Der Blog Solarmedia widmet sich der Solarenergie und der neuen solaren Weltwirtschaft ... gehört zu «Media for Sustainability» des Ökonomen und Journalisten Guntram Rehsche (siehe auch http://guntram-rehsche.blogspot.ch) ... Beiträge zeitlich geordnet, Stichwort- / Labelsuche in linker Spalte ...
Die derzeit hohen Strompreise wirken sich auch auf die Betreiber und Betreiberinnen von Anlagen aus, die via Einspeisevergütung (KEV)
gefördert werden. Steigt der Börsenstrompreis und somit der
Referenz-Marktpreis über den vereinbarten Vergütungssatz, wird den
Anlagenbetreiberinnen und -betreibern die Differenz in Rechnung
gestellt. Energeiaplus erklärt die Hintergründe.
Das
Einspeisevergütungssystem (KEV) ist ein Instrument des Bundes zur
Förderung der erneuerbaren Energien. Seit 2021 wurden keine neuen
Anlagen mehr ins KEV-System aufgenommen (siehe Kasten). Die KEV soll
einen kostendeckenden beziehungsweise seit 2018 einen kostenorientierten
Betrieb von Photovoltaik-, Biomasse-, Windenergie-, Wasserkraft- und
Geothermieanlagen ermöglichen. Finanziert wird die Einspeisevergütung
aus dem Netzzuschlagsfonds.
In
Zeiten tiefer Marktpreise deckt die KEV die Differenz zwischen dem
durchschnittlichen Börsenstrompreis, dem sogenannten
Referenz-Marktpreis, und dem Vergütungssatz. Die KEV federt somit die
Risiken für die Anlagenbetreiberinnen und Anlagenbetreiber ab. Wenn die
Strompreise höher als der Vergütungssatz sind, können Anlagenbetreiber
und -betreiberinnen aber auch keinen zusätzlichen Gewinn erzielen. Die
Auszahlung ist gedeckelt: Mehr als den vereinbarten Vergütungssatz
erhalten sie nicht. Dies entspricht der gesetzlichen Vorgabe.
Die
Referenz-Marktpreise erfuhren seit Einführung der KEV so manche
Kapriolen. 2009 lag der Marktpreis bei knapp 11 Rp/kWh. Danach erfolgte
eine Talfahrt, welche im zweiten Quartal 2020 seinen Tiefpunkt mit 1,8
Rp./kWh erreichte. Seit dem Jahr 2021 steigen die Referenz-Marktpreise
jedoch deutlich an und erreichten gegen Ende des letzten Jahres mit
23,7 Rp./kWh für PV-Anlagen und 24,8 Rp./kWh für die übrigen
Technologien einen Rekordwert. Dies ist insbesondere auf die gestiegenen
Öl-, Gas- und CO2-Preise auf den Weltmärkten zurückzuführen.
Für rund 10 Prozent der KEV-Empfänger liegen die Referenz-Marktpreise
des 4. Quartals 2021 damit über dem zugesicherten Vergütungssatz.
Grafik: BFE
Was heisst das nun für diese KEV-Anlagenbetreiber und – betreiberinnen? Es
gilt zu unterscheiden zwischen Betreiberinnen und Betreibern, die ihren
Strom direkt vermarkten müssen (Direktvermarktung) und allen anderen. Betreiber
von Direktvermarktungsanlagen erhalten wie gewohnt den Erlös für die
eingespeiste Energie direkt von ihrem Vermarkter (i.d.R.
Energieversorgungsunternehmen). Einen zusätzlichen Gewinn dürfen
KEV-Anlagen aber nicht abwerfen. Oder anders gesagt: Ist der
Referenz-Marktpreis höher als der festgelegte Vergütungssatz, steht die
Differenz dem Netzzuschlagsfonds zu. Diese Differenz stellt Pronovo den
Betreibern und Betreiberinnen vierteljährlich in Rechnung und überweist
sie dem Netzzuschlagsfonds.
Für Betreiberinnen und Betreiber der
anderen KEV-Anlagen ändert sich nichts: Sie erhalten in Summe wie
gewohnt den Vergütungssatz pro Kilowattstunde eingespeisten Stroms, den
die Vollzugsstelle Pronovo festgesetzt hat. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Homepage von Pronovo. Möchte
eine Anlagenbetreiberin oder ein Anlagenbetreiber vollständig von den
hohen Strompreisen profitieren, kann sie respektive er aus der KEV
austreten. Eine Rückkehr in die KEV ist nicht mehr möglich, auch dann
nicht, wenn die Strompreise wieder sinken. Das Risiko trägt dann der
Produzent beziehungsweise die Produzentin.
Die
Einspeisevergütung (KEV) wurde 2009 eingeführt. Produzenten von
Wasserkraft-, Biomasse-, Photovoltaik-, Windenergie- und
Geothermieanlagen erhalten pro produzierter und ins Stromnetz
eingespeister Kilowattstunde einen festgelegten Vergütungssatz (Rp./kWh)
ausbezahlt.
Die Auszahlung erfolgt vierteljährlich während 10 bis
25 Jahren und wird aus dem Netzzuschlagsfonds finanziert. Seit 2021
werden keine neuen Anlagen mehr in die KEV aufgenommen. Die
Einspeisevergütung wurde durch sogenannte Investitionsbeiträge bzw.
Einmalvergütungen abgelöst.
Nicole Kaiser,
Fachspezialistin Erneuerbare Energie, und Laura Antonini, Stv. Leiterin
Sektion Erneuerbare Energie, Bundesamt für Energie
Heute Dienstag und morgen Mittwoch findet in Bern zum 20. Mal die Schweizer
Photovoltaik-Tagung statt. Das dominierende Thema ist der Boom der PV hierzulande, der vor dem Hintergrund der energetischen
Abhängigkeit der Schweiz von kriegstreiberischen Regimes nochmals
dringlicher geworden ist. Die Solarbranche ist sich einig, dass es für
den Aufbau einer sicheren, unabhängigen und klimaschonenden
Energieversorgung eine Verdreifachung des jährlichen Zubaus von PV-Anlagen braucht und dass dieser auch zu erreichen ist.
Die
Schweizer Solarwirtschaft boomt und hat in den letzten zwei Jahren
gezeigt, dass sie ein starkes Wachstum bewältigen kann, und dass sie mit
innovativen Lösungen die Integration ins Stromnetz voranbringen kann.
An die Politik geht der Appell, rasch die verbleibenden Hürden für das
weitere Wachstum aus dem Weg zu räumen. Bundesrätin Simonetta Sommaruga (siehe Bild) sagte dazu in ihrer Eröffnungsrede vor mehr als 700 Teilnehmenden: «Noch nie wurden so viele Solaranlagen gebaut wie jetzt. In den letzten beiden Jahren gab es einen Rekordzubau an Photovoltaik. Und der Boom wird nicht nur anhalten, sondern noch stärker werden. Denn die Bevölkerung will weg von Öl und Gas»
Nach
dem Rekordzubau im Jahr 2020 konnte 2021 ein weiteres starkes
Marktwachstum verzeichnet werden, das sich auch im laufenden Jahr
fortsetzt. Dies gilt erfreulicherweise für sämtliche Marktsegmente wie
Ein- und Mehrfamilienhäuser, Industriebauten usw. gleichermassen. Hohe
Energiepreise, der Wunsch nach energetischer Unabhängigkeit und nach
einem Beitrag zum Klimaschutz sowie die grosse Nachfrage nach
Elektromobilität werden von der Schweizer Solarwirtschaft als
Markttreiber genannt.
200'000 Panels im Februar, eine halbe Milliarde Wertschöpfung und eine neue Berufslehre: Alleine
im Februar wurden 200’000 Solarpanels auf Schweizer Dächer
gebaut. Mittlerweile deckt die Photovoltaik über 6 Prozent des Schweizer
Strombedarfs. Schon nur bei gleichbleibendem Tempo kommt
jährlich ca. 1 Prozent dazu. Die Wertschöpfung der Photovoltaik in der
Schweiz belief sich im vergangenen Jahr (2021) auf über 700 Millionen
Franken (hauptsächlich durch Planung, Installation, Wartung und Export
von Maschinen, Werkzeugen und Komponenten), die direkt in die
einheimische Wirtschaft floss – Tendenz steigend.
«Die
Schweizer Solarwirtschaft hat 2021 eine Auftragssteigerung von 30
Prozent gestemmt», sagt Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger. Heute
umfasst die Schweizer Solarbranche bereits rund 7000 Vollzeitstellen
und diese Zahl sollte und dürfte sich in den nächsten 10 Jahren
verdreifachen. Deshalb baut Swissolar derzeit einen Berufslehrgang auf: «Immer
mehr Junge wollen in diesen Bereich einsteigen», so Stickelberger. «Wir
müssen ihnen eine solide Ausbildung ermöglichen.» Ab 2024 soll die Ausbildung zum Solarspezialisten starten.
Auf gutem Weg, den jährlichen Zubau zu verdreifachen: Das erfreuliche Marktwachstum muss sich für die Erreichung der
Klimaziele und für die Sicherheit der Stromversorgung weiter fortsetzen.
Bis 2030 sollte der jährliche Zubau bei 2000 Megawatt liegen, dreimal
höher als heute. Was es braucht, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen,
hat Swissolar kürzlich in einem 11-Punkte-Programm der Schweizer Solarwirtschaft zusammengefasst.
Welche
Rahmenbedingungen für diesen Ausbau geschaffen werden müssen, ist
Gegenstand einer Podiumsdiskussion mit Daniel Büchel (BFE), Michael
Frank (VSE), Beat Ritler (ResiQ) sowie Nationalrat und
Swissolar-Präsident Jürg Grossen: «Die Solarenergie wird zur tragenden
Säule der Schweizer Energieversorgung. Wir haben die Technologie, die Antworten und die Lösungen – jetzt müssen die Hürden weg», so Grossen.
Mit
dem angestrebten Ausbau wird Solarstrom zum wesentlichen Player im
Strommarkt, der zur Versorgungssicherheit beitragen und vermehrt im
energiewirtschaftlichen Kontext, also auf Netzebene und über die
Schweizer Grenzen hinaus, betrachtet werden muss. Diesen Themen widmen
sich die weiteren Referatsblöcke des ersten Tages.
Solaranlagen auf Dächern und Fassaden bleibt Hauptaufgabe:Trotz
den derzeit laufenden wichtigen Diskussionen zu möglichen alpinen
Standorten grosser Photovoltaikanlagen steht weiterhin das
Solarpotenzial der Dächer und Fassaden im Vordergrund. Allein auf
bestehenden Gebäuden und Infrastrukturen liesse sich mehr Strom erzeugen
als wir heute verbrauchen. Eine besondere Herausforderung ist dabei oft
die architektonische Integration. Diesem immer wichtiger werdenden
Thema widmet sich eine ganze Session des zweiten Veranstaltungstages.
Weitere Themen sind Neuigkeiten aus der Forschung, bei der die Schweiz
zur Weltspitze gehört, sowie die Vorstellung aktueller Beispiele zum
innovativen und praktischen Einsatz der Photovoltaik.
Über die 20. Schweizer Photovoltaik-Tagung
Gemeinsam
mit dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) und dem
Bundesamt für Energie (BFE) organisiert Swissolar jährlich die nationale
Photovoltaik-Tagung. Die diesjährige 20. Ausgabe findet heute und
morgen im Kursaal Bern und online statt. Mit insgesamt über 700
Teilnehmenden konnte ein neuer Besucherrekord erreicht werden.
Die Schweizer Photovoltaik-Tagung live auf Twitter: #pvtagung22
Über das 11-Punkte-Programm der Schweizer Solarwirtschaft
Solarenergie
wird in der Schweiz Strom in grossen Mengen liefern – erneuerbar,
zeitnah und kostengünstig. Damit diese Umstellung gelingt, müssen wir
jedoch mehr und schneller zubauen. 2050 soll Photovoltaik 45 TWh Strom
liefern, also 15-mal mehr als heute. Was es braucht, um dieses
ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat Swissolar in einem 11-Punkte-Programm
zusammengefasst. Die 11 Programmpunkte umfassen folgende Kategorien:
Eine der grossen Fragen der schweizerischen Energie-Politik lautet:
Welche Rolle soll Wasserstoff (H2) künftig spielen? Und ja, es gibt sie bereits schon,
konkrete H2-Projekte hierzulande. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit vermittelte
eine Tagung der Ostschweizer Fachschule (OST) in Rapperswil einen Überblick zu
aktuellen Projekten. Ein Exklusivbericht des Blogs Solarmedia, der sich künftig vermehrt mit Fragen der Rolle des Wasserstoffs beschäftigen wird.
Es dauerte nicht lange, da war die Tagung
nicht mehr bei den einzelnen Projekten, sondern die Teilnehmer*innen
interessierte vor allem die Kosten- und Preisfrage einerseits, die Folgen der
derzeitigen Verwerfungen auf den Energiemärkten und die Herkunft und
Beschaffenheit der Ausgangs- (Primär-) Energie andrerseits. Denn entgegen
weiterhin vorhandenen Einschätzungen ist Wasserstoff ja
eben nicht eine quasi in der Natur vorhandene Energieform, die einfach so zu
gewinnen ist. Vielmehr ist erst mit der Zuführung von Strom in einem
Elektrolyse-Vorgang aus Wasser einerseits H2 zu gewinnen, andererseits –
und das ist besonders reizvoll am Prozess – verbleiben Reststoffe, die der
Umwelt keinerlei Schaden zufügen, insbesondere kein klimaschädliches CO2.
Allerdings liegt die Krux in der zugeführten Energie, deren Verfasstheit in
einem Farbenschema zum Ausdruck kommt. Grünes H2 ist dabei jener Wasserstoff,
der nur mit erneuerbaren Energien gewonnen wird, also auch in der Vorstufe
CO2-frei bleibt.
Es ist hier nicht der Ort und Platz, die
Grundlagen der Wasserstoff-Wirtschaft zu erörtern, wenn das die Tagung in
Rapperswil von vergangenem Donnerstag auch ausführlich tat. Vielmehr sei auf
die einschlägigen Quellen im Internet verwiesen. Projekte aber zur
H2-Erzeugung in der Schweiz sind teils bereits realisiert, befinden sich in
grösserer Zahl erst in der Entwicklung auf verschiedenen Stufen und sind weit gehend unbekannt.
Stellvertretend erwähnt sei die Produktion von grünem Wasserstoff, die in
St.Gallen im Herbst bereits den Betrieb aufnehmen soll. Reto Zuglian,
Produktionsleiter der St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke, erläuterte an der Tagung, warum
das Werk Kubel eben garantiert grün produzieren werde: Die zugeführte Energie
stammt aus dem eigenen Wasserkraftwerk – nur Restwassermengen (also jene,
die nicht für die Produktion von Haushalt- und Gewerbestrom Verwendung finden)
gehen in die H2-Herstellung. Wirtschaftlichkeit ergibt sich laut Kubel ab rund 5000
Volllaststunden jährlich.
Ähnlich funktionieren übrigens bereits schweizweit Einrichtungen – sowie etwa jene, die im Elektrizitätswerk Höfe
angedacht ist. Das EW ist nach eigenen Angaben das
grösste Querverbundunternehmen in der Region unterer und oberer Zürichsee. Es
stellt Versorgungssicherheit in den Gemeinden Feusisberg, Freienbach und
Wollerau her. Die Höfe AG
hat einen grossen Startvorteil, in dem sich der Standort unweit von zwei
bestehenden Autobahn-Tankstellen befindet, letztere also nur einer kurzen Pipeline-Zuleitung bedürfen. Wie CEO Arne Kähler betonte, muss man sich bei solchen Leitungen nicht
die Durchmesser der üblichen Öl- und Gas-Pipelines vorstellen – sondern
lediglich eine Grössenordung von einer Fünfliber-Münze. Auch hier wird die
Energie aus Restwassermengen bezogen werden. Immer vorausgesetzt, der
Verwaltungsrat stimmt dem Projekt demnächst zu. Gleich soll etwa in der
Westschweiz das Kraftwerk Schiffenen (Kanton Freiburg) um eine Wasserstofferzeugung ergänzt
werden.
Zurück zu den Preisen: Angaben wurden auch an
der Tagung kaum gemacht, denn sie hängen von zu vielen Variablen (volatiler
Energiemarkt) ab. Abgesehen davon, dass man sich offenbar derzeit von der
Konkurrenz nicht in die Karten blicken lassen will. Die Rede war in der
Mehrzahl von Kilogrammpreisen im zweistelligen Bereich (der Preis für ein Kilogramm Wasserstoff
beträgt gemäss Google-Recherche an allen öffentlichen H2 MOBILITY H2-Tankstellen in Deutschland
aktuell 9,50€ (brutto). Auf 100 km verbraucht ein Brennstoffzellenfahrzeug ca.
ein Kilogramm Wasserstoff, erzeugt also Kraftstoffkosten von 9,50€). Das beschneidet die
Konkurrenzfähigkeit von Wasserstoff gegenüber anderen Energieträgern weiterhin oder ist bestenfalls auf deren Höhe. Aber deren Preise kennen aktuell ja bekanntlich nur die
Richtung nach oben.
Kurzfristig fällt ins Gewicht, dass in der Schweiz demnächst den gängigen
Energieformen mehr Wasserstoff (bis zu zehn statt zwei Prozent bisher) beigemischt
werden darf. Und zu den hauptsächlichen Abnehmern: Am ehesten die Industrie für
Prozesswärme, überall wo hohe Temperaturen erforderlich sind. Aus Gründen der Effizienz fast sicher nicht
der private Personenverkehr (PW) – und hierzulande zumindest umstritten der
Lastwagenschwerverkehr. In diesem Bereich rollt zwar bereits das grösste
hiesige H2-Projekt überhaupt. Mehr als ein Dutzend Lastwagen des
südkoreanischen Herstellers Hyundai verkehren bereits auf CH-Strassen und tanken an dem
rund halben Dutzend Tankstellen. Aber die Distanzen sind in der Schweiz
derart beschränkt, dass sich hierzulande bei den LKW vielleicht doch eher die
reine E-Mobilität, also ein Betrieb mit Batteriestrom durchsetzen wird. Und ganz allgemein ist nicht zu zweifeln an
der Aussage des Vertreters des Paul Scherrer Instituts (Serge Biollaz PSI), der
ähnlich wie in anderen Energiebereichen (Beispiel Versorgungssicherheit) eine
tragfähige Lösung für die Wasserstoffzukunft nur in internationalem
Zusammenhang sieht, nationale Alleingänge ausgeschlossen.
Die Geschäftszahlen für 2021 spiegeln die Herausforderungen der Wandlung
vom Anlagenbauer zum Zell- und Modulproduzenten des Schweizer
Photovoltaik-Herstellers wider. Der Nettoumsatz reduzierte sich auf 39,9
Millionen Euro, was zu Verlusten beim Jahresergebnis führte. Dennoch
ist Meyer Burger weiterhin liquide und will mit einem neuen Modell den
Ausbau seiner Produktionsstandorte in Deutschland und USA beschleunigen.
Seine
strategischen Ziele für 2021 hat Meyer Burger gemäss der Medienmitteilung der Firma erreicht: Die Zell- und
Modulproduktionsstandorte in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen,
Sachsen-Anhalt, Deutschland) und Freiberg (Sachsen, Deutschland) sowie
der erfolgreiche Markteintritt. Das Unternehmen hat sich erfolgreich von
einem Hightech-Produktionsausrüster zu einem integrierten Hersteller
von Hochleistungs-Solarzellen und -modulen gewandelt. Dies war dank des
geschützten Geschäftsmodells und technologischer Autonomie möglich. Auch
wenn die derzeitige wirtschaftliche und politische Situation global
sehr herausfordernd ist: Sie hat die Dynamik für die Photovoltaik im
Allgemeinen stark erhöht und zu einer Wiederbelebung der europäischen
und amerikanischen Photovoltaikindustrie geführt. Übergangsphase und Hochfahren der Produktion schlagen sich in Finanzergebnissen nieder: Die Ergebnisse des Finanzjahres 2021 spiegeln die Transformation des
Geschäftsmodells wider. Der konsolidierte Nettoumsatz sank auf CHF 39,9
Millionen (2020: CHF 90,5 Millionen), wovon CHF 8,8 Millionen aus dem
ersten Verkauf von 20 Megawatt (MW) an PV-Modulen stammen. Das
Betriebsergebnis nach Kosten für Produkte und Dienstleistungen betrug
CHF 29,2 Millionen (2020: CHF 37,9 Millionen). Mit dem
Hochfahren der Produktion erhöhte sich die Anzahl der Mitarbeitenden,
was zu einem Personalaufwand von CHF 60,4 Millionen (2020: 53.9
Millionen) führte. Der Betriebsaufwand stieg auf CHF 41,2 Millionen
(2020: 28,5 Millionen). Dies ist in erster Linie auf zusätzliche neue
Infrastrukturkosten wie Miete und Energie, Marketingausgaben sowie
Gebühren und Aufwendungen im Zusammenhang mit der Finanzierung im Jahr
2021 zurückzuführen. Das EBITDA lag bei CHF -72,5 Millionen (2020: CHF
-44,6 Millionen). Die neuen Produktionsanlagen wirken sich erst ab dem
zweiten Halbjahr 2021 auf die Abschreibungen aus. Entsprechend lag das
EBIT bei CHF -85,3 Millionen (2020: CHF -58,1) und das Nettoergebnis bei
CHF -100,5 Millionen (2020: CHF -64,5 Millionen, was CHF -0,04 pro
Aktie entspricht (2020: CHF -0,04). Per 31. Dezember 2021
erhöhte sich die Bilanzsumme auf insgesamt CHF 492,7 (31. Dezember 2020:
CHF 296,8 Millionen). Darin spiegeln sich die Investitionen in das
Hochfahren der beiden neuen Fabriken sowie die erfolgreich
durchgeführten Finanzierungsmassnahmen wider. Die Gruppe wies einen
soliden Bestand flüssiger Mittel von CHF 231,4 Millionen auf (2020: CHF
139,8 Millionen), der zur Finanzierung der notwendigen weiteren
Investitionen zur Verfügung steht. Das Umlaufvermögen verblieb praktisch
unverändert bei CHF 33,4 Millionen (2020: CHF 32,7 Millionen). Höhere
Vorräte gleichen die höheren Verbindlichkeiten aus Lieferungen und
Leistungen im Vergleich zu 2020 ungefähr aus. Rund 30 Direktkunden und mehr als 500 registrierte Installateure: Die Nachfrage im Segment der Dachanlagen für Wohn- und
Kleingewerbehäuser, Meyer Burgers momentaner Hauptfokus, hat sich stark
entwickelt. Das Auftragsbuch ist fast für das gesamte erste Halbjahr
2022 gefüllt, und die Preise entsprechen den Erwartungen. Vom ersten
Produktionstag an erfüllten die Module höchste Qualitätsanforderungen.
Meyer Burger wird von Händlern, Installateuren und Kunden als
Premium-Marke anerkannt und ist in seinen Kernmärkten bereits gut
positioniert. Besonders stark ist die Nachfrage auf dem Schweizer
Heimatmarkt. Das inzwischen über 45 Personen starke Vertriebs- und
Marketingteam vertritt das Unternehmen in den relevantesten europäischen
Märkten und in den USA. Allein in Europa betreut es rund 30
Direktkunden und über 500 registrierte Installateure. Verzögerungen im Hochfahren der Produktion: Die COVID-19-Pandemie hat die Transformation und das Hochfahren der
Produktion erheblich beeinträchtigt. Kurzfristige, unerwartete
Lieferengpässe verzögerten den Produktionsstart im Sommer 2021. Die
Personalausfälle waren deutlich höher als üblich: Meyer Burger war
gezwungen, den Ausstoss der neuen Solarmodulproduktion im vierten
Quartal 2021 und auch noch Anfang 2022 zu reduzieren. Insgesamt
verlief das Hochfahren der Produktion langsamer als ursprünglich
erwartet. Dies beeinträchtigte die Erreichung der operativen Ziele des
Unternehmens für 2021. Die entsprechenden Hochfahrkosten und die
unvollständige Absorption der Produktionsgemeinkosten wirkten sich
negativ auf die realisierte Bruttomarge aus. Ausbau auf 1,4 Gigawatt und neue Produkte ab 2022: Der Ausbau auf 1,4 GW jährliche Produktionskapazität am
Zellenproduktionsstandort Thalheim und 1 GW Jahreskapazität am
Modulproduktionsstandort Freiberg läuft, ebenso die Planung für den
Ausbau am US-amerikanischen Standort in Goodyear, Arizona. Die jährliche
Produktionskapazität in den USA wird zunächst 0,4 GW betragen und soll
im Jahr 2023 verfügbar werden; die bestehende Infrastruktur in Goodyear
wird eine nahtlose Erweiterung auf 1,5 GW Solarmodulproduktion
ermöglichen.
Für das Jahr 2022 plant Meyer Burger zudem die Lancierung neuer Produkte
für Gewerbe- und Industriekunden. Die Umsetzung erster
Pilotkundenprojekte für Meyer Burgers Solardachziegel wird, wie
ursprünglich geplant, in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 erwartet. Ausblick: Um die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten zu überwinden, muss
der Einsatz der Photovoltaik in Europa vorangetrieben werden – und nicht
nur, um den Klimawandel einzudämmen. Dass das notwendige höhere Mass an
strategischer Autonomie nur mit einer starken europäischen PV-Industrie
erreicht werden kann, darüber besteht zunehmend Einigkeit. Auch
verlangen die Kunden zunehmend Hochleistungs-Produkte, die lokal und auf
besonders nachhaltige Weise hergestellt werden. In dem
Zusammenhang blickt Meyer Burger zuversichtlich auf die nächsten,
möglicherweise noch zu beschleunigenden Expansionsphasen. Als
europäischer, integrierter, technologisch eigenständiger und
skalierbarer PV-Spezialist ist Meyer Burger in dieser Hinsicht
einzigartig positioniert. Auch der US-amerikanische Markt bietet enormes
Expansionspotenzial. Daher beschleunigt Meyer Burger seine
ursprünglich kommunizierten Ausbaupläne. Diese sahen eine Ausbaupause im
Jahr 2023 vor, gefolgt von einem moderaten Wachstum auf 7 GW bis 2027.
Zu der neuen Strategie gehört auch die gezielte Absicherung der
Lieferketten für die benötigten Materialien und Komponenten. Aufgrund
der hohen Skalierbarkeit der Nachfrage im Bereich Grossanlagen
beabsichtigt Meyer Burger, sein Wachstum in diesem Marktsegment zu
beschleunigen. Da
die Expansion schneller als bisher geplant erfolgen soll, überarbeitet
Meyer Burger im Moment seine zuvor veröffentlichten Prognosen. Eine
angepasste Prognose wird voraussichtlich spätestens zusammen mit den
Halbjahresergebnissen im August 2022 bekannt gegeben.
Geschäftsbericht 2021 Der Jahresbericht 2021 ist unter folgendem Link zu finden:
Erste
Schätzungen zeigen, dass der Energieverbrauch der Schweiz 2021
gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen hat. Diese Schätzungen
publiziert das Bundesamt für Energie erstmals.
Für
das Jahr 2021 wird eine Zunahme des Endenergieverbrauchs der Schweiz
von etwa 6% gegenüber dem Vorjahr erwartet, auf schätzungsweise 791’610
Terajoule (TJ). Die Schätzung zeigt, dass bei allen Energieträgern eine
Zunahme gegenüber dem Jahr 2020 zu erwarten ist. Hauptsächlich zwei
Faktoren sind hierfür verantwortlich: Die weniger stringenten
Restriktionen aufgrund der COVID-19-Pandemie sorgten 2021 für einen
generellen Anstieg des Energieverbrauchs. Die kalte Witterung im letzten
Jahr führte zudem zu einem Anstieg des Verbrauchs der fossilen
Brennstoffe (Heizöl und Gas) und der übrigen Energieträger, die zu
Heizzwecken eingesetzt werden.
Das Bundesamt für Energie (BFE)
publiziert zum ersten Mal eine Schätzung des Endenergieverbrauchs der
Schweiz nach Energieträgern für das Jahr 2021. Das Ziel ist, die
Öffentlichkeit möglichst früh über den Energieverbrauch des Vorjahres zu
informieren.
Die Schätzung des Endenergieverbrauchs ist für fünf Energieträgergruppen vorhanden (siehe dazu auch den Kurzbericht).
Gemäss den provisorischen Zahlen machen die Erdölprodukte (Brenn- und
Treibstoffe) den grössten Anteil (344’480 TJ) am Energieverbrauch aus,
gefolgt von Elektrizität (209’150 TJ) und Gas (121’910 TJ). Unter den
restlichen Energieträgern (83’770 TJ) sind Kohle, Holz, Fernwärme und
Industrieabfälle zusammengefasst. Die übrigen erneuerbaren Energien
(Summe von biogenen Treibstoffen, Biogas, Sonne und Umweltwärme)
erreichen den kleinsten Anteil (32’300 TJ).
Die Schätzung des
Energieverbrauchs basiert auf bereits verfügbaren (provisorischen)
Daten, Trends aus vergangenen Entwicklungen und statistischen
Modellierungen. Diese Schätzung dient als Richtwert, ist provisorisch
und kann nicht für qualifizierte Aussagen verwendet werden. Es ist zu
erwarten, dass die definitiven Werte noch von den Schätzwerten
abweichen, da gewisse Faktoren nicht vollständig erfasst werden können.
Der
definitive Energieverbrauch der Schweiz im Jahr 2021 wird am 23. Juni
2022 zusammen mit einem zusammenfassenden Überblick veröffentlicht. Die
vollständige Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2021 ist ab der
ersten Hälfte Juli 2022 im Internet verfügbar und Anfang August in gedruckter Form erhältlich.
Erica Madonna und Giulia Lechthaler-Felber, Analysen und Perspektiven, Bundesamt für Energie
Für
die Metallisierung von Silicum-Solarzellen sowie vieler anderer
elektronischer Bauteile ist aktuell der Flachbett-Siebdruck das
Standardverfahren. Forschern des Fraunhofer-Instituts für Solare
Energiesysteme ISE ist es nun auf einer gemeinsam mit der ASYS
Automatisierungssysteme GmbH entwickelten neuen Fertigungsanlage
gelungen, den Durchsatz beim Drucken um den Faktor 1,5 zu erhöhen.
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Dazu
wurde erstmalig der Rotationssiebdruck- und das Flexodruckverfahren
eingesetzt. Mit der neuen Anlage realisierte das Forschungsteam eine
Taktzeit von nur 0.6 Sekunden pro Solarzelle. Der neue Prozess kann auch
für den funktionalen Druck im Bereich Wasserstofftechnologie, Sensorik
oder Leistungselektronik eingesetzt werden. Besucherinnen und Besucher
der LOPEC (23.-24.3. 2022, Internationales Congress Center München) 2022
können das Konzept am Messestand des Forschungsinstituts (FO.10)
kennenlernen. »Die Metallisierung per Siebdruck ist
verfahrensbedingt auf einen Durchsatz von aktuell circa 0.9 Sekunden pro
Solarzelle und Spur begrenzt «, begründet Dr. Florian Clement, Leiter
der Abteilung Produktionstechnologie – Strukturierung und Metallisierung
am Fraunhofer ISE das Forschungsinteresse. »Der Druck ist damit ein
Flaschenhals im Produktionsprozess von Silicium-Solarzellen, und auch im
Beschichtungsprozess von Stückgut-Komponenten in vielen anderen
Branchen«. Um den Durchsatz bei der Metallisierung weiter
steigern zu können, entwickelte ein Projektkonsortium um die ASYS
Automatisierungssysteme GmbH und das Fraunhofer ISE deshalb eine
Demonstrator-Anlage für die Hochdurchsatz-Metallisierung von
Silicium-Solarzellen und anderen elektronischen Bauteilen. Im Rahmen
eines Proof of Concept konnten sie nun zeigen, dass sich der Durchsatz
des Druckprozesses um den Faktor 1,5 erhöhen lässt. »Die Anlage hat das
technische Potenzial den Durchsatz im Vergleich zu Siebdruckanlagen zu
verdoppeln,« erklärt Dr. Andreas Lorenz, Projektleiter am Fraunhofer
ISE. Die Anlage verfügt über ein neu entwickeltes
Hochdurchsatz-Transportsystem. Dabei werden die zu beschichtenden
Bauteile auf autonomen »Shuttles« mit hoher Geschwindigkeit und
Präzision durch Druckwerke der Schweizer Maschinenbaufirma Gallus Ferd.
Rüesch AG (Teil der Heidelberger Druckmaschinen AG) transportiert und
mit feinsten Strukturen passgenau beschichtet. Je nach Anforderung kann
ein Rotationssiebdruckwerk oder ein Flexodruckwerk zugeschaltet werden,
weitere Druck- und Beschichtungsverfahren wie Multi-Nozzle Dispensing
und Tiefdruck sind aufgrund der modularen Bauweise ebenfalls
integrierbar. Die möglichen Anwendungsgebiete der neuen Anlage
gehen dabei weit über die Metallisierung von Siliciumsolarzellen hinaus.
Während die überwältigende Mehrheit der Druck- und Beschichtungsanlagen
im Markt nach dem Prinzip »Rund-zu-Rund« arbeitet und damit auf
bahnförmige Substrate beschränkt ist, adressiert diese Anlage die
Hochdurchsatz-Beschichtung von Stückgut-Komponenten wie Solarzellen,
Leiterplatten, Chipkarten und einer Vielzahl weiterer Bauteile.
Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg führen
in aller Deutlichkeit die Problematik einer global vernetzten Welt und
insbesondere der Auslagerung von Schlüsselindustrien vor Augen. Dies
gilt für die Lieferketten fast aller verfügbaren Energien, für fast alle
Konsumgüter und zu einem gewissen Grad auch für die Photovoltaik, bei
deren Herstellung Europa bis vor 10 Jahren noch führend war. Die EU will
die Solarindustrie nun zurück nach Europa holen. Die Schweiz kann und
muss sich an diesem Projekt beteiligen.
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Die EU hat die Problematik als Chance erkannt und
beschlossen, eine aktive Industriepolitik zu betreiben und unter anderem
die Produktion von Solarpanels nach Europa zurückzuholen. Deshalb wurde
in der EU im Jahr 2021 die European Solar Initiative gegründet, für die
Investitionen in der Höhe von 400 Milliarden Euro über den Zeitraum von
dreissig Jahren vorgesehen sind.
Der Forschungsstandort Schweiz kann dazu einen wesentlichen Beitrag
leisten: Nicht wenige Photovoltaikpioniere kommen aus der Schweiz. Ihr
Wissen kam schon zu Beginn auch dem inländischen Werkplatz zugute. Bis
heute kann sich der innovative Geist behaupten. Die Schweiz ist heute
weltweit führend in der zukunftsträchtigen Gebäudeintegration von
Photovoltaik. Nun sind es neben kreativen Forschungsstätten auch
Modulproduzenten, Zubehörentwickler, Architekturschaffende und
Bauherrschaften, welche die Photovoltaik hierzulande weiterentwickeln
und somit auch global vorantreiben. Viele sind Mitglieder von
Swissolar. Die kleine Schweiz kann durchaus ein wichtiger Player im
Wiederaufbau einer europäischen Photovoltaikproduktion sein.
Die Schweiz kann und muss sich am Aufbau einer europäischen Solarindustrie beteiligen: Swissolar begrüsst die Zustimmung des Nationalrats zum Postulat von Nationalrätin Gabriela Suter,
Vizepräsidentin von Swissolar, zur Beteiligung der Schweiz am Aufbau
einer europäischen Solarindustrie: Es ist ein Bekenntnis zu einem
gesamteuropäischen Engagement, die Importabhängigkeit bei Solarmodulen
zu reduzieren. Enttäuscht ist Swissolar allerdings von der kategorischen
Ablehnung industriepolitischer Anreize durch Bundesrat und Nationalrat.
Die Ablehnung ist eine vertane Chance, die Schweizer Position als
Wissens- und Innovationsvorreiterin im PV-Bereich weiter auszubauen und
damit zur Stärkung der europäischen Solarindustrie beizutragen.
Die momentan hohe Abhängigkeit von Modulimporten darf
gleichzeitig kein Grund sein, den raschen Ausbau der Photovoltaik (PV) in der
Schweiz weiter zu verzögern. Denn im Gegensatz zu fossilen
Energieträgern geschieht der Import nur einmalig und nicht während der
Betriebsdauer von rund 30 Jahren oder mehr. Während dieser Zeit trägt
Photovoltaik mittels emissionsfreier Stromproduktion dazu bei, die
heutigen Energieimporte in der Höhe von jährlich rund 8 Milliarden
Franken Jahr für Jahr weiter zu reduzieren. Eine PV-Anlage
produziert in der Schweiz durchschnittlich das 20- bis 25-fache an
Energie, die für ihren Lebenszyklus (Produktion, Betrieb,
Recycling) nötig ist.
Photovoltaik produziert emissionsfreien Strom, Wertschöpfung und Jobs in der Schweiz: Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist hervorzuheben, dass die
Modulkosten, je nach Anlagegrösse, noch 20 bis 40 % der
Investitionskosten ausmachen. Wechselrichter und Tragwerk machen weitere
20 % aus. Ein Teil davon wird bereits heute von Schweizer Unternehmen
produziert. Der ganze Rest, also rund die Hälfte der Investition,
verbleibt als Wertschöpfung (hauptsächlich Planung, Installation,
Wartung) in der Schweiz. Im vergangenen Jahr (2021) entsprach alles
zusammen einem Umsatz von mehr als 500 Millionen Franken, der direkt in
die einheimische Wirtschaft floss – Tendenz steigend. Heute umfasst die
Schweizer Solarbranche bereits rund 7000 Vollzeitstellen und diese Zahl
dürfte sich in den nächsten 10 Jahren verdreifachen. Swissolar arbeitet
deshalb zurzeit am Aufbau einer Berufslehre mit Fokus Solarmontage.
Denn das Ziel ist klar: Bis 2050 muss Schweizer Photovoltaik 45 TWh
Strom im Jahr liefern, also 15-mal mehr als heute. Was es braucht, um
dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, hat Swissolar kürzlich in einem 11-Punkte-Programm der Schweizer Solarwirtschaft zusammengefasst.
Vor all diesem Hintergrund wenig erstaunlich: Mittlerweile
befürworten alle grossen Schweizer Parteien von links bis rechts
grundsätzlich den massiven Ausbau der Photovoltaik hierzulande.
Swissolar würde es begrüssen, wenn den Worten auch parteiübergreifend –
insbesondere bei der FDP und SVP – mehr Taten folgen.
Die
Frühjahrssession 2022 des Parlaments findet heute Freitag ein Ende. Die 3
Sessionswochen waren geprägt von den Ereignissen in der Ukraine. Die
Auswirkungen des Kriegs auf die Energiemärkte und die
Versorgungssicherheit wurden diskutiert und fanden Eingang in diverse
Anfragen und Vorstösse. Folgend ein Überblick über die
energiepolitischen Geschäfte der Session.
Erste Woche: In der ersten Woche behandelte der Nationalrat die Initiative Für ein gesundes Klima (Gletscher-Initiative).
Sie will die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen der Schweiz bis
2050 auf Netto-Null zu senken und verlangt, dass ab 2050 keine fossilen
Brenn- und Treibstoffe mehr in Verkehr gebracht werden dürfen. Der
Bundesrat legt dem Parlament einen direkten Gegenentwurf vor, welcher am
Ziel festhält aber auf das Verbot verzichtet. Die Grosse Kammer hat die
Initiative mit 99 zu 89 Stimmen zur Ablehnung und den Gegenvorschlag
mit 104 zu 67 Stimmen zur Annahme empfohlen.
Die Motion von Ständerat Matthias Samuel Jauslin (FDP Aargau) «Energieautonomie der Immobilien des Bundes. Fotovoltaik-Offensive»
wurde nun auch im Ständerat angenommen. Der Bundesrat war mit dem
Auftrag einverstanden und die Verwaltung wird sich jetzt an der
Umsetzung machen.
Dritte Woche: Die
dritte Woche der Frühjahrsession war geprägt von der dinglichen Debatte
zum Ukraine-Konflikt. Bundesrätin Simonetta Sommaruga betonte erneut
die Wichtigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien. «Wir müssen die
Erneuerbaren mit aller Kraft ausbauen, es ist mehr Tempo angesagt. Zudem
müssen wir die Energieverschwendung zurückfahren», sagte sie im Rahmen
der Debatte. Die Rahmenbedingungen dazu seien gut aber die Politik sei
immer noch gefragt. Die Bevölkerung und Wirtschaft seien bereit für den
Energiewandel.
Zusätzlich wurde aus
energiepolitischer Sicht in der dritten Woche die parlamentarische
Initiative von Nationalrat Franz Grüter (SVP Luzern) «Keine Mehrwertsteuern auf Steuern und Abgaben erheben»
diskutiert. Die Initiative wurde mit 105 zu 84 Stimmen angenommen und
an die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerats überwiesen.
Die Sommersession beginnt am 30. Mai und dauert bis zum 17. Juni 2022.
Florin Konrad, Hochschulpraktikant Medien & Politik, Bundesamt für Energie - energeiaplus.com
SolarButterfly: Das ist ein solarbetriebenes Wohnmobil in Form eines
riesigen Schmetterlings, der das Elektrofahrzeug, das ihn zieht,
auflädt. Es wird bald auf der Suche nach Projekten und Pionieren gegen
die globale Erwärmung um die Welt reisen.
Vergrössern mit Klick auf Darstellung !
Initiator ist der Schweizer
Umweltpionier Louis Palmer, der vor 15 Jahren als erster Mensch die Welt
mit einem solarbetriebenen Auto umrundet hat. Der SolarButterfly und
seine Passagiere werden nun viele der Projekte, die Palmer damals in 90
Ländern gesehen hat, erneut besuchen und darüber berichten, wie sie zu
einer nachhaltigen Zukunft beitragen. Außerdem sollen 1.000 Lösungen in
Sachen Klimawandel identifiziert, aufgezeichnet und veröffentlicht
werden, um Millionen von Menschen zu ähnlichen Massnahmen zu
inspirieren.
Das
speziell von der Hochschule Luzern in der Schweiz entworfene Wohnmobil
ist ein praktisches Beispiel für nachhaltiges Leben ohne
Kohlenstoffemissionen. Eines seiner einzigartigen Merkmale ist, dass
sich sein Dach zu einem großen Solarpaneel (80 m2) oder
«Schmetterlingsflügel» entfaltet, der die Geräte im Inneren mit Strom
versorgt und sogar das Elektroauto, das es zieht, auflädt. Der
SolarButterly (10 m lang und mit hochgeklappten Flügeln 13 m breit) wird
aus hochmodernen Materialien gebaut, darunter Kunststoffabfälle, die im
Meer gesammelt und in einem einzigartigen Verfahren so umgewandelt
werden, dass sie als Hauptbaumaterial für den Butterfly verwendet werden
können. Der SolarButterfly wird derzeit in der Nähe von Luzern in der
Zentralschweiz gebaut.
Für
die zahlreichen Studierenden der Hochschule Luzern, die an dem Projekt
beteiligt waren, gab es von der Konstruktion bis zur Einrichtung viele
Fragen zu beantworten und Probleme zu lösen. Im Blogbeitrag erfahren Sie mehr darüber. Begleitet
hat die Studierenden Prof. Dr. Stephen Wittkopf, Leiter WIT (Wissens-
und Innovationstransfer) am Departement Technik & Architektur der
Hochschule Luzern, der Ihnen gerne Fragen zum Projekt beantwortet und
Kontakt zu Studierenden herstellen kann, die daran mitgearbeitet haben.
The SolarButterfly is planning to visit more than
1,000 projects that focus on slowing climate change. It will also
create events with the local population, schools and political leaders
involved. The project will be implemented in phases starting with
22,000 kilometers across 32 countries in Europe. According to the
planned route the SolarButterfly will then visit five other continents
finishing in Paris on December 12, 2025, just in time for the tenth
anniversary of the climate agreement. Following Europe (May to November
2022) the SolarButterfly itinerary and time frame will be:
1. Asia March - October 2023 2. Australia November – December 2023 3. North America March 2024 - August 2024. 4. South America August 2024 - November 2024. 5. Africa February 2025 - August 2025 6. Europe August 2025 – December 2025.
Dank Solarenergie kann sich
die Schweiz künftig mit umweltfreundlichem Strom selbst versorgen. Der
geforderte Umbau ist ein Generationenprojekt. Letztlich leisten wir
damit aber einen Beitrag zum Frieden. Übernahme des Textes der Schweizerischen Energie Stiftung.
Von Daniel Bütler & Nils Epprecht* Illustrationen: Tomas Fryscak
Mit dem Krieg in der Ukraine ist die Angst vor einem russischen
Atomschlag zurück. Als sich die Schweiz in den 1960ern vor einem
Nuklearangriff der Sowjets fürchtete, setzte man auf Bunker. Bis vor
wenigen Jahren mussten Bauherr:innen in ihrem Eigenheim einen Schutzraum
einbauen. Bezahlt aus der eigenen Kasse. So wurde die Schweiz das Land
mit der vermutlich höchsten Bunkerdichte weltweit. Generationen von
Hausbesitzer:innen akzeptierten diese «Zwangsmassnahme» klaglos. Es ging
ja um den Schutz des eigenen Lebens.
Auch wenn das 20. Jahrhundert gerade ein unrühmliches Comeback
feiert, bleibt die Klimakrise die grösste Herausforderung des 21.
Jahrhunderts. Drei Viertel der Schweizer Treibhausgasemissionen stammen
aus dem Verbrennen fossiler Energieträger – zum Heizen, für Verkehr und
Industrie. Das entscheidende Mittel, um Treibhausgasemissionen zu
vermeiden, sind erneuerbare Energien, beispielsweise in Form von
Photovoltaik. Rund 15’000 Franken kostet eine Solaranlage auf einem
Einfamilienhaus. Gleich viel wie ein Schutzraum.
Solarenergie in der Pole-Position
Um die Treibhausgasemissionen auf null zu reduzieren, brauchen wir
neue Kapazitäten, beispielsweise, um den Verkehr zu elektrifizieren.
Hinzu kommt, dass der wegfallende Atomstrom ersetzt werden muss und es
unsicher ist, wie viel Strom die Schweiz künftig importieren kann. Die
Dimensionen des notwendigen Umbaus sind gewaltig. Eine Greenpeace-Studie
zur Dekarbonisierung unseres Energiesystems zeigt: Um das Ziel einer
maximalen Erderwärmung von 1,5 Grad zu unterstützen, muss die Schweiz
bis 2035 Kapazitäten von 35 bis 45 Terawattstunden (TWh: Milliarden
Kilowattstunden) neu bauen. Zum Vergleich: 2020 verbrauchte das Land
rund 56 TWh Strom.
In der Pole-Position steht die Solarenergie. Sie kann viel schneller
als alle anderen Energieformen installiert werden und ist heute bei
Neuanlagen schon am günstigsten. Bei der Wasserkraft gilt das Potenzial
als praktisch ausgeschöpft. Neue Wasserkraftwerke bedeuten immer einen
grösseren Eingriff in die Natur und können der Biodiversität schaden.
Für Windkraft sind die engräumigen Verhältnisse in der Schweiz nicht
ideal, was immer wieder zu politischem Widerstand führt.
Die Angst vor der Atombombe
Mit politischem Widerstand gegen Energieprojekte kennt sich die
Schweiz aus. Gegen Talsperren und insbesondere gegen Atomkraftwerke kam
es vor über 50 Jahren zu Massenprotesten. Die Gründung der umwelt-
wie auch der friedenspolitischen Bewegungen gehen auf denselben Urmoment
zurück, wie das Schweizer Bunkerobligatorium: die sowjetische
Atombombe. 1953 musste der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower in
einer Rede vor der UN-Vollversammlung eingestehen: «Das schreckliche
Geheimnis und die furchterregenden Maschinen der Atommacht gehören nicht
uns allein.» Die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki hatten
acht Jahre zuvor den zweiten Weltkrieg beendet und den Startschuss für
das nukleare Wettrüsten zwischen Ost und West gegeben. Eisenhower
suchte nach einem neuen Weg, um den USA möglichst umfassende Kontrolle
über die Atomtechnologie zu sichern. «Es reicht nicht aus, die Waffe
aus den Händen der Soldaten zu nehmen. Sie muss in die Hände derer
gelegt werden, die es verstehen, ihre militärische Hülle abzustreifen
und sie den Künsten des Friedens anzupassen», schlug er deshalb vor.
Unter der Schirmherrschaft einer Atomenergieagentur der Vereinten
Nationen und damit unter penibler Kontrolle der USA sollte dem
sowjetischen und potenziellen weiteren Atomwaffenprogrammen der
Nährboden entzogen werden, indem spaltbares Material der zivilen
Stromproduktion zugeführt wurde. Die Idee Atoms for Peace war geboren.
Dem Solarausbau stehen Hürden im Weg
Die Ölkrisen in den 1970ern halfen mit, die Atomkraft als
beständige Energiequelle zu etablieren. In der Schweiz zeigte sich dies
durch den Bau der AKW Gösgen und Leibstadt. Spätestens seit den 1990ern
setzten die Atompromotor:innen auf ein weiteres Argument: die
Atomenergie als klimafreundliche Energie.
Das Narrativ feiert dieser Tage und Wochen gerade seine x-te
Renaissance. Atomenergie weist zwar eine relativ gute CO2-Bilanz auf,
doch die gesamte Umweltbilanz und die Langzeitrisiken sind verheerend.
Ausserdem ist sie viel teurer als erneuerbare Energie. Daher weisen
Schweizer Energieunternehmen den Bau neuer AKW weit von sich. Genau wie
die zuständige Ständeratskommission. Auch bürgerliche Politiker:innen
sind skeptisch. Der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller sagt: «Wer von
einem möglichen AKW-Neubau redet, verkennt die Meinung von Expertinnen
und Betreibern. Sie raten aktuell davon ab, weil ein Neubau zu spät käme
und zu teuer wäre.» Stattdessen solle man den Ausbau der erneuerbaren
Energien vorantreiben.
Das hat die Schweiz auch per Volksabstimmung beschlossen. 2017
sagte die Mehrheit Ja zur Energiewende. Doch beim Ausbau der neuen
erneuerbaren Energien Solar und Wind liegt die Schweiz europaweit im
Hintertreffen. Der Anteil von Solarenergie an der gesamten
Stromproduktion beträgt knapp 5 %. Windenergie ist praktisch inexistent.
«Vor 2017 fehlte schlicht der Wille zum Ausbau der neuen
Erneuerbaren. Man glaubte, man könne notfalls neue AKW bauen», sagt
Nadine Masshardt, Berner SP-Nationalrätin und Präsidentin des
Stiftungsrats der SES. Die Politik habe sich bisher zu wenig
ambitionierte Ziele gesetzt, konstatiert Felix Nipkow, Co-Leiter Klima
und erneuerbare Energien bei der SES: «Zudem gab es aus der Strombranche
Widerstand, weil man Solarenergie als Konkurrenz betrachtete.» Das habe
sich geändert, sagt Masshardt: «Heute ist der Wunsch zum Ausbau da.
Aber immer, wenn es konkret wird, hapert es an allen Enden.» Für die
Dekarbonisierung bis 2035 muss die Produktion von Solarstrom um den
Faktor 12 bis 17 erhöht werden. Der jährliche Zubau sollte sich dafür
verfünffachen.
Zentral sind dabei die Gebäude. Auf Dächern und Fassaden könnten
gemäss Berechnungen des Bundesamts für Energie Solarpanels mit einer
Produktion von bis zu 67 TWh montiert werden. Heute werden erst 4 % der
Gebäudeflächen dafür genutzt. In der Vergangenheit bremsten lange
Wartefristen bei den Unterstützungsbeiträgen den Solarausbau. Und noch
immer rechnet sich die Solarstromproduktion nur für den Eigenverbrauch,
nicht aber zum Einspeisen ins Netz, weil viele Stromversorger schlicht
zu wenig bezahlen.
Energiegemeinschaften fördern
Damit mehr Solaranlagen an Gebäuden montiert werden, braucht es
Investitionssicherheit, findet die SES. Doch der Bund macht das
Gegenteil. Gemäss dem Entwurf zum neuen Energieversorgungsgesetz werden
kleinere Solaranlagen noch unrentabler. Die SES fordert, dass es
künftig eine garantierte Untergrenze beim Preis für Solarstrom aus
kleinen und mittelgrossen Anlagen gibt. Das Parlament muss das Gesetz
hier nachbessern.
Bremsend wirkt zudem, dass die Netzbetreiber:innen die vollen
Netzgebühren verrechnen, wenn Private Solarstrom lokal handeln möchten.
«Für den Stromhandel unter Nachbar:innen braucht es einen Lokaltarif»,
fordert David Stickelberger vom Branchenverband Swissolar. So könne man
Energiegemeinschaften fördern. Österreich habe das eingeführt, seither
boome der lokale Solarstromhandel. «Grundsätzlich braucht es für den
Ausbau der Solarenergie mehr finanzielle Unterstützung und eine
Pflicht», so Stickelberger weiter.
Für Jürg Rohrer, Professor für erneuerbare Energien an der
ZHAW, lautet die entscheidende Frage: «Sind wir bereit,
Gebäudebesitzer:innen zu verpflichten, ihr Dach mit einer
Photovoltaikanlage auszurüsten?» Ein Solarstandard für Neubauten, das
Pendant zum Bunkerobligatorium, wird auf Bundesebene diskutiert. Und er
scheint mehrheitsfähig. Eine entsprechende Motion von Jacques Bourgeois
(FDP) wurde im Nationalrat fast einstimmig angenommen. Trotzdem hat der
Bundesrat das Anliegen in seinem Gesetzesentwurf zur Beschleunigung der
Verfahren im Energiebereich (noch?) nicht übernommen.
Mit Solaranlagen an Gebäuden wird sich vermutlich nicht der ganze
notwendige Zubau stemmen lassen. Genutzt werden können auch Strassen,
Parkplätze, Autobahnböschungen und Lärmschutzwände. Panels lassen sich
zudem auf freiem Feld installieren. «Wir müssen uns von der Idee
verabschieden, dass Solarmodule in der freien Landschaft zwangsläufig
negative Effekte haben», sagt Solarexperte Jürg Rohrer. Studien würden
zeigen, dass sie sogar die Biodiversität fördern könnten. Rohrer
plädiert dafür, auf Freiflächen im Berggebiet Solaranlagen zu
erstellen. Hier liesse sich gerade im Winter viel Strom erzeugen.
Gegen solche Anlagen ist Widerstand programmiert. Generell sind
Zielkonflikte bei einer grossen Solaroffensive unvermeidbar. Widerstand
dürfte von der Hauseigentümerlobby und vom Heimat- oder
Landschaftsschutz kommen. Und von den Fossilverbänden. Denn die
Solarenergie ist das Paradebeispiel dafür, dass sich die Erneuerbaren
vom Nischenprodukt für Freaks zur Bedrohung für die fossile Wirtschaft
entwickelt haben. Der Widerstand gegen die Energiewende wird längst
professionell organisiert und ist mittlerweile auch in gewissen
Parteiprogrammen zuoberst angekommen. Sogar das nüchterne Bundesamt
für Energie sah sich kürzlich dazu genötigt, eine Studie
herauszugeben, in der Vorurteile gegenüber der Solarenergie
wissenschaftlich entkräftet werden.
International sieht das nicht anders aus: Die Klima- und die
Energiepolitik sind nicht erst seit der Konkurs gegangenen Nord Stream 2
zum Spielball nationaler Partikularinteressen geworden. An der letzten
Klimakonferenz in Glasgow konnte beobachtet werden, wie schwer sich
China und die USA taten, angesichts grosser geopolitischer Differenzen
einen gemeinsamen Nenner in der Klimapolitik zu finden.
Mit Atoms for Peace lancierte Eisenhower vor fast 70 Jahren bereits
einmal einen – allerdings schlecht getarnten – Vorschlag, die Geopolitik
zugunsten der Energiepolitik hintenanzustellen. Atomare Friedenspolitik
hat seither Tradition. So war das von Michail Gorbatschow, Ronald
Reagan und François Mitterrand 1985 lancierte Kernfusionsprojekt ITER
Sinnbild für die Annäherung zwischen Ost und West. Dass das Projekt im
südfranzösischen Cadarache auch 37 Jahre später noch nicht fertig
gebaut ist, ist völlig zweitrangig.
Gute Klimapolitik schafft Frieden
Doch just einer von Mitterrands Nachfolgern, der aktuelle
französische Präsident Emmanuel Macron, liess Eisenhowers Bluff Ende
2020 ganz offiziell auffliegen: «Die Kernenergie wird weiterhin der
Eckpfeiler unserer strategischen Autonomie sein. Sie dient der
Abschreckung in verschiedenen Formen, dem Antrieb unserer Atom-U-Boote,
für unsere Trägerraketen und für den nuklearen Antrieb unserer
Flugzeugträger», sagte er in einer denkwürdigen Rede anlässlich eines
Besuchs in der Nuklearschmiede Le Creusot.
Doch im Unterschied zum Kalten Krieg hilft gegen die Klimakrise
keine Friedenspolitik, sondern nur die rasche Dekarbonisierung.
Umgekehrt gilt jedoch sehr wohl, dass gute Klimapolitik zur
Friedenspolitik wird: «Denn Frieden schaffen, heisst nicht nur Gewalt
verhindern oder sie abwehren, wenn die Konflikte bereits eskalieren […].
Frieden schaffen heisst auch vorausschauen und dafür sorgen, dass
Grundbedürfnisse […] erfüllt werden, auch die berechtigten Ansprüche
auf Energie. […] Versorgungssicherheit bedeutet also viel mehr als die
Sicherheit, dass das Licht angeht, wenn wir den Schalter drehen. […]
Eine Energieversorgung, welche den Lebensraum anderer wahrt und so
gewalttätige Konflikte vermeidet, ist langfristig wirtschaftlich
rentabel und dient dem globalen Frieden.» Diese Passage aus einem 2009
gehaltenen Referat des damaligen Bundesrats Moritz Leuenberger ist noch
immer brandaktuell. Das gilt für den Ukraine-Krieg, in der die
Energieabhängigkeit Europas eine zentrale Rolle spielt. Das gilt aber
erst recht angesichts steigender Meeresspiegel, Dürren und
Naturkatastrophen, die dazu führen, dass Millionen von Menschen ihre
Lebensgrundlagen verlieren und zur Flucht gezwungen werden. Der Konflikt
von morgen, dessen Nährboden wir heute mit dem fortschreitenden
Klimawandel gerade legen.
Es wird Zeit für einen echten energiepolitischen Friedensbeitrag:
Solar for Peace! So wie wir einst Bunker bauten, müssen wir nun
Solarpanels installieren.
*Die Autoren
Daniel Bütler Freischaffender Journalist und Texter in Zürich.