Der Strompreis in Frankreich ist allerdings nur scheinbar günstig… Nach einem Bericht des obersten Rechnungshofes in Frankreich kosteten die Erforschung, Entwicklung sowie der Bau der französischen Kernkraftwerke insgesamt 188 Mrd. Euro. Da in Frankreich die „zivile“ und die militärische Nutzung der Atomkraft nicht zu trennen sind, liegt die Summe vermutlich wesentlich höher. Die Nachrüstung der überalterten französischen Reaktoren wird über 55 Milliarden kosten. Die Zeitschrift Liberation berichtet von Nachrüstkosten von fast 100 Milliarden bis 2030.
Laut einem Bericht des französischen Wirtschaftsministeriums hatte die halbstaatliche EDF Ende 2019 rund 41 Milliarden Euro Schulden
und bis 2028 sollen es fast 57 Milliarden Euro (57.000.000.000) sein.
Um innenpolitische Probleme zu verhindern, darf die EDF den Strompreis
aus politischen Gründen nicht erhöhen. Die EDF-Verbindlichkeiten treiben
Frankreichs Staatsverschuldung massiv in die Höhe. Die Menschen in
Frankreich (und insbesondere deren Enkel) zahlen den scheinbar billigen,
teuren Atomstrom mit der Steuer. In diesen Kosten ist weder der
Abbau der AKWs noch eventuelle Kosten eines schweren Unfalls
einberechnet. Ein schwerer Atomunfall hätte in Frankreich verheerende
Folgen. Eine Regierungsstudie rechnet mit 430 Milliarden Euro Kosten.
In
Frankreich betreibt die EDF 56 überalterte Reaktoren, die jetzt fast
gleichzeitig alt und marode werden, hat aber fast keine Rücklagen für
den Abriss gebildet. In Deutschland geht der Staat sehr optimistisch von
47 Milliarden Kosten für Abbruch und Endlagerung aus. Der Abbruch der
großen Zahl an französischen AKWs könnte bei steigenden Kosten weit über
100 Milliarden Euro kosten, wenn bei der Sicherheit nicht gespart wird.
Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Atomwirtschaft den
französischen Staat auch ohne einen jederzeit möglichen Atomunfall in den Ruin
treibt.
An der französischen Atlantikküste in Flamanville wird
seit dem Jahr 2007 ein „Europäischer Druckwasserreaktor“ (EPR) gebaut.
Das Vorzeigeprojekt sollte ursprünglich 2012 zum Fixpreis von 3,2
Milliarden Euro fertiggestellt sein. Seitdem wurde der Betriebsbeginn
immer wieder verschoben, der Rechnungshof beziffert die Kosten auf
über 19 Milliarden Euro. Ob der EPR 2024 ans Netz geht, ist
fraglich. Wirtschaftlich arbeiten wird der Musterreaktor nie.
Der
Schweizer Atom-Lobbyist und Axpo-Chef Christoph Brand lässt die Träume
vom billigen Atomstrom aus neuen, kleinen AKW platzen. „Die
Produktionskosten für den Strom, den neue Kernkraftwerke liefern, seien
gegenwärtig etwa doppelt so hoch wie jene von größeren Wind- und
Solaranlagen, so Brand. Egal, wie man die Risiken der Kernkraft
einschätze, es sei schlicht nicht wirtschaftlich, auf neue AKW zu
setzen.“ sagte er in der atomfreundlichen NZZ am 21.10.2021.
In
Ländern mit einem funktionierenden Markt werden keine neuen AKWs gebaut.
Im Zweifelsfall hilft immer auch ein Blick auf den langfristig massiv
gesunkenen Aktienkurs der EDF, um die Marktchancen der von
Staatspräsident Macron angekündigten, atomaren Renaissance zu bewerten. „Brot
und Spiele“ mit künstlich niedrig gehaltenen Atom-Strompreisen kann im
französischen Wahlkampf funktionieren. Kostengünstiger, risikoloser Strom entsteht
heute jedoch mit Fotovoltaik und Windenergie.
Linkliste: Atomkraft, AKW, neue AKW, Atomunfälle, atomar-fossile Seilschaften
Noch nicht abgestellte AKW in Deutschland:
- AKW Brokdorf Ende 2021
- AKW Gundremmingen Ende 2021
- AKW Grohnde Ende 2021
- AKW Emsland Ende 2022
- AKW Neckarwestheim 2 Ende 2022
- AKW Isar 2 Ende 2022
Neue gefährliche, kleine AKW & der Thorium Reaktor:
Atomar-fossile Seilschaften, rechts-libertäre Atom-Lobbygruppen und industriegelenkte Schein-Bürgerinitiativen:
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