Brenn- und Treibstoffe) den grössten Anteil (344’480 TJ) am Energieverbrauch aus, gefolgt von Elektrizität (209’150 TJ) und Gas (121’910 TJ). Unter den restlichen Energieträgern (83’770 TJ) sind Kohle, Holz, Fernwärme und Industrieabfälle zusammengefasst. Die übrigen erneuerbaren Energien (Summe von biogenen Treibstoffen, Biogas, Sonne und Umweltwärme) erreichen den kleinsten Anteil (32’300 TJ).

Die Schätzung des Energieverbrauchs basiert auf bereits verfügbaren (provisorischen) Daten, Trends aus vergangenen Entwicklungen und statistischen Modellierungen. Diese Schätzung dient als Richtwert, ist provisorisch und kann nicht für qualifizierte Aussagen verwendet werden. Es ist zu erwarten, dass die definitiven Werte noch von den Schätzwerten abweichen, da gewisse Faktoren nicht vollständig erfasst werden können.

Der definitive Energieverbrauch der Schweiz im Jahr 2021 wird am 23. Juni 2022 zusammen mit einem zusammenfassenden Überblick veröffentlicht. Die vollständige Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2021 ist ab der ersten Hälfte Juli 2022 im Internet verfügbar und Anfang August in gedruckter Form erhältlich.

Erica Madonna und Giulia Lechthaler-Felber, Analysen und Perspektiven, Bundesamt für Energie

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Samstag, 19. März 2022

Rotationssiebdruck für schnellere Produktion


 
Für die Metallisierung von Silicum-Solarzellen sowie vieler anderer elektronischer Bauteile ist aktuell der Flachbett-Siebdruck das Standardverfahren. Forschern des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE ist es nun auf einer gemeinsam mit der ASYS Automatisierungssysteme GmbH entwickelten neuen Fertigungsanlage gelungen, den Durchsatz beim Drucken um den Faktor 1,5 zu erhöhen. 
 
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Dazu wurde erstmalig der Rotationssiebdruck- und das Flexodruckverfahren eingesetzt. Mit der neuen Anlage realisierte das Forschungsteam eine Taktzeit von nur 0.6 Sekunden pro Solarzelle. Der neue Prozess kann auch für den funktionalen Druck im Bereich Wasserstofftechnologie, Sensorik oder Leistungselektronik eingesetzt werden. Besucherinnen und Besucher der LOPEC (23.-24.3. 2022, Internationales Congress Center München) 2022 können das Konzept am Messestand des Forschungsinstituts (FO.10) kennenlernen.


»Die Metallisierung per Siebdruck ist verfahrensbedingt auf einen Durchsatz von aktuell circa 0.9 Sekunden pro Solarzelle und Spur begrenzt «, begründet Dr. Florian Clement, Leiter der Abteilung Produktionstechnologie – Strukturierung und Metallisierung am Fraunhofer ISE das Forschungsinteresse. »Der Druck ist damit ein Flaschenhals im Produktionsprozess von Silicium-Solarzellen, und auch im Beschichtungsprozess von Stückgut-Komponenten in vielen anderen Branchen«.

Um den Durchsatz bei der Metallisierung weiter steigern zu können, entwickelte ein Projektkonsortium um die ASYS Automatisierungssysteme GmbH und das Fraunhofer ISE deshalb eine Demonstrator-Anlage für die Hochdurchsatz-Metallisierung von Silicium-Solarzellen und anderen elektronischen Bauteilen. Im Rahmen eines Proof of Concept konnten sie nun zeigen, dass sich der Durchsatz des Druckprozesses um den Faktor 1,5 erhöhen lässt. »Die Anlage hat das technische Potenzial den Durchsatz im Vergleich zu Siebdruckanlagen zu verdoppeln,« erklärt Dr. Andreas Lorenz, Projektleiter am Fraunhofer ISE.

Die Anlage verfügt über ein neu entwickeltes Hochdurchsatz-Transportsystem. Dabei werden die zu beschichtenden Bauteile auf autonomen »Shuttles« mit hoher Geschwindigkeit und Präzision durch Druckwerke der Schweizer Maschinenbaufirma Gallus Ferd. Rüesch AG (Teil der Heidelberger Druckmaschinen AG) transportiert und mit feinsten Strukturen passgenau beschichtet. Je nach Anforderung kann ein Rotationssiebdruckwerk oder ein Flexodruckwerk zugeschaltet werden, weitere Druck- und Beschichtungsverfahren wie Multi-Nozzle Dispensing und Tiefdruck sind aufgrund der modularen Bauweise ebenfalls integrierbar.

Die möglichen Anwendungsgebiete der neuen Anlage gehen dabei weit über die Metallisierung von Siliciumsolarzellen hinaus. Während die überwältigende Mehrheit der Druck- und Beschichtungsanlagen im Markt nach dem Prinzip »Rund-zu-Rund« arbeitet und damit auf bahnförmige Substrate beschränkt ist, adressiert diese Anlage die Hochdurchsatz-Beschichtung von Stückgut-Komponenten wie Solarzellen, Leiterplatten, Chipkarten und einer Vielzahl weiterer Bauteile.

Quelle: Fraunhofer ISE   

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Freitag, 18. März 2022

(Wieder-) Aufbau einer europ. Solarindustrie

Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg führen in aller Deutlichkeit die Problematik einer global vernetzten Welt und insbesondere der Auslagerung von Schlüsselindustrien vor Augen. Dies gilt für die Lieferketten fast aller verfügbaren Energien, für fast alle Konsumgüter und zu einem gewissen Grad auch für die Photovoltaik, bei deren Herstellung Europa bis vor 10 Jahren noch führend war. Die EU will die Solarindustrie nun zurück nach Europa holen. Die Schweiz kann und muss sich an diesem Projekt beteiligen.

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Die EU hat die Problematik als Chance erkannt und beschlossen, eine aktive Industriepolitik zu betreiben und unter anderem die Produktion von Solarpanels nach Europa zurückzuholen. Deshalb wurde in der EU im Jahr 2021 die European Solar Initiative gegründet, für die Investitionen in der Höhe von 400 Milliarden Euro über den Zeitraum von dreissig Jahren vorgesehen sind. 

Der Forschungsstandort Schweiz kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten: Nicht wenige Photovoltaikpioniere kommen aus der Schweiz. Ihr Wissen kam schon zu Beginn auch dem inländischen Werkplatz zugute. Bis heute kann sich der innovative Geist behaupten. Die Schweiz ist heute weltweit führend in der zukunftsträchtigen Gebäudeintegration von Photovoltaik. Nun sind es neben kreativen Forschungsstätten auch Modulproduzenten, Zubehörentwickler, Architekturschaffende und Bauherrschaften, welche die Photovoltaik hierzulande weiterentwickeln und somit auch global vorantreiben. Viele  sind Mitglieder von Swissolar. Die kleine Schweiz kann durchaus ein wichtiger Player im Wiederaufbau einer europäischen Photovoltaikproduktion sein. 

Die Schweiz kann und muss sich am Aufbau einer europäischen Solarindustrie beteiligen: Swissolar begrüsst die Zustimmung des Nationalrats zum Postulat von Nationalrätin Gabriela Suter, Vizepräsidentin von Swissolar, zur Beteiligung der Schweiz am Aufbau einer europäischen Solarindustrie: Es ist ein Bekenntnis zu einem gesamteuropäischen Engagement, die Importabhängigkeit bei Solarmodulen zu reduzieren. Enttäuscht ist Swissolar allerdings von der kategorischen Ablehnung industriepolitischer Anreize durch Bundesrat und Nationalrat. Die Ablehnung ist eine vertane Chance, die Schweizer Position als Wissens- und Innovationsvorreiterin im PV-Bereich weiter auszubauen und damit zur Stärkung der europäischen Solarindustrie beizutragen.

Die momentan hohe Abhängigkeit von Modulimporten darf gleichzeitig kein Grund sein, den raschen Ausbau der Photovoltaik (PV) in der Schweiz weiter zu verzögern. Denn im Gegensatz zu fossilen Energieträgern geschieht der Import nur einmalig und nicht während der Betriebsdauer von rund 30 Jahren oder mehr. Während dieser Zeit trägt Photovoltaik mittels emissionsfreier Stromproduktion dazu bei, die heutigen Energieimporte in der Höhe von jährlich rund 8 Milliarden Franken Jahr für Jahr weiter zu reduzieren. Eine PV-Anlage produziert in der Schweiz durchschnittlich das 20- bis 25-fache an Energie, die für ihren Lebenszyklus (Produktion, Betrieb, Recycling) nötig ist. 

Photovoltaik produziert emissionsfreien Strom, Wertschöpfung und Jobs in der Schweiz: Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist hervorzuheben, dass die Modulkosten, je nach Anlagegrösse, noch 20 bis 40 % der Investitionskosten ausmachen. Wechselrichter und Tragwerk machen weitere 20 % aus. Ein Teil davon wird bereits heute von Schweizer Unternehmen produziert. Der ganze Rest, also rund die Hälfte der Investition, verbleibt als Wertschöpfung (hauptsächlich Planung, Installation, Wartung) in der Schweiz. Im vergangenen Jahr (2021) entsprach alles zusammen einem Umsatz von mehr als  500 Millionen Franken, der direkt in die einheimische Wirtschaft floss – Tendenz steigend. Heute umfasst die Schweizer Solarbranche bereits rund 7000 Vollzeitstellen und diese Zahl dürfte sich in den nächsten 10 Jahren verdreifachen. Swissolar arbeitet deshalb zurzeit am Aufbau einer Berufslehre mit Fokus Solarmontage. Denn das Ziel ist klar: Bis 2050 muss Schweizer Photovoltaik 45 TWh Strom im Jahr liefern, also 15-mal mehr als heute. Was es braucht, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat Swissolar kürzlich in einem 11-Punkte-Programm der Schweizer Solarwirtschaft zusammengefasst.  

Vor all diesem Hintergrund wenig erstaunlich: Mittlerweile befürworten alle grossen Schweizer Parteien von links bis rechts grundsätzlich den massiven Ausbau der Photovoltaik hierzulande. Swissolar würde es begrüssen, wenn den Worten auch parteiübergreifend – insbesondere bei der FDP und SVP – mehr Taten folgen. 

Postulat «Beteiligung der Schweiz am Aufbau einer europäischen Solarindustrie» 
Chronologie des Postulats
11-Punkte-Programm der Schweizer Solarwirtschaft

Quelle: Swissolar - Foto: CSEM, Solarstratos, CNES Neuchâtel

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Zusammenstellung der Parlamentswochen

Die Frühjahrssession 2022 des Parlaments findet heute Freitag ein Ende. Die 3 Sessionswochen waren geprägt von den Ereignissen in der Ukraine. Die Auswirkungen des Kriegs auf die Energiemärkte und die Versorgungssicherheit wurden diskutiert und fanden Eingang in diverse Anfragen und Vorstösse. Folgend ein Überblick über die energiepolitischen Geschäfte der Session.

Erste Woche: In der ersten Woche behandelte der Nationalrat die Initiative Für ein gesundes Klima (Gletscher-Initiative). Sie will die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen der Schweiz bis 2050 auf Netto-Null zu senken und verlangt, dass ab 2050 keine fossilen Brenn- und Treibstoffe mehr in Verkehr gebracht werden dürfen. Der Bundesrat legt dem Parlament einen direkten Gegenentwurf vor, welcher am Ziel festhält aber auf das Verbot verzichtet. Die Grosse Kammer hat die Initiative mit 99 zu 89 Stimmen zur Ablehnung und den Gegenvorschlag mit 104 zu 67 Stimmen zur Annahme empfohlen.

Die Motion von Ständerat Matthias Samuel Jauslin (FDP Aargau) «Energieautonomie der Immobilien des Bundes. Fotovoltaik-Offensive» wurde nun auch im Ständerat angenommen. Der Bundesrat war mit dem Auftrag einverstanden und die Verwaltung wird sich jetzt an der Umsetzung machen.

Zweite Woche: In der zweiten gingen beim Bundesamt für Energie insgesamt 17 Fragen aus der Fragestunde ein: 22.7328, 22.7307, 22.7298, 22.7297, 22.7296, 22.7226, 22.7273, 22.7014, 22.7055, 22.7043, 22.7070, 22.7118, 22.7119, 22.7122, 22.7135, 22.7151, 22.7181. Bei vielen Fragen standen die Krise in der Ukraine und die Abhängigkeit der Schweiz von fossilen Energien im Zentrum. Beispielsweise bei Frage 22.7298 von Nationalrat Balthasar Glättli (Grüne Zürich) «Erneuerbare Energien als Freiheitsenergien: Sofortprogramm zur Reduktion der fossilen Abhängigkeit der Schweiz durch massives Investitionsprogramm».

Dritte Woche: Die dritte Woche der Frühjahrsession war geprägt von der dinglichen Debatte zum Ukraine-Konflikt. Bundesrätin Simonetta Sommaruga betonte erneut die Wichtigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien. «Wir müssen die Erneuerbaren mit aller Kraft ausbauen, es ist mehr Tempo angesagt. Zudem müssen wir die Energieverschwendung zurückfahren», sagte sie im Rahmen der Debatte. Die Rahmenbedingungen dazu seien gut aber die Politik sei immer noch gefragt. Die Bevölkerung und Wirtschaft seien bereit für den Energiewandel.

Die dringliche Interpellation «Strom, Benzin und Heizöl werden immer teurer. Was unternimmt der Bundesrat gegen die massiv steigenden Energiepreise?» der SVP stellte Fragen zur Lage der Schweizer Energieversorgung im Rahmen des Konflikts in der Ukraine und der steigenden Energiepreise und wurde vom Bundesrat ausführlich beantwortet.

Zusätzlich wurde aus energiepolitischer Sicht in der dritten Woche die parlamentarische Initiative von Nationalrat Franz Grüter (SVP Luzern) «Keine Mehrwertsteuern auf Steuern und Abgaben erheben» diskutiert. Die Initiative wurde mit 105 zu 84 Stimmen angenommen und an die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerats überwiesen.

Die Sommersession beginnt am 30. Mai und dauert bis zum 17. Juni 2022.

Florin Konrad, Hochschulpraktikant Medien & Politik, Bundesamt für Energie -
energeiaplus.com
 

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Sonntag, 13. März 2022

Solarer Schmetterling macht sich auf den Weg

SolarButterfly:   Das ist ein solarbetriebenes Wohnmobil in Form eines riesigen Schmetterlings, der das Elektrofahrzeug, das ihn zieht, auflädt. Es wird bald auf der Suche nach Projekten und Pionieren gegen die globale Erwärmung um die Welt reisen. 

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Initiator ist der Schweizer Umweltpionier Louis Palmer, der vor 15 Jahren als erster Mensch die Welt mit einem solarbetriebenen Auto umrundet hat. Der SolarButterfly und seine Passagiere werden nun viele der Projekte, die Palmer damals in 90 Ländern gesehen hat, erneut besuchen und darüber berichten, wie sie zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen.  Außerdem sollen 1.000 Lösungen in Sachen Klimawandel identifiziert, aufgezeichnet und veröffentlicht werden, um Millionen von Menschen zu ähnlichen Massnahmen zu inspirieren.

Das speziell von der Hochschule Luzern in der Schweiz entworfene Wohnmobil ist ein praktisches Beispiel für nachhaltiges Leben ohne Kohlenstoffemissionen. Eines seiner einzigartigen Merkmale ist, dass sich sein Dach zu einem großen Solarpaneel (80 m2) oder «Schmetterlingsflügel» entfaltet, der die Geräte im Inneren mit Strom versorgt und sogar das Elektroauto, das es zieht, auflädt. Der SolarButterly (10 m lang und mit hochgeklappten Flügeln 13 m breit) wird aus hochmodernen Materialien gebaut, darunter Kunststoffabfälle, die im Meer gesammelt und in einem einzigartigen Verfahren so umgewandelt werden, dass sie als Hauptbaumaterial für den Butterfly verwendet werden können. Der SolarButterfly wird derzeit in der Nähe von Luzern in der Zentralschweiz gebaut.

 

Für die zahlreichen Studierenden der Hochschule Luzern, die an dem Projekt beteiligt waren, gab es von der Konstruktion bis zur Einrichtung viele Fragen zu beantworten und Probleme zu lösen. Im Blogbeitrag erfahren Sie mehr darüber. Begleitet hat die Studierenden Prof. Dr. Stephen Wittkopf, Leiter WIT (Wissens- und Innovationstransfer) am Departement Technik & Architektur der Hochschule Luzern, der Ihnen gerne Fragen zum Projekt beantwortet und Kontakt zu Studierenden herstellen kann, die daran mitgearbeitet haben.

The SolarButterfly is planning to visit more than 1,000 projects that focus on slowing climate change.  It will also create events with the local population, schools and political leaders involved.  The project will be implemented in phases starting with 22,000 kilometers across 32 countries in Europe.  According to the planned route the SolarButterfly will then visit five other continents finishing in Paris on December 12, 2025, just in time for the tenth anniversary of the climate agreement.  Following Europe (May to November 2022) the SolarButterfly itinerary and time frame will be:

1.     Asia  March - October 2023
2.     Australia November – December 2023
3.     North America March 2024 - August 2024.
4.     South America August 2024 - November 2024.  
5.     Africa  February 2025 - August 2025
6.     Europe August 2025 – December 2025.

 Quelle: Hochschule Luzern 

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Samstag, 12. März 2022

Solarpanels for Peace

Dank Solarenergie kann sich die Schweiz künftig mit umweltfreundlichem Strom selbst versorgen. Der geforderte Umbau ist ein Generationenprojekt. Letztlich leisten wir damit aber einen Beitrag zum Frieden. Übernahme des Textes der Schweizerischen Energie Stiftung.

Von Daniel Bütler & Nils Epprecht*
Illustrationen: Tomas Fryscak

Mit dem Krieg in der Ukraine ist die Angst vor einem russischen Atomschlag zurück. Als sich die Schweiz in den 1960ern vor einem Nuklearangriff der Sowjets fürchtete, setzte man auf Bunker. Bis vor wenigen Jahren mussten Bauherr:innen in ihrem Eigenheim einen Schutzraum einbauen. Bezahlt aus der eigenen Kasse. So wurde die Schweiz das Land mit der vermutlich höchsten Bunkerdichte weltweit. Generationen von Hausbesitzer:innen akzeptierten diese «Zwangsmassnahme» klaglos. Es ging ja um den Schutz des eigenen Lebens.

Auch wenn das 20. Jahrhundert gerade ein unrühmliches Comeback feiert, bleibt die Klimakrise die grösste Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Drei Viertel der Schweizer Treibhausgasemissionen stammen aus dem Verbrennen fossiler Energieträger – zum Heizen, für Verkehr und Industrie. Das entscheidende Mittel, um Treibhausgasemissionen zu vermeiden, sind erneuerbare Energien, beispielsweise in Form von Photovoltaik. Rund 15’000 Franken kostet eine Solaranlage auf einem Einfamilienhaus. Gleich viel wie ein Schutzraum.

Solarenergie in der Pole-Position

Um die Treibhausgasemissionen auf null zu reduzieren, brauchen wir neue Kapazitäten, beispielsweise, um den Verkehr zu elektrifizieren. Hinzu kommt, dass der wegfallende Atomstrom ersetzt werden muss und es unsicher ist, wie viel Strom die Schweiz künftig importieren kann. Die Dimensionen des notwendigen Umbaus sind gewaltig. Eine Greenpeace-Studie zur Dekarbonisierung unseres Energiesystems zeigt: Um das Ziel einer maximalen Erderwärmung von 1,5 Grad zu unterstützen, muss die Schweiz bis 2035 Kapazitäten von 35 bis 45 Terawattstunden (TWh: Milliarden Kilowattstunden) neu bauen. Zum Vergleich: 2020 verbrauchte das Land rund 56 TWh Strom.

In der Pole-Position steht die Solarenergie. Sie kann viel schneller als alle anderen Energieformen installiert werden und ist heute bei Neuanlagen schon am günstigsten. Bei der Wasserkraft gilt das Potenzial als praktisch ausgeschöpft. Neue Wasserkraftwerke bedeuten immer einen grösseren Eingriff in die Natur und können der Biodiversität schaden. Für Windkraft sind die engräumigen Verhältnisse in der Schweiz nicht ideal, was immer wieder zu politischem Widerstand führt.

Die Angst vor der Atombombe

Mit politischem Widerstand gegen Energieprojekte kennt sich die Schweiz aus. Gegen Talsperren und insbesondere gegen Atomkraftwerke kam es vor über 50 Jahren zu Massenprotesten. Die Gründung der umwelt- wie auch der friedenspolitischen Bewegungen gehen auf denselben Urmoment zurück, wie das Schweizer Bunkerobligatorium: die sowjetische Atombombe. 1953 musste der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower in einer Rede vor der UN-Vollversammlung eingestehen: «Das schreckliche Geheimnis und die furchterregenden Maschinen der Atommacht gehören nicht uns allein.» Die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki hatten acht Jahre zuvor den zweiten Weltkrieg beendet und den Startschuss für das nukleare Wettrüsten zwischen Ost und West gegeben. Eisenhower suchte nach einem neuen Weg, um den USA möglichst umfassende Kontrolle über die Atomtechnologie zu sichern. «Es reicht nicht aus, die Waffe aus den Händen der Soldaten zu nehmen. Sie muss in die Hände derer gelegt werden, die es verstehen, ihre militärische Hülle abzustreifen und sie den Künsten des Friedens anzupassen», schlug er deshalb vor. Unter der Schirmherrschaft einer Atomenergieagentur der Vereinten Nationen und damit unter penibler Kontrolle der USA sollte dem sowjetischen und potenziellen weiteren Atomwaffenprogrammen der Nährboden entzogen werden, indem spaltbares Material der zivilen Stromproduktion zugeführt wurde. Die Idee Atoms for Peace war geboren.

Dem Solarausbau stehen Hürden im Weg

Die Ölkrisen in den 1970ern halfen mit, die Atomkraft als beständige Energiequelle zu etablieren. In der Schweiz zeigte sich dies durch den Bau der AKW Gösgen und Leibstadt. Spätestens seit den 1990ern setzten die Atompromotor:innen auf ein weiteres Argument: die Atomenergie als klimafreundliche Energie.

Das Narrativ feiert dieser Tage und Wochen gerade seine x-te Renaissance. Atomenergie weist zwar eine relativ gute CO2-Bilanz auf, doch die gesamte Umweltbilanz und die Langzeitrisiken sind verheerend. Ausserdem ist sie viel teurer als erneuerbare Energie. Daher weisen Schweizer Energieunternehmen den Bau neuer AKW weit von sich. Genau wie die zuständige Ständeratskommission. Auch bürgerliche Politiker:innen sind skeptisch. Der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller sagt: «Wer von einem möglichen AKW-Neubau redet, verkennt die Meinung von Expertinnen und Betreibern. Sie raten aktuell davon ab, weil ein Neubau zu spät käme und zu teuer wäre.» Stattdessen solle man den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben.

Das hat die Schweiz auch per Volksabstimmung beschlossen. 2017 sagte die Mehrheit Ja zur Energiewende. Doch beim Ausbau der neuen erneuerbaren Energien Solar und Wind liegt die Schweiz europaweit im Hintertreffen. Der Anteil von Solarenergie an der gesamten Stromproduktion beträgt knapp 5 %. Windenergie ist praktisch inexistent.

«Vor 2017 fehlte schlicht der Wille zum Ausbau der neuen Erneuerbaren. Man glaubte, man könne notfalls neue AKW bauen», sagt Nadine Masshardt, Berner SP-Nationalrätin und Präsidentin des Stiftungsrats der SES. Die Politik habe sich bisher zu wenig ambitionierte Ziele gesetzt, konstatiert Felix Nipkow, Co-Leiter Klima und erneuerbare Energien bei der SES: «Zudem gab es aus der Strombranche Widerstand, weil man Solarenergie als Konkurrenz betrachtete.» Das habe sich geändert, sagt Masshardt: «Heute ist der Wunsch zum Ausbau da. Aber immer, wenn es konkret wird, hapert es an allen Enden.» Für die Dekarbonisierung bis 2035 muss die Produktion von Solarstrom um den Faktor 12 bis 17 erhöht werden. Der jährliche Zubau sollte sich dafür verfünffachen.

Zentral sind dabei die Gebäude. Auf Dächern und Fassaden könnten gemäss Berechnungen des Bundesamts für Energie Solarpanels mit einer Produktion von bis zu 67 TWh montiert werden. Heute werden erst 4 % der Gebäudeflächen dafür genutzt. In der Vergangenheit bremsten lange Wartefristen bei den Unterstützungsbeiträgen den Solarausbau. Und noch immer rechnet sich die Solarstromproduktion nur für den Eigenverbrauch, nicht aber zum Einspeisen ins Netz, weil viele Stromversorger schlicht zu wenig bezahlen.

Energiegemeinschaften fördern

Damit mehr Solaranlagen an Gebäuden montiert werden, braucht es Investitionssicherheit, findet die SES. Doch der Bund macht das Gegenteil. Gemäss dem Entwurf zum neuen Energieversorgungsgesetz werden kleinere Solaranlagen noch unrentabler. Die SES fordert, dass es künftig eine garantierte Untergrenze beim Preis für Solarstrom aus kleinen und mittelgrossen Anlagen gibt. Das Parlament muss das Gesetz hier nachbessern.

Bremsend wirkt zudem, dass die Netzbetreiber:innen die vollen Netzgebühren verrechnen, wenn Private Solarstrom lokal handeln möchten. «Für den Stromhandel unter Nachbar:innen braucht es einen Lokaltarif», fordert David Stickelberger vom Branchenverband Swissolar. So könne man Energiegemeinschaften fördern. Österreich habe das eingeführt, seither boome der lokale Solarstromhandel. «Grundsätzlich braucht es für den Ausbau der Solarenergie mehr finanzielle Unterstützung und eine Pflicht», so Stickelberger weiter.

Für Jürg Rohrer, Professor für erneuerbare Energien an der ZHAW, lautet die entscheidende Frage: «Sind wir bereit, Gebäudebesitzer:innen zu verpflichten, ihr Dach mit einer Photovoltaikanlage auszurüsten?» Ein Solarstandard für Neubauten, das Pendant zum Bunkerobligatorium, wird auf Bundesebene diskutiert. Und er scheint mehrheitsfähig. Eine entsprechende Motion von Jacques Bourgeois (FDP) wurde im Nationalrat fast einstimmig angenommen. Trotzdem hat der Bundesrat das Anliegen in seinem Gesetzesentwurf zur Beschleunigung der Verfahren im Energiebereich (noch?) nicht übernommen.

Mit Solaranlagen an Gebäuden wird sich vermutlich nicht der ganze notwendige Zubau stemmen lassen. Genutzt werden können auch Strassen, Parkplätze, Autobahnböschungen und Lärmschutzwände. Panels lassen sich zudem auf freiem Feld installieren. «Wir müssen uns von der Idee verabschieden, dass Solarmodule in der freien Landschaft zwangsläufig negative Effekte haben», sagt Solarexperte Jürg Rohrer. Studien würden zeigen, dass sie sogar die Biodiversität fördern könnten. Rohrer plädiert dafür, auf Freiflächen im Berggebiet Solaranlagen zu erstellen. Hier liesse sich gerade im Winter viel Strom erzeugen.

Gegen solche Anlagen ist Widerstand programmiert. Generell sind Zielkonflikte bei einer grossen Solaroffensive unvermeidbar. Widerstand dürfte von der Hauseigentümerlobby und vom Heimat- oder Landschaftsschutz kommen. Und von den Fossilverbänden. Denn die Solarenergie ist das Paradebeispiel dafür, dass sich die Erneuerbaren vom Nischenprodukt für Freaks zur Bedrohung für die fossile Wirtschaft entwickelt haben. Der Widerstand gegen die Energiewende wird längst professionell organisiert und ist mittlerweile auch in gewissen Parteiprogrammen zuoberst angekommen. Sogar das nüchterne Bundesamt für Energie sah sich kürzlich dazu genötigt, eine Studie herauszugeben, in der Vorurteile gegenüber der Solarenergie wissenschaftlich entkräftet werden.

International sieht das nicht anders aus: Die Klima- und die Energiepolitik sind nicht erst seit der Konkurs gegangenen Nord Stream 2 zum Spielball nationaler Partikularinteressen geworden. An der letzten Klimakonferenz in Glasgow konnte beobachtet werden, wie schwer sich China und die USA taten, angesichts grosser geopolitischer Differenzen einen gemeinsamen Nenner in der Klimapolitik zu finden.

Mit Atoms for Peace lancierte Eisenhower vor fast 70 Jahren bereits einmal einen – allerdings schlecht getarnten – Vorschlag, die Geopolitik zugunsten der Energiepolitik hintenanzustellen. Atomare Friedenspolitik hat seither Tradition. So war das von Michail Gorbatschow, Ronald Reagan und François Mitterrand 1985 lancierte Kernfusionsprojekt ITER Sinnbild für die Annäherung zwischen Ost und West. Dass das Projekt im südfranzösischen Cadarache auch 37 Jahre später noch nicht fertig gebaut ist, ist völlig zweitrangig.

Gute Klimapolitik schafft Frieden

Doch just einer von Mitterrands Nachfolgern, der aktuelle französische Präsident Emmanuel Macron, liess Eisenhowers Bluff Ende 2020 ganz offiziell auffliegen: «Die Kernenergie wird weiterhin der Eckpfeiler unserer strategischen Autonomie sein. Sie dient der Abschreckung in verschiedenen Formen, dem Antrieb unserer Atom-U-Boote, für unsere Trägerraketen und für den nuklearen Antrieb unserer Flugzeugträger», sagte er in einer denkwürdigen Rede anlässlich eines Besuchs in der Nuklearschmiede Le Creusot.

Doch im Unterschied zum Kalten Krieg hilft gegen die Klimakrise keine Friedenspolitik, sondern nur die rasche Dekarbonisierung. Umgekehrt gilt jedoch sehr wohl, dass gute Klimapolitik zur Friedenspolitik wird: «Denn Frieden schaffen, heisst nicht nur Gewalt verhindern oder sie abwehren, wenn die Konflikte bereits eskalieren […]. Frieden schaffen heisst auch vorausschauen und dafür sorgen, dass Grundbedürfnisse […] erfüllt werden, auch die berechtigten Ansprüche auf Energie. […] Versorgungssicherheit bedeutet also viel mehr als die Sicherheit, dass das Licht angeht, wenn wir den Schalter drehen. […] Eine Energieversorgung, welche den Lebensraum anderer wahrt und so gewalttätige Konflikte vermeidet, ist langfristig wirtschaftlich rentabel und dient dem globalen Frieden.» Diese Passage aus einem 2009 gehaltenen Referat des damaligen Bundesrats Moritz Leuenberger ist noch immer brandaktuell. Das gilt für den Ukraine-Krieg, in der die Energieabhängigkeit Europas eine zentrale Rolle spielt. Das gilt aber erst recht angesichts steigender Meeresspiegel, Dürren und Naturkatastrophen, die dazu führen, dass Millionen von Menschen ihre Lebensgrundlagen verlieren und zur Flucht gezwungen werden. Der Konflikt von morgen, dessen Nährboden wir heute mit dem fortschreitenden Klimawandel gerade legen.

Es wird Zeit für einen echten energiepolitischen Friedensbeitrag: Solar for Peace! So wie wir einst Bunker bauten, müssen wir nun Solarpanels installieren.

*Die Autoren

Daniel Bütler

Daniel Bütler
Freischaffender Journalist und Texter in Zürich.

www.danielbuetler.com

Nils Epprecht

Nils Epprecht
Geschäftsleiter

Tel. 044 275 21 21
Mobile: 077 455 99 79
Mail: nils.epprecht@energiestiftung.ch
Twitter: @nepprecht

Quelle: Schweizerische Energie Stiftung

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